Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 18.10.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187510185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18751018
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18751018
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-10
- Tag 1875-10-18
-
Monat
1875-10
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.10.1875
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«estzelnt t«,li« MI» 7 Uhr In der «xpedition Manenstrahc >3. Avon- »ementiprel» vierteljadr- ltch 3Mark»VPsgc .durch die Pos, 3 Mart 75 Piae. »tnjel. Num,»er» ,»Ptzic. »uflage 26000 Lrdl. Für die Rückgabe ringe« sandter Manuscripie macht sich dir Redactton nicht verbindlich. Inseraten Aiinalmc a»S- Vo^Iar i» Hamburg, Ber lin, Me», Sclpttg. Basel, vreSlau, Frank,nrt a, M. — kuck, Iii»«»a in Berlin, Leipzig, Wien, Hamburg, Frauksurl a. M., Miin- chen. — vuub» L Cu. in Frankfurt a. M, — Voixt t» itbcninip. — Ika- va»,leatitto, liallior L Cu. in Paris. Tageblatt für Politik, Unterhaltung ».Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: ^ikpfkh ^r Netlhardt in Dresden. Inserate «erden Marten« ü-iraue I» angenom««» bis Äd. li Uftr, Sonntaa» vl» Mittag» SS Ulir. IN Neuüadl: grade Klotzer» gaise 5 bi« Nachm. 4 Üdr. Der Raum einer ein» iaalitgen Pciitzelle koste» iä Pfuc. iiinaeiandt dt« Zeile »0 Pige. Eine «aranii« sür da» nachsttdgig« ktrsm^ nen der Inserate nntd nicht gegeben. Auswärtige AnnolietN« Aasträgc von uns und«« kannten Firmen und Per sonen inseriren wir nur meqenPränumerando» Zaliluna durch Brief marken oder Polleinsah« lnng. Neu» Silben koste» 15 Piae. Inserate sür die Montag» - Rmnmer »der »ach einem Festtag» die Peiiizeile «> Psg». Nr. 2stl. Zwanzigster Aahrgang. Locales mib Sächsisches. — Am heutigen Tage, den 18. October, gedenken viele unserer Veteranen des Sieges der Alliirtc.n bei Leipzig. Viele der jetzigen jüngeren Generation aber auch des auf den heutigen Tag fallen den Geburtstages des deutschen Kronprinzen Friedrich vonPreußen. — Landtags Vubgrt. Zum 1.Male erscheintdieMünzver- waltung unter den Ginnahmen, mährend sie bisher unter den Ausgaben sigurirt. Sie soll einen Ileberschuß von 67,000 M. tie fem. DaS Reich zahlt nämlich sür Ausprägung der an die Münze gelieferten Metalle dieser 102,000 M. Es ist dabei eine Ausprä gung von 60 Müll. Stück Münzen aller Sorten angenommen, die einen Geldivcrth von ca. 18,600,000 Ai. besitzen, nämlich für unge fähr 0,612,000 M. Gold-, 7,688,000 M. Silber-, 850,000 M. Nickel- und 150,000 Ai. Kupfer Münzen. Das beste Pferd im Stall der Staatseinahmcn bilden nachwievor die Staatseisenbahnen. Nicht nur bilden sie an sich den größten Posten 10,600,000 Nciw ertrag, sondern sie steigen auch fortwährend; im nächsten Jahre sollen sie 1,869,000 M. -l- liefern. Ter Bnittoertrag ist 52,100,000; er wird gebildet aus der Personenbeförderung, 12,652,000 Ai.) Hundebillets (11,400 M.), Gepäckbeförderung (660,000 M), Fahr zeugtransport (94,000 M.), Thiertransport (424,OM Di.), Güter verkehr (34,895,000 M.), Nebencinnahmen beim Reisegepäck, Fahr zeug-, Thier- und Gütertransport (880,Ol>0 Ai.), Nebcneinlünftc als Pacht- und Miethzins, zufällige Einnahme u. dcrgl. 