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Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189302052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18930205
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18930205
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-05
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.02.1893
- Autor
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Schaar schmidt, »Kd hierbei vornehmlich Werth darauf legen, diese ebensoviel bewunderte, als angefeindete Lehre unter neuen moralischen Gesichtspunkten zu zeigen. —r—. Die Hochwassergefahr in unserer näheren und wei teren Umgebung darf durch den Eintritt einer neuen Frostperiode vor läufig wohl als beseitigt oder doch als eingeschränkt betrachtet werden. Der Monat Februar scheint überhaupt geneigt zu sein, seinen alten Ruf als Bringer größerer Kälte auch diesmal bewähren und be festigen zu wollen, denn das Thermometer war heute Nacht bis 10 Grad k. unter Null gesunken und zeigte an geschützten Stellen auch in dm ersten Morgenstunden des heutigen Tages noch über 7 Grad, an besonders cxponirten Bcobachtungspunkten auch wohl noch etwa» mehr. An sprungaetigen, unvermittelten Uebergängen von Kälte zu Wärme scheint dieser Winter überhaupt recht reich zu sein. — volksbibliothek von St. Petri. Zufolge der regen Benutzung, welcher sich diese Bibliothek zu erfreuen hat, ist von der Verwaltung derselben neben den beiden, Sonntags 11—12 Uhr und Mittwochs Abends 7—8 Uhr, bestehenden Expeditionsstunden bis auf Weiteres noch eine dritte Expcditionsstunde, nämlich Donners tags 6—7 Uhr, eingerichtet worden. In den Monaten Februar und März können auch in dieser letztgenannten Stunde Bücher veraus gabt und zurückgegeben werden. Ebenso ist das im Herbst des vorigen Jahres zusammengcstclltc, 947 Bände enthaltene Vücher- verzeichuiß, für den Preis von 15 Pf. in dieser Stunde erhältlich. Für den sehr oft eintrctenden Fall, daß an Stelle eines gewünschten, aber zur Zeit ausgeliehcnen Buches ein anderes gewünscht wird, ist es im Interesse des Expeditionsbeamten, wie auch im Interesse der Leser schr zu empfehlen, daß die Entleiher bereits zu Hause mit Zuhilfe- «tchme des erwähnten Bücherverzeichnisses eine Anzahl ausgcwählter Läude sich anmerken, um dadurch unnölhige Verzögerungen zu ver meiden. Linder find von der Benutzung der Bibliothek ausgeschlossen; kommen sie im Aufträge von Vater oder Mutter, so haben diese auf «inen abzugebenden Wunschzettel mehrere Buchnummern, ebenso ihren vollen Namen und ihre Wohnung genau und eigenhändig auzugeben. Die Wahrnehmung, daß einzelne Bücher von gewissenlosen Lesern ge radezu veruntreut, andere arg beschädigt worden sind, hat die Ver waltung der Volksbibliothek zu der neuen Bestimmung veranlaßt, daß besonders werthvolle Bände, vornehmlich illustrirte Zeitschriften, nicht wie die anderen für 2 Pf-, sondern vom 5. Februar 1893 an für 10 Pf. Leihgebühr ausgelichen werden sollen. Es sind dies zur Zeit folgende Bände: Abtheilung ä..: 3, 53; Abtheilung L.: 7, 18, 52. 61—63, 87. 98; Abtheilung 0.: 4, 5. 7, 15, 19, 28, 30. 36. 37. 39. 40; Abtheilnng v.: 3, 8, 9. 11, 21, 32. 33. 39, 42. Zum Schluß sei bemerkt, daß theils durch Schenkung, theils durch käufliche Erwerbung zu dm vorhandenen Beständen der Bibliothek neue, zum Theil sehr werthvollc Bände hinzugekommen oder als Zuwachs in Aussicht gestellt sind. , —* Unfall infolge der GlStte. Bor Kurzen: gingen zwei Männer die Jägerstraße entlang, von denen der Jüngere den Aelteren, seinen Vater, der Glätte halber führte. Infolge Ausgleitens fielen aber Beide.