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5S. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands in Mainz. Mainz, de > R August IStl. Nesolution des Augustlnusverrins. Der Augnstinusverein, welckzer am Sonntag i» Mainz tagte, hat folgende Resolution angenommen: Die zur Er. örterung der politischen Lage in Mainz znjammengetretene Generalversammlung des Angustinnsvereins spricht der Leitung der Zentrumsfraktion des Deutschen Reichstages volles Vertrauen und rückhaltlose Zustimmung zu ihrer politischen Gcsamthaltnng aus. Insbesondere billigt sie die Stellung der Fraktionsleitnng zn den beiden wichtigsten Beratungsgegenständen der jüngsten Session des Reichs tages: der Neichsversicherungsordniing und der Versassung für Elsaß-Lothringen. Die Generalversammlung erkennt es als die dringendste Pflicht der Zentrumspresse angesichts der Reichstags-Wahlen, von der Partei alles fernznhalten, was deren Aktionsfähigkeit und Arbeitssreudigleit irgend wie z» beeinträchtige» geeignet ist. Tie ZentrnmSpresse kann nicht nachdrücklich genug alle Bestrebungen bekämpfen, welche darauf abzielen, oder die Wirkung haben, die von den Begründern der dcnlschen Zentrumspartei und von den deutschen Katholiken zur Wahrung ihrer berechtigten Inter essen geschaffenen politischen und sozialen Organisationen z» verdächtigen und in ihrer Wirksamkeit zn behindern Auf das Entschiedenste weist sie eS zurück, w"nn ausländische katholische Prcßorgane, welche die deutschen Verhältnisse nicht kennen und namentlich für die Vorbedingungen der Wirksamkeit dcs Zentrums kein Verständnis haben, ein seitige, ungerechte und unwahre Urteile über die deutschen Katholiken und ihre Tätigkeit verbreiten. Tie ZentrnmSpresse darf die Organisation, welcher die deutschen Katholiken ihre starke Position im öffentlichen Leben verdanken, nicht antasten lassen, sondern muß alles aufbieten, um sic zn erhalten, zu festigen und auszubauen. Die Zenlrnmspresse hat die Pflicht, die Leitung der Zen- trumsfraktion in dem Bestreben zu unterstützen, jeder Tätigkeit einzelner, wodurch die Disziplin der Fraktion gelockert oder das Gefühl der Zusammengehörigkeit abgc- schwächt werden kann, entgegen zu treten und zwar uner bittlich, ohne Rücksicht auf Personen. Sonderaktionen un berufener und unverantwortlicher Persönlichkeiten sind nn bedingt abzulehnen. Noch viel weniger darf ein Organ der Zcntrnmspresse sich dazu hergeben, selbst solche Aktionen einznleiten oder zu unterstützen. Die Generalversammlung des Angustinnsvereins weiß nichts von „Richtungen" innerhalb der Zentrumspartei, sie kennt nur eine einheitliche Partei, welche die in mehr als älljähriger Tätigkeit erprobte, von großen Lehrmeistern in ihren Richtlinien feslgelegte Politik fortzusehen entschlossen ist. Die Generalversammlung ersucht die im Augustinus- Verein organisierte Zcntrnmspresse, mit vollen, Nachdruck an die Vorbereitungen der Neichstagswahlen heranzngehea und ans dieses Ziel alle Kräfte zu richten. ferner wurde folgende Nesolution betr. die aus ländische Politik angenommen: „Tie Generalversammlung des Angustinnsvereins nimmt mit Befriedigung Kennt nis von der gegenwärtigen Auslandspolitik des Deutschen Reiches: sie hat das Vertrauen zu den leitenden Staats männern, daß eine den Interessen deS deutschen Volkes dienende Lösung in den gegenwärtigen Verhandlungen ge sunden wird." Allgemeine Versammlung der Albertus Magnus-Vereine. Am Montagnachmittag fand unter dem Vorsitze des Prof. Ledroit-Mainz eine allgemeine Versammlung der Albertus Magnus-Vereine statt. Es ergriffen außer dem Vorsitzenden n. a. Herr Prof. Scholl-Mainz, Herr Sani tätsrat Dr. Croce-BrcSlau und Herr Repetent Dr. Kiefer das Wort zu längeren, beachtenswerten Ausführungen. Im Vordergründe der Erörterung standen die Fragen, ob man bei den bescheidenen Mitteln und bei der großen, von Jahr