2.782.000M. Diesen Bruttoeinnahmen von 52 Mill. steht allerdings eine Aus gabe von 62'/g Mill. gegenüber. Die Gehalte, Remunerationen und Nebenbezüge der Bahnverivaltung betragen 1,450,000 M , die Arbeitslöhne 591,OM M., die Unterhaltung der Bahn und ihrer Anlagen 2,760,MO M. Bei der Transportverwaltung betragen die Gehalts-Remunerationen und Nebenbezüge 6,600,000 M., die Arbeitslöhne 4,127,MO M., der Expeditionsuuswand 945,MO M., die Unterhaltung der Locomotiven und Tender 1,020,000 Ai., der Personenwagen 465,000 M., der Lastwagen 1,275,000 M. Die Locomotivhchung lostet 2,853,OM M., das Schmier- und Putz- material 309.000M., der ZinS für Benutzung von Transportmitteln fremder Bahnen 1,600,000 Ai. Die übrigen Kosten der Transport verwaltung belaufen sich auf 3 Mill., bei der Direktion und allge meinen Verwaltung auf 879,000 Bi., der allgemeine Aufwand 942,OMM., die Einliescrnngen zur Werthabschreibung nach 6Prve. der Bruttoeinnahme 3,I26,000M. Die Leipziger Zeitung giebt als Reinertrag 41,000 M., — 7600 Ai., da zwar Abonnement und Inserate inehr ergeben, die Nedactionsl osten aber ebenfalls gestiegen sind. Hingegen hat dasDresdnerIour » al einen Fehlbedarf von 18,490 M. Aus den Flössen und Hvlzhöfen tvmint immer noch ein Bruttoertrag von 615,000 Ai., obwohl in Dresden 2 und in Leipzig I. Holzhof und die Freibergcr Flösse eingezogcn sind, die 600,000 M. Bruttoeinnahme brachten Da sich auch der Regie- aufwand verminderte, fällt der Reinertrag der Flösse und Holzhöfe um 26,000 aus 14,800 Ai. Ebenfalls minderten sich die Ertrage vonChaussee - und Brückengeldern (infolge von Hinterzieh ungen?) um 76,OM auf 662,OM M. Tie Zinsen von Aktlv- capitalen geben 1,700,000 M., die Canzleisporteln erhöhen sich um 6000 aus 165,000 M. Die meisten Sporteln gehen bei den 4 Appelationögerichtm ein: 79,500 M. Steigende Erträge liefert wiederum die Landeslvtteric. Jede Lotterie hat 100,000 Loose mit 14,508,000 M. Einlage und Gewinn; die Bruttoein nahme davon beträgt jährlich 4,07 7,000 Ai. Diese Summe ist um 4.9,Mo Al. erhöht durch Herabsetzung der Colleetcurgebühren von den Geivimigeldern von 6 auf 2" § zu Gunsten der Staatskasse und durch Erhöhung der Loospreise. Die Lotter iedarlehnskasse liefert 144,000 Al. Nach Abzug der LcrwaltuiigLkostcn von 1,073,000 M. bleibt ein reiner Ueberschuß von 6,000,000Al. von der Lotterie (392,400 M. 4- . (Forts, folgt.) — Gegenüber unserer Darstellung der Landiags-Pi äsidenten- wabl crsucht uns Herr Di-. Biedermann Folgendes aufzu- nebmcn: „Es sei der „steicn Bereinigung", denn um diese als Frak tion hantelt eö sich, nict't blos um die nur einen Thcil davon bildenden Natioiiallidcralc». nicht „darum zu tbun" gewesen, mick'„zum l. Viceprästcenten zu machen", und sie bat nicht der Fortschrittspartei augedeten, um diesen Preis lür vr.Schaff- rach zu stimme». Ebensowenig aber bat sic einen gegenseitigen Verzicht auf beide Eandidaten vorgejchlagen. Der einfache Sachverbalt ist vielmehr dieser: I) Die n eie Vereinigung crkiärle der Fortschrittspartei, sür Ist. Schaffrath unter keinen Umstän den itimmcn zu können. dagegen sür ein anderes Mitglied der Fortschrittspartei. gegen weiches ähnliche Bedenken nicht bestän