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Dresdner Nachrichten : 15.08.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187308152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730815
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-08
- Tag 1873-08-15
-
Monat
1873-08
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 15.08.1873
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Freitag. den 1». vugufl 181». »«§»««« «nchztt«ten."evtttt ».- de-Sächsische »Bankvereins wurde Seitens l — W» Montag schoß Herr Braumeister Conrad Schneider 0Uf da» Revier de- Herrn Kurzreuter in Moritzbur- einen Hirsch «on 800 Pfund, welcher käuflich in die Hände de« Hrrm Hofliefe- *a«bm Vringkmann überging — Sin blinder Feuerlärm, der die Feuerwehr zum LuSrücken Mhiat«, entstand in diesen Tagen auf der kleinen Packhofstraße Mi« sich ergab, waren in einem dort im Freien erbauten Ofen bei -Hiaickem Feuer eiserne Reifen auSgeputzt worden. Der dadurch ver ursacht« Rauch hatte irriger Weis« den Verdacht eines dort «ntstan Lenen Schadenfeuer« hervorgernfen. — Ein Prachtexemplar von einer lebenden Schildkröte, circa 4 Centn» schwer, kam vorgestern Nachmittag von Hamburg alt Eilgut hier durch und ging sofort nach seinem Bestimmungsort Wien weiter. Auch gingen gleichzeitig zwei muntere Seehunde dahin ab. -> In der am 8. d. MtS. stattgehavken «ufsichtSrathSNtzung ^ " ' «Seitens der Lirection eingehend rluste und , .... Lagen der Filialen besprochen und beziffert hat, sagt er, daß der Bankverein glaube, einen Ausweis vorgelegt zu haben, kessen Offenheit und Solidität von Jedermann anerkannt werbrn würde und baß, wenn auch da» vorgele " Verlust von 1' gegenüber stehe sei. — Nachdem nun der schwerste Theil der KrisiS übcrstanden und die Verwaltung alle veranlaßten und noch möglichen Ver luste dem ersten Semester zur Last gebracht, verhofft sie für die zweite Hälfte des Jahres ein umso günstigeres Resultat berichten zu können. — Wolkenstein. Bor Kurzem einige Tage in Carl»- bad weilend, habe ich die drei Ihnen von dort zugesandtcn Be richte mit doppeltem Interesse gelesen. Eins Hube ich in diesen Berichten vergeblich zu finden gesucht, waS doch so ausfällig ist und worüber man sich so vielfach mißbilligend auSfprechen hört: der Schwindel mit dem Biere. Obwohl bekanntlich das böhmische Bier allermeist gut, zum Theil vorzüglich ist, gicbt man hier (Karlsbad), um höhere Preise in erlangen, fast alles Bier für PIl sner Bier aus, und in waS sür niedlichen Gläsern und zu welchen Preisen! Während in Prag und Wien daS Glas nur mit 10 Kreuzer befahlt wird, kostet cs hier >0 und 12 Kreuzer (20 und 24 Pfennige), in Sanssouci sogar 14 Kreuzer (28 Pf.), war aber auch ausgezeichnet. Bäder sind nun einmal tbeurc Orte. Auf dem Karlsbader Bahnhofe kostet daS Glas angeblich Pilsner Bier laus Klöllerle) 12 Kreuzer. Wie soll es da einem armen Teufel, denn auch solche sind manchmal genötbigt, mit der Eisenbahn zu reisen, möglich sein, sich durch einen Trunk zu stär ken? Und daS Wasser dort (Bahnhof) ist kaum hinterzubringen. Wollte Ihr geehrter Karlsbader Korrespondent sich einmal nach dem 1 Stunde von Karlsbad entfernten schöngelegencn Aich be geben; in