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Deutsches Reich. — Berlin, den 4. August 1928. ° Bon der Tratschen Reichsbahngcfellschaft. Ar Stelle des verstorbenen Mitglieds des Verwaltungs rats der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft, Reichsbahn- direktionspräsident Sarre, ist vom Treuhänder für die Eisenbahn-Obligationen der Geh. Baurat Paul H a- b i ch zum Mitglied des Verwaltungsrats der Deutschen Reichsdahn-Gesellschaft ernannt worden. ° Die Ratifizierung deS Saarabkommens. Am Donnerstag, den 6. August, beginnen im Sitzungs saal der Handelskammer zu Saarbrücken die Be sprechungen über die Verteilung der Kontin gente aus dem Saarabkommen. Man hofft m den saarländischen Kreisen sowohl von selten der Arbeitnehmer wie der Arbeitgeber aufs bestimmteste vamit, daß das Saarabkommeu vom Reichstage ratifi ziert werden wird, da sonst die wirtschaftlichen Schwie rigkeiten des Saargebietes inS Unerträgliche anwachsen werden. ° Eine deutschnationale Fnterpellatio« über Schneidemühl. Die deutschnationale Volkspartei hat im Reichstag folgende Interpellation eingebracht: In einseitiger und rücksichtsloser Ausführung der ge troffenen Vereinbarungen und der Anordnungen des Völkerbundes und der Schiedsgerichte hat die Polnische Regierung in den letzten Tagen mehr als 30 000 Deutsche von Haus und Hof vertrieben. Wir fragen die Reichsregierung: 1. Was hat sie getan, um diese Maßnahmen der polnischen Regierung zu verhindern? 2. Was hat sie getan, um die Vertriebenen vor dem bittersten Elend zu bewahren? 3. Was ge denkt sie zu tun, um, gegebenenfalls unter Anwendung von Vergeltungsmaßnahmen, die deutschen Einwohner Polens gegen weitere derartige brutale und unmensch liche, eines Kulturstaates unwürdige Maßnahmen zu schützen? ° Niederschlagung von Darlehen an Ausgewiesene. Der Reichsminister für die besetzten Gebiete gibt die Richtlinien für die Niederschlagung der an Ausge wiesene gewährten, nicht abgedeckten Darlehen und Vor schüsse auf Sach- und Personenschäden bekannt. Der Antrag auf Niederschlagung ist von den ehemals aus gewiesenen Reichs« und Länderbeamten und den ihnen gleichgestellten Personen bei der vorgesetzten Dienstbe hörde, von den Kommunalbeamten bei der zuständigen Fürsorgestelle, von den übrigen Ausgewiesenen bei der zuständigen örtlichen Fürsorgestelle des Roten Kreuzes schriftlich oder zu Protokoll zu stellen. Eine Nieder schlagung von Darlehen und Vorschüssen kommt in der Regel nur dann in Frage, wenn die Wiedereinziehung der Schuld nach Lage der Verhältnisse ausgeschlossen oder wenn sie die wirtschaftliche Existenz des Schuld ners gtzfärden oder ihn in schwere wirtschaftliche Not bringen würde. — Aus verzinsliche Darlehen zur Wie deraufrichtung der Existenz finden die vorstehenden Bestimmungen keine Anwendung. ° Berlin. Auf dem hier zurzeit tagenden Deutschen Studententag wurde festqestellt, daß gegenwärtig 5000 Aus länder auf deutschen Hochschulen studieren, gegen 15 000 in der Inflationszeit. ° Altenburg. Hier fand eine Tagung der deutsch- demokratischsn Jugend Deutschlands statt. o Mainz. Die Besatzung verbot das Jugendturnen des Main-Gaues in Groß-Gerau. AMandS-RlMdschau. Tis Bahnlinie nach Tazza zerstört. -> Meldungen aus Marokko bringen über die Er stürmung der französischen Stellung Ain - Bou-Aissa durch die Rifleute nähere Einzelheiten. Danach soll fast die ganze Besatzung in die Hände des Feindes gefallen oder getötet worden sein. Die Rif leute setzen ihre Vorstöße gegen die Bahnlinie nach Tazza fort. Es gelang ihnen, Teile der Strecke zu zerstören und einen französischen Trans portzug zur Entgleisung zu bringen. General Primo de Rivera hat in Tetuan zwei Abgesandte Abd el Krims empfangen und ihnen die von Spanien und Frankreich verabredeten Friedens bedingungen mitgeteilt. Des Mitleids Liebe. 