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Sächsischer Landes-Anzeiger : 19.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189302197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18930219
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18930219
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-19
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 19.02.1893
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»lese verbreitetst« mu»rte«sche «Sgltchv S«tt—»g kostet monatlich LS Pfg. 1» Chemnitz frei ins Hau». Mt dem Extrabeiblatt Lustig«» vtldervnch kostet der tägliche „Anzeiger" monatlich 8» Pfg. (in Chemnitz frei in« HauS); außerhalb Chem- »itz Zuträger, monallich IS Pf. Bei der Post ist der Anzeiger nur mit dem Extra-Beiblatte Lustiges Bilderbuch zu ^bezichcu für SS Pfg. nionatlich. (Nr. 5630 zur Postliste.) Telegr.-Adresse: Seueralauzeiger. Kerasprechstelle Rr. 13k. TüchMer Landes G e n e v l füp Lhemnitz Anzeiger «ird Umgegend ««,eigrn»,ei»: .. . TorpuSzeilesca.SSilben fast oder deren Raum 15 Pfg. (Preis verzeichnisse d. Zeile Lv Pfg.) — Bevorzugte Stelle (ögespaltcne. Petitzeile cltta ' 11 Silben fassend) SO Pfg. — Anzeige» können nur bis Vormittag lv Uhr angenommen werden, da Druck und Verbreitung der große» Auslage längere Zeit erfordern. Ausgabe: Wochentags AbcndS (mit Datum des nächsten Tage-)» — Die Anzeigen finden ohne Preisausschlag zugleich Ver breitung durch die Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. Nr. 42. 13. Jahrgang. — . I Verlags-Anstalt: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstraße 5. Sonntag, IS. Februar 18S3. Politische Rundschau. Chemnitz, den 16. Februar 1893. Deutsches Reich. — Bott» Kaiserhofe. Der Kaiser, welcher am Donnerstag in Wilhelmshaven der Vereidigung der Marinerekruten beigewohnt hatte, hat sich am Freitag Vormittag von dort mit seinem Bruder, dem Prinzen Heinrich, und dem Admiral v. d. Goltz an Bord des Panzerschiffes „König Wilhelm" nach der Insel Helgoland begeben, wo dieselben festlich empfangen wurden. Später erfolgte die Rück kehr nach Wilhelmshaven. Von hier wird sich der Kaiser am Sonn abend Vormittag nach Oldenburg zum Besuch des großherzoglichen Paares begeben und dort bis zum Nachmittag verbleiben, worauf die Rückkehr nach Berlin erfolgt. — Zu Ven Handelsvertragsverhattdlnttgen im Reichs tage und im preußischen Abgeordnetenhause bringt der Reichsanzeiger eine offizielle Kundgebung. In derselben werden die gegen die bei den Handelsvertragsverhandlungen betheiligt gewesenen Beamten, namentlich aber gegen den Geh. Ober-Reg.-Rath v. Huber gerichteten Angriffe zurückgewiesen. Es wird sodann festgestellt, daß der Geh. Rath v. Huber im Jahre 1872 in den Reichsdienst eingetreten ist und seit jenem Jahre unter den Ministern Delbrück, v. Hofmann und v. Bötticher mit Wissen des früheren und des jetzigen Reichskanzlers die handelspolitischen Angelegenheiten, soweit dabei die Verwaltung des Inner» betheiligt war, bearbeitet hat. Von den ersten vertrags mäßigen Abmachungen, die seit jenem Eintritt in den Reichsdienst getroffen wurden, bis zu den Handelsverträgen des vorigen Jahres, während welcher Zeit mit mehr als zwanzig Ländern Handelsverträge neu abgeschlossen worden