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168 Eine alle Bautzener Handschrift. (Fortsetzung aus Nr. 9 d. Bl.) Wichtiger find die Nachrichten, welche au- den vom Stadtschreiber Dolen 1532 angelegten und gesammelten Registern und schriftlichen Aufzeichnungen uns entgegentreten. Einen ganz besonderen Werth erlangen sie dadurch, daß neben ihnen d>e noch früher in Geltung gewesenen betreffenden Register in dem Buche ebenfalls vorhanden find. Man wird hierdurch in den Stand gesetzt, die Verhältnisse in verschiedenen von einander getrennten Zeitabschnitten zu vergleichen und die Fortschritte kennen zu lernen, welche die wechselvolle Zeit bei allen ihren Acnderungcn mit sich geführt und hervorgebracht hat. Die aus noch älterer Zeit stammenden Schriften bestehen in einem Verzeichniß der städtischen Wachtgelder mit namentlicher Angabe der ver pflichteten Hausbesitzer aus dem Jahre 1496, einem Verzeichniß der Bier höfe und der auf denselben ruhenden Braurechte vom Jahre 1452, ferner zwei alten Registern über den Stadtzoll und einem über da-Stätte geld, von welchen jedoch keine Jahrzahlcn angegeben sind. Doch sind die beiden alten Zollregister zweifellos verschiedenen Zeiten angehörig. Dasjenige, welches die Ueberschrift trägt: „Item üisr ist üor 2ooH ller wtk aliirlmolle ko>vtlmL»sekaleir Aesatort ist", nennt nur zwanzig zollbare Gegenstände, darunter Honig, Heringe, Fische, Eisen, Stahl, Wachs, Blei, Leder, Unschlitt, Schmeer, Leinwand, Wolle, böhmische Käse, Ochsen und Schweine. Durch seine Einfachheit kennzeichnet sich dieses Verzeichniß als das älteste der vorliegenden Zollregister der Stadt Bautzen. Das Recht, von Passanten mit und ohne Waare einen Zoll zu er heben, hat stets zu den landesfürstlichen Prärogativen gehört. Sehr oft wurden jedoch in alter Zeit dergleichen Zölle verpachtet oder für eine ge wisse Summe an Andere übertragen; auch wurden Gemeinden und Privat personen deshalb mit besonderen Privilegien versehen. In der Stadt Bautzen bestand im 13. Jahrhundert ein landesherrlicher Marktzoll. Da sich jedoch dir Vögte und Beamten der Markgrafen von Brandenburg, welche damals im Lande Budissin herrschten, bei der Erhebung dieses Zolles hatten Be drückungen zu Schulden kommen lassen, so befreiten die Markgrafen Otto und Conrad die Stadt gegen Zahlung von 70 Mark im Jahre 1282 von diesem Zolle. Hierdurch ging das Recht, Marktzoll zu erheben, auf die Stadt über. Wer davon frei sein wollte, mußte der Stadt einen Beitrag zu den von ihr erlegten 70 Mark gewähren. Der Zoll war für Pferde, Kühe, Schweine, Topfgeschirr, Schalen, Fichtenholz und allerlei Waare, welche in die Stadt zu Markt gebracht wurde, zu entrichten. Damals schon wurde — wie jetzt noch — in Bautzen an den Sonnabenden jeder Woche Markt gehalten. Verschieden von diesem Marktzoll, welcher meistens nur die aus der Umgegend zur Stadt gebrachten Verkaufsgegenstände betraf, war der Waarenzoll, welcher von fremder Waare bei dem Durchgänge, oder auch beim Verkauf in der Stadt erhoben wurde. Schon in der Mitte des 14. Jahrhunderts hatte die Stadt Görlitz den dortigen Durchgangszoll lehns- weise an sich gebracht, und im Jahre 1414 erwarb sie vom König Wenzes laus die Bestätigung und