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r Der Adorfer Grenzbote gelangt jeden Wochent. nachm. zur Ausgabe, für den nächsten Tag vorda« tiert.—Anzeigen nach Tarif.—Postscheck-Konto 87369 Leipzig. — Fernruf Nr. 14. Eegr. 1835 Sonntag- eine illustrierte ünterhaltungs-eilage Druck und Verlag: Otto Meyer, Adorf (Vogtl.), Bergstraße 14. — Verantwortlicher Schriftleiter: Otto Meyer, Adorf (Vogtl.) Dies Blatt enthaft die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt» Mannschaft Oelsnitz i. Vogü., des Amtsgerichts, der Amtsanwallschaft und des Stadtrates zu Adorf im Vogtland ,,,»*»so,,4^*choo,",,,,4,,,eee4»»»o»eeooO»ee«, Im Falle höherer Gewalt (Krieg oder sonstige t Störung des Betriebes) hat der Bezieher keinen r Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der r Zeitung oder auf Rückgabe des Bezugspreises, r Tageblatt «.Anzeiger. Kr Adorf Wogtl.),Nad Elsler,Sad Brambach, Arnsgrün, Breitenfeld, Bergen, FrMrg, Sber- u. Mergettengriin, Kermsgrün, -ugelSburg, Leubecha, MNlbausen Mbersceuch, Remtengrün, Schönberg, Eiebenbrunn, Sohl, Wohlbach u. das übr. obere Bgtl. Nr. 24 Dienstag, Sen 29. Ja»««! 1929. SS. Ja^vg SeffeMMe Aufferdemns zur Abgabe der Gewerbefteuererklärung für das Rechnungsjahr 1929. Die Steuererklärungen für die Gewerbesteuer sind in der Zeit vom 11. Februar 1929 bi- 28. Februar 1929 unter Benutzung der vorgeschriebenen Vordrucke abzugeben. Letztere können von der unterzeichneten Veranlagungsbehörde bezogen werden. I. Die Verpflichtung zur Abgabe einer Gewerbesteuererklärung besteht für alle diejenigen Betriebe, >) deren Ertrag im Durchschnitte der letzten drei Betriebsjahre den Betrag von 8000 RM. überstiegen hat oder bj deren Ertrag auf Grundlage des Abschlusses der Bücher zu ermitteln ist oder c) deren Unternehmer zur Abgabe einer Steuererklärung besonders aufgefordert worden sind. In den Fällen unter g und d besteht die Verpflichtung zur Abgabe einer Steuer erklärung auch dann, wenn ein Vordruck nicht zugesandt worden ist. Sind mehrere Unternehmer an demselben Gewerbe beteiligt, so genügt es, wenn einer die Gewerbesteuererklärung abgibt. Für mehrere selbständige Gewerbe des Unternehmers sind getrennte Steuererklärungen «bzugebcn. II. Für Personen, die unter Pflegschaft oder Vormundschaft oder elterlicher Gewalt stehen, sind die Gewerbestcuererklärungen von dem Pfleger, Vormund oder Träger der elter lichen Gewalt, für juristische Personen und selbständig steuerpflichtige Personen vereinigungen oder Vermögensmassen sowie für Betriebe und Verwaltungen von Körperschaften des öffentlichen Rechtes von deren gesetzlichen Vertretern, Vorständen oder Geschäftsführern abzugeben. Wer durch Abwesenheit oder sonst verhindert ist, die Gewerbesteuererklärung ab zugeben, kann die Erklärung durch Bevollmächtigte abgeben lassen. Die schriftliche Vollmacht ist der Steuererklärung beizufügen, sofern sie nicht bereits zu den Akten des Finanzamts gegeben ist. III. Wer die Frist zur Abgabe der ihm obliegenden Steuererklärung versäumt, kann durch Geldstrafen zur Abgabe der Steuererklärung angehalten werden; auch kann ihm ein Zuschlag bis zu 10. v. H. der festgesetzten Steuer auferlegt werden. IV. Die Hinterziehung oder der Versuch einer Hinterziehung der Gewerbesteuer sowie fahr lässige Vergehen gegen die Steuergesetze (Steuergefährdunz) werden bestraft. Adorf i. B., den 26. Januar 1929. Das Finanzamt. Am Diaastag, den 29. Januar 1929, nachmittags 3 Uhr sollen in Dad Elstaa 1 WMWMe, 1 kckW Mil 1KMW meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. _ 1591 Sammelort der Bieter: Aksttkeos Restaurant. 