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Katholischer Glaube, Geschichtswissen schaft und Geschichtsunterricht. (Fort etzung.) Das Verfahren des Forschers ist also hier dasselbe wie bei den Spezialarbeiten. Er nimmt das katholische Weltbild zur Grundlage, weil er nicht imstande ist, ein besseres aufzustellen, weil ihm für diesen größten Gegen- stand seine Schöpferkraft nicht ausreicht. Dieses Bild konfrontiert er dann mit den festgestellten Geschichtstat sachen und mit den Quellen, um es. wo nötig, zu bessern und zu entwickeln, aber auch, um für seine Untersuchungen neues Licht zu erlangen. Und da eben zeigt es sich einer seits, daß die Offenbarung, die dem Bilde zugrunde liegt, alle Proben erträgt, anderseits, daß sie die tiefsten Dunkel des Weltgeschehens erleuchtet. Das ist das Großartige an dieser Offenbarung. Wenn schon die Einzelwahrheiten eine Leuchtkraft zeigten, die viel Aufklärung in engerem oder weiterem Umkreise schaffte, so strahlt sie, die Zentralwahrheit, sonnenhell, um das ganze Weltgeschehen der menschlichen Erkenntnis nahezuführen. Sie immer wieder in Frage zu stellen ist ja schön und gut, ist wissenschaftlich berechtigt, der Tieferblickende wird es aber für recht unnötig halten, da sie nach gesunden Ge lehrtengrundsätzen längst völlig gesichert dasteht. Wären doch nur die wichtigsten historischen Tatsachen so ausgiebig bewiesen wie sie! Und diese Offenbarung samt dem daraus erwachsenden Glaubenssystem erhält noch besondere, übernatürliche Stützen, durch die es den Gläubigen nicht nur zur wissen schaftlichen Tatsache, sondern zur unumstößlichen inneren Gewißheit ward. Die kirchlichen Gnadenmittel üben ihre mächtige Wirkung und lassen die Kirche, das ganze kirch liche Lehrgebäude in überirdischem Lichte erstrahlen. Wenn ohnedies bei aller Ueberzeugung noch die Möglichkeit künf tiger Zweifel übrig blieb, so wird damit auch diese Mög lichkeit ausgelöscht, eine transzendentale Sicherheit erlangt, eine Sicherheit freilich, die nur Geltung haben darf als unschätzbarer innerer Besitz, nicht als Grundlage wissen schaftlicher Feststellungen. Diese bleiben an ihre profanen Grundsätze gebunden. Es wäre nur natürlich, wenn sämtlick)« Vertreter der Geschichtswissenschaft mit Begeisterung das von Gott ge botene Mittel ergriffen, um ein Bild der Mcnschheitsent- wicklung zu gewinnen, an dem sie mit der Sicherheit des Erfolges arbeiten könnten, bei dem sie nicht Gefahr liefen, immer wieder grundstürzende Verwandlungen vornehmen zu müssen, um mit den Tatsachen im Einklang zu bleiben. Vormals ist es geschehen, doch fehlte es in jener frommen Zeit noch ganz an geschichtsmethodischer Schulung. Heute aber geschieht es nicht mehr. Die Ergreifung dieses Mittels, der Glaubenslehre, ist an Bedingungen geknüpft, denen sich der natürliche Mensch nur sehr ungern unterwirft. Sich beugen unter eine Autorität, die Souveränität des eigenen Verstandes aufgeben, Buße tun und sich heiligen sind sehr unbequeme Dinge, die besonders einem Gelehrten sauer ankvmmen. So pflegt man auf eigenen Füßen stehen zu bleiben und daS Geschichtsbild mit eigenen Kräften zu ent werfen, sowohl in seinen profanen wie in seinen über natürlichen Teilen. Es ist nicht zu leugnen, daß inan mit größtem Scharf sinn dabei vorgegangen, daß man Systeme aufgestellt hat. die sich bis zu einem gewissen Grade brauchbar erweisen, um so mehr, als die «leisten doch von christlichen Ideen er füllt sind. Das katholische Weltbild ist der Menschheit im Laufe der Jahrhunderte zu tief eingeprägt worden, als daß es sich so leicht abschütteln