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523 bauende Landgericht in Zwickau, in Höhe von 713,000 ^., zur Zeit abzu lehnen. Die sernerweit postulirten Raten zu dem Bau der Landgerichte in Dresden, Leipzig, Chemnitz und Freiberg werden dagegen zur Bewilligung empfohlen. Dieselbe Deputation beantrügt, das Postulat von 150,000 mit gemrinjährig 75,000 ^ zu den Borarbeiten und der Erwerbung eines Bauplatzes für eine neue Strafanstalt für Zuchthausgesangene abzulehnen. Beide ver neinende Vota werden dadurch motivirt, daß die einschlagende, maß gebende Reichsgesetzgebung noch nicht abgeschlossen sei. Hochfluth. 6D Dresden, 2I. Februar, Vormittags. (Tel.) Der Wasser st« nd der Elbe hat in der vergangenen Nacht eine Höhe von 484 Centimeter über Null erreicht, beträgt aber jetzt nur noch 468 Centimeter. Auch von der Oberelbe wird ein langsames Fallen des Wassers gemeldet. In der Stadt stehen nur die Zwingcranlagen noch theilweise unter Wasser, die Niederungen der Um gebung sind stark überschwemmt. Der Zustand der Eisenbahnbrücke in Riesa ist unverändert. Von der aus drei Theilen bestehenden Brücke ist der linkseitigc Strompfeiler eingestürzt, welcher die Fahrbahn für Fuhrwerk und den Weg für Fußgänger enthielt, die Bahngeleise stehen noch. Der Einsturz erfolgte wenige Minuten, nachdem der Berliner Zug die Brücke passirt hatte. Es wird ein Nachsturz der Bahngeleise befürchtet. 6D Dresden, 21. Februar, Nachmittags. (Tel.) Das „Dresdner Journal' meldet aus Riesa, Nachmittags 2z Uhr: Die Anzeichen mehren sich, daß die Eisen bahn brücke noch weitere Beschädigungen erleiden wird. Die Arbeiter sind entfernt und die Bewohner der stromaufwärts gelegenen Ort schaften alarmirt worden. — Der Wasserstand der Elbe betrug in Dres den Nachmittags 2 Uhr 451 Centimeter über Null. Das Wasser fällt langsam. 6D Frankfurt a. M., 20. Februar, Abends. (Tel.) Währenddes ganzen heutigen Tages ist der Main noch unausgesetzt gestiegen und hat den unteren Stadttheil bis zum Römerberg unter Wasser gesetzt. Dagegen wird vom Obermann von Lohr und Aschaffenburg, seit heute Mittag ein langsames Fallen des Wassers gemeldet. Vermischtes. — * Dresden, 21. Febr. Heute Mittag 12 Uhr fand unter An wesenheit Sr. Majestät tes Königs Albert, Ihrer Majestät der Königin Carola, Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg und Ihrer königl. Hoheit der Prinzessin Georg die feierliche Enthüllung des Rietschel-Denk mals auf der Brühl'schcn Terrasse statt. Nach einem von dem Gesang- Verein „Erato" gesungenen Weiheliede, gedichtet von Julius Hübner, in Musik gesetzt von Generalmufikdirector I. Rietz, hielt Professor Hettner die Festrede, nach deren Beendigung die Hülle LeS Denkmals fiel. Nach einem gesungenen SchlußverS des Weiheliedes besichtigten Lie allerhöchsten Herr- schäften das Denkmal unter Führung des Schöpfers desselben, Professor Schilling, und unterhielten sich mit Ler anwesenden Witwe, deren beideu Söhnen und der Tochter von Rietschel in leutseligster Weise. Gegen ^1 Uhr war die Feier beendet. — Das herrliche Monument, phantasievoll con- cipirt, besteht aus einem dreischenkligen Stufenfuß, der eine Säule mit der Büste LeS Gefeierten trägt. Unten