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so. Jahrgang. 87. Sonntag. 27. Februar ISIS. »l«r«,ljl»r»ch t» DreÄ>.n»eI»««ImaU-er Zutn-un- <-n E««n. imd Mont.gen nur einmal» r,»5 M . I Y1»,roinoi7-K)no?so Die einlpalllge Zeile <ciwa S Silben» I0Pt„ BerjUgiMtze und «n,ei,en in »lummein nach «»»». >n den vorarlen z,»0 M. «ei elnmaii.eeZÜllellun, durch die Po»! d M. tehne Bestellgeld». I ^>dd.ise. undzeirrlagentauiTarif. —AurrrSiIige A»sir»gknur gegenDerausbezahlung.— BelegtlaiilOPs. »lachbru« nur mit deutlicher Quellenangabe l.Lreabner Viachr."» »uIIWg. — Uiwerlangie Echrlsislücke werden »ichi LUsbewatzr!. Me Einschliehung von Durazzo. Unsere krfolge bei Verbnn. — Kurlands große Sorge. — Die Führung des Unterseelneges. — Lebhafte Fliegertiitigleil au der Sstsront. — Stalleuische Maßnahmen gegen deutsche Waren. - Die ^Rordd. Allg. zig." über Polens Schicksal. Sefterreichilch'ungarischer KriegrSericht. Wie». Amtlich wird »erlantbart den S«. Februar: Russischer und Italienischer Kriegsschauplatz. Seine besondere» Ereignisse. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Unsere Truppe« find bis an die Landen»«« östlich und nördlich von Durazzo vorgedrnnge«. Der Stellvertreter des Chefs des GeneralstabS: IW. T. B.) n HSfcr. Feldmarfchav-Lentnaat. Snakmd» große Sorge. rm. Die neuen Taten der „Mölve" kommen gerade iw rechten Augenblick. Hat sich doch die Sorge über den Frachtraummangcl und alle damit zusammenhängenden Fragen in allerletzter Zeit in England erheblich acsteigcrt. Man ist durchaus berechtigt, zu sagen, daß das Fracht raumproblem im Augenblick dos Zentrum aller kriegswirtschaftlichen Fragen in England bildet und dast es damit zu einem der wichtigsten Probleme der englischen Kriegführung überhaupt geworden ist. Sängst ist die Zeit vorüber, wo man in England die Fracht- raumfrage wohj als eine Unannehmlichkeit, aber nicht als eine tatsächlich« Bedrohung der gesamten kriegswirtschaft lichen Lage ansah: längst ist die Zeit vorbei, wo man durch alle möglichen Berechnungen die Bedeutungslosigkeit des Fortfalles dieser oder jener Tonnagemcnge zu erweisen luchte, um Las Publikum zu beruhigen. „Jedermann, der sich überhaupt mit de« Ursachen der hohen Preise und der teuren Lebenshaltung beschäftigt hat, weist heute von der bestehenden Knappheit an Handelsschiffen", so beginnt der „Manchester Guardian" vom 19. Februar einen Leitartikel über „Schiffe, Krieg und Handel". Heute weist man tu England, dast mit jeder Woche die Knappheit an Schiffsraum zunimmt, ohne datz eine ent sprechende Abhilfe geschaffen werden kann. Während zu einer Zeit, wo die Verhältnisse noch anders lagen wie heute, der Verlust von 10 oder 20 Schissen oder einer Tonnage von SO- oder 60 OM Tonnen noch eine vergleichs weise harmlose Angelegenheit war. ist die Bedeutung solcher Tatsachen in dem Maste gewachsen, wie überhaupt dem freie» Handel nur noch ein Ausschnitt der im Frieden vorhandene« Handclsschiffahrt zur Verfügung steht. Wenn man bedenkt, datz durch die Requisition der englischen Re gierung etwa 38 Prozent der britischen HanöclStonnagc dem freien Verkehr entzogen sind, datz ferner ungefähr sieben Prozent durch die Tätigkeit unserer Marine, insbesondere unserer Unterseeboote, ferner durch Minen usiv. vernichtet worden sind, so begreift man ohne weiteres, Last für die übrigblcibendcn M Prozent der