«auf dem Plattenfußweg zu Boden. Hierbei schlug der Jüngere mit dem Kopf derartig gegen die Mauer des anstoßenden Grundstücks, daß er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte und mehrere Tage bettlägerig war. —* Zwei Gleichgesinnte. Vor einigen Wochen miethcte sich hier bei einem Grünwaarenhändler ein Färber mit seiner angeblichen Ehefrau ein unter dem Vorgeben, er und seine Frau ständen hier in Arbeit und hätten außerdem eine größere Summe in einer auswär tigen Sparkasse stehen. Der Vermiether glaubte diesen Angaben u nd gewährte den Beiden mehrere Wochen lang Kost und Logis auf Kre dit und lieh ihnen außerdem eine größere Summe Geld. Plötzlich verschwand das saubere Ehepaar auf Nimmerwiedersehen und der Logiswirth mußte die Wahrnehmung machen, daß er betrogen worden war. Die Beiden wurden indessen ermittelt, und es ergab sich, daß dieselben gar nicht verheirathet waren. Die Frauensperson ist eine schon mehrfach bestrafte ledige Fabrikarbeiterin. —* Vereiteltes Unternehme». Gestern Abend in der 9. Stunde erschien in eiuem Zigarrengeschäft an der Friedrichstraße ein Unbekannter und verlangte zwei Stück Zigarren. Zugleich legte er einen Thaler ans den Tisch. Als der Ladeninhabcr dem Menschen auf den Thaler kleinere Münzen herausgcgeben und diese auf den Tisch gelegt hatte, ergriff Letzterer plötzlich, als der Ladcninhaber mit einem anderen Käufer beschäftigt war, den Thaler und das hcraus- gegebene Geld und entfloh. Der Geschäftsmann jedoch lief dem Dieb nach, holte ihn ein und übergab denselben einem Schutzmann. —* Entlarvt. Ein hiesiger Drogucngeschäftsinhabcr erhielt kürzlich eine anonyme Mittheilung, daß er von seinem Markthclfer schon seit längerer Zeit bestohlen werde. Er machte Anzeige, und es wurde darauf in der Wohnung des Markthelfcrs sowohl als in der seiner Geliebten eine Anzahl aus hem betreffenden Geschäft hcrrührende Maaren, Seife, kondensirle Milch, Tafelöl re. vorgefundcn. Der Markthclfer war auch geständig, diese Maaren nach und nach aus dem Geschäft entwendet zu habe». —* Ertappt. Vor einigen Tagen wurde ein Schulknabe dabei erwischt, als er mit zwei aus dem Flnr eines Trödlergeschäfts an der Lohgasse entwendeten neuen Gardincnstangen die Flucht ergreifen wollte. Derselbe wurde der Behörde übergeben. —* Gestohlen wurden: Aus dem Hofraumc eines Grundstücks an der Uferstraße ein 2 Meter langer unangcstrichcncr Handschlitten, und aus einem Hause der Müllcrstraße ebenfalls 1 Handschlitten ohne Lehne, ferner von einem Fuhrwerk, welches auf der Hauboldstraße gestanden, 1 Kummetlalcrne von Weißblech. Frau Rosa Sncher.Hasselbkck, die Solistin des III. Abonuemenlkonzerts. Zu einem Knnslcreigniß von ganz nnSnelsincndee Bedeutung gestalte! sich die Mitwirkung der kgl. Preußischen Kammersängerin Frau Rosa Suchcr-Hasselbeck in dem, nächsten Donnerstag, den 9. Februar, statt- sindenbe» 3. AboinieinelitSkoiizert der städtischer Kapelle. Gehört doch diese eeuiale Künstlerin zu den allerersten Vertreterinnen der große» Hclden- partien in, neuen resp. Wagnerischen Musikdrama, in ciner Reihe mit Therese Malten, Amalie Friedrich-Matcrna, Therese Vogel, der verstorbenen Reicher- Kindcrinann, Moran-Olden »nd den wenigen übrigen Gleichwcrthigcn. Da sie, wie s. Zt. die vorzügliche Frau Hofopernsängerin Herzog ans Berlin, hierorts noch vcrhältnißmäßig Wenigen bekannt sein dürste, möge dieser anS- drücllichen Hinweis ans