der dortigen Schloßrcstauration verabreicht man das Bier in halben Gläsern (wle wir in unseren Häusern sie gebrau chen), daS Gläslern 8 Kreuzer (12 Pfennige«, und was für ein GlaS! Für eine durstige Seele ein Schluck nr nennen - so be zeichnet« ich eS wenigstens der Kellnerin. Daß man sich nur nicht schämt, solche Winzigkeit für solchen Preis zu geben. Beim Hinblick auf solche Bierzustänke in Böhmen möchte man fast wün schen, daß der Staat hier einschrittc. DaS war eine andere Zeit, alS In den 40er Jahren daS Bier in Böhmen nur in von der Obrigkeit gesiegelten sogenannten Halben, wie wir sie in vielen Dörfern noch finden, verscheinkt werden durfte, und die Halbe 5 oder 6 Kreuzer W. W. oder Schein (6 Kreuzer --- 8 Pfennige« kostete. Auch hier in Bad Wolkenstein und Umg gend haben wir unter einer Art Bierschwindel zu leiden: man verabreicht nämlich unter dem Namen Bairisch ein Bier, das in Chemnitz, Plöbn, Scharsenste!» rc. gebraut ist und nicht etwa, wiez.B. inDrcödcn, Pirna rc. daS kulmbachcr zu 2. sondern zu 2ff> Ngr. Da kann profitirt werden. Rur in WIcscnbad, Annabcrg und Buchbolz iit echt Bairisch zu haben. Soll ich noch etwas von Warmbad Wolkenstein mit seinem herrlichen, leider nicht hinreichend ge kannten Wasser, aber leider höchst mangelhaften Einrichtungen erwähnen? Aber Sie sehen, mein Papier gebt zu Ente. Nur so viel: Wer nie Geduld gelernt hat, komme hierher; hier lernt er sie gewiß. — Auf der Strecke, welche ein Bahnwärter in der Nähe von Aunnersdorf bei Lübau zu begehen hat, wurde von Letzterem gestern Morgen ein abgetrennter Menschenarm gefunden. Wie nian nach her erfuhr, soll der gefundene Arm einem Bauernburschen in Otten heim angehören. Einige Leute wollen gesehen haben, daß ihm der Arm abgefahren worden sei; merkwürdiger Weise hat man jedoch dm betreffenden Verletzten bis jetzt noch nicht auffinden können. — Aus Radeberg wird gemeldet, daß am 12. d. beim Hebm des Hirsch'schen Glashüttengebäudes ein 10 und 13Zoll starker Balken gebrochen ist und zwar in Folge einer zu großen Belastung — es standen auf demselben fast sämmtliche Arbeiter —; durch das Brechen des Balkens ward ein Theil des Sparrwerks mit nieder- gerissen und dadurch 24 Personen verletzt, 3 Zimmerleute aber schwer verwundet. — In Wittgendorf bei Zittau hat am 11. d. M. während eine» Gewitters der Blitz gezündet und ein Wohnhaus eingeäschert. — Am 9. d. brach in Thierfeld im Mehlhorn'schen Gute Feuer aus, wodurch dieses Gut nicht allein, sondern noch 4 Wohnhäuser in Asche gelegt wordm sind. — In dem freundlichen Jndustrieorte Bretnig bei Bischofs werda hat die Guldenhetze noch weiter gegriffen wie hier und ander wärts. Wir erhalten einen schriftlichen Nothruf, daß man daselbst die Annahme der österreichischen Viertelgulden mit vollen fünf Neu groschen verweigert und nur noch 47 Pfennige dafür geben will. Me Neigung, das österreichische Geld herabzusetzen, wird epidemisch, da schon Bretnig — das kleine Bretnig — sich an die Spitze der Bewegung stellt. — S ubhastation. Am 16. d. wurde subhastirt In dem Gerichtsamt Ehrensriedersdori: Friedrich Otto s HauS in Zohns- bach, 1075 Thlr., 150 Tblr. taxirt. — Eldhöhe in Dresden, 12. August Mittags: 2° 