zu Jahr wachsenden Anzahl der Bewerber nur wenigen ! jungen Leuten, und zwar den würdigsten, größere Unter stützungen gewähren solle, oder ob man auch Bewerber mit mittelmäßigen Zeugnissen unterstützen müsse. Es wurde betont, daß die erste Forderung zwar den VereinSsatzungen entspreche, allein es könnten auch Fälle Vorkommen, in denen man Bewerber mit mittelmäßigen Zeugnissen nicht ohne weiteres abweisen dürfe. Herr Repetent Dr. Kieser zeigte, daß uns das Gespenst des Gelehrtenproletariats nicht schrecken dürfe. Auf gegnerischer Seite kenne man in dieser Hinsicht keine Furcht: wir dürsten sie also auch nicht kennen. Auf gegnerischer Seite suche man, »sie Sanitätsrat Tr. Eroce an einem Einzelfalle dargetan habe, auch weniger begabte junge Leute durch allerlei lockende Aussichten der katholischen Sache zn entfremden. Diese Tatsache müsse uns zur Lehre dienen. Von anderer Seite wnrde die Wich tigkeit der wandernden Generalversammlungen betont und für Propngandavorträge auf breitester Grundlage eingc- treten. Wichtig war auch die Forderung nach einen, ein heitlichen Vorgehen der Vereine, falls die großen Ziele deS Verbandes erreicht werden sollten. In »einem Schlnß- worte wies der Vorsitzende darauf hin, daß Vorwürfe irgendwelcher Art von irgend einer Seite unbegründet seien. Jeder Katholik solle sich die Sache des Albertus- MagniiS-Vereins angelegen sein lassen. Habe doch der Verein keine geringere Aufgabe, als unbemittelte» oder begabten dentschen Katholiken das höhere Studium zu er möglichen. Hoffen »vir. daher, daß die Hoffnung ans reicheren Zufluß der Mittel, die Professor Scholl anssprach, bald in Erfüllung gehe! Versammlung des Katholische» Mädcheiischiilzvcrciiis. Die Mitglieder und Freunde der Katholischen Mädchen- schntzvereine fanden sich am 7. d. M. »achmiltags im großen Saale-des „Peterstists" zu einer Sitzung zusammen, die von zirka 500 Damen und Herren besucht war. Die Vorsitzende des Mainzer Mädchenschutzvercins Frau Direktor Pricke» sprach Worte herzlicher Begrüßung an die Veisaninilnng. Pfarrer Grode von St. Bonifaz führte aus, daß ein Name die gesamten Verhandlungen deS diesjährigen Katholiken tages ,» einen Bann trug, der Name Wilhelm Emannel v. Ketteler. Ter große Mainzer Bischof war vor allem ein Hauptförderer der christlichen Caritas. Ein sprechendes Denkmal der karitativen Betätigung Kettclers ist das 1855 von ihm eröffuete eigene Hei», für stellenlose Dienstboten. Auch der nächste Redner Professor Dr. Meyers- Luxemburg rühmt Kettelers segensreiche Tätigkeit im Dienste der christlichen Nächstenliebe. Tie karitativen Ein richtungen der Feststadt Mainz bezeichnet Redner als mustergültig. Die Ehrenkrone für karitative Betätigung spricht Professor Meyers den edlen Frauen zu. die sich gleich Schutzengeln an die Seite der armen, von so vielen Gefahren umgebenen Dienstmädchen stellen, um ihnen die weitab weilende treue Mutter zu ersetzen. Als Hauptaufgabe der Mädchenschutzvereine bezeichnet Redner die Rettung der unsterblichen Seelen der jungen Mädchen, den Schutz ihrer guten Sitte und die Sorge für ihr materielles Wohl. Tie Vorsitzende deS Deutschen Nationalverbandes der kathol. Mädchenschutzvereine Frau Bontant-Klehe (Frankfurt a. M.) überbrachte die Grüße des Notionalver- bandes und gedachte in einem warmen Nachruf rnsbe- svizdere der kürzlich verstorbenen Freifrau v. Biegeleben zu Darmstadt als Vorsteherin des Darmstädter Lokalvereins. Der Vorsitzende des internationalen Verbände? der katholischen Mädchenschutzvereine Professor Dr. Speiser (Freiburg i. Schw.) berichtet über die guten Erfolge in den einzelnen Ländern. So wurden in Frankreich, Spanien, ! Ungarn und Amerika neue Landesverbände gegründet, di; schon jetzt sehr ersprießlich wirken. lieber die katholischen Dienstbotenvereine verbreitet sich ausführlicher Dr. Nieder auS München-Gladbach. Diese