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Liest verbrettetste «„parteiisch» ««gttch« s«tin«g kost«, monatlich L» Pfg. in Chemnitz frei ln» Hau». Mit den» Extrabeiblatt LnsttS«» Bilderbuch lostet der tägliche „Anreiger" ' ulonatiich 85 Pfg. (i„ Chemnitz frei inS HmiS); außerhalb Chem nitz Zntragen monatlich lb Pf. Bei der Post ist der Anzeiger nur mit dem Extra-Bciblatte Lustiges Bilderbuch zu beziehen für 88 Psg. monatlich. (Nr. 8630 zur Postliste.) Telegr.- Adresse: Teneralaiijeiger. Fernsprechstelle Rr. 13K. Sächsischer Landes. ^ Anzergep Gaireva l W Anzeiger für Lhemnitz erger NN- Umgegend. «nzetginpreiNt Lorvu»teist(ca.9Stl! oder deren Raum 1» Bevorzugte Stelle (SgespÄtene Petitzeile ca. ll Silben sassenh). SO Psg. Bei wiederholter Aust nähme billiger. --- Anzeigen können nnrbisBonnIttag 10 Uhr angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage länger» Zeit ersordem. vnrgabe: Wochentags Abend» (mit Datum de» nächsten Tag«»). — Die Anzeigen finden »hu» Preisausschlag zugleichPer« breitnng durch die Chemnitz»» Eisenbahn-Zeitung. Nr. 3V. —13. Jahrgang — j Äerlags-Anstalt: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstraße 5. I Sonntag, 5. Februar 18SS. Politische Rundschau. Chemnitz, den 4. Februar 1893. Deutsches Reich. — Uever die Generals-Rede» am Geburtstage des Kaisers wird dein „Hann. Cour." aus Berlin geschrieben, es verlaute aus der Umgebung des Kaises zuverlässig, daß sich der Kaiser in den letzten Tagen wiederholt gegen die Annahme ausgesprochen habe, als ob die militär-politischen Ansprachen, verschiedener Generale am Kaiser geburtstage aus einen Wunsch zurückzuführen seien, der den betr. Herren bekannt gegeben worden. Insbesondere habe auch Graf Waldersee aus eigener Initiative gehandelt. — Wie die „Köln. Volksztg." meldet, hat der Kaiser «en Mitgliedern des Rheinischen Provinzial-Ausschusses seine große Befriedigung über die Kundgebung zu Gunsten der Militärvorlage unter Ausdruck seines kaiserlichen Dankes zu erkennen gegeben. — DaS Extrablatt über ein angebliches Attentat 'auf den Zaren hat mehr Staub aufgewirbelt, als es verdiente. Daß Staats sekretär v. Marschall den Grafen Schuwalow das Bedauern der Reichs- rcgicrung über diesen Unfug ausgesprochen hat, ist bereits mitgetheilt worden. Jetzt will der „B. Börs.-K." erfahren haben, daß schon am D>enstag Spätabend Prinz Heinrich von Preußen bei dem russischen Botschafter gewesen ist, um dessen lebhaftesten Unwillen über das Vorkommniß auszudrncken, das verfolgt und geahndet werden solle. Man scheint danach angenommen zu habe», daß hinter den brüllen den Extrablatthändlern sich ein politisches Ränkespiel versteckt habe. Ind es ist allerdings auffällig, mit welcher Geschwindigkeit und Ein- nnthigkeit die französische Presse dieses Vorkommniß anfgcgriffen und verwerthe» gesucht hat. — Uever die neue Militärborlage bringt der „Reichs- anzcigcr" eine längere Abhandlung, in welcher es heißt: „Sowohl in der Militärkoinmissio» des Reichstags, als in einem kürzlich in der Wochenschrift „Die Nation" von dem Abg. Hinze veröffentlichten Artikel ist die Behauptung aufgestellt worden, daß eine Mehr einstellung von 60000 Rekruten, welche die Militärvorlage fordert, weit über die