14" oder 1 Met. 48 Cent, unter 0. Tagesgeschtchte. Deutsches Reich. Durchschnittsalter der Ar beiter. Seit Einführung tcS Arbeiter-Hastpstlchtgesctzcs aus der einen und seit dem Bestreben vieler Arbeitgeber aui der an deren Seite, das Leben ihrer Arbeiter so wenig als möglich zu gefährden, bat sich auch die Wissenschaft mit der Frage der Slr- beiter-Krankheilen und dem Durchschnittsalter der Arbeiter be schäftigt. Insbesondere daS letztere bildete bei dem immer mehr um sich greifenden Streven nach Wittwenkassen oder nach der Lebensversicherung der Arbeiter, den Gegenstand eifriger Beob achtungen. In dieser Beziehung ist in letzter Zeit eine Statistik erschienen, welche sich mit der durchschnittlichen Lebensdauer der GaSarbciter, d. i. solcher, welche bei ihren Arbeiten schädlichen Gasen auSgesetzt sind, beschäftigt. Indem wir hier einzelne Daten folgen lassen, wolleu wir bemerken, daß dieselben Resultate von lern in Bleichereien 52 58. in Ligueurtabrikcn 88,5, bei Bier brauern 50,8, Vrunnenarbeitern 58,8, Eisenbahnbeainicn7, Fleischern 5l,5, Gerbern 61,2, Goldarbeitcrn 50,8, Goldschmie den 44. Gummlfabrlkarbeltern 57, Knoebenarveitern 64, Kloaken- segern 58—60, Lackirern 45, LeuchtgaSarboltern 80-65, Maschi nisten und Heizern aut Eisenbahnen 85, bei solchen aus Dampf schiffen 57. Oelarbeitern 84, Salinenarbeitern 74, Salzsicdcrn 87, Theerarbeitcrn 60—82, Todtcngräbcrn 58-80, Tuchwalker», Ver fertigern von Steifleinwand 63,1, Vergoldern 58,8, Wcinpro- hucenten 52,7 Jahre. DaS Durchschnittsalter der Arbeiter, welche schädliche Gase einathmen, iin Allgemeinen bei 100 Sterbrkällen nur 49 Jahre. Oesterreich. Ge. Malestät der Kaffer « 13. August in Gastrin ln erwünschtem h dem Bade und der Morgenpromenade ei« am Der Ministerpräsident Fürst von 'Auersperg .derSiatt Graf von Thun und der Landeshauptmann Gras Lamberg den von Sr. Malestät empfangen. Der volkSwtrthschaftliche Kongreß berieth in Wien über die WobnungSnoth und nahm eine von Sax beantragte Resolution Wilhelm machte vhldestnden eine Spazierfahrt. Slatthalter wur- asglc- biger Communicationsmittei, sowie die Unterstützung solcher An lagen durch den Staat und die Gemeinde empfohlen werden. Frankreich. Die Journale „Tempö" und „Konsiiiutionnel" erwähnen eines Gerüchtes, wonach fusionistifche Deputirte von dem Grasen v. bbamborb erlangt hätten, daß die Tricolore die Fahne der Armee bleibe und nur von einem weiße» Bande mit Lilien überragt sein solle. Die weiße Fahne solle allein aut per königlichen Residenz wehen. Wie es heißt, wird der Gras v. Chambord gegen den 15. September grohovorf verlassen. - Die Pcrmaneiizcvmmlssion trat zusammen und beschloß, daß bei der etwaigen Berathuna über die Wiederzuiamineubcrusung der Na tionalversammlung die Zahl der anwesenden Mitglieder der Kom mission mindestens 20 sein solle. Der Deputirte de Mahy ivon der Linken) interpellirte den Minister des Innern, Beuls, über die Unterdrückung des (zu Mühlhausen lm Elsaß erscheinenden) Journals „l'Jndustricl alsacicn" in Frankreich. Der Minister erwiderte, dieses Blatt habe falsche Nachrichten verbreitet und könne durch die Gerichte nicht verfolgt werten; eS bleibe als ein ziges Mittel die Unterdrückung