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lich stark war, ist sehr zurückgegangen, seitdem unsere eigenen Fischdampfer den Fang am Nordkap ausgenommen haben. In Dänemark wird der Kabeljau dem Schellfisch vorgezogen, in Deutschland ist es umgekehrt. Diese Ge schmacksfrage ist für Fischerei und Fischhandel deshalb von Bedeutung, weil der Kabeljaufang viel größer ist als der an Schellfisch. In einem Jahr werden in den Nord seefischmärkten rund 750000 Zentner Kabeljau versteigert, mehr als ein Viertel der gesamten Fischzufuhr. Die kleinen Kabeljaus gehen im Handel unter dem Namen Dorsch. Der Kabeljau ist loser im Fleisch als der Schell fisch. Wer das nicht liebt, kann dem Uebel abhelfen, in dem er den Fisch einige Stunden vor der Zubereitung mit Salz einreibt, wodurch das Fleisch an Festigkeit ge winnt. Ein guter Rat für die Hausfrau, die somit in den ersten Monaten des Jahres, wenn der Schellfisch von den ungefähr zweieinhalb Millionen Zentner Fischen, die pro Jahr an den großen Fischmärkten der Nordseeküste gelandet werden, sind Schellfische. Die Ausbeute aus Nordsee, Skagerak und Kattegat beträgt im Jahre etwa 200000 Zentner. Die Einfuhr norwegischer Schellfische nach Deutschland, die vor zwei Jahrzehnten noch ziem- genuß gemacht wird. Der Fischgenuß ist in der Tat aus gesundheitlichen Gründen zu empfehlen und aus wirt schaftlichen ebenfalls, denn je mehr unser Fischverbrauch aus Fängen in heimischen Gewässern steigt, um so mehr sinkt die Passivität unserer Handelsbilanz, zum Vorteil unseres gesamten Wirtschaftslebens. So ein moderner Fischdampfer ist nun kein Ozean riese. Wenn der Kahn so im Hafen liegt, sieht er recht stattlich aus, gut 40 Meter Länge haben wohl alle neueren Fischdampfer und eine Breite von 7 bis 8 Meter. Das Deck liegt kaum 1 Meter über Wasserlinie. Durch die durchgehends fast 1 Meter hohe Reeling ragt das Schiff scheinbar höher aus dem Wasser heraus, und Auf bauten auf Deck, wie der mächtige Schornstein, täuschen eine Stattlichkeit vor, die in Wahrheit nicht besteht. Erst auf unendlicher See sieht man so recht, wie klein so ein Dampfer eigentlich ist und man muß sich wundern, daß diese Fahrzeuge Sturm überstehen und tollstem Seegang standhalten, die viel größeren, aber weniger seetüchtigen Schiffen oft genug zum Verderben werden. Auf den Ein feiner und sehr seltener Fisch ist der See' Hecht, der jedoch nur in geringer Menge, noch nicht l Pro zent des Gesamtfanges, eingebracht wird. Makrelen, Rochen, Steinbutt, Heilbutt, Seezungen sind bekannte Feinfische. Ms Ersatz für die Seezunge dient manchmal die Rotzunge, von der pro Jahr fast 20 000 Zentner angebracht werden, sie kommt aus der Nordsee und voir Island und ist das ganze Jahr zu haben. Auch die Ostseefischerei ist nicht ohne Bedeutung, jedoch sind ihre Sorten in der Zahl beschränkter. Dorsch, Flunder, Hering und Sprotten machen den Löwenanteil aus und ihr Absatzgebiet für frische Fische erstreckt sich hauptsächlich auf die Küstengegenden und auf Berlin. Wie Friedrich Schiller im „Wilhelm Tell" eine über aus zutreffende Schilderung der Schweiz gegeben, ohne jemals dort gewesen zu sein, so hat er in seinem „Taucher" die Schrecken des Meeresgrundes geschildert, ohne jemals „da unten, wo's fürchterlich" ist, gewesen zu sein, nicht einmal die Küste war ihm näher vertraut. Wir sahen, daß es auch freundlichere und vor allem schmackhafte und gesundheitlich empfehlenswerte Seetiere „da unten" gibt, deren steigende Einbürgerung Deutschland nur von Vor teil sein kann. kleinen Ausmaßen hat sich nun das Leben der Besatzung und der Betrieb abzuwickeln. Etwa 10—12 Mann der