12 Roman von Robert Fuchs-Liska. Wappler setzte sich mit zitternden Knien auf den Stuhl am Fenster. „Gnädige Frau — das war ein unüberlegtes Wort, für das ich Sie im Stillen oft um Verzeihung bat. Auch heute tue ich das wieder, wenn Sie es mir zu sagen er hüben: Vergessen Sie die Beleidigung!" „Ich weiß, wie Sie es meinten . . . allein, damals wußte ich es nicht zu würdigen. Ich sah noch immer einen Weg aus dem Wirrsal, in das mich der plötzliche Tod meines Mannes verwickelt hatte." „Ich hatte eS so Alt gemeint " klang es schüch tern und mit so herzlicher Stimme zu Suse herüber, daß etwas in ihrem Herzen dankbar die kühlende Hand em pfand, die dem inneren Brennen ein Labsal bot. „Und wenn ich Ihnen nun heute gestehen muß, daß ich keinen Pfad weiß, der aus dem Fürchterlichen einer großen Enttäuschung führt — wenn ich Ihnen nun sage, daß üh nicht nur um meiner und des Kindes Rettung willen, sondern auch im Gefühl eines unaustilgbaren Haßes, das nach Vergeltung lechzt, jetzt nach der Hand greife, die Sie mir boten?" Wappler senkte den Kopf und schloß die Augen, in denen der Schmerz als bitterer Tropfen brannte. Sei nes Mitleids Liebe war groß und rein — seines Herzens Glück aber hatte in der stillen Verehrung bestanden, mit der er unbeachtet das junge, schöne und vornehme Weib umwoben, als er heimlich das Kind zu küssen wußte, das Wohl widersprach sein Gewissen der seltsamen Erfüllung eines nie ganz ausgedachten Wunsches: >as Recht zu haben, die geliebte Suse vor der Welt Tas amerikanische Anlage-Kapital. Nach amtlichen Statistiken hat das ins Ausland geflossene amerikanische Anlagekapital in den ersten sechs Monaten des Jahres 1925 die Höhe von 551 591 000 Dollars erreicht. Der Gesamtbetrag des im Ausland angelegten amerikanischen Privatkapitals ist neuneinhalb Milliarden Dollars. Im ersten Halb jahr 1924 belief sich das amerikanische Anlagekapital im Auslande auf 379 700 000 Dollars, in der zweiten Hälfte auf 830 087 000 Dollars. Ausländische Korpo rationen, die lediglich von ihrem eigenen Kredit ab hängig sind, erhielten kaum ein Viertel der amerika nischen Anleihen, trotzdem aber war eine Zunahme von ungefähr einem Siebentel im verflossenen Jahr bemerk bar. Von den Anleihen des ersten Halbjahres nahmen die europäischen Nationen 236 600 000 Dollars; Südamerika 157 081 000 Dollars; Kanada 131 910 000 Dollars; die asiatischen Nationen 31 000 000 Dollars auf. Die deutsche Industrie erhielt 36000 000 Dollars. China verlangt Verhandlungen. --- Nach einer Pekinger Havasmeldung hat der chinesische Außenminister an den Doyen des diploma tischen Korps in Peking eine Note gerichtet, in der darauf hingewiesen wird, daß schon zwei Wochen seit der Ueberreichung der letzten Note über die Zwischen fälle in Schanghai verstrichen seien, ohne daß die vier Mächte eine Antwort gegeben hätten. Das chinesische Außenministerium legt dem Diplomaten nahe, so schnell wie möglich das Datum für Eröffnung von Verhand lungen über die Schanghaier Zwischenfälle mitzuteilen. Die Folgen für die weitere Verzögerung fallen auf das diplomatische Korps. . Die peravsetzung der Umsatzsteuer auf Mrd Mlt 205 Stimmen der Regierungspartcie! g s 152 Stimmen der Linken, der Demokraten nuo Völkischen abgelehnt. Es bleibt bei 1M die allgemeine Umsatzsteuer und PrMM! . Luxnssteuer. Gebilligt wird der AusschußbeichMv-" ° Länder und Gemeinden keine Beherbergung! mehr erheben dürfen. aeaen Die Offenlegung der Steuerlisten wird mit » 130 Stimmen abgelehnt. Angenommen nm L ü 30 Stimmen wird der demokratische Antrag, Veranlagungsausschüssen bei den Finanzämtern sichtnahm- in das Veranlagungsergebnis. gew-w werden soll. Der Rest des Verkehrssteuergcsttzes .weiter Lesung g.nchmigt. Es folgt die zweite Lesung des Biersteucrntic? -- Handeisna-nchten. Berliner Börsenberichte vom 3. AugA — Tevisrnmarkt. Größere Veränderungen in den Hauptvaluten nicht zu verzeichnen. Kop und Oslo lagen etwas schwächer. » — Effektenmarkt. Das