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Nr. I6V - Ltt. Jahrgang Sonntag den 16. Juli IVIR 4- Erschein! tLgltch nnchm. ml! Ausnahme der Eonn- und gesttage, riuSgabe 4 mit .Die sselt in Wort und Ntlt>- dierielsSbrlich »Ist >1. In Dresden durch Noten ».4» X In on»l Deutschlnnd srei Hnus S,5» in Oesterreich 4,4» X. Nndgab« N ohne illustrierte Netlnfte dierteljdhrltch I,»«st In Dresden durch Voten »Ist X. In qanz Deutschland frei Hau« ».»» in Oesterreich 4 st7 X - «inzelRr. I« 4. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit Inserate werden dte SAespnItene Petitzeile oder deren Raum mit 15 4. Rellamen mit 5<» 4 die Zelle berechnet, bei Wiedeiboiungin entsprechenden Rabatt vnchdruckeret, Redaktion und «tcschitftSstelle- Dresden, Ptllnttzer Ltraf,e 4». — Fernsprecher ILstN AtirRüikuabe »nverlanst.Schrtftstüche keine verbindlichket« RednkttonS-Sprcchstunde: I I btS I» Uhr, k>orreIIan Ltelnxut Kristall Oebrsucbs- u, stuxus- Ovgenstiiintv König! Ilolllvferiint t^nliäuser Kresöen, Köiilß-,Ioliri>ni-8Ir, krrkrisclientl untl labencl! o re 6 0 - 6l8 - o NO PS '/^ k»kunll >5 Pf. kerlmx L ltoclcstroli, stresileii. blleiterlri^on ln allen Stallttvilen. tjssbv Voxngxgiivllo! ,,, n I Il lkl-4 von 60 ktiarlc an ^Uasti^a iiol»« tiassan rabatt! Ulst- I'luuv» l «V«»I : I»««Nk»»:X ^otlauo-iiooi'gva-FIIvv lS Das INoluproprio über die kirchlichen Feiertage Der „Osservatore Romano" veröffentlicht, ivie ichvii mitgeteilt, dos Motnproprio des Papstes über die Neu ordnung der kirchlichen Feiertage. Dem Dispvsitionstcil des Motnproprio sieben folgende Worte voraus: „Der römische Papst als böchster Wächter der kirchlichen Disziplin pflegt immer, wenn das Wobl des christlichen Polkes es nahelegt, die (besetze der Kirche >ool>lN'olle»d anS- znlcsien. Auch loir erachten es angesichts der veränderten Zeitverhältnisse als Pflicht, eine Mäßigung in den kirch- lickfen Gesetze» über die Beobacht»»» der Festtage eintreten zii lassen. In der Tat sind bente die Menschen imstande, zn Wasser und zn Lande die grössten Entsernnnge» zn'iick- znlesien nnd durch diese Möglichkeit niit andereit Nati en znsammenzntreffen, bei denen die Zahl der Feiertage ge ringer ist. Auch der vermebrte Handel nnd die schnellere Erledigung der Geschäfte scheinen dadurch Schaden zn lei de», das-, so häufig Festtage eingejchoben sind. Tie ständig lvachsende Teuerung der Lebenshaltung macht es notwen dig, das; nicht so oft die Tagesarbeit jener nnterbrochen »erde, die von ibrem Lobne leben ntüssen. Ans diesen Mo- liven lnnrde ati den heilchen Stnl»l besonders in der letzten Zeit das Ansinnen gerichtet, er >nöge die Zahl der Festtage verringern, Da ist es denn auch, weil uns das Wobl des christlichen Volkes am Herzen liech, opportnn erschienen, die Festtage zn verringern, Mit dem Motnproprio, nach reiflicher lleberlegnirg, nachdem wir auch die Anschaunngen unserer Kardinäle gehört buben, die sich mit der Dodifika- tio» des kanonischen Rechtes befassen, schreiben wir für die Festtage folgendes vor: Die kirchliche Porschrist die heilige Messe zn bören und sich der Arbeit zu entbalten, bleibt nur für folgende Tape in Least: l, die einzelnen Sonntage, Weibnachten, Neujahr, Dreikönige, Himmelfahrt Unbefleckte Empfängnis, Mariä Hinunelfabrt, Peter nnd Paul und Allerbeiligen L, Die Feste des beiligen Josephs und des l,eiligen Johannes iverden gefeiert, der erste am Sonntag nach dem 1!