ihre Größe hiermit erfolgen. Frau Sucher ward in Vclburg in der bayerische» Oberpsalz als Tochter eines arme» Lehrers und Kirchcnchordirigcnle» geboren. Ihre schon früh sich zeigende mnsikalisch gesangliche Befähigung ward durch den Vater derartig unterstützt, daß sic schon mit vierzehn Jahre» in Kirchenmusiken des HcimaihSortcS als Sopransvtisti» Aufsehen erregte. Wie alles wirkliche Genie sich seine Wege selbst bahnt, reiste sie nach des Vaters Tobe ohne Aorwisse» ihrer übrigen Verwandten 1871 zn dem bekannte» Münchener Intendanten Freiherr» von Perfall, welcher sie nach Anhören ihres Vortrags der Agathcn-Aric sofort für kleine Partie» in der Hofopcr cngagirtc und ihr den Bestich dcr Musikschule ermöglichte. Doch gab sie die Ocsfcnilichkeit bald wieder aus, um sich einerlei! ernsten Studinms bei ihre»! Brnd.r, einem tüchtige» GeiangSpädagoge», zu widmen. Solcher art ausgerüstet ging Frau Sucher Engagements an den Opern in Trier, Königsberg, bei Kroll in Berlin und in Danzig ein. Im letztgenannte» Ori fand sie ihr späterer Gemahl, Kapellmeister Joses Sucher, im Jahre 1876 a»if einer durch Ur. Förster in Leipzig vcranlaßtcn Umschau nach frischen, gute» Kräften. Er gewann sie für das Leipziger Ctadttheater, wo Schreiber dieses Gelegenheit halte, sie 1878 gelegentlich dcr ersten Leipziger N>bclttiigeiiri»a-Anffahru»ge» als entzückende Siegliiid» i» der Walküre unter der Direktion ihre» »>m>«thriga> Gemahles keimen zu lernen. In Leipzig gelangt« sie z» ungeahnter künstkerischer Sntwickelnug, welcher sie ihre Berufung im Jahrr 1879 schon z» Pollini »ach Hauifburg und später ungefähr von 1888 ab an die köuigl Hosoper »ach Berlin verdankt, wo ihr Gemahl Josef Sucher als Hof- lapellmeister »ürdige Thaten vollbringt. Ten Kulminationspunkt ihres Wirken» bedeutet ihre Aiithiiliiahme an de» Bayrruther Festspiele», in welcher» st« anßer in andere» periodische» Rollen seit 1886 als einzige und unbestrittene geniale „Isolde", Wunder der modernen musik- dramatischen Darstellnngskunst thut. Ihr Hanptgrbiet ist das Mnsik- drama, daher wird sie am Donnerstag als Hauptnunnner auch eiu Glanz stück an» einer ihrer ersten Partien, der Brünhilde und zwar den g r oße n Schlußgesaug ans dcr „Götterdämmerung" zur Ausführung bringen. Im Ncbrigen singt sie: „T räum e" von R. Wagner, „MIgno n" von Liszt und „Liebesglück" vo» ihrem Gemahl, Joses Sucher. Möchten sich alle günstige» Umstände über diesem Abcndvereinige», damit er, wie ge plant und vorbereitet, z» Dem wird, wozu er die Vorbedingungen io sich trägt: Zn einem weihevollen Kunstgenuß! —ar. Strafkammer - Verhandlungen—Chemnitz« 3.2. Mntter und Sohn» Der Feuerman» Hermann Otto Mehner ans N i ederrabe»stei » war in der Zeit von Mitte des Jahre» 1891 bis Anfang November 1692 bei dem Fabrikanten U. in Alten- dors in Stellung »nd eignete sich in dieser seiner Thäligkeit »ach und »ach verschiedene seinen: Arbeitgeber gehörige »nd ihm zugängliche Waare» und Rohmaterialien im Gesammtwerthe von mindestm» 2600 Mark an. Die so erlangte Bente wußte die Mutter Mehner'S, die in Altendorf wohnhafte Wittwe Hnlda Auguste Schuricht, geh. Löwel unterKenntniß von dem diebischen Erwerb desselben unterznbringen, bezw. in klingende Münze umzn- setzeii. Mehner wurde wegen einer Reihe fortgesetzter Diebstähle derselben Art zu 2 Jahren Gesang »iß und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust, die verw. Schuricht, seine Mutter, wegen gewerbsmäßiger Hehlerei dagegen zu 1 Jahr 3 Monaten Zuchthaus und 2 Jahre» Ehre »rechtS- verl »st vernrtheilt. Tein Erster«» wurde» 2, der Letzteren 1 Monat der Untersuchungshaft ans die Strafe in Anrechnung gebracht. Das Ende einer Bergnügnngsreise» Der im 25. Lebensjahr« stehende Handarbeiter Heinrich Bernhard Schneider lanS Elster berg erbrach mittels eine» Feuerhakens die verschlossene Kommode seiner hiesigen LogiSwirthi» n»d entwendete au» derselben einen Betrag von 50 Mk. welcher nicht dieser, sondern einem Sparverein gehörte, dessen Kassircri» die Frau war. Mi« dem gestohlenen Gelbe fuhr Schneider nach Leipzig »nd verjubelte dasselbe dort i» wenigen Tagen, woraus er sich selbst dcr Polizei stellte. Die Strafkammer sah unter de» obwaltende» Umständen von der Zubilligung mildernder Umstände ab »nd erkannte gegen den vergnügungs süchtigen Dieb ans 1 Jahr 6 Monat« Zuchthaus und 5 Jahre Ehrenrechtsverlust. Die eigene Mntter bestohlen. Am 3. Dezember v. I. entwendete der kam» 20 Jahre alte Schlossergeselle Albi» Maximilian Schumann aus Chemnitz verschiedene, seiner Mutter gehörige und dieser durch Erb schaft zngesallene Gegenstände, sowie ei» Deckbett nebst Uebcrzng, welche er sämmtlich gegen Darlehen ve: pfändete. Damit nicht zufrieden, öffnete er a» einem dcr nächsten Tags mittels Nachschlüssels eine zur Wohnung seiner Mutter gehörige, verschossene Kammer und entwendete ans dieser zn dem gleiche» sswccke außer einem Deckbett, einem Frauenmantel »nd einem Um hang auch «in seiner Schwester gehöriges KoufirmationSkleid. Ferner wußte er einen Armenpsleger unter dem Vorgehen, er sei von seiner Mutter hierzu beauftragt, znr Auszahlung der für diese gewährte» ilinerstütznug an ihn zu bestimme», welche er natürlich für sich behielt. Ans de» gesetzlich erforder liche», von seiner Mutter bez. dem Betrogenen gestellten Strafantrag hi» wurde der liebevolle Sohn Wege» einfachen und schwere» Diebstahls und Be trugs unter Anrechnung vo» I Monat UntersiichnngShaft zu 1Jahr3Mo> naten Ge säug» Iß vernrtheilt. Ein schlechter Ausweg. Der 17 Jahre alte Nadclniacherlehrling Georg Arthur Thierfelder an» Chemnitz war wegen versäumten Besuchs der Fortbildungsschule in eine Geldstrafe von 12 Mk. genommen worden. Um diesen ihm fehlenden Betrag aiifznbringen, griff er zn einem verzweifelte» Mittel. Am 10. Dezember Morgens 6 Uhr begab er si.li in die an der Fcrdinandstraße befindliche Fabrik icincS Arbeitgebers und holte sich ans dem ArbcitSsaale eine Feile, »lit welcher er die Thürc der Kontors erbrach. In diesem selbst wuchtete er mit demselben Instrument das Pult ans, i» welchem er indeß nur 4 Mk. Vorsand, doch sielen ihm noch 1 Mk. 20 Psg. i» die Hände, welche in dem unverschlossene» Kaste» eines Tisches lagen. Dcr so znr Sühunng eines kleine» Verbrechens zu einem eigentlichen Verbrechen übcrgcgaiigeue junge Mann wurde unter Berücksichtigung aller für ih» sprechenden Gründe n»d unter Anrechnung von 1 Monat Unter- snchnngShast mit 6 Monate» Gesang »iß belegt. Ein LogiSmarver. Der im 20. Lebensjahre stehende, bereit» be strafte Spinnereiarbciicr Bernhard Adolf Stäckel ans Chemnitz sprengte an einem Tage des Monats November v. I. eine» in seiner Schlas- kaminer stehenden verschlossenen Koffer ans und eignete sich a»S deuiselbc» eine Uhr und ein Paar Stieseln an- Als der Koffer wieder hergestellt war, riß er ihn zitz» zweiten Male ans und entwendete daraus eine» vollständige» Anzug. Einen hiesige» Osenarbeitcr, bei welchem sich Stäckel hieraus unter sa'.schc» Vorspiegelungen einmiethete, schädigte er nicht nur um das Logis