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Sächsischer Landes-Anzeiger : 29.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189301298
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18930129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18930129
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-01
- Tag 1893-01-29
-
Monat
1893-01
-
Jahr
1893
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 29.01.1893
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Dies« verbreitetste unparteiische «Sgltch« Aettuug kostet monatlich 28 Pfg. in Chemnitz frei ins Hans. Mit dem Extrabeiblatt Lustiges Bilderbuch kostet der tägliche „Anzeiger" monatlich 88 Pfg (in Chemnitz frei ins HanS); außerhalb Chem nitz Zutragen monatlich IS Pf. Bei der Post ist der Anzeiger nur mit dem Extra-Beiblatte Lustiges Bilderbuch zu beziehen für 85 Pfg. monatlich. (Nr. 8630 zur Postliste.) Tclcgr.-Adresse: St»trala»relger. Fernsprcchstelle »r. 136. Sächsischer LanVeS- für Lhemnttz Anzeige? ',»«*- Umgegend. Anzeigenpreis: vgest TorPu»zeile(ca.S Silben fastend) oder deren Raum IS Pfg. S Bevorzugte Stelle («gespalten« Petitzeile ca. N Silben fassend) ^ 80 Pfg. Bei wiederholter Auf nahme billiger — Anzeige«, können nur bis Bormittag 10 Uhr angenommen werden, da Druck und Verbreitung der große» Anflage längere Zeit erfordern. Ausgabe: Wochentags Abend» (mit Datum de» nächsten Tage»). — Die Anzeigen finden ohn« PreiSausschla» zugleichBer« breitnng durch die Chemnitzer Eisenbahn »Zeitung. Nr. 24. —13. Jahrgang.— Verlags-Anstalt: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstraße 5. Sonntag, 29. Januar 1893. Amtliche Anzeigen. Moutag, deu 80. Januar 1893, von Vormittags 9 Uhr au gelange» im BersttigerungSraume des hiesige» kgl. Amtsgerichts folgende, auS einem Bazar stammende Pfänder, als: Steingut-Schüsseln, -Teller, -Tassen, -Krüge »nd -Blnmentöpse, Blech- und Emaille-Waare», Photographie« rahme», Spiegel, Gewürzschränkche», WichSkaste», Briefbogen und ConvertS, Spielzeug, Küchenlampen, Gewürzbüchsen, Kinder-Trompete», -Säbel und -Flinte», Paplerwäschc, Shlipse, Schiefertafeln. PorlemonnaieS, Uhrkelle», Taschenmesser, Schmiegen, Mundharmonikas, Brennscheercn, Cigarrcnlpitzen, Bürste», Äorstwische, Bilderbücher, Roulcanxstäbe, 3 Regale, 1 Ladenlisch u. D. in. meistbietend gegen sofortige Bezahlung zur Versteigerung. Ei» spezielles Verzeichnitz ber zu versteigernden Gegenstände hängt an der GerichtStafcl ans. Linduer, Gerichtsvollzieher beim kgl. Amtsgericht Chemnitz. Kaisers Geburtstag in Berlin. Ein frischer Morgen war angebrochen, als bei Tagesgrauen der Geburtstag Kaiser Wilhelm's durch die feierlichen Klänge des Liedes «Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren" eingeleitet wurde, welche vom Trompeterkorps des 1. Garde-Dragonerregiments von der Kuppel der Schloßkapelle herab geblasen wurden. Um 8 Uhr ertönte im inneren Schloßhofe die Reveille. Die mächtigen Thüren des Portals nächst der Kurfürstenbrücke öffneten sich und in feierlichem, gemessenem Schritt zogen unter der Wohnung des Kaisers die Trommler und Pfeifer des 2. Garde- und des Garde-Füsilier- regimcnts mit dem Musikkorps des elfteren unter Führung eines Adjutanten, das große Wecken spielend, heraus, um den Schloß