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Verein« nnd 3»rm«ien. — Ter Verein „K»rlich" veranstaltete saugst »um Vesten sei iiee i>» Fel-e slehe»t>eii Mitglieder einen ltttterhaltunas » v e » » im voliveseyien Andachtssaale de- Kdrlichschen Gesttst». n» Mtttcipiinkte einer adivechslungtreiiden Vortrag-solge sprach siisi-iebrer Lckürcr "»rdicht« ernsten und heiteren Invalid. Herr Puischc spielte meifterhast «in Vtvtintviizert. Sin« Anzahl Lieder zur Laute, Luii wie auch Duette, der Herren Glöckner und Vöb«l lande» stürmische» Veisa». Ciiiigc gemischte Shöre, vom kleinen »vor gesungen, sprachen recht hübsch an und zeugten von einer stimmlich guten Besetzung. Am Klavier zeigt« sich der Sborleiter Herr Halling al» vvrtresslich, und die umsichtige Leitung der .Vrauenchore »rächte ihm den Dank der IudSrerschast. Der Srsolg »es Abend- war in künstlerischer und finanzieller Hinsicht «tu guter. Der ««rein siir «esnudteüspslege und »rzueil-s« Heil weis«, l. Aaturheilaerein z« Dresden, der schon mehrmal» gröbere Beilage an die »riegsorganisalio» Drc-bner Vereine abgab, ve i-bcnltc am Dien-tag 17 Kinder, Knaben und Mädchen einer lücfige» Bezirk-ichule, mit neuen schuhe» und bewirtet« sie mit »kaifee nn» <««däck. Außerdem bat der tm Verein bestehende Kegel klub seine gesamte» Spielgelder im Betrage von rund kW M. der Uriegovrganisatio» und z» Liebesgaben an ein hiesige- Lazarett uberwiesen. DentsHer Bortrnppbna», t. N Dresden. Nächste Sitzung Freitag, den l. März, Iebanii Georgen Allee 18. „Zur iveisten rchleifc . abenüs piinitlich '7" Uhr. Vortragende. Frau Rosa Voigt ober .Die Frau durch die .iabrhnndertc". freier Eintritt siir ikdermann G'iie wiUtommen. (t,«»g»lisch lutherischer ,fung„i>nner»erei» der Fraueu. firchgemeiude, ,',uge»d»cim Neumarkt !>. !1. Heute Vortrag von Kassierer "lrostmann. ^ /tiertlieli« Psrrogal-Issöütsohsra. ^ Vrmischter. s- i- ^ >» -« « - r» « «. a r- «» »s r: Leutnant Berg vom „Appam". Ti« jetzt cinircffen- de» ain«'ttainichei! Blätter spiegeln den Eindruck ividcr, den das Erscheinen des erbentclen englische» Doinpscrs „Appam" mit 'einer dentschcn Priseni'csatzung nn Bord im Hasen von Norsvll gemacht hat. Leiittianr Berg, der Befehlshaber des „2lpp>nn", ivird in einer ergöiKichen tKeichichtc prächtig ge kennzeichnet, welche der Berichterstalter der „Newyorkcr Ltaatsztg." iviedergibt. Cr schreibt: Mit dem Kvmman- danten deS „Appam" ist nicht gut Kirschen essen, wie über haupt nicht mit Männern, die wissen, was sic wollen uns was ihre Pflicht erheischt. Leutnant z. S, Berg hat einen eisernen -Litten. Cr macht nicht viel Worte und macht nicht viel Umstände, wo cs sich um sein Recbt und die Würde der deutschen flagge handelt, Norfolk hat einen Zollkvllektor, der einen Fehler har, wie übrigens viele unserer Beamten: er ist von der Wichtigkeit seiner «teilung und von der All macht Onkel Sams so felsenfest überzeugt, daß er sich zn- iveilen nm Dinae kümmert, die il>» eigentlich nichts angelien. Ais der .Appam" nn Hafen einlies, glaubte Herr Hamilton, auch von ilun gleich Besitz nehmen z» können. Cr hatte indes die Rechnung ohne den .Kvnunandaiitcn gemacht. „Ter britisch« Konsul wird henke nachmittag an Bord kommen, um mit de» Fahrgästen zu sprechen und Passage nach Eng land siir sie zu beioracn," lündete der Kollektor an. Und vom sitz des Kommandanten, in dessen Gesicht keine Muskel zuckte, kam die Antwort: „Ter britische .Konsul wird nicht an Bord dieses smisses komme»." ..Aber," widersprach -Herr Hamilton vorivurssvoll, „ich bin der .Halenkollektor." „Macht nichts," schallte cs lakonisch zurück. „Und die Rcgie- iung in