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s( ^»» ten. wo die Kirche nicht mehr im stände war, den an sie ge richteten Anforderungen auf dein Gebiete christlicl-er Liebe materiell zu genügen. Es traten nun für diese Bestrebun gen die Städte ein. Als die Städte nicht mehr den charita- tiven Aufgaben gewachsen waren, hat sich auch der Staat auf feine Aufgaben in Sachen der Mensclxmliebe besonnen. So sehen wir heute, wie Staat, wie Provinz, wie Gemeinde, wie Kirck-e, wie eine ganze Reihe gemeinnütziger Vereine, mögen sie konfessioneller oder interkonfessioneller Natur sein, sich der uienscl>enfreundlichen Aufgabe widmen. Tie Kirche kann nicht mehr allem Elend allein abhelfen, ebenso wenig Staat und Gemeinde. Von großer Wichtigkeit ist das individuelle Eingelien auf die einzelnen Verhältnisse. Wir nxlllen nicht vergessen, daß neben dem katholischen Frauenbünde auch der evangelische Frauenbund sich gebildet hat, und daß auf diesen Gebieten, den MensclM zu helfen, alle Konfessionen einträchtig, brüderlich Zusammenarbeiten müssen. In diesem Sinne l)eiße ich alle herzlich will kommen. Sodann wurde in die Verlxmdlungen eingetreten. Die Beteiligung am Eliaritastage ist eine ungeniein rege, sind doch über 4lX> Tanerkarten bereits ausgegeben morde'». Msgr. Tr. Werth mann erstattet hierauf den Jah resbericht. Tie Mitgliederzahl ist auf 4100 gestiegen. 18 Ebaritasschrnten hat der Verband erscheinen lassen, die Bibliothek bat über 4000 Nummern. Tie Bilanz des Ver bandes schließt mit 74 WO Mark ab. Nach der Neuwahl des Verbandsausschusses, in den dieses Mal auch die Vor steherinnen der t'atholisclien Frauen- und Lehrerinnenver einigungen gewühlt wurden, erstatteten die Vertreter der verschiedenen Provinzverbände ihren Jahresbericht. Dabei schilderte mit besonderem Interesse Tr. Saltzgeber- Berlin die Tätigkeit der Berliner Verbandsstelle als Be- russvorniundschaft über 1200 Kinder, die von unehelichen Müttern aller Provinzen, wohl mit Ausnahme von West falen, stammen. Tann folgte, von der Versammlung mit größter Span- nung erwartet, der Vortrag des Reichs- und Landtagsab geordneten Professor Dr. Fa ß b e n d e r - Berlin über „Probleme der -tzerzensgüte und Freude in Armenpflege. Fürsorgeerziehung und Gefängniswesen." Wir kommen morgen darauf zurück. PslititrLe Mundtchiru. Dr^üd-N. den !« Oktober 1S07 — Der Kaiser ernannte nach der Beisetzungsfsier den Großherzog von Baden zum Geueraliuspekteur der 5. Armee inspektion. — Die in letzter Zeit aufgetauchtm Meldungen, daß Staatssekretär Krätke sich mit dem Gedanken trage, zurück- zntrcten, entbehren jeder Begründung. — Die Bekanntgabe des Namens des neuen Peters burger Botschafters verzögert sich deshalb, weil man. diplo matischem Branche entsprechend, zunächst die bisher noch nicht eingetroffene Zustimmung der rnsspchen Regierung zu seiner Ernenmma abwarten will. — Der Statthnltcrwcchiel in den Rcichslanden hat nicht überrascht; man wußte seit langer Zeit, daß Fürst Hohenlohe zuriicktreten wolle. Aber über seine Nachfolger schaft ist man etlixts erstaunt. Liebedienerische Federn hatten vor einiger Zeit Porgeschlagen, daß man den Prinzen Eitel Friedrich zum Statthalter bestellen soll; nun kommt ein alter Diplomat dorthin, er ist wie sein Vorgänger Pro testant. Als Ursache des jetzigen Rücktrittes gibt das „Berl. Tagebl." <Nr. 511 pom 8. 'Oktober 1007) in einer Zu schrift aus Straßburg an: „Als Grund des Plötzlick>en Rück trittes gilt in Kreisen, die die Wahrheit wissen können, per sönliche M'rärgernng des greisen Fürsten über die Zurück setzung seines Sohnes Ernst, des früheren .Kolonialdirektors, bei der Neubesetzung des Staatssekretariats des Aenßeren. Erbprinz Ernst soll bereits designiert, im letzten Moment aber übergangen worden sein. Tie Bestätigung dieser Ver mutung. die nur mit Reserve angeführt sei, bleibt indessen abznwarten." Wir können dieser Nachricht nicht viel Glau ben schenke»; denn der greise Vater kann doch selbst nicht wünschen, daß sein Sohn sich nochmals dazu hergeben soll, eine ähnliche Nolle zu spielen, wie im .Kolonialamt. Aber möglich kann deshalb die Sache doch sein, vielleicht ist die Ernennung Hohenlohes am Widerspruche ^ssermnnns ge scheitert, der erst i» Nordernev über die Sache fragte. — Znr Poscner Erzbischvfswnhl ließ sich das „Berl. Tagebl." (28. September) eine belanglose Aenßerung der „Eorriere della Sera" telegraphieren. Tas italienische Blatt weiß über den Stand der Frage nichts. Tiefe wird zwischen dem Posener Domkapitel und der preußischen Ne gierung erledigt. Ter Vatikan bat lediglich das Recht, dem Erwählten die Bestätigung zu twrsagen. — DaS Bureau de- Grafen Zeppelin in FriedrichS- hifen teilt aegenüber anders lautenden Blättrrmeldungen mit, daß bis jetzt nur die Ballonhalle durch das Reich übernommen worden sei. aber weder das Lustschiff selbst, noch die übrigen technischen Anlagen. Der Karsipreis wird nicht mitgeteilt. Die in der Presse umlaufende Summe von 2 Millionen Mark wird von dein Bureau als er funden bezeichnet. Die Neichskommissare weilen noch in Friedrichshafen. lieber die Uebernahme der gesamten Zeppelinschen Anlagen steht noch nichts fest. — Aus Paris wird gemeldet, daß das französische Kriegsministerium im Besitze sehr wichtiger Dokumente sei. welche sich auf die Mobilisierung und Konzentrierung der Truppen in Elsaß-Lothnngen beziehen, sowie auf die Pläne der Befestigungen von Metz. Straßburg und Ulm. Wir deutsche Blätter Mitteilen, sollen "im die deutschen Militär behörden eine durchgreifende Aenderung aller auf die Mobilisierung und Verteidigung bezugnehmenden Pläne vornehmen. — Der offenherzige Herr v. Lictert. Abg. v. Liebert, der Wahlmacher deS Fürsten Bülow. hielt am Sonnabend in Borna eine Rede, aus der einige Stellen festgehalten zu werden verdienen. Er tadelt zunächst Bülow wegen feiner Marokkopolitik. Man hätte mit Frankreich ein Ab kommen treffen sollen, nachdem die eine Hälfte Marokkos Deutschland, die andere Hälfte Frankreich zugefallen sei. Die AlgrciraSakte sei absolut wertlos, v. Liebert vertrat dann weiter den Standpunkt, daß Deutschland England den Rang ablaufen müsse. Zu diesem Zweck müsse es auf die Verbreitung der deutschen Sprache im Auslande das höchste Gewicht legen, namentlich müßte eine Vermehrung der deutschen ausländischen Schulen angestrebt werden. Selbstverständlich plädierte er auch für eine uferlose Welt politik. Bis 1917 sei Deutschland zur See so gut wie wehrlos, wenn nicht der Flottenbau beschleunigt werde. Interessant war auch, daß Liebert bemerkte, daß der Graf Posadowsky wegen politischer Differenzen mit Bülow „ge gangen worden" sei. Ferner: daß die Einführung der Witwen- und Waisenversicherung noch ungewiß sei. Sei doch kaum anzunehmen, daß der Plan ans den Einnahmen de« ZolltarifeS dafür jährlich -10 Millionen znrückzulegen, ausgeführt werden könne. Man mag im Neichskanzler- palaiS darüber entsetzt sein, daß der Freund solche Töne erschallt» ließ; jedenfalls gewinnt unsere Position im Ans- lande nicht, wenn von Leuten, denen man ein Mandat anvertraut hat, so vorgegangen wird. — Ableugnen hilft nichts. Das .Leipz. Tageblatt" eiklärt bezüglich der bekannten Novemberinterpellation Bassermann nach Rücksprache mit dem Abg. Bassermann: „Es ist absolut falsch, daß es sich bei jener Novemberrede um eine gemeinschaftliche Aktion des Kanzlers und Basier- Manns gehandelt hat. Der Kanzler müßte ja unglaublich unvorsichtig sein, wenn er sich so vollständig in die Hand eiiies