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Beiblatt zum Növrfer Grenzb-ten Druck u«d Verlag von Otto Meyer, Adorf fBogtl.) Me. 119 SsrrnÄdEtrW don 2S. Meu 1929. 9S. JsrhrU. Sächsischen Städtetages sowie des Sächsische ineindetages sprach Oberbürgermeister Dr. Bl Nachdruck verboten Fortsetzung n Ge- üher. MNtLerglZLE Nonian von Jutta Kracht-Zerbst. verbände, und die Vertreter der Lehrervcrbäudc aus England, Frankreich, Holland, der Tsechchoslowakei und andere mehr. Dr. Niesen überbrachte die Wünsche des Reichsministeriums des Innern, Minister Dr. Bünger die der sächsischen Staatsregierung. Im Namen der Stadt Dresden, des Deutschen und Kriedrich Siemens. Zum 25. Todestage des Begründers der Dresdner Glasindustrie. Friedrich Siemens, der ns der alten berühmten deutschen Erfinderfamilic stammt und 78 Jahre alt wurde, ging nach abenteuerlichen JugendM-reu u. a. als Schiffsjunge zu seinem schon damals berühmten Bruder Wilhelm nach London, um diesem bei seinen technischen Arbeiten zu helfen. Nach seiner inzwischen erfolgten gründlichen wissenschaftlichen Ausbildung arbeitete Friedrich Siemens selber auf dem Gebiet technischer Erfindungen. Es gelang ihm 1856 den Wärmespeicher zu erfinden und weiter das Problem der Regenerativseuerung praktisch durch Er findung des Rcgencrativofens zu losen. Später nach Die große Lehrerversammlung. Der Kampf um die Volksschule zur Tagmrg des Deutschen Lehrcrvereins. Anläßlich der Tagung des Deutschen Lehrervereins Dresden wurde eine große allgemeine Lehrer- ncrsammlttnglm Zirkus abgehalten, die in die kulturpolitische Stimmung der Volksschul- ichrer erneu interessanten Einblick gemährte. Die weite Halle des Zirkusgebäudes tvar von den Teilnehmern an der allgemeinen Lehrerversammlung bis auf den letzten Platz gefüllt. Rauschende Kansaren- mttsik von Kurt Striegler klang durch den Raum. Der Erste Vorsitzende, Schulrat Wolff- Berliu, sprnch «inige kurze Begrüßungsworte, dann bestieg Karl Trinks, der Vorsitzende des Sächsischen Lehrer- vereitts, öm Rednertribüne. Man gedachte zunächst der Gründung des Deutschen Lehrerverem^' lm^Jahre 1848 in Dresden, und daran knüpfte auch der Festredner an, indem er die Grün dung im Rahmen der kulturellen, politischen nnd wirtschaftlichen Strömungen des 19. Jahrhundert beleuchtete. ^t.^äen programmatischen Worten schlug dann Schulrat Wolff die Brücke zur Gegen wart. Wir werden — so erklärte der Redner — das Echulherrentum des Staates gegen jeden Feind und jeden Angriff verte,d,gen und für die Gemeinschaft deutscher Bildung und deutschen Kulturlebens eiu- «reten. Schulrat Wolff begrüßte dann die Ehrengäste, unter ihnen Volksörldungsuumster Dr, Bünger, die Vertreter der Reichs- und Staatsbehörden, vieler deutscher Städte, Lahlreicher Kultur- und Wirtstbasts- Endlich bemerkte er ihre Unruhe. Müde blickte er auf: »Was ist, Emma?" . . . e. .»Ach, jnädiger Herr, was das Fräulein Beate is, die vn einer Stunde in der jnädigen Frau ihrem Zimmer mit Iewalt den Herrn Rechtsanwalt sprechen, sagen Sie der Dame, daß ich sofort komme. "^9 „Hoh er sich, vertauschte seine bequeme Haus- Frau dem Jackett und schritt in das Gemach -einer Er verbeugte sich formell vor Beate. »Verzeihen Sie, gnädiges Fräulein, daß ich Sie warten üeß, aber das Mädchen sagte mir soeben erst von Ihrem Aejuch." »Sie werden sich wundern, lieber Freund," — Beate Hult absichtlich, trotz Armins Steifheit, die alte Anrede bei, »daß ich hier eindringe. Aber ich komme auf Wunsch Hanne lores." »Hannelore schickt sie zu mir?" Von dem Manne war mit einemmale alle Interessenlosigkeit gewichen. „Ist sie in Not, Bedrängnis? Bitte, sagen Sie schnell, teuerste Beate." Er merkte cs nicht, daß er die frühere Anrede gebrauchte, er fühlte es nicht, daß er ihre Hände