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A-erler s Grmbote Sonnabend, de« 12. Oktober 1929 96. Jahrs Nr. 2Z9 Mr Rei> Der Adorf« Grenzbote gelangt jeden Wochent. nachm. zur Ausgabe, für den nächsten Tag vorda tiert.—Anzeigen nach Tarif.—Postscheck-Konto 87869 Leipzig. — Fernruf Nr. 14. Tegr. 1835 r 3m Falle höherer Gewalt (Krieg oder sonstige r Störung des Betriebes) hat der Bezieh« keinen : Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der ; Zeitung oder auf Rückgabe des Bezugspreises. Eine Erklärung der preußischen Mgierung. In einer Erklärung der preußischen Regierung wird bestritten, daß die Durchführung der Auflösung eine Maßnahme gegen den Reichsausschuß für das Volksbegehren darstelle. Es sei nur auf die in vielen Fällen vorhandene Bürogemeinschaft von Stahlhelm und Rcichsausschuß zurückzuführen, daß auch Material des Reichsausschusses beschlagnahmt worden sei. Man könne von den Bearpten, die die Auflösung durchführ ten, nicht erwarten, daß sie jedes einzelne Papier vor der Beschlagnahme prüften. Auch die Auslösung des . Luisenbundes oder irgendeines anderen deutschen Frauenbundes sei in keiner Weise von der preußischen Regierung angeordnet worden. Das Reichsbanner oder irgendeine andere Organisation habe nirgendwo in Preußen eine Geländeübung ähnlichen Stils veranstal tet. Tie Maßnahme der Preußischen Regierung richte sich lediglich gegen die Form, Anlage und Durchfüh rung der betreffenden Geländespiele: gegen Gelände spiele an sich könnten keine Einwendungen erhoben werden. Auf die Maßnahme sei kein Druck irgendeiner fremden Macht von Einfluß gewesen. Die preußische Regierung habe sich lediglich an die gesetzlichen Be stimmungen gehalten. Auch die Reichsregierung sei an ver Entscheidung der preußischen Regierung beteiligt. Die Maßnahme stütze sich im wesentlichen aus Beobach tungen und Bilder. DK« Watt enchM die amtlichen Bekanntmachung« der Amtshauph mannschast Oelsnitz i. Vogü., des Amtsgerichts, der Amtsanwaltschaft und des Stadtrates zu Adorf im Vogtland AgMurL Leubetha, Mühlhausen MbersreuT RemttilsrN Schönberg, Nrbenbrwm, SM WohlbaK u. das übr. obere Voll Sonntags ein» Illustrierte AnterhaltungSbetlave Druck und Verlag: Otto Meyer, Adorf (Vogü.), Bergstraße 14. — Verantwortlicher Schriftleiter: Otto Meyer, Adorf (Vogü.) * Warschau. In Wilna findet zur Zeit die Feier des 350 jährigen Jubiläum« der Rawry-Universität statt. SavssuHungen bei StahlhelmMrern. Am Mittwochabend wurden in Herford bei meh reren Stahlhelmführern von auswärtigen Polizeibe- umten Haussuchungen abgehalten. Eine Begründung für diese Maßnahme wurde nicht bekanntgegeben. Man sucht vornehmlich nach Werbelisten für das Volksbegeh ren und für ein deutsches Freiheitsgesetz. Auch in Bielefeld haben Polizeibeamte bei Stahl helmführern Haussuchungen abgehalten. Rach dem Zweck ihres Vorgehens befragr, erklärten sie, daß es sich um Maßnahmen zur Durchführung des Stohlhelmver bots für Rheinland und Westfalen handele. Tageblatt liAmim MNörfWogtlj, Bad ÄM, Bad Brambach, Arnsgrün, Breilenseld, Bergen, Freiberg, Ober- u. MergetterMim, KerlMgrim, EMWelmserbet und BMmtfchM Eine Beschwerde des Reichsausschusses. Vom Reichsausschuß für das deutsche Volksbegeh ren wurde am Donnerstag eine Beschwerde an den Reichsinnenminister gerichtet, die gleichzeitig an dis Reichsregierung, an den Reichskanzler, an die preu ßische Staatsregierung und an den preußischen Innen minister gesandt wurde. Die Beschwerde behandelt die. Beschlagnahme von Material für das Volksbegehren im Zusammenhang mit der Auflösung des Stahlhelms in Rheinland und Westfalen und erbittet umgehend Be scheid, was von den betreffenden Dienststellen zur Ab stellung derartiger Verfassungsbrüche veranlaßt worden sei. In der Beschwerde heißt es: „Am 9. Oktober d. Js. haben Kriminalbeamte in Dortmund, Arnsberg und anderen Orten Westfalens — wie sie sagten „im Auftrage des Reichsinnenmini sters Severing" — Haussuchungen auch bei Persön lichkeiten vorgenommen, die, wie z. B. der Major a. D. Heider in Dortmund, nicht Mitglieder des Stahlhelms sind und haben dort zahlreiche Rundschreiben und Einzelanwcisungen des Reichsausschusses für die Durch führung des Volksbegehrens und alles Werbematerial für das Volksbegehren beschlagnahmt und fortgeschafft. Sic gaben ausdrücklich an, zur Beschlagnahme auch des Materials des Reichsausschusses für das deutsche Volksbegehren beauftragt zu sein und wiesen eine» schriftlichen Befehl dazu vor. Tarans geht hervor, das; mit dem — im Einvernehmen mit Ihnen — angeors- ncten und von den Kriminalbeamten durchgeführten Vorgehen jedenfalls auch die Vorarbeiten für das Volksbegehren in verfassungswidriger Weise gestört wer den sollten. Die hier begangene Verfassungsverletzung, gegen Vie alle gesetzlichen Schritte Vorbehalten bleiben, wird dadurch nicht aus der Welt geschafft, daß das Material für das Volksbegehren, nachdem die Beamten es durch gesehen hatten, nach einiger Zeit wieder zurückgebracht wurde. Damit ist lediglich der Rechtsbruch zuge standen. Was gibt es Aeues? — Mit der Weiterführung der deutsch-polnischen Wirt« fchaftsverhandlungen wurde der deutsche Gesandte in War- Ichau, Rauscher, beauftragt. — Der Reichsausschuß für das Volksbegehren hat gegen die Beschlagnahme von Werbematerial beim Reichs- innenminister Beschwerde eingereicht. - , — Der Berliner Oberbürgermeister Bötz hat in einem Telegramm zu dem Sklarek-Skandyl Stellung genommen. — Die deutsche Regierung hat den Negierungen in Moskau und Nanking die Freilassung der beiderseitigen Gefangenen vorgeschlagen. „ — Präsident Hoover hat den früheren Botschaftsrat in London und Berlin, Irwin Laughlin, zum amerikanischen Botschafter in Madrid ernannt. . — Die Schlesienfahrt des „Graf Zeppelin" ist wegen oe^^Meckten Wetters nm vorläufig acht Tage verschoben .... .-7 Die Untersuchung des Falles Sklarek in Berlin führt vorläufig die' Staatsanwaltschaft allein. 1 nn" "erklärte di?2?er des englischen Riesenluftschiffes „R. 100 erklärte di« Konstruktion für veraltet und unbrauchbar -Esen sein. Rip^ jeder Kunde der K. B. G. ist bei d"ser Ges^tsverbindung auf seine Rechnung gekom« men. Die meisten ha^n ihre Anzüge doppelt und dreifach bezahlt. Erst die Untersuchung kann hier Klarheit ergeben Man muß aber erwarten, daß sie mit voller Rücksichtslosigkeit durchgeführt wird Es genügt hier nicht, den Pelz chennsch zu reinigen, ohne ihn naß zu machen. Auch wenn er 4000 Mark wert sein soll, muß er gründlich ausgekocht werden, so aus gekocht, wie es die Brüder Sklarek sind. Me letzte Woche. a^^ÄM Reichs«: außenmiNistersE-tresEn. ML ist immer ein Ereignis, wennein aktiver Minister stirbt. Stress- mann war aber nicht nur irgendein Minister sondern er war der Minister, der dem Kabinett Müller das Gepräge gab, wre er es auch schon dem "orheVaA gegeben hatte. Nicht nur die Außenpolitik hat « maß gebend beeinflußt, sondern auch tue Jnne^littk d« « bi« Meinung vertrat, daß die Innenpolitik der Äußen- Politik unteroeordnet werden müsse. Noch Atzten Leb?nL hat er diese. Ansicht bLU, trotz starker Widerstände ferne Parter veranlaßte der Verabschiedung des Torsos der Arbeitslosenversiche- rungsreform kein« parlamentarischen Schwierigkeiten zu machen. So wirkt sich auch seine Politik außen- und innenpolitisch über seinen'Tod hinaus aus, und so muß auch der Streit um diese Politik weitergehen, nachdem Freund und - nicht Feind, aber Gegner dem mitten im Kampfe gefallenen Streiter die Ehren erwiesen haben, die jedem gebühren, der sich mit seiner garten Person für «ine Idee eingesetzt hat, die er für richtig hält. .. Der Kampf geht weiter; die Reichsregierung und ^e preußische Regierung sind jetzt in dem Kampf um das Volksbegehren, in dem es um die Politik Strese manns geht, zur Offensive übergcgangen; die Reickfs- rcgierung durch die Rundfunkrede, die der Reichs innenminister am Mittwochabend hielt, und die Preu ßische Regierung durch die A u fl ö s un g d e s S t a h l - Helms in Rheinland und Westfalen, lieber den Wert solcher Maßnahmen wird man sich keinen Mustonen hingeben dürfen. Als seinerzeit der Mini ster v. Keudell den Roten Frontkämpferbund auflösen Zollte, ist ihm die preußische Regierung in den Arm ^fallen. Dieselbe Preußisch« Regierung hat nachher Mst den Roten FrontÄmpferbund verboten, — mit ^Ni Erfolg, daß man nach wie vor die Moskauer Schal meien auf den Straßen ertönen hört, nur sind dis Musikanten und ihre Gefolgschaft etwas anders einge- fAdet und die Firma ist etwas geändert worden. Auch dem jetzigen Stahlhelmverbot wird nicht viel mehr yerauskommen. Sa- Ergebnis von Washington. Ein« Erklärung Hoovers und Macdonalds. Präsident Hoover und Ministerprääsident Mac donald gaben eine gemeinsame Erklärung heraus, in der es heißt: Der Besuch des englischen Ministerpräsi- deuten bei Präsident Hoover, der nunmehr beendet ist, hatte den Hauptzweck, die persönliche Fühlung her- »ustellen, die fruchtbringend zur Förderung freundlicher und offener Beziehungen zwischen den beiden Ländern fein wird. Präsident Hoover und Ministerpräsident Macdonald sind für das starke Interesse, das die Be völkerungen beider Länder an der Zusammenkunft ge nommen haben, dankbar. Sie betrachten es als Beweis für den starken Wunsch beider Nationen, zu einem engeren Verstehen zu kommen. In der Erklärung heißt es weiter: Die Rolle, die jede unserer beiden Regierungen bei der Förderung des Weltfriedens spielt, wird ver schieden sein, da die eine niemals wünscht, in Europas Diplomatie verwickelt zu werden, während es die Auf gabe der anderen ist, die Politik aktiver Zusammen arbeit mit den europäischen Nachbarn zu verfolgen. Jede unserer Regierungen wird aber ihre Gedanken und ihren Einfluß auf die Sicherung und die Aufrechter haltung des Weltfriedens richten. Dienstag, den 15- Oktober 1929, Nchnmrkt. Der Auftrieb ist nur in der Zeit von 8—10 Uhr vor- "Uttags gestattet. Adorf i. V., den 10. Oktober 1929. Dar Stadteat. Sie Zahl de» Stimm-ereHtigl«. Amtlich wird mitgeteilt: Nach Artikel 73 Absatz 3 der »etchAverfaW^g ist «in Volksentscheid herbeizuführen, wenn ein Zehntel der Stimmberechtigten das Begehren nach Vorlage eines Ge setzentwurfes stellt. Nach Paragraph 42 Satz 1 des Se- Veschwerde des Stahlhelms. Ein Schreiben Seldtes und Diisterbergs an den Innen« . Minister. Tie Bundesführer des Stahlhelms, Seldte und Tiisterberg, erhoben in einem Brief an den preußischen Innenminister Einspruch gegen die Auflösung des ' Stahlhelms in Rheinland und Westfalen. Sie bean tragten die Aufhebung der Auflösungsverbote und Herbeiführung einer Entscheidung des Gesamtministe riums und der Reichsregierung. Tas der Auslösung zugrunde gelegte Gesetz dürfe nur auf solche Vereini gungen ausgedehnt werden, die ihre Mitglieder im webrauch von Kricgswaffen ausbilden. Bei dem Ge- „fu^fdiel des Stahlhelms habe es sich aber um «ine Wörtliche Veranstaltung gehandelt. Tic sport- Betätigung des Stahlhelms unterscheide sich nicht ^ners Jungdeutschen Ordens und des Reichs- setzes über d«n Volksentscheid ist als Zahl der Stimm berechtigten im Sinne der Verfassungsvorschrift di« amtlich ermitteür Zahl bei der letzten Reichstags- oder Reichs- Präsidentenwahl oder allgemeinen Volksabstimmung maß gebend. Demnach hat für das Volksbegehren mit dem Kennwort „Freiheitsgesetz" als Zahl der Stimmberechtigten die bei der Reichstagswahl vom 20. Mai 1928 amtlich festgestellt« Zahl zu gelten. Di« endgültig« amtlich ge- nannte Zahl der Stimmberechtigten zur Reichstaaswäbl 1928 ist vom Reichswahlleiter nach Abschluß der Wahl- Prüfungsarbeiten nunmehr auf 41278 897 festgestellt Da gerade von Einkleiden die Rede ist, sei hier Falls Sklarek gedacht. Die Brüder Sklarck yaben «s vorzüglich verstanden, Berliner Bürgermeister und Stadträte einzukleiden und dafür die Stadt Ber- auszuziehen. Die armen Berliner Stadtväter, die Gren Bedarf an Anzügen bei der K. V. G. gedeckt vaben, müssen jetzt recht viele Anzüglichkeiten über sich U?h«n lassen. Dabei mag manch einer, dessen Name letzt genannt worden ist, durchaus im guten Glauben Hoover und Macdonald sind sich fetzt über ihr Abrüstungsprogramm einig geworden, und wenn man den englischen und amerikanischen Blättern trauen darf, ist die angelsächsische Entente be reits eine Tatsache geworden. Trotz alledem wird man gut tun, erst die Flottenkonferenz abzuwart«. Zwi schen Lipp' und Kelchesrand lönnte leicht noch cuoas in de» Becher hineinfallen, was seinen Inhalt mehr oder minder ungenießbar macht, und es könnte dann wie bei Wilhelm Busch heißen: Aber Knopp verschmäht das Glas, denn schon wieder sieht er was.