an der Säule sitzen drei Jünglings gestalten, die drei Hauptmomevte in der Entstehung des plastischen Kunst werks, wie zugleich die drei Techniken, in welchen Rietschel Meister war, versinnbildlichend: das Zeichnen, das Modelliren und die Marmor- oder überhaupt Steinarbeit. Die Säule sodann wird von drei Reliefs belebt, in denen, in weiblichen Gestalten, die drei HauptdarstellungSgebietc des ge feierten Künstlers: die Geschichte, Poesie und Religion, angedeutet find. Die Büste, welche das Ganze krönend abschließt, ist in lebensvoller Aehnlichkeit trefflich durchgeführt. Was die Inschriften des Denkmals betrifft, so liest man auf der Vorderseite: Dem Andenken Ernst Rietschel'-; auf Ler rechten Seite: Auf der Stätte seines Schaffens; auf Ler dritten Seite: Errichtet 1876. Die Säule und der figürliche Theil des Denkmals find in Bronze auSgeführt, das Postament dagegen in grauem Granit und grünem Syenit. Der gelungene Guß wurde von dem Hüttenwerke Lauchhammer besorgt, di« Steinarbrit von dem Steinmetzmeister Rittscher in Häßlich bei Kamenz. — Erinnert sei noch an einige Hauptwerke Meister Rietschels: Lutherdenkmal (Worm«), Statue Lessing'« (Braunschweig), Doppclstatue Goethe'« und Schiller'« (Weimar), zahlreiche Reliefdarstcllungen am Opernhause zu Berlin, im Dresdener Museum u. s. w. — Dresden, 21. Februar. (Dr. I.) Al« gestern Abend 8 Uhr in Bodenbach der Personenzug nach Drc«den abgehen sollte, ließ sich auf der dem Perron entgegengesetzten Seite in der Mitte de« Zuges ein un ¬ bekannter Mann über fahren und war sofort todt. In der Brusttasch« desselben fand sich ein Brief vor, welcher absichiliche Tödtung constatirte. — Gestern früh gegen 3 Uhr ist eine ledige Frauensperson, welche sich in Be gleitung ihres Geliebten auf Lem Wege nach der Lößnitzstraße befand, ohne Laß c« Letzterer, mit Lem sie vorher in Zwist geraihen, hat verhindern können, plötzlich von der Marienbrücke herab in die Elbe gesprungen. Der Mann Hai das Mädchen noch am Geländer der Brücke erhallen wollen; er ist aber selbst mit hinunter- und auf einen unter dem Brückenbogen bc- findlichen Haufen Roheisen gefallen, von wo au« er, nachdem er um Hilfe gerufen, mittelst einer Leine wieder heraufgezogen wurde. Der Leichnam der Frauensperson ist noch nicht aufgefunden. — Mittweida, 19. Februar. (Dr. I.) Gestern früh ^7 Uhr ist auf dem Seifert'schen Kalkwcrke zu Ottendorf, und zwar an dem mit Kalk gefüllten brennenden Kessel, ein unbekannter Mann todt aufgefundcn worden. Allem Vermuthen nach hatte sich der Fremde, um sich zu wärmen, auf de r Rand des Kessels gesetzt, ist eingeschlafen und durch Kohlcndämpfe erstickt worden. Vorgefundenen Notizen zufolge ist der Verunglückte aus Chem nitz gebürtig. — Plauen, 19. Febr. (V. A.) Leider bestätigt sich das seit einigen Tagen hier verbreitete Gerücht von dem traurigen Ende, das ein junger Geschäftsmann aus Plauen, Namens Martin, in Rußland in der Gegend von Moskau gefunden. Derselbe wurde mit einer Anzahl anderer jungen Leute, von denen einige ebenfalls Deutsche gewesen sein sollen, nach einer auf amtlichem Wege hierher gelangten Nachricht auf einer Schlittenpartic das Opfer einer Heerde von Wölfen. Der Schmerz