geld, sonder» er nahm auch bei seinem heimlichen Verschwinden ein seinem Wirlhe gehöriges Portemonnaie mit 3 Mk. Inhalt an sich. Wegen schweren und einfachen Diebstahls im Rückfälle, sowie wegen Betrug» traf de» ge riebene» Ganncr diesmal die empfindliche Strafe vo» 3 Jahre» 6 Mo naten Zuchthaus »nd 5 Jahren Eh re» rech t s v e rlust, auch wnrde seine Stellung nntcr Polizciansiicht für znlässig erklärt. Auswärtige Tagesereignisse. —pk—. Altona, 2. Februar. Gchcimralh Koch, der in Ge meinschaft mit dem Kreisphysikus Gcheimrath Wallichs den neuen Cholcrahcrd im Stadtlheil Ottensen eingehend in Augenschein nahm, hat sich über die sanitären Verhältnisse in den dortigen Hofwohnungen nicht gerade anerkennend geäußert; cs ist auch bereits die Räumung verschiedener Gelasse ausgcführt worden. Die Kanalisation im Stadt- thcil Ottensen ist noch eine sehr primitive. Die jüngsten, eigen- thümlicherwcise nur im Stadttheil Ottensen vorgckommcne» Cholera- sälle habe» jedoch und zwar angeblich auf direkte Weisung des Gc- heimraths Koch dcr Behörde Veranlassung gegeben, energische Maß nahmen zu treffen. — Gestern sind wieder zwei Personen, die unter choleravcrdächtigen Erscheinungen erkrankten, in die Baracken geschasst worden. -s- Hörde in Westfalen, 2. Februar. Ein eigenartiger Unfall, dcr einer ganzen Reihe von Menschen hätte das Leben kosten können, passirte auf dem „Hördcr Verein". Dieser läßt die in den Hochöfen gewonnenen flüssigen Eiscnmassen in einem besonders konstruirtcn eisernen Wagen, dem sogen, „feurigen Elias", nach dem ziemlich ent fernt liegenden Werke schaffen, für welchen Zweck eine besondere Bahn hergerichtet ist. Am Mittwoch Abend explodirte dieser Behälter, nachdem er eben an dem Ofen Nr. 2 gefüllt war, mit donncrähnlichcm Knall und die Eiscnmengen flogen weit umher. Es ist ein Wunder, daß dcr Lokomotivführer und der Heizer mit dem Leben davongekvmmcn sind, sie hatten die Gefahr im letzten Augenblick bemerkt und konnten hinter dcr Maschine Schutz suchen. An den Gebäulichkeiten ist erheb licher Schaden angerichtet worden; in dcr ganzen Umgebung wurden an den Häusern die Fensterscheiben durch den entstandenen Luftdruck zertrümmert. ss Weimar, 2. Februar. Zum ersten Mal seit mehreren Jahren fand gestern Abend .im hiesigen Hofthcatcr wieder eine Auf führung dcr „Räuber" statt, zu der die Jenenser Burschenschafter, mit Aktiven und Inaktiven Wohl 150 an dcr Zahl, in corpore er schienen, nm einem alten Brauche gemäß einen kleinen „Ulk" im Theater zu inszcniren. In langem Wagenkorso zogen sie erst unter Musikbegleitung durch die Stadt und zum Hotel Chcmnitius, wo selbst sich alsbald ein fröhliches, buntes Treiben entwickelte. Kurz vor Theatcrbeginn ordneten sie sich zu langem Zuge und marschirten unter Absingung burschenschaftlichcr Lieder im Gänsemarsch nach unserem Muscnlempel, um im Parterre desselben Platz zu nehme». Als das Zeichen zum Anfang der Vorstellung gegeben wurde, erhob sich ein bärtiger „Armine" und kommandirte: Silentium! Wir singen das Lied: „Stoßt an, Jena soll leben, hurrah, hoch!" und aus frischen, kräftigen Kehlen brauste das schöne Studentenlicd durch de» Znhörcrraum, der an diesem Abend bis auf den letzte» Platz gefüllt war. Nachdem der letzte Ton verklungen war; erscholl «» wieder: „Silentium, Lied „ex", das Spiel knn beginnen!" und der Vorhang ging in die Höhe. Im dritten Mte, als der Chor auf der Bühne eben die erste Strophe des Räuberliedes beendet hatte, kam au» der Mitte der Studentenschaft plötzlich