1732^ Adorf i. V., den 26. Januar 1929. Dar Gerichtsvollzieher des Amtsgericht». BemtmMellmWLummkmnke. Infolge eines Arztwechsels in der Leipziger Heilstätte müssen die DeeataagsstaaLea dis Mitte Februar ausfallen. Die nächsten Beratungen finden voraussichtlich am 20. Februar in Adorf und am 27. Februar in Oelsnitz i.D. statt Oelsnitz i. V., den 26. Januar 1929. Dev Dezirksfürforgeverband. Vas M es Neues? — N» Sonnabend wurde di« «Vierte Grüne Woche NeMn 1929" «öffnet. — Owen Poung hat die Uebernahme de« Vorsitze» M EachverständigenauSschub abgelehnt. — Parker Gilbert hat di« Rückreis« nach Europa nn-etreten. — D«r italienische Ministerrat hat den Ban von 18 neuen Kriegsschiffen beschlossen. — Nach russischen Meldungen haben die Truppen des afghanischen RäuberkönigS Habw Ullah mehrfach« Nieder« tagen erlitten. — D«r flüchtige Prokurist des Berliner Bankhauses Hvwenberg, Montag, wurde in Berlin verhaftet. — Tin Schlosser aus Apolda hatte drei Postpaket« »it Höllenmaschinen verschickt, durch die fünf Personen verletzt wurden; der Täter wurde verhastet. — In Essen-Bottrop haben Einbrecher den Geldschrank dn Postamt gesprengt, einer wurde von der Polizei erschossen. Nie Eröffnung der Grünen Woche. Lie Notwendigkeit der Zusammenarbeit von Stadt und Land. In den Ausstellungshallen am Kaiserdannn wurde am Sonnabend vormittag um 10 Uhr die „Grüne Woche Berlin 1929" mit einer Ansprache des Leiters der Ausstellung, Hans Jürgen von Hake, eröff net. Die vierte Grüne Woche — so führte der Redner aus — stehe wieder im Zeichen der wirtschaftlichen Not der deutschen Landwirtschaft. Die Tatsache, daß es der Reichshauptstadt Vorbehalten sei, diese Ausstellung in engster Zusammenarbeit durch die berufensten Stel len der Wirtschaft zu veranstalten, sei ein Mahnruf und ein Bewers für die Möglichkeit engster Zusammen, arbeit zwischen Stadt und Land für uns und für unser Vaterland. AelchSernährungSminister Dietrich, der das Protektorat über die Grüne Woche über nommen hat, hob in seiner Eröffnungsansprache her vor, daß die Ausstellungen nicht nur den Tausenden von Landwirten, die in diesen Tagen nach Berlin kämen, Belehrung und Anregung geben solle, sondern noch mehr der nichtlandwirtschaftlichen Bevölkerung zeige, was die Landwirtschaft trotz des Jndustrialisie- rungsprozesses für das Gesamtvolk leiste. Es müsse gelingen, die Landwirtschaft aus ihrem schweren Daseinskampf wieder heraus zu führen. Der Geist der Selbsthilfe und des genossenschaftlichen Zu sammenarbeitens würden helfen, dieses Ziel zu er reichen. Auch die Regierung werde alles tun, was in ihrer Hand liege. Eben jetzt sei sie im Begriff, zn ver suchen, die ganz unzulänglichen Großviehpreisc zu regeln. LandwirtschaftSmlnlster Dr. h c. Steiger führte u. a. aus: Besonders zu begrüßen sei die hier zum ersten Mal veranstaltete Ausstellung des land wirtschaftlichen Meliorationswesens, dessen gewaltig. Bedeutung für die gesamte Volkswirtschaft noch Vie» zu wenig bekannt sei. Es könne und müsse erreich» werden, daß die Kulturländercien, die Aecker, Wieser, und Weiden höhere Erträge brächten als jetzt, und auch die Oedländereien müßten der Kultur so rasch wie mög> lich erschlossen werden. Eine Voraussetzung hierzu sei die Herrschaft über das Wasser, wobei vor allem künf tighin die Ueberschwemmungen verhütet werden müß. ten, die uns in den letzten Jahren so große Schäden verursacht hätten. Dem Waldbesitzer und Forstmann bringe die Ausstellung besonders beachtenswerte Hin weise auf den Schutz des Waldes gegen die ihn von allen Seiten drohenden Gefahren. Nach Begrüßungsworten des Oberbürgermeisters Böß ergriff -er Präsident des RelchSlandbundes Schleie, Vorsitzender des Arbeitsausschusses der Grünen Woche, das Wort zu einer Ansprache, in der er u. a. aus führte, daß die meisten Großstadtmenschen landfremd geworden seien. Sie kennen die freie Natur nur noch als Erholungsstätten und hätten keine Vorstellung von der Mühe und Arbeit des Bauers. Die Grüne Woche werde schon viel erreicht haben, wenn es ihr gelänge, bei dem Großstädter einen achtunggebietenden Eindruck von der Fülle und der Schwere der Arbeit zu erwecken, die der Bauer täglich zu leisten habe. Die zweite große Aufgabe der Ausstellung sei, dem Großstädter den Blick dafür zu schärfen, daß nicht nur der Bauer dem Städter, sondern auch der Städter dem Bauern gegen