Volltext Seite (XML)
163 nehmen dürfe und könne. Diese Uebereinstinimung ist allerdings werthvoll, denn sie giebt die Richtschnur für die Haltung, welche die diesseitigen Minister bei der Fortsetzung der Cvuferenzrn einhallen werde» und müssen. Was sonst noch gelegentlich des Meinungs austausches zur Sprache kam, ist Nebensache. Im Wesentlichen geht aus den Eröffnungen, die in den Clubs erfolgten, hervor, daß die Regierung bei der bevorstehenden Fortsetzung der handelspolitischen Konferenzen mit Ungarn sehr großen Werth darauf legen müßte, wenn äußerlich erkennbar constatirt würde, daß hinter ihr zweifellos die Majorität des Reichsraths, also die öffentliche Meinung Oester reichs, stehe. Der Fortschrittsclub hat mit 19 gegen 13 Stimmen eine Resolution angenommen, nach welcher das Haus zu erklären habe, daß es „mit vertrauensvoller Zuversicht erwarte, die Negierung werde in den Verhandlungen mit Ungarn nach allen Richtungen hin die Interessen der diesseitigen Neichshälfte wahren und keiner Ver handlung zustimmen, welche geeignet wäre, die Opfer zu vergrößern, mit denen unsere Steuerträger bereits durch den Ausgleich mit Ungarn belastet sind." Der Antrag, sich vor der Abstimmung erst mit den andern Clubs in Verbindung zu setzen, wurde abgelehnt. Prag, 16. Januar. (Dr. I.) Der hiesige Erzbischof Cardinal Fürst Schwarzenberg ist gestern schon wieder von Wien hier eingetroffen, nachdem sein im Herrenhause gestellter Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung über den Gesetzentwurf, betreffend die klösterlichen Genoffenschaften, abgelehnt worden war. Auch die übrigen Kirchenfürsten und ebenso das Haupt der feudalen Adelspartei, Graf Leo Thun, haben sich an der Specialdebatte über den erwähnten Gesetzentwurf nicht weiter betheiligt und werden überhaupt in der heurigen Session nicht mehr im Herrenhause erscheinen. In der hiesigen nationalen Journalistik hat das Erscheinen des Erzbischofs und des Grafen Leo Thun im Reichsrathe großen Unmuth hervor- gerufen, und während die jungczechischen Blätter schadenfroh darauf Hinweisen, daß die Abstinenzpolitik neuerdings in arger Weise von ihren hervorragenden Förderern compromittirt worden sei, greifen die altcfechischen Journale, namentlich die „Politik", den Grafen Leo Thun persönlich in ziemlich heftiger Weise an, weil er angeblich seinem eigenen, noch vor Kurzem so Warin vertheidigten Principe der Passivität untreu geworden. — Die hiesige Dampf- und Segel- schisffahrts - Gesellschaft hat an das Abgeordnetenhaus eine Petition gerichtet, des Inhalts, dasselbe möge seinen Einfluß dahin geltend machen, daß die seit n-hezu 25 Jahren angestrebte Errichtung eines gemeinfchaftlichen österreichischen und sächsischen Zo llamtes zur Ein- bebung des Elbzolles und zur Abfertigung der Elbschiffgüter in Letschen endlich verwirklicht werde. Diese Petition wurde in der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses eingebracht und der Petitions- Commission zugewiesen. Lemberg, 14. Januar. Die hiesige Landwirthschafts- Gesellschaft, welche sich beim Ackerbauministerium um eine Subvention bewarb, wurde letzthin amtlicherseits angewiesen, die betreffende Petition und die zugehörigen Beilagen in deutscher Sprache ab zufassen. In Folge dtzr Agitation der Nationalen beschloß jedoch der Ausschuß der Landwirthschafts-Gesellschast, gegeu diese „Zumuthung" entschieden zu protestiren. Ragusa, 14. Januar. (K. Z.) Die stärkere Besetzung der montenegrinischen Grenze Seitens der türkischen Truppen hat die Auf ständischen zu fortwährenden Verschiebungen ihrer Streitkräfte gcnöthigt. Sie ziehen sich nach Nordwesten und geben als Grund die ungeheuren Schneemassen an, welche die Verbindung mit Monte negro erschweren. Theilweise ist dieser Grund wohl richtig, indem sie Angesichts der türkischen Truppenanhäusung an der montenegrinischen Grenze schwerer auf Hilse aus Montenegro rechnen können und anderer seits für den Fall eines türkischen Angriffes die Rückzugslinie nach Montenegro durch die Schneemassen behindert finden. Einstweilen ist ein größeres Jnsurgentencorps in der Stärke von 3000 Mann in die Operationslinie Trebinje-Klek eingerückt; andere Corps sind in der selben Richtung im Anmarsche. — Seit einigen Tagen weilen Ljubo- batric und Peko Pavlovic hier in Ragusa. ES handelt sich um des Ersteren Abdankung. Sein Corps hat sich bereits mit Peko Pavlovic vereinigt, der zum Ober-Commandanten sämmtlicher in der Unter-Herzegowina befindlichen Jnsurgentencorps ernannt und aus gerufensein soll. Gestern haben Beide Besprechungen mit dem hiesigen russischen General-Consul Ionin gehabt/ Italien. 