Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 12.03.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187403120
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740312
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740312
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-03
- Tag 1874-03-12
-
Monat
1874-03
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 12.03.1874
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
vlirtmftrat« l». »d«>>» »leNelidür« lich «igr-, durch dt, «oll 3» »,«. Stujkl», 0!ui»m->i> > Nur. «ulloge: 23000«r»l. gür dl, Rlltt,ab« «inge sandter Manusrripl« macht sich die «edaclto» «ich, »erdiudlich. ttnserotenAnnadme oiid- wtirlS.' ttaaaon-tain uiui Varl«« tn Hamdurg. ver- II». Wien, Lei»»«,, vosel. «rcilau, Araukfuri a M. — kuck. «->«»» i» Berit». Lerpjto, Wie». Hamdurg. isrankiurl a. M.. Mtln- chkN. — Vaud, td L«. t» Hranlfurt a M. — tr. Voixr i» Sliemnt». — lla- *»» li-äUt«, »ullier td 0». tii Part». uuiiti^HtWw, Druck und Sigenthum der Herausgeber: Liepsch L Neichardt in Dresden- Verantwort!. Nedacteur: IullllS Ntichardt aen «etttjetle kostet 'a. Unaesandtdl« Zeile 3 Ngr. <lt»e »aoantte tür da» ntichstttatae tkrschet- ltkli der Znlcrate wird »Icht geg^en. Auiwärttge «nnonceil- Austräge von un» unbe kannten Firmen u. Per sonen inierirc» wir nur argen Pränumerando- Zadlung durch vries- marken oder Postetnjah- lung. I> Silbe» kosten >>i, Star. Auswärtige können die Unblutig auch Ms eine DreddnerFtrma anwrtlcn. Die Exp. Nr. 71. Neunzehnter Jahrgang. Mltredacteur: vr. lk»»il irivr^v. Für das Feuilleton: Quelrrlgi Dresden, Donnerstag, 12. März 1871. Politisches. Wochenlang gehen bereits hinter den Coulissen die Verhand lungen zwischen der NeichSmilitärverwaltung und den Führern der Nationalliberalen vor sich über die Gestalt, welche dem Miiilärgesetz zu geben ist. Um zu diesen vertraulichen Berathungen Raum zu geben, ist bisher die entscheidende Abstimmung über den tz t vom Ausschuss« ausgesetzt worden. Jenachdem eine Abmachung oder, wenn das freundlicher klingt, eine Verständigung näher rückte oder unwahrscheinlicher wurde, tauchten alsbald Gerüchte über das gänz liche Zurückziehen des Militärgesetzes, über tiefgreifende Eonflicte zwischen der Reichsgewalt und dein Reichstage und dergl. m. auf. Neuerdings scheint aber ein Eompromiß gefunden zu sein. Die Militärverwaltung verzichtet aus eine Friedenspräsenzstärke von über 400,000 Mann und willigt in eine solche von 362,OM. Hin gegen verzichtet der Reichstag auf Herabsetzung der Dienstzeit, die jährliche Festsetzung der Rekrutenziffer und sein Budgetrecht. Of- siciös wird bereits das Entgegenkommen der Militärverwaltung als die äußerste Grenze bezeichnet. Mit gerechtein Stolz blicken die Oesterreicher auf die glänzende Debatte über die kirchlichen Gesetze in ihrem ReichSrathe. Mit star ker Mehrheit hat der Reichsrath die Commjssionsarbcit über jene Gesetze als Unterlage für die Specialberathung anzunehmen be schlossen. In hohem Grade bedeutend waren die vorausgegangenen Erklärungen der Regierung. Eultusminister Stremayr, von dem cs heißt, daß, wenn es einen Staatsmann in diesem Ressort giebt, mit welchem die Kirche