>, März, wenn der U>. März nicht auf eßren Sonntag fällt, der zweite am Sonntag, der dem feeste Peter nnd Pani voransgebt. Dos Fest Fronleichnam lvird am Sonntage nach dem Dreifaltigkeitstage gefeiert, 8. Dia kirchlichen Vorschriften beziehen sich nicht ans die Patronats feste, Doch könne» die Ordinariat - die Feierlichkeiten dieser Feste ans den folgenden Sonntag verlegen," Die katholischen Blätter bemerken zn diesem Erlasse, das; der Ostermontag nnd der Pfingstmontag als Feiertage in Wegfall kommen, ebenso wie Mariä Lichtmes-, nnd Maria Geburt, Der „Osservatore Romano" schreibt pi dem Mo- tnproprio des Papstes: Mit dem neuen Motnproprio ant- wartet die katholische Lärche den böswilligen Perlenindern, die sie als übermäßig streng beschuldigen, sie opfere die materiellen Interessen des Volkes der Erfüllung kirchlicher Pflichten, Di" Lärche, die zn allen Zeiten die wachsamste nnd liebevollste Beschützerin der niedrigen Volksklassen war, antwortet mit der Beredtsamkeit der Tatsachen nnd zeigt, das; jene Stände in ihr eine sorgende Mutter haben, die mit zärtlicher Beobachtung ihre Mühen sieht und sich um ihre materiellen Verhältnisse kümmert. Die, die ihre Kin der immer zahlreicher in den Gotteshäusern an den Tagen gröberer Feste sehen möchte, sucht, soviel sie kann, mit allen Mitteln cs möglich zu machen, das; weniger von jener Tagesarbeit abgezogen wird, die sie selbst geheiligt und ge segnet hat, und zn der die Arbeiter greifen müssen, um ihre Familien ehrenhaft zu erhalten. Der „Osservatore Ro mano" schliefst mit dem Wunsche, das; die niedrigen Kreise durch zahlreichen Besuch des Gottesdienstes an den Sonn tagen sich der Milderung würdig erweisen. Die Gegenrevolution in Portugal. Der Leser wird sich voraussichtlich über die Tele gramme aus Portugal bereits den Kops zerbrochen haben. In dem einen heißt es ja, der monarchistische Versuch einer Gegenrevolution in Portugal sei der reinste Narrenstreich, in den anderen wird dagegen von der ernsten Gefahr ge sprochen, die Portugal bedrohe. Und das seltsamste an der Sache ist. das; diese beiden Lesarten übe»- die Tragiveite der monarchistischen Aktion auch bei der portugiesischen Re gierung zu finden sind. „Die Republik ist vollständig ge festigt," erzählt der Minister des Innern, „die Monarchie hat in Portugal fast keine Anhänger mehr," Und der Kriegsminister: „Die Lage im Norden ist sehr ernst, wir müssen unbedingt die Grenzgarnisoneil verstärkeil," Heute kommt eine Meldung, das; weitere Truppen von Lissabon nach dem Norden abgegangen seien und daß das Publi kum ihnen zngejnbelt habe, und morgen heisst es, dis Trnppenverstärknngcn seien wieder zurückgezogen worden, da alles an der Grenze in Ordnung sei. Es ist nun klar, das-, ei» Teil der Meldungen über die mvnarchistischen Umtriebe an der Nordgrenze übertrieben ist, besonders wenn c-S sich um englische Meldungen handelt, aber es ist doch auch unbestritten, das; es nicht angeht, die monarchistische Verschwörung als eine Hanswnrstiade ab- zntnn, Einer, der es wissen inus;, hat hier guten Bescheid gegeben. Es ist der Advokat Earneiro Franco, Erst A> Jahre alt, hat er zeitig verstanden, sein Glück zn machen. Er verfehlte den Anschluß an die Earbonariogesellschast nicht, die ihm ein Deputiertenmnndat sicherte nnd ihn überdies znni Ehef der politischen Partei machte. Schon vorher hatte er sich als Spitzel ausgezeichnet, indem er darüber wachen musste, das; sich keine „Betrüger" in den Geheimbund einschlichen. Die Regierung stellte Franco ein Antomobil zur Verfügung nnd beauftragte ihn mit der lteberwachuug der Portugiesischen Monarchisten über der Grenze, Er will hinter ihre Geheimnisse gelangt sein wir können nicht koxtrollieren, ob das der Fall ist be zeichnend ist aber, daß er sich wie folgt über die monar chistische Aktion anslässt: „Unsere Monarchisten haben alles, womit man eine Gegenrevolution beginnen kann, Sie haben Geld nnd zwar Geld ans den monarchistischen Geldsäcken Brasiliens, aus dem Vatikan nnd von den Mönchsorden, tSie haben einen Generalstab, bestehend aus Pater Figueiredo, aus Eonseiro nnd dem Publizisten Lonrenzo, Sie haben wirklich gute Offiziere für sich, begeisterte junge Leute, die ton de» Jesuiten herangebildet wnrden. Sie haben viele Waffen, Brownings und Mauser, die sie in der letzten Zeit in Belgien kauften. Sie haben einen festen Plan der Gegenrevolution, der bis in die Einzelheiten durch- gearbeitet ist, der schon die Namen der Minister der Restauration und das Zeremoniell für den Einzug in Lissabon anfweist. Sie haben Offiziere, die bereits ihre Uniformen haben. Sie naben das Material für die Kranken und Verwunde» -Pflege," Man sieht, das; Earneiro Franco die Monarchisten durchaus nicht als Harm! ansieht und daß auch die Re gierung bewrgt ist. imnn ans dem Lausenden zu bleiben, selbst wenn sie über die Gr nze sind. Ein Grund zur Veto ins ist die Person des Führers. Das Haupt de'r monaiw iicben Gegenrevolution ist ein jnn ger Offizier der Artillerie, Hauptman» P a i n a Eon- ceir o s. Niemand sc> ie- ;u dieser Führerrolle so sehr ge eignet wie er, der sieb an den Schlachtfeldern Afrikas als Soldat von große»! strategischem Geschick und staunen erregender Tapferkeit, als Gouverneur vor Angneta als be währtes Verwaltnngstalent bewiesen hatte. In der Schreckensnachi der Revolution vom September lstlll mar er der einzige Offizier Lissabons, der aus freien Stücken die Organisation einer Gegenbewegnng in die Hand nahm, Ta man ihm durch seine militärischen Vorgesetzten jedoch ein aktives Eingreifen unmöglich machte, gab er seine De mission als Offizier, Dieselbe wurde aber nicht angenoni men, Eonceiros erhielt jedoch einen Urlaub vom Dienst Zuwartend hieU er sich in Lissabon ans. Da jedoch das re pnblitanische Regime immer mehr entartete, trieb es ihn zu talkräsligem Widerstande, Doch noch fühlte er sich gewisser i maße» gebunden, man hatte ja seine Demission nicht ange nommen, *Ta schrieb er an die republikanisch-- Regierung im März dieses Jahres einen „offene» Brief", in dem er sie beschwor, von dem zum Verderben des Vaterlandes führen den Wege abzulafsen. Zugleich aber erklärte er, das; er, wenn man seine vom reinsten Patriotismus diktierten Mahnrufe nicht Gehör schenke mir all seiner Kraft an der Organisierung eines gewaltigen Widerstandes gegen die Republik arbeiten werde. Drei Tage werde er in Lissabon warten, damit man Zeit habe, ihn zu verhaften oder ihn zn antworten: nach Ablauf dieser drei Tage werde er sich zu den Führern der Monarchisten begeben, um nii! ihnen ein gemeinsames Vorgehen zu beraten. Man wagte es nicht, den mutige» Soldaten, der in der Armee außerordentlich beliebt ist, zn behelligen. Nach drei Tagen begab er sich ins Ausland, Und nun begann seine ans Konzentration aller Kräfte gerichtete Tätigkeit, Dom Portugiesischen Minister des Innern befragte ein Deputierter ini Parlament um seine Ansicht über die Agi tation des Hauptmanns Eonceiros gegen die Republik. Un ter einer Flut von Beschimpfungon gegen Eonceiros er klärte der Minister u, a,: „Ich bin überzeugt, daß Con- cciros mit seinen Leuten die Republik überfallen lvird, wenn nicht vorher die Klinge eines Dolches oder eine gilt gezielte Kugel ihn unschädlich macht." In den Kreise» der Cnrbonarios fasst mau diese durch ei» Preßorgan des Ministers auch der Oesfcntlichkeit über gebene Aenßerung so auf, wie sie nur genieint sein konntet als eine Aufforderung,' Eonceiros zu ermorden. Diese Aenßernng ruft natürlich unter einem großen Teil der Be völkerung gewaltige Erregung hervor. Der Kriegsplan der Monarchisten soll in der Wegnahme einer testen Stadt bestehen, die als Stützpunkt dienen soll. Die Republikaner wolle» wissen, daß die Monarchisten dafür Braga ansersehen haben, weil dieses als „Nom Portugals" bezeichnet lvird und der Republik gegenüber sich immer noch ablehnend verhält. Diese Stadt ist stark mit Truppen be setzt worden, viermal soviel als früher, und vor dem Hafen kreuzen immer Kriegsschiffe, um die Annäherung verdäch tiger Schiffe zu verhindern. Die portugiesische Regierung hat ein Interesse daran, so lange als möglich die Gegenrevolution als Unsinn zu behandeln, weil die Mächte immer noch nicht die Republik anerkannt haben. Das Anstauchen einer monarchistischen Gegenaktion und die von der Regierung zngegebenr Kriegsführnng gegen dieselbe würde genügen, um den Mächten den Vorwand zu geben, die Anerkennung mit der Begründung hinausznschieben. es werde um die Ver- fassnngsresorm noch gekämpft, die Art des Regimes sei noch nicht entschieden. So lvird begreiflicherweise von der Re gierung abgeschwächt, nnd das lvird solange geschehen, als es möglich ist. Sie wird nicht die Meldung verbreiten, daß sie kämpfen müsse, sie lvird nur melden, daß sie erfolgreich gekämpft habe, oder sie muß die Monarchisten melden lassen, das; ihnen ein Schlag ganz oder teilweise geglückt sei. Dresden, den >5, Ju'i 1911, — Es wird beabsichtigt, in allen preußischen Staats- schnleii de» obligatorischrn Schwimmvutrrricht einzuiühren. — Der bäuerische Kultusminister hat zum eisten Male in Bayern einen Israeliten als Gymnnsiallchrei avg>stellt. Es handelt sicy um Dr. Tacbauer am Gymnasium zu Füriu. - Freiherr Heyl zu Herrnsheim zieht sich nach der Tägl, Rundschau nicht vom politischen Leben zurück. Der hriiiilichc Wnrciihniidcl bat nch zu einem immer weiter sich ansbreitenden, den regulären Handel nicht nur, sondern auch die Konsumenten schädigenden Mißsland aus gedehnt, wie jüngst noch ans den Etatsberatungen im Reichstage sowohl wie im preußischen Abgeordnetenhaus von den verschiedensten Seiten anerkannt wurde. Seine baldige Beseitigung wäre namentlich ini Interesse des kauf männischen und gelverblichen Mittelstandes dringend zu wünschen. Der Verband katholischer kaufmännischer Ver einigungen Deutschlands hat darum in einer Eingabe au den Reichstag unter Beibringung eines reichhaltigen, die große Ausdehnung des heimlichen Warenhandels beweisen den Materials zur Bekämpfung des offenbare» Mißstandes folgende gesetzliche Maßnahmen vvrgeschlagen: >. Im 8 Absatz l der Reichsgewerbeordnnng ist zum Ausdrucke zu bringen, das-, jede Form der Warenvermittelung anmelde pflichtig ist: 2 die Strafbestimmung im 8 148 Ziffer 1 ist entsprechend zu ergänzen: ll, bei der für die Anmeldung zu ständigen Behörde ist eine alphabetisch geordnete Liste aller angemeldcten Betriebe zur öffentlichen Einsichtnahme auf- znlegen: l, H lau der Reichsgewerbeordnnng ist dahin ;u er gänzen, das; auch derjenige, deren Waren vermittelt ohne einen offenen Laden zn haben, an seiner Wohnung de» Fa miliennamen mit mindestens einem ausgeschriebenen Vor namen nnd eine Bezeichnung, ans der die Art des Gewerbe betriebes klar hervorgeht, anbringen muß. Wenn in dieser Weise, so schließt die Eingabe, dem heimlichen Waren händler sein- Vorzugsstellung genommen und er vor allem dadurch auch der Steuerbehörde faßbar gemacht wird, wird der .Kaufmann sich mit dieser Konkurrenz absinden können. Gegenüber de» Verdächtigungen, eie der deutsche Katholizismus und der Erzbischof von .Köln in ansländischen Zeitungen erfahren und die zum Teil an einen Artikel der „Eorrespondence de Rome" anknnpfen, ermächtigt der Nun zius Frühwirt den „Bayrischen Kurier" zu der Erklärung, daß der Artikel des „Eorrespondence de Rome" dessen Ton er selbst nicht billige in keiner Weise von einer höheren zuständigen Behörde inspiriert sei. Er protestiert auf das entschiedenste gegen die Artikel der auswärtigen Zeitungen, ii denen so schwere Anklagen gegen die Katholiken Deutsch lands und das .ßentrum erhoben werden nnd in denen man sogar Schatten auf die unantastbare Pe-son des durch ser- neu Hirteneifer rühmlich bekannten Erzbischofs von Köln werfe» möchte. Von zuständiger Seite wird ihm versichert.