Volltext Seite (XML)
Vermischtes. V Die Hundertjahrfeier in Argentinien hat eine unerwartete Nebenwirkung gehabt. Bisher waren Damen in Buenos Aires und natürlich erst recht im Lande streng von dein Besuche von Restaurants ausgeschlossen. Wohlgenierkt: auch in Begleitung von männlichen Anver wandten durften sie öffentliche Lokale nicht betreten. Jetzt aber nötigte der Wunsch, an den Festlichkeiten teilzu nehmen, viele Damen, in Restaurants zu speisen, was all gemeine Aufregung hervorrief. v WaS ..intelligente Leute" tun, davon weih eine englische Wochenschrift ein amüsantes Beispiel zu erzählen. Einige Pariser Boulevardiers plauderten von der Leicht gläubigkeit des Publikums, einer der Herren widersprach, und schließlich kam cs zu einer Wette. Zwei Herren wetteten darauf, daß sie durch drei kleine Annoncen von nur drei Zeilen im Laufe einer Woche 500 Franken ein nehmen würden, ohne dem Publikum dabei irgendwelche Versprechungen oder Erklärungen zu geben. Am Sonnabend erschien dann in einem Pariser Blatt ein ganz kleines Inserat, das lakonisch lautete: „Intelligente Leute senden sofort fünf Franken an die und die Adresse." Am Mittwoch daraus erschien das zweite Inserat: „Sonntag ist der letzte Tag, senden Sie Ihre fünf Franken, sonst Ablehnung." Endlich am Sonnabend erschien die letzte Annonce: „Alle Fünf- Franken-Sendungen, die übermorgen ausgcgeben sind, werden unweigerlich zurlichgewiesen." Vis zum Sonntagmorgen waren 77 Postanweisungen eingelaufen, und am Montag morgen Irase» weitere 12 ein. Die „intelligenten Leute" hatten nicht 500, sondern 708 Franken geschickt. Die Inserenten hatten ihre Wette gewonnen: das Geld wurde an die intelligenten Einsender wieder zuiückgeschickt. v Eine originelle Heiratsannonce findet sich in der „Münstcrschen Zeitung". Dort erläßt ein Aviatiker, der offenbar den Ruhm rinheimsen will, als erster die in den Witzblättern längst beliebte Hochzeitsreise im Aeroplan wirklich gemacht zu haben, folgendes Heiratsgesuch: Heirat! Erfinder einer Flugmaschine wünscht sich zu verheiraten, um gemeinschaft- liche Flüge zu unternehme». Zu erfragen in der Expedition dieser Zeitung. Ob wohl eine der holden Töchter Evas sich bereit finden wird, de» gefährlichen Flug durchs Leben und die Luft in Gemeinschaft mit dem heiratslustigen Erfinder zu wagen? Literatur. Tie Hnrnivnic der Nclizeit. Nene Grundsätze für die Erweiterung und technische Bezeichnung der Diatonik und Ehrouiatik von Paul Walde. In .Kommission bei Heinrich Posselt, Dresden A. 00 Pf. In der Musiktheorie, speziell der Harmouielehre, herrscht infolge der neueren Konipo- sitivusweise eine solche Meinungsverschiedenheit, wie kaum auf einem anderen Gebiete der musikalischen Wissenschaften. Längst ist man zu der Einsicht gekommen, das; die alte Har monielehre, die sich auf den Geueralbns; gründet, für die moderne Tonkunst veraltet ist und vielfach sind schon die Versuche nach Neugestaltuug und Umwertung. Soviel theoretische Schriften schon erschienen sind, auf eine so treffende Lösung der Sonderheiten, Rätsel und Geheimnisse der »eueren Harmonik und Chromatik wie im vorliegenden Schriftchen ist wohl noch niemand gekommen. Der einge schlagene Weg ist so einfach, so selbstverständlich, daß man sich wundern mutz, datz er nicht schon früher entdeckt und benutzt worden ist. Die am Schlüsse gegebenen Harmonie- beispiele rechtfertigen die Ansichten und Schlußfolgerungen des Verfassers, die man nicht einfach von der Hand weisen kann. Die Durchsicht des Buches, das in gedrängter Kürze alles Notwendige über diesen Gegenstand bietet, wird jeden Musiker, insbesondere aber den denkenden Theoretiker fesseln und dürfte nicht ohne Einfluß auf die fernere Ausgestaltung des musiktheoretischen Unterrichtes sein, wenigstens wird man nicht umhin können, dazu Stellung zu nehmen. Wh LI. Theater und Alufik. ! Dresden. König!. Hofthealer. Opernhaus: Wegen Umbaues bis Anfang September geschlossen -Schauspiel- Haut: Geschlossen. Vom 7. August ab spielt die König! Haloper. I Dresden. Wochenspielplan des Zentraltheaters. Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Sonn abend: Blaue Maus (8 Uhr), Sonntag: Kasernenlust U/,4); Blaue Maus (8). j Dresden. Residenztheater. Sonnabend geht der Schwank »Zwei glückliche Tage" von Franz Schönthan und Gustav Kadelburg in Szene. Katholisches Arbeitersekretariat Dresden-Altstadt, Florastraße L7, I. Fernsprecher Unentgeltliche Auskunft und Arbeitsnachweis. Sprechstunden von 11—1 Uhr und von 5—'/,? Uhr Soziales Bureau und Verein kathol. erwerbstätiger Frauen und Mädchen, Dresden Sekretariat» Antonftrasie 7, Pt. — Telephon 8I»6 Auskunft zu jeder Zeit über alle einschlägigen Frage» K»stenl»ser Arbeitsnachweis. Katholischer Frauenbund, Dresdeu Die Sprechstunde des Katholischen Frauenbundes ist bis Vlackv Leipziger Volksbureau öffentliche gemeinnützige AuSkunstL stell, Grimmaifcher Uteiawe^ 18, II. Juristischer Ratgeber. AuEnslc über >urtslllche «nsrnften werde» unleren Abonnenten an vieler Stelle ertcttl. -Im bitte» wlr, der Anträge 20 Pf. in Briefmarken zur Deckung von «orto» auS lagen belzittegcn. — gür dte AuSlünne übernehmen wir keine Bcranlivorlung ^ 8., Dresden. „Können Zahlungen, welche ich zur Unter» stützunq meiner Eltern verweude, vom steuerpflichtigen Einkommen in Abzug gebracht werden?" — Nein. Wenn Sie aber durch die Unterhaltung außergewöhnlich belastet werden, so können Sie gemäß 8 IS de« Einkommensteuergesetze« Ermäßigung um eine btS drei Steuerstufea beanspruchen. Getreide- und Produkteupreise in Bautzen am 1«. Juli ISIS. auf dem Markte an der Börse Gegenstand von btS von bt » 4 4 I 4 4 Weizen, weiß > do. gelb neuer j 100 kA 20 20 30 20 — 20 so Roggen . . . . , do. neuer . . / 100 - 14 14 40 14 14 so Weizenmehl . . . 50 - 10 25 19 25 Roggenmehl . . 50 - 8 50 11 75 Weizenkleie . . . , . — — 5 80 Roggenkleie . . ! SO In 5 25 Wcizen-FuttergrieS 5 7b RoggengrieS . . Gerste, neue . . . , Hafer, alter. . . do. neuer. . . Erbsen . . — — 6 25 — — — — . . 1b 40 16 — 15 50 16 — 1001-8 25 27 Wicken 17 50 18 50 Hirse 30 — 33 Grüße 81 8^: ' Kartoffeln . . . j 4 5 Butter - 1 KA 2 50 2 70 Heu 100 - 7 — 7 50 do. neues . . . 100 - 5 — 5 60 Strob ^ N°Scl-Drusch 100 Icx i Masch.-Drusch 100 - 4 17 4 34 8 30 8 80 Ferkel 728 Stück L Stück . 15 — 30 — Eine Mandel Eier. . . — 90 1 5 Landwirtschaftliche Produkteupreise in Zittau am >6. Juli 1910. (Nach amtlicher Feststellung durch den städtischen Ausschuß.) 50 Kilogc. netto V 4 i b iS 4 50 Kilogr. netto V on 4- b ts 4 Weizen weiß. . 10 8kN 10 60 Roggenmehl . . 10 _ 11 Weizen gelb . . 9 70 10 20 Heu, alt .... 3 — 3 25 Roggen Mahls.) 6 80 7 30 do. neu .... 2 50 3 — Braugerste . . . — — — — Sckütlstroh. . . 1 80 2 — Futtergerste . . — I - — Gebundstroh - . l 36 1 50 Haler, neuer. . 7 30 70 Kartoffeln. . . . 3 50 4 — Weizenmehl. . . 16 75 ^ 18 7o Butter (1 Kk) . 2 'vj 3 — OGVGOSSGOVH0SGGGOGOG er Vorstand des Kath. Prcßvereins bittet im Interesse rascher Erledigung, alle Brief- und Postsen dungen in folgender Weise zu adressieret: 1. Mitteilungen und Anfragen redaktioneller Natur: A« die Redaktion der Sachs. Volkszeitung, Dresdeu-A., Pillnitzer Straße 43; 2. Druck- und Inseraten - Aufträge, Abonnements, An fragen und Reklamationen geschäftlicher Natur: Au die Geschäftsstelle der Sächs. Volkszeitung, Dresdeu-A.. Pillnitzer Straße 43. — 114 — „Worum meinen Sie, dotz öoS Unsinn ist?" fragte sie sofort, äls sie ein- trot, ontzer Atem, „und woher wissen Sie, dotz dos Zimmer des Amtsrichters nicht über demjenigen seiner Fron liegt?" „Weil ich oft vom Gölten nnL gesehen Hobe, dotz Dr. Elmblott ons einem der beiden Fenster jenes Zimmers schonte, dos über demjenigen der Fron Nnhdailin liegt. Jo, ich Hobe sie sogar beide gleichzeitig aus dem Fenster schonen sehen." „Tr. Elmblott! Diese sensitive, so furchtbar aufgeregte Natur, diese Komposition von Geist und Nerven — wie leicht kann da etwas passiert sein —" „Sie sind so aufgeregt und so furchtbar besorgt?" „Ach Gott — wir wissen doch, wie dos so bei uns ist, die wir der Kunst dienen — Sie doch am ollerehestcn —" „Nun," lächelte die Schonspielerin, „vielleicht nehme ich nicht ein so tiefes Interesse an ihm als wie Sie —" „Interesse?" sagte die andere erstaunt, „was meinen Sie damit — warm» lächeln Sie dabei so — so seltsam? Ich nehme weiter kein Interesse an ihm als das allgemein menschliche Interesse, das Interesse, das wir an jedem nnserer Mitmenschen nehmen und an jedem Mitkünstler nehmen sollten." „Na — na —I" „Ich bitte, gar nicht, „na — na" und hören Sie denn nicht, wie cs da oben lebendig wird — und Fra» Nnhbanm kommt auch nicht wieder —" „Du mein Gott, wenn Ihnen das eine so große Beruhigung ist, so können wir ja hinanfgehen und einmal Nachsehen, was es gibt —" „O ja , wenn Sie das wollten, da wäre ich sehr gern dabei — aber allein traue ich mich nicht herauf —" „Nun, so konnnen Sic in Gottes Namen," sagte Ella, „und ich glaube sogar, eS kommt jemand die Treppe herunter — richtig — hören Sic nicht auch Schritte —?" ..Allerdings — kommen Sie — kommen Sie!" Ella Winlerbanser ergriff ihre Lampe, von der sie den Schirm abnahw und nun traten beide ans den Gang hinaus, sich vorsichtig umblickcnd. Eben lief Fron Schwarzenberg in dcrangierter Toilette über den Korridor. „Herrchemersch!" rief sic in den höchsten, weichsten Tönen ihrer Stimme — „was is denn blos da oben los? Das is ja ä Rumore und ä Schbegdakel —- das nier mcent —" „Die ganze Hölle ist da oben losgelassen," kreischte jetzt vom äußersten Ende des Korridors, wo eine zweite Treppe nach dem zweiten Stockwerke hinaufführte. Fräulein Wintcrhauscr fragte: „WaS haben Sie denn nur, mein bestes Fräulein Sehekorn?" „Was ich habe? Oben springt ein Mensch wie wahnsinnig auf dem Korridore nmhcr — in einem Aufzuge — hunschl — in einem Aufzuge — und er ist gegen mich gerannt — und brüllt unverständliches Zeug. Ich glaube beinahe er schreit immer: Sie liebt mich — sie liebt mich — sie hat eS mir gesagt!" „Ja — aber wer denn?" rief die Schauspielerin und in ihrem Gesicht — 115 - AM----«-'-»''-?'-' - -- ----- arbeitete es, datz sie sich sichtbare Mühe geben mutzte, ein Lachen zu unter drücken. „Ja, wer denn?" rief nun auch Fräulein Clausen, „ist es Herr Amts richter Nnhbanm oder Herr Dr. Elmblatt?" „Könnte ich es für möglich halten," meinte Fräulein Winterhauser, „so würde ich sagen der letztere sei es." „O — der Aermste!" rief Fräulein Clausen. „Liebste, beste Frau Schwarzenberg," jammerte nun Fräulein Setze korn weiter, „Sic müssen mir einen großen Liebesdienst erweisen." „Nu — uä, wenn 'ch gann, warum denn nich" —sagte die Angeredete, „dem Nächsten soll man ja immer helfen. Was wollen Se denn?" „Ich traue mich heute nacht nicht mehr da hinauf — nicht um eine Million — nicht um die ganze Welt! — Ich bitte Sie, lassen Sie mich in Ihr Zimmer hinein." „Nu — nä — warum noch nich — ?" „Sehen Sie, ich will Ihnen ja nicht die geringsten Unbequemlichkeiten verursachen — will mich auf dem Sofa hinkauern für den Rest der Nacht — nur nicht wieder hinauf — nur nicht wieder hinauf!" „Nu jewitz, gomm'n Se nur rin — un uffn Sofa brauchen Se ooch nich zu liegen, das Bett is breit vor drei von unserem Galiber — un wenn's Se nich scheniert —" „O — ich bitte Sie — wie sollte mich das genieren? — Ich bin froh, wenn ich überhaupt irgendwo Unterkommen kann. — Aber in Ihrer Ruhe sollen Sie dadurch durchaus nicht gestört werden — ich will —" „Nu — so gomm'n Se doch erst mal rin — das andere wird sich schon finden — denn zum rufgehen is mir der Abedit ooch vergangen." Und die beiden ältlichen Damen schwebten davon und verschwanden in einer der Zimmertüren. „Eigentlich habe ich nun auch Angst —" „Na, aber ich nicht," sagte Fräulein Winterhauser, „das fehlte nur noch. Denken Sie, ich lasse mich erst einmal aus dem Schlafe klopfen, ziehe dann aber unverrichteter Sache wieder ab? Erst mutz ich wissen, was cs gibt." „Ja, aber —" „Kein aber! — Wollen Sie nun mit oder nicht? Ich glaube. Sie wählen das erstere — denn schlafen können Sie ja erst doch kaum für den Rest der Nacht — vor lauter Ungewißheit." „Sie haben recht. Gleich alles erfahren — und sei es auch das Schlimmste, ist immer besser, als in einer so gequälten Ungewißheit noch länger verharren zu müsssn." „So kommen Sie —" und sie faßte die Klavierlehrerin energisch unter dem Arm und zog sie mit sich fort. In diesem Augenblick ertönten aber eilige Schritte auf der Treppe, die nach dem Erdgeschoß führte und bald darauf kam der jüngere Hildebrand in den Lichtkreis von Ellas Lampe. „Nun, meine Damen," rief er den beiden zu, „hat Sie der Spektakel auch nicht schlafen lassen?" „Allerdings nein, wir sind davon anfgewacht," sagte Ella — „was gibt es denn?"