bei einiger Mäßigung und einigem Tactc sich auf den besten Fuß Hütte stellen können, er cs sei, erklärte als seine innerste Ucberzcugung, daß es unmöglich sei, mit denClericalen zu paktiren. Die Geduld ist selbst diesem vermittlungSfreundlichcn Minister nicht ausgegaugen, so daß er gegenüber den Ultra montanen erklärte: daß keine Regierung, die sich ihrer Pflicht be wußt sei, sich gefallen lassen könne, daß die Religion zu staatSge- fährlichen Umtrieben gemißbraucht werde. Und diese Erklärungen wurden verstärkt durch die Worte des Ministerpräsidenten Fürst Auersperg, daß Oesterreich nie soweit sinken könne, eine Unterbehördc . er römischen Curie zu werden. Ohne die Gewißheit, daß der Kaiser Oesterreichs diesen Worten zustimmte, hätten die Minister nicht sich , o äußern können. DaS beflügelt die Hoffnungen der Oesterreicher, oaß die Tage des Concordatü für immer von ihcemDaterlande fern gehalten werden. s Nach manchen bitteren Erfahrungen lächelte dem Ministerium oeS Marschalls Mac Mahon, dem Herzog von Broglie, einmal wie- oer in einer Entscheidung der Nationalversammlung das Glück. Er darf jetzt auf eine starke Mehrheit für die Verfafsungsgesetze rechnen. Voll Freude über seinen parlamentarischen Sieg gab er dem Präsi denten und seiner Gattin, den Prinzen und Prinzessinnen von Or leans, den Ministern und Gesandten ein glänzendes Diner. Sein Plan über die neue französische Verfassung, die für die sieben Jahre des MarschallatS von Mac Mahon halten soll, geht dahin: Es wird neben der Deputirtenkammer ein Senat gebildet, den zum Theil Mac Mahon, zum Theil die Kammer ernennt: der Senat erhält das Recht, iin Verein mit Mac Mahon die Deputirtenkammer aufzu lösen, wenn es nothwendig werden sollte. Geht Mac Mahon mit dem Tode ab, so tritt der gewählte Präsident der Deputirtenkammer an seine Stelle. Mac Mahon fühlt sich mit seinem Ministerium so stark, an die Durchsetzung dieser — wenigstens für einige Zeit die Verfassungswirren beendenden Pläne — gehen zu können. Locales und Sächsisches. — Gestern hat sich nach dem „Dr. I." Se. Maj. der König mit dem Grafen von Flandern nach Moritzburg begeben, um im kgl. Thiergarten daselcht eine Jagd abzuhallen. Das Diner fand im dortigen Jagdschlösse statt. Der Graf von Flandern hat in den letzten Tagen die hervorragendsten hiesigen Kunstsammlungen be sichtigt und auch dem Atelier des Bildhauers Prof. Schilling einen längeren Besuch gewidmet. — Wie man uns mitthcilt, wird eine der ausgezeichnetsten Kehrkräfte des kgl. Polytechnikums, Hofrath Prof. I)r. Schlömilch, in einiger Zeit in das Eultusministerium treten und zwar als Vor tragender Rath über die Realschulen. Alan giebt sich der Hoffnung hin, daß dieser neue Wirkungskreis dem Herrn Professor noch die Füglichkeit lassen werde, seine Lehrtätigkeit am Polytechnikum, wenn auch in beschränkterein Umfange, fortzusetzen. Da außerdem Prof. Weiß einem Rufe an das neue k. k. Staatspolytechnikum in Brünn folgen wird, so haben sich der frühere und der jetzige Director unserer technischen Hochschule, Geh. Rath vr. Hülße und Hofrath vr. Zeuner, nach auswärts begeben, um mit hervorragenden Män nern der Wissenschaft Unterhandlungen bezüglich ihrer