den, bei der Wahl z»m Präsidenten stimmen zu wol len. 2> Die Fortschrittspartei bestand auf der Wahl Ist. SchaffrathS, in welchem Falle sie der ireien Pereinigung jedcv sonstige Zugeständnis, mache» wollte. Dies lehnte die freie Ver einigung ab. Abg. in. Biedermann." - Es steht sonach Be hauptung gegen Behauptung. W i r hatten aus einer Quelle geschöpft, die mindestens eben so unverdächtig ist. als vr. Bieder mann. — Es ist eine längst anerkannte Thatsache, daß der zeitweilige Wassermangel in den Flußgebiete», dann aber die plötzlichen ver wüstenden Ucbcrschwemmungcn nicht allein in Deutschland, son dern auch i» anderen Länder», namentlich in Frankreich, die traurigen Folgen der planlose» früheren Abhol gingen der Wäl der sind. In dieser Beziehung ist den» auch, wir müssen eS lei der bekenne», auch in Sachsen viel gesündigt worden. Allerdings ist unsere StaatSiorstverwaltnng jetzt cisrigit bestrebt» in der an- etkennuiigöwecthcsten Weise durch eine pflegliche Bewirthschattuna der noch immer ansehnlichen Waidungcn dem Ucbcl möglich«! und nachhaltig abzubclicn. Wünsevenöwerw aber wäre cö, wenn auch von Setten der Privaten und Gemeinden, namentlich der größeren Waldbcsitzcr, diesem guten Beispiele gefolgt würde; die Klagen nach dieser Richtung hin sind nicht unberechtigt. Wir sahen deshalb auch immer mit Befriedigung, ja mit einem ge wisse» Gciühic ven Neid aus unser Nachbarland Böhmen, in welchem bisher die Besitzer von großen Waldbcrrschattcn ans ihre Forsicn große Stücke hielten und sie schonten, und dadurch Wasscr- rciervoipe erhalten blieben, welche unsere Elbc. wenigstens »oth- dürttig, mit dem ,ür de» Verkehr so unentbehrlichen Elemente ver sahen. Wir müßten eö daher aus das Heiligste beklagen, sollte, sich der Plan, welchen angeblich ein Consortlum hiesiger Ban« l Mitrebacteur: vr. Hiutl Für das Feuilleton: Lackvi« »»rin»»«». Dresden. Montag, 18; Oktober 1875. kicrS hat, rcalisircn, nämlich den, die seilgewordene große Herr schaft des Grasen Harrach, Schlucken«», zu erwerben und. wie nicht anders zu erwarte», die bedeutenden Waldungen derselben abzuholzen. Die Folgen davon aber würben uns hart treffen. Und so dürfen wir denn auch die Hoffnung hegen und unum wunden auösvrechen, daß nicht jene GeieUschait cS sein werde, welche die Herrschaft erwirbt, sondern vielmehr der hiesige Graf Harrt) Arnim, von welchem, als einem reichen Eabalicr mit der noble» Passion der Jagd, wohl das Gegcnlhetl zu vermuihen sein möchte. — Das Gespenst der deutschen Pi lgerschast nach Lourdes läßt die Franzosen noch nicht zur Ruhe kommen. Einen neuen Beweis indes! mit welchen Augen sic Graf Stolberg und Genos. sen anschen, liefert ein Artikel im ...lom-iml cku Ilüvro" datirt Bvurg den 11. Oktober: „Die Wallfahrt der Deutschen nach Lonrdeo soll sich, wie inan sagt, alle Jahre wiederholen und eine Art nationaler Institution werten. Der Gral Stolberg hat ein Gelübde in diesem Sinne gcihan und eine Berliner Dame hat in Lourdes bereits Schritte gcthan, um dort ein Hotel zu er bauen, welches hauptsächlich zur Aufnahme preußischer Pilger bestimmt sein soll. Die letzten preußischen Wallfahrer haben ihr Banner in LourdcS gelassen. Die preußische Fahne befindet