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Cuxhavener Reichswehr und die Technische Not- Hilfe wurden angefordert. Durch Gegenbrennen bekam man schließlich den Brand in die Gewalt und konnte damit gleichzeitig ein im Moor liegendes bedrohtes Anwesen retten. Sehr viel Wild, vorwiegend Hasen und Rehe, sind in dem Riesenbrand umgekommen. Die Löscharbeiteu dauerten während der ganzen Nacht an, dann erst konnten die Hilssmannschasteu unter Zurücklassung einer starken Brandwache abrücken. Als Entstehungs ursache ist wahrscheinlich Fahrlässigkeit anzusehen. Die polizeilichen Ermittlungen sind noch im Gange. Absturz eines Flugzeuges. Vier Personen ertrunken. Ei» Wasserflugzeug der französischen Zivilluft fahrt, das den regelmäßigen Dienst zwischen Algier und Marseille versieht, fuhr beim Start in Marseille gegen ein im Wasser schwimmendes Hindernis, das der Pilot nicht bemerkt hatte nnd überschlug sich. Der Pilot tonnte sich retten, während vier weitere an Bord befindliche Personen ertranken. Es handelt sich nm einen französischen Flicgeroffizier und seine Frau sowie um den Radiotele-Honisten und den Mechaniker des Flugzeuges. Ser Mrd an dem Kinde Rogens. Der Kall Jakubowski abermals vor Gericht. Am Dienstag, den 28. Mai, beginnt vor dem Schwurgericht Neustrelitz der mit dem vielerörterten Fall Jakubowski im Zusammenhang stehende Prozeß gegen die Brüder Fritz und August Nogens, deren Mutter, Frau Kähler, verwitwete Nogens, den Land arbeiter Blöcker und eine Frau Lübcke, geborene Kreutz feldt. Es wird ihnen zur Last gelegt, gemeinsam mit dem später zum Tode verurteilten und Hingerichteten russischen Kriegsgefangenen und Landarbeiter Jaku bowski den kleinen Alfred Nogens umgebracht bezw. die Tat begünstigt zu haben. Die Verhandlung wird den Fall Jakubowski wahr scheinlich vollkommen neu aufrollen, und es wird sich dann zeigen, ob die von vielen Kreisen, insbesondere auch von der damaligen Verteidigung, nachdrücklichst verteidigte Auffassung, Jakubowski sei zu Unrecht zum Tode verurteilt worden, stichhaltig ist. Mit Rücksicht auf das große Interesse, das der Fall Jakubowski in der Oeffentlichkeit gefunden hat, wird die Verhandlung im gelben Saal des Neustrelitzer Schlosses vor sich gehen. Sie wird geleitet von Land- gerichtsdirektor Peters-Rostock. Die 92 Seiten um fassende Anklage wird Oberstaatsanwalt Dr. Weber- Neustrelitz vertreten; allein von seiner Seite sind 120 Zeugen geladen worden. Von kleinen Anfängen. Vom ersten Morsezeicheu zum Rundfunk. — Die Ent wicklung des Flugwesens. — Der erste Fernsprecher zum Nachbar. — Fernseher nach Amerika. Alle großen Erfindungen sind aus unscheinbaren Anfängen und Versuchen hervorgegangen, und nur ein kleiner Kreis von Personen hat sich darüber Rechen schaft ablegen können, welche Möglichkeiten einem sol chen Geschehnis innewohnten. Wieviele haben die Be deutung jener Versuche zu würdigen vermocht, die Marconi im Jahre 1897 zwischen Lavernock Point in der Nähe von Cardiff am Bristol-Kanal und dem -Inselchen Flatholm unternahm? „Es wird mir eine unvergeßliche Erinnerung bleiben", so schilderte Pro fessor Slaby von der Technischen Hochschule zu Berlin, der sich bei Marconi befand, „wie wir, des starken Wrnoes wegen, in einer großen Holzkiste zu fünfen übereinandergekauert, Augen und Ohren mit gespann tester Aufmerksamkeit auf den Empsangsapparat gerich tet, plötzlich, nach Aufhissung des verabredeten Flag genzeichens, das erste Ticken, die ersten deutlichen Morsezeichen vernahmen, lautlos und unsichtbar herübergetragen von jener felsigen, nur in undeut lichen Umrissen wahrnehmbaren Küste, herübergetragen durch jenes