Washington wünscht, dass der .Konsul au Bord geht." ..Macht gleichfalls nichts." „sic scheinen zu vergessen, daß sie sich hier unler der Oberhoheit der Bereinigten Staaten befinden'?" meinte Herr Hamilton unt einem leichten Bor wurf in der Stimme. Die sehnige (Gestalt im blauen Jackett mit nur einem goldenen Streifen unterhalb der Krone unr den Arm richtete sich laicht im Stuhl auf und straffte sich. Und gleichzeitig kam ein schärferes Leuchten in die Augen des deutschen Kommandanten, während er ruhig nach dem Heck zeigte, wo die deutsche Kricgsflagge sich blähte, „sie scheine» zu vergessen, daß Sie auf deutschem Boden weilen." Und damit endete die eine Uitterhattiing. Cine zweite war ähn lich. Herr Hamilton wollte ans unbegreisliche Anweisung von Washington verschiedene britische .Kapttäne allein dar über verhören, was sic an Bord der „Möve" im Karlen.- haus gesehen hatten. Leutnant Berg erklärte, dah dieses nicht möglich >ei. Wieder trat das Amt und die Autorität der Regierung in die Erscheinung, und wieder vergeblich, „sie können mir doch unmöglich verbieten wollen, mit den Passagieren zu sprechen." meinte der Hasenkollektor. „Natür lich nicht, aber ich must darauf bestehen, dah es in meiner Gegenwart geschieht." Und cs geschah. " Tagung dos deutschen Obstgrotzhandel». Am Don- nerstag innd im Lchrervercinshaus in Berlin eine Tagung des Bervan des Deutscher O d st . Ge mnie- lind S ü d »r ü ch t e - G r 0 ß h ä n d l c r lsitz Düsseldorfs statt, zu der ans allen Teilen des Reiches Ber ireter erschienen waren. Tic Berhandliingcn erstreckten üch zunächst ans die Frage der G e m ü s c v e r 1 0 r g u n g und die seitens der Züchter aiigcstrebtcn Bcrirägc aus Licse- „ng der zukünftigen Ernte an Städte. Cs herrschte Ein nmmigkcit darüber, das, aus diesem Wege keine Ber Mlligung der Gemüse berbeigesührt werden kann. Ter Großhandel ist entfernt davon, den Züchtern den Znsam menichluß zwecks gemeinsamen Absatzes ihrer Produkte streitig zu machen, er wünscht jedoch, das, derartige Ber ianksorganisationen in offenen Wettbewerb mit dein Grob haiidcl treten. Bon den Bestrebungen der deutschen O b st z üchte r zwecks Bildung von Berkanssvercinigungen wurde zilstimmend Kenntnis genommen und beschlossen, an den bctressendcn Beratungen des Deutschen Pomologc:i- v.'ieins tcilznnehmcn. Ter Grobhandel ivird seinerseits den Absatz von deutschem Obst nach .Kräften fördern Helsen. Eine längere Aussprache führte die Einfuhr von S tt d - i ü ch ! e » herbei, insbesondere die ,>ragc. wieweit die Ciiisiihr beschränk! werden io». Cs wurde beschlossen, der Regierung die entsprechenden Borschlägc zu unterbreiten. Cs wurde einmütig festgcttellt, das? sich der deutsche Obst-, Gemüse und siidsrttcktc-Grofzhandcl seiner großen Auf gaben in der jetzigen Zeit voll bewusst ist und gern jedes Opfer im Zntercssc des Vaterlandes auf sich nimmt. Keine Hunde und Sahen mehr in Deutschland. AuS London beriäuet „Ve Petit Parisicn" folgende ergötzliche iseschjchte: „Cs gibt leine Hunde und .Katzen mehr in Deutschland, sic haben sic alle ausgcgcsscn! Ein dänisches Arbciterblatt „.Tvlkets Avis" verösscntlicht, wie ein Tele gramm ans Kopenhagen meldet, einen Brief, den ein Handeltreibender geschrieben hat, der soeben eine sechs- mönatliche Reise in Deutschland beendet hat. Nachdem er irllärt bat, da» die Situation, was die Lebensmittel an- langr, schrecklicher ist als in Paris während der Belagerung von G7««/7l, drückt der Verfasser des Brieses die Ncber- zeugung aus, dah cs tatsächlich in ganz Deutschland nicht »inen einzigen lebenden Hund oder eine einzige lebende Katze gibt: sie und alle