Vereine sind die notwendige Ergänzung der katholischen Mädchenschutzvereine. Sie sollen sein Schutzvereine, Hilfs vereine und FriedcnSvereinc. Den Mädchenschutzvereinen und Kongregationen stehen sie nicht als Kankurrenzvereine gegenüber. — Die Verhandlungen wurden nach zwei stündiger Dauer durch den Vorsitzenden mit dem katho lischen Gruße geschlossen. Die Hygiene-Ausstellung. Tic Visik,crilik!s!cr vv:i sämtlichen Stäsren Ungarns. eine Reche r»"> Werzlen und Ve wallw-gsbeowien, ins gesamt etwa 120 Piionen. trafen am 8. August zum Besuche dl, ^n! , oNom.l',, L yzstne-Antstel.unc, tu Dresden ein. Tie Hec. ca, !vsi chten am Mcklmochvo,mittag unter sachkandigw Fjshinu, tie Ausstellung, tntbksoudere den Pavillons U, c-'rur. Tie Herren äußerten tvre höchste Genugtung mW >,t.ä I,u mK Mdaiein, baß ein so ku zer Besuch nicht genüge, um d-e Ausstellung rast der ungeheuren Fülle des Gei".-!e,:rn krin,. n zu lernen: «,i eirum ein gehenden Ltiidi»,,! gclöitcu mildest-ns 14 Tage. Mit einer noch m l gen Fühcu.ig durch die gcsan te Ausstellung schließt der Dcekd.ee Ans nthalt am l l. A gust. Ter Vortrag des Herrn Tr Wagncr Hvhenlolikss« über schwel,ucke O'pnmc s,ik wird am 12. Amaul abends 6 Uhr im Koiigrcßlaale der Hyrleue-Ausstellui.g gchalten werden. Der zweite DerüsRr Richter Tug wird anläßbch der Hyzieue-AuLltellur.g am ist. und 14. S.pten ber tu Dresden nbgchalten wenden. Firßdallsport. Am kommenden Sonntag werden am Spcirtplctzr d--r Ansst-llimg zwei Fußhallwettspiele statt- fiiiden. Um '/z5 Uhr treten die 101. Grenadiere und das lOl! Jutmte-ie-Regime t Bo, den einander aerenüber. — „Ich habe Nora retten wollen und es ist mir gelungen — ich danke dem Himmel dafür!" flüsterte sie. Um keine Zeit zu verliere», sandte mau unverzüglich zu einem Arzte. Doktor Jules war in der allgemeinen Verwirrung entkommen. Die Verwundung der Frau v. Roden erwies sich als durchaus uube deutend und durch einen Streifschuß entstanden: der Arzt versicherte, in ach! Tagen würde alles vorbei sein. Nun erst wurde Nora, die von der alten Dienerin in ein sicheres Ge- wahrsam geführt worden war, herbeigehvlt Mn» vermied es, sie von der neuen Gefahr, welche ihr gedroht hatte, iu Kenntnis z» setzen. Als sie Georg sah, brach sie in einen Strom von Freudentränen ans, und ohne einen Blick ans die übrigen zn werfe», eilte sie in seine Arme. Juan Valesguez war tief betrübt, daß Nora, kaum gewonnen, für ihn schon wieder verloren sein sollte, ober sie bat so lieb mit ihrer sanflen Stimme, daß es ihn doch glücklich machte, ihr die Versicherung geben zu könne», daß er sie nicht von Georg trennen werde. Ten Freiherrn v. Minkwitz traf leine Strafe, wenn nicht das eigene Gewissen und die veränderten Glücksnuistände an ihm rächten, was er Per schuldet halte. Tie Welt hatte doch erfahre», daß mit der Erb'chast des Frei Herrn nicht alles in Ordnung gewesen war, und als er »nn verarmt war, hielt sie es nicht für nötig, ihn, ihre Verachtung zn verbergen. Er starb bald darauf. Ein Herzschlag machte seinem Leben ein Ende. Im Frühjal-re war Georgs und NoraS Hochzeit, und dann folgten sie Jucm ucicl) Indien. Dort, auf heimatlichem Boden, sollte die zarte Blume besser gedeihe», und es schmerzte sie nur, Meiner und Frau v. Roden ver- lassen zu müssen. Lenhardt und Liddy blieben iu Georgs und Noras Diensten. Doktor Jnlcs kehrte nicht in seine Heilanstalt zurück, er war und blieb verschwunden. Bereits ein paar Woche» später wurde sein Institut von der Behörde aufgehoben und dadurch manches Verbrechen der Oesseutlichkeit be sannt. Viele Opfer hatten in den gefängnisartigen Zellen deS Irrenhauses ein leiden'oottes Leben verbringen müssen. Tie Leiche dcS Verschwundenen, dem auch Nora znm Opfer fallen sollte, ward nach mehreren Monaten in einer Schlucht zerschmettert und entstellt au.fgefiniden — die Vergeltung hatte den Elenden