unbekannte geheimnisvolle Mittel, den Aether, der die einzige Brücke bildet zu den Planeten des Weltalls. Es waren die Morsezeichen des v, welche der Verabredung gemäß herüberkamen." Heute, nach dreißig Jahren, empfindet niemand mehr die drahtlose Telegraphie, den Rundfunk als etwas Unerhörtes; — ein Handgriff am Empfangs gerät, und der Hörer kann ganz Europa abschreiten, kann nach der Musik Londoner Hotels tanzen und dem Sprecher des römischen Senders lauschen, und wen be sondere Lebensumstände in einen entlegenen Winkel verbannt haben, der vermag dennoch dank moderner Technik den Atem der großen Welt zu hören und an Ihren Geschehnissen teilzunehmen. Wie rasch ist die Entwicklung des Flugwesens «über die ersten schüchternen Anfänge hinweggeschrit ten, in welcher schwindelerregenden Eile hat es sich vervollkommnet, so sehr, daß heute ein Flug über den Ozean, ein Flug um den Erdball den an großartige und epochemachende Ereignisse längst gewohnten Zeit- genossen nicht mehr aus seiner Ruhe aufzustören ver mögen! Dabei sind erst zwei Jahrzehnte seit jenem Tag vergangen, da die Brüder Wilbur und Orville Wright bei Kitty Hawk den ersten Flug mit einem Motorflugzeug unternahmen. Diefer Tag, der 17. De zember 1903, war derarößten und bedeutsamsten einer in der Geschichte der Menschheit und ihres ruhmvollen Kampfes mit der Natur. Zum erstenmal erhob sich ein durch Mafchinenkraft getriebener, ballonfreier Flug apparat in die Lüste und zeigt« an, daß eine ganz neue Aera der Flugtechnik angebrochen war. Vorbei war die Zeit jahrhundertelangen Versuchens und Ex perimentierens, das moderne Flugwesen war geschaffen, und nicht einmal eia Menschenalter hat es gebraucht, um das Flugzeug zu einem der wichtigsten Faktoren des internationalen Verkehrs zu machen. Wer hätte damals auch in seinen kühnsten Träumen zu ahnen vermocht, daß sich nach so kurzer Zeit ein weitver zweigtes Flugnetz über die alte und neue Welt spinnen würde, daß Menschen über Kontinente und Weltmeere zu fliegen vermöchten? Nicht viel länger ist es her, daß Santos-Dumont mit seinem lenkbaren Luftschiff den Parisern zu nächst ein mitleidiges Lächeln, dann aber, als er einen wohlgelungenen Flug um den Eiffelturm ausgeführt und bei der großen Parade zu Longchamps am 14. Juli 1903 die Exaktheit und Zuverlässigkeit seines Schiffes bewiesen hatte, Staunen und Begeisterung abnötigte. Die fünfundzwanzig Jahre, die seitdem vergangen sind, haben eine beispiellose Entwicklung der Luftschiffahrt erlebt, Flüge von Erdteil zu Erdteil gesehen und die Aussicht auf ein noch großartigeres Unternehmen er öffnet, den Flug um die Welt, den der deutsche Zeppelin ausführen will, und der seine Vorzüge und vielseitige Verwendbarkeit dartun soll. Als der Friedrichsdorfer Lehrer Philipp Reis in einer zur Werkstatt eingerichteten Scheune seinen ge heimnisvollen Apparat baute und von diesem wenig komfortablen Laboratorium aus die ersten Sprechver suche nach dem benachbarten Schulgebäude vornahm, legte sich niemand darüber Rechenschaft ab, daß der Fernsprecher erfunden war. Damals, in den sech ziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde die Erfindung des Friedrichdorfer Lehrers in wissen schaftlichen Zeitschriften und Unterhaltungsblättern viel fach erörtert, aber niemand erkannte ihren wahren Wert; man hielt die Entdeckung für zu unwichtig, um sich ernstlich darum zu kümmern. Durch eine aus der damaligen Zeit erhaltene Anpreisung weiß man, daß ein Frankfurter Mechaniker Reis-Fernsprecher als — physikalisches Spielzeug verkaufte. Nicht viel besser ist es allen großen Erfindungen gegangen, den Vorläufern der modernen Eisenbahn, des