sich dort, zur Seite der von seiner Gcmahii» geopferten Epauletten dcS Er-Marsehall Bazaine am rechten Platze. Heute also spricht »ran davon, ein preußisches Hotel in Lourdes iür immer zu errichten. Alan dari nicht vergessen, daß mehrere Jahre vor dem Kriege die preußischen Spione jedwede Gestalt angenommen haben und Lourdeö erlaubt durch seine Lage, die Dcfileen der PM«»äen zu stndlrcn... Und das Arsenal von Tarbcö, wo man unsere .stanoncn gießt, ist ganz nabe bei Lourdeö. — ES kursiren in Berlin falsche Zehnmarkstücke in Gold mit dem Bildnis« dcö Kaisers und der Jahreszahl 1873. Die Nach ahmung wnd alö eine sehr täuschende bezeichnet. Sie sollen nur an dem falschen Geivicht und ter weniger scharien Umschrist zu erkennen sein. — Aus Südkeutschland wird das Vorkommen falscher Fünsinarkstücke gemeldet. — Am l6. October In der Zeit von 1l b!S 12Uhr Mittags ist hier von einem Herrn auf dem Wege von dem Handelsgericht biS zum Schloßplatz eine braunrothicterue Bricitasche mit 27 Stück Einhlmdcrt-ReichSmarkschcinen verloren worden. Aus de ren Wied.rcrlaiiguug hat der Vcrlusiträger eine Belohnung von Fünihundert Reichsmark sür den ehrlichen Finder In Aussicht gestellt. Die Expedition unseres Blattes ist zur Empfangnahme dcö verlorene» Gegenstandes ermächtigt. UcbrlgenS verweisen mir noch auf die bezügliche Annonce im Inseratenthcile. — Am 16. October gerietst ein Schornstein in dem Gehöfte des Gutsbesitzers Heide in Würschnitz in Brand, wodurch auch ein Tsteil des in der Nähe befindlichen Holz-- und Ballcnwerkcs ange griffen wurde. Das Feuer konnte noch rechtzeitig gelöscht werden. — Ein Agent aus Zwickau entleibte sich — jedenfalls in Folge seiner unverschuldet zerrütteten finanziellen Verhältnisse — vorgestern in Gclcnau. — In Grimma ist am 13. October Abends die erst 1872 erbaute Wollftofsdruckerei des Hrn. Trcbsdorf abgebrannt. Auch bedeutende Waarcnvorrathe sind ein Opfer der Flammen geworden. — Oefientliche Gerichtssitzung am 13. Oktober. Der erste Schritt zu einem Vergehen ist sehr ott verhängnißvott für daö ganze Leben eines Menschen, der nicht im Siante ist, d e vorherrschenden unlauteren Geiühst gehör g zu bcmeisicru, sondern im Gcgeittheil mehr und mehr si'ntt, bis er schließlich a'ö ein verkemmeucs Individuum an die Rechte cincö geachtelt» Menschen vergeblich appellier. Eine traurige Illustration hi rzu bietet der aut der Aistlagebank erscheinende Zimmergcselie Johan nes Eomad Rosc! er auSRübenau, ter bei seinem noch so geringen Alter nun bereilS zum dritten Male aus's Zuchthaus wandern muß, nachdem er überdies auf enie Anzahl verbüßter ArbcitöhauS- iiud Gefängnis,strafe» mit stoischer Ruhe zurückblickcn kann. Der Angck'agte erblickte daö Licht der Welt im Jahre 1848, in dem bereits genannte», bei dem Städtchen Zeblltz liegenden Dorfe und erlernte in Lenge cid später die Zimmerprofession. Im Jahre 1868 trat er b i dem Pivnnicrbataillon zur Ableistung der mili tärische» Dienstzeit ein und erhielt nach mehreren Vorbestrattmgcn im Eivil bereits 186!» vom Gericht des 12. Armeccorps eine Fc- stimgöstraie von 5 Monaten 2 Wock'en zuertaintt, welcher 1871 eine Verurtheilung zu I Jahr 4 Monaten Zuchthaus, verbunden mit Verlust ter