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Adomr V Grenzvote Im Falle höherer Gewalt (Krieg oder sonstige Störung des Betriebes) hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückgabe des Bezugspreises. t Der Adorfer Grenzdole gelangt jeden Wochent. k nachm. zur Ausgabe, für den nächsten Tag vorda- r tiert.—Anzeigen nach Tarif.—Postscheck-Konto r 37369 Leipzig. — Fernruf Nr. 14. Gegr. 18SS für Adorf OvE Bad Elfter, Bad BrambaA, Arnsgrün, Breitenfeld, Bergen, Freiberg, Lbeo u. ftntergettengrün, Kermsgrün, Zugelsbnrg, Leubetha, Mühlhausen,Rebersreuth, Remtengrün, Schönberg, Eiebenbmnn, SM Wvhlbach u. das übr. obere WI. SonrttaoS eine tllustrteete AnterhallunoS-etlave Dmck und Verlag: Otto Meyer, Adorf (Vogtl.), Bergstraße 14. — Verantwortlicher Schriftleiter: Otto Meyer, Adorf (Vogtl.) Mes Blatt enthM die amtlichen Bekanntmachung« der Aintshaupd- mannschast Oelsnitz i. Vogü., des Amtsgerichts, der Amtsanwaltschaft und des Stadtrates zu Adorf im Vogtland Tageblatt ».Anzeiger AK. 197 Ssttnsdsnd, Ken 24. August 1929. 9S. Islers. Was gibt es AeueS? — Im Haag finden zur Zeit erneute Verhandlungen im kleinen Kreise statt, um doch noch zu einer Endlösung ^.gelangen; bei ihrem Scheitern rechnet man mit einem vvruch der Konferenz am Sonnabend. Das französische Oberkommando erklärt in einem Durchführung der Räumung in diesem Jahre «uv militärisch-technischen Gründen für ausgeschlossen. . 2« Wien fand am Donnerstag ein Ministerrat Als,'. - ÜG Mit den Vorgängen in St. Lorenzen be schäftigte. Die chinesische Regierung hat an sämtliche Unter zeichner des Kelloggpaktes eine Note gerichtet, in der sie eniurt, Beweise in Händen zu haben, daß die Sowjetunion «inen Anschlag zum Sturze der chinesischen Regierung vor bereite. — In einem Hüttenwerk bei Witten wurden zwei Ar beiter von glühendem Eisen überschüttet. . In der Schachtanlage Arenberg in Bottrop wurden zwer Bergleute von hereinbrechendem Gestein erschlagen. — Bei der Bukarester Gemeindeverwaltung sind Unter schlagungen in der Höhe von 400 Millionen Sei entdeckt und einige Beamte verhaftet worden. — Alle Kriegsschiffe der amerikanischen Atlantikflotte sind angewiesen worden, nach den vermißten Schiveizer Ozeanfliegern Ausschau zu halten. Sie letzte Woche. Die Vorgänge im Haag erinnern lsbhaft an jene Völkerbundstagung in Genf, in der die Auf nahme Deutschlands in den Völkerbund erfolgen sollte. Eoll froher Erwartung waren damals die deutschen ^^"r^er nach Gens gereist, in der Annahme, daß offenen Armen empfangen werde. Aber " > r man die deutschen Minister draussen warten und Inuit sich hinter verschlossenen Türen um die Rats sitze herum. Unverrichteter Sache muhte die deutsche Delegation schließlich nach Berlin zurllckreisen, und die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund konnte erst auf der nächsten Tagung erfolgen. Auch jetzt wieder hat man die deutschen Vertreter zwei Wochen lang vor der Tür warten lassen und sich inzwischen über die Verteilung der Beute herumgezankt, bis schließlich Dr. Stresemann die Geduld verlor und in einem Schreiben an den belgischen Ministerpräsidenten Jaspar Klarheit über den Stand der Dinge forderte. Die Sechs- Mächte-Besprechung vom Mittwoch sollte nun diese Klarheit bringen. Aber es war wieder nichts. Als man auseinanderging, war man so klug wie vorher. * Heber den Verlauf