Automobils, des Labrrads. kurz aller Dinge, die deutsch müssen sie, so gui bringen, überall sprechen, wo Ihre Zopfkünste hat ihnen sich hin. Wölfe heulen, kurzum, auch die Tiere haben abends gewohnheitsmäßig keine Ruhe. VielFrieden aber iftmorgens im Zirkus, denn der Tag hört erst nach der Vorstellung auf, so daß es immer Mitter sie es fertig sie hinkommen, noch nieniand fnükmonAens im 2irkus... Ein lehrreicher Besuch der Zeltstadt. Wenn die bunten Lampen zu Hunderten brennen und nacht wird, bis alles zur Ruhe kommt, den ganzen Sommer lang. Früh wird geprobt, geputzt und gearbeitet. Der kleine Breitbart findet sein größtes Vergnügen darin, den großen indischen Elefanten „Lilli- zu reiten. Der Elefant befreundet sich mit jungem Volke sehr schwer, aber an dem kleinen Helmut, der so große Kunststücke im Zirkus voll bringt, scheint er Spatz zu haben. Wie oft schon hat er den kraftstrotzenden, blonden Knaben morgens um das Zelt herumgetragen. Neulich hat's ein Pressephotograph aus Berlin festgehalten, der gerade ru diesem Spazierritt kam. die Zirkusfahnen im Abendwinde sich wiegen, daun strömen die Menschen zur romantischen Zeltstadt. Aus den Löwenwagen dringt das rauhe Lied der mähnigen Wüstenkönige; die Bären brummen laut und eintönig vor nachgemacht! Chinesen gehören übrigens überhaupt zu den Völkern, die die artistische Kunst am längsten, wohl schon an vier Jahrtausende, ausüben. Der Staat Hai in allen Zeiten den guten artistischen Künstlern, vor allem den Zopfkünstlern, Unterstützungen und Auszeichnungen gewährt. Man sieht diese Kunst immer wieder Lerne. Morgens proben die Leute, die sehr Helmut, der erst Neunjährige, mutz doch auch etwas Ab wechslung haben! In den Vorstellungen zerreitzt er Ketten wie Bindfaden, zerbiegt Eisen zu Spiralen, zer schlägt Feldsteine mit der Hand. Und immer erntet er so viel ehrlichen Beifall; er ist unbedingt ein Weltwunder, von dem die Presse verschiedenster Länder schon berichtet hat. Daheim hat er eine grotze Mappe und darin sind allein Bilder von 88 Preffephotographen; „so berühmt bin ich schon,- meint Helmut, wenn er die Mappe sieges- bewußt zeigt. Da stolzieren Chinesen über den Weg. Sie unter hatten stch in ihrer Heimatsprache den ganzen Tag, denn wir als unentbehrlich anzusehen gelernt haben, und deren erste Erscheinungsform den Menschen von damals keine andere Stellungnahme abnötigte, als bestenfalls ein mitleidiges Lächeln. Die großen Taten der Tech nik wurden erst später in ihrer Bedeutung gewürdigt; und die Männer, die sie vollbracht hatten, dürften erst spät, wenn überhaupt, den Preis ihrer Mühe und ihres Ausharrens ernten. Darum ist nicht zuviel «gesagt, wenn man sich von dem zum erstenmal ge glückten Versuch, über den Atlantischen Ozean zu sehen, bedeutende und heute noch gar nicht abzusehende Fol gen verspricht. Vermischtes. * Auszeichnung eines Kapitäns. Amtlich wird mitgeteilt: „In der Nacht zum 19. Oktober vorigen Jahres hat der Kapitän Claus Köhlmann des Schlepp dampfers „Ajax" der Bugsier- und Bergungs-Aktien- Gesellschaft durch geschicktes Manövrieren die gesamte Besatzung des sinkenden Leichters „Mosel" unter eige ner Gefahr geborgen. Für diese hervorragende see männische Leistung wurde dem Kapitän Köhlmann vom Herrn Reichspräsidenten eine goldene Uhr mit Reichs adler und Widmung verliehen." * Schweres Eisenbahnunglück in Polen. Einem Bericht aus Lublin zufolge entgleiste in der dortigen Gegend ein aus Wloszczowa kommender Personen- »ug aus bisher nicht geklärten Ursachen, wobei sechs Gagen zertrümmert wurden. Der Zugführer und sein Gehilfe fanden auf der Stelle den Tod, während viele Reisende zum Teil sehr