sind, ist Geh. Rath v. Huber als handels politischer Referent der Verwaltung des Innern thätig gewesen und hat als solcher bei den Verhandlungen und Verträgen fast regelmäßig mitgewirkt. — Der frühere deutsche ReichstastSavgeordurte Rechts anwalt Wölffcl in Merseburg ist gestorben. Wölffel gehörte früher zur liberalen Vereinigung und trat dann bei der Fusion mit der Fortschrittspartei zur freisinnigen Partei mit über. — Die Budgetkoiumisfion des Reichstages» welche be kanntlich die Berathung des Reichshaushaltes definitiv beendet hat, hat zu demselben, gezielt zum Militäretat, noch die folgende Resolu tion beschlossen: „Der Reichstag wolle beschließen: 1. Die verbün deten Regierungen zu ersuchen, bei den im Etat von 1693/94 be willigten Neubauten von Kasernen in Erwägung zu ziehen, ob nicht ein leichter Massivbau, wie ein solcher zur Unterbringung der von den verbündeten Regierungen geforderten Heeresverstärkung für aus- reichend gefunden worden ist, auch zur Herstellung dieser Neubauten Anwendung finden könne; 2. für diesen Fall das Einverständniß da mit zu erklären, daß die den erfolgten Bewilligungen zu Grunde liegendenPläne und Kostenanschläge dementsprechend abgeändert werden." — Reichstagsersatzwahl. Nach den bisher vorliegenden Nachrichten über die am Donnerstag stattgehabte Reichstagsersatzwahl in Dirschau-Berent-Stargard ist die Wahl von Kalkstein-Klonowken (Pole) mit bedeutender Äehrheit gesichert. — Die Wahlpriisttttgökommisfio» des Reichstages hat die Wahl des Abg. Oechelhäuser (natlib.) für giltig erklärt. — Die Kontttttsfion des Reichstags zur Berathung des Gesetzes militärischer Geheimnisse hat in ihrer letzten Sitzung die Generaldiskussion wieder ausgenommen und beendet. Generalmajor v. Goßler gab längere Darlegungen. — Wege» Annahme von Bestechung verurtheilte die Danziger Strafkammer den Strompolizeiinspektor Bach-Danzig, den Schleusenmeister Schulz-Groß-Plchnendorf und den Stromaufseher Schön-Strohdeich zu je 6 Monaten Gefängniß. Dieselben haben 1866 bis 1891 von Floßmeistern beim Passiven von Holzfrachten durch die Plehnendorfer Schleuse in 12, bezw. 17, bezw. 23 Fällen Geldgeschenke für die Dienstleistungen angenommen, welche sie als Beamte auszuführen verpflichtet waren. — Kein nenes Gewehr fiir die deutsche Infanterie. Durch die kürzlich erschienene Broschüre des Generalmajors z. D. Wille: „Das kleinste Gewehrkaliber" ist in verschiedenen Blättern aller Parteien der Ansicht Ausdruck gegeben, daß die Großmächte Europas und somit auch wir nicht mehr weit ab von einer Neube waffnung unserer Infanterie mit einem neuen Mehrlader stehen würden. Soweit diese „Neubewaffnungsfrage" Deutschland betrifft, wird aus „kompetentester Quelle" gemeldet, daß an zuständiger Stelle an eine Neubcwaffnung unserer Infanterie z. Z. gar nicht gedacht wird. Vielmehr haben alle bisherigen Versuche mit kleinkalibrigeren Gewehren bis zu 5 Millimeter nur ergeben, daß die deutsche Heeres leitung mit dem gewählten Kaliber von 7,9 Millimeter sehr zufrieden sein kann, und auch mit dem Zukunftskaliber nicht unter 7,5 bis 7 Millimeter herabgegangen werden dürste. — Die deutsche überseeische Auswanderung über deutsche Häfen betrug im Januar dieses Jahres 1121, 1892 dagegen 