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Lurch eine Anzahl vorgeschobener'Posten verstärkt und dt« Entwaffnung der zwischen dem Meere und der Stellung ansässigen Bevölkerung in die Wege geleitet. Die Lage im Angera- und Madrasgebiet ist unver- Lndert. Die Kampftage wird im allgemeinen opti mistisch beurteilt. Man ist der Ansicht, daß die Ange las gegen die starken spanischen Abteilungen wenig aus zurichten vermögen. Ein Teil des Stammes soll bei den Spaniern bereits um Amnestie nachgesucht haben. Ser Kamps um den Zarentttel. Die beide« russische« Thronprätendente». Zwischen den Anhängern des Großfürsten Ky rill und den Anhängern des Großfürsten Nikolai in der russischen Emigration geht der Kampf immer weiter, wobei die Zeitungen der beiden Richtungen bemüht Md, ihren Thronkandidaten besonders herauszustrei chen und den gegnerischen Kandidaten nach Möglichkeit blotzzustellen. Neuerdings haben auch zwei rechts stehende russische Politiker, die ehemaligen Rrichstags- Wbgeordneten Graf Bobrinski und Schulgin, in den Streit eingegriffen. Graf Bobrinski ist Anhänger des Großfürsten Kyrill, während Schulgin Nikolai-Mann Ist. Bobrinski hat im Kampfe gegen den Nikolai-An hänger Schulgin daran erinnert, daß Schulgin seiner zeit in Pleskau den ermordeten Kaiser Nikolaus II. zur Thronentsagung beeinflußt hat. Schulgin hat die- seu Vorwurf damit beantwortet, daß er daran er innert, daß der Großfürst Kyrill während der März revolution des Jahres 1917 an der Spitze der Ma- xine-garde-EquiPage sich der zeitweiligen Regierung sofort zur Verfügung gestellt hat, wobei „einige" Offi ziere mit roten Abzeichen geschmückt waren. Zu diesen Offizieren gehörte bekanntlich auch der Großfürst Ky rill, dessen Namen übrigens Schulgin nicht erwähnt. Auch die in Belgrad erscheinende „Nowoje Lremja" ist gegen den Großfürsten Kyrill. Diese Zeitung veröffentlicht jetzt auf Grund von englischen Angaben Mitteilungen über das Verhalten des Groß fürsten Kyrill, des jetzigen „Kaisers" während der Re- twlution des Jahres 1917. Die Zeitung erwähnt, daß gerade das Verhalten des Großfürsten Kyrill, des da maligen Kommandeurs der Marine-Garde-Equipage, die Kaiserin schwer erschüttert hat. Am 2. März 1917 verließ dieser als besonders zuverlässig geltende Trup- benteil, der die kaiserliche Familie bewachte, seine Po sten und stellte sich beim Taurischen Palais unter seinem Kommandeur den Revolutionären zur Verfü- -ung. Ser Berliner Finanz-Skandal. Verhaftung der Brüder Barmat. Der große Berliner Finanzskandal hat noch zu Weiteren Verhaftungen geführt. Die drei Brüder Ju lius, Salomo« und Hermann Barmat, die Inhaber des berüchtigten Barmat-Konzerns Berlin-Amsterdam, wurden in ihre« Wohnungen festgenommen. Der Vierte Bruder wurde in seiner Wohnung nicht auf gefunden, da er sich aus einer Jagdpartie befand. Ferner wurde noch ein Sohn Julius Barmats ver haftet. In den Geschäftsräumen der Mercur-Bank und der anderen zum Barmat-Konzern gehörigen Unter- »ehmungen wurden alle Geschäftsbücher und Kor- respondenzen beschlagnahmt. Des Mannes Dämon. Roman von Erich Ebenstein. Ruth machte sich plötzlich heftig aus den sie um schlingenden Armen los. „Nein," sagte sie, „ich habe dich belogen. Er war nicht gut mit mir, und ich war nicht glücklich, wenn ich mir auch beides einzureden versuchte! Und er wird mich niemals lieben, denn sein Herz gehört nach wie vor der Anderen!" „Ruth!" „Ja. Ich weiß es, denn ich war Zeuge ihres Wie dersehens, und was ich damals nur dunkel und halb verstand, das liegt heute sonnenklar vor mir!" Und sie erzählte mit-fliegendem Atem von jenem Abend bei Tortoui und wie Bernd von diesem Augen blick an ein