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Mörser s Grenzbote I- -— —* - -r Dies Blatt enthM die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanpt- Z^**^**^^****^******^*****^**^*'****^'^^ ! Der Adorf« Grenzbote gelangt jeden Wochent. ! 2m Falle höh«« Gewalt (Krieg od« sonstige t nachm. zur Ausgabe, für den nächsten Tag vorda- l d« Amtsanwaltschast und des Stadtrates zu Adorf im Vogtland j Störung des Betriebes) hat d« Bezieh« keinen ! tiert.-Anzeigen nach Tarif.—Postscheck-Konto i HM r Dnspmch aus Liefemng od« Nachliefemng d« t ! 37369 Leipzig. - Fernruf Nr. 14. Eegr.1835 : Zeitung oder auf Rückgabe des Bezugspreises. fürAdorf Wogll), Bad Elster, Bad Brambach, Arnsgrün, Breilenfew, Bergen, Freiberg, Sber- uMrrgettenMn^ KrmÄrün, FugelSburg, Leubecha, MAlbaasen Hebersreuch, Remtengrün, Schönberg, Elebenbrunn, Evhl, Wvhlbach u. das übr. obere Bgtl. Sonntags otne ttlustrterte «nterhattungSbettagr Druck und Verlag: Otto Meyer, Adorf (Vogt!.), Bergstraße 14. — Verantwortlicher Schriftleiter: Otto Meyer, Adorf (Dogtl.) Nr. 1S7 Dienstag, den 13. August 1S2S. SS. Jahrs» Vas M es Aeues? — In Gegenwart des Reichspräsidenten und der in Berlin anwesenden Mitglieder der Reichsregierung fand am Sonntag im Reichstagsgebäude die Rcichsgründungsfeier statt. — Die in Berlin anwesenden Reichsminister beschäf tigten sich in einer am Sonnabend abgehaltenen Sitzung mit der Frage der Arbeitslosenversicherung. preußische Innenminister Grzesinski ist auf dem Luftweg« von Lissabon nach Berlin zurllckgekehrt. — Der französische Sozialist Grumbach ist am Sonn abend nn Haag eingetroffen. - . — „Graf Zeppelin" ist nach Sö stündigem Fluge in Friedrichshafen eingetroffen. — In Gegenwart von zahlreichen Vertretern der Re klameorganisationen aller Länder, der Reichs- und Staats behörden und der Wirtschaft wurde in Berlin die große Reklameschau feierlich eröffnet. ., -7 Der Pilot Edzard ist am Sonnabend auf dem Flug platz Neuenlande bei Bremen gestartet, um den tschechi schen Dauerweltrekord für Leichtflugzeuge zu brechen. — Am Ascherkogel in Tirol stürzte der Privatbeamte Patzak aus Görlitz tödlich ab. — In dem ostgalizischen Dorfe Widrzbovicz erschlug ein 23 jähriger Bauernbursche mit einer Hacke seinen Vater, seine beiden Schwestern, seinen Schwager und dessen zwei klein« Kinder, während sie alle in tiefem Schlafe lagen. — Bei Palermo auf Sizilien ist eine Pulverfabrik mit rund 1000 Kilo Pulver in die Luft geflogen. Zwei Ar beiter wurden getötet, vier schwer verletzt. SOS-Ruse aus dem Haag. „ Während ganz Deutschland jubelt über den über Acos glücklich und schnell verlaufenen Rekord- Zeppelin" von Lakehurst nach Fried- richshasen, wehen aus dem Haag erschütternde SOS- Rufe herüber. Das Reparativnsschiff ist in Not", so sendet der drahtlose Bordtelegraphist Briand in alle Welt hinaus. Die Pariser Presse hat den Hilferuf so gleich aufgenommen und durch ihre Lautsprecher ver stärkt. Sie laßt die Haager Konferenz bereits scheitern. Das Reparatronsschlff mit seiner, besonders für Frank reich, so wertvollen Ladung hat sich am Snowden-Rifs rettungslos sestgefahren — und Frankreich braucht doch das Geld so nötig, das der Aoungplan ihm schaffen soll. Es ist wohl ^^w^.Mache hei den französischen Alarmrufen. Durch dre Aera Chamberlain mar man in Paris so daran gewöhnt worden, daß England nach der Pfeife Briands tanzte, daß man es noch gar nicht be- kann, daß jetzt aus London ein anderer Wind UL, Man hält ihn gleich für einen Taifun, in dessen olles untergehen mutz. Briand hat ja in seinem Rettnnl französische Preste noch Hoffnung aus Lotung der Konferenz gelassen, aber es war wohl ganz Sinne, wenn dre Pariser Presse in das von chm entworfene Bild dunkle Schatten hinemretouchierte. Schon die Tatsache, daß Briand eine schriftlich formu- Erklärung an die Presse gab - die vielleicht noch durch eine mündliche Gebrauchsanweisung erläutert wurde -.zeigt deutlich, welchen Wert er darauf legt, die öffentliche Meinung in seinem Smne zu bearbeiten. Presseerklärung Briands heißt es u. „Ohne Zweifel bestehen Schwierigkeiten. Ich kann je- doch keinen Augenblick zugeben, daß eine Konferenz, wie diese hi«, SU einem Zusammenbruch führen wird. Diese Konferenz geht in ihrer Bedeutung weit über die rein finanziellen Erwägungen hinaus, die jetzt behandelt werden. Die politische Arbeit dieser Konferenz über ragt bei weitem alle übrigen Erwägungen. Aber da der Erfolg d« Konferenz ausschließlich von dem Erfolg der finanziellen Konferenz abhängt, so kann ich sagen, daß die gesamte Verantwortung für einen Zusammen bruch in dieser Richtung liegen wird. Fünf von den echs Mächten, deren Sachverständige den Plan ge- schaffen haben, erklärten sich von Anfang an und un eingeschränkt, abgesehen von kleinen Details, die noch !M regeln smd, für seine Annahme. Eine einzige Macht hat sich dag^en ausgesprochen. Die Lage rst ernst, ohne jeden Zweifel; aber ist sie auch ohne Lö- mngsmöglichkeiten? Ich weigere mich kategorisch, dies °u glauben. Man kann sich leicht denken, wie diese Erklärung Ai den versteckten Anzapfungen Englands auf dis Pariser Prefse gewirkt hat. Der ganze alte England- baß Frankreichs kommt wieder zum Durchbruch Es ja nur eine Vernunftherrat, die Frankreich mit Ugland eingegangen ist. Solange John Bull ge- jaglg war, ging die Sache noch. Wenn er sich aber als 9^r aufspielen will, erwacht in Marianne der Geist ^ Jungfrau von Orleans. Aber auch in London jNbint ein wenig d« alte englische Nationalgeist er- Aacht zu fein; er hat sich merkwürdigerweise von der wnservativen Partei, die seine Hüterin sein sollte, zu Mal Zeppelin" wilder »Mm Sn Z» Stunden von Lakehurst na» Friedrichshafen. Unter dem brausenden Jubel der Menschenmenge, die sich auf dem Friedrichshafener Flugplatz versammelt hatte, konnte „Graf Zeppelin" am Sonnabend mittag kurz nach 1 Uhr in seinem Heimathafen landen. Be günstigt durch die Witterungsverhältnisse hat das Luft schiff eine Leistung vollbracht, wie es in der Luft fahrt bisher einzig dasteht. Nur etwas über 55 Stun den hat „Graf Zeppelin" von Lakehurst bis Friedrichs hafen gebraucht; der Flug über den Ozean bis zur englischen Küste hat nur etwa 43 Stunden ge dauert. Sonnabend morgen zwischen 9 und 10 Uhr war das Luftschiff schon über Paris, und in schnellem Flug ging es dann weiter über Besancon, Basel nach dem Bodensee. In Friedrichshafen war man schon vom frühen Morgen an mit den Vorbereitungen zur Landung be schäftigt. Bereits um 10 Uhr wurde die Lande flagge, die dem Luftschiff die Windrichtung am Boden Anzeigen sollte, auf dem Rasen des Flugplatzes zwischen der Halle und den Maybach-Werken ausgebreitet. Das Wetter in Friedrichshafen war nicht gerade günstig. Es regnete morgens in Strömen, doch ließ der Regen später etwas nach. Der Zustrom der Neugierigen wurde oadurch zunächst etwas zurückgehalten. Viele kamen auch erst im letzten Augenblick mit den Mittagszügen <rn, da niemand mit einer so schnellen Fahrt gerechnet batte. Bereits 12 Uhr 35 Minuten erschien das Luft schiff, vom Bodensee kommend, über dem Landeplatz. Es machte dann noch einige Schleifen über Friedrichs hafen, bevor es sich zur Landung anschickte. Wie die Landung vor sich ging. Eine Viertelstunde nach dem Eintreffen des Luft schiffes in Friedrichshafen näherte sich der Zeppelin erneut von Südwesten her dem Landeplatz. Es hat aufgehört zu regnen. Die Haltemannschaften stehen bereit, um das Luftschiff in Empfang zu nehmen. Ein Wasserflugzeug steigt zur Begrüßung des Luftschiffes auf. Das Luftschiff hat ganz langsame Fahrt. Kaum hört man noch etwas von den Motoren. Nm 12,55 Uhr «reicht das Schiff den Landeplatz. Das Wasser flugzeug sieht gegenüber dem Koloß wie eine schwir rende Fliege aus. Jetzt sieht man deutlich, wie das Luftschiff Wasserballast abgibt. Die Motoren lausen nur langsam, so daß man die Umdrehungen der Pro peller erkennen kann. Jetzt liegt es etwa 50 Meter über dem Landeplatz, den Bug etwas nach oben gerich tet, dann laufen plötzlich die Motoren erneut au und erfüllen alles mit ihrem Getöse. Schon kann man deutlich in der Führergondel die Besatzung erkennen. Aus den Kabinen des Schiffes winken die Fahrtteilneh mer mit Taschentüchern Grütze zu, die vom Landeplatz lebhaft erwidert werden. Jetzt fallen eine Minute nach 13 Uhr die Haltetaue zu Boden, die Mannschaften stürzen sich darauf. Langsam wird nun das Schiff tiefer gezogen. Es sinkt plötzlich rasch und mutz wieder größere Mengen Wasserballast ablassen. Der Hintere Motor wird stillgelegt, die anderen laufen ganz lang sam. Nach der Landung beginnt das übliche Manöver zur Einbringung des Luftschiffes in die Halle. Erst dann können die Passagiere das Luftschiff verlassen. In Friedrichshafen hatte man keinerlei Vorberei tungen für einen festlichen Empfang getroffen. Es fanden keine Begrüßungsansprachen statt, und es war auch keine Musikkapelle anwesend. Nur die Angehöri gen der Besatzung hatten sich zur Begrüßung mit grohen Blumensträußen eingefunden. Erst die Rück kehr des Luftschiffes von der Weltfahrt soll festlich be gangen werden. Man will dann ein richtiges Volksfest in Szene setzen. Zeppelin" hat für seine Rckordsahrt über »en vzean in, ganzen SS Stun-en und 23 Minuten vis Mr Landung gebraucht. Di« letzte Fahrt war eine Rekorpfahrt. . Mit der Rückfahrt von Lakehurst in 54 Stunden Minuten Hat „Graf Zeppelin" seine bisherigen Leistungen erheblich übertroffen. Zu dieser Zeit wäre noch die Zeit zu zählen, die das Luftschiff vom Ein treffen über dem Flugplatz bis zur Landung selbst gebraucht hat. Zur ersten Amerikafahrt vom 11. bis 15. Oktober 1928 benötigte das Luftschiff für 9926 Kilometer rund 111 Stunden, für die Rückfahrt vom 29. Oktober bis 1. November 1928 rund 7000 Kilometer, 72 Stunden, wobei zu berücksichtigen ist, daß das Luft schiff schon drei Stunden früher in Friedrichshafen ein getroffen war, ehe es landete, so daß sich die Fahrzeit «uf nur 69 Stunden beläuft. Die jetzige Hinfahrt nach Lakehurst vom 1. bis 5. August dauerte 95>/r Stunden. Eine bessere Zeit flog L. Z. 126 im Jahre 1924 bei Ablieferung nach Amerika. Das Luftschiff brauchte damals zu 7850 Ki lometern 81Std., von Küste zu Küste nur 66 Std. * In d«r Nacht zum Mittwoch Start nach Tokio? Nachdem das Luftschiff „Graf Zeppelin" einen Tdg früher, als man angenommen hatte, nach Frie drichshafen zurückgekehrt ist, hält man es durchaus für möglich, daß es bereits in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch zur Welffahrt wird starten können, um so mehr, als die Motoren diese Reise ausgezeichnet überstanden haben. Keine Fracht für die Wellfahrt. Wie aus Friedrichshafen berichtet wird, wird das Luftschiff „Graf Zeppelin" auf der Weltfahrt keine Fracht an Bord nehmen. Der Grund dafür dürfte wohl darin zu suchen sein, daß man für die Ueberwin- dung größerer Höhenunterschiede möglichst viel Brenn stoff und Ballast mitnehmen will. Briefe und Post karten werden dagegen in unbeschränktem Umfang mit geführt werden. Der Neiseweg nach Tokio liegt im einzelnen noch nicht fest, wie auch aus den Ausfüh rungen Dr. Eckeners vor der Abfahrt aus Lakehurst hervorgcht. Obwohl die Passagierliste bereits abge schlossen ist, wurde sie noch nicht veröffentlicht. Offen bar wollen wieder einige Reisende nicht genannt werden. Vr. Slkener feiert Geburtstag. Die Ankunft des Luftschiffes in Friedrichshafen erfolgte gerade am Geburtstage Dr. Eckeners, der an Bord des Luftschiffes festlich begangen wurde. Die Passagiere des „Gras Zeppelin" haben an Dr. Eckener, der am heutigen Sonnabend seinen Geburtstag feiert, folgende Glückwunschadresse gerichtet: „DK unterzeichnet«« Passagiere d«s dentschc« Luft schiffes „Graf Zeppelin", ans der Fahrt über den At» kautisch-n Ozean und «« de« ErdvaÜ, beglückwü«sche« heute au seine« Geburtstag« ihre« bewährte» Kom mandant«« «»d Führer Dr. Hugo Scke»«r, den ftnrm- erprovten Luft« nnd Erckapitän. «Sir wünschen ihm ganz besonders herzlich stets glückhafte Fahrt nnd weite ren Erfolg, auf daß der Name Hugo Eckener allzeit das Kennwort Angen Wägens und kühnen Wagens im Interesse d«r Annäherung nnd Verständigung der Kon tinent- und Völker s-i. - Neber de« Nordatlanttt, 1«. Angust 1V2V." Der Glückwunsch »er Hapag. Der Vorsitzende des Direktoriums der Hamburg- Amerika-Linie, Geheimrat Dr. Cuno, hat folgendes Telegramm an Dr. Eckener gerichtet: „Zu Ihrem heutigen Geburtstag, an dem Sie dem deutschen Volke und der Welt Ihr großes Werk einer zweiten glücklichen Amerikafahrt mit dem Luftschiff „Graf Zeppelin" schenken, spreche ich Ihnen namens der Ham- burg-Amerika-Linie herzliche Glückwünsche aus. Möge dem Manne, der in Zeiten tiefer vaterländischer Not und Zer splitterung durch eine deutsche Tat aller Augen in dank barer Verehrung auf sich lenkt, vergönnt sein, seine be währte Kraft noch lange Jahre der Weltgeltung Deutsch lands im Luftverkehr erfolgreich zu widmen, und möge Ihr heutiger Geburtstag zugleich die Geburtsstunde eines transozeanischen Luftverkehrs sein, den eröffnet zu haben Ihr ewiges Verdienst bleiben und den durch unsere Or ganisation tatkräftige Mitarbeit zu entwickeln unser auf richtiges Bestreben sein wird. gez. Cuno." der Arbeiterpartei geflüchtet. Snowden ist der typische Engländer, der unbeirrt seinen Weg geht. Die Me- thoden Briands prallen an ihm ab. Es fragt fick nur, od Snowden die nötige Rücken deckung haben wird. Man versucht natürlich auf alle Weise aut England einzuwirken. Auch Amerika scheint bis zu einem gewissen Grade die französische Forde rung auf Unantastbarkeit des Aoungpläns zu Unter stützen. Man fürchtet in Amerika, daß bei einem Schei tern des Aoungplanes die gesamte europäische Finanz wirtschaft in Unordnung kommen könnte. Bleibt der Dawesplan in Kraft, so ist mit Sicherheit damit zu rechnen, daß sich Deutschland für zahlungsunfähig er- klären wird. ES dürften daher hinter den Kulissen Einwirkungen auf die englische Regierung stattfinden,