2672 Personen. — Aus Deutsch-Vstasrtka. Zur augenblicklichen Lage im Kilimandscharo-Gebiete berichtet der Chef in der Schutztruppe, Johanns, daß nach seinem Abmarsch von der Ortschaft Same die räuberischen Massais den Eingeborenen-Häuptling Kanyama in Muembe angegriffen haben, weil Kanyama den Deutschen den Weg zu den Niederlassungen der Massais gezeigt hat. Es ist darauf der Führer aus der Schutz truppe Ombascha Murgan Mohamed mit 39 Sudanesen nach Muembe geschickt worden, um zu fragen, ob diese Nachricht richtig sei. Für den Fall der Bestätigung hatte er den Befehl erhalten, die Massais zu vertreiben. Ombascha Murgan kam mit hundert Eseln, zwanzig Ochsen und etwa sechzig Ziegen, die er in einem siegreichen Gefecht den Massais abgenommen hatte, zurück. Wie viel Massais gefallen, läßt sich nicht genau angeben, eS werden nach Angabe der Soldaten 60—60 sein. 30 Maffaiweiber mit und ohne Kinder find ebenfalls eingebracht worden; sie sind mit zur Station genommen worden, um als Kriseln behalten zu werden. Chef Johannes hofft, daß nun die Massais genug haben, und keine Soldateil mehr todtschlagen oder Dörfer auSrauben werden. jv«st<rr<rch Uttgavr^ — Dem Kaiser Franz Joses von Oesterreich ist ein Enkel geboren. Seine jüngste und Lieblingstochter die Erzherzogin Marie Valerie, die mit einem Vetter aus dem österreichischen Erzhause ver mählt ist, ist von einem Prinzen entbunden worden. — Im öster reichische« Abgeorduetenhause haben die tschechischen Mitglieder wieder einmal eine ihrer bekannten Lärmszenen veranstaltet. Politisch Be deutsames liegt im Uebrigcn aus dein Hause nicht vor. Italien. — Der Papst dürfte fei» SOjährigeS BifchofSjubilättm trotz seines hohen Alters in recht guter Gesundheit begehe». Am Donnerstag las der Papst die Messe und blieb dann sechs Stunden auf seinem Thronseffel zur Zeremonie des Handkusses. Die Portale der Peterskirche waren während der Feierlichkeiten geschloffen. Frankreich. — Die Armeekommissio« der Deputirtenkammer begann die Prüfung des Gesetzes über die Armeecadres und beschloß, daß die Jnfanterieregimenter 3 Bataillone erhalten sollten unter Ver mehrung der Zahl der Offiziere. Die Kommission sprach sich dahin aus, alle für erforderlich erachteten Vermehrungen der Cadres zu votieren (ohne Rücksicht auf die sich daraus ergebende Vermehrung der Ausgaben. — I« republikanischen Blattern herrscht darüber 'ziemlich Einigkeit, daß Cavignac vorerst abgethan sei. Ueber den Nutzen der Vertrauenskundgebung für Ribot gehen die Urtheile indeß weit auseinander. Man sieht allgemein ein, jdaß ein dauerndes Zusammengehen der Gemäßigten und Radikalen undenkbar ist. Spanien. — Im Theater zn Alicante kam es vorgestern Abend ge legentlich des Fastnachtsballes zwischen der Polizei und den Ball gästen 'zu einem blutigen Kampfe, der schließlich in eine wahre Metzelei ausartete. Vier Personen wurden getödtet, viele andere, namentlich Damen, schwer verwundet. Russland. — Der Zar hat alle jene Personen, die in dem Prozesse weg«» Betheiligung an den Cholera-Unruhen in Astrachan zum TM berurtheilt worden waren, begnadigt. Amerika. — Flottenrevne tm Hase«» von Rew-Uork. Wie über London berichtet wird, werden bei der im April d. I. im Hafen von New-Uork stattfindendcn