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man rn unterrichteten Kreisen wissen will, sollte gerade durch den Weltflug dieser Beweis erbracht werden. Bekanntlich hat Dr. Eckener schon früher mit amerika nischen Finanzleuten Besprechungen angeknüpft, an denen auch die Hapag beteiligt war. Damals wurde die Weltfahrt als eine Art Examen rigorosum von dem Luftschiff verlangt. Man darf wohl annehmen, daß „Graf Zeppelin" diese Prüfung „magna cum laude" bestanden hat. Dr. Eckener dürfte daher bei den Ameri kanern heute mehr Gehör finden als früher. Sollte es jetzt zum Abschluß kommen, so würde das auch für Friedrichshafen mancherlei Veränderun gen bringen. Es ist nämlich beabsichtigt, eine Tren nung zwischen der Werft und der zu errichtenden Luft reederei vorzunehmen. Die Werst soll in Friedrichs hafen bleiben, während die Reederei nach Norddeutsch- land oder Amerika verlegt werden soll. Der Ausbau der deutsch-amerikanischen Gesellschaft ist in der Weise gedacht, daß die Zeppelin-Werft ihren gesamten tech nischen Apparat und die Havag ihr weltumspannendes Organisationsnetz einbringen soll, während die Ameri kaner das erforderliche Kapital aufbringen sollen. Anher der Einrichtung einer Ozeanlinie Europa- Amerika kämen noch weitere Luftlinien in Frage. Skeptiker mögen vielleicht sagen, das seien ja doch alle- nur Luftschlösser. Vielleicht nimmt aber die deutsch-amerikanische Lustreederei doch schneller Ge statt an, als heute mancher glaubt. Sie ist jedenfalls ernster zu nehmen als di« französisch-englische Luft- rederei im Haag. Ser Religionskrieg in Palästina Zahlreiche Tote und Verwundete. Die Zahl der bei den Zusammenstößen zwischen Arabern und Juden in Palästina getöteten Personen betrug bis zum Sonntag 59 Juden, 18 Moslems und Z Christen. Da die Araber ihre Toten zumeist mit-, genommen und nicht angegeben haben, ist die wirk-^ liche Zahl der Opfer noch beträchtlich höher. Als ver wundet sind bisher rund 250 Personen gemeldet. Wäh rend die britischen Behörden in Jerusalem nach An kunft der Verstärkungen Herr der Lage sind, wird aus Jaffa ein neuer ernster Zusammenstoß gemeldet. Eng lisches Militär hat inzwischen eingegriffen. Der 10 000-Tonnen-Kreuzer „Sussex" sowie dar Schlachtschiff Barham" sind urzwischen zur Verstärkung der englischen Streitkräfte etngetroffen. Daneben be finden sich ein Flugzeugmutterschiff und zwei Zerstörer aus dem Wege nach dem nahen Osten. An Landungs truppen sind bereits zwei Bataillon« Infanterie in Palästina eingetroffen, die durch Landungstruppen der „Sussex" und des Schlachtschiffes „Barham" verstärkt werden. Die stärksten Befürchtungen werden wegen der Möglichkeit eines allgemeinen Aufstandes der Araber in Jerusalem und anderen Städten gehegt. Neber de« Vegi«« der Unruhen wird jetzt ein auf Mitteilungen von englischen Polizisten gestützt« Be richt herausgegeben. Danach so« von den Juden ans einem Fenster auf -ine -lraberversammluug geschossen worden sein. Bor diesem Zusammenstoß hätte« jedoch die Ara er bereits die Inden an der Klagcmauer stark bedrängt. Sie letzte Etappe. „«ras Jeppe««" beim Start in Los «ngetzes leicht beschädigt. In der Nacht vom Montag zum Dienstag, wenig« Minuten nach Mitternacht, ist „Graf Zeppelin" auf dem Flugplatz von Los Angeles zu seiner letzten und kürzesten Teilstreck« gestartet. Dr. Ecken« rechnet da mit, daß der Flug quer üb« den amerikanischen Kon tinent etwa 36 Stunden in Anspruch nehmen werde. Das Luftschiff kann danach in den späten Abend stunden des Mittwoch (mitteleuropäischer Zeit) in Lakehurst etntreffen und dann seine Weltreise beenden. Beim Start in Los Augeles erlitt das Luftschiff «inen kleinen Unfall. Di« Schwanzflosse streifte kurz Ich warte aus Dich Roman von Fr. Lehne. 