ereilt. Tic Angst wegen deS Mordversuches an jenem Abend hatte ihn in den Wald und ans einen unwegsamen Pfad geführt lind, vom Wege verirrt, war er in der Dunkelheit einem Abhange zn nahe gekommen und batte seinen verdienten Tod gefunden. Ter Edelmut der Frau v. Roden hatte ihm sein Opfer entzogen, über das der Himmel treu gewacht hatte, und gewiß erkennt keiner in d-r lachenden jungen Frau die unglückliche Erbin, welche so lange Jahre vcrbc zen in den düsteren Räumen der Rotburg ein freudenloses Dasein verlebte. Im Sonnen scheine des Glückes entfaltete sie sich zur schönsten Blüte, und niemals sehnte sie sich zurück nach dem kalten Norden, sie hatte im Heimatslande ihrer Mutter on Georgs Seite einen ewigen, ungetrübten Frühling gefunden — den Frühling der Liebe und des Glückes! — 8t, — Zast verwundert sah diese ihre Herrin an, doch war sie cm Gehorsam gewohnt: und ganz gegen die sonstige Gewohnheit verschloß sie auch heute den Hanpteingang des Hauses. Der Tag rückte weiter vor, ohne daß Frau ». Rodens Furcht irgend welche Bestätigung fand, und sie begann heimlich über ihre seltsame Unruhe zu lächeln. Sie hatte sich neben Nora ans einen kleinen Divan gesetzt, um sich noch einmal van derselben ihre Vergangenheit und alle die Leiden, welche sic bestanden hatte, wiederholen zn lassen. Beide Frauen waren so eifrig in ihre Unterhaltung vertieft, daß keine von ihnen gehört hatte, daß der Türklopser ein paarmal heftig gegen die Türe s:el und die alte Dienerin sich beeilte, z» öffnen. ,Jch wünsche Frau v. Roden zu sprechen," sagte einer der beide» Heri eu welche vor der Türe standen. Arglos öffnet die Dienerin. In den letzten Tagen .var so nmnches sremR'Geiicht hier eingedrnngen, sadaß ein neues sür sie gar kein Ereignis mehr war. Zwei Herren traten ein. Ter eine war ein kleiner hagerer Mann in grauem Anzüge, der andere, uuzweiselhaft ein Geistlicher. Als die Dienerin Frau v. Roden den Besuch meldete, schrak diese zu s inmeu sie wurde noch bleicher, als sie eS gewöhnlich war; dennoch ver suchte sie, vor Nora ihre Unruhe zn verbergen. „Verlassen Sie dieses Zimmer nicht, Fräulein v. Minkwitz, ich bitte dorn ui." sagte sie. Nora sah Frau v. Roden verwundert au, aber sie versprach, den Wunsch irr mütterlichen Freundin zu befolge». Diese begab sich in de» kleinen EmpfaugSsalvn, wo die beiden Herren die Dame des Hauses erwarteten. U-berrascht blieb Frau v. Roden auf der Schwelle stehen. Die nnheiin- li-be Ahnung in ihrem Herzen wuchs, ais sie die fremden Gäste empfing. „Ich setze voraus, eS herrscht hier ein Irrtum," sagte Frau v. Rode» mit Käite, olivohl sie merklich zitterte und auch ihre Stimme, die in ihr lobende Unruhe verriet. „Wenn Sie Frau v. Roden sind — zweifellos nicht," sagte der Mann im grauen Anzüge. „Und wer sind S ie — was wünschen Sie? ' ,Tie Fragen lasse» sich ebenso schnell bcontworten. nie sie erstellt sind, gnädige Fron. Ich bin Doktor Jules." „Jules o, mein Gott!" rief Frau v. Roden erschreckt and " „Ich sehe, Sie hören den Namen nicht znm ersten Male, gnädige Frau." sagte der Arzt mit boshaftem Lächeln. Die drohende Gefahr, welche Frau v. Roden geahnt Halle, war mehr als alle-S andere imstande, ihr die Ruhe und Besann-mheil znrnckzngchen. Sie innßle sich fasse», sollte Nora, so nabe dem Glück, nicht verloren sein! „Allerdings habe ich von Ihnen gehört," entgegnet; sie und ihre melo- d'sche Stimme war Plötzlich freundlicher geworden, „und ich kan» nicht leugnen, daß Ihr Anblick mich beinahe erschreckt bat. Ich bes echte, der Frei herr v. Minkwitz hat einen Mißgriff gemacht, als er seine Nichte für wahn- sinnig hielt." „Ich befürchte daS selbst, Fräulein Noras Flucht hat „ gezeigt, daß er sich getäuscht. Weil er das cinsah. hat er denn auch >ne> en inständigen Bitten Gehör gegeben und mir gestattet, Nora zu meiner Gattin zu machen." L3 Ein Kind des Südens."