Verleihung dieses Rechts für ewige Zeiten, der gestalt, daß sie den Zoll in der Stadt „von aller Kaufmannschatz, die dar ein kam und daselbst gekauft oder durch die Stadt geführt wurde", erheben tonnte. Die darüber ausgestellte Urkunde enthält auch den Tarif der dem Zolle unterliegenden Waare und der Zollsätze. Obwohl der Rath in Bautzen nach einer ähnlichen Zollberechtigung strebte, so wurde ihm doch erst unter dem Nachfolger des Königs Wenzes laus, dem Kaiser Sigismund, in Betracht „der von den Ketzern — näm lich den Hussiten — erfahrenen Anfechtungen" die Begnadigung zu Theil, „fürbaß einen Zoll in gleicher Weise und in der Maße, als die von Gör litz einen haben, von allerlei Gut und Kaufmannschatz zu nehmen und zu empfangen". Diese Vergünstigung war anfänglich auf den Widerruf ge stellt. Im Jahre 1434 bestätigte und verlieh dieselbe jedoch Kaiser Sigis mund, wie in Görlitz, unwiderruflich und für ewige Zeiten. (Fortsetzung solgt.) Statistik, Volks- und Landwirthschafttiches. Chemnitz, 15. Januar. (Dr. I.) Nach den im hiesigen statistischen Bureau nunmehr beendeten Feststellungen hat am 1. December 1875 die Bevölkerung in Chemnitz 79,207 Personen betragen, 39,622 männliche, 39,585 weibliche Gegen die Zählung von 1874 hat die Bevölkerung um 10,978 Köpfe zugenommen. * In einer Sitzung de-Aufficht-rath- der Sächsischen Lombard bank zu Dre-den gelangte die Bilanz pro 1875 zur Vorlage. Das Jahreserträgniß ist derart ausgefallen, daß bei 10,000 Abschreibungen 6 pCt. Dividende an die Aetionaire vertheilt werden sollen * Die Schutzgemeinscha st für Handel und Gewerbe, die Bereinigung von Fabrikanten und Handwerk-meistem gegen stwlndelhafte Kunden, weist nach dem letzten Verband-berichte 7456 Mitglieder in 47 Vereinen und 4 Unterverbänden auf, die eine grcße Zahl der bedeutendsten Städte Deutschlands umfassen. 6 An Reichscassenscheinen find bi« Ende December v. I. aus- gegeben 128,179,790 und zwar : in 10,496,546 Abschnitten L 5 in 2,087,497 Abschnitten ä 20 und in 678,941 Abschnitten L 50 Mit Ausnahme von Preußen, Lauenburg, Oldenburg, Lippe Lübeck, Bremen, Hamburg und Elsaß-Loihringen haben sämmtliche Bundessiaoten Vorschüsse au- der RetchShouptcaffe erhalten. * Die Vorbereitungen für die Weltausstellung in Philadelphia find, soweit sie sich in Deutschland treffen lassen, bis auf die Bestellung der deutschen Mitglieder der Jury und den Katalog im Wesentlichen zum Abschluß gebracht. Die Pläne der deutschen Abtheilung in dem Hauptge bäude, der Maschinenhalle und der landwirthschaftlichm Halle find fest, gestellt und die Aussteller auf Grund derselben von dem ihnen überwiesenen Raum, zum Theil unter Beifügung einer Zeichnung de- letzteren, benachrichtigt worden. Nicht minder find denselben bezüglich der Au-stellungsgeräthe die erforderlichen Anweisungen ertheilt worden. Die angemeldeten Werke d r Kunst im eigentlichen Sinne werden in der Zeit vom 17. d. M. ab in Bremen einer au- der Mitte ter deutschen Kunstgenossenschalt hervorgegangenen Jury vorgesührt und diejenigen, welche von der Jury für geeignet erachtet worden find, von dort nach Philadelphia übergeführt. Auch die übrigen Aussteller find mit Zulassung-- und Tran-portpapiercn versehen Worten, so daß der Beförderung ihrer Ausstellungsgegenstände Hindernisse nicht im Wege stehen. Berlin, 17. Januar. (Börsenbericht.) Heute eröffnete die Börse dem Vortage gegenüber etwas abgeschwächt; die auswärtigen, besonders Wiener Notirungen waren matter cingetroffen, und hatten einige Coursherabsetzungen auf internationalem Gebiet im Gefolge. Die Spcculation verhielt sich sehr reservirt, und auch auf anderen Verkehrsgebieten machte sich einelustloscStimm- ung bemerklich; die Umsätze blieben daher im Allgemeinen in engen Grenzen. Ter Capitalsmarkt bewahrte seine seitherige gute Festigkeit, wie auch Lie Cassa- werthe der übrigen Geschäftszweige sich ziemlich behaupten konnten. Berlin, 16. Januar. (Wolle.) Der Verkehr am hiesigen Platze während der abgelaufenen Woche war ziemlich bedeutend. Zu Kammzwecken wurden die Lager von hiesigen Maklern vielfach durchgesehen, jedoch nur einige hundert Centner mittelfeine Schäfereiwollen nach Böhmen zu un veränderten Preisen verkauft. Nach der Lausitz, Luckenwalde und Sachsen ging-n vom hiesigen Lager 1600 bi- 1700 Clr. aller Land-wannschaften, wobei die Preise für schön behandelte Schäfereien in guter Qualität von 65—67, minder gut behandelte von 60—63 Thlr. bezahlt wurdev. Außer dem bezog da- Inland ca. 400 Clr. fabrikmäßig gewaschene deutsche Wollen zu den früheren Preisen um 28 Ggr. pr. Zollpfund und etwa 200 Clr. feine Gerberwollen in den Preisen von 45—47 Thlr. pro Clr. In Cap wollen fand ein starker Abzug vom hiesigen Lager nach der Lausitz statt, welcher auf ungefähr 600 Ballen geschätzt wird. Auch in dieser letzteren Gattung erhielten sich unverändert die früheren Preise auf der Basis de« Durchschnitts der letzten Londoner Auction. Zufuhren aus Mecklenburg und der Provinz Preußen brachten dem Platze etwa 500 Ctr. gut behandelte Schäfereiwollen, welche den Lagerbestand wieder ergänzten. Bielefeld, 15. Jan. Im Garngeschäft keine nennen-werthe Aenderung, Käufer zahlen zwar willig die neuen Preise, versorgen sich jedoch immer nur auf kurze Zeit; die Lager der Spinner find nicht gewachsen. Da« Leinengeschäft hat sich im neuen Jahre nur erst sehr wring belebt und ist noch immer unbefriedigend, feinere Leinen sind etwa« gesuchter, der Absatz beschränkt sich aber meist nur auf kleine Posten für augenblicklichen Bedarf. Da- Wäschegeschäft bewegte sich im neuen Jahre in bescheidenen Umsätzen, doch muß constatirt werden, daß in diesem Winter bis jetzt wenig oder gar nichts für Lager gearbeitet worden ist. Sobald der Frühjahrs- bedarf eintritt, wird sich deshalb eine bedeutende Regsamkeit auf diesem Ge biete entfalten. 61 Hannover, 17. Januar. In der heutigen außerordentlichen Generalversammlung der Hannöverschen Di-conto- und Wechslerbank wurden die Anträge der Liquidationspartei mit bedeutender Majorität an genommen. Der Vertreter derselben-flellte hierauf den Antrag, bi- spät-sten« Ende Februar eine zweite außerordentliche Generalversammlung einzuberufen, in welcher über die Liquidation der Gesellschaft Beschluß gefaßt und die Wahl der Liquidatoren vorgenommen werden soll. 61 Pesth, 17. Januar. Bei der zwischen den Vertretern der Regierung und der Ostbahngesellschaft stattgehabten Conferenz wurden regierungsseitig