Flottenrevue England mit 10 bis 12 Schiffen, Frankreich mit 9, Rußland mit 7, Deutschland mit 6, Italien mit 5 Schiffen vertreten sein. Es sei aber auch außerdem eine Anzahl europäischer Schiffe zu erwarten. Gerüchtweise verlautet, daß der Prinz von Wales dieser Revue, sowie der Eröffnung der Meltaus stellung i» Chicago beiwohnen werde. — Die Annektio» von Hatvati durch die Vereinigten Staaten von Rorvamerika. Durch eine Proklamation hat, wie schon bekannt, der demnächst aus dem Amte scheidende Präsident Harrison mitgethcilt, daß die neue Republik Hawaii in der Südsee von den Vereinigten Staaten annektirt worden sei. ES heißt in der Proklamation etwas schwülstisch, im Interesse der Sicherheit der Vereinigten Staaten (die aber doch von Niemandem bedroht ist) und des Weltfriedens (für welchen das Bischen Hawaii gar nicht in Betracht kommt) müßten die Vereinigten Staaten Hawaii annektiren. Die Rechte der sich dort aushaltenden Ausländer würden nach den geschlossenen Verträgen respektirt werden; die gegen wärtige Regierung von Hawaii werde bis auf Weiteres im Amte bleiben, doch soll ein Kommissar ernannt werden, der die Vefugniß erhält, die Akte dieser Regierung eventuell für ungiltig zu erklären. Die Handelsbeziehungen und die auswärtigen Beziehungen sollen un verändert bleiben. Die gestürzte Königin von Hawaii soll eine lebenslängliche Rente von 20,000 Dollars pro Jahr, die Krön Prinzessin eine solche von 15,000 Dollars erhalten. Proteste gegen die Annektion sind bisher nicht cingelaufen, werden auch in Zukunft nicht erwartet. Deutscher Reichstag. S6. Sitzung vom 17. Februar 1893. 1*/r Uhr. Am BuudeSratl,»tisch: Reichskanzler Gras Caprivi, Slas's- sekrelär von Bötticher, von Marschall, von Mallzahn. Die Berathung des NeichSanites de» Innern wird fortgesetzt. Abg. Gras Kanitz (kons.): Von freisinniger Seite ist gestern an» inciiic» Ausführungen gefolgert worden, ich wollte de» Arbeitern oaS Reise» ini» der Eisenbahn erschweren, »nd es ihnen nnniöglich wache», bcq»e»i und billig ihre Arbeitsstätten zu erreichen. Solche Gedanke» lieget, mir fern, und ich muß mich entschiede» dagegen verwahrcn, als ob ich solchen Planen »achginge. Ich will mir nicht, dag den Arbeitern, welche sich aus dem Osten Deutsch lands »ach dem industriellen Westen wende» wollen, Tarifvcrgiinstignngcn für die Eisenbahnsahrl gewahrt werden, welche umgekehrt nicht bestehen- Ebenso mizntresse»d ist die Bchanplnng. die Einführung der Doppelwährung werde von dem deutschen Großgrundbesitz mir zn dem Ende erstrebt, um dadurch einen Theil ihrer Schulden loS zn werde». Thatsächlich ivollcu wir mit der Doppelwährung nur den ungerechten PrriSdrnck beseitigen, welche» die Goldwährung gebracht hat. Der Staatssekretär von Marschall ist jetzt für die Goldwährung cingetrcte», aber nach seinen früheren Aenßernngcn ist er doch »nr ein in der Wolle gesärbter Silberwährnngimcm». Bei den neue» Handelsverträgen haben unsere Unterhändler thalsächlich nicht ihre Schuldigleit getha», denn wir sind überall zn kurz gekommen. So haben, »m »nr «inen Fall z» erwähnen, die Italiener größere Konzessionen ans der Schweiz heranSzuschlagen verstanden, wie wir. Die österreichischen Eiseuzölle sind auch »ach dem neuen Vertrage viel