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Sprachecke des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. Fremdsprachige Geschäftsnamen. „Internationale Aspi rator Company." Wer vermutet hinter dieser Bezeichnung nicht eine von Engländern gegründete, in England oder in Amerika bestehende Gesellschaft, die sich mit der Herstellung von Luftpumpen befaßt oder von Maschinen zur Erzeugung eines Luftstromes oder eines luftverdünnten Raumes? Aber in Wirklichkeit hat diese „Company" ihren Sitz nicht in England und nicht in Amerika, sondern in — Hamburg. Sie ist eine deutsche Gesellschaft mit beschränkter Haf tung. Wie eine Anzeige der Firma selbst zur Erläuterung beifügt, ist „Aspirator" ein „Staubsaug-Apparat", kurz ein Staubsauger, ein Entstäuber. Warum wählte man nicht gleich diese deutliche Bezeichnung? Warum „Aspirator", worunter jede beliebige Luftpumpe zu ver- stehen ist? Tie „Internationale Aspirator Company" ist also eine deutsche Gesellschaft zur Herstellung von Staub saugern, eine „Entstäuber-Gescllschaft" oder „Staubsauger- Gesellschaft". Mit ähnlichen fremdsprachigen Namen gibt cs leider sehr viele deutsche Geschäfte, z. B. auch in Braun schweig eine „Everclean Linen Company m. b. H." — m. b. H.? mit Verlaub: auf englisch heißt das „limited". — Doch die Gründer solcher Häuser haben Geschäftssinn. Sie wissen, daß der Deutsche seinen Bedarf lieber bei einer „Inter nationalen Aspirator Company" und bei einer „Everclean Linen Company" als bei einer „Deutschen Entstäuber- Gesellschaft" und bei einer „Jmmerrein-Leinen-Gesellschaft" deckt. Ja, es ist traurig, wie wenig Sinn für unsere Muttersprache aus solchen Beispielen zutage tritt! — Wir aber wollen bei dieser Gelegenheit die Forderung erneuern, daß da, wo dem einzelnen der Sinn für unsere Sprache ab geht, es den Behörden zur Pflicht gemacht werde, der artige Versündigungen an unserer Muttersprache zu Ver bindern. DerRichter,demdasHandelSregister untersteht, müßte die zur Eintragung angemeldeteu Firmen nicht nur nach ihrer rechtlichen, sondern auch nach ihrer sprachlichen Seite hin prüfen. Er dürste nicht dulden, daß undeutsche und aus fremdländischen Brocken zusammengestoppelte Firmenbezeichnungen einge- tragen werden, um dann der deutschen Sprache zum Hohn in riesigen Buchstaben an den verkehrsreichsten Orten un seres Vaterlandes zu prangen und sich dem gesunden Sprach, gefühle der Leser zum Trotze in allen deutschen Zeitungen und Zeitschriften breitzumachen. In ein deutsches Handelsregister gehören deutsche Bezeichnungen. Erst wenn dieser Grundsatz im Deutschen Reiche zur Geltung gebracht ist, werden die „Internationale Aspirator Com pany", die „Everclean Linen Company", der „Prince of Wales", das „London House", das „Grand Hütei de Rome", die „Ury Gebrüder", die „Messenger Boys Company", und wie sie alle heißen mögen, aus deutschen Städten ver schwinden. Vermischtes. V Dynamit in T e n n i s b ä l I e n. Ein eigen artiger Mordversuch hat sich kürzlich bei San Franzisko er eignet, dem der vielfache Hausbesitzer und Millionär E. Brinkner, ein geborener Deutscher, beinahe zum Opfer ge fallen wäre. Schon seit längerer Zeit wurde er von Er pressern bedroht- die ihn fast täglich mit Drohbriefen über- schütteten. Die Polizei organisierte einen tags und nachts funktionierenden Beobachtungsdienst und außerdem waren drei Privatdetektivs beschäftigt, die Brinkner nicht aus den Augen ließen. Brinkner pflegte täglich morgens zwischen 6 und 8 