Volltext Seite (XML)
kurzem Aufenthalt wurde die Weiterreise nach Straß burg angetreten, wo die Autonomisten bei der Ankunft Kundgebungen veranstalteten, die ohne jeden Zwischen fall verliefen. Die begeisterten Anhänger trugen Roos im Triumph durch die Hauptstraßen der Stadt nud stimmten deutsche Lieder an. In kurzen Unterbrechun- gen erscholl der Ruf „Amnestie, Amnestie!" Im Hof des Rathauses wurde Roos vom kommunistischen Bür germeister Hueber empfangen, der ihn auf einen Bal kon führte, von dem aus Dr. Roos eine Ansprache an die Menge hielt. Schwere Ausschreitungen in Hamburg. Mehrere Personen erheblich verletzt. Im Breitergang in Hamburg hielten nachts zwei Polizeibeamte drei Männer an, die mit Farb töpfen und Plakaten die Wände verunstalteten. Die Angehaltenen ergriffen die Flucht, wurden aber ge stellt und leisteten den Beamten heftigen Widerstand. Inzwischen hatte sich eine große Menschenansammlung gebildet, die gegen die Beamten Partei ergriff und den Männern erneut die Flucht ermöglichte. Alo daun doch einer der Männer ergriffen werden konnte, drang die immer mehr Verstärkung erhaltende Menge auf die Beamter» ein. Unter den Rufen: .Schlagt die Hunde tot!" und „An die Wand mit ihnen!", wurde einer der Beamten zu Boden gerissen, mit Füßen getreten und gewürgt. Er mußte ich'icßlich von seinem Revolver Gebrauch machen und mehrere Schüsse abgeben. Dabei wurden vier Personen Sctrosse». Dem am Boden liegenden Beamten war der rechte Arm herumgedreht worden, so daß ein letzter Schuß einen Kameraden in die Schulter traf. Die Verletzun gen der übrigen in ein Krankenhaus gebrachten Pev- WNen sind zum Teil ernster Natur. * Blutige Zwischenfälle beim Fußballspiel. Auf einem Sportplatz in Lodz gab es während eines Fußballwettspiels zwischen Hakoah und dem Tu- ristenklub schwere Ausschreitungen. Mitglieder des Tn- Astenklubs machten auf der Zuschauertribüne abfällige Bemerkungen über das Spiel der Hakoah-Mannschaft, was zu einer schweren Schlägerei Anlaß gab. Mehrere ^olizeibeamte versuchten vergeblich, das erregte Publi kum vom Sportplatz zurückzudrängen und die Ruhe vncdcrhorzustellen. Als einer der Beamten ein verwundetes Mitglied Tnristenklubs schützen wollte, fiel die Menge auch «ber jh„ hxr. Er feuerte mehrere Schreckschüstc ab ««d als das nichts lmlf, richtete er die Waffe in der Notwehr auf seine Angreifer. Die Menge begann nun auf den flüchtende»» Polizeibcamten Fagd zn machen und wollte ihn lunchen. Nur mit Mühe konnte er in das Haus des Platzanfsehers sich retten, das Dani» von seinen Verfolgern belagert wurde. Nach Verlauf einer halben Stunde rückte polizei liche Verstärkung an und zerstreute die Menge. Etwa 2üPersonen mußten wegen ihrer Verletzungen ärztliche Hufe in Anspruch nehmen. Ein Autobus vom Zog erfaßt. 16 Mädchen zum Teil lebensgefährlich verletzt. Die Schülerinnen eines Seminars in Wolkowysk bei Grondo (Polen) hatten in zwei großen Kraftwagen «inen Ausflug nach Posen unternommen, um dort die Landesausstellung zu besichtigen. Etwa 2k Kilometer von Gnesen entfernt wurde zweite Autobus beim lleberguere« eines Bahn- Ebergauges von einem i« voller Fahrt heran brausende» versoncnzng erfaßt und durch den Anprall etwa 2b Meter weit fortgeschlmrdert. 