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A-Mr T Grenzbote ,.„„>„.".......,"1 Dies Blatt enthall die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt. t Der Adorfer Grenzbote gelangt jedm Wochent. t Mannschaft Oelsnitz i. Vogt!., des Amtsgerichts, L Im Falle höherer Eewatt (Krieg oder sonsttge t ! nachm. zur Ausgabe, für den nächsten Tag vorda- ! der Amtsanwaltschast und des Stadtrates zu Adorf im Vogtland t Störung des Betriebes) hat der Bezieher leinen ! r ttert.—Anzeigen nach Tarif.—Postscheck-Konto r n r Anspruch auf Lieferung oder Nachlleferung der : 37369 Leipzig. —Fernruf Nr. 14. Eegr. 1835 t ! Zeitung oder auf Rückgabe des Bezugspreises, f NMorsWAlWar Wer, Bad Brambach, Arnsgrün, Breitenfeld, Bergen, Freiberg, Ober- u. ilntergettengrün, Kermssrün, Meisburg, Leubecha, MAIbausen,Rebersreuch, Remtengcün, Schönberg, Eiebenbrunn, EM, Wohlbach u. das übr. obere Bgtl. Sonntags eine illustrierte AnterhaltungSbeilage Dmck und Verlag: Otto Meyer, Adorf (Vogtl.), Bergstraße 14. — Verantwortlicher Schriftleiter: Otto Meyer, Adorf (Vogtl.) Mr. LSI Mensing, den 2. Juli 1929. SS. Jntzrg. Was gibt e- Anes? — Reichskanzler Hermann Müller mutz einen längeren Erholungsurlaub nehmen. Seine Beteiligung an der Repa rationskonferenz ist dadurch in Frage gestellt. , — Im Reichsinnenministerium ist das Reichskommis, sariat für Ueberwachung der öffentlichen Ordnung auf- worden. — Die deutsche Burschenschaft hat die Reichsregierung Festsetzung eines Tages gebeten, an dem alljährlich «nter Mitwirkung von allen amtlichen Stellen, von Kirche und Schule das ganze deutsche Volk zu einer Kundgebung Legen die Kriegsschuldlüge aufgerufen wird. — Die deutschnationale Fraktion im Preußischen Land rag will das Vorgehen der Polizei gegen die Berliner Studentenschaft am 28. Juni zum Gegenstand einer Aus sprache im Landtag machen. — Polen bat in einer Note bei der Danziger Re gierung Einspruch gegen die Trauerkundgebungen aus Anlaß der zehnjährigen Wiederkehr der Unterzeichnung des Ver sailler Diktates eingelegt. — Amerika hat den französischen Antrag um Hin- «usschiebung des Fälligkeitstermins der 40V Miilwncn Dol lar bis Ende des Jahres abgelehnt. In Essen wurde die „Gruga" feierlich eröffnet. Frankreichs mißglückter Vorstoß. Bor einigen Tagen hat die französische Kammer einen überraschenden Vorstoß in der interalliierten Schuldenfrage unternommen, der unter Umständen schwerwiegende politische Folgen haben und den Zu sammentritt der großen Räumungs- und Reparations- ^»userenz in Frage stellen kann. In einer stürmischen Rachtsjtzung gelang es dem wegen seiner demagogischen Kunst bekanntgewordenen Abgeordneten Franklin- Bouillon, eine unmittelbare Aussprache über die Schulden zu eröffnen und einen Antrag zur Annahme bu bringen, in dem die Regierung aufgefordert wird, nochmals einen letzten Versuch in Washington zu wachen, um die Ratifikationsfrist vom 1. August auf "en 31. Dezember zu verlegen. Von den 500 Abge ordneten haben 450 für diesen Antrag gestimmt, ob- wohl der Ministerpräsident Poincarö vorher aus drücklich darauf hingewiesen hatte, daß die franzö sische Regierung längst alle Verhandlungsmöglichkei ten erschöpft habe und daß das letzte „Nein" Ame rikas noch nicht acht Tage alt sei. Die Kammer wollte jedoch nicht hören und setzte ihren Willen durch, »um ersten Male gegen den Willen Poincares, der ent gegen seiner bisherigen Gewohnheit nicht den Mut aufgebracht hat, die Vertrauensfrage zu stellen und dem Parlament seinen Willen aufzuzwingen. In dem Beschluß der Kammer kommt wieder ein- Mal die große Abneigung des französischen Volkes gegen die Ratrfizlerung der interalliierten Schulden verträge zum Ausdruck. Ueber vier Jahre schon geht setzt der Kamps gegen die Anerkennung der englischen Und amerikanischen Forderungen auf Rückzahlung der Krauireich während des Krieges gewährten Kredite. Nor vier Jahren hat die französische Regierung be reits das Schulden abkommen unterzeichnet, das ver Senator Berenger mit dem amerikanischen .^chatzsekretär Mellon abgeschlossen hatte, aber bis hat sich die Kammer hartnäckig geweigert, das Kommen ZU ratifizieren. Immer wieder versuchte «u französische Negierung, ine Vereinigten Staaten sp. Revision des Vertrages und einer Herab- >-ung Schulden zu bewegen, jedoch alle Schritte ^5*^1 vergeblich. Amerika berief sich darauf, daß es 5o ich in dem Vertrag bereits einen Nachlaß von Fosent gewährt habe. Jede neue Ermäßigung ourbe mit dem Hinweis abgelehnt, daß ein Land, das uh allein 10 Milliarden allein für seine Rüstun- 85" ausgeben könne, auch in der Lage sei, seinen ^Huldenverpflichtungen nachzukommen. Inzwischen ist ein wichtiger Fälligkeitstermin gekommen. In dem Abkommen mit Washington esindet sich eine Bestimmung, wonach Frankreich ver- Mchtet ist, am 1. August d. Js. den auf 400 Mil- A?^bn Dollar , gleich 10 Milliarden Franken fest- an Kaufpreis für die von ihm übernommenen mexikanischen Kriegsvorräte bar auf den Tisch zu ..»en, wenn bis dahin dieses Abkommen nicht rati- d^^rt sein sollte. Nach einer Vereinbarung mit Lon- lieht in diesem Falle England eine Abschlags- WAug in der gleichen Höhe zu. Diese Zahlungsver- N" ch.sungen kann Frankreich nur durch unverzügliche vA,I"Eon umgehen. Allein die Pariser Kammer ilte es anders. Sie will die Schuldenabkommen ZU ratifizieren, wenn der Youngplan, der ihr die y^genleistung für dieses Abkommen bietet, bindendes ^echt geworden ist. k Erwartungsgemäß hat auch der neueste Schritt vrankreichs keinen Erfolg gehabt. Der franzö- "iche Botschafter in Washington, Claudel, hat im Sir SmdMammem rum Aounmlan. MMativnAMungea nur aus AusfMMrMsstn. Der Hauptausschuß des Deutschen Jndustrie- und Handelstages, in dem die deutschen Han delskammern zusammengeschlossen sind, nahm aus sei ner Münchener Tagung im Anschluß an den Bericht des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht und des Reichsministers a. D. Dr. Hamm eine Entschließung an, die im wesentlichen folgendes besagt: Die Deutschland zu allen bisherigen Leistungen hinzu auferlegten Summen überschreiten erheb lich das Maß dessen, was die deutsche Volkswirtschaft aus eigener Kraft leisten kann. Die Maßnahmen, die nach dem Plan von der deutschen Volkswirtschaft die Gefahren fernhalten sollen, die die Uebertragung von Zahlungen ins Ausland mit sich bringt, können ihr Ziel nur erreichen, wenn stets beachtet wird, daß Re parationsleistungen und Uebertragungen auf die Dauer bei Erhaltung der notwendigen Selbständigkeit der deutschen Volkswirtschaft nur aus Wirtschafts- überschüssen durch deutsche Ausfuhr mög lich sind. Für die Würdigung des Planes ist es von höch ster Ucseutung, ob mit ihm die abschließende Ge samtliquidierung erreicht werden wird, insbesondere, daß eine Politik der Diskriminierungen, Pfänder und Kontrollen endgültig verlassen, die Besetzung des Rheinlandes sofort ohne Vorbehalte aufgehoben und im Saargebiet beschleunigt Vie Deutsche Staatshoheit uneingeschränkt wieder hcrgestellt wird. Dazu gehört weiter, daß sofort alle Maßnahmen der Beschlag nahme und Liquidation deutscher Güter, Rechte und Interessen eingestellt «n», soweit möglich, rückgängig gemacht werde«. Wie auch über den Plan von den zuständigen politischen Stellen entschiede« werden mag, wird die deutsche Wirtschaft auch weiterhin in einer Zett st a kste r Anspannung stehen, die von allen wirt- Ichaftlrchen Bevölkerungsschichten besondere Anstrengun- gen und Opfer, sowie pflichtbewußte Zusammenarbeit lm Sinne sparsamster Wirtschaftsführung fordert. Es rst damit auch die entscheidende Stunde gekommen, die staatliche Wirtschafts-, Finanz- und So- zialpolitrk emhertlrch und folgerichtig auf di« Stei gerung der Produktivität «nserer Gesamt- Wirtschaft hinzuwenden. Die Ansammlung von Ka pital in der deutschen Wirtschaft und der Heranzie hung produktiver Kredite muß größte Sorgfalt zu- gewendet werden. Unerläßlich ist, den öffentlichen und sozialen Aufwand entsprechend der Tragfähigkeit der Volkswirtschaft zu entlasten, hierzu sofort beginnend eine Staats- und Verwaltungsresorm durchzuführen. Recht und Praxis der Haushaltsaufftellung und -Ge barung der öffentlichen Körperschaften wesentlich zu verbessern und unverzüglich das Steuersystem einer grundsätzlichen Reform zu unterziehen. * Schachts Echo in Englanv. Die Erklärung Dr. Schachts in München, in der er die sofortige Löfung der Rheinland- und Saarfrage als direkte Voraussetzung dei Annahme des Uoung-Planes in Deutschland bezeichnete, hat in London starken Eindruck hervorge rufen. Die Stelle, in der der Reichsbankpräsident seine Hoffnung ausdrückt, daß der Reichstag den Young-Plan ablehnen werde, für den Fall, daß die sofortige und bedingungslose Räumung des Rhein landes und die befriedigende Regelung der Saar- srage nicht erfolgt, wird in der englischen Presse über all im Wortlaut zitiert und besonders hervor- gehoben. Auftrage Pöincarss den amerikanischen Staatssekretär «tim son um Aufschub des Fälligkeitstermins für die Kriegsmaterialschmd bis Jahresende ersucht, da die französische Kammer das Abkommen nicht vor dem !1. August zu ratifizieren wünsche. Wie das ameri kanische Regierungsblatt „New York Herald" mitzu teilen weiß, hat Stimson dem Botschafter erwidert, daß die vom Kongreß angenommene Entschließung die Stundung der am 1. August fälligen Zahlung bis zum Mai nächsten Jahres nur gutheiße, wenn das Mellon-Berenger-Abkommen bis zum 1. August ratifiziert sei. Die Washingtoner Regierung müsse sich an dies«! Beschluß halten; eine Aenderung sei nicht möglich, da der Kongreß erst Ende September wieder zusammentreten werde. Präsident Hoover besitze zwar die Vollmachten, um den Kongreß zu einer außer ordentlichen Tagung einzuberufen; angesichts der Poli tik der republikanischen Partei in der Schuldenfrage sei es jedoch mehr als zweifelhaft, ob Hoover eine solche Verantwortung übernehmen werde. In London ist man über den französischen Vorstoß in der Schuldenfrage höchst überrascht und läßt durchblicken, daß die Festigkeit, die ryan in Wa shington dem französischen Vorstoß gegenüber zeige, den Franzosen in gleichem Ausmaß begegnen würde, wenn sie einen Versuch unternehmen sollten, auch die Ratifikation des Abkommens mit England zu ver hindern oder eine Abänderung dieses Wkommens zu erreichen. Hn dieser Hinsicht seien aber neue fran zösische Schritte kaum wahrscheinlich, da sich die fran zösische Kammer offenbar schon von der Unzugänglich keit der englischen Regierung gegenüber solchen Wün schen überzeugt habe. Nach der Ablehnung des französischen Antrags durch die amerikanische Regierung ist in Paris bereits eine starke Ernüchterung elngetreten. Der Kam merbeschluß wird jetzt als leere Geste und übereilter Schritt bezeichnet. In politischen Kreisen rechnet man sogar mit der Möglichkeit einer baldigen Minister krise. Aller Voraussicht nach wird Poincarö, so vermutet man, vor die Kammer treten, die Ratifi zierung verlangen und im Falle der Ablehnung dem Präsidenten der Republik die Sorge dafür überlassen, die politische Lage selbst zu klären. In diesem Falle dürfte Poincarö erneut mit der Kabinettsbildung be auftragt werden, da sein Ehrgeiz es kaum zulassen würde, angesichts des bevorstehenden Zusammentritts der Konferenz einem anderen die Leitung der fran- zösischen Regierungsgeschäfte zu überlassen. Kampfansage gegen Versailles. Kundgebung des Arbeitsausschusses deutscher Verbände. Der Arbeitsausschuß deutscher Verbände, der sich den Kampf gegen die Kriegsschuldlüge zu seiner be sonderen Aufgabe gestellt hat, veranstaltete am Frei tag abend im Plenarsaale des Reichstags eine würdige Kundgebung; Saal und Tribünen waren bis auf den letzten Platz gefüllt. Hunderte fanden wegen Ueber- süllung keinen Einlaß mehr. Der Präsident des Arbeitsausschusses, Reichstags» Abgeordneter Gouverneur a. D Dr. Schnee, der die Kundgebung eröffnete, erklärte, die Kriegsschuldlüge bilde das moralische Fundament des Gebändes von Gewalt und Unrecht, von Unterdrückung, Knechtung und Aussaugung, das dnrch das Versailler Diktat er^ richtet sei. Wir seien es uns und unsere« Kindeskist- dcru schuldig, daß dieser Makel vou dem deutsches Ramen entfernt werde. Die Erklärung Dr. Schnees gipfelte in der Forderung auf Einsetzung eines inter nationalen Sachverständigen-Ausschusses, der ein un parteiisches "Urteil über die Verantwortlichkeit am Weltkriege abzugeben vermag. Es sprachen dann Vertreter aller bürgerliche» Parteien. Der deutschnationale Abgeordnete Schultz- Bromberg wies auf die schwierige Lage des Deutsch tums im Osten hin. Reichsminister a. D. Bel! (Ztr.) wandte sich gegen die Kolonial-Schuldlüge. Staatsrat Haas (Dem.) geißelte das Verhalten der Siegerstaaten in der Frage der Abrüstung. Nachdem die Reichstagsabgeordneten Moldenhauer (D. BP.) und Bayersdorfer (Bayr. Vpt.) an die Leidenszeit von Rheinland und Pfalz, die noch immer von der Besatzung nicht frei sind, erinnert, Abg. Mollath das deutsche Minderheitenproblem beleuchtet und Abg. Hepp (Christl. Natl. Bpt.) auf den immer größer werdenden Geburtenrückgang infolge Verarmung des Volkes hingewiesen hatten, wurde einmütig eine Ent schließung angenommen, in der die Berufung eins» internationalen Sachverständigenausschuffäs verlangt wird, der ein unparteiisches Urteil über die Verant wortlichkeit für den Weltkrieg abgeben soll. Mit dem gemeinsamen Gesang des Deutschland liedes schloß die eindrucksvolle Kundgebung. Hindenburg bei Vom Gottesdienst i« Bettiner Do«. Im Rahmen der ans Anlaß der zehnten Wieder kehr des Tages von Versailles im ganzen Reiche