Uhr, ehe er ins Geschäft ging. Tennis zu spielen. Gewöhnlich assistierte ihm dabei sein Trainer, ein durchaus verläßlicher Mensch, auf den auch späterhin nicht die Spur eines Verdachtes fiel. Ten Verbrechern muß es auf irgend eine Weise bekannt geworden sein, daß der Trainer von einer Fabrik neue Tennisbälle bestellt hatte. Man nimmt an, daß sie den Boten, der das Paket zu überbringen hatte, auf irgend eine Weise überlisteten, ihm die Schachtel mit den Bällen Wegnahmen, die Füllung derselben mit Dyna mit Vornahmen, um sie dann wieder auf irgend eine Weise in das Haus Brinkners zu praktizieren. Das Unglück nahm aber nicht den von ihnen erwarteten Verlauf. Brink ner selbst äußerte sich über den Vorfall folgendermaßen: „Als ich einen der neuen Bälle in die Hand nahm, kam er mir zwar etwas schwer vor. aber ich dachte mir nichts be sonderes dabei. Wohl infolge seines Gewichtes und seiner mangelnden Elastizität mißlang der Schlag, und der Ball, den ich versehentlich außerdem wahrscheinlich noch „ge- schnitten" hatte, wie der fachmännische Ausdruck lautet, sauste gegen einen der Holzpfeiler, die das Netz halten. In diesem Augenblicke vernahmen wir eine furchtbare Detona tion und konnten zunächst nichts sehen, da uns eine reichliche Portion Sand in die Augen geschlerrdert worden war. Nach einigen Sekunden stürzte ich jedoch vorwärts, um nach meinem Töchterchen zu sehen, das bewußtlos am Boden lag. Glücklicherweise lvar dies nur eine Ursache des über standenen Schreckens, denn bis auf einige kleine Haut wunden war sie ganz heil geblieben." v Tie Futterzeit wird von manchen Geflügel besitzern, die sich Hühner halten, in recht mangelhafter Weise eingehalten und dadurch in gesundheitsschädlicher Weise für die Tiere gehandhabt. Wie oft das Geflügel zu füttern ist. hängt von den Bedingungen ab, unter denen es gehalten wird. Hühner, die im Freien umherlaufen, brauchen ln der Tat nur zweimal am Tage gefüttert zu werben. Ist das Wetter im Sommer sehr warm, so genügt eine Mahl zeit. Am Morgen gebe der Federviehbesitzer recht früh Kraftfutter aus einer guten Fabrik. Geflügel, das im Freien gehalten wird, braucht mittags kein Futter, aber Hühner in der Gefangenschaft sollten um diese Zeit einige gute, reine Küchenabfälle, denen etwas Knochenmehl und Austernschalen hinzuzusetzen sind, erhalten Diese beiden Zusätze sind für das Wohlbefinden der Tiere sehr wichtig. Die Austernschalen tragen bekanntlich nicht unwesentlich zur guten Verdauung bei, und das Knochenmehl unterstützt in hohem Grade die Entwicklung der Hühner, Grünzeug ist den Tieren sehr zuträglich. Sie können also alle Ge müseabfälle, Salat, Kohlblätter, zerkleinerte Rüben und ähnliches fressen. Außer dem Grünfutter braucht das Ge flügel zur Erhaltung der Gesundheit Kies, Kalk und auch kleine Steinchen. Viele Geflügelhalter empfehlen auch zer kleinerte frische Knochen. Schramm § kcbtermever. Dresden ?il-nsi8ol,8 8tk. 2 von 4 ?lg. SN. l-3NlNlSU88ll-. 27 8v68t>'. 18 Mlrlelliolel) ZOO Sorten A^aretten. W Kauektabake Usckieimiijr »u Ibillixsteir Pinkowitzmühle Beliebter Ausflugsort am Laubachtal». freundlich gelegenes Restaurant m- Garten und geschtttzteu Lauben, LK Min. von der Damvfschtffstation Gauernitz, hält sich zum Besuche bestens empfohlen.- 1271 Hochachtungsvoll ^ Hlvtel. fakngn Vvi-vinst- llkrsiLlikm, 8ok3k-psn, falinsn- biinllsi- eie. am schönsten »«rlrap, Mitglied katholischer Vereine, Oppvl» v. ?au> Notlm Maler und Lackierer Inh.: Emma verw. Rother 0i-e,el«n-a., vllrgsrnisso 2L 14 Dtanabad. ^olk 8eiäel Hattiscke 8li-.Z 8truinpklvar6ii, HtriekALlrutz. 2 OröLto ^u8^VLli1. viIIiA8t6 kre!86. — 136 — hatten mehr zu tun, als auf dos Mienenspiel der Mutter zu achten. Nicht nur, daß Waltraud die Schauspielerin und den Dichter zu überwachen hatte - nein, sie muhte sich auch «och uni Dr. Eggenburg und Fräulein Sterzinger bekümmern, die sich mal wieder sehr angelegentlich unterhielten. Zwar war sie von den Vorzügen des Tenors geblendet — sie hätte ja auch kein Weib sein müssen, aber sie verzichtete ebenso ungern auf die Huldigungen des junger« Journalisten, der sie gleich bei seinen ersten Besuchen so augenfällig ausge zeichnet hatte. Und seine Artikel über Leonorenberg hatten dem Sanatorium viele neue Besucher zugeführt, daß sie einen hohen Begriff von der Wirkung seiner Feder bekam. Er schien ihr eine bedeutende wichtige Persönlichkeit von großem, weit in die Ferne reichenden Einfluß. Der Sänger hingegen, den sie bewunderte, hatte ihrer Meinung nach einen weit beschränkteren Wir- tungskrcis. Man mußte ihn aufsuchen in den Hallen der Kunst, und erst gegen Zahlung eines hohen Eintrittsgeldes konnte man sich in den Bann seiner Kunst begeben. Noch eins aber kam hinzu. Sie hatte nämlich durch Dr. Elm blatt einen ganz eigentümlichen Begriff von den Dichtern und Schriftstellern bekommen — und nun war ihr in Otto einer errtgege^getrcten. der trotz dieser Beschäftigung alle Vorzüge eines schneidigen jungen Mannes in sich ver einigte. Deswegen hatte sie es ungern gesehen, daß er scheinbar seine Gunst einer anderen zuwandte. Und doch hatte er mehr Grund, auf sie eifersüchtig zu sein, als sie auf ihn. Denn er empfand bei der Unterhaltung mit der frischen hübschen Süddeutschen nichts weiter als eine angenehme augenblick liche Zerstreuung. Sein Herz hatte gesprochen und an ihm hatte es seither nicht gelegen, daß die unterbrochene Liebeserklärung von gestern nicht wieder- holt uird dabei nicht gleichzeitig zu Ende geführt worden war. Aber auch der ander von der mütterlichen Sorge betroffene Teil fand in der Unterhaltung mit Fräulein Clausen keine Befriedigung. Er hatte sich ihr nur zugewandt, weil Paul Schwarzenberg sich auffallend oft mit Franziska beschäftigte, der wiederum dieser jungen Dame den Hof machte, weil ihn Anna Sterzinger seiner Meinung nach zu schlecht behandelte. Und Anna wiederum zeichnete den Dr. Eggenburg so sehr aus, weil sie wußte, Paul ärgere sich dar.» über — und das fand sie furchtbar komisch. Am unglücklichsten von allen aber fühlte sich wohl die kleine Klavierlchrerin, die ihren Tenoristen, dem sie so oft das Studium seiner Rollen erleichtert hatte, des schwärzesten Undankes zieh. Nun, war man wieder daheim an den Inchenden Ufern des Mains — im schö- nen Frankfurt — dann sollte er dafür büßen!' Onkel Galleiske empfand es schmerzlich, daß seine gute Kameradin, als welche sich Fräulein Winterhauser gleich von Anfang an bei ihm eingefllhrt hatte, sich heute gar nicht um ihn kümmerte. Er saß neben Fräulein Setzekorn und die Unterhaltung zwischen ihnen floß träge dahin. Sie flötete wie immer und infolgedessen verstand er sie nicht, weil er ja doch — wie alle alten Artills- rie-Offiziere — ein wenig schwerhörig war. So waren denn eigentlich die meisten in der Gesellschaft unzufrieden. Nur nicht die beiden, die daS allgemeine Aufsehen teilweise absichtlich, teil weise unabsichtlich erregten. Sodann aber waren noch zwei andere Leute sehr zufrieden und sie nahmen bei ihrer lebhaften Unterhaltung von der übrigen Gesellschaft kaum Notiz, und das waren Eva Hartung und Mr. Fenton. Auch Amtsrichter Ruhbaum und Gattin waren ein Herz und eine Seele. Und de.- — 133 — Dazu brauche ich euren Praktikus. Und auch nur einer« solchen könnte ich ver stehen, und zu einem solchen mich hingezogen fühlen. Und nun sagen Sie mal, Herr Doktor — wenn Sie meine Frage mit Ja beantworten können, so habe ich ein großes Unrecht begangen, für das ich vielmals um Verzeihung bitten muß und das ich nach Kräften wieder gut zu machen suchen werde — sagen Sie mir: Habe ich Ihnen durch irgend etwas in meinem Betragen mer ken lassen, daß ich etwas wärmer für Sie empfinde — daß ich Sie liebe?" „Mein gnädiges Fräulein," warf er ein, „ich muß ganz offen gestehen, daß ich bei Ihnen etwas derartiges nicht voraussetzte. Sie schienen mir viel zu gleichmäßig, viel zu ausgeglichen." „O, wenn Sie das gemeint haben, dann sind Sie kein Frauenkenner — und Sie wollen für Leute schreiben, die das Leben kennen? Und wenn Sie das glaubten, wenn Sie mich für fähig hielten, alle meine Empfindungen so streng zu verbergen, wie konnten Sie Ihrer Vision, in der ich einem Manne eine Liebeserklärung mache, auch nur die geringste Bedeutung beimessen? — Herr Doktor — 6s tut mir leid, es Ihnen sagen zu müssen — Ihnen mangelt der Wirklichkeitssinn, sonst hätten Sie uns beiden diese peinliche Szene doch Wohl erspart. Und nun nehmen Sie die Sache nicht tragisch — und vergessen Sie den Zwischenfall. Tun Sie für den Rest der Zeit, da wir noch hier zusammen sind, so, als wäre nichts vorgefallen. Das ist die einzige Art, über die peinliche Angelegenheit hinwegzukommen. Adieu, Herr Doktor — und gute Freunde können wir ja doch bleiben!" „Die alte Geschichte," murmelte er, „wir verlangen heiße, leidenschaft liche Liebe und die Weiber wollen uns mit lauer Freundschaft absurden! Und nrir das — mir — der ich mich für einen Menschen- und namentlich einen Weiberkenner hielt!" Die Davonschreitende hörte diese Worte nicht mehr, wohl aber eine andere, die jetzt aus dem Rahmen des Bosketts trat, ihm die Hand auf die Schulter legte und lachend rief: „Ein Weiberkenner? Lieber Freund, machen Sie sich keine Illusionen! Ein Frauenkenner sind Sie nicht, dazu haben Sie viel zu viel in den Büchern geforscht, viel zu wenig den Menschen und namentlich das Weib studiert." „Der Teufel werde daraus klug," knurrte der Doktor. „Und hier ist es doch so einfach," lachte die Künstlerin, „merken Sie sich doch einfach die Regel — die Goldfische beißen am schwersten an!" „Wie —?" „Ach, nun machen Sie bas doch anderen weiß, daß Sie diese verunglückte Licbeserllärung eben aus Liebe getan hätten," sagte sie hell auflachend. „Ja, aber — ich bitte Sie um Gottes willen — warum denn?" „Warum? Weil die Dame sehr reich ist. Und wenn Sie ja auch so viel haben, daß Sie mit Ihren Zinsen auskommen können, so wäre es doch eine schöne Sache, das Drei- oder gar Fünffache einzunehmen. Aber machen Sie sich kerne Illusionen — solche Leckerbissen sind für Sie nicht gewachsen — und trotzdem Sie öfters ausbrechen wollen und wegen Ihres Geldes sich be rechtigt halten, auch anderswo botanisieren zu können — Sie gehören zu uns, zur Boheme, und da kommen Sie auch so leicht nicht los und —" „Aber ich bitte Sie — wi? können Sie nur so etwas sagen? Und Sie tun gerade, als wüßten Sie besser um das Bescheid, was in mir vorgeht, als ich selber." - ».. ^ 1 .«Nhnurrigs Käuze.' "" - " 5,-^ - ^ " .j» s