höher geblieben, al» die deutschen, ob»- dass hiersür ein wirllich zntressender Grund ersichtlich ist. Uns«« Unterhändler, der Geh. Rath Huber, hat ja in Witkowitz ans seiner Reise nach Wien ausdrücklich erfahren, daß die Produktionskosten für Eisen 1h Oesterreich keineswegs höher sind, als bei u»S. Diese Erfahrung ha« Herr Hnber in Wien, was doch geschehen nmßie, nicht verwerthet, er hat vielmehr in die höheren österreichische» Eisenzölle, die für nnS großen Nächthell bedeuten, eingewilligt. Derselbe Herr Hnber wird auch bei d«n Handel». verlragSverhandltnege» mit Rußland hervorragend Mitwirken, und wir können denselben darum nicht mit besonderem Vertrauen entgegensetzen. DI« nicht vortheilhasicn Wirkungen unserer in den neue» Handel-Verträgen «nthalNM Zollhcrabsetznngei, trete» auch kn unserer Handelsbilanz zu Tage, di« sich weseutlich verschlechtert hat. Jetzt spitzt sich Misere Handelspolitik zu eint« Differentialpolitik mit Rußland zu, mit der wir in die Enge gerathcn. Mit einem autonome» Zolltarif würde» wir mi» weit bester stehe», wie wir das bei Amerika, England und Rußland sehen. Jetzt soll die Lanbwirthschast die Koste» bezahlen. Aber wohin werde» Sie damit kommen? Da» römische Reich ist, tvie selbst Monimsen sagt, zu Grunde gegangen, well eS seine Landwi'rthschafl zu Grunde gehe» ließ. (Rufe links: An den LatisnndienI) Der Untergang wäre ansgehalte» worden, wenn sich das Reich zu Getreide zöllen entschlossen hätte. Auch bei n»S übertönt der Ruf: panom et oirooirs« den Rus der Landwirthschast. In den letzte» Aenßerungen de- Reichskanzler» darf ich aber ein Zeichen dafür erblicken, daß dar Vertrauen der Landwirth- schast zur Negierung wieder hergestellt werde» wird. (Beifall links.) Staatssekretär von Marschall: Der Herr Vorredner verlangte einen autonome» Zolltarif. Ein solcher bedeutet aber den Verzicht jeder Ein wirkung von nnserer Seite aus den fremdländischen Markte» und Preisgabe unsere« Exports. Das ist ei» Bruch mit unsere», ganzen frühere» handels politische» System. England hat allerdingr eine» autonome» Tarif, aber der selbe ist kein Schntzzolltarif, »nd darin liegt ein großer Unterschied. Zn Amerika und Rußland liegen aber die Verhältnisse wesentlich anders, wie bei nnS- Die verbündeten Negierungen habe» eS niemal» an der Fürsorge für die Landwirthschast fehlen lasten, und darin» macht auch da» von de», Abg. Grafen Limburg-Stirnm im prenßische» Abgeordnetenhaus« ausgesprochen« Mißtrauensvotum aus die NeichSregjernng keinen Eindruck- Aber die Rede beweist, wie Jemand irei »nd »„beschwert von der Kenntniß der Dinge über diese sprechen kann Der Abg. GrasLimbnrg-Stirmn sagte, die »enen Handels verträge hätten besser gemacht werden sollen; mm läßt sich jede» Menschen werk vielleicht besser machen, auch die Rede des Abg. Graf LIinbnrg'Stirnm. (Heiterkeit.) Bei den Handelsverträgen kjättc man ja vielleicht diplomatisch« Knustgriffe verwenden können, Kmistgristr, di« man vielleicht elinnat früher gelernt oder z» lernen wenigstens versucht hat. (Große Heiterkeit links.) Handelspolitische Kriege, z» denen der Abg. Gras Limbnrg-Stirmn rieth, sind »Mer befrenndcte» Staate» jedenfalls bedenklich. Ich bin der Ueberzengung, daß wir heute sehr traurig