17. Fortsetzung Nachdruck verboten „Sie sind stets ein willkommener Gast auf Darwitz, Graf — und werden es auch weiter sein! — Ich bin doch nicht anders geworden — das bilden Sie sich alles nur ein," ent gegnete sie mit befangener Liebenswürdigkeit, scheu di« Augen zu ihm aufschlagend. Sie durfte ihn doch nicht noch mißtrauischer machen. Ihr hilfloser Blick, das scheue Lächeln brachten ihn bei- nahe um die Besinnung — ihr unbewußter Reiz war jo von viel größerer Wirkung auf ihn als di« raffinierteste Koketterie es vermocht hätte, ihn zu fesseln. „Hören wir auf, Baronesse, wenn Sie keine Lust mehr zum Spielen haben." „Es ist so schwül heute," klagte sie, „ich bin tatsächlich ein wenig «rmüdet. Uebrigens wird die Mama schon mit dem Tee auf uns warten." Sylvia wollte ein noch längeres Meinsein mit dem Grafen vermeiden und drängte dem Haus« zu. Die Baronin saß schon wartend auf der Terrasse. Sylvia lief nach ihrem Zimmer, um ihr durch den Spieleistr ein wenig wirr gewordenes Haar zu ordnen. Inzwischen drückte der Graf seine schmächtig« Gestalt in einen der Korbsessel, di« Ellenbogen auf die breiten Arm lehnen stützend, die Fingerspitzen gegeneinander gelegt. Er seufzte tief auf. „Eie seufzten, Graf? Haben Sie Grund dazu?" fragte Frau von Darwitz, liebenswürdig lächelnd. „Einigermaßen, gnädigste Daronin!" „Darf ich teil an Ihren Sorgen haben, Graf?" „Sie sind sehr gütig, Baronin! Ich denke schon, daß Sie sogar die Pflicht dazu haben. Denn mein« Sorgen erwachsen mir aus Ihren, Hause — darum muß ich Ihnen schon einen Teil ausbürden. Baronesse Sylvia ist die Veranlassung —" „Meine Tochter, lieber Graf? Inwiefern?" nach dem Anfstcigen eine elektrische Hochspannungs leitung und wurde dadurch leicht beschädigt. Ta die Manövrierfähigkeit des Luftschiffs dadurch nicht beein trächtigt wurde, entschloß sich Dr. Eckener indessen zur Fortsetzung der Fahrt. Zu dem Start hatte sich trotz der Nachtzeit wieder eine ungeheure Menschenmenge eingefunden, die ihrer Begeisterung in brausenden Zurufen Luft machte, als sich das Luftschiff, von den Scheinwerfern taghell er leuchtet, in die Lüfte erhob, um in östlicher Richtung den Blicken zu entschwinden. Als man im Luftschiff bemerkte, daß der Aufstieg sich nicht rasch genug voll zog, wurde eine ziemliche Menge Proviant in Gestalt von vollen Konservenbüchsen, Tee und Gemüsen über Bord geworfen. Die Zeppelinfahrer hatten sich unmittelbar von einem Festbankett, das ihnen zu Ehren gegeben wor den war, zu dem Luftschiff zurückbegeben. Wegen der Kürze des Aufenthalts muhten die ihnen zugedachten Ehrungen stark eingeschränkt werden. Auf dem Rück wege zum Luftschiff wurden die Zeppelinreissnden von einer riesigen Menge stürmisch gefeiert. Das Gedränge in den Straßen nahm zeitweilig einen so beängstigenden Charakter an, daß die Wagen nur schrittweise vorwärts kommen konnten. Dr. Eckener war nach den Anstrengungen der Reise, wie es natürlich ist, sehr ermüdet und suchte nach der Ankunft des Luftschiffes zunächst für einige Stun den in einem Hotel