der Ruf: „Halt, Silentium, wir fingen," und statt der Hymne auf die Räuberfreiheit „stieg" ein kräftiges „Oauäeamus i^itur". Im Gänsemarsch, wie sie gekommen, schritten die Musensöhne wieder nach ihrer Bier- Herberge zurück und beschlossen den Abend mit einem solennen Kommers. ^ Temcsvar, 2. Februar. Der jüdische Branntweinschänker Adolph Groß in Bacs-Földvar hat eine schöne 17jährige Tochter, in welche sich der Polizci-Postcnführer Emerich Kosztics verliebte. Er hielt bei den Eltern um die Hand des Mädchens an, dieselben wollten ihm jedoch als Christen ihre Tochter nicht geben. Als vorgestern Abends Groß sich im Tempel befand, entführte Kosztics das Mädchen. Zu Hause angelangt, ahnte der Vater nichts Gutes und fand bald das Versteck der beiden Liebenden. In seiner Verzweiflung brach er die Thür ein und bat weinend, ihm seine Tochter wiederzugebcn. Kosztics zog seinen Säbel und stieß ihn den« unglücklichen Vater so heftig in die Brust, daß derselbe blutüberströmt zusammenstürzte. Kosztics wurde von der Gendarmerie verhaftet. < Budapest, 2. Februar. Gestern fand vor deni hiesigen Strafgerichte eine Verhandlung gegen den Opernarbciter Joseph Kiozky statt, welcher auf den Opernregisseur Alszcghy einen Mord versuch verübt hatte. Kiozky war als Arbeiter an der hiesigen könig lichen Oper angestellt und wurde, als eine Personal-Reduktion cintrat, aus dem Dienste entlassen. Er schob die Schuld dessen dem Regisseur Alszcghy zu, und nachdem seine Bemühungen, wieder ausgenommen zu werden, scheiterten, lauerte er am 10. Oktober, Abends, vor der Oper dem Regisseur auf. Als Alszcghy arglos auf die Straße trat, feuerte Kiozky in einer Entfernung von sechs Schritten einen Revolvcrschuß aus denselben ab und verletzte ihn in gefährlicher Weise. Wie die Zeugen bei Gericht angaben, wollte Kiozky zum zweitcnmake schießen und wurde daran nur durch das Dazwischentretcn von Polizisten gehindert. Kiozky erklärte unter Thränen, daß er damals sehr viel getrunken hatte und sich seiner Thal nicht bewußt war. Der Gerichts hof vernrtheilte denselben wegen des Versuches vorsätzlicher Tödtung zu fünf Jahren Zuchthaus. III Rom, 2. Februar. Der Bankenskandal hat nunmehr auch hier seinen offiziellen Anfang genommen, er ist eine regelrechte, ver kleinerte Ausgabe des Pariser Panamaskandals. Der Ursprung ist bekanntlich, daß die „Römische Bank" für eine stattliche Reihe von Millionen Lire mehr Papiergeld hatte drucken lassen, als ihr gestattet war; für diese Summe war natürlich auch keine Deckung in reelle» Werthen vorhanden, und daß die Besitzer dieser Banknoten keine Schädigung erlitten habe», ist nur dem Umstande zuzuschreiben, daß die Nationalbank für die Summe cintrat. Nun konnte die hiesige Bank selbstverständlich ihre Papicrgelddruckerci nur fortsetzen, wenn die behördliche Kontrolle so obenhin war, und diese oberflächliche Kontrolle ist in der That dadurch erzielt worden, daß ein paar Millionen Mark in aller Stille in die zu diesem Zwecke schon ge öffneten Hände übergingen. Die ersten Opfer sind bereits gefallen. Gegen den Abg. de Zcrbi, der ziemlich eine halbe Million an genommen, ist mit Zustimmung der Kammer das Strafverfahren eingeleitet und die Mittelsperson, welche die Gcldvertheiliing vorgenommen hat, ist verhaftet worden. Da der Biedermann natür lich nicht schweigen wird, so dürften noch mehrere italienische Politiker von diesem Skandal verschlungen werden. L Galvesto«, 3. Februar. In Paris, einer kleinen Stadt im Staate Texas, wurde ein Neger, der