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A-orser v Grenzbote Dies Blatt enthalt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- i ' " " "^'""1 r Der Adorfer Grenzbote gelangt jeden Wochent. r Mannschaft Oelsnitz i. Vogt!., des Amtsgerichts, t 2m Falle höherer Gewalt (Krieg oder sonstige j r nachm. zur Ausgabe, für den nächsten Tag vorda- r der Arntsanwaltschaft und des Stadtrates zu Adorf im Vogtland » Störung des Betriebes) hat der Bezieher keinen l ! tiert.—Anzeigen nach Tarif.—Postscheck-Konto t : Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der r ! 37369Leipzig. —Fernruf Nr. 14. Eegr. 1835 ! HGch V Zeitung oder auf Rückgabe des Bezugspreises. : WVAWKMdMkHädBrmnbach, Amsgriin, Breltenseld, Bergen, Freiberg, Sbcr- u. üntergMengrlin, KermsgrÄ MgM«rg,Leubetha,MMlwsen Fiebersreuth,Siemtengrün,Schönberg,Nebenbrmm,§vhI,WoWliA u. bas iibr. obere Ml. SonnlavS eine illustrierte Anterhaltunssbetlage Druck und Verlag: Otto Meyer, Adorf (Vogtl.), Bergstraße 14. — Verantwortlicher Schriftleiter: Otto Meyer, Adorf (Vogtl.) H-v. SO Donnerstag, den 25. Februar 1920 9S. Äahrg. »»- " - b up >°°°"»1 Schreibmaschine „Srga-Privak, 1 Klavier«.i. m Büro- und Laden-Einrichtungsgeaenstünbe, " HmlerlreppenpoM. Wie zu envarten war, hat man sich in Paris, Brüssel und London beeilt, das Bestehen eines mili tärischen Geheimvertrages zu dementieren. Das war sozusagen diplomatische Pflicht. Wenn man auch genau weiß, daß niemand durch die recht gewundenen Er klärungen überzeugt wird, so kann man doch nicht das Bestehen eines Hintertreppenvertrages zugeben, der in vollem Gegensatz zu der über die Vordertreppe ge führten Politik steht. Man würde ja sonst eingestehen, daß der Locarnovertrag nur Lug und Trug war, und daß auch das Bekenntnis zu dem Kelloggpakt erfolgt ist, während man in der Tasche den Finger am Ab zug des entsicherten Revolvers hatte. Wenn es sich nur um Deutschland handelte, so ginge es ja noch. Deutsch land ist ja daran gewöhnt, daß man es mit Füßen ^kt, und daß alle Verträge, die es abschließt, nur für felbst bindend sind, nicht aber für seine Auf eine Vertragsverletzung mehr Acht m """ -- also Deutschland g°g-n!>b°r spruchen konnten, wie sie ihrer lopaleuH^ sprach. Die Veröffentlichung des „Utrechtsche Daqblad" stellt offenbar nur einen Auszug aus dem Abkommen dar; von der „Auslegung" ist nur der Teil ver öffentlicht worden, der für Holland ein besonderes Interesse hat. Sicherlich werden auch noch Maßnah men gegen Italien vorgesehen sein. Darauf läßt ja schon der Wortlaut des ursprünglichen Abkommens schließen. Aber gerade die auf Holland bezüglichen Abmachungen sind auch für uns besonders interessant. Man erfährt daraus, daß für den Fall eines neuen Krieges mit Deutschland die Verletzung der hollän dischen Neutralität vorgesehen ist, und an dieser Neu- tralitätsverletzung will sich auch England beteiligen, dasselbe England, das angeblich wegen der Verletzung der belgischen Neutralität durch Deutschland in den Weltkrieg cinqetreten ist. Wie sagt doch Gretchen?: „Wie könnt' ich sonst so wacker schmählen, wenn tät' ein armes Mägdlein fehlen . . ." Und wie steht es mit dem Kelloggpakt? In Washinaton horcht man aus. Völkerbund und Locarno — das sind Dinge, für die man in Amerika kein Inter esse hat. Wie aber will man militärische Abmachun gen, die einen regelrechten Offensivvlan enthalten. Wit dem Antikriegsvakt in Einklang bringen? Nein, einen so kompromittierenden Vertrag kann kein Divlo- wat als bestehend anerkennen. Man muß ihn demen tieren, auch wenn keiner dem Dementi glaubt. Aber Wan muß wenigstens auch zu erklären suchen, wie das holländische Blatt zu seinem Material gekommen ist. und so sucht man die Sache letzt so darzustellen, als ob es sich hier nur um Stilübungen der militärischen stellen handelte. Nur die GsneralstSbe sollen zu ihrer Unterhaltung die Aufmarschpläne ersonnen haben, während dfe friedlichen Politiker gar nichts davon muß- Was gibt es AeueS? — Reichspräsident von Hindenburg empfing am Diens- tag Reichskanzler Müller zu einer Besprechung über die Politische Lage. Reichstag gelangte die