Volltext Seite (XML)
337 davonrasten, konnten erst im Niederdorfs ausgehalten werden, sind je doch ohne Verletzung geblieben. Zittau, 3. Februar. (Z.N.) Diesen Morgen wurde der Schneider Ernst Julius Walther aus Leuba b. Ostritz, 42 Jahre alt, in einem Hause der äußeren Oybinerstraße erhängt aufgefunden. Dresden, 3. Februar. (Dr. N.) Auch am zweiten Tage er freute sich der Bazar zum Besten deS „Daheim für Arbeiter innen" eines ungemein zahlreichen Besuches. Das Königspaar er schien heute zweimal, um 3 und gegen 7 Uhr, und verweilte geraume Zeit in den buntbelebten Räumlichkeiten. Am ersten Tage haben gegen 3000 Personen Eintritt genommen, die in dem Saale gegen 13,000 Mark an dem Buffet, dem Fortunatempel und durch Ankauf von Waaren aus den Verkaufsständen ausgegeben haben. In dem For tunatempel lösten sich die Damen aller drei Stunden ab, in den Zelten, Bauernhäusern und sonstigen Waarenlagern harrten die Verkäuferinnen ununterbrochen aus und lösten damit eine Aufgabe, die den ungeschul ten Kräften mancher der vornehmen Damen alle Ehre macht. Das Hof-Buffet mußte fortwährend erneuert werden; es waren deshalb ständige Boten unterwegs, die neue Vorräthe von Pasteten, kaltem Ausschnitt und allerhand anderen Delicateffen aus Küche und Keller des kgl. Schlosses herbeiholten. Auch die Waaren in den Verkauss- ständen erfuhren in den gangbarsten Artikeln eine Erneuerung. Die Lotterie war so eingerichtet, daß auf 5 Nummern ein Gewinn kam. Das Publicum bewahrte eine durchaus tadellose Haltung. Das finanzielle Gesammtergebniß dürfte sich als ein sehr respectables heraus stellen und damit wäre einem humanen Zwecke eine wesentliche Unter stützung geliehen. Zwickau, 2. Februar. (Dr. I.) Das „Flugblatt des konser vativen Vereins im 18. Reichstagswahlkreise" hat mit dem neuen Jahre in Berücksichtigung der weiten Verbreitung des Blattes seinen Titel verändert und erscheint jetzt in monatlichen Lieferungen unter dem Titel: „Conservatives Flugblatt für Sachsen". Die unter dem 31. v. M. herausgegebene Nr. 1 dieses Blattes enthielt außer einem einleitenden Artikel über die politischen und kirchlichen Verhältnisse Preußens und Sachsens in einer nachträglichen Neujahrsbetrachtung eine Aufforderung an die Conservativen zu thatkräftigem Handeln im neuen Jahre auf dem Grunde des Christenthums Behufs Verbesserung der derzeitigen Nothstände und bringt ferner einen den Begriff des „Conservatismus", wie er heute zu verstehen ist, erläuternden Aufsatz, sowie die Fortsetzung eines die Entstehung der Welt behan delnden Artikels. Im Weiteren bespricht das Blatt in verschiedenen Aufsätzen die auch nach Einführung des Gesetzes über die Beurkundung des Personenstandes sür den christlichen Staatsbürger fortbestehende Verpflichtung, die kirchliche Trau ring zu begehren, die dem neuen Deutschen Reiche durch die Socialdemokratie und den falschen modernen Liberalismus drohenden Gefahren, sowie die in einer im vorigen Jahre in den „Chemnitzer Nachrichten" erschienenen Abhandlung eines früheren Theologen und Religionslehrers enthaltenen Ausfälle auf Kirche, Bibel, Geistlichkeit rc. unter gleichzeitiger Mittheilung einer in demselben Blatte enthal tenen Entgegnung auf jenen Artikel Endlich enthält das Flugblatt kleinere Mit- theilungen über kirchliche und städtische Wahlen u. dergl. Berlin, 3. Februar. Heute beglückwünschten beide Majestäten die Prinzessin Carl zu ihrem Geburtstage. Das Familiendiner findet heute bei den Majestäten' im königlichen PalaiS statt. — Der Kronprinz und die Kronprinzessin begeben sich morgen früh mit dem Tagesschnellzuge nach Weimar, um den bevorstehenden Vermählungsfeierlichkeiten beizuwohnen. Von Weimar aus beabsichtigen die Herrschaften einen kurzen Besuch am Hofe zu Gotha abzustatten. — Bei dem Garde-Corps, dem 3. und 4. Armee-Corps werden in diesem Jahre große Herbst-Uebungen stattfinden, denen der Kaiser beizuwohnen gedenkt. Das Garde-Corps und das 3. Armee-Corps sollen, nachdem sie für sich geübt haben, zu einer gemeinsamen Uebung zusammengezogen werden. Für das 4. Armee-Corps ist eine gemeinsame Uebung mit dem k. sächsischen (12.) Armee-Corps in Aussicht genommen; über Zeit und Ort der Zusammenziehung sind weitereMittheilungen Vorbehalten. Für Uebungen der Cavalerie im Brigade- und Divisionsverbande werden Zusammen ziehungen von Cavalerie-Truppentheilen aus dem 2., 5. und 6„ sowie vom 8. und 15. Armee-Corps zu zwei Uebungsdivisionen erfplgen. Bei Graudenz wird im August und September d. I. eine größere Be- lagerungS-Uebung abgehalten werden. — In der gestrigen Sitzung des Bundesraths wurden die Vorlagen, betreffend den Beitritt