bürgerlichen Ehrenrechte und der Eocarte. wie Ausstoßung aus dem Militärstande nachfolgte. Nach Verbüßung dieser Strafe verurtbeilie ihn das Gerickstbamt Dresden wieder zu 1 Jahr Zuchthaus re. Roscher verließ die Strafanstalt zu Waldkeim am 27. Januar des vergangenen IahrcS, wankte sich nun zunächst nach Gersdors und kam im Jul! 1874 nach Dresden resp. Löbtau. Mit diesem Zeitpunkte beginnt nun auch wieder die Reihe seiner Verbrechen, welche ihm inSgcsammä 6 Iabre Zuchthaus cinbringen. während nebenbei aui fünfjährigen Ehren- rechtSvcrlust und Stellung unter Polizeiaufsicht erkannt wurde. Roscher, welcher sowohl eine sehr hübsche Handschrift schreibt, als auch lmgewehistlche Fertigkeit in der Verstellung derselbe» besitzt, fälschte zunächst drei kaufmännische Anweisungen mit dem Neccpt der Herren August Kühnschers und Söhne in ter Höhe von 294, 275 und 348 Mark. Aus jedem der Papiere cxistircn drei ver schiedene, sämmtlich von dem Angeklagten ge'ertigte Handschriften. ES kam de», Angeklagten zu Statte», daß sein Bruder hei dem Betrieböingeiiicur Claus — einem Verwandten der Firma ClauS und Oberländer — alö Diener thätig war, unb er ließ sich In olge dessen i» dem genannten Bankgeschäft clniühren. Dem rocuristen gegenüber gab sich Roscher als einen Holzhändler auö, ker Lieferungen sür Kühnscheri und Söhne gemacht und die Anweisungen als Zahlung erhalten habe. Vorlausig erhielt der Angeklagte nur 15,0 Mart auSgehäntiat, da man noch nicht recht traute. De» nächste» Montag stellte sich Roscher wieder ein und nahm die übrige Zahluna in Empfang, um bald daraus die zweite Anweisung von 2-5» Mark zu präsentiren, welche ihm auch an standslos baar ausgezahlt wurde. Zusammen setzte sich Roscher durch die beiden Fälschungen in Besitz von 5,59 M. 55 Pf. ES dauerte nicht lange, so schickte diesmal brr rafsinirte Gauner seinen Bruder mit einer Anweisung von 348 Mark, am welcher die Angabe in Buchstaben auf 384 Mark lautete und somit dem Proeuristcn auffallen mußte, in das Bankgeschäft. Gleichzeitig folgte ein Brief mit. in welchem sich Roscher entschuldigte, wegen einer Reise nicht selber kommen zu können. Der Prokurist zögerte jetzt mit der Diöcontiruug, weil die Differenz zu auffällig war, und verfügte sichzunächst »ach der in Löbtau befindlichen Wohnung des Angeklagten. Roscher war wohl ein wenig überrascht, wußte sich jedoch alSbatd aus der Affairc zu ziehen. Indem er erklärte, er wolle die Sache in Ordnung bringen, und dem Prokuristen «ine Obkigation am 4785, Vblr. lautend, vorläufig zur Sicherung übergab. Die Fälschung der Aiiweistmgcn stellte sich jedoch durch die Erklärung des Kühinchcrs'schen Buchhalters heraus unb man schritt zur Verioiavug des flüchtig gewordenen GatmerS. Dieser wandte fick) zunächst nach GerSborf, kcko er seindr dM wobnrnkrn Mutter ein Sparkassenbuch mit M Lhir. Einlage stahl, und hieraus zwei verschiedene Posten von >e 25 Thlr. bei dem Spar- und Vorschußverei» zu Lengeield erhob, nachdem er zum Zwecke der Täuschung einen Zettel mit dem Namen seiner Mutter ge fälscht hatte. Die bedauernSwerthe Frau, welche zunächst Straf antrag gestellt hatte, zog denselben später wieder zurück unb der ungerathene Soh» acht somit wegen dieses