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Dresdner Nachrichten : 25.12.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187012252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18701225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18701225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1870
-
Monat
1870-12
- Tag 1870-12-25
-
Monat
1870-12
-
Jahr
1870
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 25.12.1870
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i-rschelai: «M früh 7 Uhr. Inserate «erde» «mgm»inm«a: bis Abends 0 Sonntag»» bi» Mittags 12 Uhr Marienstratze L»; «» Neustadl: vochdruckerei „» Job. Piißl.r, >r. Kloftrrgasse a. »»»eigen tu dies. Blatt« ß»d«a ein« erfolgreich« Verbreitung. ««Nager »».««« Exemplare. Fßonnement. VterieljLhrltch 20 Ng» bei unrotgeldlichrr Lie ferung in'« Hau» Durch dieKSnigl. P^i »terleljLhtt.Ml/.Ng» Einzeln« Nummer* 1 «gr. Tageblatt Kr Unterhaltung mid Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber : Liepsch L Neichardt. — Verantwortlicher Redacteur: IlltlNS Neichar-t. Inseratenpreis«. Filr de» Raum «tu« gespaltenen Zeile: l Rgr. Unter „Eingesandt bt» Zell, 2 Ngr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Sonntag. 2». December 187V. Dresden. 25. December. — Wie daö „Dr. I." vernimmt, ist nunmehr die osficiclle Mittheilung hier ctngcgangen, daß Se. Erc. der Herr Kricgs- ministcr Generalleutnant v. Fabrice zum Gcncralgouvcrncur i» Versailles ernannt worden Ist. — Zu der Weihnachtöbcsclsterung, welche durch Anregung Ihrer Königlichen .Hoheit, der Fra« Kronprinzessin Karola den verwundeten und kranken deutschen Soldaten in den sächsischen Lazarethcn bereitet worden ist, sind, dem Vernehmen nach, 8«>o verschiedene Geschenke von dcr Gcneraldircction deö Hostheatcrö, den Mitgliedern der k. musikalischen Kapelle, den Atitglicdecn deö SciMisvieleo und der Oper, des Singcchorö, des Ballct- chorö, den Beamten und dem gcsammten tcchniscl-en Personale des K. Hostheatcrö beigcsteuctt, und Ihrer K. Hoheit der Frau Kronprinzessin zur Verwendung bei obengenanntem Liedcowerke übergeben worden. — I. r. H. die Frall Kronpriirzessin beehrte gestern das Geschäft feiner Drcchölcrarbeiten und Elfenbeinschnitzereien von Gd. Wcstphal, Sckloßstr. "Nr. 24, und machte diverse Einkäufe. — Durch König!. Verordnung vom 12. Deccmdcr werden in Sachsen vom I. Januar 1871 ab alle Diejenigen, gegen welche biö dahin wegen eines Verbrechens oder Vergehens aus zeitige Zuchthaus-, ober auf Arbeithauö- vier Gefcmgnißstrafc erkannt worden ist und welche nach den bisherigen Vorschriften die bürgerlichen und staatsbürgerlichen Ehrenrechte verloren die Freiheitsstrafe verbüßt, verjährt ober erfassen ist - wieder in den Genuß der bürgerlichen und staatsbürgerlichen Ehren rechte eingesetzt.. — Daö Gastspiel der kaiserl. russischen .hoischauspiclerin Fräulein Hedwig Raabe an hiesiger Hofbühne bat am 2:t. d. M. einen würdigen Abschluß insofern schon gefunden, alödieKünst- ,Icrin in uneigennützigster Weise, zum Besten tcS Hoftheater- >Ebor-PensionSsondS alö „Grille" gastirt und auf alles Honorar .für diesen Abend verzichtet hat, wofür sie sich den herzlichsten Dank der Chor-Mitglieder verdiente. — Heu« findet ein Extra-Coneert vom hiesigen Knabcn- Musikchor unter Leitung des K. N. Kammermusikuö Seifert in Vtaun'ö Hotel statt. — Im