Geschäft ruhte MS Nur vorübergehend trat eine leichte Eryom u — Produttenmarkt. Für Roggen hatten Mühlen nur wenig Bedarf. Mehl blieb nach w e kaum gefragt. Hafer und andere Futterstosse w» zwar angeboten, fanden aber nur geringen Neuer Hafer war zum erstenmale am Marn. Futterstoffe nur augenblickliche Bedarfsbefrie 8 Oelsaaten lagen still. Pari-. Der Pariser Bankbeamtenstrekk umfaßt 7< Prozent aller Bankangestellten. Paris. Gegen die Eingeboreneu-Revolte in Syrien hat General Sarreil eine Strafexpedition durchgeführt. -t- Sofia. Im Kommunistenprozeh wurden weiter elf Angeklagte zum Tode durch den Strang verurteilt. -i- Buenos-AireS. In Südargentinien wird eine große Bahnlinie mit einem Kostenaufwand von zwei Millionen Pfund errichtet werden. Tokio. Der greise japanische Staatsmann Kato ist wiederum mit dem Ministerpräsidium betraut worden. Zorlsetzung der Steuerberatung. Ans dem Reichstag. — Berlin, 3. August 1925. Die zweite Lesung der Steuergesetze wird fortgesetzt bei den Vcrkchrssteuern, und zwar mit der Einzelberatung über die Umsatzsteuer. Sie soll nach dem Kompromiß 1,25 Prozent ausmachen. Demgegenüber beantragen die Demo kraten sie auf 1 Proz. zue rmäßigen. Dle Sozialdemo kraten fordern, daß die Umsätze von Lebensmitteln umsatz- steuerfrei ,ein soll, und daß die Umsatzsteuer vom 1. April 1926 ab nur Vs Proz. betragen soll. Die Abstimmungen werden, da das Haus sehr schwach besetzt ist, verschoben. Zur Besprechung kommen hieraus die Bestimmungen über das Verfahren. Abg. Dr. Fischer (Dem.) fordert die Nennung der Namen der wegen Aus orderung zur Steuersabotage Verur teilten. Es handele sich um Persönlichkeiten, die noch immer m der Oefsentlichkeit eine Rolle spielen und ihr staatsgefähr- Uches Treiben vielleicht fortsetzen. Abg. Hertz (Soz.) tritt nochmals für Offenlegung der Steuerlisten ein. Bei -er Abstimmung werde« die Bestimmungen über die Kapitalverkehrssteuer und die Wechselstcuer nnverändert angenommen. Bei der Grunderwerbs- steuer wird ein Antrag Behrens sDntl.) einstimmig angenommen, der den Grunderwerb durch Anstalten der öffentliche« Wohlfahrtspflege vo« der Umsatz steuer befreit. Bei der Umsatzsteuer wir- der Antrag auf Befreiung der Handelsvertreter mit 205 gegen 152 Stimmen abgelehnt. Abgelehnt wird auch der sozialdemokratische An trag auf Freilassung sämtlicher Lebensmittel mit 224 gegen 131 Stimmen und der völkische Antrag aus Freilassung der im Inlands erzeugten Lebensmittel, sowie der demo kratische Antrag zu gunsten der freien Berufe. Die Steuerbefreiung der Konsumgenoffenschaften wird mit 233 gegen 124 Stimmen abgelehnt. Zur Luxnssteuer wird ein Antrag angenommen, -re hoch wertige Qualitätsarbeit zu schonen. Die Aufhebung der Luxusstener wird abgelehnt. als sein Weib schützen zu dürfen und sie vor seinem Mit- leid gegen den Sturm des Elends gerüstet zu sehen. Und dennoch konnte er nicht anders, als der innigen Regung nachgeben, die ihn trieb, das zu erfüllen, was seine ein fache, ehrliche Seele so gern allem Lebendigen schenken wollte: Schützen und voller Liebe in Schutz nehmen, was unselbständig und hilflos dem wirbelnden, brechen den Dasein gegenübergestellt war! Er sah sich in seinem Zimmer um, und sah die Vögelchen, die er hütete. So würde er Suse lieben müßen fortan, wie er die kleinen schwachen Tierchen lieben mußte . . . und er erschrack, denn dort den Staren hatte er das Wort gelehrt, das der Vogel leise und deutlich in die Stille des Zimmers flüsterte. Suse! Da barg der jetzt selbst hilflose Mann Pein weinendes Gesicht, und wußte die Antwort nicht, mit der er Suse das Versprechen geben wollte, sie zu schützen u. zu achten. Suse! — Wieder sagte es der Vogel kosend und rem, cüs spräche eine Stimme aus der Welt über den Ster- nen bittend den Namen. Da heiligte das junge Weib den mmmer Nneder- kehrenden Augenblick, indem sie ihr Kind zu dem Manne