auf französischem Gebiete. Mahy Interpellirte hteraus den Minister deS Auswärtigen, Herzog v. Brvglie. wegen der von demselben auf der Präiectur in Lvon gehaltenen Rede. Der Herzog antwortete, man könne wohl über öffentliche Acte interpelliren, nicht aber über eine priva.e Kon versation. Italien. Am 12. August Abends entgleiste der von Rom nach Neapel abgegangene Rachtzug unweit Orte (Dlslrlct kaserta) infolge eines Zusammenstoßes mit einer Rinderheerdc. Zwei Per sonen wurde» getödtet und 18 verwundet. - Der Schah von Persien isc i» Brindisi am 18. Vormittags einactroffc» und von de» Behörden begrüßt worben, welchen er seine Zufriedenheit über de» ihm in Italien zu Theil gewordenen Empfang ausdrüctte. Nachmittags schlntc sich derselbe aui der ?)acht „Suitanie" »ach Eonstantinopel ein. Spanien. In der Sitzung tcr kortcö erklärte der Minister des Inner», er werde die Auslieferung der ins Ausland geflüch teten Insurgenten verlange». Wie verlautet, werten die Sitz ungen der kortes bis zum Oktober suspciidirt werden. — Ein spanischer Kriegsdampfer hat einen englischen, mit Waffen und Munition für die karlislcn beladene» Dampier vor der Stadt Fuenterabia (aus einer Halbinsel im Meerbusen von Biscasa) genommen. Set,weben. Nachdem am 12. Abends bereits der König, die Königin und die Prinzen Gustav und Karl von kbrisilania nach Stockholm zurückgckebrt waren, ist am 18. Vormittags um I I Uhr mittelst Ertrazugcö der Kronprinz tcS deutschen Reichs eingckeoffen. Der König empfing den Kronprinzen am Bahnhöfe, wo eine Kompagnie des 2. Leibgarden-Reaimcnts ausacfiellt war. dessen Kapelle bei Ankunft des bohc» Gastes die preußische Volks- hvnuie spielte. Eine zahlreiche Volksmenge war am Bahnhöfe versammelt und begrüßte den Kronprinzen mit den lebhaftesten Kundgebungen. Der König fuhr mit Letzterem zusammen nach dem königlichen Schlosse. England. Wiederum bat die Geschichte Londons eines jener Opfer, an denen sie leider so überreich ist, aufzuzeichnc», nämlich den Hungertod eines früheren sranzösischen Redakteurs. Derselbe war. da die französische Regierung sein Blatt untcrbrückt batte, nach London gekommen und gedachte lieb hier durch Ucberictzen von Manuskripten zu ernähren. Der Unglückliche fand indessen keine Arbeit und war bald gcnötblgt seine Wohnung aufzugcbcn. In den Siraßcn Lbndons obdachlos und arbcttSIos umberinend, verlor er bald seine Kräfte, weiche die i» den Gassen gciunbcncn Brotrinden nicht lange ausieckst erhalten konnte». Nach wenige» Tagen solchen elenden Lebens wurde er ohnmächtig »ach einem Arbeitsbause gebracht, wo die Pflege nicht mehr Hali. Er erzählte seine Geschichte und — starb Hungers. ZÜ chtve- n uut sott unv - Feuilleton. -s- Um die durch den Abgang deS Herrn Haustein im Fache der jugendlichen Liebhaber entstehende Lücke auSzusüllen, hat die Generaldircction des Hoitheaters zwei Gastspiele vcransialtct: das des Herrn Lortzing vom Brüniicc Statt- und dc.