Laufe deS vorgestrigen Nachmittags trafen verschie dene Ersakmannschaftcn hier ein und gestern srüh 8>/L Uhr lo Mann Preußen zum Ersatz für Görlitz. Mittags 42 Uhr sind anderweit 41 Sachsen alö Ersatz für Dresden und 8 Man» für Görlitz angekommen. — Auch die Verwaltung deö hiesigen MaurcrvcrcinS bat beschlossen, eine Christdeschccrung für 1:45 Kinder der Genossen schalt zu veranstalten. Dieselbe findet beute den ersten Feiertag statt und Ist cö erlaubt, daß auch daö Publikum sich an der Feier bcthclligt. Das Inserat in heutiger Nummer besagt das Nähere. — Gestern srüh ist aus der Altstädter Seite der Maricn- brncke in Folge eines Nadbruchcö ein Frachtnage» umgcstürzt und hat einen Thcil des eisernen Brückengeländers zerschlagen, so daß die Passage für kurze Zeit gehemmt war. — Gestern Vormittag ist an der Ecke der großen und klei nen Ziegelgafse eine Frau dadurch, daß sie ausglitt und hin- ficl, unter einen vorbcisadrenden Schlitten gekommen und nicht unerheblich an einem Beine verletzt worden. — Am vergangenen Freitag Abend gegen 10 Ubr wurden an der Lclpzlgcrstraße zwei auswärtige Arbeiter in stark ange trunkenem Zustande halb erstarrt aufgesundcn. Mitleidige See len rieben Beide mit Schnee ab und brachten dadurch wieder Leben In'die Erstarrten, ihr Instand blieb aber in Folge ihres Rausches immer noch derart, daß sich ihre Unterbringung aus der Polizei nötbig machte. — In der vocvcrgangcncn Nacht ist der Schaffner Bäßlcr der Leipzig-Dresdner Bahn, der mit dem Berliner Schnellzuge nach Dresden zurücksuhr, zwischen Pristewitz und Strießen, ais er. während der Zug im Gange war, dem Maschinenführer eine dienstliche Mitthelllina machen wollte, ausgcglittcn und dadurch so unglücklich vom Wagen hcrabgeiallen, daß ihm durch die Räder beide Füße über den Knöcheln abgcichnitten worden find. Der Verunglückte ist Familienvater und wurde vier im Stabtkrankcnhause untcrgcbracht. — Die .Heizung der Frauenkirche. die, an sich schon eine Forderung der Billigkeit, von der Gemeinde vielfach und ange legentlich begehrt worden ist, für »reiche auch einzelne Glieder derselben nicht unerhebliche Opicr gebracht haben, steht sicherem Vernehmen nach in naher Aussicht. Wie eö beißt, soll die Ge meinde daS erste Mal am Shlvestcrgotteodicnst sich der laug ersehnten, anderen Kirchen diesiger Stabt bereits seit Jahren zu Theil gewordenen Wohitbatcn einer milderen Temperatur erfreue». Möchte diese Hoffnung zur Freude der zahlreichen Gcmeinteglieder. die In der Frauenkirche ihre Erbauung suchen, sich erfüllen. — Ein gewiß seltenes und abenteuerliches Pirnacr Kind, der Schwindler und Wechscifälscher Oswald Schmalz, der häufig unter dem angenommenen Namen Graf v. Attcmö. v. SckMibor», Eapitä» Stonc ?e. austauchte, winde im August d. I. zu IO Jahren Halt vcrurtbcilt. Zwanzig Jahre alt, be gann er seine Schwindeleien und »ach:t Jahre» schon batte er die Höhe erreicht, von der er nun aui einmal gestürzt wurde. Er begann seine Betrügereien in Triest, von wo er Schulden halber nach Nordamerika entfloh, im Heere Dienste nahm und zum Rittmeister avancirte. Nach dem Kriege wollte er in dra- Manische Dienste gebe», erlangte aber nur mit Mühe eine Comptoiristenstktte in Rio Janeiro. Schulden halber flüchtete er von hier nach Montevideo, wo er Wechsel im Betrage von WO Gulden fälschte und dann in Südamerika von