anderer Mensch geworden. „So wenig war ich ihm," schloß sie bitter, „daß! er nicht einmal meinen Schmerz um die tote Mutter nachempfinden konnte. Jedes Wort, das er mir schrieb, war Phrase, hinter der die grausamste Gleichgültig keit stand. Dann schickte er mich hierher . . . o, ich Weitz ja nun, warum! Nicht um Reuttenstein handelte es sich, sondern nur darum, damit ich aus dem Wege war . . ." „Ruth, du rasest!" stietz Bernhardine, an allen Gliedern zitternd, heraus. , „Nein! Ich sehe nur klar — endlich! — endlich!" Bernhardine war völlig niedergeschmettert aus einen Stuhl gesunken. Das hatte sie nicht geahnt. Ein Abgrund, über den weder ihre Vernunft, noch ihr Mitleid einen Steg fand, gähnte vor ihren Füßen. Arme, arme Ruth! Dann packte sie der Zorn gegen Bernd. Der Elende, vergaß ex denn ganz, was er seiner Ehre schuldig war: daß er den Namen Gildern trug und dle Gilderns allezeit lieber gestorben wären, als etwas Unehrenhaftes zu tun?! Ihr Blick streifte die junge Frau, die bleich und gebrochen am Fenster lehnte und in den goldenen Herbsttag hinausstarrte. Und plötzlich regte sich ein leiser Hoffnungsschimmer in der allen Hofdame. Die Geschäftsverdmvunge« zwischen Kutisker und Varmat. Die Ermittlungen, die mit allem Hochdruck und großem Eifer in der Kutiskcrschen' Angelegenheit in )en letzten Tagen vorgenommen worden sind, haben wn Beweis dafür ergeben, daß zwischen dem Kutisker- Konzern und dem Barmat-Konzern engste geschäftliche Verbindungen bestanden haben. Diese Verbindungen haben sich auch auf Geschäfte mit der Seehandlung 'Preußische Staatsbank) erstreckt. Die Staatsanwalt schaft ist nun zu der Ueberzeugung gekommen, daß der Varmat-Konzern an den Geschäften Kutiskers mit der Seehandlung beteiligt ist. Es wurden deshalb die Ver haftungen angeordnet und gleichzeitig durchgeführt. Zur selben Minute wurden Julius Barmat und sein Sohn in dem Barmatschen Haus in Schwanenwerder, Salomon Barmat in seiner Wohnung am Kurfürsten- vamm und Hermann Barmat Unter den Linden verhaf tet. Der vierte Vogel war ausgeflogen. In den Woh nungen der Brüder Barmat blieben Beamte der Kri minalpolizei zurück, um dort eine Durchsuchung der Schreibtische und Aktenschränke und die Beschlagnahme aller dieser Schriftstücke vorzunehmen. Ter Barmat-Konzern. Die Brüder Barmat, die aus Rußland stammen und im Kriege die holländische Staatsbürgerschaft er werben konnten, befaßten sich ursprünglich mit Lebens mittelgeschäften. Die dabei getätigten Umsätze und Ge winne waren sehr groß, so daß nach und nach durch Uebernahme der verschiedensten Unternehmungen der Barmat-Konzern entstand, der ein völlig systemloses und ungegliedertes Netz von Jndustrieunternehmungen umfaßt. Von größeren Unternehmungen, die der Bar matkonzern heute umfaßt, sind, abgesehen von Berlin- Burg, die I. Roth A.-G., Eisengießerei und Maschinen fabrik, die Mercurbank A.-G., die Eisenmatthes A.-G. in Magdeburg, die R. Dolberg, Maschinenfabrik, in Hamburg zu nennen. Insgesamt umfaßt der Bar mat-Konzern mehr als 40 einzelne Industrie-Gesellschaf ten. Unter feinem Einfluß steht vor allem auch die Preußische Hypotheken-Aktienbank, aus deren Vorstand Geheimrat Hellwig erst kürzlich ausgeschieden ist. Ser Standpunkt der Reichsregierung. Stresemann für Verhandlungen über Köln. Vor Vertretern der ausländischen Presse hat sich der Reichsaußenminister Dr. Stresemann in längeren Ausführungen über den Standpunkt der Reichsregie rung in der Räumungsfrage ausgesprochen. U. a. führte der Minister aus: Das Material, das der deutschen Negierung über die ingeblichen Verfehlungen bis jetzt zugegangen ist, ist außer- -rdentlich gering. Wenn z. B. der Vorwurf gemacht wird, Ke Reichswehr sei ein Staat im Staate, und der General ». Seeckt könnte sich jeden Augenblick zum Diktator auf- chwingen, so muh man doch fragen, was soll General v. Seeckt nit seinen 100 000 Mann, und weshalb ist tatsächlich eine Entfremdung zwischen der Reichswehr und dem deutschen Volke eingetretcn? Diese Entfremdung ist doch nichts ande res als die Folge der Bestimmungen des Versailler Friedcns- aertrages, der uns ein Söldnerheer aufgezwungen und ras einst von Scharnhorst geschaffene Volksheer, in dem »lle Bevölkerungsschichten des Vaterlandes dienten, zerschla ;en hat. Ein anderer Vorwurf, den man uns macht, ist sie angebliche Militarisierung der Schutzpolizei. Unsere Schutzpolizei ist selbstverständlich so ausgebildet, wie jede tndere Polizei auch, die den Kampf gegen das Verbrecher um erfolgreich aufnehmen soll. Die Schutzpolizei in Deutsch- and mutz aber darüber hinaus noch aeacn alle politischen „Ruth — mein Kind — sagtest du nicht, daß du Bernd aus ganzer Seele liebtest?^ „Ja," klang es matt zurück, „aber das ist vor über . . ." „Täusche dich nicht! Echte Liebe stirbt nicht. Und sie ist so stark! Stärker als der Tod . . .! Sie läßt sich nicht entmutigen und verzweifelt nicht . . .! Wenn du Geduld hättest, Ruth! Sieh, eine große, erhabene Auf gabe liegt vor dir . . ." Ruth richtete sich jäh auf. Ihre blauen Augen — nicht mehr die staunenden süßen Kinderaugen, son dern die großen traurigen Augen eines aus allen Himmeln gestürzten Weibes — blitzten! „Ich habe hier keine Aufgabe mehr! Du denkst doch nutzt, Tante Dina, daß ich . . . jetzt noch hier, bleiben — die Scheinherrin weiter spielen könnte?"- „Kind --- um Gotteswitten — was willst du tun?"' „Fortgehen von hier morgen, — heute noch! Den Platz aufgeben, der mir nicht gebührt! Wieder meinen Mädchennamen annebmen und Stunden geben, wie früher — was denn sonst?" „Hoho! Was für 'nen Unsinn redet denn die kleine Krabbe da?" unterbrach sie plötzlich eine dröh nende Stimme von der Tür des Nebenraumes her, und beide Frauen erblickten zusammenschreckend die Hü nengestalt des alten Barons Dreßler, die breitspurig zwischen den Portieren stand. „Hab' mir's gleich gedacht, daß es mit dem Kranksein nicht so arg wäre! Wollte mich nicht un angemeldet 'rauf lassen, das blonde Dings da unten — aber ich sage: nichts da. Wenn die kleine Frau krank ist, wird so'n alter Onkel wohl nach ihr sehen dürfen." „Nanu, was habt ihr denn?" setzte er nach einer Pause hinzu, als beide Frauen schwiegen. „Daß Sie da sind, Dina, wußte ich ja gar mcht! Was hat's denn- gegeben?" Dina hatte sich erhoben. Ein fester Entschluß prägte sich in ihren Zügen aus. „Ruth hat soeben erklärt, sie wolle Reuttenstein verlassen — ich denke, Sie hörten es, Baron?" „Hm, ja . . . aber gibt's nicht! Wird nicht ge stattet. J<L habe ihr Wort, daß sie die Klitsche da srorungsverfuqe auftreten. Niemals kann dle deutsche Re gierung die Forderung auf Entkasernierung der Schutz- »olizet akzeptieren; denn das würde doch bedeuten, daß vir den Putschgelüsten der Extremen von links und rechts Vorschub leisten. Zum Schluß forderte Dr. Stresemann Verhand lungen und sprach die Hoffnung aus, daß man auf diese Weise die Meinungsverschiedenheiten sehr schnell aus dem Wege räumen könnte. Kreditsperre «egen Frankreich. Amerikanische Drohungen. Nach zuverlässigen Meldungen aus Washington erwägen die leitenden Faktoren der amerikanischen Re» gierung drastische Maßnahmen im Kongreß, um Frank- ' reich, Italien und Belgien zur Aufnahme der Zah lung ihrer Kriegsschulden an die Vereinigten Staa ten zu zwingen. Wie verlautet, besteht die Absicht, der franzö- fischen Regierung noch etwa einen