Gewinnung für das Polytechnikum anzuknüpfen. — LaS Generalpostamt hat sich anläßlich eines concretcn Falles dahin ausgesprochen, daß die den Soldaten bis zum Feld webel oder Wachtmeister einschließlich bewilligte Portofreiheit sich auf gewöhnliche Briese beschränkt, welche in den eigenen Angelegen heiten der Adressaten geschrieben werden, daß dagegen eine Verpflich tung der Postverwaltung zur portofreien Beförderung von Zeitun gen an Soldaten nach ihren Garnisonen nicht anerkannt werden kann, gleichviel ob die Versendung unter Couvert oder Band erfolgt. — Wie bereits vor einigen Tagen in diesem Blatte erwähnt wurde, hat das konigl. Landgericht nur die Leipziger- und die Dorf- Zeitung als Amtsblatt, Blätter, welche in Dresden sehr wenig ge- >osen werden. Die Folge davon zeigt sich nicht nur bei den Sub- hastationcn, sondern auch bei den Fabriken. Während die Stadt alles Mögliche aufbietet, um die Fabriken auf ein bestimmtes Fabrik viertel zu concentriren und dadurch der Stadt und Umgebung eine gesunde Luft zu erhalten, wachsen unter dem Landgerichte rings um die Stadt herum die Fabriken «Herwegs in die Höhe. Niemand leidet mehr darunter als der Städter. Gleichwohl erfährt es der Städter erst, wenn die Fabrik fertig daslcht, lediglich, weil die üb lichen Bekanntmachungen in einer wenig gelesenen Zeitung erfolgen. Es wäre hier recht zu wünschen, daß Dorf und Stadl Hand in Hand gehen. Denn eine kurze Spanne Zeit, so ist das Dorf zur Stadt geworden. W— An die Unteroffiziere der deutschen Cavalerie werden bei sämmtlichen Armeecorps Revolvers als Schießwaffe zur AuSthei- lung kommen. — Die Controlversammlungen der nach hier beurlaubten Mi litärs finden in der gewöhnlichen Weise jetzt statt. — Der Termin für die Einlösung der preußischen Friedrichs-- d'orS läuft mit dem 31. d. M. ab. Bis dahin erfolgt die Einlösung zu dem Vollwerthe von b?/z Thalcr. — Die Gasconsumenten wollen nicht vergessen, daß am 14. d. die Beiträge für das in den beiden letzten Monaten verbrauchte Leuchtgas bezahlt werden Müssen. — BerlIner BrIe (c. Der Reichstag verarbeitet letzt seine Kraft so tict innerlich, daß er für Die, die mit eigenen »Augen scbc» und mit eigenen Ohren hören wollen, nur noch ein Schein leben zu führen scheint. Seine Thätigkcit wird von den Eom- »»ssionen ausgcwgcn und so viel auch davon vlo an die Ober fläche, bis an die Oeffentiichkcit durchsickcrt, daS ersetzt in keiner Weise für das Publikum die unterhalb der Ga cric lcVSlluogs- iaalcS sich vollziehenden »iingkämpie. Möge» die Eominiiiioncn, inclusive derjenigen, die ihren Bericht üb r die Stra worviuuig publicict hat und in welcher mit den Herren vom Strande gute Binnen - Deutsche bis in die bairischen Hvcl'alpc» hinarn, selbst ultramontanc Prtcsler gcmcinsam gewirkt haben, noch so -icl »Ar beit verrichte», mehr »Arbeit, als eine Plcnar Parade aniweist: daS zählt in den »Augen des Publikums nicht. Das Pcnlanic, t schläft augenblicklich, sv sicht inan cd scltt an. Es ruht sich von großen Schlachttagcn ans, um neue Kräfte zu noch größeren Kämpfen zu sammeln. So hat cd wcnigsicnS sür die Oberfläch lichen den »Anschein. Was haben in der That die jetzigen Plenar sitzungen