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unter umständen auf den sich aus der Ueberleitung vom Dawes- zum Aoung-Plan ergebenden Ueberschuß tu verzichten und auf diese Weise zur Erzielung eines allgemeinen Abkommens beizutragen. Das sieht nicht gerade nach allzu großer Grund- fatztreue aus. In jedem Fall muß man damit rech nen, daß in dem jetzigen Stadium des Endspurts kein Mittel verschmäht wird, um von Deutschland noch mög- 'ichst viel herauszupressen. In Anbetracht der auf -as höchste gesteigerten Spannung hat Briand darauf verzichtet, an dem Ministerrat am Montag teilzu nehmen: er hat lediglich seinen Kabinettschef Leger mit einem schriftlichen Bericht über den Stand der Daager Perhandlungen nach Paris entsandt. Während sich Briand also zur Zeit im Haag für unabkömmlich Mt, glaubt Macdonald, von einer anderen Taktik aus gehend, gerade in diesem kritischen Augenblick unbe dingt den Verhandlungen im Haag fernbleiben zu sollen. Er dementiert daher alle Gerüchte, wonach er beabsichtigen sollte, nach dem Haag zu fliegen. „Diese Gerüchte" — so erklärte er — „sind dem Lande außer ordentlich nachteilig, da sie Snowden bei seinem wun derbaren Kampf hemmen können. Wenn unsere Ver treter im Haag scharf kämpfen, dann mutz jeder Hin weis in der Presse, daß irgendjemand eingreifen könnte, die Stellung unserer Abordnung schwächen und die anderen Mächte ermutigen, mit ihrem Angebot zu rückzuhalten. ES ist natürlich, daß eine Mitteilung, daß ich nach dem Haag zu fliegen beabsichtige, die dort versammelten Diplomaten zu der Hoffnung veranlaßt, ich könnte eine neue Linie einschlagen. Demgemäß werden sie ihr Angebot zurückhalten." Das Feilschen um die Forderungen Englands hat die politischen Fragen mehr und mehr in den Hinter grund gedrängt. Jetzt, beim Endspurt, scheint man wieder auf sie zurückzukommen. Nach einer bisher noch nicht bestätigten französischen Meldung sollen sich Deutschland und Frankreich unter Zustimmung Eng lands in der Freme der Bergleichskommission geeinigt haben. Danach sollen die im Locarnovertrag vorgesehenen deutsch-französischen und deutsch-belgischen SchiedSgerichtskommissionen in eine Kommission zusam- mengefaht werden, die aus einem Franzosen, einem Belgier, einem Deutschen und sechs Neutralen, somit aus insgesamt neun Personen, bestehen soll. Die Kom mission wird amtlich Bergleichskonnnission genannt und besitzt keine eigenen Initiativrechte. Sie hat auch keine Befugnisse, irgendwelche Untersuchungen, Kontroll maßnahmen oder dergleichen vorzunehmen. Die Kom mission wird ausschließlich auf Antrag der deutschen, französischen oder belgischen Regierung tätig sein. Sie trägt einen ständigen Charakter, und ihre Zu ständigkeit erstreckt sich auch auf die entmilitarisierte Zone. Falls bei einem Zwischenfall eine Verständi gung auf diplomatischem Wege zwischen den betreffen den Regierungen nicht zustandekommt, soll die Ver gleichskommission als erste Instanz einschreiten. Wenn innerhalb der Kommission kein« einheitliche Auffassung zustandekommt, soll als zweite Instanz ein internatio nales Schiedsgericht eingesetzt werden. Von französischer Seite wird ferner mitgeteilt, daß die deutsche Regierung bereits grundsätzlich ihre Zustimmung zu diesem Vorschlag den übrigen Abord nungen übermittelt haben soll. Eine Bestätigung dieser Mitteilung von deutscher Seite liegt, wie gesagt, bis her noch nicht vor. Im übrigen wird man auch erst nähere Einzelheiten abwarten müssen, bevor man end gültig zu dieser Angelegenheit Stellung nehmen kann. Kein evangelisches „Zentrum". Eine Kundgebung der evangelische« Verbände Hcffcn- Sassels. Der Evangelische Presseverband gibt eine Mittei lung heraus, in der er die immer wieder in evange lischen Kreisen auftauchende Frage behandelt, ob sich auch die evangelische Kirche für die Parlamente eine eigene Partei schaffen soll, die entsprechend der katho lischen Zentrumspartei die evangelischen Belange ver treten soll. Aus diesen Erwägungen heraus hat sich zunächst für Kassel und bald darüber hinaus für das ganze Hessenland die Arbeitsgemeinschaft evangelischer Verbände für Hessen-Kassel zusammengeschlossen, um diese Frage durchzuarbeiten. Die Vertreter haben nun mehr einen Beschluß gefaßt, dem wir folgendes ent- nehmen: Die Wahlen für die Gemekndekörperschasten, Kreis tage und Kommunallandtage sind in greifbare Nähe gerückt. Die Arbeitsgemeinschaft evangelischer Ver bände hat sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, Menschen guten evangelischen Willens in alle Parteien zu bringen. Wir verzichten auf die Gründung einer sogenannten evangelischen Vollspartei und stehen im Gegensatz zu diesen Bestrebungen, wie sie sich ander weitig geltend gemacht haben. Wir gehen davon aus, daß ein evangelischer Christ Mitglied jeder Partei sein kann, die auf dem Grundsatz der Gewissensfreiheit steht. Sie N-Aug-Kaiaprophe bei Nmea. Wenige Tage nach dem schweren Eisenbahnunglück auf der Tauernbahn hat sich schon wieder eine furcht bare Verkehrskatastrophe — diesmal auf deutschem Boden — ereignet. Der Schauplatz ist die Station Buir bei Düren auf der Strecke Aachen—Köln. Wie in Tirol, ist auch diesmal wieder ein internationaler Zug, der D-Zug Paris—Berlin—Warschau, verun glückt. Die Lokomotive und sieben Wagen, darunter ein Schlaf- und ei« Speisewagen, sind entgleist. Zwei Wagen h«cken sich dabei vollkommen ineinander ge schoben. Rach den bisherigen Meldungen fanden drei zehn Reisende, meist Ausländer, den Tod, achtzehn wurden schwer verletzt. Außerdem wurden etwa 25 leicht verletzte Personen festgestellt. Der Bevölkerung der ganzen Umgegend bemäch tigte sich eine große Erregung. Große Menschenmassen strömten auf Autos, Motor- und Fahrrädern der Un fallstelle zu. In dem benachbarten Düren feierte man am Sonntag Schützenfest, so daß in der Stadt lebhaftes Treiben herrschte. In Anbetracht des schweren Un glücks wurden alle Festlichkeiten in der Stadt eingestellt. Äre Nuglücksstelle bot ein Bild grauenhafter Verwüstung. Lokomotive und Tender lagen auf der Seite, die beiden folgenden Wagen hatten sich guer gestellt, die anderen waren zum Teil ineinandergeschoben oder umgefallcn. Am besten schien der Speisewagen weggekommen zu sein. Die Gleise sind auseinandergerissen. Bei den Rettungs arbeiten mußten die Wagen zum Teil auseinanderge schweißt werden. Ein Augenzeuge berichtet. Ein Augenzeuge erzählt, daß er im Seitengang eines Wagens am Fenster gestanden habe, als die Katastrophe hereinbrach. Ihm sei die steigende Fahrt geschwindigkeit des Zuges aufgesallen. Plötzlich habe sich der Wagen zur Seite geneigt. Er sei mit dem Kopf gegen das Fenster geschlagen und habe dann noch ge sehen, wie die Lokomotive zur Seite abrutschte. Nach dem er wieder zu sich gekommen sei, sei er aus das Dach des Wagens geklettert. Von allen Seiten hörte man die Schmerzensschreie der Verwundeten. Aus der umgestürzten Lokomotive schlugen hohe Flammen. Die unverletzt gebliebenen Passagiere leisteten die erste Lnlfe und brachten die Verwundeten auf das neben der Bahnlinie befindliche Stoppelfeld, wo aus Getreide- garben ein Lager errichtet wurde. Infolge der furcht baren Zertrümmerung der Wagen konnten die meisten Verletzten nur langsam aus ihrer bedrängten Lage be freit werden. Zudem wurde die Verständigung mit den Verunglückten dadurch erschwert, daß die meisten nur ihre Landessprache beherrschten. Zum überwiegenden Teil handelt es sich um Franzosen und Polen. Unter den französischen Fahrgästen befanden sich Mitglieder eines Pariser Schwimmklubs, die zu Wettkämpfen nach Berlin und Warschau verpflichtet waren. Einem von ihnen wurde ein Bein abgequetscht. SereiiS 14 Toie. Tie Reichsbahn zur Schuldfragc. Zu der Eisenbahnkatastrophe bei Buir wird von amtlicher Seite mitgeteilt, daß sich die Zahl der Toten inzwischen auf 14 erhöht hat. Bou den Schwerverletz- len ist Leopold Lowtow aus Poitiers gestorben. Von den vier Toten, die man bei den Aufräumungsarbeiten unter dem Tender fand, konnten alle vier Personen einwandfrei erkannt werden. Es handelt sich um den Eisenbahnassessor Oelzielski, polnischer Staats beamter, den Wollreisenden Morris Geshine aus London W. 1 Duche Street 9 und den Kaufmann Arthur Weger aus Berlin-Schöneberg. Bei dem vierten Opfer handelt es sich um ein Fräulein Erna Saurant aus Berlin-Friedenau. In dem Unglückszug befand sich auch der Zen« trumsabgeordnete Prälat Dr. Schreiber, der sich aus dem Schlafwagen retten tonnte. Er bemühte sich, den Sterbenden und Schwerverletzten beizustehen. Der Lokomotivführer lebt noch. Wie von der Reichsbahndirektion Köln mitgeteilt wird, trifft die Nachricht von dem Ableben des Loko motivführers Nordhaus aus Hamm nicht zu. Nord haus, der Führer des bei Buir entgleisten Unglücks zuges, ist in das Krankenhaus in Borgheim übergeführt worden, wo ihm ein Arm amputiert wurde. Ueber den Hergang des Unglücks wird von der Reichsbahn noch mitgeteilt, daß der Zug insgesamt 13 Wagen hatte, darunter auch drei D-Zugwagen drit ter und zweiter Klasse, die bei der Entgleisung am meisten gelitten haben. Bei diesen drei Wagen han delt es sich um polnische D-Zugwagen, die seinerzeit von Deutschland auf Reparationskonto Polen übergeben worden sind. Der Lokomotivführer hatte erst eine anderthalbstündige Dienstzeit hinter sich. Da in der Nähe von Düren an einer Eisenbahnbrücke gebaut wird, mußte der Zug über ein Umgehungsgleis geleitet wer ben. Aus diesem Grunde wurde dem Lokomotiv- und dem Zugführer in Düren gegen Quittung ein schrift licher Vorsichtsbefehl übergeben, wonach der Zug nur mit einer Geschwindigkeit von 40 Kilometer die Baustelle passieren sollte. Wenn dieser Befehl befolgt worden wäre, wäre das Unglück vermieden worden. Außerdem befand sich vor der Baustelle ein War- nungssignal, das der Lokomotivführer jedoch eben falls unbeachtet gelassen hat. Alesenfchadenfeuer in Oflengland. Der Kischmarkt in Hull zerstört. — Siebe» Hochsee dampfer verbrannt. ! Auf bisher ungeklärte Weise brach in Hull auf dem neuen Fischmarkt ein Feuer aus, das in kurzer Zeit riesige Ausmaße annahm. Beinahe der gesamte Markt wurde zerstört. Die Entladebrücke, sieben neue Hochseefischereidampfer, 200 Bureaus der Fischhändler und 150 Wagen für den Fischtransport verbrannten vollkommen. Daneben wurden große Mengen Ver packungsmaterial ein Opfer der Flammen. Die Damp fer waren erst am Sonnabendabend mit einer grö ßeren Ladung zurückgekehrt und hatten an der Brücke festgemacht. Die Mannschaften hatten sich bis aus einen Wachtposten nach Hause begeben. Die Feuer- n>ehr konnte nur mit Mühe des Feuers Herr werben. Der Schaden wird auf fünf Millionen Mark geschätzt. Man befürchtet, daß das Feuer eine größere Arbeit^> losigkeit zur Folge haben wird. Spott. o Ter Karlsbader Turnwrsta«» vor der ktzkn Runde. Am Sonntag wurden in Karlsbad die Hängepartien er ledigt. Der Turnierstand vor der letzten Runde ist folgen- der: Niemzowitsch, Spielmann 14, Capablanca 13,5, Rubin stein 13, Bogoljubow, Euwe, Vidmar, Becker 11, Grün feld 10,5, Maroczi, Mattison, Colle, Tartakower, Canal» Treybal 9,5, Johner, Sämisch 9, Marshall, Yates 8,5». - Gilg 7,5, Thomas 5,5, Fräulein Menschik 3. Am Vortag« kam es zu dem lange erwarteten Entscheidungskampf Capa blanca—Spielmann. Spielmann legte eine große Sicher heit an den Tag und konnte seinen Gegner nach spannendem Endspiel im 56. Zuge zur Aufgabe zwingen. Dieses Spie» bedeutet für Spielmann einen sehr wichtigen Punkt und noch» mehr einen sehr großen moralischen Sieg. Die Renne» z« Baden-Baden brachten im wertvoll sten Ereignis des Sonntags, dem mit 15 000 Mark aus gestatteten „Preis der Stadt Baden-Baden", den über raschenden Sieg von Serap iS unter Grabsch. Die beiden beteiligten französischen Pferd« spielten keinerlei Rolle. Der Ich warte auf Dich Roman von Fr. Lehne. 16. Fortsetzung Nachdruck verboten Denn hinter dem Rücken von Sylvias Eltern ein Liebes verhältnis mit ihr anfangen, das war doch unmöglich. Mannhaft mußte er sein Gefühl niederzwingen, wenn ihn auch Sylvias füße Anmut beinahe überwältigte. Mit ele mentarer Gewalt war die Leidenschaft für dieses holde Ge schöpf in sein unverbrauchtes Leben getreten. Der tägliche Unterricht wurde ihm jetzt eine Qual; er suchte nach Bor wänden, ihn abzubrechen — doch Sylvia bestand darauf — so konnte sie doch unauffällig eine Stunde täglich mit ihm zusammen sein. Und freiwillig auf dieses Glück verzichten? Nimmermehr! Graf Lüdorff kam fast täglich zum Tennisspielen und blieb dann regelmäßig zum Tee — zu Sylvias heimlicher Verzweiflung. Sie konnte und wollte nicht mehr mit ihm zusammen sein. Beim Tennisspielen war sie ein« unauf. merksame Partnerin; ihr Ehrgeiz, sich nicht besiegen zu las sen, war verflogen. Er fühlte die geheime Unlust, mit der sie spielte; es be- unruhigte ihn. Er brach plötzlich ad. „Baronesse Sylvia, Sie haben Launen und bisher glaubte ich /Sie frei von diesem zweifelhaften Vorzug schöner Frauen!" sagte er. „Wie kommen Sie darauf, Graf?" „Ich fühle es, Baronesse Sylvia! Ich bin eingestellt auf die feinsten Schwingungen Ihrer Seele," flüstert« rr mit heißem Blick ihre Augen suchend. Verlegen lachend schwang sie ihren Tennisschläger. „Seit wann sind Sie denn Gedankenleser, Graf?" „Seit ich Sie kenne und liebe, Sylvia!" „Halt, Graf! Das ist gegen di« Abrede," rief sie ängst lich und hob abwebrend die Sand. Er baschte danach und hielt sie fest; seine Leidenschaft für das schöne Mädchen ließ ihn seine sonstige kühle Gemessenheit vergessen. „Was frage ich danach — seien Sie doch nicht so grau sam, schöne Sylvia! — Warum quälen Sie mich so! Ob wir nun im Herbst oder schon heute unsere Verlobung veröffent lichen —" „Unsere Verlobung? Graf Lüdorff, ich