ließe. Aber man kommt auf Die Arauenkleidung auf der Inter nationalen Hygiene-Ausstellung. VonZAlice Buhre, Dreiden. (Das Korsett.) Es ist eine bekannte und bedauerliche Tatsache, daß sich bisher die Frau, insbesondere die Dame der Gesell- schaft, wenig oder gar nicht darum bekümmert hat, welch hohe Bedeutung für Gesundheit und Wohlbefinden die Hygiene der Kleidung hat. Sie kleidete sich ausschließlich nach der herrschenden Mode, ungeachtet der Schäden, welche sie ihrem Körper durch diese oder jene Modetorheit zu fügte. Verlangte es die Mode, so schnürte sie sich nicht nur die Taille in einen Fischbeinpanzer, sondern auch den Hals in einen übermäßig hohen und engen Kragen derart ein. daß ihr die Augen tränten und sie sich weder frei bewegen, noch den Kopf drehen, geschweige denn sich bücken konnte! Sie litt Qualen, aber der Mode zuliebe, und somit waren es süße Qualen! Man kann mit Recht behaupten, daß sich in dieser Hin sicht in letzter Zeit doch ein bedeutender Wandel zum Besseren vollzogen hat. Die Frau ist im allgemeinen ver nünftiger geworden, sie hat nachgelassen, auf Kosten ihrer Gesundheit der Göttin Mode zu huldigen, sie begann einzu- dringen in die Geheimnisse ihres eigenen Körpers, und das Verständnis ging ihr auf für die Sünden, die sie an diesem Körper begangen hatte. Ein gut Teil Verdienst hierbei trägt wohl der Sport, der sich von Jahr zu Jahr weiteren Eingang in alle mög lichen Gesellschaftskreise verschaffte und der die Frau sozu sagen dazu zwang, sich eine Kleidung zuzulegen, die ihr die nötige Bewegungsfreiheit, ungehinderte Zirkulation des Blutes und AuSichnstung des Körpers gestattete. Ferner taten die immer energischer betriebenen Re- sormbestrebungen ein übriges, die Frau zur Einsicht zu dringen, jedoch darf man wohl mit Recht behaupten, daß bisher nichts in der Welt in gleicher Weise dazu angetan war, den Menschen, und um bei dem Thema zu bleiben, speziell der Frau, die Wichtigkeit genauer Kenntnis des eigenen Körpers und seiner Behandlung vor Augen zu führen, als die Internationale Hygiene-AuS- stellung in Dresden. Hier wird der Frau gründlichst Gelegenheit geboten, sich die nötigen Kenntnisse über De- ungläubiger Seite doch immer mehr davon zurück, weil die rechten Stützen fehlen. So gehen die Weltauffassungen der einzelnen Gelehrten immer weiter auseinander, indem sie sich gleichzeitig von der historischen Wirklichkeit, soweit sie zu transzendentalen Fragen in Beziehung steht, ent fernen. Nun liegt die Sache so. Jedes Bild der Menschheits- cntwicklung, ob es sich ans die Offenbarung stützt oder rein menschlichen Ursprungs ist, gilt wissensck-aftlich nur als Hypothese, als Entwurf, an dem man seine historische Arbeitskraft betätigt. Der Theorie nach ist der Forscher gebunden, sein System fallen zu lassen, sobald er erkennt, daß die Forschungsergebnisse sich nicht damit vereinigen lassen. In der Praxis kommt es aber nur selten vor, daß ein Gelehrter solche Selbstentänßerung übt, daß er sich auf einen neuen Boden stellt. Das Erringen einer Weltanschau ung und eines daraus sprießenden Gesamtgeschichtsbildes ist eine so schwere Arbeit, die Verknüpfung dieser Errungen- sck>aften mit dem ganzen Sein eine so feste, daß man sie um einer oder vieler historischer Unstimmigkeiten willen noch längst nicht opfert. Da läßt man eher zehn ungerade ge rade sein. Die Auferstehung unseres Herrn Jesu Christi, mag sie noch so sicher bezeugt sein und noch so wenig in und zu entwickeln, aber auch, um für seine Untersuchungen seits, daß die Offenbarung, die dem Bilde zugrunde liegt, beugen unter eine Autorität, die Souveränität des eigenen ein Gelehrter solche Selbstentäußerung übt, daß er sich auf das gewählte System Passen, wird niemanden ohne weiteres bestimmen, seine Grundanffassung umzuwerfen. Dahin wirkt schon der Umstand, daß die historischen Beweise nie streng exakt sind, daß sich immer verschiedene Lösungen an nehmbar machen lassen. Wer sich und andere bewußt oder unbewußt zu täuschen strebt, der kann das immer. Er braucht nur bei seiner Forschung nicht ganz so tief zu graben, wie es zum Finden der Wahrheit nötig wäre und an einer Stelle stehen zu bleiben, wo die Sacl>e seinen Ideen günstig liegt. Wechselnde Konstellationen treten ja im Laufe jeder Untersuchung ein. Man wird aber auch kaum verlangen können, daß ein Gelehrter sich immer auf neue Standpunkte stellt, immer von neuem probiert. Das ging bei der Einzelforschnng, wo man sich rasch über den Wert der Hypothesen klar wurde. Hier würde man seine ganze Lebenszeit mit Versuchen ver geuden. Nur wem das Licht der ewigen Wahrheit scharf ins Auge fällt, der wird sich dieser ohne Bedenken zn- Ivenden. Die Weltanschauung stellt also eine Fehlerquelle ersten Ranges dar. Sic macht den Forscher voreingenommen für bestimmte Lösungen der auftanchenden Fragen, für solche Lösungen nämlich, die dem Inhalt dieser Weltanschauung am besten entsprechen. Wenn er sich auch den Gegen- gründen nicht verschließt, so fällt doch ein Gewicht mehr für derartige Ergebnisse in die Wagschale. Die Magnetnadel^ die zur Wahrheit weisen soll, wird von ihr abgelenkt, mehr oder weniger, je nach Fähigkeit und Charakter des Ar beitenden. In tausend Geschichtswerken läßt sich diese Tat sache beobachten. Man unterscheidet ja die Schriften ganz allgemein nach dem Standpunkte, den sie vertreten, nach dem Sinn, in dem sie abgefaßt sind. Das Weltge schichtsbild mit seinem transzendentalen Gehalt, das nur Anhalt sein sollte für die Einzelforschung, um nötigen falls gegen ein richtigeres ausgewechselt zu werden, das wird zur Voraussetzung, an der der Forscher, auch auf Kosten der Wahrheit, festhält. Man wird nun als Katholik geneigt sein zu sagen: O, wir sind gut dran. Unser Weltgeschichtsbild ist aus der ewigen Wahrheit erwachsen, es kann uns nie auf falsche Wege führen, wenn auch die profanen Teile noch manche stimmung und Funktionen der einzelnen Organe, insbe sondere der bei der Frau so überaus wichtigen und gleich zeitig oft so vernachlässigten Unterleibsorgane anzueignen. Es wird ihr in allen erdenklichen Formen: Tabellen, Ab bildungen. Modellen und Diapositiven vor Augen geführt, tvas sie durch Unüberlegtheit, Gewohnheit und Denkfaulheit — Mi-ckou! — ihrem Körper an Schaden zugefügt hat, oder durch welche Mittel sie sich schlitzen und ihrer Gesund- heit förderlich sein kann. Die große populäre Halle „Der Mensch" zeigt in einer separaten Koje die Folgen des Schnürens, und da wären wir bei dem großen Kapitel „Das Korsett" angelangt. Hat man diese Koje durchwandert, kommt man sich wohl sehr sündhaft vor, und ich glaube, so manche Frau wird zu Hause ein ernstes Studium ihres korsettgewohnten Körpers vorgenommen haben, um zu kon statieren, ob das Korsett, das ihr doch „so bequem" sitzt und in dem die zwei bekannten Fäuste noch so gut Platz haben! — wirklich die Erscheinungen hervorruft, die an dem Mädchenkörper in der Korsettkoje in zweifelsohne recht un schöner Weise dargestellt ist. Sie wird prüfen, ob sie wirk lich einen dergestalt eingedrückten Brustkorb hat, den ab scheulichen Hängebauch infolge Erschlaffung der gedrückten Bauchmuskeln und