Besatzung sind in der knappsten Form untergebracht, so genannte Bequemlichkeiten gibt es nicht. Alles sind See leute mit vollwertiger Seemannsausbildung. Das Schiff hat vor dem Schornstein einen in Deckhöhe liegenden Vorraum, der Ruder- und Kartenhaus trägt. Vor dem Vorraum steht frei an Deck die Dampfwinde. Sie blickt auf einen freien Deckplatz, der während der Zeit des Fischens dazu dient, den Fang zu waschen, zu sortieren, zu schlachten, auszunehmen. Der hohle Schiffsraum unter ihm ist die Eiskammer, wo der verkaufsfertige Fisch auf Eis gelegt wird. Die Fischdampfer tragen kurzen Vorder- wie Hintermast. Segel werden an ihnen kaum aufge zogen. Die Masten dienen vielmehr in erster Reihe zum Tragen von Segelbäumen, an denen die Lasten mit Hilfe der Winde aufgewunden werden. Ein untrügliches Zeichen für den Fischdampfer sind vier große eiserne 2 Meter hohe Bügel, an denen, wenn der Dampfer unter wegs nach seinem Fangplatz ist, ein Teil des mächtigen, zu einer großen Wurst zusammengerollten Schleppnetzes hängt. Neber die häuptsächlichsten Seefischarten, die in dem unersättlichen Riesenmaul des Schleppnetzes oder mit an deren Fangkünsten gefangen werden, seien folgende An gaben zusammenfassend gemacht. Der im Binnenland bekannteste Seefisch ist der Schell fisch, er ist gezeichnet durch die schwarze Seitenlinie und dem schwarzen Fleck über den Brustflossen. Die Mär will wissen, dieser rühre von dem Daumenabdruck des Apostels Petrus her, der ja ein Fischer gewesen. Fast ein Fünftel zu teuer ist, Kabeljau nehmen kann. Der Stockfisch ist getrockneter Kabeljau. Seine Verwendung hat abge nommen, seitdem die Möglichkeit gegeben ist, frische Fische überall ins Binnenland zu schicken. Doch findet der Stock fisch in katholischen Landesteilen, als traditionelle „Fasten speise", so z. B. im Rheinland, immer noch Absatz. Wegen seiner Häufigkeit ein Konsumfisch ersten Ranges ist ein naher Verwandter des Kabeljaus, der „Seelachs", wie er handelsüblich heißt, (eigentlich „Köhler"), von dem im Jahre so über 300 000 Zentner gelandet werden. Nordsee und Island sind seine Hauptfanggebiete. Mit dem Fluß lachs öder dem Ostseelachs hat er nichts zu tun. Der Rotbarsch oder Goldbarsch, von dem jetzt ca. 200 000 Zentner im Jahr oder 8 Prozent des Gesamtfangs an gebracht werden, ist ein Fisch, für den vor 30 Jahren keine Absatzmöglichkeit bestand, so daß er von den Fischern wieder über Bord^geworfen wurde. Bei uns ist er einer der beliebtesten Fische geworden, während er in Eng land noch nicht vom Konsum ausgenommen worden ist. Die Fänge zeigen zu verschiedener Jahreszeit sehr ver schiedene Stärke, so daß der Preis im Frühjahr weit höher ist als im Spätjahr. Die Scholle, womöglich l«b^nd, ist in gewissen Gegenden, namentlich an der Küste, sehr begehrt. Die großen, d. h. zwei- und mehrpfündigeu Schollen, sind in der Nordsee selten geworden. Bei dem Namen Hochseefischerei drängt sich wohl -nanchem Hörer die Meinung auf, sie ginge eben nur auf hoher See vor sich. Das tut sie jedoch meist nur zum Teil. Denn auch der Hochseefischer, der deutsche, fischt viel in der Nähe der Küste. Und das aus zwei besonderen Gründen: einmal ist dort meist der beste Fisch zu fangen und dann verbietet sich aus technischen Unmöglichkeiten der Gebrauch des Schleppnetzes in größeren Tiefen als 250 bis 300 Metern. Auf hoher See ist der Meeresboden aber tiefer. Eine Ausnahme von dieser Regel bildet neben anderen „Bänken" die bekannte Doggerbank. Hier fischt der Hochseefischcr in der Tat auf hoher See. Heutzutage gibt es wohl keine Groß-, Mittel- oder Kleinstadt, in der nicht eine Propaganda für den Fisch- UM