Stadt zu Stab» ivandcrte und endlich sich nach Sierra Leone an der Westküste von Afrika wandte, nachdem er die GcichättSleutc durcii Fälschung um 27,000 Gulden betrog. Hier führte er nun abwechselnd die Namen Gral v.Auersperg, GrasWarmbranbt, Stuppach, Gras v. Landberg, Baron v. Baumgartcn, Graf Ignaz v. AttcmS, österreichischer Rittmeister rc. In Sierra LkMc schwindelte er weite,. Alst s»incn dasigen Streiizügcn nach Madeira, Barcelona, Algier, Äonstantinopei, Alexandria, Kairo, Messina, Neapel und Florenz betrugen seine Gaunereien 18,400 Gulden. l807 ging er nach Wien, kaufte dort Behufs Nachbildung einen Wechsel der Anglo-Austrian-Bank in London über 18 Pfund. I» Amsterdam und Paris betrog er durch falsche Wechsel um 17,000 Gulden, ging nach London und von da nach Australien. Hier war sein Glanzpunkt Im Schwindeln. Ausgerüstet mit einem falschen Empfehlungsbriefe des Grasen Auersperg und falschen Ercditbriefcn und falschen Wechseln er schwindelte er auch hier enorme Summen. Er wandte sich nach Briöbane. kaufte ein Schiff: „Hamlets Gehost" und steuerte nach Java, nachdem er in Australien alö Gras Attcmö 78,<xx> Gulden zusammen gebracht batte. In Kocpang betrog er den Kaufmann de Siso um :1000 Gulden, indcß in Soera- basta ging sein Glücksstern unter. Er wurde auf Nachrichten aus Batavia hin verhaftet, er gestand sofort Alles. Indcß er hatte Gelegenheit zur Flucht, micthete den Kahn eines Japa nesen und setzte nach Madeira über, von da nach Sainpang und Pamakassan, wo er sich für einen nortamcrikanischen Marine- Eapitän auögab, der mit wichtigen Depeschen komme. Der Resident schöpfte jedoch Argwohn und ließ ihnldurch einen Eon- troleur »ach Soerabaya dringen^ wo er entlarvt wurde. Und das Alles erlebte der 2:r Jahr alte Mensch in dem kurzen Zeit raum von :i Jahren. — Sie haben ihn — d. h. endlich einmal wieder einen jener Ucbcrzicherfrcunde, die in den öffentlichen Etablissements sich das Passende hcrauösuchcn, um sich den Weg in eines unserer viele» Klcidermagazine zu ersparen und mit ihn, den Einkaufs preis. Diesmal ist eü der besonder» Aufmerksamkeit des Kellners in dem Gcrdes'schcn Kaffeehause a» der Ecke der Scestraße und der Mauer gelungen, einen solchen Franktireur zu sangen. Daö viele Anncctiren von Ueberziehern gerade in den Restaurationen hat die Kellner zur emsigen Aufmerksamkeit angespornt und möge dieser Fall zur weiteren Nachahmung führen. Der Dieb hatte einen Uebcrzichcr vom Nagel geholt und den dabei hän genden Estlindcrhut aufgesetzt, während er seine eigene Mütze unter den Rock geknöpft hatte. So ging er fort. Der Kellner, der tbn indcß schon lange beobachtet, hatte Ließ bemerkt. Er lies ihn» nach, erreich« ihn auf der Straße noch glücklich und tranöportirte Ihn wieder in die Gaststube, von wo er bald dar aus von dem berbelgeholten Gensdarm, der ihn alö einen alten, aber sehr schlechten Bekannten begrüßte, verhaftet wurde. Der selbe ist ein schon bejahrter Eigarrenhändier aus Hainichen, der ticß Geschäft jedenfalls mir zum Vorwand benutzte, um in Restaurationen zu verkehren, rcsp. zu stehlen. — Meteorologische Notizen und Wetterpropstezeihung. Von den 1240 Dcccmber-Tagcn eines Zeitraumes von 40 Jahren, von 1828 vis 18<>7, waren nach zu Dresden angcstclltcii Be obachtungen still windstille. Tage und ll2l Tage mit mehr oder weniger starken Luftströmungen. Diese Luftströmungen erfolgten ans den Himmelsgegenden und nach Luiiimcnzahl der Tage: S. S.W. W. N.W. Ist. N.O. O. S.O. !!5. 