16 junge Mädchen mußten schwer verletzt und zum Teil bewußtlos unter den Trümmern hervorgezogen werde«, während 14 Schüle rinnen leichte Verletzungen davongetragen hatten. Etwa nach einer halben Stunde traf aus Gnesen Hilfe ein und schaffte die Verwundeten in das Kran kenhaus. Zwei Schülerinnen liegen im Sterben, wäh rend der Zustand von drei weiteren sehr ernst ist. Der Chauffeur hat einen Schädelbruch erlitten. ' * I« der Sennhütte lebendig verbrannt. In den ersten Morgenstunden brach in einer Alm- Hütte bei Berchtesgaden (Oberbayern) auf bisher ««aufgeklärte Weise ein Brand aus, der so rasch um sich Aiff, daß die Alm in ganz kurzer Zeit eingeäschert Kurtze. Die Sennerin konnte nur mit Mühe ihr Leben .^n. Dagegen kam der Hirtenknabe Johann Turner Schellenberg in den Flammen um. Nur ein Teil Viehes konnte gerettet werden. Sechs wertvolle ^nder si,,d verbrannt. Sessnung des Vüter-See-Tiefs. Tie Verbindung zwischen Ostseestrand und Binnen düne. Wie die großen Haffe (Frisches Haff, Kurisches Haff), stehen auch zahlreiche sich hart hinter der ost- pvmmerschen Küste erstreckende haffartige Seen von größerer oder kleinerer Ausdehnung durch ein sogen. Tief in Verbindung mit der Ostsee. Ein Tief ist ein Natürlicher oder künstlicher Kanal von mehr oder weniger großer Längen- und Breitenausdehnung; es Ermöglicht die Vorflut der Seen zur Ostsee und regelt vadurch die Vorflut und den Grundwasserstand dev an die Seen angrenzenden meist tief gelegenen, um- langreichen Ländereien. Die ausreichend« Offenhal- nrng der Tiefe ist daher von weitgehendster wirtschaft- uchcr Bedeutung. Die Arbeiten an den Tiefen stehen in ständigem ^kampf mit den Naturgewalten. Die Sturmfluten "er Ostsee dringen in die Tiefe ein, greifen ihre Ufer an, die mitgeführten Sandmassen verstopfen die Tiefe «nd unterbinden damit die Vorflut der Strandseen. Ler Druck des ansteigenden Seewasserstandes oder neue Sturmfluten öffnen, vielfach an anderer Stelle, aas Tief von neuem; oft verbinden sich die Arbeiten der Natur mit künstlichen Baumaßnahmen. Auch das den Vitter-See östlich Rügenwalde ent wässernde Tief hat im Lause der Zeit trotz künstlicher Anlagen und sorgfältiger Unterhaltung wiederholt seine Lage verändert. So ist das erst in den Jahren kl 926—1927 hergestellte sogen, westliche Tief ein Opfer der Naturgewalten geworden. Unter Aufwendung nicht unerheblicher Kosten entschloß sich der Vitter-See-Ent- Wässerungs-Verband, das etwa 1 Kilometer weiter östlich gelegene, im Lause der Zeit vollkommen ver sandete alte Ties wieder zu öffnen und entsprechend auszubauen. Die Arbeiten wurden im Vorjahre mit erheblicher Unterstützung der Staatsbauverwaltung be gonnen, sie mußten aber infolge des harten und langen Winters unterbrochen werden und konnten erst im Frühjahr d. I. wieder ausgenommen werden; sie wur den so energisch gefördert, daß bereits am 22. Mai d. I. das neu geschaffene Tief seiner Benutzung über geben werden konnte. Tiefgerammte Pfähle mit Faschinenhinterpackung sichern nun das Tief zwischen Ostseestrand und Binnendüne. Die Wiedereröffnung des östlichen Vitter-See- Tiefs ist für die Anlieger des Sees von größter wirt schaftlicher Bedeutung. Sie weiße Gefahr im Lordallautil. Eisberge von ungewöhnlichen Ausmaßen. Ein im Hamburger Hafen eingetroffener Ham burger Dampfer hat nach dem „Hamburger Fremdem- blatt" auf seiner