von Britisch-Jndien zum allgemeinen Postverein sowie den Vertrag mit der Stadt Straßburg i. E. wegen Erwerbung von Grundstücken, welche in Folge der Hinausschiebung der Festungswerke entbehrlich werden, den Ausschüssen überwiesen. Außerdem wurde beschlossen, das Verbot der Ausfuhr von Pferden auszuheben. — Die dritte Berathung der Strasgesetzvorlage wird wahrscheinlich am Montag auf die Tagesordnung des Reichstages kommen. Alle officiösen Zeitungen gehen jetzt stark ins Zeug gegen die Ablehnung des gegen die Socialdemokratie gemünzten 8 130 « des Strafgesetzbuches, bei welcher Gelegenheit der Minister des Innern seine Rede gegen die Socialdemokratie hielt. In einem hiesigen osfi- ciösen Blatte heißt es heute: „Die socialdemokratische Frage ist von dem Grafen Eulenburg in ernstester und wirksamster Weise auf die Tagesordnung der parlamentarischen Discussion gesetzt worden und sie darf nicht wieder verschwinden!" — „Es war — bemerkt der konservative „Reichsbote" hierzu — schon lange unsere Meinung, daß man viel besser gethan hätte, die socialdemokratische statt der cultur- kämpsertschen Frage auf die Tagesordnung zu setzen. Im Schatten des Culturkampfes ist die Socialdemokratie so lustig emporgewachsen; da hatte man keine Zeit, auf sie zu achten. Wir haben schon lange die Gefahr erkannt, und, als noch die ganz offieiöse und nichtofficiöse liberale oder liberal-conservative Presse schwieg, der Socialdemokratte unsere Aufmerksamkeit zugewendet. Es hat uns auch nicht abgehalten, daß die Culturkampfpresse, als sie noch im Culturkampf schwelgte, immer unwirsch auffuhr, wenn sie an die Socialdemokratie erinnert wurde. Und was Minister Eulenburg von der Socialdemokratie weiß und im Reichstage von ihr anführte — wir werden wohl schwerlich irren, wenn wir annehmen, daß er es vorzugsweise aus dem Buche des evangelischen Pfarrers Schuster in Stuttgart, des Agenten der inneren Mission, entnommen hat." — Dem Landtage ist ein Gesetzentwurf zugesandt worden, welcher die Verwendung der in Folge der Abtretung der Preußischen Bank an das Reich für die Staatscasse verfügbar gewordenen Geld mittel (29,720,400 „M) betrifft. — 01 Nachdem die Verhandlungen der preußischen Regierung mit den Ständen des Herzogthums Lauenburg abgeschlossen sind, er folgt voraussichtlich eine Vorlage, betreffend die Jncorporirung Lauenburgs in die preußische Monarchie, noch in dieser Session des preußischen Landtags. — Von einer Mission des Cardinals Fürsten Hohenlohe in Rom ist in hiesigen politischen Kreisen nichts be kannt. — Das Stadtgericht hat den Redacteur der „Deutschen Eisen bahnzeitung", Gehlsen, der Beleidigung der Mitglieder des AufsichtS- rathes der rumänischen Eisenbahnactiengesellschaft (der geh. Commerzien- räthe v. Hansemann, v. Bleichröder u. s. w.), sowie auch des Reichs canzlers Fürsten Bismarck nach N 184 und 186 des Strafgesetz buches schuldig gesprochen und gegen den Angeklagten auf eine Ge- fängnißstrafe von 4 Monaten erkannt. — Wie den Behörden bekannt gemacht worden, ist durch das jetzt zur Rechtskraft gelangte Urtheil des Appellationsgericht zu Münster auf Schließung des Mainzer Vereins deutscher Katho liken erkannt worden. Danach würde nun Jeder, welcher sich an dem rechtskräftig geschloffenen Vereine ferner als Mitglied betheiligt, nach ß 16 des erwähnten Gesetzes mit Geldstrafe von 15 — 150 oder Gefängnißstrafe von acht Tagen bis zu drei Monaten belegt. Es versieht sich von selbst, daß diese Maßregel nur aus und sür Preußen Anwendung findet. Posen, 2. Februar. (N.-Z.) Nach einer aus Ostrowo hier eingetroffenen Mittheilung wird Cardinal Ledochowski morgen früh entlassen und sofort per Bahn weiter befördert werden. Der CleruS und Adel ist in Folge dessen nach Ostrowo zusammengeströmt, wo die Kirchen erleuchtet sind ; die Prinzen Edmund und Ferdinand Radziwill sind ebenfalls daselbsi heute angrkommen. (Vgl. Tel. Corr.) München, 2. Februar. Die ReconvaleScenz der Herzogin Maximilian nimmt den besten Verlauf. Die Herzogin ist wieder so gekräftigt, daß sie das Bett bereits verlassen hat. — Der, wie schon gemeldet, heute im 81. Lebensjahre verstorbene char. Feldzeug meister Ritter v. Brodesser hatte von der Pike auf gedient. Dabei hatte er, an sich einer der betagtesten Veteranen im gesummten bayerischen Heere und dessen Offiziercorps, von allen die längste Dienst zeit für sich zu verzeichnen. Oesterreich. Pesth, 1. Februar. Heute begann die Zulassung deS Publi- cums zur Besichtigung der Leiche Deak's, die im Vestibüle der Akademie aufgebahrt ist. Lange bevor die Thore der Akademie ge öffnet wurden, wogte vor dem Palaste eine unabsehbare Menschen-