Diebstahl- straffrei auö. Er batte die Absicht, in Chemnitz Arbeit zu suchen und wandte sich dort, nachdem er wegen mangelnder Legitimation kein Logis bekommen konnte, a» den Landwehrieldwebel Barth, erzählte diesem, er komme von Dresden, habe den Militärpaß verloren und bat vorläufig um eine Bescheinigung. Der Ange klagte nannte sich Earl Moritz HIldcbrandt, er sei Pioimicr der 1. Eompagnie des Pionnicrbataillonö und im Jahre I8U7 elnge- treten. Der Feldwebel traute leider den Worten des GaunerS und stellte diesem die verlangte Bescheinigung vorläufig auö, woraus Roscher bann ohne Weiteres von der Polizeibehörde eine Logiskarte erhielt. Neben dieser intcllcctuellen Urkundensälschung ging der freche Mensch noch so weit, in der Trinks'schen Restau ration in Chemnitz, in welcher er sich einige Zeit amhiclt, in einem unbewachten Augenblick auö dem Büffetkasten einen dem Serge anten Hertel gehörigen Militärpaß zu stehlen, welcher dem Re staurateur einstweilen übergeben war. Mit der größten Frechheit behauptet der Dieb, den Paß in der Hausflur des betreffenden Hauses gefunden zu haben und geht sogar so weit, Trinks alö Lügner zu benuncircn. Von einem Zlmmerplatze stahl Roscher später eine Menge Handwerkszeug im Werthe von 60 Mark und ward bald darauf am Bahnhof Bockau iestgenommen. In seinem Besitz fand sich sowohl ein von ihm gefälschter Primawechsel, aut 392 Mark ausgestellt, während der Gauner überdies 2 Obliga tionen gefälscht hatte, die aus verschiedene Personen lauteten unb nach welchen er Forderungen in der Höhe von 4785, resp. 378k Thlr. ausstchen hatte. Die crstere gab er seiner Zelt dem Pro kuristen alö Sicherstellung, während er die zweite in einerWirth- schcnt verpfändete, resp. als Legitimation zurückllefi, weil er Ine aufgelarffene Zeche nicht bezahlen konnte. Die Obligationen waren in vollständiger Form auögeilMt und hatte der Angeklagte bei Fertigung derselben eine Rafflnirtheit an den Tag gelegt, die säst unglaublich erscheint. Abgesehen von den verschiedenen Schrift zügen, waren dieselben mit den Unterschritten des RechtSanwalteS, der Gerictstsbeaiiltcn und einem Oblatenabdruck des Siegels vom kgl. Gerichtsamt, sowie mit Stcmpelmarke versehen. Er versichert, baß er die Form der Obligationen einem Schulbuche entnommen und die Absicht gehabt habe, dieselben nur als Legitimation zu verwenden. Herr Staatsanwalt Assessor Brückner hielt ln An betracht der vielen Vorbeslrattmgen, der RMnirtheit und der Conieguenz des Angeklagten die Anklage unter Ausschluß mil dernder Umstände allenthalben ausrecht. Die Lertheidigung führte Herr Advocat Fränzcl. — Tagesordnung der 2. Kammer, den 18. October, 11 Uhr. Vor- und Schlußberathung über kgl. Dekrete: die Rück- zablung der 4>/-vrocent!gcii Priorilätsanleihe 16t 0. der vorma ligen Albertsbahngcsellichatt; den Verkauf des Kammergutes Furstcnhof mit Großschirma; die Vorlage eines Gesetzes über die Taravcrgütung von nach Sachsen eingeführtem Schweinefett; einen Gesetzentwurf wegen Anberaumung eines Präclusivtermtnv iür die Giltigkeit der kgl. sächs. CassenbiUclö vom Jahre I8Ü7; einen Gesetzentwurf wegen provisorischer Forterhcbung der Stcueru und Aiigabcn im Iabre 1876. - WMerungö-Beovaktitung