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> 2063 Beüage zu No. 177 der Bautzener Nachrichten. Mittwoch, den 2. August 1876. — In den Bereinigten Staaten von Nordamerika soll M. M acombar eine Monstrekanone construirt haben, ein Hinterladergeschütz, das die stärksten Pulverladungen verträgt und eine Tragweite von 14,000 M. haben soll. Das Princip, welches den Erfinder geleitet hat, besteht darin, daß in einem geplatzten Geschützrohre der Bruch innen immer stärker erscheint als außen. Er schweißt nun Platten und Barren von zähwrichem Eisen und Gerbstahl über einander, rollt diese verschweißten Ballen zur Spirale, deren fich tangirende Windungen einen Hohlraum freilassen, und treibt nun mit Hilfe des Dampf hammers einen Stahlklotz hinein, so lange, bis Abplattung eintritt. Aus solchen Massen, die wieder unter fich zusammengeschweißt werden, erzeugt er end lich das Geschützrohr und um jenen Theil desselben, welcher die Kammer bilden soll, legt er Stahlbänder, die er mit Hilfe hydraulischen Druckes anpreßt. Das Geschoß ist konisch und die Pulverladung beträgt die Hälfte des Gewichtes des Geschosses. Ein nach diesen Principien construirteS kleines Modell, 1,2 M. lang, hat zu den Versuchen gedient. Die Spitzkugel wog 360 Gramm und die Pulverladung 180 Gramm; die Anfangsgeschwindigkeit betrug mehr als 600 M., was allerdings ein Resultat wäre, das alle bisherigen Erfahrungen überflügelt. Bericht über die 17. öffentliche Sitzung des Stadtverordneten-Collegiums am 27. Juli. Unter Vorfitz de« unterzeichneten Vice-BorstandeS und bei Anwesenheit von 17 Mitgliedern wurden nachstehende Rathsdecrete berathen und genehmigt. 1) Wegen Verpachtung der Scheune Nr. 764 an den Oekonom Herrn Ramsch gegen ein jährliches Pachtgeld von 240 2) wegen Errichtung einer dritten Abtheilung der Fortbildungsschule, wegen Ueberfüllung der Classen; 3) wegen Errichtung einer Parallelklasse zur 7. Classe der Knabenbürgerschule, weil auch hier das höchste zuläsfige Maß der Schüler überschritten ist; 4) wegen Erricht ung einer Wohnung für den Stadtgärtnrr und eines Gewächshauses. E- machte fich hier, weil der Bauentwurf eine Abänderung erleiden mußte, eine Nachforderung von 180 resp. 300 nöthig; 5) wegen Besoldung des Ge hilfen des Marktmeisters. Es wird dasselbe unter Wegfall einiger Emolumente auf 150 jährlich fixirt; 6) wegen Modificirung des §4 der städtischen Bau ordnung. ES wird hiernach dem Baupolizeiamt die Befugniß gegeben, den Zwischenraum zwischen Häusern, deren 3. Stock Mansardwohnungen bildet, in etwa« geringerer Weite zu gestatten, als zwischen Häusern mit vollen 3 Stock werken ; 7) wegen Reorganisation der Stadtsteuereinnahme und Verbindung derselben mit der Stadthauptcasse. Es wird hiernach die Führung sämmtlicher Geschäfte der bisheriges Stadtsteuereinnahme 2 neu anzustellenden Assistenten der Stadthauptcasse übertragen, das Local für dieselben in das der Stadthaupt casse und die Buchhalterei in das bisherige Stadtsteueramt verlegt. Das Collegium nahm bei dieser Gelegenheit einstimmig den Antrag an, den Stadt- rath zu ersuchen, den schon früher gefaßten Beschluß, jede Casse jährlich 2 Mal revidiren zu lassen, zur Ausführung zu bringen; 8> wegen Fortsetzung der Gas leitung vom äußeren Reichenthore bis zu der Mitte der Straßenfront der neuen Casernc. Die Stadt übernimmt demgemäß auf eigene Kosten die Weiterführung der Gasleitung bis zu der angegebenen Stelle, nachdem das königliche Kriegs ministerium erklärt hat, das Gas für die Casernc nach den hierorts üblichen Gaspreisen aus der städtischen Gasanstalt entnehmen zu wollen; 9) wegen Restitution von Trottoirlegungskosten an einige Hausbesitzer. — Endlich nahm das Collegium Kenntniß von dem Rathsdecrete, wodurch der Stadtrath die Errichtung eines Kriegerdenkmales, weil ihm die bewilligte Summevon 2500 zu diesem Zweck nicht genügend erscheint, ablehnt. Schottin, Vice-Vorstand. Bolts- und LaudwirthschaftlMes. Pan schwitz, 80. Juli. Auf Einladung des Kamenzer Bienen- züchtervereinS hatten sich ca. 45 Mitglieder der Vereine von Elstra, Kamenz, Panschwitz undThumitz zu einer Bezirksversammlung hier cingefundcn und wurden unter dem Vorsitz des Herrn Oekonom Robel aus Nebelschütz mehrere praktische Fragen aus dem Bienenzuchtbctriebe behandelt und beantwortet; 1) die beste Methode der Vermehrung für unsere Gegend, 2) die Vergleichung der verschiedenen Auswinterungsmethoden und 3) Betrachtung derjenigen Bienen- racen, die sich besonders für unsere Gegend als nutzbringendundfortzuchtwürdig bewiesen. — DaS sehr reichhaltige Vechandlungsprogramm für die 21. Wander versammlung der deutsch-österreichischen Bicnenwirthe