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Grschkvil 1S,lIch «ach«, m» «u-nahme dcr Sonn, und Festtags. »»»«ade 4 mit .Dir Jett in «ort und Bild- dierteliüdrNch »,I« In Drerden durch Boten 8,4« 4» In ganz Deutschland frei Hau« 8 88 X: in Oesterreich 4,4» L «»> »aab, »,D Hau« .... — aoe vierteljährlich I,»y Dre«dfn durch Boten »,I« ^k. In gan, Deutichiand frei ' 8 88 in Oesterreich 4,«7 L - «inzel-Nr. I« 4. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Nnserat« werden dir «gespaltene Petitzeil» oder deren Rann, 18 4, Reklamen mit 8« z die Zeile berechnet, bei üüicderholange» entsprechende» Rabatt. Vuchdrnikerrt, Siedaktto» »nd SeschiiftSftell«: Dresden, Ptllattzer Straft« 48. — Fernsprecher I»»M FürSktiitgab« nudrrlang». Schriftstücke kein« tverbiadlichteit Redaktiont-Tprechslunbe: II di« 18 Ubr. Abgeordneter Erzberger in Plauen. Ein Zentrumsabgeordneter im evangelischen Plauen, wo die Wogen der Anti-Rom-Bewegung schon sehr hoch ge gangen sind, das hat Zugkraft. Und der Name Erzberger hat Klang I Ein bedeutender Politiker, das weih jeder. Selbst die politischen Gegner rühmen seine enorme Arbeits kraft, anerkennen seine Vorzüge, wie zum Beispiel Herr Bassermann, der von ihm sagte, daß er der beste Kenner des Etats sei. So war es vorauszusehen, daß der am 22. d. M. vom VolkSoerein für das kath. Deutschland festgesetzte politische Vortragsabend im Saale des Innungs- Hauses außergewöhnlich stark besucht war. Bis auf den letzten Platz war der Saal eingenommen von Anhängern aller Parteirichtungen, auch eine stattliche Anzahl Damen füllte die Galerien. Der Geschäftsführer des Volksvercins, Herr Kaplan Schulz, eröffnete den Abend mit der üblichen Begrüßung, dankte dem Herrn Abgeordneten, daß er trotz vieler Schwie rigkeiten der Einladung Folge geleistet, und erwähnte her vorhebend die Anwesenheit Sr. Erlaucht des Grafen von Schönburg-Glauchau. Der geschätzte Redner eröffnete nun seinen Vortrag mit dem Ausdrucke der Freude darüber, daß er zum e.sien Male die Ehre habe, in der so stark angewachsenen MErro- pole des Vogtlandes vor einer so stark besuchten Versamm lung zu sprechen. Seine Erwartungen seien weit über- trossen. Wir können sagen, auch unsere Erwartungen von dem, was uns der Redner bieten würde, sind hoch übertros- fen. Bot uns doch der Herr Abgeordnete in zweistündiger freier Rede ein klares umfassendes Bild der gegenwärtigen politischen Lage, wie es eben nur ein so gewandter Meister der politischen Rhetorik zu tun imstande ist. Es sei ver sucht, die Fülle des hochinteressanten, in allen Teilen wich tigen Stoffes, den der Redner in so übersichtlicher Forin für unS zusammengcstellt hat. rekapitulierend wieder zugeben. Redner sprach über die „Stellung des Zen trums zur gegenwärtigen politischen Lage und zu den Neuwahlen". Eine Verschiebung in der Politik sei jetzt insofern vor sich gegangen, als die seitheri gen Objekte (Finanzreform, Hansabund, Sozialismus usw.) zurückgetreten sind und die Marokkofrage in den Vorder grund gerückt ist. Wie verhält sich das Zentrum zur letz teren? Kann das Deutsche Reich ruhig arischen, wie andere Mächte den Weltmarkt okkupieren, wie ein Stück »ach dem anderen die fremden Mächte an sich ziehen? Das Deutsche Reich, das von 40 auf 65 Millionen Einwohner angewach sen ist, dem der Anteil am Welthandel eine Eristenzbedin- gung ist, kann es zuschen, wie andere Mächte versuchen, den deutschen Einfluß in Marokko auszuschaltcn? Soll es sich gefallen lassen, daß es ans dem Okkupationsgebiete Marokko verdrängt wird? Daß England sich als politischen Vor mund Frankreichs aufspielt? Marokko, ein entwickelungs fähiges Gebiet, mit einem Menschenschlag von 5 bis 7 Mil lionen, das deutsche Jnduflrieprodukte aufnehmen kann, soll eS von Frankreich okkupiert werden? Die Antwort eines jeden Deutschen, der für Ehre. Würde und Ansehen Deutschlands als Groß- und Welt macht eintritt. kann nur sein: Nein! Daher begriißt das Zentrum das zähe Durchhalten der Regierung! Marokko bietet unserer Außenpolitik die große Chance, durch Drohung, daß wir gerüstet sind, die Unabhängigkeit der deutschen Weltmacht zu proklamieren! Das gefährliche Treiben der Sozialdemokratie, im Ernstfälle hochverräte rische Maßnahmen treffen zu wollen, verurteilte Redner auf das schärfste! Redner geht sodann auf die Wirtschaftspolitik ein und betont das Festhalten der Schutzzollpolitik als eine Not wendigkeit für das weitere Blühen der Landwirtschaft und für den Aufschwung der Industrie. Für die Finanzen gelte die Parole: Keine Ausgabe ohne Deckung! Sodann bespricht er die Ideale des Volkes. Den Zen trumssamen in Gegenden auszustreuen, wo die katholische Ueberzeugung zu Hause ist, in Hochburgen des Zentrums, das sei keine große Leistung, aber in einem Lande, wo die politischen und religiösen Bekenner des Zentrums arg be drängt sind, da gelte es als besonders schönes Recht und Pflicht, die Zerstreuten zu sammeln, zu organisieren. Man könne beruhigt sein, daß die schwarze Fahne hier gehißt werden solle. Wir wollen weiter nichts als gleiches Recht, als unseren gebührenden Anteil im öffentlick-en Leben. Daher erstrebt das Zentrum Freiheit aller Konfessionen, aber auch Gleichberechtigung der .Katholiken. Die Gesetz gebung soll im Einklänge stehen mit den Grundgesetzen des Christentums. Um dieses Ziel zu erreichen, gelte cs die Sammlung aller Katholiken im Volksverein für das kath. Deutschland, der auf eine Million Mitglieder gebracht wer den »misse. Rege Mitarbeit der Vertrauensmänner und aller Mitglieder. Einer der wichtigsten Punkte sei aber die Unterstützung der katholischen Presse, der „Sachs. Volks- zeitung". Dann muß das Zentrum, die Partei aller Stämme und Stände, siegen unter der Parole: Mit Gott für Wahrheit, Freiheit und Recht! Tosender Beifall dankte dem Redner für seine be geisternden Ausführungen. Schon während des Vortrages erntete er beifällige, öftere Bravorufe. Einige „Zwischen rufe" erledigte der Redner prompt mit großer Heiterkeit erregenden humorgewürzten Antworten. Der Vorsitzende forderte die Versammlung auf, etwaige Anfragen au den Herrn Abgeordneten seitens der Mit glieder des Volkstiereins für das kath. Deutschland zu stellen, von welchen» Rechte in zwei Fällen Gebrauch gemacht wurde. Sodann beehrte Se. Erlaucht Herr Graf v. Schön burg-Glauchau uns mit einigen schönen Worten, die in der Mahnung ausklangen: „Christen heraus, vorwärts, mutig und treu im Kampfe für die christliche Weltanschauung. Skeg dem Kreuze!" Oesterreich als Kolonialmacht. Dresden, den 25. Auxust 1SI1. Wenn man die gegenwärtige Strömung in Oesterreich- Ungarn näher betrachtet, so sehen »vir, daß es fortgesetzt eine Kolonialpolitik betreibt, die sich allerdings bisher nur auf Osteuropa beschränkt hat. Und es hat durch die Tat gezeigt, mit welchem Geschick es diese Politik zu treiben verinag. Was es seit 30 Jahren in den okkupierten Län dern Bosnien und Herzegowina erreicht hat, verdient das höchste Lob: cs hatte sich das volle Recht auf die endgültige Annexion erworben. Nun scheint aber in den leitenden Kreisen der Plan aufgetnucht zu sein, noch weiter auf das Meer hinauszustreben und sich auch auf dem schwarzen Erd teile an der Aufteilung aktiv zu beteiligen. Ein Zeichen ist der Bau von Dreadnoughts. Der Neichsratsabgeordnete Jerzabek faßt die Stimmung maßgebender Kreise in der „Reichspost", dem Hauptorgan der Christlichsozialcn. in einem Artikel zusammen, in dem es u. a. heißt: „Ich bedauere nur das eine, daß es vor 28 Jahren nie mandein eingefallen ist, gegen Englands Machtgelüste kräf tige Worte zu sprechen. Tenn damals, nach dem mit eng lischen Gcldc künstlich erzeugten Aufstande des Arabi Pascha, hat bekanntlich England auf ägyptischen» Boden zun» ersten Male Truppen gelandet, ohne danach zu fragen, ob nicht der eine oder andere der „Anrainer" vielleicht berufe ner wäre, im alten Pharaonenreiche die Ordnung wieder herzustellen. Damals hat man wohl Italien mit der An wartschaft auf Tripolis vertröstet, »veil England einen Ein spruch von dieser Seite fürchtete. Aber wo blieb Oester reich? Das kümmerte sich zu jener Zeit um England nicht, und vic« vermr fand Job» Bull cs nicht der Mühe wert, beim Wiener Kabinett um Erlaubnis zu seinem Schritte anzusuchen oder gar Kompensationen anzubieten. So konnte es geschehen, daß lumte in einer Entfernung, die der Dampfer in weniger als Stunden durchmißt, ein Besitz von unermeßlichem Werte in ei»gliscl>en Händen sich befin det, den wir uns zu einer Zeit entgehen ließen, da er leicht zu bekommen gewesen wäre. Und heute? Von einem Ver ständnis für koloniale Erwerbungen wird wohl noch immer nicht gesprochen werden können, aber die Notwendigkeit hierfür ist da, sic kann nie! t mehr hinweggeleugnet werden. Unsere Industrie ist hinsübllich ihrer Produktion auf einem Höhepunkte »»»gelangt, den sie nicht mehr zu überschreiten vermag, »venu nicht neue Absatzgebiete erschlossen werde». Wir mögen daher kalkulieren, wie »vir »vollen, »vir werden zu keinem anderen Auswege kommen, als indem »vir das Beispiel befolgen, das die übrigen europäischen Mächte uns schon vor mehr als zwei Jahrzehnten gegeben haben, das heißt dem Gedanken einer Kolonialpolitik näherzutreten, Vieleicht ist es aber hierzu schon zu spät? Noch nicht, aber lange dürfen »vir allerdings nicht mehr zuwarten. Gegen wärtig ist eine Neuteilung Afrikas in Sicht." Diese Gedanken mag besonders die Industrie und der Handel schon seit langen» hegen. Man weiß auch, daß der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand einer aktiven Ko lonialpolitik sehr freundlich gegenübersteht. Man will endlich auch Weltpolitik treiben. Dazu ist die Berechtigung nm so mehr gegeben, »venu inan sieht, daß abstcrbende Na tionen sich Kolonialreiche geschaffen haben und durch ihre Geldmacht allein erhalten. Warum soll die Habsburger Monarchie hinter Portugal, Holland und Belgien zurück stehen? Das Deutsche Reich könnte eine solche Politik nur mit Genugtuung begrüßen. Der Abgeordnete Erzbcrger führt das in einer Zuschrift an uns mit folgenden Wor- ten aus: „Als Reichsdeutsche haben »vir es nicht zu bedauern wenn das Nachbarland diesen Schritt bald tut. wenn auch dadurch ein neuer Konkurrent sich einstellt. Man wird so gar sagen dürfen, daß vorn reichsdeutschen Standpunkte aus diese Maßnahme ebenso sehr zu begrüßen ist, wie der Ban der österreichischen Dreadnoughts. Eine internationale Kräftigung und Erweiterung der Weltmachtstellung des einen Verbündeten nützt immer auch dem anderen: ein starkes Oesterreich bringt Vorteile für ein starkes Deutsch- land und umgekehrt. Die Anbahnung einer österreichischen Kolonialpolitik schafft uns aber noch eine Reihe spezieller Fortschritte. Unter den Kolonialmächten war bisher nur eine deutsche: wo wir auftraten, kam Mißgunst, Neid mit kleinen Nadelstichen uns entgegen. Die romanischen Staa ten hielten draußen gegen uns immer zusammen, wenn auch vielfach nur England den Ring um diese gegen uns legte. Kommt nun Oesterreich als eine weitere Kolonialmacht da zu, so stärkt dies unsere Position und erhöht unseren Ein fluß. Die größere» Landhcere Europas stehen dann hinter der deutsch-österreichischen .Kolonialpolitik, und das gibt dieser Gelvicht. Bisher haben nur die offenen versteckten Gegner Deutschlands durch Kolonien ihr heimisches Wirt schaftsleben zu ergänzen gesucht: wenn nun ein treuer Freund Deutschlands gegenüber fremden Expansionsgelüsteu mit uns erklärt: Wir sind auch »loch da! so festigt das unsere Position. Das gesamte kolonialpolitische Schwergewicht wird hierdurch zu unseren Gunsten verschoben. „Man wird also in Neichsdeutschland es nicht nur ohne Mißgunst, sondern mit sichtbarer Freude vernehmen, »venu Oesterrreich mit hörbarem Ruck in die Reihe der Kolonial mächte eintritt und da sich an die Seite des Reiches stellt. Ist Deutschland schon infolge der inneren Ohnmacht in der Aufteilung fremder Länderstriche nicht am besten gefahren, so war Oesterreich ganz ausgeschaltet: beide Länder aber bedeuten für Europa und den Erdball mehr als jene Staaten, die heute Weltkolonialreiche ihr eigen nennen. Beide Staaten müssen für Aufrechterhaltung des Welt friedens gewaltige Opfer bringen: wen» sie daher? nicht länger müßig zuschauen, wie andere Nationen die Welt aufteilen, so folgen sie nur einem gesunden und be rechtigten Selbsterhaltungstrieb." Politische Rundschau Dresden, den 25. Au. uft 1SI1. — Gegenüber Meldungen, daß der 15. Januar 1012 als Termin für die Reichstags wählen in Aussicht genommen sei, wird dem Wölfischen Telegraphenbureau von amtlicher Seite mitgeteilt, daß darüber »och keinerlei Bestimmung getroffen sei. — Einführung der Kurzstunden. Nach einem Beschlüsse des preußischen Kultusministeriums solle», der „Nordd. Allgem. Zeitg." zufolge, die sogenannten Kurzstunden von 45 Minuten, die in den meisten Berliner höhere» Lehran stalten bereits cingeführt sind, auf sämtliche höheren Schulen Preußens ausgedehnt werden. In dem Erlaß macht der Minister jedoch den beteiligten Direktoren zur Pflicht, sorgsam darüber zu wachen, daß die Hausarbeiten durch die Kürzung der Unterrichtszeit keine Zunahme er- fahren, damit besonders die freien Nachmittage der körper lichen Erholung in frischer Luft und der geistigen Selbst- betätignng gewidmet werden, eventuell durch Einwirkuug auf das Elternhaus. Zugleich weist der Minister darauf hin, daß die Schüler zur Teilnahme an den wahlfreien Fächern durch die Schule in keiner Weise gezwungen wer den sollen. — Der 12. Deutsche Handwerks- „nd Gewerbrkammer, tag wurde am Dienstag in Düsseldorf eröffnet. Nach Be- grüßung der Regierungsvertreter und der zahlreichen Ehrengäste durch den Vorsitzenden Klempnerobermeister Plate- Hannover wies er darauf hi», daß der diesmalige Kammertag iin Zentrum der Industrie stattfindc. Trotz dem aber erblicken »vir auch hier ein Blühen und Gedeihen des Handwerkes. Es geht daraus hervor, daß Mischen In dustrie und Handwerk keine Gegensätze bestehen, sondern, daß Industrie, Handel und Handwerk auseinander ange wiesen seien. Der Redner schloß mit einem begeistert auf- nominellen Hoch auf den Kaiser und die deutschen Bundes- sürsten. Daraus begrüßte als Vertreter der Rcichsregie- »uug Geheimer Obcrregierungsrat JauP-Berlin die Tag»»»:; im Name» des Staatssekretärs des Innern Tr. Delbrück. Er führte aus: Das Handwerk und überhaupt einen gesun den Mittelstand zu erhalten, ist immer eine der vornehmsten! Aufgaben der Neichsregierung und der verbündete» Staats- regierunqen gewesen und wird es bleiben. Geheimer Ober- regierungsrat Dr. Franke-Berlin überbrachtc die Grüße deck Oberpräsidenten der Nheinprovinz. Es folgten dann nockj mehrere Begrüßungsansprachen, so des Landeshauptmanns der Nheinprovinz Königlichen Regierungspräsidente» a. D. Dr. v. Nenvcrs, von Vertretern der Stadt Düsseldorf, der Handelskammer Düsseldorf, der Haudwcrkskammer Düssel dorf und der Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz. Sodann erstattete Generalsekretär Dr. M e u s ch - Hannover einen Jahrcsrückblick über die Lage des Handwerks. Darauf sprach der Syndikus der Düsseldorfer Handwerks' und Ge- werbekaiuiuer Dr. Wilde» über kommunale Handwerks- fördernng. In der zweiten Sitzung wurde an erster Stelle über das Thema „Die Gründung von Einziehungsgenossen schaften" verhandelt. Ter Syndikus der Handwerkskammer Hannover Dr. Wienbeck legte der Versammlung eine Resolution vor, in der diese als ein empfehlenswertes Mit tel. um das Borgunwesen im Handwerke zu bekämpfen und das Gewerbe zu fördern, warm empfohlen werden. Direktor E. Meyer vom Verbände der Deutschen gewerblichen Ge nossenschaften wendet sich gegen die vom Hausabunde emp» sohlene Diskontierung der Buchfordcrungen. Der Syndi kus der Handelskammer Bielefeld, Sackmann, betont» daß das Borgunwesen nicht mit Glacehandschuhen angefaßtz werde» soll. Obermeister Epp- Stettin führte aus, daß die Stettiner Handwerkskammer sich schon seit Jahren mit