Abgeordneten geben wollte. Aber es ist kein Wort davon wahr. Im übrigen war die Rede gar keine lieber- raschung, denn sie war inhaltlich und zum Teil sogar wörtlich nur eine Wiederholung von Ausführungen Basser- manns in Wiesbaden und an anderen Orten. Der Kanzler ist lediglich in der ganz allgemein üblichen Weise von der Absicht der Interpellation und von dem Thema im all gemeinen verständigt worden. Eine selbstverständliche Rücksicht, die von allen Parteien geübt wird." Man hat von seiten des Zentrums nie behauptet, daß Bassermann seine Rede im Wortlaute zuvor mst dem Reichskanzler vereinbart Hobe; das wäre auch r och schöner. Aber es kann durch das Zeugnis von nationalUberalen Abgeordneten bekundet werden, daß 1. die Interpellation im Einverständnis und ans teilweise Anregung des Reichskanzlers erfolgte. 2 der Reichskanzler die Haup'.stelle der N^de dem Inhalte nach schon vor dem 14. November gekannt hat; letzteres stellt Bossermann selbst nicht in Aorede. Tas ganze Dementi richtet sich also nur gegen die Behauptung, daß Bassermann seine Rede zuvor im Wortlaute dem Fürsten Bülow unterbreitet habe. — Ter „rote Vize" Geck scheint um seinen Vizepräsi- dentensessel etnxis Angst zu haben und sucht nun seine Nicht- Unterzeichnung der Brnleidsdepesche dadurch zu rechtferti gen, daß er erklärt, de-- Landtag je', am 8. August ge schlossen worden, und daher könne eine Kundgebung im Name'!, desselben auch nicht sialstinden. Hinter diese Kulisse sucht sich Geck zu stellen und crinneit gleichzeitig daran, daß seine Fraktion bei seiner Wahl eitlärt habe, Geck werde alle ibm di.ech die Geschästsoi dnnn,-! und die Verfassung aufer legten Pflichten erfüllen uii ütz'igen sei es selbstverständ lich. daß er den rarüber tzinansg-chenden Verkehr des Prä sidium: mit rein Hofe nict ' inich Tenionstratioiieii in takt loser Weise schien werde Mit dieser Sachlage hätten sich die l'ürg.'rlulrn Pariewn ichrn früher abgesnnden, indem ße b.'ispie.sii" G' im Jal.i'. 1l02 anläßlich dis 50jährigen Reste, il»gt jnl stennis deS GießberzogS Friedrich die Adresse an diesen außerhalb des Plenums in fast formloser Weise im Leicstinmer der Zweiten Kammer berieten, mn die sozialistisch' Fraktion nicke st- die Lage zu bringen, ihre prinzipielle St-Uniig daz r präzisieren zu müssen. Ebenso fehlte auch ? er „rote Vize ' als sich das .Kaiiinierpräsidinm im Februar 1000, der Hebung gemäß, beim Landessürsten vorstellte. Schon damals bekundete der sozialistische Ver treter i»i .Kaminervorstand, daß er es ablehne, sich zu Ne- präseiitatioiisakteil einznfinden, die seiner Ueberzeugnng znwiderlaiifeii und zudem von der Geschäftsordnung des Hauses nicht von ihm verlangt werden können. Mit Recht bemertt der „Vorwärts" (Nr. 288 vom 5. Oktober) zu den Gewissensbissen der Nationalliberalen: „Augenblicklich han delt es sich für die Nationalliberalen darum, sich in die durch den Thronwechsel bedingte neue Situation zu finden. Sie möchten die nx'iclx' Tranerstiininnng im Lande, die für eine derartige Hatz empfänglich macht, in dem Sinne aus- »i'itzen, daß sie unter dem Deckmantel einer tünstlich erzeug ten Entrüstung sich den Konsegnenzen des Großblockabkom mens entziehen, das sic bei den letzten Landtagswahlen, als ihnen das Wasser am Halle stand, eingegangen sind. Tie Herren vergessen ganz, daß sie ohne die Hilfe der Sozial demokratie im Parlamente ganz ohnmächtig sind." Tas sozialdemokratische Zentralorgan dürfte damit tatsächlich ins Schwarze getroffen haben; man weiß nicht, wie der neue Großherzog sich stellt, man will sich nicht init der roten Fremidsckxstt bloßstellen: daher diese Tränen. Wie der „Vorwärts" mit Recht anniinnit, werden die Nationallibe ralen in diesem Winter den Abgeordneten Geck wieder zum Präsidenten nxiblen, nx'il sie eben müssen. Tas ist die Frucht der bösen Tat des Großblockabkommens. Nativnallibernle und Privatbcamtenvcrsicherung. Ein köstliches Intermezzo bat sich nach der „Tentsck-cn Tageszeitg." (Nr. 470 von 7. Oktober 1007) am Sonntag den 0. Oktober ans dem nationalliberalen Parteitage ab gespielt. Tas genannte Blatt schreibt: „Am heutigen zwei ten Tage der Verhandlungen sprach Reichstagsabgeordneter Stresemann über die Pensionsversick-erung der Privatange- stellten. In der Diskussion bat Parteisekretär Dr. Kipper- Königsberg den Referenten mit eine genaue Präzisierung des Begriffes der Berufsinvalidität. Er wisse nicht, ob der Referent die Frage überhaupt berührt lmbe. Denn eine große Zahl von Delegierten hätte sich, statt dem Referate znznhören, sich mehr mit Sauerkraut und Würsten beschäf tigt (Heiterkeit.), so daß eine ständige Unruhe getvcsen sei. Abgeordneter Dr. Stresemann erwiderte, daß er über den Begriff der Bernfsinvalidität mindestens eine Viertelstunde gesprochen habe." Wir wicderbolen, daß ein den National liberalen gut gesinntes Blatt sich so vernehmen läßt. Also „Sauerkraut und Würste" sind diesen Herren lieber als die ganze Prstmtbeamtenversicherimg; Nxmn ein Redner 15 Mi nuten hierüber spricht, kümmert sich niemand darum; dazu lvar Mdner ein Abgeordneter und Referent. Die ganze na tionalliberale Sozialpolitik wird hier treffend charakteri siert; sie handelt nach dem egoistischen Satze: „Selber essen macht fett!" — Ein uette- Vild liberaler Einigkeit zeichnet die „Nat. Ztg." (Nr. 467 vom 5. Oktober 1007). indem sie an- Wiesbaden, wo derzeit der nationalliberale Parteitag, stattfindet, schreibt: „Die Freisinnigen hielten am Vor abend eine Versammlung ab. die ausgesprochen als Pro- lest gegen die nattonalltberale Tagung gedacht war; im Zeichen der Blockpolitik ist dies ein etwas wunderliches Vorgehen. Als Redner hatten sie sich den bekannten Pfarrer Korell verschrieben, der am Block keine schönere Seite zu entdecken vermochte als die, daß man ihm jeden Augenblick den Rücken kehren könne. Am unsympathischsten dagegen ist ihm an der Blockpolitik der leidige Umstand, daß man sie nicht ohne die Nationalliberalen durchführen kann." Wir haben dem nichts hinzuzufügen. Oesterreich Uugarrr. — Die Erwartungen, mit welchen dem Aufenthalte deS russischen Minister- v. JSwolSky in Wien entgegengesehen wurde, sind in vollem Umfange erfüllt worden. Dem zwischen den Kabinetten von St. Petersburg und Wien seit einer Reihe von Jahren bestehenden Einvernehmen über die Balkcmangelegcnheiten, das zum festen Bestände der europäischen Friedenspolitik gehört, ist durch die Zu sammenkunft des Leiters der auswärtigen Politik Ruß lands mit dem österreichisch-ungarischen Minister des Aenßeren ein neues Element der Belebung und Kräftigung zngeführt worden. Der bei den Regierungen der Balkan- stnaten unternommene Schritt hat die Intimität dieser Entente und die zentrale Stellung, welche sie seit der Auf stellung des Mürzsteger Programms in der Valkanpolitik gewonnen hat, neuerdings sichtbar gemacht. Die zwischen beiden Ministern gepflogenen Besprechungen haben sich nicht aus den Balkan beschränkt. Die Zusammenkunft ist viel mehr reichlich auch znr Erörterung aller anderen im Vorder gründe stehenden Fragen ausgenützt worden. Die sehr bedeutsamen Besprechungen, welche jeder der beiden Staats männer in den letzten Monaten hatte, die weittragenden internationalen Vereinbarungen, welche das Petersburger Kabinett in jüngster Zeit abschloß, sowie die übrigen Er eignisse, die sich auf der weltpolitischen Bühne abspielten,, boten eine Fülle von Stoff für eingehende Erörterungen. Es ergab sich bei diesen Betrachtungen die Befestigung der Ueberzeugnng, daß alle Zusammenkünfte dieses Sommers für die Förderung des gegenseitigen Verständnisses zwischen den Mächten und ihrer Bereitwilligkeit zum Zusammen wirken im Interesse der FriedenSerhaltung in jeder Rich tung sehr wertvolle Früchte gezeitigt haben. — Die Verhandlungen zwischen den Kabinetten Beck und Weckerle haben folgende Geschichte: Am 6. Juli 1906 zog Ministerpräsident Baron Beck in einer mit lebhaftem Beifall ausgenommenen Erklärung im österreichischen Abge ordnetenhause die Szell - Koeberschen Ausglcichsvorlagen zurück. Am 9. September 1906 begannen in Ofen-Pest die formellen Ausgleichsverhandlungen zwischen beiden Ministerpräsidenten; am 18. September erösineten die AnsgleichSkommissionen in Wien ihre Beratungen und be endeten die erste Lesung des Ausgleichs am 9. Januar 1007. Am 28. Februar dss. Js. begannen in Wien die Verhandlungen zwischen den Ministern; sie dauerten zwei Tage und wurden am 18. März in Ofen-Pest (Dauer 3 Tage), am 9. April in Wien (Dauer 6 Tage), am 10. Juni in Ofen - Pest (Dauer 3 Tage) und am 8. Juli irr Wien (Dauer eine Woche) fortgesetzt. Die am lO. September neuerlich in Wien fortgesetzten Verhandlungen wurden be kanntlich am 17. September jäh abgebrochen. Am 1. Oktober fand die Wiederaufnahme der Verhandlungen in Ofen-Pest statt, die am 5. d. M. zu dem bekannten Ergeb nisse führten. Frankreich. — Mutige Wiederanbringung des Kreuzes iu der Schule zu Bille! Durch Logenanftrag wurde in Villö das Kreuz von den Wänden der Volksschule entfernt. Der Gemeinderat erinnerte sich aber seiner Rechte und beschloß in voller Einmütigkeit in einer Sitzung die Wiederanbringung des Kreuzes in der Schule. Dieselbe ging unter großer Feierlichkeit vor sich. Zwei Gemeinde räte trugen in großer Prozession stolz zwei Kruzifixe. Vor der Schule angelangt, protestierte der Lehrer energisch gegen die Wiederanbringung. Der Gemeinderat ließ sich aber dadurch nicht aufhallen und ließ einfach die Kruzifixe befestigen. Die Menge rief mit Begeisterung: „Wir wollen Gott in unseren Schulen!" und „Es lebe Christus!" Vielen Teilnehmern standen Tränen in den Augen. — Die Feier der am 9. d. M. stattfindenden Ent hüllung des Denkmals für die 1870 in Villiers-sur-Marne gefallenen sächsischen Jäger und Schützen verspricht einen sehr würdigen Verlauf zu nehmen. Die Führer der hier eingetroffenen, aus 60 Herren bestehenden sächsischen Veteranenabordnungen, erhielten die bestimmte Zusage, daß die Behörden bei der Feier erscheinen würden. Nadlan». — Es wird bekannt, daß die 55 sozialistischen Ab- geordueteu der zweiten Duma, die der Verschwörung gegen die Staatsgewalt angeschuldigt sind, nicht vor das ordnungs mäßige Gericht, sondern auf Grund einer besonderen Ver fügung des Zaren vor de» Senat als obersten Gerichtshof gestellt werden. Da aber dazu nach den Grundgesetzen die Zustimmung der Neichsduma erforderlich wäre, die der Re gierung nicht erteilt worden ist. so bedeutet diese Maßregel eine direkte Verletzung der Grundgesetze. Bulgarien. — Die Vertreter Deutschlands. Italiens, Englands und Frankreichs erschienen auf dem Auswärtigen Amt mit der Erklärung, daß ihre Negierungen die letzte österreichisch, russische Note und die darin enthaltene Auslegung des dritten Artikels des Mürzsteger Programms unterstützen. Aus Stadt und Land. svNttellunaen au« unserem Leserkreise mit Namen«serti„una für diele Rubrik find »er Redaktion allezeit willkommen. Der Name de« Linsender« bleibt «ehetmni« der Redaktion, «nontzme Zuschriften müssen unberückfichtt«» bleiben.» Dresden, den 9. Oktober 1807. Tageskalender kür denlO. Oktober. -OOS Verlobung des Prinzen Eitel Arledrlch von Preußen mit Herzogin Sophie Tharlotte v.n Oldenburg. — 1v88. * Herzog Karl Borwin, M SW Z