07. 25ll. N4. 45. 22. 120. 2.',st. Man ersieht hieraus, daß zu Dresden im Monat December die Westwinde und Südoslioindc durchschnittlich am häufigsten weben, die Nortostwinte, Südwinde und Nordwinde aber bei weite», seltener cintrctcn. Ferner ist aus den über die Wind- rickstungcn hier geführten Tabellen ersichtlich, daß in mehreren Jabrcn dieses Zeitraumes der Monat December viele wind stille Tage batte: cö herrschte Windstille l^stl an 20, l8st0 an III, lkOl an 17, 1840 an 10, l84st, 1844 und l84ll an l.', Dccemdcrtagcn. Der December des Jabreö 1854 batte keinen, der December des Jabreö 18stst, 18st0 und 1800 nur ic eine» windstillen Tag. Im Monat De- ccmbcr trat in 28 Jahren dieses Zeitraumes von 40 Jahren nie Nortostwiiid, in 22 Jahren nie L lidwind, in 20 Jahren Nordwind, in 12 Jabrcn nie Südwcstwint, in 8 Jahren nie Ostwind, in o Jaorcn nie Nordwcstwind, und in 2 Jabrcn nie Westwind ein. Südostwind wedele ader zu Dresden in jedem December dieser vierzig Jahre, so daß diele Windrichtung als die vier im Deeemder vorherrschende zu betrachten ist. In In dieser Woelst wird in den ersten Tagen eine stärkere Luft strömung entstehen und wolkigen Himmel und Abnahme der Kälte verursachen. In der zweiten Halite der Woche wirb zeitweilig Schneeigst ftattfindcn und eine gemäßigte Tcmparatur vtrhcrrschen. irsiomcstiius. — Rcpertoir dcoKönigt. Hostheatcrö. Sonn- tag: Lohenarin. — Montag: Zop, und Schwert. — Dienstag: Flick und Flock. — Mittwoch: Der Spieler. — Donnerstag: Taimbäuscr. — Freitag: Z. E.: Ein Wort an den Minister. Genrebild in l "Auizugc, von Anton Langer. Die Bekennt nisse. N. c. — Sonnabend: Deö Teuicls Antheil. N. c. — "Auch unser benachbartes Provinzialsrättchen Wilsdruff hat tapfere Söhne in der Armee. Ei» Soldat von dort bat sich zum Unteroffizier, ei» anderer vom Unteroffizier zum Sergeant emporgcichwungen. Beiden ist daö eiserne Kreuz und letzterem noch die silberne Verdienstmedaille zum St.Hcinrichö- Ordcn, wegen ihres tapferen Vcrbaltcno In der Schlacht am 2. December, verlieben worden. — O c f I c n t l i eh c L chw u ra c r i ch t ö s i tz i,» g am lll- December. In Folge von Famiucnzcnvürniisscn zeigte ein Schwiegervater seinen Schwiegersohn und einen Mitbewohner der iimcgcbabten Wohnung in gehässiger Absicht der Falsch münzerei an. Die vorliegende Anklage ist gerichtet aus been digten Vernich des Falschmünzern) wider Burkhard Heinrich Zacharias aus Oclünitz und Friedrich Hcrrmann Müller auö Döbeln. Beide betrieben seit längerer Zeit das Eigarrcnmachen und wohnten in Kötz'chciwroda. Der "Ankläger Schleiche gab bei der erstattete» "Anzeige Im Mai d. J. an, daß kurz vor Weih nachten vor. I. Zacharias und sein Schwiegersohn Müller eines AbendS allein bei später Abendstunde ivach geblieben seien und bei verschlossener Küchentbürc Feuer gemacht baden, daß darnach am ander» Morgen seine idcs Anklägers» Ebcirau einen Topf mit geschmolzenem Blei und einem Blkischinelz- löffcl Uicgt vor», sowie später einen in zwei Hälften geweilten, je in Tbalergrößc ausgeholtcn Wetzstein, alS Form eingerichtet, vorgciunten bade, daß ferner seine Tollster idic Ehefrau Mül- ler'o» zufällig in Zacharia s Westentasche vier nachgemallstc Tbalcrstücke mit mattem