Ruhe. Eine leichte Magenver stimmung, die ihn auf dem Fluge nach Amerika be- fallen hatte, hat « inzwischen überwunden, so daß er noch durch das Radio sprechen konnte. Schwierige AusrSumungsarbeiten. Zwei Schwerverletzte von Buir gestorben. Tie Aufräumungsarbeiten a« d« Nnglücksstelle bei v«ir, wo d« D-Zug Paris—Warschau entgleist ist, kommen bei dem furchtbaren Chaos nur langsam voran. Nach langen Bemühungen ist es gelungen, die Lokomotive aufzurichten und durch einen Kran in vaS Gleis zu stellen. Die Wagen des Unglückszuges werden zerschnitten und so beiseite geschafft. Es be steht die Möglichkeit, daß man unter einem Wagen noch auf Tote stößt. Am Montagabend sind im Kranken haus in Buir noch zwei Verletzte gestorben. Die Lei chen der Wartefrau und des Packmeisters wurden nach ihrer Heimat iibergeführt. Das unbekannte tote Mäd chen wurde als Französin indentifiziert. Die Leiche wird von ihren Angehö> ige« nach Paris gebracht wer den. Tie übrigen Toten wnrden Dienstagnachlnrttag in Buir vorläufig beerdigt. Inzwischen ist der letzte der noch nicht rekognoszier ten Toten «mittelt worden. Es handelt sich um den ins Krankenhaus von Buir schwer verletzt eingeliefsrten Ledermann, der sich auf der Durchreise von Mar seille nach Polen befand. Der Lokomotivführer Nord haus aus Hamm, der Führer des Unglückszuges, liegt in bedenklichem Zustand danieder. Eine Vernehmung des Schwerverletzten war bisher noch nicht möglich. Di« Geistesgegenwart des Heizers verhütete noch grö- NnqNiek. Wie Augenzeugen berichten, hat der Heizer des Zuges, der durch das Fenster der Lokomotive sprang und so dem Tode entrinnen konnte, durch seine Geistes gegenwart Vielleicht noch größeres Unglück verhindert. Sofort nach dem Unglück hatte er sich daran gemacht, das Feuer unter dem Kessel zu löschen und die Dampf ventile aufzudrehen. Allerdings scheint der Heizer einen Nervenzusammenbruch erlitten zu haben, da man ihn spät« erst völlig zusammengebrochen auffindcn konnte. Inzwischen ist er nach Hamm zurückgekehrt. Beileid des preußischen Staatsmiuisteriums. Der Staatssekretär im Preußischen Staatsmini sterium, Dr. Weismann, hat dem Generaldirektor der Deutschen Reichsbahngesellschaft telegraphisch die auf richtige Anteilnahme der preußischen Staatsregierung ausgesprochen. Ser Lolomotivführer schuldlos. Berhänguisvoller Irrtum des Fahrdienstleiters? — Ei« altet« Befehl dem Lokomotivführer ausgchändigt. Die amtliche Untersuchung des Eisenbahnunglücks „Ja, Baronin, obschon ich mir keiner Schuld ihr gegen über bewußt bin, ist Baroness« Sylvia sehr ungnädig gegen mich." „Müdchenlaunen —! Ich versichere Sie, nichts anderes, lieber Graf!" „Das nehme ich auch an. Denn sonst, gnädigste Baro nin, wäre ich gezwungen, Ihr Haus zu meiden — man möchte doch nicht gern für lästig oder gar für aufdringlich gelten —" „Sie sehen mich untröstlich, lieber Graf! Ist meine Toch ter ungezogen gewesen?" „Nein, nein, gnädigste Frau, das kann Baronesse Sylvia gar nicht sein!" Viktor Lüdorff sah den ehrlichen Unwillen der Baronin. „Aber was ist dann, Graf?" „Ls ist etwas in Baronesse Sylvias Verhalten, das mich beunruhigt. Und Sie kennen meine innigen Wünsche, Ba ronin — wenn ich Ihres Wohlwollens nicht so sicher wäre, würde ich mir gar nicht erlauben, über meine Kümmernisse nur ein Wort zu sagen," warf Graf Lüdorff langsam ein, aus halbgeschlossenen Augen die Wirkung seiner