ergriffen 'hatte und krampfhaft preßte, er hing nur mit seinen Augen erwar tungsvoll an ihren Lippen. Beate bemerkte mit neiderfülltem Herzen die fieberhakt- Spannung des heißgeliebten Mannes, doch sie zauberte cm sanftes Lächeln um die üppigen Lippen. Sie nahm aus ihrer Handtasche ein Briefchen und reichte es mit verführe rischem Augenaufschlag Armin. ..Leien Sie selbst" Er betonte, daß die Schule im wesentlichen von der Gemeinde getragen werde und daß die Fortschritte im Schulwesen mit der Entwicklung der Städte auf das Innigste verbunden sei. Dr. Blüher wies — da die Versammlung diesen Gedankengängen nur bedflcgt zustimmte — im einzelnen nach, in welch entscheiden dem Maße der Ausbau des Dresdner Bildungswesens von den finanziellen Leistungen der Stadt abhänze. Die Erklärung des Redners, daß die Verwirk lichung der Ideale von Volks- und Bölkerversöh- aung erst am Abschluß einer von wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Kämpfen ausgesüllten Ent wicklung zu erwarten sei, und Satz daher die Heran bildung eines festen, kampffähigen Geschlechts dringlichste Aufgabe der deutschen Schule sei, wurde durch mehrfachen Widerspruch aus der Versamm lung heraus unterbrochen. Das Verhandlungsthema des ersten Tages war: Wirtschaft und Volksschule. Darüber berichtete Magistratsschulrat Tittel-Dort mund. Es unterliege keinem Zweifel, datz heute die Wirtschaft die Führung habe. Die Bewußtheit ihrer Machtstellung verleite die Wirtschaft aber leicht, auch auf anderer Gebiete überzugreifen, deren Betreuung anderen Gewalten Vorbehalten bleiben müsse. Wenn alles nur unter dem Gesichtspunkte der Wirtschaftlich keit gesehen werde, litten dieKulturaufgabcn. Vielfach sehe man bei der Wirtschaft in der Volksschule nur eine nützliche Einrichtung zur Beeinflus sung des Volkes in staatspolitischer und welt anschaulicher Richtung.. Jeder Versuch aber, die Schule offen oder geheim für machtpolitischc Zwecke zu be nutzen, muffe mit Entschiedenheit zurückgewiesen werden. Die Aufgabe der Schule bestehe darin, die materielle Voraussetzung für eine gedeihliche Arbeit der Volks schule zu schassen. Die Lehrerschaft lehne es aber ab, ausschließlich und einseitig nur für die Wirtschaft zu erziehen, und das um so entschiedener, wenn dieser Forderung noch die Tendenz einer bestimmten Wirt- schaftsaussassuna unterlegt werde. An das Referat schloß sich eine Aussprache au. Unter starkem Beifall vertrat Lehrer Hartig-Leipzig den Klassen kampf-Standpunkt. Wolle die Lehrerschaft der deutschen Jugend wirklich helfen, so müsse sie am politischen Leben tcilnehmen und den Kampf gegen die kapitalistische Wirtschaftsform führen. Armin bebte, als er die wohlbekannten Schriftzüge sah. Der Brief war an Beate gerichtet und aus München. Er überflog hastig die wenigen Zeilen. Liebe Beate! Du wirst meinen Schritt am besten verstehen, Du, die Armin liebt. Und da ich dies weiß, so bitte ich Dich, überwinde Deine Scheu und komme ihm entgegen. Werde ihm das, was er braucht, die gleichberechtigte Gefährtin, die wieder Harmonie, Frieden und Glück in sein Heim bringt und der Mutter nicht den Sohn, dem Sohne nicht die Mutter raubt. Armin hat die Scheidungsklage be antragt. So lasse Dich nicht durch falschen Stolz ;urück- halten, denn es wird ihm schwer werden, nochmals um Dich zu werben. In treuestem Gedenken stets X Deine Hannelore. Beate hatte gespannt die wechselnden Ausdrücke in Ar mins Gesicht beobachtet. So wie sie einst aus Trotz und verletzter Eitelkeit, so gab heute aus Liebe Hannelore ihren Geliebten frei. Wieviel Kummer und Leid könnten sich die Menschen ersparen, wenn sie einander mehr erkennten, wenn sie auf den Grund ihres Herzens blicken könnten und nicht nur den trügerischen oberflächlichen Wcllenschaum