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522 Einkommensteuer) angenommen. — Die Führer der Socialisten beginnen jetzt ihre Agitation unter den ländlichen Arbeitern plan mäßig zu betreiben. Der „Social - Demokrat enthält eine Procla- mation: „An Dänemarks Häusler, Parcellisten, Insten und Land arbeiter" von dem bekannten Pio, in welcher die Grundzüge einer vollständigen Organisation der socialistischen Elemente angegeben wer den. Der Grundplan, nach welchem die Organisation geschehen soll, ist die Eintheilung des Landes in Folkethingskreise und die Theilung dieser in Gemeinden. Es soll anfänglich in jeder Gemeinde ein voll ständiges Verzeichniß der Anhänger der socialistischen Partei aus genommen und zugleich Auskunft darüber gegeben werden, wer von den Anhängern Redner ist, welche Localitäten zu den Versammlungen zur Verfügung stehen, wie viele von den Anhängern wahlberechtigt sind u. s. w. Auf Grund dieser Aufklärungen soll dann die Agitation in Gang gesetzt werden. Frankreich. Paris, 19. Februar. Der Iustizminister Dufaure hat eine Untersuchung wegen Vorfällen in Castelsarrasin angeordnet, wo die Behörden die Bauern bedroht haben sollen, die ihnen für die Ueberschwemmungen vom vorigen Jahre bewilligten Gelder vorzuent- halten, wenn sie nicht für den Minister Buffet stimmen würden. — Die Minister des Krieges und der schönen Künste beabsichtigen, auf der schweizerisch-französischen Grenze ein Denkmal in Anerkennung der Gastfreundschaft zu errichten, welche den Trüm mern der Bourbaki'schen Armee von der helvetischen Republik er wiesen wurde. Großbritannien. London, 19. Februar. Die Absicht der Königin, ihrer Souverainetät über Indien durch die Annahme eines entsprechenden Titels Ausdruck zu geben, erregte gestern im Unterhause eine längere und lebhaftere Debatte, als man erwarten konnte. Der Grund hier von war, daß Disraeli eine diesbezügliche Bill in das Parlament eingebracht hatte, welche den neuen Titel, den sich die Königin zu zulegen beabsichtigt, nicht nennt, sondern nur die Einwilligung des Parlamentes dazu ausspricht, daß dieselbe ihre Titel vermehrt. In Folge dessen erging man sich in langathmigen Reden in einer Kritik der hier in Betracht kommenden Titel, namentlich in einer Kritik des Titels „Kaiserin" von Indien. Disraeli wurde aufgefordert, diesen Wortstreit dadurch einzuschränken, daß er den Titel nenne, welchen sich Ihre Majestät beilegen werde. Der Führer des Cabinets antwortete, daß es der Krone überlassen bleiben müsse, welchen neuen Titel sie sich zu geben gedenkt. Bis zu diesem Augenblicke liegen keine That- fachen vor, welche darauf Hinweisen, daß die Krone auch an Ver mehrung der Civilliste denkt. Da aber Disraeli gestern im Parla ment äußerte, daß es wünschenswerth erscheine, nähere Beziehungen zwischen der Krone und den Höfen der indischen Fürsten herzustellen, so ist eS wahrscheinlich, daß eine Erhöhung der Civilliste dennoch im Plane liegt. Spanien. Wie das ungarische Blatt „Kelet Nepe" erfährt, gedenkt Don Carlos nicht in Cisleithanien, sondern in der Schweiz, eventuell in Ungarn, ein Asyl zu suchen; eine der ungarischen Herrschaften aus der Hinterlassenschaft des Herzogs von Modena ist dem Prätendenten zugefallen. Wie das Blatt weiter meldet, hat sich Don Carlos in einem Privatbriefe ausgesprochen, daß „das liberale und parlamen tarische Königthum in Spanien auf die Dauer eine Unmöglichkeit" sei. Rußland. Der „Russ. Invalide" vom 17. Februar meldet aus Kokand: „Nachdem Abdurrahman Awtobatschi sich dem General Skoboleff er geben, haben seine Dschigiten, die jetzt unter russischem Befehl stehen, sich aufgemacht, um den Prätendenten Fu lat Bey in die Alaiberge zu verfolgen. Ihnen nach rückte ein Detachement von 650 Kosaken, unter dem Obersten Meller Zakomelsky. In der Nacht vom 9. Febr. wurde Utschkurgav erreicht, wo der Verfolgte sich in einer Gebirgs schlucht verschanzt hatte. Trotz der Dunkelheit und des schwierigen Terrains schritt man sofort zum Sturm, der auch vollständig gelang. Fünf Kanonen, hundert Gewehre, ein Theil des Gepäcks und das ganze Lageraeräth fiel den Russen in die Hände. Am 10. Februar kehrte Oberst Meller nach Affake zurück. Auf diesen neuen Erfolg kamen von Margilan, Uscha, Usgeet und Kokand zahlreiche Deputationen zum General Skoboleff, um diesem die bedingungslose