Gepräge, dickem zackigen Rande und dünner innerer Fläche, welche alö nicht gelungen zu bezeichnen seien, aufgcsunden habe, daß ferner Zacharias gegen Fastnacht d. I. ihm idem Ankläger) einen neuen Thalcr, wo cm Adler draus gewesen sei, mit den Worten gezeigt habe: „da sehen Sic, Großvater!" und daß er (Schleiche) unter der Bettstelle seines Schwiegersohnes Glasstücken gesunden und seine (Schlei chet) Ehefrau einmal pochen in der Bodenkammer gehört und darnach gesehen habe, daß Glaö klar gepocht worden sei, waS in Zusammenhang deshalb damit gebracht werten könne, weil er lSchleiche) früher einmal gesprächsweise gesagt habe, daß die Falschmünzer zur Beicitung der Münzen GlaS dazu nehmen. Bei der gerichtlichen Aussuchung sind ln Müller's Koffer, worin jedoch Zacharias seine Sache» ausbewabrte, ein paar Klumpen geschmolzenes mit Zinn vermischtes Blei (liegt vor) und einige Giaöstrciscn, sowie anderweit eine Zange, ähnlich wie cincKugelgußsorm, jedoch die Höhlung nicht rund, sondern länglich, herzförmig vorgefunden worden (liegt vor); auch ist noch auö ter von Zacharias auf neun Wochen (Januar, Fe bruar d. I.) in Frciberg innegchabtcn Wohnung ein verdächtig erscheinendes Ticgelchcn mit einer schwarzen Masse, auf dessen Boden der "Abdruck eines Zwcigroschenstückes zu sehen ist, her- beigcschafft worden; desgleichen zwei Petschafte, welche von Zacharias Geschicklichkeit im Gravircn zeigen. Auch kommt ein den Angeklagten Müller verdächtigender Brief, worin von „Formen" die Rede ist, zur Verlesung. Dem zwanzigjährigen Zachanaö wird meist die "Auofiihrung und Müllern das Mitwmcn zur Last gelegt. Lctstercr stellt daö, was ihn betrifft, gänzlich in Abrede. Er giebt an, daö Feuermachen sei geschehen, um beimEigarren- machcn nicht im Kalten sitzen zu müssen und um dabei Kar- löffeln zu kochen. Die Küchentyür gebe gar nickt von innen weder zum Verschließen, noch zum Verriegeln (waö nicht wider legt werden kann). In Betreff der vier in Z.'S LLcstentasche gefundenen Thalerstücke, wodurch auch er durch die Aussage seiner (ehebrecherischen) Ehefrau insofern beschuldigt wird, alö dieselbe gesagt hat: „Wie ich die Thalcr meinem Manne zeigte und ihm erzählte, wie sehr ich darüber erschrocken sei, erwiderte er: „Verdirb dem Zacharias die Freude nicht, er will Dir damit zu Weihnachten eine Freude machen." rechtfertigt Müller sich dadurch, daß er sagt, die Aussage sei deshalb unrichtig, well er nicht gesagt habe: „damit"; Vas verhalte sich so: Ale sie (Z. u. Al.) eines TagcS in Dresden bei einem Schaufenster vorübcrgegangcn seien, sei ihnen eine Ehatouille In die Augen gefallen, welche auf ledcr der vier Ecken obenauf eine weiße runde Stelle in Tbalcrgröße gehabt habe. Darauf habe Z. zu ihm gesagt, daß er (Z.) so eine Ehatouille seiner (M.'s i Ehefrau zu Weihnachten anscrtigcn und vier Verzierungen, wie Tbaler anstehend, daraus anbringen wolle. Zacharias bestätigt dies, er sagt: Geld zum AuSgcbcn habe er nicht »achmacken, sondern nur „Denkmünzen" habe er anscrtigcn wollen, die bestgclungenc Seite bade sollen »all, oben kommen. Müller bat auch bei seiner Verhaftung von einer Ehatouille gesprochen, nur kann sich der Zeuge Gensdarm K. auö Döbeln nicht mehr deutlich daraus besinnen, und uotirt bat er sich nur das Mindergünstige, was der Vertbeitiger Müllcr'ö eigentbümlich findet. Besonders gün stig ist