habe Ihnen nie eine Berechtigung zu diesen Worten gegeben! Ich werde weder jetzt noch im Herbst Ihre Braut!" Aengstlich flatterte ihr das Herz in der Brust. Sie war blaß geworden — das war doch ganz un möglich. Er musterte sie mit heißem, verlangendem Blick — sie, die so unendlich reizvoll vor ihm stand. „Trotzkopf, ich werde dich zähmen — und das wird süß sein!" sagte er leise und «r lächelt« sein überlegenes Lächeln, das sie außer sich brachte. „Niemals!" Die Anwesenheit des kleinen Dieners, der ihnen die Bälle aufsuchte, legte ihm Beschränkung auf. In einer Hinsicht war ihm das recht; aber er liebte es, durch solche Plötzlich keiten zu erschrecken; es war seine beliebte Taktik den Frauen gegenüber und Sylvia in ihrer rührenden Weltfremdheit wurde noch jedesmal dadurch verwirrt. Er griff nach ihrer Hand und küßte sie. „Holdes Mädchen, sieh mein Leiden," sang er halblaut. Beinahe ungezogen entriß sie ihm die Hand: „Graf, wenn Sie so sind, werde ich niemals mehr Tennis mit Ihnen spielen!" „Wollen Sie mich so grausam strafen, Baronesse? Denn Grausamkeit wäre es, da ich nicht ohne Sie sein kann! Dann müßten Sie mir als Ausgleich schon gestatten, an Ihrer Literaturstunde teilzunehmen." Da übergoß glühende Röte ihr Gesicht. Ihm fiel es auf. In plötzlich erwachtem jähem Mißtrauen sah er ihr durch dringend ins Gesicht. Der schöne stattlick)« Lehrer und Sylvias schwärmerisches Iungmädchenherz — hatte sich da etwa aar eine rosenrot» Idylle angesponnen? Bei Sylvias romantischer Veranla- gung wäre das wahrhaftig nicht unmöglich gewesen! Sollte ihm da das Ziel, dessen er schon so sicher war, mit einem- male durch törichte Mädchenlaune fernergerückt sein? Sie dendheiß überlief es ihn. Das durfte nicht sein. „Ihr famoser Doktor Hammerschmidt würde einen sehr gelehrigen Schüler an mir haben, Baronesse!" fuhr er fort, sie immer scharf im Auge behaltend. Verwirrt senkt« si« di« Wimpern. Sarkastisch sprach er weiter: „Es ist wohl sehr interessant, Baronesse, dieses vertrauliche Zusammensein mit dem weitgereisten Manne —" „Ich verzichte auf jede weitere Unterhaltung, Graf Lü dorff, ich bin diesen Ton nicht gewöhnt," entgegnete sie ab weisend. Sie hatte ihre Verwirrung überwunden — um Gotteswillen — wenn Graf Lüdorff merkte, was sie für Andreas Hammerschmidt ftihlte. Er sah, daß er zu weit gegangen war. „Verzeihen Sie mir, Sylvia!" bat er, „ich wollte Si« nicht kränken. Begreifen Sie aber nicht, daß es mich mit Unruhe erfüllt, wenn ich sehe, wie Sie mir ausweichen! Ich lasse Sie aber nicht, Sylvia! Sie gehören mir — Si« dürfen mir nicht entgleiten —" Eine versteckte Angst klang aus seinen Worten und in seinen Augen flammte eine düstere Glut. Sein sonst so müdes, blasiertes Gesicht zeigte eine wilde Entschlossenheit, daß sie Furcht bekam. Hatte sie sich wirklich schon so in seine Hand begeben, daß er ein Recht hatte, sie bereits als sein Eigentum zu beanspruchen? Sie wußte kaum noch einen Ausweg und si« konnte doch nicht — nein, sie konnte seine Frau nicht werden. Einer Siegfriedsgestalt gleich, licht und stattlich, stand Andrea» Hammerschmidts Bild vor ihren Aug«n — wie ein Ret tungsanker, an den sie sich klammerte. „Sylvia, warum sind Sie so ganz anders geworden? Jawohl, ich fühle es — Sie sind verändert — und Ihrer Frau Mutter, Ihrem Vater bin ich willkommen — beide kennen meine Wünsche — nur Sie sind trotzig und ab lehnend." (Fortsetzung folgt.) <