der Sechs-Mächte-Be- sprechung, die 2 V« Stunden dauerte, sind keinerlei offizielle Mitteilungen ausgegeben worden. Die Teil nehmer haben sich vielmehr zu strengstem Stillschweigen verpflichtet. Nur soviel steht fest, daß die Sitzung mit einer längeren Rede Dr. Stresemanns begonnen hat, die einschließlich der Besatzungsfrage 1V4 Stunden dauerte. Anschließend haben Briand und der Schatz- kanzler Snowden das Wort ergriffen, worauf Dr. Stresemann noch einmal in längeren Ausführungen erwiderte. Trotz der Schweigepflicht wissen Pariser Blätter auch über den Inhalt der Rede Stresemanns einige Mitteilungen zu machen. Der „Petit Parisien" wissen, daß Dr. Stresemann in seiner Rede auf die völlige Schuldlosigkeit Deutschlands bei der ver zögerten Inkraftsetzung des Aoungplanes hingewiesen habe. Der Reichsaußenminister habe dabei betont, daß in Deutschland alles über den Hausen geworfen werde, wenn der Aoungplan beiseite gestellt würde, da die deutsche Wirtschaft ganz auf diesen Plan aufgebaut worden sei. Deutschland würde keineswegs mehr in der Lage sein, die Daweszahlungen zu leisten. Der Berichterstatter des „Echo de Paris" fügt hinzu, Strese mann habe wahrscheinlich auch die Tatsache erwähnt, daß der deutsche Haushaltsplan auf der Voraussetzung des Beginnes der Aoungzahlungen am 1. September aufgestellt worden sei. Laut „Matin" habe Strese mann zweifellos noch verlangt, daß Frankreich seine Truppen auf alle Fälle aus dem Rheinland zurückziehe. Der „Petit Parisien" kommt weiter auf die Antwort Briands zu sprechen und meint, der französische Mini sterpräsident werde Stresemann erwidert haben, daß ein Aufgeben des DawesplaneS nur möglich sei, wenn der Aoungplan angenommen werde. Eine Ablehnung oder Vertagung dss Pariser Planes mühte zwangsweise die Beibehaltung des DawesplaneS bedeuten. Zweifel los sei Deutschland für die Verzögerung nicht verant wortlich, aber ebensowenig seien es Frankreich, Belgien. Italien und Japan, die alle den Aoungplan ohne Vorbehalt annehmen wollten. * Am Donnerstag sind die Vertreter der sechs Mächte erneut zusammengetreten. Wie die Dinge liegen, ist ober keinerlei positives Ergebnis der Konferenz mehr WiednbMmigMrsiM. Am Sonnabend soll sich das Schicksal der Konferenz entscheiden. Das Ergebnis der Sechs-Mächte-Besprechung vom Donnerstag, die um v-12 Uhr auf Freitagnachmittag vertagt wurde, war der Beschluß, an der Konferenz Wiederbelebungsversuche zu unternehmen. Bis späte stens Montagnachmittag will man in kleinem Kreise nach einer Lösung suchen. Die Mächte werden zu diesem Zweck in Gruppen verhandeln. Zunächst sollen die vier Gläubigcrmächtc gemeinsam mit England unter Hinzuziehung Deutsch lands verhandeln. Gleichzeitig sollen die politischen Fragen im Rahmen weiterer Gruppe,tbesprcchungeu zur «Verhandlung gelangen. Sollte sich bei diesen Gruppcu- vesprechungen die Möglichkeit einer Beilegung der eng lisch-französischen Gegensätze ergeben, so soll am Sonn abend die endgültige Entscheidung über Wcitcrführung »er Verhandlungen fallen. In der Donnerstagsitzung ist zum Ausdruck gekom men, daß die deutsche Anregung, am 1. September ein Provisorium zu schaffen, nur einen letzten Aus weg darstellen würde. Pon deutscher Seite ist den übrigen Delegierten der Ernst der Lage eindringlich vor Augen geführt worden. Auf alle deutschen Vor stellungen wurde jedoch erwidert, daß der deutsche An trag erst zur Erörterung gelangen könnte, wenn jede Aussicht auf eine Gesamtlösung geschwunden wäre. Solange die Möglichkeit einer Einigung bestehe, müsse versucht werden, eine grundsätzliche Gesamtlösung der Fragen auf dieser Konferenz zu finden. Der Präsident der Konferenz, Jaspar, faßte die Aussprache in der Feststellung zusammen, daß eS unbe dingt notwendig sei, zu praktische» Ergebnissen z« kom men. Di« Bemühungen waren somit in erster Linie auf di« Lösung der englisch-französischen Gegensätze ge richtet, da man erst «ach einer Lösung dieser Schwierig sten eilte praktische Fortsetzung der Konferenz für möglich hält. . Wie ferner verlautet, wurde beschlossen, das in ^Aersn Besprechungen die Verhandlungen auf die » ^en einer praktischen Lösung konzentriert wer- ^n. Der englische Schatzkanzler Snowden hat Ad<^ Sitzung bitter darüber beschwert, daß in preist die Darstellung verbreitet werde, er Habs Anregung am 1. September ein Provi- fvrrum durch vorläufige Inkraftsetzung des Zahlungs schemas des Aoungplanes zu schaffen, abgelehnt. Dies sei keineswegs der Fall gewesen. Zum Schluß wies Dr. Stresemann darauf hin, daß, falls keiue Einigung i« de« weiteren Verhandlun gen erzielt würde, in einer öffentliche« Vollsitzung der Konferenz Deutschland seinen grundsätzlichen Stand punkt öffentlich darlegen werde. Diese deutsche Er klärung fand die volle Unterstützung der englischen -w- ordnuug. Die Besprechung der vier Besatzungsmächte, die Donnerstagnachmittag stattfinden sollte, wurde auf Freitag vertagt. * Aus der Schlußbemerkung Dr. Stresemanns kann man wohl den Schluß ziehen, daß man auch in den Kreisen der deutschen Delegation nicht mehr an einen Erfolg der Besprechungen „im kleinen Kreise" glaubt. Es ist das bekannte Experiment mit dem Froschschenkel, den man mit Hilfe des galvanischen Stroms zu Zuckun gen veranlassen kann. Aber den Frosch macht man damit nicht wieder lebendig. Er hat ausgeqnakt. Einigung oder Abbruch? Im Anschluß an die Sechsmächte-Konserenz fand eine Zusammenkunft zwischen den Führern der Abord nungen von Frankreich, Belgien und Italien mit dem englischen Schatzkanzler Snowden im Binnenhof statt, die ungefähr eine halbe Stunde dauerte. Snowdens parlamentarischer Sekretär Hiwgson teilte mit, daß nach englischer Auffassung eine Beringung der Kon ferenz nicht mehr in Erwägung gezogen werde. Ent- weder gelange man in den nächsten Tagen zu eine« grundsätzlichen Einigung oder zu einem völligen Ab bruch. Anschließend an die Besprechung fand eine zweite Besprechung zwischen Frankreich, Italien und Belgien statt. Der französische Arbeitsminister Loucheur teilte nach ihrer Beendigung mit, man sei jetzt fest entschlos sen, noch am Freitag eine endgültige Klärung der Lage herbeizuführcn. Tie Delegierten beabsichtigten, am Sonu abend abzureiscn. zu erwarten Es kann sich vielmehr jetzt nur noch darum handeln, die Konferenz mit einer schönen AAe September oder Anfang Oktober zu vertagen. Man wird vermutlich in AssEerklären, daß wegen der Kürze der (0 eine Einigung in den politischen und wirtschaft lichen Fragen Nicht möglich gewesen sei! Der Leidtra gende bei dAer „Lösung" ist natürlich wieder einzig und allein Deutschland. Eine Vertagung würde für Deutschland heißen, daß die Räumung der Rheinlands auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben wird, daß die französische Forderung auf eine Kontrollkommission im Rheinland bestehen bleibt, daß die Saarfrage unge regelt ist und daß die finanzielle Lage Deutschlands gegenüber seinen Gläubigern völlig ungeklärt bleibt. Eine Vertagung würde trotz aller Verschleierungsver suche zunächst einen völligen Abbruch jedes Versuches bedeuten, die Folgen des Weltkrieges im Westen Euro pas zu liquidieren. Angesichts des Versuchs Briands, alle.Schuld für diese Entwicklung der Dinge auf Eng land äbzuschieben, muh schon jetzt mit aller Deutlichkeit erklärt werden, datz die Verantwortung für einen Zu sammenbruch der Konferenz und den Zusammenbruch der erstrebten Liquidierung der westlichen Fragen in erster Linie bei Frankreich liegt. Ebenso ergebnislos wie die Sechs-Mächte-Bespre- chung waren auch die Verhandlungen der Gläubigermächte. In der Mittwochvormittag- Sitzung der vier Gläubigermächte Frankreich, Italien, Belgien und Japan ist auf Grund des Berichts der Finanzsachverständigen beschlossen worden, der eng lischen Regierung ein endgültiges Angebot von 50 v. H. ihrer gesamten Forderungen zu machen. Eine Antwort von englischer Seite ist bisher noch nicht erfolgt. Snowden soll demgegenüber auf einer 80prozentigen Erfüllung bestehen. >* In Ostasien herrscht zur Zeit ein Zustand zwischen Krieg und Frieden. Die diploma tischen Beziehungen zwischen Rußland und China sind abgebrochen, gleichwohl ist aber der Krieg nicht erklärt worden. Beide Teile betonen vielmehr ihre Friedens liebe, was sie aber nicht hinderte, ihren friedlichen Absichten gelegentlich durch Maschinengewehre Nach druck zu verleihen. Die fortgesetzten Grenzplänkeleien, deren Umfang zwar in den schwer zu kontrollierenden Berichten der beiden Parteien stark übertrieben sein mag, können trotzdem jederzeit in offenen Krieg aus arten, zumal wenn durch aufgebauschte Meldungen vom „Kriegsschauplatz" die öffentliche Meinung auf gereizt wird. Wie aus Moskau gemeldet wird, nimmt die Kriegsbegeisterung im Lande ständig zu. Aus allen Teilen der Sowjetunion treffen Nachrichten über den freiwilligen Eintritt der Arbeiter, insbesondere der Mitglieder der Jugendverbände, in die Rote Armee ein. Ueberall werden Geldsammlungen für den Krieg veranstaltet. In Sormowo ist ein ganzes Bataillon aus kommunistischen Jugendverbändlern gebildet worden. Bestellte Arbeit. Räumung in diesem Jahr aus technische« Gründen ««- möglich. Aus französischen Militärkreisen wird mitgeteilt, daß das französische Oberkommando ein Gutachten über die Durchführung der Räumung abgegeben habe. In diesem Gutachten wird ausgeführt, daß die Durchfüh rung der Räumung in diesem Jahr aus militärisch- technischen Gründen ausgeschlossen sei. Es wäre ledig lich üiöglich, ein Truppenkontingent von höchstens 20 000 Mann bis zum Eintritt des Winters zurückzu ziehen. Selbst wenn die Vorbereitungen für den Ab transport weiterer Truppen im Winter energisch be trieben würden, so würden vier bis sechs Monate ver gehen, ehe man an eine ordnungsmäßige Zurücknahme denken könne. Die Hauptschwierigkeiten Ligen darin, daß das gesamte Heeresmaterial bis zum Abtransport der ganzen Armee im besetzten Gebiet bleiben müsse. * Die Franzosen haben viel verlernt. Im Krieg« haben sie wiederholt weit größere Gebiete in erstaun lich kurzer Zeit geräumt. Man braucht nur an die Augusttage 1914 zu denken.