über Pflichten habe. Bei dem Ziel, der Landwirtschaft zu helfe«, müsse der Wille des Verbrauchers Mitwirken deutschen Waren vor ausländischen Waren gleicher Güte den Vorzug zu geben. Mit der Landwirtschaft müsse die große Masse der Verbraucher, der Städter, davon durchdrungen sein, daß sie an einer leistungs starken Landwirtschaft das größte Interesse habe. Ins- besondere wende sich die Ausstellung „Landwirtschaft liche Selbsthilfe" an das genossenschaftliche Denken der Landwirtschaft. Die Ausstellung sei aber vor allem auch eine Mahnung an das Verantwortungsgefühl der deutschen Regierungen und sei damit ein Symbol der großen Schicksalsgemeinschaft des deutschen Volles. Der Präsident des preußischen Landesjagdver bandes, Theodor Held, fand warme Worte für die Bedeutung der deutschen Jägerei. Die Jagd wissenschast finde ihre Darstellung in einer vorzüg lichen SonderauSpellung des Instituts für Jagdkunde. Auch di« Technik oer Jagdwaffen sei stark berücksichtigt. Deutschlands zriedensvolM. Erklärungen Wilhelms II. Der ehemalige deutsche Kaiser gab einem Ver treter der „United Preß" eine längere Erklärung über die Richtlinien der deutschen Außenpolitik 1888—1914 ab. Darin heißt es u. a.: „Das außenpolitische Programm meiner Regierungszeit ist sich stets gleich geblieben. Die großen Linien dieses Pro gramms sind bereits in meiner ersten Thronrede im Jahr« 1888 enthalten: „In der auswärtigen Politik bin ich ent schlossen, Frieden zu halten mit jedermann, so viel an mir liegt. Meine Liebe zum deutschen Heere und meine Stel lung zu demselben werden mich niemals in Versuchung führen, dem Lande die Wohltaten des Friedens zu ver kümmern, wenn der Krieg nicht eine durch den Angriff auf das Reich oder dessen Verbündete uns aufgedrungene Not wendigkeit ist. Unser Heer soll uns den Frieden sichern und, wenn er uns dennoch gebrochen wird, imstande sein, ihn mit Ehren zu erkämpfen. Das wird es mit Gottes Hilfe ver mögen nach der Stärke, die «S durch das von Ihnen ein mütig beschlossene jüngste Wehrgesetz erhalten hat. Die'« Stärke zu Angriffskriegen zu benutzen, liegt meinem Herzen fern. Deutschland bedarf weder neuen Kriegsruhms noch irgend welcher Eroberungen, nachdem es sich die Berechti gung, als einige und unabhängige Nation zu bestehen, end« gültrg erkämpft hat." Der Kaiser fährt dann fort, daß seine Regierung diesen Grundsätzen 26 Jahre hindurch treu geblieben. Die deutsche Regierung habe sich niemals verleiten lassen, günstige Gelegenheiten zum Kriege gegen Frank reich oder Rußland zu benutzen. Sie habe auch keine Ziele verfolgt, die nur durch Krieg zu erreichen waren, und keine Bündnisse mit offensivem Charakter geschlos sen. Die gleichen Friedensgrundsätze verfolgte die deutsche Regierung noch zuletzt in der Juli-Krise 1914. Alle unsere Bemühungen wurden jedoch die russische Gesamtmobilmachung vereitelt, die am Abend des 30 Juli 111 Divisionen mobilmachte. Oesterreich hat erst >18 Stunden nach der russischen seinerseits die Gesamt mobilmachung angeordnet, und in Deutschland ist fast um die gleiche Stunde — beinahe 19 Stunden nach der russischen Gesamtmobilmachung infolge der Mel dung von der russischen Mobilisierung erst der „Zu stand drohender Kriegsgefahr" — also noch nicht di« Mobilmachung — befohlen worden. Am Schluß der Erklärung heißt es: I» Versailles ist die Anklage erhoben worden, daß Deutschland de« Weltkrieg seit Jahrzehnten planmäßig vor bereitet «nd 1914 vorsätzlich entfesselt hätte. Mit große, Genugtuung ka«n ich heute feststellen, daß diese Behaup. tnng immer mehr an Anhängern verliert. Die Doku mente, die inzwischen veröffentlicht worden sind, haben der Wett — so weit sie die Wahrheit anerkennen will — gezeigt, daß von einer Schuld Deutschlauds am Krieg, nicht die Rede sei« kann. Immer «ehr Historiker »wende» sich von der schmachvollen These ab, die dem deutsche» Volke als Grundlage für da» Ariedensdiktat aufgezwunge» worden ist. Je «ehr Licht «ns die Vergangenheit fällt.