dastände»,wen» wir die erwähnte» Nathschlägebcsolgt hätte» Dem Abg. Buhl gebe ich zn, daß ei» sichere» Urtheii über die Wirkung der Handelsverträge sich noch nicht hat bilden lasten. Und wenn die Erkenntnlß davon, daß hiernach unsere ganze Diskussion stark verfrüht war. jetzt Im Reichstage Platz greift, so werde» wir immerhin ei» positives Resultat von diesen Erörterungen haben. Staatssekretär Frhr. von Maltzahn-Gültz: Die Verbündeten Regierungen stehen den Bestrebungen zur Hebung des Silberpreises keines wegs seindlich gegenüber- Aber unsere Währung ist heute mm einmal di« Goldwährung, so müsse» wir vor allen Dinge» diele schützen. Zeigt sich ein gangbarer Weg, dem Sinken des SilberwertheS entgegen zn trete», so wird derselbe vorgeschlagen werden. Von den Vorschlägen, welche ans der inter nationale» Münzkonsercuz in Brüste! gewacht worden sind, ist indesseü nicht- zu erwarten. Die Herren sehen also» daß die Dinge doch nicht so leicht z« regeln sind, wie eS erscheinen mag. Abg. Büsing (»atlib): Namens eines große» Thell» meiner politischen Freund« habe ich zn erkläre», daß wir der. aegeuwärliaen Handelspolitik, sowie dem Abschluß «Ines Vertrages mit Rußland rückhaltlos znstimlNet»- Wle ble WährmigSfrage mit der Noth der Landwirthschast znsanimenhängeu soll, ist mir unklar. Die Schwankungen in der russischen Valuta, durch welche sich nnscre Agrarier beschwert fühle», werde» auch durch eine Aendernng nnserer Währung nicht beseitigt werden, der Stand der russischen Finanzen ist nun einmal ein derartiger. Auch die Entwcrthnng des Silbers würde durch eine Aendernng nnserer Währung nicht im Mindesten gehindert werden, den» diese Erscheinung hat ihren Grund vor Allem i» der kolossal gesteigerter Silberprodnktio». Die Doppelwährung bietet »ns keine» Nutzen, lei ihren Einführung werde lediglich unser gutes Geld ins Ausland abflicßen, ein hohes Goldagio würde eintretcn »nd die Kanskraft unserer Silbermark znm Schaden der großen Masse der Konsmnenien herabgedrückt werde». Für die Landwirthschast würden sich die Produktionskosten nur erhöhe», so daß auch s/er keinerlei Nutzen zu verzeichne» wäre. Abg. Graf von Dönhosf-Fricdrichstein (kons.) bestreitet früheren Nenßcrimgcn gegenüber, daß die landwirthschnstliibe» Arbeiter schlimmer daran sind, als die industriellen. Jedenfalls sei die Lage der lnndwirlhschast- lichc» Arbeiter eine ganz andere, als wie sie der Abg. Schulz darstelll. Die landwirlhschafllichcn Arbeiter hätten nicht nur ihr genügendes, sondern auch ihr dauernd sicheres Auskommen. Abg. Jordan (frcis.): Der mittlere Landwirlh befindet sich allerdings in übler Lage, weil nur der Großgrundbesitz eine» bedeute»! e» Vortheil von den Getreidezöllen gehabt hat. Der Großgrundbesitz klagt trotzdem am meisten, hat aber vielfach selbst an seinen »»günstigen Verhältnisse» Schuld. Man vernachlässigt dort dieVcrussausbildnng und kann sich anch schwer »ach der Decke strecke». Die Mililärdienstzeit macht die ländliche» Arbeiter mit den Genüssen der Stadt bekannt und zieht sic vom Lande Iveg. Das ist cincr der Hanplgründe für den Arbeitermangel. welcher durch alle kleinliche» Mittel nicht beseitigt werde» kann. Anch die Preise der Güler sind zn sehr in die Höhe geschraubt worden; wenn der Vcrkanssstcmpel ermäßigt würde, würde das Nebel nur verschlimmert werden, nicht aber ermäßigt. Ein« Hebung des ländlichen Kredites erscheint mir »ntzlos, die Landwirthschast hat eher schon zn viel Kreditgelegenhcit. Die kleineren Grundbesitzer haben von de» nenen Handelsverträgen nicht den mindeste» Nachtheil, und die Groß grundbesitzer können denselben in irgend einer Weise ohne Schwierigkeiten wieder auSgleiclic». Abg. Holtz tkous): Allerdings hat der mittlere und kleinere Grundbesitz unter de» hcnlige» Verhältnissen am meisten zn leide», der größere Besitz kann sich immer noch eher behaupten- Aber weil sich der Großgrundbesitz mit den kleineren Landwlrthc» solidarisch fühlt, tritt er für dieselben ei». Deshalb belämpst anch die gesauinitc Landwirthschast den russischen Handels vertrag, denn mit demselben würde sich ihre Lage noch mehr verschlechtern und die Gefahr einer Versenchnng unseres Vichstandes von Rußland her wird verstärkt werden. Reichskanzler Graf Caprivi: Die letztere Befürchtung de» Herr» Vorredner» ist nnbegriindet, denn die verbündete» Negierungen beabsichtige» nicht, mit Rußland einen Vertrag über dieViehcinfnhr abznschlicße». Meine Herren! Ich habe nochmals das Wort crgrisscn, nm Ihnen meinen Stand punkt zu der Debatte der letzten Tage am Schlüsse derselben klarznlege». Es ist dock, ausfällig, daß diese Debatte gleichzeitig mit der im preußischen Abgeordnetenhanse entbrannt ist, wäbrend sich morgen hier i» Berlin «in neuer Bund der Landwirtbe bilden soll. Ans dem Ton, der namentlich im anderen Hanse angeschlagen wurde, erkenne ich recht wohl den Ernst der Be wegung. Gegen den russische» Handelsvertrag kan» sich diese Bewegung nicht allein richte», denn der Vertrag ist noch ein Embryo, sie richtet sich also gegen die Negierung und länft vielleicht daraus hinaus, dieselbe zn stürzen. Die ReichS- regiernng und diepreußischeNegiernng haben ihrJnleress« sür dieLandwirlhschast stets bestätigt, io noch jüngst bei der preußischen Stenerresorm, die doch wahrlich nicht znm Schaden der Landwirthschast ist. Sie sagen nn» zwar, Sie haben Vertraue» zn der Regierung, aber Sie stelle» trotzdem eine Reihe von Forderungen, deren Erfüllung größtentheils gar nicht in der Macht der Re- ! iernng liegt. Wir könne» England nicht zwingen, znm BimelallismiiS ilberzngehe», wir könne» die Arbeiter nicht zwingen, Arbeit zu suchen, wo sie »iesclbc nicht mit Vorthcil finde» z» könne» glauben. Forninlirie Anträge nd anch gar nicht hier eingebracht. Solche beständige Klage», wie ie geführt werden, sind aber wahrlich nicht znm Borthell dc» Lande». Ich ü» gewiß auch konservativ, doch fragt sich nur, wie man da» Wort versteht. !ch sür mein« Person habe die Empstndung, daß die politischen Grundsätze ark von de» wirlhschastllchen überwuchert werden. Ich bin konservativ in te>» Sinne, daß das staatSerhaltende Element im Staate anch wirklich gestärkt werden muß. Ich bin aber kein Agrarier. Der Abg. von Kardorff hat die !andwirthschaft als die Wurzel des Staates bezeichnet, die uiai» mit guter "rde bedecken muß. Aber woher die gute Erde nehmen? Wir können den tilgt nicht agrarisch Snder», ohne in absehbarer Zeit zn schweren Kata-
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