FriedcuStonnage jede neue Verringerung gcwissermastcn eine progressive Wirkung, d. h. eine progressive Verschlechterung der maritime« VerkehrSverhältnissc für England hcrbeiführen muß. ES ist schwer, von unserem deutschen binnenländischcn Staiidpunkt aus, sich diese Wirkung zu ver gegenwärtigen: man kann sie etwa damit vergleichen, dast ein großer Teil unseres staatlichen Eisenbahnnetzes plötzlich der Vernichtung oder Austcrbetricbstcllung im Kriege an heim fiele. Man wird dann ohne weiteres verstehen können, datz diese Frage den Engländern eine Sorge be reitet, wie sie während dieses Krieges noch keine andere WirtschastSsrage ihnen bereitet hat. Daß eS der „Möwe" gelungen ist. bisher einen Schiffsraum von etwa 03 000 Tonnen dem Welt Handelsverkehr zu entziehen, ist nach dem Gesagten eine Leistung, welche die Engländer schwer treffen muß, ganz besonders auch deshalb, weil sic diese Leistung zu den hochtrabenden Aeußcrungcn in einem Widerspruch scheu, welche erst kürzlich der Ministerpräsi dent Asquith ,nachte, als cv verkündete, die englische Flotte hätte die Meere von der deutschen Flotte gciäubert. Ma» > vergegenwärtige sich nur, daß allein diese 04 000 Tonne» etwa 10 Prozent der im Jahre 1915 aus englischen, schvtti ! schcn und irländischen Wersten erbauten Schisse allsmacht. Oder man nehme als Vcrglcichmatzstab die Taliache, dast jene vom Melthandclsvcrlehr entzogenen 63 000 Brntto- Register-Tonnen eine Ladefähigkeit von etwa 75 000 Tonnen Getreide ausmachcn würden: wenn man bcdcntt, das; die Bevölkerung von London in der Woche ungefähr 90MO Quarters Weizen benötigt und dast 75 000 Tonnen etwa eine Menge von 315 00t» Quarters bedeuten, so würden also obige 0 3 0 0 0 B r u t t o - R c g i st e l - T v u n c n , wenn für den G c t r c i d c v c r k c h r verwandt, die London.er Bevölkerung für etwa vier Wochen mit Getreide versorgen können. Die Engländer wissen genau, was die Taten der „Möwe" bedeuten und der „Manchester Guardian" kann in dem genannten Leitartikel seine ernste» Besorgnisse nicht mehr verheimlichen. Es wird kein Hehl daraus ge macht, dast auch nur w c n i g c Unterseeboote oder ein einziger schneller K r c u z c r, der auf die Jagd nach Handelsschisseil geht, angesichts der jetzigen Fracht-j raumkrtsis als g roste Gefahr z» betrachten sind. Der j „Manchester Guardian" schreibt: „Die Erhaltung und Ver besserung unserer Verteidigung zur Sec ist die grund legende Vorbedingung der Lösung des Lchiffahrloplvblems. Die deutschen Unterseeboote erheben noch irninor eine» Zoll von unseren Schissen. Dieser Zoll ist wohl geringer ge worden und Deutschland must für ihn schwer bezahlen. Aber er wird weiter erhoben und der Fall des „Appam" zeigt uns, dast ein vergleichsweise!: Mißerfolg nur unsere Feinde zu neue» Methoden augcstachelt hat. Ein einziger schneller, gegen unseren Handel gerichteter Kreuzer mag uns viele Schisse in wenige« Wochen kosten und umgekehrt kann ein Schiff oder eine unserer Maßnahme», welche solch einen Zerstörer unschädlich macht, für uns die wertvolle Rettung aller dieser Schisse bedeuten." Ter „Manchester Guardian" legt aus diese militärische» Abivchrmastnahmcn um so größeres Gewicht, als er au ökonomische Avwehr- mastnahmcn zur Behebung der Frachtciruvt nicht glaubt. „Wir haben schon früher gezeigt", so schreibt das Blatt, „daß die Schwierigkeit nicht