Rückreise von Kanada nach Europa AZ Eisberge getroffen. Die Eismassen, die in einem durchschnittlichen Abstande von zwei bis fünf Seemeilen trieben, nahmen durch die Anzahl und die ungewöhn lichen Ausmaße, die die einzelnen Berge hatten, eine Fläche von 20 Seemeilen ein. Der größte dieser Eis berge hatte fast den Umfang der Insel Helgoland und ragte eüva 60 Meter aus dem Wasser. Da sich die Eismassen sehr unregelmäßig und in verschiedenen Richtungen fortbewegten, bilden sie eine große Gefahr für die Schiffahrt. Die amerikanischen Eispatrouil lenboote wurden sofort benachrichtigt. Eine eigenartige Naturerscheinung wurde dabei beobachtet. Vor dem Erscheinen der Eisberge tauch ten am Horizont in einer bestimmten Richtung nebel ähnliche Gebilde auf, die man erst für aufkommenden Strichnebel hielt. Gleichzeitig fiel die Luft- und Was sertemperatur um mehrere Grad. Beim Näberkommen erkannte man erst, daß man gewaltige Eisberge vor sich hatte, die durch eine Art Dunstwand verschleiert waren. Durch das rechtzeitige Erkennen der hoch aus dem Wasser ragenden Eisgebilde, die eine grünliche Färbung hatten, konnte ein Unglück vermieden wer den. Der Eispatrouillendienst hat die Position des« Eisfeldes erhalten und sendet jetzt dauernd Warnunas- rufe aus. Spott o In »er HauVSallmeißerschafts-Vo-schlnßnnrde de» Teutsch:» Turnerschaft war Tkl. Limmer-Hannover in Berlin über den T.V. Vorwärts-Breslau 6:2 und der T.V. Friesenheim in Ludwigshafen über Krefeld Oppum 2:1 siegreich. Bei der» Turnerinnen schlug überraschend T.V. Vorwärts-Breslau (in Berlin) die 'mehrfache D.T. Meistermannschaft Barmbek-Uhlenhorst 2:1 und Mainz 18 17 den Tbd. Ulm 4:0. Die siegreichen Mannschaften bestreiten nunmehr das Endspiel. Q. Fu» Lcichtathletik-Ländrrkauwf schlug die Tschrcho- ftowakei Süddeutschland auf dem Prager Spartaplatz ziem lich überraschen) mit 65:59 Punkten. Insgesamt errangen die Tscheche»» 7 Siege, die Süddeutschen 6. H»kstei«-K»el schlug Aegypten 7:0. In den Berkner Fußballspiele« erkämpfte sich der Polizei S.V. durch einen 3:2-Sieg über den V.f.B.-Pan- kow den Eintritt in die Oberliga. Westdeutscher Fußballmeister wurde Schalke 04 durch einen knappen 2:1-Sieg über Meidericher S.V. Eine Niederlage des 1. K.C. Nürnberg durch die Frankfurter Eintracht mit 0:1 war das überraschende Ergeb nis dieses in Frankfurt a. M. ausgetragenen Freundschafts spieles. Bayern-München schlug F.S.V. Frankfurt 2:0. Allerlei ans aller Welt. * Großflngtag in Tempelhof. Im Mittelpunkt des Großflugtages aus dem Berlin-Tempelhofer Feld, der leider stark unter dem Regen litt, standen Kunst- Flugvorführungen sowie ein Vergleichsfliegen der besten deutschen Kunst- und Sportflieger. Udet glänzte dabei mit in 30 Meter Höhe ausgeführten Loopings, Fieseler zeigte wieder Rückenflüge sowie erstmalig eine neunfache Rolle im Kreis. * „Volk in Not", erster Teil: „Marienburg". Rund KOO Mitwirkende, meist Bürger und Bürgerin nen der Stadt Marienburg, nahmen tätig teil an den historischen Festspielen, die dort vor dem Alten Rathaus veranskiltet wurden. Der Dichter Hans Franck gibt im „Volk in Not" ein getreues Spiegelbild der Zeit, da Winrjch von Kniprode als Ordensmeister eingesetzt wurde. Die Uraufführung gestaltete sich zu einem entschiedenen Erfolg. * Aufklärung eiuos