ausgegessen worden. Diejenige», die die ihrigen zu sehr liebten, um sic zu opfern, und die versuchten, stc zu verbergen, sind von ihren Nachbarn denunziert und verurteilt worden. Ebenso hat man aus alle Vögel .stagd gemacht. Schwäne, Sperlinge, Stare. Scevögch. um nur einige Arten zu nennen, sind snstematisch anSgervitet worden — eine Vernichtung, die nicht nur in Deutschland, sondern auch in den skandinavischen Ländern im kommende» Frühjahr die ernstesten folgen haben dürste,' denn die Ernten werden dank den schädlichen Insekten sehr schlecht gussallcn. Ter dänische Handeltreibende , der alle gröberen Städte Deutschlands besucht hat, erklärt, datz sich der Mangel au Lebeusmittclu überall bemerkbar macht und Snb er zu wiederholten Malen die Hotels verlassen mutzte, wo er abgcstiegen war, ohne seine Mahlzeiten cinnehmen zu könne»." — Allo berichtet ein Pariser Blatt über London nach einer Kopcnhagcncr Meldung aus einem dänischen Blatte! " Italien und die Sunsischähe in Görz. Man erinnert sich der Cntrttstililgsschreie über die deutsche Barbarei, die ni England, Iranlrcich. Italien nud nach ihrem Beispiel auch in neutralen Ländern erhoben wurden, als lüg- iicriicherwciie die Behauptungen über die Zerstörung bel- vr. L-Iredk«, Ssiitrner 8tr. II. Svrechst. sarSsInIt,'»»!-«» 8 vorm, ll—ll'j, nachm. 2—S, Mittw. auch 5—7*), Sonnt. 1l—l2. ') Im neuen Adrehbuch, 4. Teil, versehentlich nicht angegeben. /»Ilü-iskÜ ÜLUDL«!, Sperialiit kür 2»bnkr»n>stieiteo, Operationen unck Takoerrair, 1 ckiplom. in l)eu«,ckl»ock n. ämettl!«, T. l). 3. <V.5.ch ), § im kortitnz) Tel. s 10224. /^uf ^iun8ok rails oamsnbkiianMng. ^Ui- ^sk-vö8g, Usbsi'ömpfinlüieke vsttrsusnsvoll! Vsüxlickst sictr schmerrtreie klehancklunx! kKeuarb. skmarb. ^usdesserunxen! preirvereinbarunx! L*I»ludeo unck Lülmv ii,t.I. Platte »oa I .HII«. »n i «r»u»v K ntvv- ». OdevLSki»»« a «u 2S »I,r ^ivei Oedirsdekertigunxsarten, ßeselrl. xerckülrl! Mjäbr. Snk! — blr.-Karren- zküxliecker kkabalt! — pepaialinen schnell. § (Zeoffnet' S-SUK'' feknssrkec^ek 16A88. lO-.Xs,rl<-Stücke wercken in cker Tslrn-für l2 blaik unck Lv->lsrlk- 8tüclre für 25 dsarlc rur ^dliekerunA an ckie Keichrkanle mit in Zahlung genommen. ' vsIMv- unä äu8lcvnttsi Annenftras,« kam »oftplab) >»lt>!l>l»Ii> Lk»IIl«I>„«. ieder Art a» alle« Plätzen in a«wille«l,after, di-kret.Weise„ zu Ehescheidnngs-, Alimentations- u„d sonstigen Prozessen. Ui«»»« klvkal,«. Süvo »tet» ^oSMaei. ri» A z /o Postscheckkonto Leipzig, illr. 1S8S7. DaimßHarfaU«». er uud französischer Kunkdenkmäler durch beulkcht ranaten verbreitet wurde». Durchweg Handels« es sich um hesrstlgle Orte, bei deren Beschießung die Beschädigung von Kirchen nicht immer vermeidbar war, namentlich nicht, wen» ihr« Türme als militärische Beobachtungsstatioiie« benutzt wurden. Man sollte nun meinen, unsere Gegner schonten derartige Suiisrschätzc auf da» sorgsamste, speziell sollte man die» von dem „Kuustvvlk" der Italiener er. warte», die sich auf ihr« mehrtausendiiihrige Kultur so be sonders viel zugute tun. Aber gerade sie haben ihr per beerende» Ieuer. ohne von militärischer Notwendigkeit ge- zwuilgeu zu sein, auf das friedliche, weit hinter der Front liegende Görz gerichtet, dessen Bewohner sie ja angeblich „befreien" wolle», und haben dort uralte herrliche Kunst- werke dem Verderben überliefert. Die gefürstete Grafschaft Gvrz und Gradiska ist nicht »ur das älteste Kulturland Oesterreichs, sonder» der Zentralmächte überhaupt, denn hier prallte zuerst das alte Rom mit den jungen Ger- mancnvölkern zusammen, wobei da» altersschwach ge wordene Kulturland unterlag. Die Spuren seiner