wurde mitgetheilt. Be dauert wurde, daß der größte Bienenzüchter des Ortes verreist sei und deshalb dessen vorzüglicher Stand, auf dem sich u. A. auch cyprische, asiatische egyptische rc. Bienen befinden, nicht besichtigt werden konnte. Dafür wurde der nicht uninteressante Handelsbiemnstand des Herrn Schaf in Augenschein genommen. * Zur Vorbereitung auf den Congreß deutscher VolkSwirthe, welcher in den Tagen vom 25. bi« 28. September in Bremen über den „Ankauf der deutschen Eisenbahnen durch da« Reich" berathen will, ist im Verlage von B. G. Teubner in Leipzig Heft H der Schrift „Enquete über die Reichseisenbahnfrage von vr. Victor Böhmert" erschienen. Der vom Congreß zum Referenten erwählte Verfasser hat den Wes der öffentlichen Enquete betreten und bereit« im Februar ein Enquet«.Circular veröffentlicht, welche« die Gründe für und wider den Ankauf der deutschen Eisenbahnen durch das Reich zusammeniaßte und Privatpersonen, Vereine und Behörden zur Mittheilung von Material aufforderte. Diese« Circular ist mit den auf Grund de« eingegangenen reichhaltigen Material« abgefaßten ersten vier Enquste-Berichten in Heft I abgedruckt, welche- im Monat Mai erschien. DaS jetzt herau-gegebene Heft II enthält fünf weitere Enquöte-Berichk unter folgenden Titeln: 5) Die Reichseisenbahnfrage vor dem preußischen Landtage. 6) Die Stellung de« Fürsten Bismarck und des Minister Delbrück zur Reich«, eisenbahnfrage. 7) Die Stellung de« preußischen Abgeordnetenhauses zur Reichseisenbahnfrage. 8) Die Stellung de« preußischen Herrenhause« zur Reichseisenbahnfrage. 9) Die Stellung der deutschen Mittelstaaten zur Reich«, eifinbahnfrage. Im letzten Berichte behandelt der Verfasser die Aufgaben der deutschen Mittelstaaten im Wirthschaft«. und Kulturleben der Nation und sucht schließlich seinen eignen principiellen Standpunkt zur preußischen und sächsischen Eisenbahnpolitik zu rechtfertigen. * Concur« wurde eröffnet: Zu dem Vermögen de« Strohstoff fabricanten Albin August Friedrich in Frohburg, Firma: Stroh stofffabrik Frohburg Clemen- Löhnerts Nachfolger. " Deutsche Stewart«, 31. Juli. Barometer im Westen gefallen, im Osten gestiegen. Überall klare-, heitere« Sommerwetter. Berlin, 31. Juli. (Börsenbericht.) Bei stillem Geschäft er öffnete die heutige Börse in unentschiedener Tendenz; die Cours« setzten auf speculativem Gebiet durchschnittlich mit Sonnabend-Schlußnotirungen «in, mußten aber weiterhin zumeist etwa« nachgeben, da e« dem Verkehr durchau- an Anregung fehlte, wie auch die Meldungen von den fremden Börsenplätzen keinen nennenswerthen Einfluß auf die Stimmung gewannen. Der vor herrschenden Kaufunlust gegenüber trat auch da- Angebot reservirt aus, so daß die Coursrückgänge im Allgemeinen geringfügig blieben. Der Capital«- markt bewabrie für inländische solide Anlagen eine festere Haltung, währrnd die Caffawerthe der übrigen Geschäftszweige nur schwach behauptet und wenig lebhaft waren. * (Zur Lage der Eisenindustrie, s Siegen, 20. Juli. Die „Ess. Z." schreibt: In unserm so fleißigen und industriellen Siegerlande beginnt eS recht traurig zu werden, da, obgleich solche- nur im äußersten Nothfalle geschieht, doch ein Werk nach dem andern außer Betrieb gesetzt wird. Fügt man dem eigentlichen Eiegerlande noch da- Saynische (Berg revier Kirchen und Heller) mit 9 Eisenhütten hinzu, so find von den 36 Eisenhütten, welche al-dann diese- Gesammt-Siegerland zählt, gegenwärtig nur 10 im Betrieb; einige andere, darunter die Actien-Gesellschaft Char- lottenhütte bei Niederschelden — nachdem sie ihr« Rohmaterial-Vorräthe aufgcarbeit«t —, werden nächsten- ebenfalls niederblasen. Da also über zwei Drittel der Hochöfen kalt liegen, so ist folgerichtig auch der Bergbau schwach, und wenn dennoch unlängst ein starker Absatz de- Eisenstein- und blanke Grubenhalden von hier aus gerühmt wurden, so ist da- ganz richtig, dabei aber zu berücksichtigen, daß die weniger guten Gruben nicht be trieben werden, die besseren, meisten- Tiefbau-Gruben, mit möglichst geringer Belegschaft arbeiten. Auch manche Oefen der PuddlingSwerke feiern wegen mangelnder Aufträge. Bielefeld, 29. Juli. Der Absatz in Garnen ist unverändert wie bisher und beschränkt sich meist auf kleine Posten für den augenblicklichen Bedarf. — Das Leinengeschäft ist fortwährend sehr still und der Absatz in allen Gattungen ein schleppender. 61 Bradford, 31. Juli. (Tel.) Woll« und Wollenwaaren. Wolle fest, aber ruhig. Wollen« Garne unverändert. * Die japanische Regierung hat vier eingeborene Ingenieur« zu Vertretern Japan« auf dem internationalen Cocologischen Lon- greß, welcher diese- Jahr in Mailand abgehalten werden soll, «ruanut.