Leicheufundes. Vor einiger Zeit wurde im Auermühlbach in München die zer stückelte Leiche einer Frau Leininger gefunden. Jetzt hat der 56 Jahre alte Brauereiangestellte Josef Scheit zach unter dem Druck der Feststellungen ein Geständnis abgelegt. Er gab an, die Frau habe seit vier Jahren von ihm wegen einer kleinen Verfehlung Geld erpreßt. Bei ihrem letzten Besuch am 12. Januar habe er sich geweigert, der Frau abermals Geld zu geben. Dar über sei sie so in Wut geraten, daß sie an einem Herz schlag gestorben sei. Um die Leiche bequem aus seiner Wohnung schaffen zu können, habe er sie zerstückelt und die Leichenteile in kleinen Paketen in den Bach geworfen. * Bombenwurf eines polnische»« Flugzeuges. Auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes Rembertow in der Nähe des Dorfes Osow hat sich um die Mittags zeit ein schweres Unglück ereignet. Ein zu einem Uebungsflug aufgestiegenes Militärflugzeug warf eine Bombe ab, die unvorhergesehener Weise in der Nähe des Dorfes explodierte. Drei Personen, eine alte Frau und zwei Knaben, wurden schwer verletzt und mußren in bedenklichem Zustande in ein Warschauer Kranken haus überführt werden. Im Dorfe Osow zersplitter ten sämtliche Fensterscheiben. * New Dort. In Kalifornien gelang es zwe» Räu bern, den Süd Pacific-Expreß in der Nähe von Mac Avoy anzuhalten. Der Lokomotivführer und ein Fahrgast wurden niedergeschossen, die Kasse des Postwagens ausgeraubt. LeUe LachrWra. Versunkener Flieger? Ein englisches Schiff meldet, daß es etwa 220 Kilometer von den Azoren entfernt die Uebeirestc eines Flugzeuges ohne Mann schaft angetroffen habe. Man vermutet, daß es sich um den spanischen Ozeanflieger Major Franco und sein Flugzeug handelt. Tas neue Agrarprogramm. Berlin, 25. Juni. In der Aussprach« zwi schen dem Reichsernährungsminister, dem landwirt schaftlichen Sachverständigenausschuß und den Frak tionsvertretern scheint man sich über folgende Maß nahmen einig geworden zu sein: Heraufsetzung des Butterzolls, zunächst auf 60 Mark, autonome Her aufsetzung des Kartosselzolls; vor allem zum Schutz der deutschen Ernte im August und Anfang September. Heraufsetzung des Zuckerzolls auf 23 Mark. Der Plan eines Getreidemonopols wird zunächst nicht wei ter verfolgt. Statt dessen wird die Einführung des Wahlzwanges in Erwägung gezogen. Der Handels vertrag mit Schweden soll wegen der niedrigen Ge- treidezollfätze zum 1. Februar gekündigt werden. Anklage gegen Reichsbahndircktor Reumann. Berlin, 25. Juni. Die Staatsanwaltschaft I Ber lin hat gegen Reichsbahndirektor Wilhelm Neumann wegen schwerer Passiver Bestechung und gegen den Kaufmann Kämpfer wegen aktiver Beamtenbestechung Anklage erhoben. Raubmors im D-Zng. Guben, 25. Juni. Zwischen den Bahnhöfen Arntitz und Guben wurde die Leiche des polnischen In genieurs Dr. Pinkus aus Berlin-Schönederg aufge sunden. Es besteht der dringende Verdacht, daß Dr. Pinkus, der für eine polnische Stadt eine Anleihe in Höhe von 1,5 Millionen Mark vermittelt hatte, aus dem Rückweg von Warschau im Zuge ermordet und beraubt worden ist. Der NiesenschnellSampser „Bremen" geht meserabwärts. Bremen, 25. Juni. Der neue Riesenschnelldamp fer des Norddeutschen Lloyds „Bremen" ging am Montag weserabwärts. Der Abschied des Dampfers von seiner Hafenstadt gestaltete sich zu