0 Die parlamentarische Untersuch» ttgscommission auf Sicilien hat demnächst ihre Arbeiten vollendet und wird in kurzer Zeit nach Rom zurückkehren, um ihren Bericht abzustatten. Es ruft allgemeines Staunen hervor, daß die Commission ihre Arbeiten in so kurzer Zeit (es sind kaum zwei Monate her) vollendet hat. Wenn man aber erfährt, wie sie zu Werke gegangen ist, so braucht sich Niemand über die Geschwindigkeit zu wundern; es läßt sich dar nach nichts Neues, Entscheidendes von ihr erwarten. Die Commission hat nämlich überall, wohin sie kam, sich mit den Verwaltungsbehörden in Verbindung gesetzt und das, was ihnen die Mitglieder derselben über die betreffenden Bezirke mittheilten, zu Papier gebracht. Das war die ganze Untersuchung; auf diese Weise hat man in wenigen Wochen die Provinzen Palermo, Trapani, Girgenti, Caltanicatta und Catania inspicirt und wird in einigen Tagen die noch übrigbleibenden Provinzen Syracusa und Messina absolviren. In Palermo wurde, wie in Nr. 9 d. Bl. gemeldet, be kanntlich in einem dem Duc d'Au male gehörigen, unter der Obhut eines Verwalters stehenden prachtvollen Palaste von der Polizei nächt licherweile eine Hausdurchsuchung veranstaltet. Es soll sich da bei, wie der „Pol. Corr." aus Rom gemeldet wird, um eine der Diener schaft angehörige Person gehandelt haben, welche in Beziehungen zu den Briganten stände. Frankreich. Paris, 15. Jan. (Dr. I.) Nach Beendigung der Cabinets- krise wendet sich jetzt die Aufmerksamkeit wieder ausschließlich den Wahlen zu.. Morgen beginnt die eigentliche Wahlperiode damit, daß alle Gemcinderäthe Frankreichs ihre Delegirten ernennen, welche Dele- girten, gemeinsam mit den Deputirten, dem Generalrathe und den Arronbissemeutsräthen ihrer Departements am 30. Januar zur Wahl der Senatoren schreiten werden. In „allen Gemeinden" ist indeß zuviel gesagt. Das Schneewetter hat in den südlichen Bezirken viele Ort schaften von aller Verbindung abgeschnitten, und ihren Gemeinderäthen sind wahrscheinlich die erforderlichen Instructionen nicht zugegangen; sie werden also 8 oder 14 Tage später diese einleitende Wahloperation zu vollziehen haben. Man ist in der politischen Welt natürlich sehr gespannt auf den Ausfall dieses ersten Versuchs einer Wahlmethode, bei welcher alle Vortheile auf Seiten der Verwaltungscandidaten liegen. Schwerlich wird sich aber über das Resultat entscheiden lassen, ehe auch der zweite Act des Wahldramas, die Wahl der Senatoren, vollzogen ist- Inzwischen schwillt in den Blättern die Masse der Rundschreiben und Glaubensbekenntnisse immer mehr an. — Im Ministerium hegt man die Hoffnung, daß von den 37,000 Gemeinderäthen mindestens 20,000 ihren Maire als Bevoll mächtigten wählen werden. — Gambetta gedenkt am Montag in Marseille eine großartige stiebe zu halten. — Emil von Girardin betreibt jetzt durch sein Blatt, „La France", eine Aufführung in der Porte Saint-Martin, deren Einnahme zur Errichtung eines Stand bildes von Lamartine verwendet werden soll. Die französische Akademie beschloß in ihrer letzten Sitzung, daß sie eine Delegation zur Vorstellung in der Porte Saint-Martin schicken werde. Der Erfolg gilt für gesichert. — In Genf starb dieser Tage im 94, Jahre Frau Dubois-Coppenex, einst die Amme des späteren Kaisers Napoleons III. — sBeunruhigende Gerüchte.j „Bien Public" enthält folgende Mittheilung: „Aus Brest wird den „Tablettes oes deux Charentes" geschrieben, der Admiral Donie halte sich bereit, um mit der „Gauloise" und der „Valeureuse" nach Cherbourg abzugehen! dort werde er noch die „Surveillante" hinzunehmen und dann bis auf weitere Befehle mit dieser Panzerdivision im Canal Station nehmen. Ist dies eine Bestätigung des Gerüchtes von einer Wiederherrichtung der Panzer-Division von Cherbourg, oder ist es ein Vorzeichen ernster Ereignisse, in deren Voraussicht man für die Sicherheit unseres Nord gestades Sorge tragen will?" Es scheinen überhaupt wieder beun ruhigende Gerüchte ausgesprengt zu werden, wie z. B. die Angabe, daß die Obersten aller Reiter-Regimenter ein vertrauliches Circular erhalten hätten, in welchem sie aufgefordert worden, die Ausbildung ihrer Recruten, wofür sie sonst -iS zum Juli Zeit haben, zu be schleunigen und es so einzurichten, daß sie bis Ende Februar oder Anfangs März ausgebildet seien. Den Obersten der Infanterie-Regi menter sollen ähnliche Weisungen zugegangen sein. Ferner behauptet man, im Westen würden bedeutende Kriegsvorräthe angehäuft und für jedes der Geschütze des zweiten CorpS, das in Nancy sein Hauptquartier