sür Müller die beeidete Aussage deö Zeugen .Hammer auö Kötzschcnbrodci; derselbe war während der Zeit, alö Müller und Zackariaö auf eigne Rechnung daS Clgarrengeschäit betrie ben, in Müllcr'S Wohnung niit Eigarrcnmachen beschäftigt; te> sah er eines TagcS, nachdem er Müllern und dessen Schwieger mutter zusammen sprechen gehört hatte, wie Letztere Ihrem Schwiegersöhne um den Hals fiel. Darauf Hobe Müller tbm. dem Zeugen, sogleich erzählt, daß die Schwiegermutter, welch« gern Händel suchte, ihm mit der Anzeige deö Falschmünzene gedroht, woraus er (M.) derselben mit Entschiedenheit gcant worlci habe, daß, wenn sic noch einmal mit solchen Worten komme, er geben und sie verklagen werte; darnach bade sie ge beten , daö nicht zu tbun. Auch macken heute die drei erschie nenen Zeugen: der Ankläger Schleiche. testen Ehefrau und deren Tochter, die Ehefrau Müllcr'ö, von ihrem Ablchnungö rcclst, obwohl Müller mit denselben keineswegs auf gutem Fuße steht, Gebrauch, wodurch die Anklage abgeschwäckt wird, da deren Aussagen unbecidet sind. Auch der durch jenen, oben erwähnten Brief erregte bittere Verbackt vcrwMidelt sich, wie Herr "Adb. Kuntzsch lick auödrückt, „in süßen Pfefferkuchen". Der Angeklagte M. sagt: die betreffenden Formen seien Pfesfer- kucheniormcn; er habe, indem er früher einmal Lust zur Eonditorci gehabt habe, deren besessen, und da nun zu der im Briese angegebenen Zeit das Eigarrcngeschätt schlecht gegangen und Zackariaö gelernter Eonditor sei, hätten Beide die Idee gehabt, Pfefferkuchen-Backen zu betreiben. Zackariaö kann sich nickt besinnen, daß er dem Schwiegervater Müller'S eine von den Denkmünzen gezeigt, da müsse cs ein äclstcr Silberkhalcr gewesen sein. Den von der Schlcicke gciunkcncn, mit Gvpo aiiögcgosscnen Wetzstein habe er alö Form zu jenen Müirzcn benutzt. In Bezug aui bcu Ihn verdächtigenden Tiegel mit dem Zweigroschenstückabdruck giebt Z. an, daß er in Frciberg versucht bade, kleinere Geldstücke, als Zehn. Fünf-, Zwei- und Kingroschenstücke, nach;ubllt>rn, um ticsclden zu Verzierungen der mehrmals erwähnten Cdatonillc zu verwende»; da sic nicht zu Wcihnachtcn fertig geworden, habe cs sollen zum Geburtstag geschehen. Darauf wird ihm vom Herrn Präsidenten clngchaltcn. daß dicö unglaublich sei und man zu solchem Zweck doch nicht die Münzen schwärze, und daß die Aussage in der Voruntersuchung bedeutend ab- weickc. Der Angeklagte Z. entschuldigt sich damit: „Der Herr "Assessor — ich habe Immer mit Ja geantwortet — ich bin manchmal schwach in Gedanken"; ohne icdoch damit behaupten zu wollen, daß cyvav nicdcrgcschricbcn worden sei. waö ihm nicht wäre vorgclescn worden. Zackariaö hat gesagt, daß er habe, weil alle Mittel deö schlechten GcscixistsgangcS halber ausgczchrt gewesen seien, so viel Geld nachiiia.l'cn wollen, um einen kleinen Gcschäitsiond gründe» nnd mit Müllern gemein- icbaitlich das Elgarrcngcschäit betreiben zu können. Die vorlie gende Zange sei ein Werkzeug zum Eigmrensertigcn. er habe dieselbe aber in Frciberg zu dem Münzcnbilden benutzt; eö sei Alles io schlecktaliögc'aUcn, daß cr'ö wieder eingcschmolzcn habe, auch jene mehrmals erwähnten 4rhalcrttücke. Der alö Sach verständiger anwesende Herr Bificistck erklärt die Zange als un genügend zu dem angegebenen Zwecke, allein die brschrledcne Li Pr
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