kommunistische Inter pellation über die Groener-Denkschrift zur Verhandlung. Zentralvorstandes der Deut- schen Voltsparter wurden durch Ausführungen Stresemanns über dte politische Lage eingeleitet. — Wie von zuständiger Seite mitgeteilt wird, wird Reichspräsident v. Hindenburg Ehrenmitglied des Stahlhelms bleiben. - — Auf der Tagung des Großen Faschistischen Rats hielt Mussolini eine große Rede, in deren Verlauf er den Wortlaut des italienisch-vatikanischen Vertrages verlas. — Briand wird am 2. März nach Genf abreisen. — Nur im Süden taut es. Sonst wird aus allen Winterspvrtquartieren Frost und Neuschnee gemeldet. Am kältesten ist es augenblicklich im Harz. — Die norwegische Weltmeisterin im Eiskunstläufen will in Berlin die deutsche Sprache und auch das Tennis spielen erlernen. Stresemann über öle Krise. Sie Agung des Zentcalvoritandes der Deutschen BvMartei. Am Dienstag vormittaa trat in Berlin der sten- tralvorstand der Deutschen Volksvartei zu seiner mit ^'annung erwarteten Tagung zusammen, die zur Re- svrechung der politischen Lage, insbesondere der Koa litionsfrage, einberufen worden war. Rcicksanßenminister Dr. Stresemann, der den Vorsitz führte, erklärte nach einer Darlegung des bisherigen Verlaufs der Koalitionsverhandl«^^ zur allgemeinen Lage: Man solle sich nicht darüber täuschen, daß man kn einer Krise des Parlamentaris mus stehe, die schon mehr als eine Vertrauenskrise ^i. Zwei Ursachen habe diese Krise, einmal das ZerrbUd, daS aus dem parlamentarischen Svstem in Deutschland geworden sei. zum anderen die völliae falsche Ein stellung des Parlaments in bezug auf seine Verant wortlichkeit gegenüber der Nation. „Parlamentarisches System bedeute," so erklärte Minister Dr. Stresemann weiter, ..die Verantwortlich- kmt des Reichsministers gegenüber dem Parlament, bas ihm mit Mebrheit das Vertrauen entzieben und -bn zur Amts"ieb-nragung zwinaen kann. Nirgends be. dingt Viose Vestimmuna, dak der Minister Paw-i mann s»i muß, nirgends bedingt sie Perteilung d-r Ministersitze nach der Stärke der Fraktionen, niraends bedingt sie den Uebergang des Regierens vom Kabin-U' auf die Fraktionen. Die Ernennung des Ministers erfolgt durch den Reichspräsidenten. Es sei klar, daß der Reichspräsident mit Rücksicht darauf nehmen werde, daß die von ihm ernannten Reichsminister daß Ver trauen der Mehrheit des Reichstages erringen. Im übrigen sei der Eintritt wie das Ausscheiden der Minister von ihrer persönlichen Verantwortlichkeit ab hängig." Der Minister erklärte, er verwahre sich persönlich gegen vie Anwendnnq veS Satzes, vaß eine Fraktion kl,re Minister . zuriickziehe". Die Minister hätten siir sich selbst die Frage zu beantworten, ob sie ihr Amt onnetzmen oder ansqeben wollten. Der Reichstag k^nne ibncn das Vertrauen entziehen, die Fraktion könne sie aus der Fraktion auSschließen. aber das ..Aur-'«*- ziehen" von Ministern bedeute, daß in Wirklichk-i« die Persönlichkeit nicht mebr best-he, sondern n«r noch als Reanktraater iraenp einer DraanUation ers-b-rne. Dr. Stresemann betonte unter lebhaftem Beifall, er sei überzeugt, daß manche Krise in dem Augen blick zu Ende wäre, wo ein Machtwort des Reichsdrä- stdcnten erfolge, und die Kabinettsbildung aus den Verhandlungen der Fraktionen herausaenommen wurde Aus der gegenwärtigen Lage ergäben sich nachfolgende Konseauenren: Ein Rücktritt der Reichsregierung könne nicht in Betracht kommen. Nnsere Sachverständigen in Paris würden der moralischen Stütze entbehren, wenn sie i« dem Augenblick, wo sie die Entscheidung über die Zu kunft von Generationen träfen, den Zusammensturz der Regierung sehen müßten. Er halte es für die Pflicht derjenigen Männer, die am Stener stünden, auf ihrem Platz zu bleiben, anch wenn Sturmwellen über das Schiss spülten und die Mannschaft zur Meuterei neige. Fiöher als die Rücksicht auf die Partei stehe das per sönliche Berantwortiingsgefiihl gegenüber dem Staat. Für die Volkspartei sei diese Betrachtung rein theoretisch, denn er glaube nickt, daß irgend jemand in ihr so leichtsinnig wäre, jetzt die Flucht vor der Ver antwortung zu ergreifen. Seiner Ansicht nach bestehe keine Möglichkeit, die heutige Regierung durch eine neue zu ersetzen. Es sei geradezu eine Groteske, wenn in einer Zeit, wo alle geistige Intensität auf die Pariser Verhandlungen konzentriert sei, der Reichs kanzler und der Außenminister tagelang nichts anderes als aussichtslose Versuche machen müßten, die Par teien einander näher zu bringen. Man könne sagen, daß die heutige Regierung durch eine neue ersetzt werden könnte. Er sehe diese Möglichkeit nicht. Bei jeder Krises habe man erklärt, sle werde in wenigen Tagen beendet sein. In Wirk- Uchkert habe sie sich wie ein schleichendes Gift über viele Wochen hrngezogen. Wenn die Brücken in Preußen endgültig abgebrochen seien, so müsse die Entwicklung im Reich lediglich auf Grund der Reichsinteressen er» folgen. Es sei aber eine ganz falsche Auffassung,- anzunehmen, daß mit der Bildung einer Mehrheits regierung die Schwierigkeiten der Regierung beseitigt seien. Auf die Kämpfe um das kommende Steuerprogramm könne er jetzt im einzelnen nicht eingehen. Die Steuer wirtschaft von heute könne im jetzigen Maß nicht wei tergehen. Bon Milliarden werde beute so gesprochen, wie man früher von Millionen gesprochen habe. Mit dieser Politik gehe es nicht weiter, wenn man nicht sehenden Auges in den Abgrund stürzen wolle. Dr. Stresemann kam am Schluß seiner Ausfuhr rungen nochmals auf die Fraae der Regierungsbildung und auf die Gefahren der Diktatur zu sprechen. Seine Ausführungen seien im übrigen nicht an eine einzelne Partei, sondern an alle Parteien in Deutschland ge» richtet. Das Parlament müsse sich auf seine Verant wortlichkeit gegenüber der ganzen deutschen Nation besinnen ten. Auck dadurch wird sich natürlich niemand über zeugen lassen. Ahnungslos war nur der Völkerbund. Es ist inzwischen festgestellt worden, daß in den Ar chiven lediglich ein Notenaustausch zwischen der fran zösischen und belgischen Regierung vom Jahre 1920 angemeldet und veröffentlicht worden ist. nicht jedoch das militärische Abkommen selbst, von dem in dem Notenaustausch die Rede ist, geschweige denn das ge heime Auslegungsprotokoll von 1927. Von seiten des Völkerbundes aus könnte sich nun mehr die Frage erheben, ob die beiden Regrerungmr den ihnen nach Artikel 18 des Vörkerbundspartes ob liegenden ->ecvl>eutllchung unü ^umcl« düng der Verträge beim Völkerbund nachgekommen find. Der Artikel 18 bestimmt ausdrücklich, daß jeder Vertrag oder jede internationale Verpflichtung beim Völkerbund angemeldet oder veröffentlicht werden muß und ohnedem keine verpflichtende Kraft gewinnt. Di« Völkerbundsversammlung hat sich bereits in den Jah ren 1921 und 1922 eingehend mit der Auslegung dieses Artikels befaßt und den Inhalt dieses Artikels enger ausgelegt, indem ausdrücklich die Verpflichtung zur Anmeldung und Veröffentlichung jeglicher Art internationaler Abkommen fcstgestellt wurde. Da aber der Völkerbund nach wie vor von Frank reich, England und ihren Vasallenstaaten beherrscht wird, ist natürlich nicht damit zu rechnen, daß voni seiten des Völkerbundes irgendwelche ernsthaften Schritte zur Aufklärung der Angelegenheit unternommen wer den. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge ans. Sie haben alle etwas zu verheimlichen, manchmal so gar den besten Freunden gegenüber. Darum soll inan es mit der Hinterlegung der Verträge nickt so aenau nehmen. Es genügt ia, wenn man den Titos hinterlegt. Die Einzelheiten des Vertrages gehen ja nur die Näckstbeteiligten etwas an. Warum soll man also von der bewährten Praxis abgehen? Deutschlands ünsteilmt. Freiherr von Lüninck auf der Königsberger Grünen Woche. Auf der Ostpreußischen Landwirtschaftlichen Woche in Königsberg sprach Montag mittag der Präsident der Landwirtschaftskammer für die Nheinprovinz, Freiherr von Lüninck, Bonn, über das Thema: „Ter Kampf um die Freiheit der Scholls in Ost und West". Der Redner erklärte u. a.: Deutschland sei zur Zeit der unfreieste unter allen Kulturstaaten. Es hätte keine Militärhoheit und keine Polizeihoheit, keine Finanz- Hoheit und keine Verkehrshoheit, keine Justizhoheit und keine Wirtschaftshoheit. Deutschland sei kein souverä-