einem großen Ereignis. Sie Mache der Weltkrieges. Eröffnung der Leipziger Universitätswoche. Die Leipziger Universitätswoche ist am Sonntag mittag durch eine Ansprache des Rektors der Universität, Professor Dr. Römer, und unter Mit wirkung des Collegiums musicum und der Univer sitätssängerschaft St. Pauli feierlich eröffnet worden. Der Rektor wies in seiner Ansprache auf den freund lichen Widerhall hin, den der Aufruf zur Teilnahme an der Leipziger Universitätswoche, namentlich auch im Auslande, geweckt habe. Er begrüßte die Teilnehmer aus dem Ausland, unter ihnen besonders herzlich die drei ungarischen Studentengruppen. Den Festvortrag hielt Geheimrat Dr. Branden burg, ordentlicher Professor für neuere Geschichte au der Universität Leipzig, über die Ursachen des Weltkrieges. Er führte u. a. aus: Vor dem Welt kriege haben auf Lem europäischen Kontinent aus ver schiedenen Ursachen Gegensätze zwischen den einzelnen Völkern und Staaten geherrscht. Die Gegensätze ergaben sich durch die Rivalität der beiden Groß mächtegruppen Dreibund und Kntente und ferner durch die Zwistigkeiten zwischen Deutschland und Frankreich infolge des Jahrhunderte alte»« Kampfes um die Rheiugreuze. Diese Spannungen bildeten eine große Gefahrenquelle. Die andere lag auf der Bal - kan Halbinsel in dem Streben Rußlands nach Beherrschung der Balkanslawen. Eine weitere Streit quelle «var die Entwicklung -es kolonialen Gedankens von der Zeit von 1880 ab. Die so verursach ten starken Rivalitäten wirkten sich im Anwachsen der Heere und Flotten und in der Einführung von Schutz zöllen als Kampfmaßregel aus. Europa stand ver schiedentlich vor der Gefahr des Krieges. Trotz aller dieser gefährlichen Umstände aber wäre es nicht zum Krieg gekommen, wenn nicht in den gefährdeten europäischen Ländern Elemente gewesen wäre», die absichtlich auf einen Zusammenstoß hin arbeiteten. In Frankreich waren es die Vertreter der Re vanche mit Delcasse an der Spitze. In Rußland wollte die Großfürsten-Partei eine Macht der Zaren herrschaft über die Erweiterung aller slawischen Völ ker. England vertrat die Ansicht, daß Englands Lebensinteressen eine bewaffnete Auseinandersetzung forderten, um den Wirtschaftsrivalen, das sich immer mehr entwickelnde Deutschland, niederzuschlagen. In Deutschland gab es eine kleine Gruppe, die All deutschen, die die Angliederung aller deutsch sprechenden Völker an das Deutsche Reich forderten und auch in Oesterreich war eine den Kriegsgedanken befürwortende Gruppe unter Führung Conrad von Hoetzendorffs vorhanden. Aber nur in Frankreich und in Rußland konnten diese Gruppen Einfluß auf die Regierung in auf Krieg zielender Absicht gewinnen. Die deutsche Außenpolitik der Vorkriegs zeit war gewiß häufig ungeschickt. Aber keine der in Deutschland an der Spitze stehenden Persönlichkeiten hat bewußt auf den Krieg hingearbeitet, und der Kaiser schon gar nicht. Weder Bülow noch Bethmann-Hollweg haben eine Politik getrieben, die den Krieg wollte oder die den Krieg auch uur als wahrscheinliches Ereignis in Rechnung pellte. Das letztere war zweifellos ein Fehler; aber die deutschen Staatsmänner haben immer noch au das Verantwortungsbewußtsein der anderen geglaubt und haben den Krieg nicht vorbereitet. Wir waren zwar militärisch verhältnismäßig vorbereitet, nicht