Unterwerf ung der Bevölkerung zu betheuern." — Andrerseits wird berichtet: „Die Erfolge der Russen halten nicht lange an. Sobald dieselben ab- marschiren, bricht der Aufstand in den volkreichen Städten von Neuem aus. Abtheilungen bewaffneter Reiter kommen sogar über die Grenze und plündern auf russischem Gebiete. Vor Kurzem wurde die Caravane des russischen Kaufmannes Gromoff, aus 300 Kameelen bestehend, in der Nähe von Chodshent gefangen genommen. In der Nähe von Ura- Tübe schleppten die Rebellen den Bezirks-Chef fort. Ein anderer Trupp plünderte im Thale der oberen Matscha. Solche Fälle beunruhigen die Bevölkerung ohne Unterlaß." Türkei. Wie der „Polit. Corr." aus Konstantinopel von competen- ter Seite mitgetheilt wird, hat die Pforte ein Gesetz erlassen, wel ches, wenn ernst und aufrichtig zur Geltung kommend, vielleicht den entscheidendsten Schritt zur Verwirklichung der, sowohl der eigenen Initiative der Pforte entsprungenen, wie auch der von den euro päischen Mächten der Pforte angerathenen, Reformen markirt. Das Gesetz enthält drei Artikel, die, wie folgt, lauten: Art. 1. Die musel männischen und nichtmuselmännischen Unterthanen des Reiches werden ohne Unterschied Ackerland erwerben können, ebenso solche zu Pacht höfen oder zu Dörfern gehörende Gründe, wenn sie Eigenthum des Staates oder der Vacoufs, im Wege der Versteigerung, oder wenn sie Privaten gehören, im Wege der Uebertragung. In dem Falle, wo gewisse, dem Staate oder den Vacoufs gehörende Ländereien in Gemäßheit eines alten Herkommens an nichtmuselmännische Unter thanen des Reiches nicht übertragen werden könnten, wird dieses Her kommen abgeschafft, und die Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes werden ohne Unterschied in Anwendung gebracht werden. Art. 2. Die Uebertragung von Gründen und unbeweglichem Eigenthum zwischen muselmännischen und nichtmuselmännischen Unterthanen wird, den Be stimmungen des diesen Gegenstand regelnden Gesetzes entsprechend, mit vollständiger Gleichheit bewerkstelligt werden. Art. 3. Die musel männischen und nichtmuselmännischen Landwirthe auf gewissen Pacht höfen werden bei der Erwerbung der verkäuflichen Gründe, sei es im Wege der Versteigerung, sei es im Uebertragungswege Seitens der Privaten, das Vorzugsrecht genießen. Kostainica, 17. Februar. Der Jrade des Sultans Be treffs Einführung der vom Grafen Andrassy empfohlenen Reformen wurde in Serajewo im Hofe des Konaks vom Vali vor zwei Batail lonen Nizarn den Behörden und den Consularcorps verkündet. Die Consuln verlangten hierauf die öffentliche Publikation vor dem Volke, sowie durch die amtliche „Bosna", worauf ihnen geantwortet wurde, daß die inneren Angelegenheiten Bosniens die fremden Mächte nichts angingen. Dom sächsischen Landtage. A Dresden, 21. Febr. DieZweite Kammer nahm heute Abend 6 Uhr die durch Vertagung unterbrochenen Sitzungen wieder auf. Präsident Haberkorn gedachte zunächst des Ablebens der Abgg. Käferstein und Lange. Das Andenken an dieselben ehrte die Versammlung durch Erheben von ihren Sitzen, worauf der Präsident die Abgeordneten willkommen hieß, mit dem Wunsche, daß es gelingen möge, in möglichster Harmonie zum Wohle des Staates und mit möglichster Beschleunigung die in reicher Anzahl vorhandenen Vor lagen zu erledigen. Nach erfolgter Verpflichtung der neu eingetretenen Mitglieder fand nur noch Registrandenvortrag statt, bei welchem der Abg. Walter bezüglich der von ihm eingebrachten Interpellation: „hat die königliche Staatsregierung vom Reichscanzler amt officiell Kenntniß erhalten von der in allen als „officiös" be- zeichneten Zeitungen offen ausgesprochenen Absicht vom Ankauf der preußischen, resp. sämmtlicher Eisenbahnen Deutschlands Seiten deS Reichs? und: Wie wird sich die königliche Staatsregierung zu diesem für Sachsen, wie für ganz Deutschland, wenn zur Ausführung kommend, so verhängnißvollen Schritt verhalten?" erklärte, daß er mit Rücksicht auf das in einigen Tagen zu erwartende Decret über Eisenbahnen seine Interpellation zurückziehe. — (Dr. N.) In einem der Ständeversammlung zugegangenen königl. Decret wird die Gewährung einer jährlichen Unterstützung von 900 für daS K örner-Museum in Dresden aus der Staatskasse bis auf Widerruf beantragt. — Die Finanz-Deputation der Ersten Kammer schlägt vor, die postulirte Baukosten-Rate für das neu zu er-