Worte auf die Baronin beobachtend, und er konnte damit zufrieden sein. „Ich bin Ihnen dankbar, Graf, daß Sie sich mir anver trauen. Seien Sie sicher, daß, wenn in dem Verhalten mei ner Tochter etwas Sie Kränkendes gewesen ist, dies geän dert wird. — Das launisch« Mädchen!" sagte sie unwillig. „Sylvia ist von meinem Mann« so verwöhnt. Glauben Sie, Lüdorff, es ist manchmal schwer für mich! Sylvia mit ihren zwanzig Jahren ist zuweilen noch wie ein Backfisch von fünf zehn Jahren mit ihren kindlichen unreifen Ansichten, ganz erfüllt von himmelblauer Romantik." „Ob die Literaturstunden sie darin nicht «in gut Teil be stärkt haben — das Schwelgen in den Klassikern und Dich tern?" fragte er lauernd. „Vielleicht haben Sie nicht unrecht, Lüdorff, diese Lite raturstunden sind nicht nach meinem Geschmack — doch sie bestand darauf." „Ich lege nicht Wert darauf, eine zu gelehrte Frau zu bekommen. Baroness« Snlvia ist auch so bezaubernd. Die bei Buir hat ein sensationelles Ergebnis gehabt. Nach dem Bericht der Reichsbahnkommifsion, die sich zur Untersuchung der Katastrophe an die Unglücksstelle be geben hatte und inzwischen wieder nach Berlin zurück gekehrt ist, trifft den Lokomotivführer nicht, wie es anfänglich den Anschein hatte, die Schuld. Der Fahrdienstleiter auf dem Bahnhof von Düren hat dem Lokomotivführer einen falschen Befehl überreicht, nämlich den Befehl vom Tage vorher, als das Umgehungsgleis noch nicht befahren wurde, son dern die alte Strecke. Aus diesem veralteten Befehl mußte der Lokomotivführer entnehmen, daß die Aus- Lesserungsstelle nicht vor, sondern hinter dem Bahnhof Buir lag. Er ist infolgedessen mit der üblicken Geschwindigkeit üb« die ihm nicht bekannte, im Bau befindliche Strecke vor dem Bahn hof gefahren. Wie weit den Fahrdienstleiter in Dürsn die Schuld trifft, muß die weitere Untersuchung ergeben. Straffer vor Gericht. B'lcwigtr Minister. Vor dem Großen Schöffengericht Oranienburg be gann am Dienstagvormittag der Prozeß gegen Leu nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten Gregor Strasser. Strasser ist wegen verschiedener Vergehen gegen das Republikschutzgesetz und einiger Verstöße ge gen das Preßgesetz angeklagt. In einem Fall ist der preußische Wohlfahrtsminister Hirtsiefer als Neben kläger zugelassen. Der mitangeklagte Schriftsteller Karl Kaufmann, Mitglied des Landtages, ist nicht erschienen. Das Verfahren gegen ihn wird abgetrennt, weil die Immunität nicht aufgehoben ist. Die erste Anklage richtet sich gegen Strasser wegen ein« Beleidigung des preußischen Ministerpräsidenten Braun in den nationalsozialistischen Briefen in der Panzerkreuzerfrage. Dem Ministerpräsidenten werden dabei seine „noblen Passionen" vorgeworfen (Reiten, Jagd usw.). Der zweite Fall betrifft eine Beleidi gung des früheren Reichsjustizministers Koch-Weser und des Berliner Polizeipräsidenten Dr. Weiß. Sie waren in Verbindung mit den Nachrichten über Schän dung jüdischer Gräber als „bewußte Ehrabschneider" bezeichnet worden. Das Urteil. Reichstagsaba. Gregor Strasser (Natsoz.) wurde zu 6 Monaten Gefängnis und 350 RM. Geldstrafe verurteilt. Der Staatsanwalt halte 1^/., Jahre Gefängnis beantragt. Dec Reichstag hatte die Immunität Sirassers aufgehoben. Deutsches Reich. ° Di« Arbeitslosenversicherung im Sozialpoli tische» Ausschuß. Im Sozialpolitischen Ausschuß des Reichstages wurde am Dienstag di« Einzelberatung