ausznwcisc»? Ist auch der Puls der Bevölkerung von dem »Anfänge der Session immer noch io auigcrcgt, daß jeden Tag von Neuem, trotz der magersten Tagesordnung die Galerien sich süllen, so leeren sich diele doch auch sehr bald wieder, die Jmpfordnung hält die dichten Reihen nicht lange beisammen. Die Berichterstatter finken sich in sehr beschränkter Anzahl ein unv unter den Händen Derer, die überhaupt ericheincn, schlum pten die Referate mehr als gcwlhulich zusammen. Die Jmps- ordnung hat als ein Lückenbüßer gute Dienste erwiesen, um in der Zeit, »vo die rbätlgkelt MM haken .hinter-die listen verlegt war, wenigstens einige Ensembleiitzungcn zu ermög- Jmpiorknung, ein besonderer Reiz nicht. Es ging der Tages ordnung von gestern und vom Freitag voriger »Woche, wie es so ott vorkommt: das Thema drückt die Preise der Einlaßdillcio herab, cs flößt den Gedanken an Zeitvergeudung ein, und doch hätte der Besuch res Parlaments sich gc ohnt. »Belm deutschen »Reichstage ist man niemals vor einer hinterher leck thuente» Versäumniß sicher. Wer hätte es der Reichs - Jmpfordnung im Voraus angesehen, daß die Ultramontanen im »Bunde mit den Socialkemokraten einen Strauß mit de» Rcichvkrcundcn bei tie- icr Gelegenheit auStcchte» würden? GS hat an anderen Ucber- raschungcn nickt gefehlt. Herr LaSkcr bat auch über die Jmpf- Vorlage, wie einst im Norddeutschen Reichstage über die Rinder pest, sein entscheidendes »Wort gesprochen. Eben ist aus der Druckerei des preußischen Abgeordnetenhauses die dritte volumi nöse »Anlage zu dem Berichte der in Folge der große» Rede ge gen Wagner eingesetzten Uniersuchungseoinmission über Grün- dungsschwindel bervorgcgangcn und jetzt ersahrcn wir auS einer Rede desselben Abgeordneten, daß er „mit einer besonderer, Vor liebe und schon seit vielen Jabren sieh sehr ernstlich mit der Frage von Reichö-Badca»ualte»" beschäftigt habe. Er bedauert cs aus drücklich unter dem nationale» GcsichiSl unkte, daß die Deutschen nickt so sehr das Betüriniß der Reinlichkeit fühlten als ankere Eulturvölker. Das Eingreifen LaskerS in dicJmpf- nndLymph- Discussion ist übrigens de-,reiflich; kenn diese Discussion wurde zu einer rein polititchcn, cs bandelte sich schließlich um Rcicks- gegncrschait und Reick'ösrcunkschaft, um Soeialdcinvlratie und »Bourgeoisie, um Ultramontanismus unk Liberalismus u. dergl. m. Den Mcdicincrn ging damit daS Privileg um verloren, sich als Herren der Debatte zu füblcn. Jedem guten »Rationalen drängle sich die Meldung zum Weite ans. Ein »August Rcichcnipergcr muß nothwendig einen Laster herauSlordcrn, nudbandeit es fick auch nurumRcichS-Jmp'ordnung. DasgeschahamF-rcitagvorigerWochc, daS geschah auch gestern. Wer eine schleckte Sache versiebt, ver wickelt sich auch immer in Widersprüche. So hatte Herr Reichen- spcrgcr, obwohl mit Herr» Hasenclevcr Rippe an Rippe gegen das Jmpfgcsetz kämpfend, dock dessen »Antrag, Badeanstalten in daS Gesetz aufzuncbmen, abzulchnen gerathen, da solche Anstalten dem ReichS-Geiundheits-Amt zuzuweisen seien, gleichzeitig aber die Nothwcndigkcit eines solchen Stintes bestritten, taö höa stens den Zweck haben könnte, das kranke Reick gesund zu macken. Man begreift, daß