wirklich den ungewöhnlichen Fettansatz an Bauch und Hüften infolge gehemmter Blutzirkulation. Die meisten werden all dies an sich nicht finden, oder sollte wirklich etwas davon vorhanden sein, so kann doch das „so bequeme" Korsett keinesfalls daran schuld sein! Das sind dann eben bedauerliche Naturfehler, da kann man nichts machen! Aber auch euer Körper, ihr Frauen, mit den „be- quemen" Korsetts wird eingeengt durch den „bequemen" Panzer, der aber doch ein Panzer bleibt. Deutlich zeigen dies zwei Bilder eines jungen Mädchens. Sie trägt auf dem ersten Bilde ein einfaches Korsett, das man ruhig als wirklich bequem und ohne jede Schnürung angelegt und be- zeichnen kann. Auf dem zweiten Bilde trägt das Mädchen einen Gürtel von gleicher Weite als daS Korsett hatte, und deutlich sieht man, wie tief dieser Ledergürtel ins Fleisch einschneidet. Dies sind zwei sehr interessante Bilder. Trotz dem kann man mit Fug und Recht behaupten, daß daS Tragen eines vernünftig gearbeiteten Korsetts noch lange nicht daS „Einknallen" bedeutet, daS alle inneren Organe verschiebt und verdrückt und auS ihrer normalen Lage ver drängt. WaS das jahrelange, beträchtliche „Einschnüren" in ein Korsett anrichten kann, sehen wir an dem Modell Veränderungen erleiden werden. Unsere Weltanschauung ist keine Fehlerquelle. So steht eS aber keineswegs. Auch das katholische System verursacht Fehler, veranlaßt in zahl losen Fällen unrichtige Feststellungen, setzt immer wieder unberechtigte Voraussetzungen ein. Es geschieht gerade, weil seine Anhänger eine sehr warme Zuneigung zu ihm haben, weil sie lebhaft bestrebt sind, ihm, dem Glaubens system, zur Geltung zu verhelfen. Auch katholischen For- schern wohnt die Tendenz inne, die historischen Tatsachen mit ihrer Welt- und Geschichtsauffassung in Einklang zu erhalten, ihnen also, wo der Einklang nicht ganz zu be stehen scheint, einen leisen Zwang anzutun. Der Unterschied gegenüber anderen Systemen ist nur der, daß es hier nicht so zu sein braucht. Andere Weltauffassungcn bedürfen der illegalen Hilfe, um von den Tatsachen nicht beeinträchtigt zu werden. Die katho lische fährt um so besser, je weniger man ihr in dieser Hin sicht beizustehen sucht. Mit der Wahrheit kann sich nur die Wahrheit decken, also gilt es, sie in voller Unbefangenheit sestzustellcn, den Weg dazu unbeirrt zu verfolgen, und wenn er noch so weit von dem aufgesteckten Ziele hinweg zu führen scheint. Jedes unerlaubte Eingreifen in die wissenschaft liche Entwicklung, sei es auch nur mit Uebertreibungen. Milderungen, Auslassungen und Beschönigungen, wäre nur geeignet, letzten Endes vom Ziele abzulenken und so der Kirche Schaden zu tun. (Schluß folgt.) Aus Stadt und Land. (Fortsetzung aus dem Hauvtbtutl.j — * Mit dem Zensurwesen in den Volksschulen hat sich der Bezirkslehrerverein Dresden-Land in seiner letzten Velsammlung beschäftigt und folgende Vorschläge angenommen: 1. Die Zensierung nach Ziffern ist abzulehnen; 2. an ihre Stelle tritt eine jährliche allgemeine Beurteilung des Schülers, die sich auf seine Führung und die erlangten Fortschritte erstreckt; 3. diese Beurteilung ist den Eltern am Schlüsse deö Schuljahres in einem hierzu bestimmten Buche zur Einsicht vorzulegen. Adorf, 24. August. Ein großes Schadenfeuer entstand durch Blitzschlag in dem Hausgrundstücke des Gutsbesitzers Neudel. Durch den Brand sind die gesäurten Erntevorräte, sowie landwirtschaftliche Maschinen und Geräte vernichtet worden. Der Geschädigte hatte nicht versichert. Chemnitz, 24. August. Die Schaffung einer Kläran lage für die städtischen Schleusenwässer wurde vom Rate beschlossen. Die Hauptkläranlage soll in Heinersdorf er richtet werden. Dippoldiswalde, 24. August. Die neue Gewerbeschule wurde gestern in Gegenwart des AmtShauptmannS Dr. Sala eröffnet, der die Glückwünsche der Staatsregierung überbrachte. Im Auftrags der Stadtgemeinde DlppoldiS- Walde hielt der stellvertretende Bürgermeister Stadtrat Reichel eine Ansprache, in der er betonte, daß auch die Stadt die neue Gewerbeschule nach Möglichkeit unterstützen werde. Schuldirektor Ebert erstattete einen ausführlichen Bericht über die Entwicklung der Schule bis zur Jetztzeit. EberSbach, 24. August. Der Flieger Büchner, der be kanntlich aus Ebersbach stammt, beabsichtigt am 24. Sep tember hier ein Schaufliegen zu veranstalten. Als Flug platz ist daS hinter der Ebersbacher Schule gelegene große freie Terrain in Aussicht genommen. Gohlis, 24. August. Ein größerer Brand zerstörte heute früh den Dachstuhl eines Seitengebäudes deS Bergerschen Gutes. Mügeln bei Pirna, 24. August. Postdirektor Hart mann von hier wurde zum Direktor des Blasewitzer Post amtes berufen. einer Frau, die sich einen sogenannten „Sanduhrmagen" angeschnürt hat. Der Magen ist durch das fortwährende Einschneiden des übermäßig engen Korsetts buchstäblich in zwei Teile auseinandergedrängt! Ein Magen ist aus diesem Gebilde absolut nicht mehr herauszukennen I Es ist nicht zu verkennen, daß die Frauenwelt seit vielen Jahren eifrig am Werk ist, einen geeigneten Korsett- ersatz, wie überhaupt eine Frauenkleidung herzustellen, die einwandfrei, gesund, zweckmäßig, bequem und dabei schön sein soll! Man kann sich der Erkenntnis nicht verschließen, daß diese Bestrebung zum Teil von Erfolg gekrönt ist! Ich entsinne mich noch des Eindruckes, den vor einer langen Reihe von Jahren eine Kleiderreformatorin auf mich machte. Ich hatte Gelegenheit, die Vorstandsdome eines kleiderreformatorischen Vereins, der zu einem Kongresse nach Dresden kam, kennen zu lernen. Es war eine Dame von zirka 60 Jahren mit einem diesem Alter entsprechenden Körperbau. Sie erläuterte mir ihre Ideen und die Be strebungen ihres Vereins und war stolz, mir das neueste Produkt dieser Bestrebungen an sich selbst zeigen zu können. Die Bequemlichkeit ihrer Kleidung war nicht zu verkennen — aber Formenschönheit?, man konnte dazu wirklich ein „o weh!" sagen. Der Eindruck des Unschönen und Unkleid samen erhöhte sich noch um ein Bedeutendes, als ich später den ganzen Verein beisammen sah. Seihst junge schlanke Mädchen sahen aus, als seien sie zu einer Sackhüpf-Kon- kurrenz da! Aus Halsausschnitt und Armlöchern sehen von der Farbe des Sackcö abweichende Bläschen schüchtern und verängstigt hervor, als schämten sie sich, das einzige, viel- leicht wirklich Nette, daS die jungen Mädchen hätten sehen lassen können, auch noch zu verdecken. Ich stand damals den Vereinsbestrebungen recht skeptisch gegenüber, erkenne aber heute ohne weiteres an, daß in bezug auf zweckmäßiges und schönes Kleidermaterial Riesenschritte vorwärts getan sind. Der „Deutsche Verband für Verbesserung der Frauen kleidung" ist in der Hygiene-Ausstellung mit einer sehr interessanten und reichhaltigen Abteilung vertreten. Man findet dort die neuesten Modelle hygienischer Kleidung: Mieder. Strumpfhalter, Unterkleidung, Berufs-, HauS- und Gesellschaftskleider wie auch Fußbekleidung. Die Mieder sind fast durchweg aus leichten, porösen Stoffen gearbeitet, um ungehinderte Ausdünstung de» Kör- perS zu ermöglichen und daS Gewicht zu erleichtern. Ich sah <n einer anderen Abteilung ein neues Mieder mit einer