d« Novelle zum Arbeitslosen-Versicherungsgesetz fort gesetzt. Bis auf die zurückgestellten Hauptpunkte, wie di« Frage der Beitragserhöhung und die der Saison arbeiter-Versicherung, deren Beratung am Mittwoch «folgen soll, wurden alle in der Regierungsvorlage vvrgeschlagenen Aend«ungen erledigt. Am Mittwoch soll bi« erste Lesung des Gesetzentwürfe» beendet werden. * Sauerbrey nach Italien entkommen? Wie aus Frankfurt a. M. berichtet wird, wurde der flüchtige Direktor Siegfried Sauerbrey von d« Südwestdeutschen Bank in seinem Automobil auf der Landstraße südlich Klosters in der Schweiz von einem Frankfurter Rechts anwalt gesehen. Das Automobil wurde von dem Chauffeur Sauerbreys gesteuert und fuhr in der Rich tung nach der italienischen Grenze. Da der Frank furt« Anwatt Sauerbrey gnau keimt, hält man einen Irrtum für ausgeschlossen. * Düsseldorf. Kurz nach dem furchtbaren Doppel kindermord wurde «in Lvjähriges Mädchen von einem un bekannten Mann nted«rgestochen. Die Bevölkerung ist in größter Aufregung. * Wie«. Der bei d« Eisenbahnkatastrophe von Loifarn schwer verletzte MsenL ahnbeamte Johann Fugger ist seinen Verletzungen erlegen. Damit hat sich die Zahl d«r Todes opfer aus fünf erhöht. ' vffeuvurg. Rach Schluß der Weinbautagung nmrden Dienstagvormittag do« den Teilnehmern der Tagung Wein fahrten in die Ortenau und in das Kaiserstuhlgebiet unter nommen. Hoheiten sind entzückt von ihr. Die Frau Herzogin sprach erst kürzlich bewundernd von ihrer poetischen Schönheit. Ich denke, den Spätwinter in Karlstadt zu verbringen. Der Erbprinz betrachtet sich als meinen Freund und wünscht mich in seiner Nähe zu sehen. Baronesse Sylvia würde nichts.entbehren — von Bewunderung und Liebe umgeben." Beglückt lauschte die Baronin seinen Worten und sie be eilte sich, ihm die Versicherung zu geben, daß sie alles nach seinen Wünschen ordnen wolle. Beim Abendessen sagte die Baronin zu Sylvia: „Nach meiner Ansicht, Kind, hörst du jetzt auf mit den Literaturstunden. Du hast Herrn Doktor genügend bemüht und du darfst dich auch nicht überanstrengen. Ich find«, du siehst etwas angegriffen aus und bedarfst einer Erholung, die du sicher an der See finden wirst. Ich gedenke darum, in nächster Woche mit dir nach Norderney zu fahren. Papa wird mit Karlo und Wilm Nachkommen; inzwischen wird uns Graf Lüdorff Gesellschaft leisten." Sylvia wurde leichenblaß. „Nein!" sagte sie und hilfesuchend irrte ihr Mick umher, bis er auf Andreas Hammerschmidt haften blieb. „Nein, Maina —" „Warum nicht?" fragte die Baronin scharf. „Du bist in der Tat sehr blaß; auch Graf Lüdorff ist dein Aussehen aus gefallen. Er war ziemlich besorgt und meinte, eine Luft veränderung sei nur von Vorteil für deine Gesundheit. Ich bin der gleichen Ansicht. Also kurz: wir reisen!" Sylvia wagte nicht zu widersprechen; sie mußte sich be- herrschen, um nicht in Tränen auszubrechen — dieser Be schluß kam ihr zu unerwartet. Sie ahnte den Grund dazu. Da hatte Graf Lüdorff sich hinter die Mutter gesteckt. Er glaubte wohl, auf diese Weise schneller zum Ziele zu kommen. Aber sie fuhr nicht nach Norderney. Sie fühlte sich jetzt schon wie in einem Netz verstrickt, aus dem es kaum ein Entrinnen für sie gab — dort, das wußte sie, sollte die Ent scheidung l>erbeigefUhrt werden. Viktor Lüdorff war zäh und beharrlich — aber sie konnte doch niemals sein« Frau werden. (Fortsetzung folgt.)