Knnst! zeigen sich aber in herrlichen Bauten, wie der Arena von Pvla, dem Palast des Diokletian zu Spalato u. a. Ebenso haben das frühe Christentum, die Zeit der Völkerwande rung. das ganze Mittelalter arvtzarttgc Architekturen, Skulpturen und Gemälde aller Art an den verschiedensten Orte» dieses Lande» Hintersasse». Die „Umschau" (Frank furt a M.s bringt einige Abbildungen der schönsten Kunst- deukniälsr, besvnders aus der Stadt Görz, die vorwiegend unter dem Geschützscuer der Italiener zu leiden hat. Die Kn »st schätze wie die Naturschüuhciteii dieses südländischen LandgevieteS dürsten den schönsten Gegenden Italiens kaum etwas nachgeben und verdienen cs wohl, von den Reisenden ipehr als in früheren Zeiten geschätzt und auf» gesucht z» werden. * Die franzllsische MÜ«z«uauSgabe im Jahre 191S. Da» „Iournat des Debats" veröffentlicht den folgenden Bericht über die Airsgabc neuer französischer Münzen im Kricgs- iahre lülö: Goldstücke wurden nicht geprägt. Die Prägung von Silbcraeld belief sich auf W:l2ck3ti2 Franken in 82 kill NW einzelnen Münzen. Mit der Ausgabe vvn Kriegsmünzen aus Nickel und Bronze blieb man im Rückstand hinter den Erfordernissen, -a die zur Prägung bestimmten Werkstätten mit der Herstellung von Kriegsmaterial überladen waren. Cs wurde insgesamt für 871 86N Franken Nickel- und Bronzegeld geprägt, und zwar in 10 928 835 Münzen. Davon waren 53t» 227 Stücke zu 25 Centimes, 4 382188 Münzen zu tt> Centimes und 6082140 Münzen zu 5» Centimes. * Der sraazöfische B«chha»del j« Kriege. Die franzö- suche Literatur, die im Verlauf des Kriege« in geistiger Äe- ziebuna arg genug unter der Verwirrung der Köpfe, unter Chauvinismus, Hab und Propaganda gelitten hatte, ist nusi auch rein materiell ernstlich bedroht. Die neueste wirt schaftliche Kriegserscheinung in Frankreich äußert sich in dem ununterbrochenen Steigen der Preise «m Buchhandel. Schon seit längerer Zeit war man. wie da« „Journal deS Döbats" ausführt, auf die Verteuerung der Bücher vor bereitet. da druckbares Papier nicht gerade im Ueberflust vorhanden ist. Die Teuerung betrifft nicht so sehr die Luxusausgaben, die ja stets in ziemlich beschränkter Menge bergestellt ivcrdcn, wie das Durchschnittsbuch, für das in Marseille bereits ein Einheitspreis festgesetzt werden soll. Die Franzosen haben sich genugsam über die Einheitspreise in Deutschland lustig gemacht, in deren Erscheinen sie fälsch- lichcriveiic eine beginnende Rot zu erkennen glaubten: aber der Ruhm, Literatur und Wissenschaft amtlich mit Beschlag belegen und mit Höchstpreisen ausftatte» zu nrüsscn, ge bührt nicht uns. sondern Frankreich. Während die fran zösischen Verleger glauben, das, die Bücher auch zu höheren Preisen gangbar sein werden, vertreten die weniger opti mistischen Buchhändler die Ansicht, daß der Verkauf auhcr- ordcntlich zurllckgchrn mutz, wenn die Preise noch weiter- iteigen. Auch die Schriftsteller, besonders die jüngeren, seren Namen „och nicht eine gewisse Bcrkaufsmengc sichern, werden stark in Mitleidenschaft gezogen. Einer der grüble» Franzosen, Voltaire, schrieb den Satz: „Welches Vergnügen, sich zu belehren und die Seele zu weiten für geringes Geld!" Dieses Vergnügen hat aber in Frankreich sehr abgenom- men, seit das Bttcherlesen solchen Schwierigkeiten begegnet. Im Hinblick auf die gegenwärtige Lage bescheidet die Pariser Presse sich bereit» mit der Hoffnung, daß die Grenze der Büchcrpreise abwärts bi» 3 Frauken reichen werde. * Das zuckerlosc Engkand. Währen» die englischen Blätter bisher nicht genug Schauergeschichten über Lebens- mittesmangel nnd Küchenschmerzcn in Deutschland berichten konnten, sind sie nunmehr gezwungen, einzugcstchen. datz auch das mrerbcherrschendc Großbritannien nicht gerade tn einem Nebcrflutz von Nahrungsmitteln schwelgt. Tie neueste Erscheinung auf diesem Gebiete ist der sehr merkbar in Eng land einsctzendc Zuckcrmangel, der zum grotzen Teile auf das Fehlen von Frachtdampfrrn zurükkzuführrn ist. Die Zuckernot bildet gegenwärtig eines der am lebhastestcn er örterten Probleme. Es hagelt Zuschriften aus der Bevölke rung, Sachverständige geben nrrhr oder minder unerfreu liche Gutachten ab. nnd auch die hohe Politik sieht sich zu ihrem Leidwesen vor die süße Frage gestellt. Den Einfluß de« Zuckermangels aus da« Leben in England schildert das Parlamentsmitglied Spencer Leigh -Hugchs im „Dailn Chro- niclc" in echt englischer Weise: „Die meisten Leute." heißt es in dem an erster Stelle gedruckten Artikel, „betrachten die Zuckcrwarcii als einen leichtfertigen »nd entbehrlichen Luxus. Doch dies stimmt durchaus nicht, und schon im 17. Jahrhundert bildete der Zucker eine der Hauptnahrungs- guellen auf dem englischen Speisezettel. Nickt alles, was all gemein beliebt ist. mutz notgedrungen ein Luxus sein, und die Sachverständigen zählen den Zucker mit Recht zu den unentbehrlichen Produkten. Nur wenige Leute wissen, welche große Rolle die Fabrikation und der Handel von Süßig keiten in unserem nationalen Leben spielen. Wenn ein Mann raucht, so kann man das sehen und riechen. Aber die Süßigkeiten bieten unsichtbare, heimliche Genüsse. Viele Menschen stärken ihre Gemütsruhe durch Kaugummi oder ein heimlich in den Mund gestecktes Stück Schokolade, wenn sic dazu verdammt sind, langwierigen Vorträgen zu lauschen. Wer kann sagen, welche Wirkung den Zuckcrwarcii gerade in diesen nervösen Tagen als Stärkung»- und Nerven- l,eruhigungsmittcl zukommt? Ich kenne englische Politiker, die ihre besten Reden nur mit Hilfe von Süßigkeiten zu halte» vermochten. Eine sehr unschuldige Sache, und buch würden viele Leute finden, daß ein Minister sich zur Kriegs- zcit nicht mit Pralinces abgebcn sollte. Bor allem aber ivird der Zuckcrmangel das Verschwinden der Marmeladen zur Folge haben. Und man darf nicht vorgessen, daß die Marmelade besonders in der Geschichte unserer Armee cine bedeutungsvolle Rolle spielt. Die Soldaten in England und in unseren Kolonien haben sich so an die Marmeladen ge wöhnt, daß die Unterbindung der Lieferungen ihnen wie eine gottlose Revolution erscheinen wird. Darum ist es wichtig, rechtzeitig dafür Sorge zu tragen, daß Tommn Attins auch fürderhin seine Marmelade erhält. Wenn unsere Geschütze Munition brauchen, so verlangen die briti sche» Soldaten Marmelade. Das ist eine Wahrheit, die man sich vor Augen halten sollte . . * Die Zeppelin-Rachtbekleiduug der Londoner. Die Zcppelingefahr hat tn England bereits die merkwürdigsten Einrichtungen und Sitten gezeitigt. Die Zahl der Appa rate, Einrichtungen und Regeln, die auS der Furcht vor den Besuchen der deutschen Lustkreuzer entstanden, ist kaum zu Überblicken. Sogar die Mode ist nicht unbeeinflußt ge blieben. wenn man überhaupt von einer Mode der Nacht- dekleibung sprechen darf. Wie der Londoner Berichterstatter der CHIcagocr „Post" erzählt, haben die Luftangriffe auf England einen grotzen Aufschwung in der Erzeugung und dem Verkauf von Schlafanzügen hcrvorgerufen. Da man allnächtlich ans eine Neberraschung gefaßt und darauf vorbereitet sein muß, in aller Eile Bett und Haus zu ver lasse», wurde die Nachtbeklcidung den neuen Bedürfnissen aiigcvaßt. Die nächtlichen Lockenwickler der Frauen sind gänzlich aus der Mode gekommen, weil keine Frau sich der »»rtfekm«« nächste Sette.