ö deS Herrn Thimm vom Mciningenschcn Hot-Theater. Beiden Künstlern geht ein guter Nus voraus, g'crr Lortzing, der am Sonnabend sein Gastspiel mit „Don Karlos" eröffnet, ist der Sohn des berühmten Komponisten dcs kzaren, Waffenschmieds rc. Seine Karriere hatte bisher durch den Umstand zu leiten, daß er sehr oit mit einem Naincncvetter, der ein: der leichtesten Thcatcr- fliegcn ist, verwechselt wurde. -j-Unser trefflicher Bassist, Herr Köhler, wird in den nächsten Wochen ein Gastspiel an der Hosoper in Wien mit dem „Saranro" in der Zaudcrstötc eröffnen. Z Leipzig. Wiener Blätter colportirtcn die Nachricht, daß Herr Dlreetor Hagse demnächst die Leiiung des hiesigen Ltadt- tbeaters niederlcgen und Gustav v.Moser bereits zu seinem Nachfolger dcsignirt sei. Da Dircctor Haase indeß noch bis zum Jahre 1876 coiitractliche Verpflichtungen gegen die Statt hat, die Frage einer Lösung derselben aber thattäck'lich noch gar nicht an die städtischen Behörden hcrangctrctc» ist. so konnte in den leitenden Kreisen auch selbstverständlich die Kandidatur des Hrn. v. Moser nicht tebattirt werden und erweist sieb daher die ganze Nachricht als ein durchaus vagcS Gerücht, daS sein kntstchen wahrscheinlich der schweren Erkrankung Haasc'ö lind den Wünschen einzelner DirectlonS-Kandidaten zu verdanken bat. Vermischtes. * Ein Schmerzensrui aus dem Gefängnisse. Das Londoner „Echo" veröffentlicht einen Brief von einem trans- portirtcn Eomnnmisten, einem Journalisten, der wegen gewisser Artikel, die er «nährend der Dauer der kommune geschrieben, z» lebenslänglicher Transportation vcrmthcitt wurde. Derselbe ist von der Insel Nou, 28. Januar 1878. tatirt und enthält unter Anderem Folgendes: „Die Insel Nou ist das Gcfängniß der Galeerensklaven, verschlimmert durch daS Exil. Ja, das Bagno mit allen seinen Schrecken, seinen Apparaten, seinen Hütern, «ei nen Henkern, seinen Strafen. Was «age ich? ES giebt daselbst welche, die neu und fürchterlich sind. In Toulen wagte man nicht Alles. Frankreich dürfte den Klang unserer Beschwerten gehört haben. Hier ist alle Scham in den Wind gcworscn. Die Tortur ist wieder hergcslcllt und täglich an der Arbeit. Ich habe mit meinen eigenen Augen Unglückliche gesehen, deren Finger durch Daumschraubcn zerbrochen wurden. Ich habe Sintere ge sellen, die an den Füßen, den Kopf nach unten, stundenlang aui- gchängt wurden, schwer athmciid, im Delirium. Endlich habe ich Einen gesehen, der gepeitscht wurde und dessen zuckendes Fleisch nach sedcm Pcftschenstreiche mit einem glühenden Eisen gebrannt wurde .... Es giebt in der Straianitalt vier Burschen, deren einziges Geschält das Peitschen ist. . . . Wir sind gezwungen, diese Ungeheuer zu rclpectiren: wir müssen ihre Peitsche, wie Gcßler's Hut, grüßen Die Superintendenten fratcrniftren mit einander, die Gcfangcnwärtcr alliircn sich mit den Zuchtincistcrn, die Henker zechen mit einander. Welche Banditen! Die Wärter haben die Gewalt von Leben und Tod über uns. Sic gebrauchen dieselbe gottlos und tödtcn wegen Kleinigkeiten. Ein gewisser Eharplat geht bei mir vorüber, der neulich einen Betrunkenen in den Reihen tödtcte. Er tauinelte, daö war sein Verbrechen, nicht ein Wort der Beleidigung oder Rebellion! Eharplat wurde «regen dieser großen Tbat befördert. Für Vergehen desselben Kalibers begnügen sich nachsichtige Wärter, Leute In die Strafabthcilung > zu schicken. Dort schleppt man die doppelte Kette, dort Trinkt man niemals Wein, dort arbeitet