seiner Angehörigen, welche dem Eintreffen ausführlicherer Nachrichten über das schreckliche Ereigniß entgegensehen, findet allseitige Thcilnahmc. — Görlitz, 21. Februar. (A.) Am hiesigen Bahnhofe verun glückte am l8. d. Mts Abends der Maschinenführer S. von der sächsisch schlesischen Staatsbahn. Derselbe war bei einer Rcscrvemaschine dienstlich be schäftigt, bei welcher plötzlich durch das Herausspringen eines Herzstückes der heiße Dampf einen Ausweg sand. Hierbei erlitt S. starke Beschädigungen durch Verbrühung des Oberkörpers, in Folge dessen seine Unterbringung im Kranken hause nöthig wurde. — Berlin, 21. Febr. Das benachbarte Luckenwalde ist durch eine Mordthat in Aufregung versetzt worden. Der Schlossergeselle Bley daselbst bekam dieser Tage vor seiner Wohnung mit einem Arbeiter Namens Pollack Streit, wobei der letztere dem Bley ein Taschenmesser mit solcher Heftigkeit in die Brust stieß, daß derselbe sofort todt zusammenbrach. Der Thäter befindet sich in Haft. — Düsseldorf, 19. Februar. (K- Z ) Der zu Pola entdeckte Planet 156 hat den Namen Xanthippe und der zu Pari- entdeckte Planet 159 den Namen Aemilia erhalten. Außer dem seit 1868 vermißten Planeten Frigga bedürfen jetzt noch 26 Planeten der Wieder- aufsuchung, von welchen Maja seit 1861 nicht beobachtet ist. — München, 18. Febr. (L. Z.) Von hiesigen Industriellen wird gegenwärtig im Auftragedes Königs ein neues Ameublement für das Schloß auf dem Linderhof «„gefertigt. Im Renaissancestyl aus der Zeit Ludwig Xt V. gearbeitet, wird dasselbe ein Meisterstück des Kunstgewerbes bilden. Der Tisch, aus feinem Roscnholz zusammengesetzt, ist mit künst lerischen Broncearbcitcn verziert und den Seitenflächen werden Porzellan- gemälde aus Ler Fabrik in Nymphenburg cingefügt. — Ueber die Säcularfcier des kaiserlichen Hofburgtheaters in Wien meldet die „Wiener Zeitung" vom 17. Februar u. A. Folgendes: Der Kaiser und die Kaiserin, die Erzherzögc Kronprinz Rudolf, Franz Carl, Ludwig Victor und Friedrich und die Erzherzogin Maria Theresia wohnten der Vorstellung bei, welche heute im k. k. Hofburgtheater aus Anlaß des cinhun - dertjährigcn Jubiläums veranstaltet worden war. Dieselbe wurde mit einem Vorspiele: „Aus dem Stegreif" von Joseph Weilen eröffnet, das lebendig die Scene schildert, in welcher den Schauspielern der Beschluß des Kaisers Joseph II.: das k. k. Hofburgtheater zu gründen, durch Sonnen fcls mitgetheilt wird. Das gegenwärtige Burgthcater erscheint, die Büste Kaiser Josephs II. wird sichtbar und die Schauspieler jubeln dem Begründer der neuen Kunststätte zu. Hierauf wurde Grillparzers dramatisches Fragment: „Esther" gegeben, und den Schluß bildete ein von Wilbrandt gedichteter, von Frl. Wolter ge sprochener Epilog. Als der Epilog zu Ende war, erschienen sämmtliche Mit- glieder des k. k. Hosburgtheaters und stellten sich zu beiden Seitencincr Kolossal büste des Kaisers Franz Joseph I. auf, bei deren Anblick das Publicum in jubelnde Zurufe ausbrach. Ein Bild des künftigen Hosburgtheaters wurde sichtbar und die Mitglieder sangen die Volkshymne, welche von den sich er hebenden Anwesenden stehend angehört und mit lebhaften Acclamationcn zur Wiederholung begehrt wurde.