am 17. October. Mittags. Barometer,!and nach Otto L Bösolt hier: 27 Paris. Zoll lü' sh. iscit gestern 2 L. gestiegen). - Tverniometer nach Reaumur: io Grad über Null. — Die Schloßthurmsahne zeigte West- Wind. Himmel: trübe. — Elbttöhe in Dresden, ll.Octbr., Mitt.: 63 Cent. untrrO. *. Hu Briefkasten. o L... r Dresden. „Haben Sie doch die Güte, mir einen gükest Rath zu geben, wie und wo ich mein erspartes Gelb (150 Tvlr.) sicher anlegen kann.' — Die Dresdner Bam nimmt verzinsliche Einlagen. Sie können sich aber jetzt auch billig vierproc. sächs. Staatspapiere kamen. ??? D. Der stenographische Verein und jede Leihbiblio thek erledigen Ihre Fragen. Lanen Sie uns ungeschoren. Ein Liebender. „Können Sie mir nicht sagen, wa- Liebe ist! Und wie kann ich nstt einer mir untreu gewordenen stillen Liebe am geeignetsten wieder das FreundichastSband er neuern?" — Was Liebe ist? Sie Schelm wüten Halm s „zwei Seelen und ein Gedanke, zwei Herzen und ein Schlag" nicht einem Gläschen Schieler krampshait zusammen. Alexandri»e. „Bitte, ein Mittel cmzugeben. durch welches man die Claviaturtastcn weiß erhalten kann. Sie wür den mich dadurch zu großem Danke verpflichten." — SchteS Elien- lelbllch: gebiet eS gi> leS ordi- glebt kein Mittel bei» ist überhaupt nie weiß, sondern ge näres Bcin aber dunkelt ins Gelbe nach und dagegen. F. R. M. Ost rau. „WaS versteht man unter denn 4 Cartinaltuchentcn (!) oder was ist eine Cartinaltuchent?" — Nach Plato die Weisheit. Mäßigkeit. Männlichkeit. Gerechtigkeit. Für Sie möchte man hinzufügen: Die Rcci'tschreibckunst. lieben Sie sich darin. Die Lardinalpunkte lind die Hauptgcgcnben der Welt. d. i. der MtttcrnachtS-, Mittags-, Morgen-und Abendpunkt im Horizont. E. W. L »schwitz. Bitte um gcfl. AuSkunit wo d.er Sitz des Directortumö der neuen Muldcisthal-Bahn und de« Werdau-Weidaer Bahn ist und an wen Gesuche um Anstellung zu richten sind. - DaS Direktorium führt Herr Et. Röwer in Drcöden. M. 210. Wann geht die Bahn, welche den Landweg nach dem Okicnt. beziehungsweise Constantinopel einschlägt, Ihrer Vollendung entgegen? — lieber den Anschluß der linkischen Bahnen wird noch diplomatisch verhandelt: also noch nicht ein mal onacfangen ist der auf 4 Jahre berechnete Bau. B. P. in L. „Ist eö gesetzlich vorgeschriebe«, haß der Hausbesitzer aus dem Lande bei grade 50Tlstr (lüO Mark) jährl. Mictvzlns nur halbjährlich voraus und zwar biS 31. März cd. 30. September auttündlsen muß?" — Wenn der jährliche Miethzins 50 Thlr. und meist beträgt und keine Zelt bestimmt ist, so ist bei allen Micthläumcn Ijährige und wenn er weniger beträgt, '^jährige Dauer des MiethvcrtragS anzunehmen; vökber aber muß bei einem Zins von 50 Thalcrn eine Kündigung von ' c Jahr, bei einem unter 50 Thaier eine solche von V« Jahr gehen Im erstcren Falle muß die Kündigung spätestens den 3l. März oder den 30. September, im letzteren Falle spätestestS den 31. März, 30. Juni, 30. September oder 31. Deccmbcr er folgen. „Besteht das Recht der dreijährige» Verjährung noch ?" - Allerdings. P. R. „Kann ich. nenn ich mir allein ein Geschäft gründe, die Firma stellen, wie Ich will. r. B B ... n. M ... od',-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite