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Mörser T Grenzbote Le« 2?. NvLemLer 1S2S SV. Japog -WlkbMLLeMlhLRMMstaMbekKM,NM«WMMölcherLSMnbmm,EWWM u. das übr. obere Bgtl. Sonntag« ttno tttuftrtorto «ntorhaltunvshttlag» Druck und Verlag: Otto Meyer, Adorf (VogL),Bergstraße 14. — Verantworüicher Schriftleiter: Otto Meyer, Adorf (Vogü.) Am APitttVvüh, den 27. November 1929, nachmittags 3 Uhr sollen ini geritHtliühen Veesteigerungsraum 1 FeuerlöscherRadikal u. 1 Schreibmaschine meistbietend gegen Rarzahlung versteigert werden. Adors i. V-, den 26. November 1929. Ser GenDsmüziehek des Amls-enAls Mrs. Was gibt es Aeues? — Der Preußische Landtag nimmt an diesem Diens tag seine Tätigkeit wieder auf. — Nach amtlicher Feststellung haben sich 4.135 300 Stimmberechtigte für das Volksbegehren eingetragen, das sind 10,02 v. H. der Stimmberechtigten. — Dr. Eckener wurde vom Deutschen Erfinderhaus e V. in Hamburg zum Ehrenmitglied ernannt. — Das Gericht in Woronesch verurteilte 16 Führer einer gegenrevolutionären Organisation, darunter den ehe maligen Kommandeur eines weibgardistischen Regiments, Dimitri Parpomento, zum Tode. — Der Reichspräsident hat dem Flieger Frhrn. v. «önig-Warthausen für die beste Leistung mit Leichtflug- -eugen pen Htndenburgpokal 1928 überreicht. — Bon dem deutschen Südamerikaforscher Dr. Baehler ist eine Mitteilung eingegangen, nach der er das Gran Thaco-Gebiet erfolgreich durchquert hat. — Im Kaiser-Wilhelm-Kanal wurde der Hamburger Hochseeschlepver „Jason" von einem Flensburger Dampfer gerammt und ist gesunken. — Nach längerer Untersuchung hat man große Be- trügeveien eines Berliner Generaldirektors aufgedeckt. — In Essen entstand in einem festen Marktgebäud« ein« Explosion, durch die mehrere Personen getötet und verletzt wurden; außerdem wurde erheblicher Sachschaden angerichtet. — Bei Ernern Straßenbahnunfall in Athen wurden 6 Personen getötet und zahlreiche verletzt. Zentrum und bayerische Volksparlei Der Parteitag der Bayerischen Volkspartei, der am Sonnabend und Sonntag in München abgehaltcn wurde, bildet einen bedeutsamen Auftakt zu der am Mittwoch beginnenden neuen Tagung des Reichstags. Der Verlauf des Parteitages hat bestätigt, daß in der Rcgierungskoalition ein scharfer Riß vorhanden ist. Andererseits haben die Münchener Verhandlungen Weigt, daß Bestrebungen zur Wiedervereinigung des Zentrums und der Bayerischen Volkspartei im Gang« sind. Zentrum und Bayerische Volkspartei stehen in Einheitsfront den übrigen Koallttonvparteien gegen- über. Diese scharfe Gruppierung innerhalb der Regie rungskoalition trat zum ersten Male bei den Aus schußverhandlungen über die Ehescheidungsreform in die Erscheinung. Von der Bayerischen Volkspariei wurde damals bekanntlich eine scharfe Erklärung gegen die Ehescheidungsreform abgegeben, die einer Drohung Wit dem Austritt aus der Regierungskoalition gleich kam: das Zentrum blieb aber sogar mehreren Sitzungen des Nechtsausschusses fern, bis die Verhandlungen über die Reformvorlage auf unbestimmte Zeit vertagt wur den. Daß damit für das Zentrum und die Bayerische Volkspartei die Frage noch nicht erledigt ist, hat sich auf dem Münchener Parteitag gezeigt. Zugleich aber trat in München scharf hervor, daß noch eine ganze /leihe anderer Fragen vorhanden sind, in denen Zen- wum und Bayerische Volkspartei in scharfem Gegen satz zu den anderen Koalitionspartcien stehen. Es aandelt sich dabei vor allem um die Fragen der "öreform und der Reichsreform. Es scheint, daß s Zentrum bereit ist, in diesen Fragen dem baye- sichen Standpunkt weitgehend entgegenzukommen. ,, In dem Bericht, den Prälat Leicht am Sonntag über die Reichspolitik erstattete, erklärte er zur Frage oer Ehescheidungsreform, Zentrum und Bayerische Volkspartei seien völlig einrg, daß die jetzige Reichs- Mlition für sie nicht mehr bestehe, wenn gegen ihren Willen und gegen ihre Weltanschauung die Dinge im /teichstag weiter gehen sollten. Solange noch ein deut sches Gefühl in uns lebe, sollten