dadurch überwunden werden kann, dast man einfach Frachtsätze fcstsetzt oder britische Schiffe dazu zwingt, sich ausschließlich dem britischen Han del zu widmen. Tic Grundlage der ganzen Störung ist die tatsächliche Knappheit an Schissen, welche auch der genialste Einfall nicht beheben kann." Diese Bemerkungen sind für nnS überaus bemerkens wert. Zeigen sic doch, dast selbst nach der Ansicht des er fahrenen englischen Handclöblattes, das seine Betrachtun gen stets auf einem fachmännischen Urteil auszuvaucn sucht, die Schädigung, welche unsere Marine der englischen Wirtschaft zufttgt, nicht durch jene orgalnsaivrischc Maß nahme ausgeglichen werden kann, ans welche das englische Publikum In seiner Berzweislugn über diese Frage alte Hoffnung gesetzt hat. Den Wagemut aber und die kühnen Erfolge unserer Marine durch rein militärische Maß nahmen matt setzen zu können, ist der englischen Regierung bisher noch viel weniger gelungen, als die Durchführung wirtschaftlicher Angelegenheiten, wofür ja die Tätigkeit unserer Unterseeboote und der Beutezug der „Möwe" den nnwiderlegbarc» Beweis erbracht hat. » lMeldiiug SeS Reutersche» Bureaus aus Teneriffa.) Der Kapitän eines der Schisse, die von de» Deutsche» ver senkt wurden, erklärte in einer Unterredung, dast die so genannte „M ö v e" ein Schiss von 200» bis 2500 Tonnen sei, das sechs 17„5-Zeiitii»etrr-Ka»v»cn, zwei Tor- veövlancierrohre und zahlreiche Minen führe. Der Dampfer soll 17 Knoten laufen können, die Besatzung habe aus 200 bis 280 Mann bestanden. Das Kommando habe ein Graf Dohna geführt. Die Besatzung des „Luxemburg" er zählte, daß sie auf dem „Westblirn" gut behandelt wurde. An Bord wurde sie von sieben, mit Handgranaten bewaff neten Deutschen bewach!. Der „Weslburn" führte 5000 Tonnen Steinkohle. jW. T. B.) Unsere Erfolge bei Verdun. Oberst a. T. Medicns schreibl in den „Münch. N. N": „Fm Kriege ist der Erfolg allein entscheidend, und er gibt auch den einzige» Ausschlag in der Frage, ob ein Unler- l nehmen zweckmäßig war oder nicht. Vergeblich suchen daher die französischen Berichte den Eindruck ihrer Niederlage dadurch abznschwächcn, das; sic uns einen bedeutenden Kräfteansivand und außerordentliche Verluste znschrcibcn. Der bedeutende Kräfteansivand war, wen» dies zntrisst. richtig, und selbst größere Verluste, als sic in Wirklichkeit waren, hätte der Erfolg gerechtfertigt. Tenn darüber kann kein Zweifel bestehen, das; unsere Truppen den Gegner nn einer seiner empfindlichsten Stellen trafen. Gerade hier :m Norden hatte die Verteidigung wohl ans gewichtige» Gründen ihre Linie ganz ungewöhnlich weit, bis aus 15 Kilometer vom Fcstnugskern, vorgeschoben. Der sorg sättige Ausban dieser Stellung während langer Zeit be weist ankcrdem, daß man sich hier nm jeden Preis halten wollte. Nu» aber wurde diese sehr starte Linie in drei tägigen Kämpfen vollends eingedrückt und der Verteidiger noch dazu auf t bis 5 Kilometer hinansgeworscn. Eine Reihe gerade im Fesinngstanipf wichtiger Stiitzpimkte fiel dabe: unseren Truppen mit den Ortichasien und Gehöften in die Hände, ebenso wie die ausgedehnten Waldstücke eine vorzügliche Deckung gegen Sicht bieten. Ter Ring nm die Festung hcit sich abermals nin ein gutes Stück verringert, und unsere Anmarschwege im 'Nor den sind kaum mehr vom Verteidiger eiiiziischcn, jedenfalls aber ebenso wie die Unterkunft