man ohne Gnate oder Pause! am Rollen von Felsen und Abtragen von Bergen ... Ich ver gaß, Dir (der Briel ist an einen Freund gerichtet» etwas über daö Hospital zu schreiben. Es Isi »lebt eine Zuflucht sür die Unglück lichen, ein letzte« Slsvl; es Ist ein gräßliches Lazareth, wo man das TodeSröchcln beschwichtigt und die Sterbende» in ihrer letz ten Agonie peitscht. Der Hüter dieses LazarcthS ist ein Doctor, dessen Leben I» Trinkgelagen und so niederträchtigen Schwclge- erdracht wird, daß er von allen wird. Ohne den Schatte« elui kerbenden in ihren Betten zu erdrosseln. Die l stern finde» dies entzückend und stehen mit dem dem besten Fuße." In diesem Tone gebt der B ^ „ schließt mit einem April an die Mütter. Brüder und Schwestern der VerurtheUten. Wird dir französische Regierung zu solchen Anklagen schwelgen können 1 ^ * Aus einer arokn Stadt BaternS wird uns ei« Fall großen Aberglaubens erzählt. Eine Frau, die mit ihrem Schwager ein iiinigc« Frcundlchaftsb-ndntß geschlossen, verlor Viesen gekerbten Schwager, weil er starb. Die Sehnsucht nach dem Todtt» guält die arme Frau indcß so sehr, baß sie nicht nur, wle Liebende ober sebnsuchtsinnlge Mensche» zu den Sternen spricht, nein, e» läßt ihr nicht Ruh. sie will wissen, wie rüdem Abgeschiedenen in lenem Leben geht. Da die Postverbinkung aber zwilchen hier und dort noch nicht bergestellt <s», sie auch nicht warten kann und will, bis sie ihn „drüben" wieberstnbet, so erglebt Ne sich, wie Faust der Magie, daß ivr durch Geistes Kraft und Mund, manches Geheim nis, werte kund, und reist zu einer modernen Hexe, einer Karten legerin und EwIgkeitSverschreiberin. durch deren mhsterlöse Lilie sic mit dem jenseitigen Schwager in Korrespondenz zu treten hofft und die ihr Unwesen In Würzburg treibt. Angekommen in den Räumlichkeiten der vermeintlichen Zauberin erfahrt sie, daß ihr geholfen werben kann und nach Bernttguna eines großartigen Blödsinns, um den Geist zu citiren, darf die liebende Schwägerin den Geist anrcdcn und dieser dictlrt daraus natürlich unsicht- und unvörbar der Alten die Antwort, die diese unter heftigen Zuck ungen niederschreibt. Der kurze Dialog war folgender: „Theurer Schwager, bist Du da?" — ..„Ja, ich bin schon da, theure Schwägerin." " — ..Wie geht eö Dir?" — ,, „Gut, betet aber sa recht oit und viel für mich, wenn ich eS auch früher nicht wollte; sieben Mal verpflichte Dich zu communicircn. Grüß Euch Gott!" " — Länger hielt die gute Alte wahrscheinlich die Zuckungen nicht auö und der Geist warb entlassen. Die gläubige Schwägerin aber fühlte sich beruhigt, reiste zurück und communicirte sieben Mal für den Tobten. Diese Duinmhclt ist den» doch rührend. Sie klingt wie ein Märchen, ist uns aber glaubhaft alS wirklich vorhanden geschildert worden. So siebt cd beut zu Tage noch in der Mcnschhelt aus, solcher Wahnsinn kann sich noch auf reli giöser Basis eneugen. Schrecklich! — * Das Schulwesen Berlins, soweit eS unter der Leitung und Oberaufsicht des Magistrats bezw. der städtischen Sebuldeputation steht, umfaßt 8 Gymnasien, 2 Gewerbeschulen, 8 Realschulen, 2 höhere Töchterschulen, 21 Gemeinde-Knaben- schule», 21 Gemeinde-Mädchenschulen, 32 gemilchte Gemeindc- sebulen (darunter 8 ausschließlich für die katholische Jugend be stimmt), 8 gemischte, 4 Mädchen- und 3 Knabcu-Parochialschulcn, in denen Kinder sür Rechnung der Commune unterrichtet werten, und 88 höhere Töchterschulen, 21 mittlere Töchterschulen, 15 mittlere Knabenschulen, 8 höhere Knabenschulen, 3 Elementar- Töchterschulen. 