für dessen wahres Sein hielten, oft nicht ahnend, was für kostbare Perlen auf seinem Grunde ruhten. Schon hatte sie die Hoffnung aufgegeben gehabt, den Geliebten wieder zu erringen, zu tief hatte sich der Lin- druck des glücklichen Bildes, die beiden Gatten umsponnen von dem Zauber des kommenden Glückes, in ihr Herz ge graben. Dann kam dieser jähe Wendepunkt und heute . Ein wildes Lachen drang da an ihr Ohr. „Sie hat es eilig, frei zu kommen, mich meinem ver meintlichen Glücke zuzuführen, um desto beruhigter selbst in den Hafen der Glückseligkeit einlaufcn zu können. Sei unbesorgt, Hannelore, du sollst frei und glücklich werden. Doch ich bin kein Rohr im Winde, das heute hierhin und mnraen dortl'in tckwankt EWWes. Das Sächsische LanSvolk zur Regierungsbildung. In einer parteioffiziösen Erklärung des Sächsischen Landvolkes wird für die Wiederherstellung der alten Regierungskoalition eingetreteu und gesagt: Es wäre eine Verkehrung des gegenmarxrstischen Willens der Wählerschaft, wenn jetzt dieselben Par teien, die unter Ser Parole „Nie wieder Sowjet- Sachsen" gekämpft und gesiegt, aus dieser Kampffront ausbrecheu und sich mit den Elementen in eine Ne- Sieruua setzen würden, die mit dem Begriffe Sowjet- »nd Zeigner-Sachsen untrennbar verbunden sind. Weite Kreise des Bürgertums müßten diesen Aus- Sang der Wahl folgerichtig als eine Täuschung empfinden. Kommunistischer Reichsparteitag in Dresden. Der 12. Parteitag der Kommunistischen Partei ist numehr endgültig für die Zeit vom 9. bis 15. Juni nach Dresden einberufen. Die Tagesordnung sicht zunächst einen Bericht des Zentralkomitees vor. lieber die Arbeit der Partei seit dem letzten Parteitag spricht Rcichstagsabgeordneter Heckert, über die Arbeit des kommunistischen Jugendverbandes Häbich und über die Arbeit unter den werktätigen Frauen die Abgeordnete Frau Overlach. Es folgt dann ein Bericht über Sie politische Lage und über die Beschlüsse -cs 6. Weltkongresses, den Rcichstagsabgeordneter Thälmann erstattet. Em weiterer Punkt der Tagesordnung betrifft den revolutionären Kampf gegen den imperialistischen Krieg. Hierbei spricht Remmelc, der insbesondere auch das Wehr- prvgramm der SPD. erörtern wird, lieber Wirtschafts kämpfe und revolutionäre Gewerkschaftsopposition, insbesondere die Erwerbslosenfrage und die sozial politische Arbeit berichtet Merker. Weiter stehen Anträge und Wahlen auf der Tagesordnung. Deutichland znrückgekchrt, wandte sich Friedrich Tremens der Glastechnik zu. An Stelle des alten Safenbetriebs für die Herstellung von Gläsern in Massenartikeln setzte Siemens den rationellen Wan- nenbctricb und gelangte bei seinen Erfindungen auf diesem Gebiete auch zu der des wichtigen Preßhart - g l a s e s. Nach abermaligem vorübergehenden Aufent halt in England ließ sich Friedrich Siemens dauernd in Dresden nieder, wo er am 24. Mai 1904 starb. Er begründete dort die nach ihm benannte und noch heute seinen Namen tragende Glasfabrik in Löbtau, in der nach dem von ihm erfundenen Ver fahren die Massenfabrikation gewöhnlicher Glaswaren, wie vor allem von Flaschen, eingerichtet wurde. Auch die Glasfabrik in D ö h l e n, in der bessere Glaswaren, wie Beleuchtungsgegenstände, in mustergültiger Form erzeugt wurden, ist ein Werk -es Begründers der Dresdner Glasindustrie gewesen, dessen Ruf als bedeutender Erfinder auch Dresden und der sächsischen Industrie noch jetzt zu hohen Ehren gereicht. Dr. Eckener führt das LMM zurück. Die Ursachen der Motorenschäden noch nicht geklärt. Toulon, 23.Mai. Entgegen anderslautenden Meldungen ist Dr. Eckener nun doch noch nach hier zurückgekehrt, um das Luftschiff nach dem Heimathafen zu führen. Ver anlassung dazu gab ihm ein Telegramm des Kapitäns Lehmann aus Cuers, das den Wunsch ausdrückte, er