brunnen herum, an den Fenstern der alten Hohcnzollernburg entlang, über die Schloßfreiheit, die Mittelallee der Linden entlang, deren Häuser im schönsten Festschmuck prangten, bis zum Brandenburger Thor, durch den schrillen Pfeifcnklang und durch das Rasseln der Trommeln die noch Schlafenden aus ihrer Ruhe weckend. Auf dem selben Wege ging es dann wieder zum Schlosse zurück, bis wohin ein zahlreiches Publikum der Musik das Geleit gab. Inzwischen war es um das Schloß herum immer lebendiger geworden; lange Trupps von Soldaten im Paradeanzuge zogen durch den Lustgarten und über den Schloßplatz, theils zum evangelischen, theils zum katholischen Gottesdienst, die Equipagen der Würdenträger, Botschafter, Generale und fürstlichen Herrschaften begannen anzufahren, die Krvngardisten in ihren lange» wetßöetreßten 'Röcken, die Galawache der Gardes du Korps und die Leibgarde der Kaiserin marschirten rottenweise in das Schloß, bis die Klänge des Preußenmarsches, unter denen die Salutbatterie des Garde-Feldartillerieregiments in den Lustgarten ein rückte, die Aufmerksamkeit dorthin lenkten. In den kaiserlichen Ge mächern hatte die Geburtstagsfeier inzwischen ihren Anfang ge nommen. Schon in der Frühe nahm der Kaiser die Glückwünsche seiner nächsten Umgebung entgegen. Ebenso stattete alsbald die Kaiserin mit den kaiserlichen Prinzen ihre Glückwünsche ab. Um 0»/« Uhr brachten die in Berlin anwesenden Fürstlichkeiten ihre Glückwünsche dar. Um 10'/, Uhr fand in der Kapelle des Schlosses feierlicher Gottesdienst statt. Langsam und feierlich bewegte sich der Zug der Fürstlichkeiten nach der Kapelle, aus deren weitgcöffiieten Thüren der 20. Psalm: „Der Herr erhöre Dich in der Noth" ent gcgeutönte. Die Geistlichkeit war dem Kaiserpaar bis zum Portal entgegcngcschritten und geleitete dasselbe bis zum Altar, wo der Kaiser zwischen seiner Gemahlin und der Kaiserin Friedrich, neben welchen der König von Sachsen und der Großfürst-Thronfolger Nikolaus ihre Sitze hatten, Platz nahm. Nachdem die Psalmklänge verrauscht, sang die Gemeinde: „Wie schön leuchtet der Morgenstern". Es folgte die Liturgie und der Gemeindegesang: „Ein' feste Burg ist unser Gott". Alsdann trat der stellvertretende Schloßpfarrer vr. Dryander, geschmückt mit dem Rothen Adlerorden 3. Klasse, den ihm der Kaiser am Morgen verliehen, aus der ihn umgebenden Geistlichkeit heraus, um die Festpredigt zu halten, welcher die Worte: „Wenn ein starker Gewappneter seinen Palast bewahret, so bleibt das Seine mit Frieden. Wenn aber ein Stärkerer über ihn kommt, und überwindet ihn, so nimmt er ihm seinen Harnisch, darauf er sich verließ, und theilt den Raub aus" und die Worte aus Psalm 50: „Rufe mich an in der Noth, so will ich Dich erretten, so sollst Du mich Preisen" zu Grunde lagen. Das Lied „Nun danket Alle Gott", Gebet und Segen schloß die Feier. Der Kaiser ging vorher noch auf den Gencralsuperintendenten D. Dryander zu und schüttelte ihm unter Dankesworten recht herzlich die Hand. An den Gottesdienst reihte sich die Dcsilircour. Der Kaiser und die Kaiserin nähme unter dem Thronbaldachin Aufstellung, um die Cour Derer, die zum Gottes dienst geladen waren, anzunchmen. Rechts vom Throne stand der Kaiser in gestickter Generalsuniform mit dem Bande der sächsischen Nautenkrone und drei großen Ordensketten, links vom Throne die Kaiserin in einer mit Zobel besetzten Taille von dunkelblauem Sammet und lichtblauem Atlas. Rechts vom Kaiser der russische Thronfolger und die Großherzöge von Baden, Sachsen, Oldenburg und Hessen. Die Cour crössnete Prinz Albrccht von Preußen und die Prinzen seines und des königlichen Hauses, dann folgten die Prinzen und souveränen deutschen Häuser. Auf die Prinzen von Geblüt folgte der Reichskanzler Graf Caprivi, mit dem der Kaiser Händedrücke tauschte, nach ihm auch mit sämmtlichen Bot schaftern, dann mit dem Ministerpräsidenten Grafen Eulenburg. Die Gratulationsconr wurde von den donnernden Salven der im Lust garten aufgefahrcnen Geschütze begleitet. Bei der großen Paroleaus gabe, zu der sich der Kaiser mit den Prinzen und seinem Gefolge nach dem Zeughanse zu Fuß begeben hatte, wurde die Parole: lebe Se. Majestät der Kaiser und König i" ausgegeben. Auf dem Hin- und Rückwege wurde der Monarch mit Zurufen des in Massen aufgepflanzten Publikums begrüßt. Der Andrang der Bevölkerung war fast den gauzcn Tag hindurch ein außerordentlich starker, und ziemlich häufig kamen Verkehrsstörungen vor. Als der Kaiser am Nachmittag eine Ausfuhr unternahm, wurde er auf dem ganzen Wege mit lauten Hochrufen begrüßt. Im Schlosse fand Abends Familientafel statt, worauf die gesammten Fürstlichkeiten die Ocker besuchten. In den Straßen der Stadt fand am Abend eine glänzende Illumination statt, zu welcher hauptsächlich elektrisches Licht verwandt wurden. Eine kolossale Menschenmenge bewegte sich durch die Straßen, so daß eS mit dem freien Verkehr mitunter recht schlecht bestellt war. Politische Rundschau. Chemnitz, den 28. Januar 1893 Deutsches Reich. — Am Geburtstage des Kaisers sind durch Kabinetsordre zahlreiche Veränderungen im Offizierkorps erfolgt. Zu Generalen der Kavallerie bcz. Infanterie sind u. A. befördert die ^General leutnants v. Blume, v. Blomberg, v. Krosigk, v. Wittich, v. Rosen berg, Golz und Graf Schlieffen II. Der Generalleutnant v. Seebeck, Kommandeur der 10. Division, ist zum kommandirenden Meneral des X. Armeekorps ernannt. Seine Division erhielt unter Beförderung zum Generalleutnant Generalmajor Osterley, Kommandeur der 66. Brigade. Hauptmann Ebmeyer, Persönlicher Adjutant des Reichs kanzlers, ist als Major in das Kaiser Franz - Garde - Grenadier- Regiment versetzt worden. — Der „Reichsauzeiger" veröffentlicht folgende Ordens verleihungen: Das Großkreuz des Rothen Adlerordens: dem General der Infanterie v. Hcchnke, dem Staats minister v. Achenbach, dem Justizminister v. Schelling; der Rothe Adlerorden I. Klasse mit Eichenlaub: dem Eisenbahnminister Thielen/ dem Kultusminister vr. Bosse; der Kronenordcn I. Klasse: dem Vizeadmiral Hollmann; der Kwnenorden II. Klasse: dem Abgeordneten v. Bethmann- Hollweg; der Kronenorden III. Klasse: dem Hofprediger Faber; das Kreuz und der Stern der Komthure des königl. Hausordens von Hohenzollern: dem Hausmiuister v. Wedel. — Bei dev Wieverholung des'Neiterfestes für die Hochzeit der Prinzessin Margarethe bildete das Schlußbild eine Huldigung für den russischen Thronfolger. Die Musik intonirte die russische National hymne und alle Anwesenden erhoben sich. Der deutsche Kaiser und der russische