schwere Verletzungen davon- trugen. * Rom. In Italien ist die Wahl von Schönheitsköni ginnen verboten worden. Das Ministerium ist der Ansicht, daß solche Wettbewerb« die weibliche Eitelkeit in gefährlicher Weise anregen. * London- Der Deutsche Paul Müller, der mit einem Rettungsboot den Atlantik überquert«, ist nach Meldungen aus Havanna am Mittwoch nach New Aork abgefahren, uin damit seine Transatlantikfahrt abzuschlietzen. Krankheiten der Feldfrüchte 1928. Während die Brandkrankheiten am Getreide, die Blattroll- und Kräuselkrankheiten sowie die Schwarz- beinigkeit an Kartoffeln gegenüber dem Jahre zuvor zum Teil recht erheblich zugenommen haben, ist die Nostkrankheit am Getreide um mehr als dis Hälfte und die Kartoffelfäule sogar auf fünf Prozent der im Vorjahre gemeldeten Fälle zurückgegangen. Die Stei gerung der Meldungen über tierische Schädlinge um beinahe 6 Prozent ist durch das stärkere Auftreten fast aller tierischen Schädlinge hervorgerufen, in erster Linie der Mäuse, dann der Runkelfliegen, der Enger linge sowie auch des Wildes. Nur in wenigen Re gierungsbezirken, so vor allem in Schleswig, dann aber auch in Breslau, Stade und Sigmaringen sind die Mäuse in geringem Maße vorhanden gewesen. In einer großen Zahl von Bezirken, besonders in den Re gierungsbezirken Potsdam-Berlin, Stettin, Köslin, Magdeburg, Merseburg, Hildesheim, Lüneburg, Arns berg, Kassel, Koblenz, Trier, sind sie offenbar zu einer Plage geworden. Die Zahl der Gesamt-Mebrmeld^.» würde noch wesentlich größer sein, wenn nicht die Mel dungen über das Vorkommen der Ackerschnecke auf un gefähr ein Drittel der des Vorjahres zurückgegangen wären. Von den nicht genannten Schädlingen wurde vielfach die Raupe der Gammaeule aus Kartoffeln und Zuckerrüben erwähnt. Humor des Auslandes. Ler Vegetarier. „Geben Sie mir ein ordentliches Beefsteak mit Zwiebeln und recht viel Kartoffeln, vor allem Kartoffeln! Denn ich bin Vege tarier." Bestechung. Die junge Frau besteht mit Eifer darauf, daß sie ein neues Frühjahrskleid gebrauche, „gleichgültig, rvas es kostet". Der Mann erwidert darauf: „Echt weiblich! Und woher soll ich das Geld nehmen?" — „Also, wenn ich es nicht bekomme, dann rede ich kein Wort mehr mit dir!" — Worauf er mit boshafter Miene sagt: „Jetzt versuchst du es schon mit Bestechung." fleißig sind. Dann trinken sie eine Flasche Bier, ein Ge tränk, das ihre Heimat nicht kennt. DasistdieMorgenfreude. Vier stattliche Ungarn trainieren ihre Körper. Serras nennen sie sich; zu Beginn dieses Jahres war sie im „Skala--Uniernebmcn Berlin engagiert. Fast unbekleidet, echte Sportsmänner, betreten sie morgens die Manege. Auch sie sprechen die Laute der Heiman Ein Finnländer ist dazwischen, der aber auch die ungarische Sprache be herrscht. Bum und vielseitig geht es eben in einer großen Zeltstadi her. Internationales Gepräge im guten, unpolitischen Sinne. Man sieht, wie die Wett so friedlich zusammenarbeiten kann. Die Serras sind nicht nur hervorragende Künstler, sondern auch zuvorkom mende Menschen. Sie erzählten uns, daß sie schon in den verschiedensten Ländern gearbeitet haben, aber im ZirkuS sei es, trotz der mannigfaltigen Arbeit, doch am schönsten. Die Abwechslung ist das reizvolle daran Immer wieder tauchen neue Gestalten in der weiten Zeltstadi des Zirkus Amarant aus, verschwin den solche. Pulsierendes Leben am frühesten Morgen bis hinein in die Mitternachtstunde. So geht es einen ganzen Sommer lang. Und für die Zirkusleute das Leben laug. Kein beneidenswertes Los! Aber viel ehrliche Freude und viel wirkliche, staunenerregende Kunst bringen die Zjrkusleute mit. Und dafür soll man ihnen dankbar ie»n