führte und sägte: „Bitte unsern lieben Vater, daß er niemals wieder weinen soll!" Und Trudchen legte die weichen Kinderarme um den ^neigten Kopf des Mannes und küßte innig die Hände, Lenen sie so manches Gute verdankte. Da strich auch Suse dankbar über Wapplers Haar. Und als sie die Wärme der Berührung empfand, gmg ein tiefer, reiner Friede frei von allem Haß durch ihre einsam gewordene Seele. „Zch WM berühmt werdens Zu des Märchenvichters Anderse« 50. Toves (4. August 1925.) , Knabe, und machte große und ernste Augen. Dann zog er die Mutter auf einen Stuhl o sich und begann von den merkwürdigen, Männer' erzählen, über die er soviel gelesen und oew p nacheisern wollte. „Erst hat man gewaltig wärtiges durchzumachen und dann Wird man bcriw^ schloß er, „das ist immer so, Mutter. Und m» Widerwärtigkeiten will ich schon fertig werden. Aber es vergingen noch mehrere Tage, und Bitten und Tränen des Jungen waren notwenv^^c sich die Mutter seufzend darein fügte. Ihr , vaö Sinn konnte sich nicht so leicht damit abfindeW ihr Hans Christian so Außergewöhnliches un habe, und um sich ganz zu beruhigen, schickte ge ,,,, dem Hospital und ließ sich ein altes Weiblein koA'^, das aus den Karten und dem Kaffeesatz zu lest" stand. .^l' - Es war eine aufregende Stunde, als das Weibchen erschien. Hans Christian rutschte unzeo»,^ auf dem Stuhle hin und her, denn daß man zu " Werk erst einer ergiebigen Kaffcestärkuna benoM', Krach! ... Das Geldschwein zersprang^ in Stücke. Der langaufgeschossene Junge, der e trümmert hatte, rieb sich ein wenig die »a w gaß aber den kleinen Schmerz sofort über der v „ eine Anzahl blanker Reichstaler über den Tym zu sehen. _ -ief „Dreizehn Taler habe ich mir gesparr' „nun ziehe ich in die Welt". Die kleine Frau kam eiligst gelaufen, pe nicht, was sie zuerst anstaunen sollte, das man oder das merkwürdige Gehabe ihres um Haupteslänge überragte. Sle zahlr s MIW»' einmal Taler für Taler. „Dreizehn Reichstaier, genau, mein Junge," sagte sie, das 'ü. A» b veü Sümmchen für einen, der ein SchneiderlehrlMg „Mutter, nun kommst du mir schon wieder mit. Ich werde nie im Leben ein Schneider. „Was willst du denn werden," fragte die in ihrer ruhigen Art, „armer Leute Kinder, die anderes lernten, als was ihnen die Dorfschule w und recht bieten konnte, sind nur für ein WA »öS tauglich, und auch für dieses nur, wenn sie geschm fleißig sind." , v-r „Ich will berühmt werden, Mutter," sagte Wenige Stunden später war das Haus M» die fröhlichen Vögel. „n Vergeblich klopfte jemand ans der Villa neben« die festverschloffene Tür . . . immer und immer Nichts antwortete aus dem alten Häuschen, als die 1 ternoen Roller der Kanariensänger, in deren Kadenzen der Star ab und zu einen gellender! schrillte. Dann verklang der Schritt des enttäuschten M" im kahlen Gärtchen. Wappler brachte Suse und das Kind in eine Pe Sie sprachen auf der Bahn kaum mehr als wendige Worte. Um so länger aber hatte die hc redung gedauert, die die beiden noch in der Vag Wapplers gehabt hatten. , So endete für Suse der traurige Tag nun nn der großen Stadt, deren Toben achtlos über Leiden der Menschen ging . . . einerlei, wasdi« » samen Schritte ihrer Erbarmungslosigkeit zertra §8 in andere Bahnen fegten, auf denen mehr noch _ das Traurige lauerte, das sie in den Wirbel des geschleudert hatte. Und war es auch der Friede des Glückes nicy^ xi Suse so süß geträumt, so häßlich entweichen Wb, hcH war doch der Friede vor sich selbst und vor der Stimme ihres Herzens, den sie die scheue und m Zurückhaltung vornehme Verehrung Wapplers den lehrte. Als er sich von Trudchen mit einem herzM verabschiedet hatte, um nach Haus zurückzufam-n, Suse sich vor dem jetzt vielleicht Unausbleiblichen. sFortsebuna!°l0- A«, Kn ihm 8 E d Wie noch k?. vmne ? ß ' . . UN k'eberhc ^s-innb! Vh Or < Verde >4 nun dc i", la?" 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