LaSkcr eine Logik dieser Art nickt dulden durste. Er deckte die Unredlichkeit seines Gegners sofort au! und unter ließ cs zugleich nicht, die Badeanstalten zu empfehlen, um die Sckwarzcii weiß zu waschen. Oho! im Eentrum. Gestern hatte LaSkcr abermals Gelegenheit, das nickair des Herrn Retckcnsperger zu beleuchten. Letzterer hatte in gewohnter rührender »Weise ausgcnialt, wie ungeheuer grausam cö dock sei, den „»Arbeiter" der die Geldstrafe, wegen unterlassener Impfung nickt zahlen könnte, in's Getängniß zu schleppen. Das war natürlich ans den »Beifall der Socialdemokratcn berechnet. Er sprach gleich diele» aiS der patcntirtc Schutzpatron der „Arbeiter." Laster bemerkte darauf: „»Warum soll denn immer nur gerade der Arbeiter in dem Falle sein, die Geldstrafe nickt zahlen zu können und der Haft zu verfallen? Wir erleben ia jetzt bei Geistlichen den Unvcrlnögcns'aü noch weit mehr." (Heiterkeit links.) Solche Episoden hat uns das Jmpsgeictz gebracht. Doch, mehr als daS; die Verhandlungen sind vo» Anfang bis zu Ente! vom politischen Parteistandpunkt aus getübrt worden. Ist das eigentlich möglich? vr. Jenner bat nickt lauter unbedingte! »Anhänger. Die Mebiclner gehen in zwei Schulen anScinantcr, die freilich guaiitatlv unv gnantitaiiv sieb nickt einander nabe! kommen. Eine verschwindende Minorität lehnt sieb gegen den, Impfzwang am. Doch sehen wir davon ab, lasten wir die! mcbicinischen »Autoritäten sür und gegen die Vaecination und Rcvaccinalion sich einander das Gleichgewicht kalten, in welchem anderen, als dem deutschen Parlamente wäre cs möglich, daß die Reichsgegner, bei uns also die Socialkemokraten und die llltramontanen nebst ihrem Schwänze, der die Polen, die Elsässer, die Dänen und den Professor Ewald umfaßt, gegen die vom Reiche adoptirte mcdlcinische Dvetrin aqitlren »Np den Liberale»! die Unterstützung derselben überlassen? Eine Opposition ü tont I»-ix kennt inan tn jedem politischen Gemeinwesen, aber kaum eine solche wohl, wie sie bei uns im Reiche staltnndct. Wie ticl sind die Ultramcntancn und ihre Allnrten genucken, wenn sie lediglich, um dem „»Reiche" Opposition zu machen, schnell allce statistische Material. das von den wenigen Gegnern des Impf zwanges tendenziös ausgestellt ist, sich zu eigen machen und cs gegen die »Beobachtungen der größten und zahlreichsten »Auteri- tälcn unter den Mcdicinern aller Länder als unüberwindliches Geschütz in s Geiecht führen? Das ist mehr als rabiate Oppc- siiion, das ist einfach Comödie. wie sie in einem andern Parla mente kaum möglich i>t. Das Jmp'cn zu einer polllüchcr Parwiiachc zu mache»! -Nach Staalshilse rusen doch sonst unsere Socialdcmokratcn und die Gesundheitspflege gehört auch in ibr polkswirthschaltiichcs System. »Aber das „»Reich" soll keinen Zwang ausnben. Lieber bring! man gegen ein Rcichö- geictz die oberflächlichste Stalislik in's Feld und ttactirl alle ent gegengesetzten »Autoritäten als imercssirtc, eigennützige »Bourgeois, sogar «iS „Stcllcnsagcr." Die Ultramonlancn geben weniger am Sraatsvilic und Staatozwnng; sic verleihen daher ihrer Sache einen besseren Schein. Herr »August Neichcnsperger fürch tete. daß man mit dem Jmpszwaiigc bis zum „Pbalanstere" käme. Er sprach alio nickst, wie die Eomnuuüstcn dcö Reichs tages amrichiigcc Weile hätten sprechen dürien. — Gewcrbcvcrcin am 0. März. Herr Vorstand Walter mackst zunächst Mitthcilung von der bedenklichen Eikraistung des I. Sekretärs, Herrn Dircclor Elauß, der von cincr Lnngcucist- zündung niedcrgcworicn, aber bcrcils wictcr --u! dem Wege der »Besserung ist. Ta das Programm des nächsten, iür den Al. März in »Aussicht genommene» Fanülicnabends ohne die Mit- wiriung dcssclbcn »icht ausiühlbar ist, muß crslcrcr bis nach Ostern verschoben werden. Für den im Gcwcrbchcrcine zu grün- dcndcn Gesa» -verein haben sich lus jetzt nur r. cuigc angcmcltct und bitict der »T erstand um wcitcrcu Zutritt, das »Angenehme hervorvcdrnd, das eine solche »Bereinigung in de» Famiucnabcn- dcn bezwecken könnte. In dem letzten Relcrarc ivi, nach einem Schreiben des Herrn Koch bei Erwähnung ber Kestl lilhprodueuou etwas Ehrenrühriges gegen die Marmorimilcstwnc» des Herrn »Bildhauer Fchrmann gelegen haben. Relcrcni hat davon niclstö bcmcilt, könnt überhaupt a. enn Fcl rmami und dessen treuliche Produkte zu gut, als daß ihm dergleichen in dcn Sinn gekommen wäre. Im Haupivonrage, rer i-cuie den ganzen »Abu.b in An spruch nahm, gab Herr Lieutenant Rutcwslu sehr interessante „»Auszüge aus dem Leben Friedrichs des Großen". Friede cl> I. halte den vobcu-ollcm aus dem kmoranrcnbmgischcnyrrncdcn Tnel geschähe», Friedlich 11. fügte zu dem Tilci die Maat. »Redner behandelt dann unter dem »Bestall der T crsammlung zu nächst kurz Pie beiden Vorgänger Friedrichs k-S Grorcu au! dem jungen Köustasttstone, H«n schon erwähnte» Friedrich l. und den Vater unseres Kr>c> sheltcn, Friedrich Wi l elm 1. Unier dem -Ersten, der die Krone nicht ohne nahrhait auaistcheb Gepränge lassen zu können glaubte, war Berlin ein Sprachen, murr hi nein Nachfolger ein Eprcciparta. Der Letztere, de» Gutzlow in seinem „Zopi und Schwert" so tr-ff ich charalteusirk, batte ein rauhes Aeußcic, war babei aber chrlia» und rinn. Al.cs, was Wistcickchait und Kunst hieß, rerachtete er. Die Aladcmle dcr Wistemchattcn zu »Berlin bchiclt ec bloo deshalb bei, weil sie ihm die Kalender lieferte, brich» tt ibr aber die Gcitmitlrl auf's Acußcrsic und hatte vrn der Art und A. eise, wie sic sich verdient machen und von ihrer »Ausgabe tic merkwürdigsten Ansichten. Die Univcrntätcn fand er vlos dcsha b gut, wc-I sic ihm die »Militärärzte und die Geistlichen iimrten; auch ihre Geldmittel we.rtcn äußerst karg abgcmcßcn. Tie Justiz hielt er für ein über flüssig Ding; die »Advo.estcn nannte er Rechtsverdreher, statt Rechtsvertreter, und deiiiii inte ihncn eine ansiallende, sic Jeder mann icnnzcichncnde Kleidung, lim ihn vvn tcm hohen Werlste der Justiz zu überzeugen, wurde er einst vcranlaßt, cinei Gerichts verhandlung in Min cn briz, wohnen. Dcr »Acrtvcitigcr dos »An geklagten trug seine »Rede äußerst klar unk trcßcnd vor, so daß Friedrich Wilhelm, um seine Meinung betragt, begeistert ausricr: „Der Kerl hat Recht". Nun trat dcr Staalsanwalt auf und widerlegte ebenso klar und treffend den Voirckner Wort für Wort, io daß der König abermals sagte: „Dcr Kerl hat Recht". Ob er seitdem clncn bcsicren »Begriff von der Justiz bekommen haben mag, weiß ich nicht, aber aus ihrcm Schncckcngange seli gen Angedenkens bat er sic für seine Rcgicningszeit leim koch ein wenig hcrausgerisien. Sehr bestrebt war drr König, den Elementarunterricht namentlich in dc> Provinz Preußen zu heben, dem er auch eine beträchtliche Summe zur »Verfügung slclllc. Als Lehrer stellte er Schuster, Schneider, Leinweber rc an, eine Anschauung, die er mit Herrn Pcnzig in »Meerane gemein halte, obgleich er diesen leider nicht zu kennen tic Ehre halte. »Vielleicht hätte er ihn znni Ländcssck'ulrathc in Ostpreußen gemacht. In religiöser »Beziehung war ec äußerst tolerant; nur jüdische »Wuche rei haßte er und beschatte sic crcmplarstch. Sie mußten ihm alle erlegten Wildschweine abkarsten. Sein Tabalöloilcgium ist bekannt. Die »Armee vermehrte er von 41,0l!<> aus Mann. Seine Ricscngarkc ließ er sich trotz seiner grcnzcnleicn -Lparsanckeil horrende Summen kosten. Große unk hübsche Mädchen zwang er, diese Gardisten zu dciraihcn. Dabei war er äußcckst leiden, schattlich, der Stock spielte bei ihm eine große Nolle. Sein Leib- kutscher war der »Blitzableiter dcs ganzen HoieS unk trug deshalb ein ElennSkell unter dcr Kleidung. Seine Sparsamkeit geht aus folgenden »Notizen hervor: Die Königin und ihreKintcrerhielten jährlich 80.00" Thlr.; iür Stall, Küche und »Besoldung waren 48,000 Thlr. ausgcworscn; dcr König selbst begnügte sich mit einfacher Hausmannskost. Als sein Licblingösobn Heinrich einst die Blattern bekam, war er in großer »Angst; als sein Lcibmcdi- kus die Krankheit für nicht gefährlich bczcichnctc, befahl er, ihm als besonderes Zeichen seiner Gnade täglich (so lange er den Kranken besuchte) zwei Flaschen »Bier und eine Mahlzeit zu ge währen , welche letztere jedoch nicht über sechs Groschen kosten dürfe. Soweit dcr Vater Friedrichs dcö Großen, welcher letztere (am 24. Januar 1712 geboren» am >7. Mai 1740de» preußischen Thron bestieg. Schon aiö siebenjähriger Knabe mußte er tüchtig exerzieren, spater Schildwachc sichen und als der König erfuhr, daß er Flöte blase, sowie »Verse unv Schulden mache, war er im höchsten Maße ungehalten. Ein Z-eugniß für Friedrichs srühgc- wcckten Geist giebt folgender Vorfall. Friedrich II. besuchte in »Begleitung seines königlichen »Vaters die Schatzkammer, wo eine bedeutende »Anzahl Gcldläckc aufgehäuit standen. Ein solcher hatte sich in Folge seiner Schwere vornüber geneigt: kies bemerkend, sagte Friedrich: „Sri ruhig, dein Erlöser lebt!" was den König aui'S Höchste erbitterte. »Rach Entdeckung der proicklirten Flucht zag ihn Friedrich Wilhelm an den Haaren, sei lug ihm die Nase blutig, ja würde ib» mit dem Degen durchstochen haben, wen» man ibm nicht in den Arm geiallen wäre. Erft spät folgte eine Versöhnung zwischen Vater und Sohn, unto deren Bedingungen auch die sich befand, daß der »Prinz die Gemahlin eheliche, die Ihm der König befehlet. Die hierzu bestimmte Prinzessin Elisa beth Ebrisllane von Brauickchweig-Bcvcrn war dies in jeder »Be ziehung nur dem »Rainen nach »Bekannt sind seine Felteügc, die das kleine »Preußen in ganz Europa berühmt machten, der Ar-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite