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Bucht war die Scheibe nur in Tiefen von 5 bis 12 Meter wahrzunehmen, nur bei der Kleinen und Großen Fischervank ging die Durchsichtigkeit bis in eine Tiefe von 23 Meter. Verhältnismäßig wenig klar ist auch das Wasser der Ostsee, dessen Durchsichtigkeit bei Bornholm bis zu 11 und 13 Meter tief ging, nach einem Sturm Lie scheibe aber immerhin noch in einer Tiefe von 7 bis 10 Meter sichtbar war. Im Bottnischen Meerbusen reichte die Durchsichtigkeit des Wassers, je der Wasser- färbe entsprechend, im gelblichgrünen Wasser bis 15 Meter, im braunen Wasser dagegen nur bis 2 Meter Tiefe. Das Licht der Sonnenstrahlen reicht natürlich noch viel weiter ins Wasser hinab. Mit Hilfe Photo- graphischer Messungen hat man festgestellt, daß ganz schwache Lichtspuren sogar noch in Tiefen von 600 Meter anzutreffen sind. Doch ist das Licht, wenigstens in unseren nördlichen Meeren schon in geringen Trefev — beispielsweise in 25 Meter Tiefe — so zerstreut, daß man fast nichts mehr sehen kann. Der französische Schiffstechniker De Plurh, der über hundert Tauchversuch« machte, erzählte, daß mas m einer Tiefe von 32 Meter die Sonne „wie eine röt liche Kugel" und selbst am Hellen Tage die Sterne sehe, sofern die direkte Sonnenbestrahlung etwa durch einen Helsen unterbrochen sei. Als die Sonne im Zenith stand, befand sich De Plury einmal auf dem Meeres grund. „Ich stand auf einem Grunde von feinem, wei ßem Sand," berichtet er darüber, „und die Lichtbrechung auf dem schneeigen Teppich machte auf mich den Ein druck, als ob ich aus einer Ebene geschmolzenen Gol des stände. In einer Tiefe von 73,5 Meter herrscht bereits tiefe Dunkelheit; bei 106 Meter ist die Dunkel heit undurchdringlich, und um etwas sehen zu können, braucht man elektrisches Licht. Ich benutze elektrische Lampen von 10 000 Kerzenstärken, deren Licht sich aöer nicht über einen Radius von 29 Meter ver breitet. Gesunkene Schiffe, zersplitterte Schiffsrümpfe, Trümmer von Decks und gebrochenen Masten bieten dann einen traurigen Anblick." Infolge der schwachen Bcleuchtungsverhältnisse kommt die Hauptmenge der vom Licht abhängigen Or ganismen — und auch nur in den durchsichtigsten südlichen Meeren — denn auch nur in Tiefen bis zu 80 Meter vor. Die von der Deutschen Valdivia- Expedition beobachtete „Schattenflora" des Meeres reicht jedoch bis 350 Meter Tiefe hinab. Ein Tag von jenen glanzgeküßt, An denen jeder Halm uns grüßt Und jeder Sonnenstrahl das Herz Zum Lachen zwingt trotz Not und Schmerz. R. Dehmel. Liebesapfel and „Paradeiser". Nutz- »uv Nährrvert der Tomate. — Zusammenhang Von Karbe, Duft und Bitamingchalt. — Gelbe und Weiße Tomate». — Man soll rohe Tomate« essen. Tomate» als Balkonpflanze». Die großen rotleuchtenden Tomaten, die jetzt auf de» Märkten die Körbe füllen, sind ein Zuchtprodukt, das aus einer in Peru noch heute wildwachsenden Nachtschattenart mit kleinen, kaum kirschengroßen Bee renfrüchten entstanden ist. Der Nutzwert der Tomate, die als „Gemüsefrucht" ein eigenartiges Zwischending zwischen Obst und Gemüse darstellt, liegt in erster Linie in ihrem Gehalt an den drei wichtigsten Er gänzungsnährstoffen: den H-, 8- und OVitaminen, eine Eigenschaft, die in Bezug auf das Vitamin schon deshalb sehr wertvoll ist, weil die Tomaten fast gar kein Fett enthalten. 46. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) veniitrt «Ue Autobuslinie vsa klster-AlIork-»ok. Schweigend, aber zähneknirschend mußte er es dul» den, daß sie als täglicher Gast bei ihm aus und eingina, und dazu mußte er noch eine höfliche und zuvorkom mende Miene aufstecken. Am liebsten hätte er sie, wie er sich ausdrückte, „achtkantig zum Hause hinausgewor- len", aber die Schuld an sie verbot es ihm. Er mußte ne immer wieder Hinhalten und zu vertrösten suchen. Als er damals die Wohnung für sich und Inge in der Rathenowerstraße, gegenüber dem Kriminalgericht, mietete, ahnte er nicht, daß Beate bereits eine solch? in nächster Nähe in Altmoabit für sich in Aussicht genom- men hatte. Es war, als wenn sie ihn nicht aus den Augen Men, sondern jeden Schritt von ihm überwachen wollte. Dieses Gefühl bedrückte und beklemmte ihn. Nicht anders erging es Inge. Sie, die sich anfangs auf den mütterlichen Rat und die Gesellschaft der alteren Dame gefreut hatte, fing an, die häufigen Besuche der selben als etwas sehr Bedrückendes zu empfinden. Trotz dem Beate es niemals an Liebenswürdigkeit fehlen ließ und der jungen Frau ihres Neffen auf alle mögliche Weise schmeichelte, fühlte sie doch in ihrer Gegenwart ein Unbehagen, das sie sich selbst nicht zu erklären vermochte. Sie kam sich wie der Gatte überwacht und beobachtet vor, und das gab ihr ein unsicheres, unruhiges Gefühl. Zu dem fand sie noch, daß Sans seiner Tante nicht mit dem Respekt begegnete, den sie fordern konnte. Es wurden oft heftige Worte zwischen ihnen gewechselt. Dieses alles wirkte so deprimierend auf sie, daß sie froh war, wenn ein Tag verging, ohne daß Tante Beate sich sehen ließ, oder wenn sie durch irgend eine Einladung ihrer Gesell schaft überhoben wurden. Die Untersuchungen des bekannten Forschers Pir quet haben ferner einen Zusammenhang des Vitaminge- haltes mit der roten Färbung der Tomatenschalen ergeben; je röter die Schalen sind, desto vitamin reicher scheinen die Früchte zu sein. Pirquet führt diese Erscheinung auf die in den roten Früchten bereits weit fortgeschrittene Samenreifung zurück. Man beobachtet auch, daß die stark duftenden und bereits voll ausge reifte Samen enthaltenden Früchte einer Obstart mehr Vitamin enthalten als weniger duftende Stücke der gleichen Art. Bei der Auswahl der Tomaten sollte also immer den krästigroten Früchten der Vorzug ge geben werden, deren Samen im gereiften Zustand im Fruchtfleisch liegen. Die große Mehrzahl der Tomaten arten sind ja auch rot gefärbt und nur wenige Sorten gelb oder gar weiß, und ohne jede rote Farbtönung. Unter den verschiedenen Formen der Tomaten, den glatten oder gefurchten, mehr rundlich gewölbten oder flachen, sind die gerippten und gleichzeitig länglichen Arten mit glatten Schalen am schmackhaftesten. Bei anhaltendem Regen kommt es leicht vor, daß die To maten schon an der Pflanze wie überhaupt schnell faulen, was ihren Geschmacks- und Nährwert natürlich sehr beeinträchtigt, denn wie jede andere Frucht ist auch die Tomate unbekömmlich, sobald sie auch nur leicht zu faulen beginnt. Da die wichtigsten Vitamine nur in der rohen Tomate wirksam sind, ist es heute üblich, die Tomaten roh zu essen, wozu sie sich, besonders als Butterbrot belag, Salat oder als pikant gewürzter Brei auch vortrefflich eignen. Sehr heilkräftig und nahrhaft soll der frische und gezuckerte Saft der Tomaten sein, der auch Säuglingen bekömmlich ist. Die Geschichte der Tomate reicht in Europa bis ins 16. Jahrhundert zurück, wo sie aus Peru einge- sührt wurde. Auch das Wort Tomate ist ursprüng lich zweifellos aus einer indianischen Bezeichnung ent standen, da sie kurz nach ihrer Einführung im Jahre 1596 von einem Gelehrten jener Zeit bereits als „Tu- matle Americanorum" angeführt wird. Den Namen „Liebesapfel" erhielt die Tomate, weil nach einem alten Aberglauben ihr Genuß liebesreizsnd wirken sollte, was aber in Wirklichkeit keineswegs der Fall ist. In Oesterreich heißt sie dagegen heute noch Paradiesapfel oder ganz einfach „Paradeiser". Die Tomate eignet sich übrigens auch gut als Balkonpflanze und liefert bei guter Besonnung und in entsprechend vorbereiteter Erde in Balkonkistchen oft die schönsten Exemplare. Reinigung von Roßhaarmatratzen. Von Zeit zu Zeit müssen die Roßhaar matratzen gereinigt werden. Sie werden aufge trennt, die Roßhaare herausgenommen und tüchtig ge klopft. Dann müssen sie in einem Waschkefsel oder einer Wäschetrommel mit heißem Wasser solange ge spült werden, bis es sauber bleibt. Zum Kräuseln kommen die Roßhaare in einen Kessel kochenden Was sers und dann in einen Korb oder auf ein Sieb zum Abtropfen. Im Sommer kann man sie an windstillen Tagen zum Trocknen im Freien ausbreiten; im Winter werden sie auf der warmen Ofenplatte getrocknet. In trockenem, aber noch warmem Zustand zupft man sie ans und gibt sie dann wieder in den gut gewaschenen und ausgebürsteten Bezug. Schwieriger ist das Reinigen von Steppdecken. Man klopft die Decke gut, bürstet sie und sieht sie auf etwaige Schäden hin gut durch. Am Abend vor dem Waschtag wird ste in einem Kessel lauwarmen Wassers, dem eine Hand voll Borax beigegeben ist. eingeweicht, am nächsten Morgen ausgedrückt und auf einem Tisch oder auf einem weißen Tuch auf dem Fußboden ausgebreitet, um etwaige Flecke mit Gall seife zu entfernen. Darauf wird die Decke in Quillaja wasser, das folgendermaßen hergestellt wird, ge waschen: Auf 3 Pfund Quillajarinde rechnet man 10 bis 12 Liter Wasser. Man tut zu der Hälfte des Quillajawassers soviel warmes Wasser, als zum Waschen erforderlich ist, und drückt und knetet die Decke darin tüchtig aus. Mit der anderen Hälfte der Mischung und dem nötigen Wasserzusatz wird gespült, das Wasser gut ausgedrückt und die Decke auf eins straff gespannte Leine im Freien oder auf dem Boden aufaehängt. Das Master, das sich in den Ecken und Kanten sam melt, muß während des Trocknens oftmals ausgedrückt werden, damit sich die Decke nicht verzieht. Sobald sich die Decke einigermaßen trocken anfühlt, wird sie auf der Leine mit einem dünnen Rohr gleichmäßig durchklopft, um die Füllung wieder zu lockern. praktische Winke. Die Pflege gestrichener Kußbösen. Gestrichene Fußböden fehen immer gepflegt aus, wenn inan nach feuchtem Aufwischen und Trocknenlassen einen Leinsn- lappen mit Firnis befeuchtet, den man vorher er wärmt, und nun den Dielen nach sorgfältig einreibt. Man wiederholt dies Verfahren alle 14 Tage. Milch kühl zu halten. Um Milch kühl zu halten, stellt man sie in eine Schüssel, die mit kaltem Wasser gefüllt ist. Ueber den Milchtopf breitet man ein Leinentuch, dessen Enden dauernd im Wasser sind. Tas feuchte Tuch hält die heiße Luft zurück. Zweck mäßigerweise füllt man das kalte Wasser in größerer. Abständen nach. Koch Rezepte. Eierkuchenflocken mit Johannisbeeren.^ Es wird ein Eierkuchenteig aus 3 bis 4 Eiern angerührt und außerdem aus entstielten Johannisbeeren ein gesüßtes Kompott gekocht. Vom Teig gießt man in das heiße Fett in der Eierkuchenpfanne eine dicke Schicht, bäckt den Kuchen unten lichtbraun und läßt ihn oben an fangen zu stocken, worauf man von ihm kloßgroße Flocken absticht, die abwechselnd mit Johannisbeerkom- vott in eine vorgerichtete Backform kommen. Wenn Teig und Früchte verbraucht, wird die Oberfläche mit Vanillezucker bestreut und alles etwa 10 Minuten zum Durchziehen in den heißen Ofen gestellt. Aprikosengelee. 200 Gramm getrocknete Apri kosen, 1 Liter Wasser, 150—200 Gramm Zucker, Zitro nenschale und Saft, 10 Blatt weiße Gelatine. Die vor her eingeweichten Aprikosen mit Zucker, Wasser, Zitro nenschale und Saft so schmoren, daß die Früchte heil bleiben, die Früchte herausnehmen und in dem Saft (»ft Liter müssen es sein) die Gelatine auflösen. In eine Stürzform die Früchte verteilt legen, die Außen seite der Früchte zu unterst, den Saft daraus gießen und erstarren lassen. Noch hübscheres Aussehen erhält das Gelee, wenn man sich die Mühe macht, erst den Boden der Form mit Flüssigkeit auszugießen, erstarren zu lassen, dann die Früchte darauf zu verteilen und den Rest des Saftes darüber zu gießen. für den Monat Juni 1929. Gedarten: In Adorf: Buchbindern! Helene Johanne Wolf 8. Werner Rolf; Angestellter Erich Hans Britlling S. Hans Lothar; Telegraphen- arbeiter Kurt Max Millowitz T. Gudrun Hiida; Erdarbeiter Walter Johannes Feiler S. Heinz Kurt; Weber Kurt Walter Feidler S. Ono Kurt; Kraftwagenführer Hans Arno Bechert S. Arno Harry. In Remlengrün: Beifahrer Curt Max Krauß S. Theo Martin. In Freiberg: Wirlschaftsgehilfe Arthur Walter Krauß T. Liesbelh Jutta. In u ntergetten grü n; Wütschaftsgehilse Paul Erich Iacob T. Gertrud Lissa. Aufgebot«: Instrumentenmacher Kurt Iohannes Maier mit der Putzerin Leonore Martha Elfriede Gertrud Gehlofen, beide in Iuyelsburg; Fröschelmacher Otto Mar Aechtner mit Johanne Elisabeth Wieduwilt geb. Schubert, beide in Adorf. Elhofrlhliohuago«: Pliischweber Hubert Franz Wunderlich in Chemnitz mit der Andrehekin Elise Seidel in Adors; Bauarbeiter Kurt Paul Knoll mit der Scheererin Dora Paula Wunderlich, beide in Freiberg bei Adorf; Rundstuhlarbeüer Wilhelm Stübiaer in Fleißen (Tschecho slowakei) mit der Zwirnerin Marie Elisabeth Heetsch in Adors; Mandolinenmacher Karl Stork mit Klara Marie Seeberger, beide in Adorf; Geschäftsinbabcr Robert Friedrich Neudel mit Emma Gertrud Rabitzsch, beide in Adorf. StorbLfälto: In Adors: Privatmann Friedrich Wilhelm Eckardt (78Jahre); Schlosser Gerhardt Alfred Dresdner, wohnhaft in Leipzig-Leutzsch (29 Jahre). In Freiberg: Laura Undeutsch verw. gew. Kropf geb. Zapf (69 Jahre). Im Grunde hatte sie keinen sehr regen Verkehr. Außer einigen Kollegen ihres Mannes waren Volkmanns die einzigen, mit denen sie oft zusammen kamen. Be sonders schlossen sich die beiden Frauen immer enger an einander an. Die Nähe ihrer Wohnungen — Volk manns wohnten ebenfalls in Moabit — ließ ein häufiges Sichsehen und Sichsprechen zu. Nnd Inge verlangte jetzt mehr nach der Freundin als zuerst. Zu Anfang hatte sie der Gatte noch ab und zu in ein Theater und Konzert geführt, oder sie trafen sich mit Freunden in einem Lokal oder saßen auch lesend und plaudernd still zu Hause. Allein hatte Grunow sein jun ges Weib fast nie gelassen. Doch als seine Leidenschaft verrauscht war, hatte er nach und nach angefangen, ohne sie auszugehen. Bald schob er seinen Beruf vor. bald hatte er sich mit Kollegen verabredet. Inge war viel allein. Sein Beruf mußte ihn in der Tat sehr in Anspruch nehmen. Er hatte sie deshalb ja nicht einmal im Sommer zu den Eltern nach Misdroy begleiten können, sondern sie hatte allein fahren müssen. Während er sein Weib jedoch in dem Glaub?» ließ, sein Beruf fessele ihn an Berlin, saß er wohlgemut in einem Modebad und erfreute sich ungestörtester Freiheit. Inges Briefe an ihn beförderte Tante Beate über Berlin an die richtige Adresse, ebenso, wie seine Briefe an seine Frau durch ihre Hand gingen. So zeigte sich die Tante doch zu etwas nütze. Für Inge waren die sechs Wochen in Misdroy bei den Eltern eine wahre Labsal und Erholung geworden. Sie blühte ordentlich auf und die Mutter ließ jede Sorge um sie schwinden. Den Vater fand Inge in so guter Laune und bei solchem körperlichen Wohlbefinden, wie ste ihn noch kaum kannte. Die Krankheit der Augen schritt schneller vorwärts, als man anfangs geglaubt hatte. Die Aerzte gaben Hoffnung, daß der Star schon in einem halben Iahre zur Operation reif sein werde, und diese Aussicht belebte den geistig wie körperlich noch so kräf tigen Mann. So wirkte der Aufenthalt bei den Eltern m jeder Hinsicht erfrischend und stärkend aus Inge und so schwer ihr auch der schließliche Abschied werde, so kehrte sie doch leichteren Herzens nach Berlin zu ihrem Gatten zurück. Hier fand sie freilich manche Veränderung vor. Aeußerlich war wohl alles beim alten geblieben, nur Grunow schien anders geworden zu sein. Sie vermißte zwar seine Zärtlichkeit, die schon in der letzten Zeit vor der Reise bedeutend nachgelassen hatte und der sie stets gem aus dem Wege gegangen war, nicht, doch zeigte er jetzt zuweilen eine Laune und eine Verstimmung, die ihr auf die Nerven fiel. Sie beunruhigte sich sehr darüber und fragte ihn besorgt, ob ihm etwas fehle, ob er krank sei. Darauf hatte er nur die mürrische Antwort: „Aerger im Beruf — Fehlschlägen eines Prozesses" und dergleichen mehr. Inges Sorge wuchs. Sie blieb stets ruhig und gelassen seinen oftmals rauhen Worten gegenüber und das brach mancher heftigen Szene die Spitze ab. Die Aussicht, ihre Eltern vielleicht schon im Frühjahr bei sich zu sehen, trug ste über alle Unannehmlichkeiten fort. Die Operation des Vaters sollte in einer Berliner Klinik vor genommen werden und die Mutter wollte ihn begleiten und währenddem bei der Tochter logieren. Inge freute sich ganz kindisch auf diesen Besuch und ertrug im Gedan ken daran leichter die wechselnde Laune des Gatten. Nur einmal — vor mehreren Tagen war es — hatte sie sich ernstlich bekümmert gefühlt. Hans hatte sie ersucht, an den Vater zu schreiben und eine bedeutende Summe von ihm zu fordern. Er habe einen Prozeß, auf den er gehofft, verloren und sei in arger Geldverlegenheit. „Aber so nimm doch die Zulage, strie Papa am 1. Oktober schickte," hatte sie erwidert. „Närrchen, du meinst wohl, die paar bunten Lap pen hielten eine Ewigkeit vor." „Aber, mein Himmel, wir haben jetzt erst dm 5. Ok tober und das Geld soll doch für ein Vierteljahr reichen," hatte ste erschrocken gerufen. (Fortsetzung folgt.)