bedeutend entlastet. Alles in allem dürfen wir also ans einen großen nnd durch greifenden Erfolg zuriickblicke», denen Tragweite sich noch sernec fühlbar machen wird und sich durch keinerlei Be jchvillgung verringern läßt. Tarin wird uns der Gouver neur von Verdun zu seinem Schmerze bei stimmen müssen." Weitere englische Urteile über Nerdnn. b. Die „Tlincs" schreibt: „Die örtlichen Erfolge der Deutschen können wir ganz ruhig hinnchmen. stach unseren Informationen sind nnscre sranzösischen Bniidcsgciivsscn vertrauensvoller als je und sogar geneigt, den deutschen Angriff mit Befriedigung l!!l zu begrüßen. Die Franzosen waren völlig ans den deutschen Angriff vorbereitet. Ihre Front blieb während ihres Rückzuges ungebrochen, und sie hat jetzt die gesuchte Gelegenheit erhalten, den Deutschen schwere 'Verluste zilzusligci. Natürlich ist die Schlacht noch im Anfangsstadiiini nnd dürste noch mehrere Tage an- dauern."-- „Dailu News" meinen, die Einnahme Erzeriniis habe das Ansehen der Zciitralmääste ans dem Balkan ge schwächt, und die Möglichkeit, das, Griechenland und Ru mänien sich auf die Leite der Entente stellet, würden, sei nahe gerückt. Deutschland wolle jetzt durch die Einnahme Bcrduns diesen Nachteil wieder wettmachen. Zu gleicher Zeit beabsichtige es, der großen Offensive der Alliierten ziivorzukvmmc». Wenn die deutsche Initiative aber nicht mit einem ganz unerwarteten Erfolg gekrönt werde, würben die Deutschen den Alliierten fast rückhaltlos dle Karte in die Hand spielen, da ihre Verluste groß sein würden und der Eindruck eines Richtcrfolgcs kläglich. Wenn die Herrschaften nur erst abmarten und sich vor allem des gründlichen Mißerfolges ihrer eigenen Offensive im vorigen Herbst erinnern wollten! Es ist immer dieselbe Redensart von der „siegreichen Niederlage". Die Wiener Presse über Verdun «nd Durazzo. Tie Mehrzahl der Wiener Blätter bespricht die Fort schritte der Deutschen bei Verdun, sowie der Oestcr- rejchcr und Ungarn bei Durazzo. Sie führe» aus, daß diese Erfolge die würdigste und zugleich wirkungsvollste Antwort aus die Reden der Minister Sasonow und Asguith bilden. Das „Neue Wiener Tagbl." sagt: Erst zwei Tage ist die deutsche Kraft an ihrer ernste» Arbeii, und schon hat sic einen größeren und weit wichtigere» Raumgewinn zu verzeichnen, als Fossre und French bei dem riesenhaften Vorstöße der Alliierten im September vorigen Jahres innerhalb acht Tagen zu erreichen vermocö: haben. Das „Frcmdcnblatt" bemerkt: Wie rasch und raum greifend die einzelneu taktischen Durchbrüche von den Dcvi schen durchgcführt worden sind, zeigt die große Znbl der Gefangenen. Das „Deutsche Volksblatt" sicht ebenfalls die wichtigste Tatsache bei den jüngsten Erfolgen der Dcnlschen in dem riesigen Raumgewinne, der erzielt worden ist. I» der „Oesterreich. Volksztg." beißt es: Auch diesmal war der Hieb die beste Parade. Nnn werden die künstlich ans gebauschten Siegesmeldungen der Franzosen wie >, arten- Häuser zusamirlcnstlirzeii. (W. T. B.) Die militärische Initiative ruht beim Vierbund. Tie schweizerischen Zeitungen schreiben zu den Vor- gangen bei Verdun, daß trotz aller »enen Eiinqkeits orgapisationcii der Entente die Initiative der ganzen Kriegsopcialioncu immer noch bei Deutschland und seinen Verbündeten liegt. Es habe auch leinen Anschein, daß der Vierverband irgendwie den tatsächlichen Kriegs-