ein kleines weißes, 4jährigcs Mädchen getödtet hatte, von der Menge ergriffen und am helllichten Tage, um 1 Uhr Mittags, am Pfahle verbrannt. Ans Rah imd Fem. — Ei» ««««er Milausknndal. Aus Belgrad wird dcr „Voss. Ztg." telcgraphirt: Dcr Erfolg des Exkönigs Milan mit dcr Aussöhnung, soweit er dessen materielle Seite betrifft, scheint kein glücklicher zu sein. Der Zustand Milans ist in Folge dessen trostloser denn je und ein neuer unerhörter Skandal ist im Anzuge. Aus maßgebender Quelle erfahre ich, daß die Pariser Ballerina Subra, zu der Milan die letzten zwei Jahre intime Beziehungen unterhielt, den Pariser Gerichten eine Klage gegen den Exkönig auf sofortige Zahlung einer viertel Million Franks und Sicherstellung dieser ihr aus verschiedenen Rechtstitcln zukommende» Summe im Wege der Pfändung seines beweglichen und unbeweglichen Eigcnthmns in Frank reich überreichte. Das hiesige Kabinet ist hiervon bereits verständigt, doch ist kaum anzunehmcn, daß es zur Rettung Milans etwas thun kann und wird, da ihm einerseits das Mandat hierzu fehlt, anderer seits die Staatskassen gegenwärtig selbst beim besten Willen nicht in der Lage sind, die kostspielige» Liebhabereien dieses Mannes zu be friedigen. — Eine gesegnete Familie. Die in Curityba (Brasilien) erscheinende „Deutsche Post" schreibt: Daß die brasilianische Erde fruchtbar und die Volksvcrmehrung'eine ziemlich schnell voranschreitende ist, gehört zu den bekannten Thatsachen. Aber eine Vermehrung, wie sie die Familie Schneider in Boin Jardim und Umgegend anfzu- weisen vermag, übersteigt alles bisher Dagcwesene und verdient historisch fcstgestellt und ans dcr Chicagoer Weltausstellung mit der goldenen Medaille Prämürt zu werden. Aus einem einzelnen Ehe paare sind in der Zeit von 7 Jahrzehnten ihrer so viel geworden, daß sie für sich allein eine ganze Freguefie bevölkern könnten. Aber hören wir, was unser Gewährsmann, Herr Nikolau Schneider, der selbst Mitglied dieser gesegneten Familie ist, uns darüber mittheilt: Familien-Nachricht. „Nikolau Schneider aus Picade Dacta Saraiva theilt aller Freunden und Bekannten mit, daß Peter Schneider, gebürtig aus Ncu-Seeweiler bei Saarlouis im Jahre 1827 mit seiner Ehefrau Margaretha geb. Ströhen und sieben Kindern nach Brasilien aus- wandcrte und sich in Vom Jardim ansässig machte. Er starb dort im Jahre 1862, während ihm seine Frau 1872 im Tode nachfolgte. Die Anzahl der Nachkommen dieser Familc besteht aus 582 sich am Leben befindenden Personen." — Der erste französische Tanzmeister Im Nrwalde. lieber die Gelehrigkeit dcr Wilden beim Tanzunterricht erzählt der Schriftsteller und Staatsmann Chateaubriand in seinen Memoiren aus seinem Aufenthalte in Amerika: „Nachdem ich das Mohawkge- biet durchwandert hatte, betrat ich den Urwald und fühlte mich in meiner Unabhängigkeit ganz glücklich. Ich eilte von Baum zn Baum, bald rechts, bald links, indem ich mir sagte: „Hier giebt es keine Wege, keine Städte mehr, weder Republik noch Monarchie, weder Präsidenten noch Könige, hier giebt cs gar kerne Menschen. Ich wähnte allein zu sein in diesen» Walde, da vernahm ich plötzlich Mcnschcnstimmen und entdeckte gleich darauf eine Anzahl Wilde. ES waren die ersten, welche mir zu Gesicht kamen, etwa zwanzig Männer und Weiber, halbnackt, wie Zauberer bemalt, mit durchbohrten Ohren, Rabensedern auf dem Kopfe und Ringe in den Nasenlöchern. Ein kleiner gepuderter und stifirter Franzose in apfelgrünem Rock
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