Thronerbe standen sich, die Hand an den Helm gelegt, Ange in Auge gegenüber und verharrten in dieser Stellung, bis der letzte Ton der russischen Nationalhymne verklungen war. -— Der König von Württemberg, welcher zum Geburts tage des Kaisers nach Berlin gekommen war, empfing den Reichs kanzler Grafen Caprivi in längerer Audienz. — Der russische Thronfolger reist am Sonnabend Abend nach Petersburg zurück. Sein Vater jhat dem deutschen Kaiser ein Danktelegramm für die herzliche Aufnahme seines Sohnes gesandt. Als der Thronfolger am Freitag Vormittag in's Schloß fuhr, wurde er von der Bevölkerung lebhaft begrüßt. — Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" berichtet über verschiedene neue Versammlungen, die sich zu Gunsten des neuen Militärgesetzes ausgesprochen haben. — Kriegö-Befürchtunge». Die „Nordd. Allg. Ztg." bringt folgende Kundgebung: „In dem „Daily Chronicle" wird eine längere Depesche der bekannten Agentur „Dalziel", angeblich aus Berlin, ab gedruckt, wonach man dort in den „höchsten Kreisen" einem Angriffe Rußlands auf Deutschland im nächsten Frühjahr entgcgensehe. Der artige sensationelle Tendenzlügen seitens der gedachten Agentur sind nichts Außergewöhnliches. Auffallender ist, daß die „Nene Fr. Pr." in einem ebenfalls aus Berlin stammenden Artikel sich dazu her- giebt, jene Behauptungen von deutschen Beklemmungen wegen aggressiver Absichten Rußlands zu verbreite». Es dürfte genügen, die erwähnten Nachrichten niedriger zu hängen, um klar erkennen zu lassen, daß cs sich bei diesen angeblichen Mittheiluugen aus Berlin um eine ten denziöse Erfindung handelt. Hier jist von Kricgsbcfürchtungcn der „höchsten Kreise" für die nächste Zeit niemals die Rede gewesen." — vr. Karl Peters hat, nach der „Köln. Ztg.", Zanzibar mit dem französischen Dampfer am 3. Januar verlassen, um zunächst einen Aufenthalt in Kairo zu nehmen. Von dort wird er wahr scheinlich im März in Berlin eintreffen. Fast zu gleicher Zeit schiffte sich auch Gouverneur von Soden in Zanzibar ein, und zwar zunächst nach Bombay. — Verdiettstmedaille. Von verschiedenen Seiten ist, so schreibt die „Kreuzztg.", die Einführung einer besonderen Verdienst medaille für Arbeiter in Vorschlag gebracht worden, um Fleiß und Treue auch in diesen Kreisen öffentlich auzuerkenncn. In Sachsen hat das Ministerium des Innern schon längst eine „Silberne Medaille für Treue in der Arbeit" gestiftet und verliehen. In Preußen pflegt das allgemeine Ehrenzeichen bewilligt zu werden, falls ein Arbeiter auf eine ununterbrochene 50 jährige Thätigkcit in dem nämliche» Be triebe zurückblicken kann. In den übrigen Staaten dürfte es an geeigneten Auszeichnungen ebensowenig fehlen. Es erscheint daher im Allgemeinen die Erschaffung einer neuen besonderen Arbeiter- Verdienstmedaille nicht erforderlich. Wohl aber empfiehlt es sich, bei Verleihung der bezeichnet«» Ehrenzeichen häufiger als bisher die Arbeiterkreise zu bedenken, und solche Arbeiter damit zu schmücken, welche sich durch treue Pflichterfüllung in der Fabrik wie in der Familie hervorgethan habe»», auch wenn sie noch nicht ihr 50jähriges Jubiläum feiern- — Eine Aufsehen erregende Mahregel hat der Ham burger Senat angcordnet. Es sollen sämmtliche in Altona wohnenden Hainburger Staatsbeamten, etwa 1600 an der Zahl, Altona ver lassen und ihr Domizil in Hamburg nehincn. Ledige haben sofort überzusiedeln, verheirathete, sobald die Miethsverhältniffe cs erlauben. Gründe hierfür sind nicht angegeben. — Etwas derb. Auf einer landwirthschaftlichen Versamm lung in Rakel, in welcher darüber geklagt wnrde, daß die Reichs regierung die Interessen der Landwirthschaft nicht berücksichtige, äußerte ein Redner wörtlich: „Ich schlage nichts mehr und nichts weniger vor, als daß wir unter die Sozialdemokraten gehen und ernstlich gegen die Regierung Front machen, ihr zeigen, daß wir nicht gewillt sind, uns weiter so schlecht behandeln zu lassen, wie bisher, und sie unsere Macht fühlen zu lassen." — Die Cholera. In der Irrenanstalt zu Nietleben bei Hall« a. d. S. sind von Donnerstag bis Freitag Mitternacht zwei neu« Choleraerkrankunge» konstatirt worden. Die Epidemie scheint im Ab« M nehmen begriffen. — Die „Saalcztg." veröffentlicht eine Erklärung >' ^ des Kreisphhsikus Sanitätsraths Riesel, in welcher trotz gegentheiliger Meldungen einiger Blätter mitgetheilt wird, daß bis jetzt in der Stadt Halle kein Fall von asiatischer Cholera bekannt geworden ist. — In Altona sind vom 26. bis 27. d. M. 2 Erkrankungen und 2 Todesfälle in Folge von Cholera vorgekommen, in der Uingegend von Halle einige Fälle. Oestsrrelch'Uugar,»; — Die österreichische Regierung reibt der französischen die Hetzereien der Pariser Presse gegen den österreichisch-ungarischen Bot schafter nochmals derb unter die Nase, erklärt damit aber die Sache für abgethan. Das ministerielle Fremdenblatt bespricht die End- A schuldigung des französischen Ministers des Auswärtigen an den Böt- ^ schafter und ineint, daß hiermit der Zwischenfall erledigt sei. Graf Hoyos, der Vertreter des Kaisers Franz Joseph, ist beauftragt worden, dem französischen Minister gegenüber sich in diesem Sinne auszu- sprechen, und hinzuzusügen, daß die österreichisch-ungarische Regierung lebhaft bedauere, zur Wahrung d. s Ansehens ihres Botschafters besondere Schritte habe thun zu müssen. Es sei aber zu hoffen, daß die ver« letzenden Angriffe sich nicht wiederholen würden, jeder Anlaß ver mieden tverden würde, mit dieser Frage sich auf's Neue z» beschäf- ' ' ^ tigen. Leider ist den Franzosen nicht nur Manches, sondern MleS zuzutrauen. Italien. — In Ver Italienischen Deptttirtenkam»ner dauert die Debatte über die innere Lage mit großer Lebhaftigkeit fort. Es ist aber heute schon zu ersehen, daß das Ende ein volles Vertrauens votum für das Ministerium Giolitti sein wird. — Am Donners tag Abend platzte mit starken» Getöse, aber geringer Wirkung, eine kleine Pnlverpetarde beim Quirinalschloß, der Residenz des Königs Humbert. Es handelt sich um einen albernen Streich, dessen Thäter noch nicht entdeckt sind. — Der deutsche Gesandte dein» Vatikan» Herr von BiUow, gab zu Ehren der neuernannten deutschen ^ Kardinal« vr. Kopp und vr. Knmeütz ein Ftst»nahl, dem di« KaÄinM' MD Rampolla, Mocenni, Macchi, Vaniiutelli beiwohnten. ' ^ Z Frankreich. H — Bei der Bewtllignng der geheimen Fonds für das Ministerium in der Depntirtenkammer, die niit sehr großer Mehrheit ausgesprochen »vurdc, hat der Abgeordnete Flourens, der frühere Minister, die Idee gehabt, zu behaupten, im Dreibund bestände eine gewisse Verschwörung, durch Verbreitung von falschen Nachrichten Frankreich in den Augen des Zaren herabznsetzen und das russische Einvernehmen zu stören. Die Herabsetzung besorgen die Franzose» durch die Panamageschichte schon selbst, da brauchen Andere gar nicht mitzuhelfcn. Man sicht aber, bis zu welchen Verleumdungen in Paris gegriffen »vird, um sich die Gunst des Zaren zu bewahren. Helfen wird das freilich »vcnig. — Zwischen dem Jttstizminister Bourgois und dem Abgeordneten Cassagnac »var es in der Sitzung zu so lebhaftem Wortwechsel gekommen, daß Elfterer den Letzteren fordern wollte. Die Sache ist aber noch beigclegt. — Gegen drei der Bestechnng angeschuldigte Abgeordnete ist das Verfahren ein gestellt worden, die Nebligen sollen, als erste Rate — vor die Ge schworenen kommen. Die Liste »vird ziemlich umfangreich mit der Zeit tverden, denn in den letzten Tagen sind wieder neue schwer be lastende Dokumente entdeckt worden. — Die Pariser Zeitnngen echauffieren sich lebhaft über den Besuch des russischen Thronfolgers in Berlin, und um die Aufmerksamkeit ihrer Leser davon abzulenkcn, erzählen sie allerlei wunderbare Geschichten. Beispielsweise wird erzählt, der Zar habe zur Zeit der Judenflintcn-Geschichte wirklich an die Entwaffnung Deutschlands geglaubt und sich ernsthaft mit einer Kriegserklärung an den deutschen Kaiser getragen. So etwas können auch nur Pariser Zeitungen ihren Lesern bieten. Grotzbritanuien. — Die britische Negierung hatte berichtet, in Egypten sei größere Ruhe eiugetrcten. Die Privatberichte Londoner Zeitungen melden aber das Gegenthcil: es »vird behauptet, die momentane Nach giebigkeit des Khedive sei nur Schein; er und seine Regierung warteten nur auf einen Moment, mit einein neuen Schlage herauszurücken. Wundern können die Engländer sich darüber nicht; sie haben sich ge waltsam in Egypten eiugedrängt, und die Abneigung der dortigen Einwohner gegen die unberufenen Beschützer ist erklärlich. Nachdem England aber einmal im Nilland ist, kann cs diese Position auch nicht ohne Weiteres anfgebcn. — Auf Zanzibar, das bekanntlich unter britischem Schutz steht, herrscht lebhafte Erregung gegen die Engländer, und cs sind umsassende Vorbereitungen zur Unterdrückung eines etwaigen Aufstandes getroffen worden. Ein Gerücht will, wissen, England »volle Zanzibar an Deutschland abtrctcn, da die Insel sehr an Werth verloren habe, seit die Küste in deutschen Händen seil Das Letztere klingt ctwas unwahrscheinlich. Zanzibar bleibt, wenn sein Handel auch etwas gesunken sein »nag, doch ein recht wichtiger Platz. Ruhla,»d. — Die russische „Petersburger Zeitung" verzeichnet die Reise des Grohfürsten-Thronfolgers nach Berlin als ein FriedenS- syinptom. Damit sei der Beweis gegeben, daß die politische Lage sich nicht verschlechtert habe. Rußland zeige den Dreibundmächten, daß cs ihre Rüstungen nicht fürchte, aber init ihnen auch in Frieden zu leben wünsche, dessen kulturellen Werth es für sich selbst sowohl, al- sür ganz Europa hochschätze. Andere Zeitungen äußern sich ähnlich. . i. Zur Grubenkatastrophe bet Dux. Donnerstag Nachmittag wurden die Opfer der Grubcn-Kata« strophe zu Grabe getragen. Eine nach vielen Tausenden zählende
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