möge die Führung von Toulon nach Friedrichshafen selbst übernehmen. Infolgedessen ist Dr. Eckener sofort in Begleitung von Graf Soden im Auto nach Zürich abgereist, um von dort die Reise nach Toulon im Schnellzug sortzusetzen. Man rechnet mit einem Start am Freitag Für den Start, der wieder von Dr. Eckener und dem Lagerkommandanten Hamon geleitet werden soll, hat die französische Militärverwaltung 500 Mann zur Verfügung gestellt. An der Rückreise nach Friedrichs hafen werden 12 Passagiere teilnehmen, darunter sechs Franzosen. Auch die Amerikanerin Pierce gehört zu den Gästen. Die an Ort und Stelle an den ausgewechselten Motoren vorgenommenen Untersuchungen durch Fach leute der Zeppelinwerke haben noch keine einwandfreien Ergebnisse gebracht. Die vorgenommenen Verbesserun gen scheinen nicht die Ursache für die Panne zu sein. Lie wollen den Zeppelin sehen. Von zahlreichen französischen Städten in Süd krankreich sind Gesuche an die Zeppelin-Flugleitung cingegangen, worin diese bitten, sie zu überfliegen. Da jedoch die Wittcrungsverhältnisse über der Schweiz wenig günstig sind, glaubt man nicht, daß Tr. Eckener allen diesen Wünschen nachkommen kann. GeMrWerMl-Srand an dttünlerelbe. Großer Forst- und Wildschaden. Ein ausgedehnter Wald- und Heidebrand wütete in der Heide zwischen den Gemeinden Krempel und Midlum und hat sehr großen Schaden angerichtet. Etwa 1560 Hektar Heivc unv etwa 60 Hektar ^Saldbcstand, vorwiegend Lannenschonnng, wurden vom Feuer vernichtet. Ter Brand kam im Krempeler Moor »nm Ansbruch und griff in der hohen trockenen Heide rasch um sich Etwa 600 Einwohner aus den Na l- Vardörfern vermochten das Feuer nicht zu lösche«, so datz von Lehe Schupo ««gefordert werden mutzte. Inzwischen trieb der heftige Wind das Feuer in um- «angreiche Waldbestände des fiskalischen Forstes. Verzeihen Sie, Fräulein Walden, wenn ich Sie gekränkt haben sollte durch meine Worte, halten Sie es einem ver- bitterten, um sein Glück betrogenen Manne zugute " Beate hatte sich brüsk erhoben. Glühender Haß loderte in ihren Augen auf — verschmäht — zum zweiten Male. Das vergab eine Beate Walden nicht. Nie wieder würde sie den Fuß über die Schwelle dieses Hauses setzen. Mit kurzem kalten Gruß rauschte sie hinaus. Armin aber sank aufstöhnend auf den Sessel nieder. Wie hatte ihn die Klage des jungen Weibes heute erschüttert. „Ich lasse mich ja so ungern scheiden, ich habe ihn doch so lieb." Der Mann, der nur in schnöder Gewinnsucht die Hand nach dem schönen jungen Wesen ausgestreckt, wurde geliebt — und er? Er hatte seiner Hannelore ein reiches Herz voll wahrer Liebe entgegengebracht, hotte die reiche Braut au^egebe«, um das geliebte Mädchen heimführen zu können; er hatte das Schwerst« getan, mit seiner Mutter gebrochen, um ihr allein anzugehören, ihr ein ruhiges, friedliches Leben zu sichern, und diese traf sich mit seinem Freunde heimlich, ver ließ ihn, als das einzige Band, das sie vielleicht «och cm khn gefesselt hätte, zerriß. Sie konnte di« Zeit nicht erwar ten, frei zu sein. Wenn er sie doch verachten könnte! Warum wehrte sich sein Herz fv dagegen? Verstört wankte er in sein Zimmer zurück. Doch kau» hatte er an seinem Schreibtisch Platz genommen, so schreckte ihn das Klopfen des Mädchens wieder auf. Sollte er denn gar nicht zur Ruhe kommen? Aergerlich fragte er nach dem Begehr. Doch Emma ver stand die mürrische Stimmung ihres Herrn zu würdigen, trauerte doch auch sie um die liebe junge Frau. Es konnte sich aber nur um ein Mißverständnis handeln, überlegte sie immer wieder. Eie wußte es doch, wie ein» das andere liebte. Und nun Trennung, als ob nicht Liebe, sondern Haß Ke Herzen der Beiden erfüllte. So sagte sie auch heute mit ihrer „anheimelnden" Troststimme: SortsetztMü folgte