Monat Zeit zu geben um die Andeutungen formell zu widerrufen, di« Botschafter Jusserand in einer Pressebesprechung und der französische Finanzminister Clemente! in rin» gleichzeitig abgegebenen Erklärung gemacht haben, und Ke in Amerika als Ankündigung einer Zahlungsver weigerung aufgefaßt worden sind. In dieser Zeit müßte Frankreich einen definitiven Tilgungsplan für die Kriegsschuld vorlegen. Sollte Frankreich diese Forderung der Bereinig ten Staaten nicht erfüllen, so werde der amerikanische Senat aufgefordert werden, eine Resolution zu beschlie ßen, in der die Haltung Frankreichs ausdrücklich ver urteilt und weitere Anleihen und Kredite amerikanischer Banken an die französische Regierung oder an fra«- sösische Privatpersonen verboten werde«. Zweitens würde für diesen Fall mit einem noch veitergehenden Boykott Frankreichs gedroht, der sich sogar auf den amerikanischen Touristenverkehr nach Frankreich erstrecken soll. Eine ähnliche Aktion würde auch bezüglich Italiens und Belgiens nötigenfalls in Betracht gezogen werden. Deutsches Reich. — Berlin, den 2. Januar 1925. " Fräulein Dr. h. c. Behm. Fräulein Marga rete Behm, die Vorsitzende des Gewerkvereins der Heimarbeiterinnen und Mitglied der deutschnationalen Reichstagsfraktion, ist von der medizinischen Fakultät der Universität Greifswald wegen ihrer Verdienste um die Hebung der rechtlichen und sozialen und damit auch der gesundheitlichen Lage der Heimarbeiter zum Doktor ehrenhalber ernannt worden. Auslands-Rundschau. Frankreich: Tie »nvaetzwökftel bewilligt. Die französische Kammer hat mit 510 gegen 26 Stimmen die beiden provisorischen Zwölftel für Ja nuar und Februar angenommen. Ein Antrag, wo nach der Finanzministcr für jede Ausgabe von Schatz scheinen einen Gesetzentwurf einzubrinaen bätte. wurde nicht im 'Stich läßt, und im Worrhairen verstehe ich keinen Spaß!" „Dann machen Sie Ihren Einfluß geltend. Der meinige scheint leider zu Ende!" „Ich kann mein Wort nicht hallen," sagte Ruth mit zuckenden Lippen. „Die Verhältnisse haben sich ge ändert. Erlassen Sie mir die Gründe . . ." „Fällt mir gar nicht ein. Das Wort eines ehr lichen Menschen ist mehr wert als eine Milliarde, und wenn man die zurückverlangt, so wird man wohl Gründe dafür angeben müssen. Sind sie stichhaltig — „Das sind sie . . ." unterbrach ihn Ruth, „o, glauben Sie mir doch, ich kann nicht anders! Tante, Dina . . ." ein flehender Blick streifte die alte Hof dame — „sage ihm doch, daß ich nicht anders kann!" „Ja, das will ich . . . Und wir wollen einen so alten, treuen Freund der Familie auch nicht belügen, Ruth, nicht wahr? Er soll die Wahrheit wissen, dann mag er entscheiden." Und sie erzählte in kurzen Worten von dem Testament ihres Bruders und was Liesen dazu ver anlaßt hatte. Auch das, was Ruth ihr soeben mit geteilt, berichtete sie wahrheitsgetreu. „Es ist so niederschmetternd," schloß sie mit einer, Stimme, die vergeblich gegen Tränen ankämpfte, „zu wissen, Last Einer, den man liebt und hochgehalten,, vergessen kann, was er sich und anderen schuldig ist!. Als Weib verstehe ich Ruth ja nur zu gut . . . Und. dennoch! Was soll denn werben in Zukunft? Ruths Leben ist verpfuscht und er . . . wenn er keinen Halt mehr hat —" Dreßler hatte anfangs wie erstarrt zugehört. Bet Erwähnung der Testamentsbestimmung tat er einen leisen, überraschten Pfiff, als werde ihm plötzlich etwas klar, dessen Lösung ihm bisher rätselhaft gewesen. Dann begann er mit Riesenschritten im Zimmer auf- und abzüschreiten und sich alle Augenblicke laut zu räuspern. Als Tante Dina zuletzt auf ihren Neffen zu spre chen kam, machte er plötzlich eine heftige, abweisende Bewegung. Fortsetzung folgt.