2 gemischte Mittelschulen und 1 Handelsschule in welche» keine Kinder aus Kosten der Commune unterrichte werde». Eö stehen mithin unter dem Patronat der Statt 6 Gymnasien, 8 Realschulen, 2 Gewerbeschulen, 2 höhere Töchter- «chulcn, 74 Gcmelndeschulen, 0'.« Privatschulen, zusammen 18!) Schulanstalten, von denen 92 dem Elcmentar-Unterricht, 38 de», sogen, mittleren Unterricht, 44 dem höheren Unterricht, 6 dem Gymnasial-, 8 dem Real- und 3 dem Fach Unterricht gewidmet sind. Die Zahl der Klassen läßt sich nur bei den Gemeinbeschule» mit Bestimmtheit angebcn, sie beträgt dort, mit Ausschluß der 49 Klassen in den 8 katholischen Schulen, 4l7 Knaben- und 418 Mädchenklassen. — An den 6 Gymnasien unterrichten, die 6 Di- rcctorcu nickst mitgercchnet, 41 Oberlehrer, 73 ordentliche Lehrer, 10 wissenschaftliche Hilfslehrer. 10 technische Lehrer, 24 außer ordentliche Lehrer; das Lebrerpcrsonal der beiden Gewerbeschule., setzt sich, die Dlrcctoren jedesmal ausgeschlossen, aus 17 Ober lehrern, 17 ordentlichen, 8 wissenschaftlichen, l) technischen Hilfs lehrern und 4 Elcmcntarlchrern zusammen: dasienige her 6 Real- schulen aus 24 Oberlehrern, 56 ordentlichen, 82 außerordentlichen Lehrern, 2 wissenschaftlichen, 7 technischen Hilfslehrern und lg Vorlchullchrern. An den beiten städtischen höheren Töchterschulen aintircu 8 Oberlehrer. 20 ordentliche Leister, 14 Lehrerinnen, 5 außerordentliche Lehrer und 5 außerordentliche Lehrerinnen. Im Ganzen sink demnach an den 18 städtischen höheren Lehr anstalten 891 Lehrer und 19 Lehrerinnen angcstellt. An den 74 Gcincindcsck'ulcn amtiren 1192 Pelsonen, nämlich 73 Haupt- lchrcr, 855 Lehrer, 182 Lehrerinnen und 802 Handarbeits-Lehrer innen. Rechnet man dazu noch 9> Schnldicner und 2 Rendan ten, so erglebt dies eine Gcsammtzahl der im städtischen Schul dienst Angestellten von 1695 Personen, ungerechnet die Lehrer und Lehrerinnen an den »9 Parochial- und Privatschulen. * E i u F raucnstaa t. Unter den holländischen Besitzung«, befindet sich ein hcmcrkcnöwerthcr kleiner Staat, der sowohl in seiner Veriassnng als auch in seinen elgenthümlichen Sitten die kühnsten Träume der amerikanischen Kämpfer für Fraucnrcckste übcrtrifft. Am der Insel Java, zwischen den Städten Batavia und Samarang, liegt das kleine Königreich Bantam. Obgleich es Abgaben a» Holland zahlt, ist cs doch ein unabhängiger Staat, politisch ohne Bedeutung, ist cs dennoch glücklich, reich und wird seit undenklichen Zeiten von Frauen regiert und vertbeidigi Der Herrscher des Landes ist in der Thal ein Mann, allein das ganze übrige Ncgi'crungopersonal gehört dem schönen Gesch'cchtt an. Der König ist ganz abhängig von seinem StaatSministeriliin welches ans drei Frauen besteht. Die höchsten Autoritäten, alle Staatsbeamten. Hoschargcn, Kriegsührcr und Soldaten sind ebne Ausnahme weiblichen Gcschleckstes. Die Männer sind Lantbe- bauer und Kanficutc. Die Leibgarde des Königs ist aus den vornehmsten Frauen zusammengesetzt. Diese »Amazonen reiten wie die Männer und tragen scharfe Stahlspitzen anstatt der Sporen. Sie führen eine spitze Lanze, welche sie muthig zu schwingen verstehen, und eine Muökete, welche sie im vollen Ga lopp abfcuern. Der Thron vererbt sich auf den ältesten Sohn deS Königs; falls jedoch der König ohne Erben stirbt, versam meln sick' ilff» gewählte Amazonen und wählen einen Nachfolger aus ihren eigenen Söhnen. Der Erwählte wirb bann als gesetz mäßiger König auSgeruien. Die Hauptstadt dieses kleinen Reichs liegt an einem reizenden Thclle der Insel in einer trucht- baien Ebene und wird durch zwei gut unterhaltene Festungen bcriheidigt. * Der Modoc-Häuptling..Kapitän Ja ck." Ein In der „Momlng-Post" abgcdrucktcr Briet eines amerikanischen Artlilcricosstcicro an einen Freund in London giebt eine inter essante Schilderung des berühmten „Kapitän Jack". Der Brief ist Lager Tule Lake, 5. Juni, datirt und lautet etwa: „Wir haben gcgcnwärilg 118 ModocS im Lager, danintcr Kapitän Jack. Es ist ditö die schmutzigste, wildest aussehcnbc und elendeste Bande von schwarzen und kupscriarbeucn Schurken, die ich Icmcils gesehen. Jack ist noch der am besten Ausschende In der Truppe. Er hat eine belle Kuyferfarbe und wilde, glänzende schwarze Singen, wenn daö buschige schwarze Haar zurückgeschovcn ist, eine ziemlich hohe Stirn, hcrvorstchcnbe Backenknochen, ein breites Gesicht, in welchem Individualität. Mutt) und Selbstvertrauen ausgeprägt sind, »«ährend Kinn und Lippen viel Fertigkeit aus- krücken. Er sitzt unter seiner Schaar wle e ne kupferfarbene Marniorstatue. Sein LIcblingswcib ist stets um ihn und scheint ihn sehr zu lieben, wie er sehr seiner Tochter zugethan scheint, einem sechs bis siebe» Jahre alten Kinde, daö stets die anderen Kinder, bis sic laut amschrelen, an den Haaren rupft und io die königliche Superlorität über den plebejischen Theil der willen Gemeinde geltend macht. Unser Lager ist jetzt sehr groß, da wir um zwei Kompagnien, den Kommando - Stab und die Warm- Spring-Indlaner, welche in dem letzten Feldzüge uns so wesent liche Dienste geleistet, verstärkt worden sind. Die Letztgenannte hatten sich gestern in Ihrem Lager eine lustige Nacht gemacht, indem sie Scalp- und Kriegstänze und Pantomimen drei Stun den lang aussührtcn. Zwölf von ihnen stimmten einen leisen monotone», gar nicht aushören wollenden Gesang an, der bis weilen durch einen Hcnlriis ober eine Reihe solcher, wobei Sille mit cinstcieii, unterbrochen wurde. Zwei Hörner und drei Tmn- bourlnö begleiteten den Singsang. Unter dem sürchterlickistin Heulen und Schreien machten sie einen Gefangenen, den sie gnack erschossen, entkleideten und da»» scalplrten. Hierauf wurde ci» Schcinkamps zwischen zwei ModocS und zwei Warm-Springs ausgciührt, in weichem die letztere» natürlich siegten und sieb die Scalpc ancignctcn Dann veranstalteten sie eine Ueberraichung deS Kapitäns Jack, den sie fesselten und !m Triumphe mit einem Strick um den Hals herumsührten. Hierauf wurde ein Rundtanz um ein Feuer aukgeführt. Drei Krieger hatten nur einen Streßen
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