jetzt alle anderen Aagen vor den außenpolitischen Entscheidungen zu rucktreten. Die Frage der Annahme de» Aoungplan» Wune heute noch nicht abschließend beurteilt werden, nur den Volksentscheid gelte die Parole: Wir beteiligen uns nicht. Auch die Frage der Finanzreform sei nicht ^ vordringlich, daß sie morgen gelöst werden müsse. der Zusammenballung von Problemen wie Aouna- „SaMl uns vor Won!" Notruf des deutschen Ostens. Motor de« Titel fettet de« Osten! — Schützt uns vor Polen!" veröffentlicht der Brande». b»r gisch« Landbnnd «inen letzte» Notruf ge- gen den geplante« Handelsvertrag mit Polen, der den deutschen Osten prei sgebe. Die Gewährung der Meistbegünstigung gebe Po lo» die Möglic^eit, den deutsche« Osten gerade mit denjenigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen -Schwei- »en, Korn, Kartoffeln, Rindvieh — zu billigsten Prei sen zu überschwemmen, an denen wir selbst Ueberfluß und somit unzureichenden Absatz hätten. Weiter heißt es in dem Ausruf: „Durch den Abschluß des polnischen Vertrages wird eine Tragödie für den deutschen Osten heraufbe schworen, deren Ende klar absehbar ist. Was will der Pole? Ter Pole spricht es mit zynischer Offenheit aus, daß sein Ziel die Eroberung allen deutschen Bodens östlich der Oder ist. Um dieses scharf nmrissene Ziel zu erreichen, sucht er dieses Gebiet zunächst wirtschaft lich sturmreif zu machen. Darum die weitgehend« staatliche Unterstützung der Ausfuhr, darum die ziel-- bewußte Nuterbietuug deutscher Agrarpreise und da- mit deutscher Arbeitskraft. Die bereits vorhandene Verelendung des deut schen Ostens mutz unter dem Druck des Vertrages lawinenartig anwachsen. Schon jetzt sind deut sche Ar Vetter, Bauern und Großgrundbesitzer in stündig steigendem Maße durch die Rot gezwungen, unser Ost- lond zu verlassen, weil es sie sicht mehr ernährt. Der Pol« aber kaust weiter deutschen Grund und Boden aus, um die Zersetzungsarbeit in unserer Ostmark zu fördern. Abnehmende deutsche und zunehmende pol nische Bevölkerung sollen ihm — das ist sein Ziel — unser Ostland von Memel bis Stolp über kurz oder lang als reise Frucht in den Schoß fallen lassen. Das ist für den Polen der ungeheure Wert des Han delsvertrages mit Deutschland! Er gibt ihm die Hand habe zur Eroberung des deutschen Ostens." Der Notruf schließt mit folgendem Appell an das deutsche Volk bzw. die deutsche Reichsregierung und den Deutschen Reichstag: „Wir warnen noch einmal. Es gibt keinen Deut schen, der vor seinem Volk und vor der Geschichte die Verantwortung für diesen Vertrag übernehmen kann. Es ist die Schicksalsstunde des deutschen Ostens. Wir rufen den ganzen deutschen Osten zur Volksbewe gung gegen diesen Vertrag auf. Ihr, Brüder im Reiche, laßt uns in dieser Stunde höchster Gefahr nicht im Stich! Es kann nur eine Forderung geben: unbedingte Ablehnung dieses polnischen Ver trages." plan, Finanzresorm, Verhältnis zwischen Reich und Ländern, Kulturproblemen liege eine Erschwerung, die am Ende überhaupt nicht mehr gemeistert werden könne. An diese Rede anknüpsend, betonte alsdann als Vertreter des Zentrums Reichsminister a. D. Dr. Bell, die Auffassung des Zentrums zum Aoungplan decke sich restlos mit den Darlegungen des Abgeordneten Leicht. Das Zentrum werde auf das gewissenhaftest« die Vorteile und Nachteile des Aoungplans abwägen und sich nur von dem Wohl des Reiches und Volkes leiten lassen. Ebenso werde es sich auch die endgültig« Stellungnahme zum deutsch-polnischen Handelsvertrag Vorbehalten. Der Einheitsfront zwischen Asphaltlibe- raliSmus und Sozialismus müsse man in den Kultur fragen eine Einheitsfront zwischen Zentrum und Baye rischer VolkSPartei entgegenstellen und zum Angriff übergehen. Ueber alle Koalition hinaus gehe die christ- liche Kultur. Im Sinne der vorangegaugcnen Reden wurden zum Schluß auch verschiedene Entschließungen ange nommen. Zur Frage des Uoungplans nahm die Lan desversammlung einmütig eine Entschließung an, in der es begrüßt wird, daß die Partei sich völlige Frei heit gegenüber dem Aoungplan bewahrt habe. Seine Annahme erscheine nicht mehr vertretbar, wenn die Räumung der dritten Zone nicht gesichert, di« Verhand lungen Wer das Schicksal des Saargebietes unbefrie digend verlaufen und wenn der Aoungplan zur Aus hungerung der Länder und Gemeinden gebraucht würde. In einer besonderen Willenskundgebung wurde hin- sichtlich der Saar gefordert, daß einzig und allein ^hre Rückkehr zu Bayern und Preußen nach dem territorialen Stand vor der Schaffung des Saargebietes erfolgen dürfe. Weiter wurde u. a. noch eine Entschlie ßung angenommen, die vor einer Staats-, Kultur- und Finanzpolitik warnt, wie sie in der Frage der Finanz reform, rm Eherecht und in den gegen die Länder gerichteten Steuerplänen des Reichsfiiulnzministeriums betrieben wird und die bei Unbeachtetbleiben dieser Warnung die äußersten parlamentarischen Konsequen- zen billigt. Sm Geisteskranker will Ordnung schaffen. Zwischenfall im hessischen Innenministerium. Der 34jährige Taxator Prüßmann aus Darmstadt erschien am Montagvormittag noch vor Beginn der Dienstzeit im Ministerium des Innern. Der frühe Besucher hatte eine Leutnantsfriedensuniform an, trug eine feldgraue Mütze und einen Hirschfänger und ver langte von den Beamten, den Innenminister herbei zurufen, da er in Hessen Ordnung schaffen und den Innenminister zum Rücktritt auffordern wolle. Prüß mann glaubre, den Minister dafür verantwortlich machen zu müssen, daß er kürzlich als schuldiger Teil geschieden wurde. Er gab auf Befragen an, von Politik nichts zu verstehen und auch noch nie gewählt zu haben. Der sonderbare Gast macht« einen durchaus harmlosen Eindruck und ist offenbar ein geistig anormaler Mensch. Er wurde von der Polizei vorläufig m H«ft genommen. Das Endergebnis de- Volksbegehrens. Nach amtlicher Feststellung 4 1Z5 3V0 Eintragungen -- 19,02 Prozent. Der Reichswahlausschuß stellte in seiner Sitzung am Montagvormittag fest, daß für das Volksbegehren 4 135 300 unzweifelhaft gültige Eintragungen (das sind 10,02 Prozent der Stimmberechtigten) vorgenom men worden sind. Die erforderliche Anzahl der Ein tragungen ist somit erreicht worden. Auf die ein zelnen Wahlkreise verteilen sich die Eintragungen wie Mgt: 1. Ostpreußen 2. Berlin 3. Potsdam II 4. Potsdam 1 5. Frankfurt a. O. 6. Pommern 7. Breslau 8. Liegnitz 9. Oppeln 10. Magdeburg 11. Merseburg 12. Thüringen 13. Schleswig-Holstein 14. Weser-Ems 15. Osthannover 16. Südhann.-Braunschw. 17. WeMlen-Nord 18. Westfalen-Süd 19. Hessen-Nassau 20. Köln-Aachen 21. Koblenz-Trier 22. Düsseld.-Ost 23. Düsseld.-West 24. Oberb.-Schwab. 25. Nied.-Bayern 26. Franken 27. Pfalz 28. Dresden-Bautzen 29. Leipzig 30. Chemnitz-Zwickau 31. Württemberg 32. Baden 33. Hessen-Darmstadt 34. Hamburg 35. Mecklenburg 319 000 (23,79 °z>) 95 646 (6,21 y-) 130 649 (10,16°/°) 190 583 (15,00°/°) 201 232 (19,05°/°) 385 757 (32,91 °/°) 164 201 (13,31 °/°) 109 943 (13,92-^) 61991 (7,53°/°) 181 437 (16,56°/°) 174 341 (18,59«/») 241 378 (16,38«/») 140 887 (13,58°/°) 112 045 (11,71«/») 134 582 (19,80°/°) 143 789 (11,04 °/°) 59 881 (3,85»/«) 51159 (3,19°/°) 89 670 (5,45«/«) 18 881 (1,31 °/°) 9 916 (1,28°/°) 29 370 (2,01 °/°) 35 412 (3,16 °/°) 69 101 (4,29 °/°) 19 522 (2,46 °/°) 215 070 (13,27 °/°) 16 691 (2,83°/°) 122 704 (9,45 °/°) 82 397 (8,98 °/°) 198 449 (15,90°/°) 110 546 (6,44 °,o) 33 098 (2,21 °/°) 27 700 (3,03 °/°) 35 650 (4,02°/°) 122 752 (20,86 °/°) 4 135 300 (10,02°/°) Insgesamt Beanstandet waren 24 326 Eintragungen; davon wurden 3119 für gültig und 21 207 für ungültig erklärt; unter letzteren befanden sich allein 11 738 Ein tragungen in Ostpreußen. Der Reichswahlausschuß faßte nach Feststellung des Abstimmungsergebnisses noch folgende Beschlüsse: Zurücknahme von Eintragungen ist unzulässig; Ein tragungen, die außerhalb der von den Gemeindebehör den bestimmten Anstalten und bekanntgegebenen Ein tragungsräume vollzogen wurden, sind ungültig. Die erforderliche Zahl ist um etwa 8000 Ein tragungen überschritten. -