natürlichen Grenzen der Wehrkraft des Volkes hinaus gehe, also Leute eingestellt werden müßten, deren Tauglichkeit eine ausreichende nicht sei." Nach längerem Eingehen auf dieses Thema heißt es daun, znm Schluß: „Die durch die Militärvorlage bedingte Erhöhung der Rekrutenquote wird eine Herabniinderung der Ansprüche an die Tauglichkeit zum Fricdensdienst nicht zur Folge haben, sie hat nur die Herabsetzung des Minimalmaßes von 1,57 auf 1,54 zur Voraussetzung. Sie wird — dessen ist man gewiß — ohne Ge fährdung der dienstlichen Leistungen im Allgemeinen, wie der Gesund heit des einzelnen Mannes Deckung finden nur ans solchen Militär pflichtigen, welche schon nach den jetzigen Bestimmungen — vom Minimalmaaß abgesehen — ihre Einstellung in den aktiven Friedens- dicnst zu gewärtigen haben." — Die Budgetkon,Mission des Reichstages berieth am Freitag den Militäretat und bewilligte eine Reihe von Kapiteln ohne Abstrich. Seitens der Militärverwaltung wurde versprochen, bezüglich Gebrauchs von Schußwaffen in den Städten die thunlichste Ein schränkung eintreten zu lassen. Der Abg. Hammacher (natlib.) brachte die bisher unwidersprochene Thatsache vor, daß das Garde- schützenbataillon am 6. und 7. Januar bei 20 Grad Kälte ein- schließlich der Einjährig-Freiwilligen, die vorher ihre Freiwilligenschnur hätten an den Achselstücken Herunterschneiden müssen, zu Treiber diensten verwandt worden seien, und zwar auf höheren Befehl. Die Militärverwaltung gab zu, daß das unangängig sei. Sie werde Bericht über die Sache einfordcrn und der Kommission, sobald der selbe eingcgangen, weitere Mittheilungen machen. — Die Reichs- lommission zur Berathung des Gesetzentwurfs betr. den Verrath militärischer Geheimnisse, hat am Freitag ihre Berathungen begonnen. Es scheint wenig Aussicht vorhanden, daß der Gesetzentwurf noch in dieser Session zu Stande kommt. — Garnison für Helgoland. Das Scebataillon in Wilhelmshafcn wird eine Kompagnie als Besatzung auf der Insel Helgoland abgeben. — Die ReichSkommisfion für Arbei'terstatistik trat am Freitag im Reichsamt des Innern zu ihrer zweiten Sitzung zusammen. An Stelle des erkrankten Unterstaatssekretärs von Rottenburg führt der Unterstaatssekrctär im preußischen Handelsministerium Lohmann den Vorsitz. Von den Mitgliedern ist der Reichstagsabgeordnete Schippe! ausgeschieden und an seine Stelle der Abg. Molkenbuhr in die Kommission eingetreten; im Ucbrigen hat die Zusammensetzung der Kommission keine Aenderung gefunden. — Ahlwardt'ö Vertheidiger. In verschiedenen Blättern war behauptet, gegen den Rechtsanwalt Hertwig schwebe ein Straf verfahren wegen Nöthigung. Die „Staatsb.-Ztg." erklärt dem gegen über, daß Herrn Hertwig davon nichts bekannt ist, und es demnach den Anschein gewinnt, als sei gegen ihn eine Denunziation eingereicht worden, um ihren Inhalt jetzt vor der Wahl im Wahlkreise Liegnitz in die Oeffentlichkeit zu bringen. — Der Mitinhaber einer gröberen sächsischen Gar- dinenlveberei theilt der „Nat.-Ztg." gegenüber den Angaben des Sozialdemokraten Schmidt im Reichstage mit, daß in seiner Weberei 1891 ein Weber durchschnittlich 1100 Mk. pro Jahr, 1892 aber 1250 Mk. verdient habe; die schwächsten seiner Weber verdienten durchschnittlich 18, die besten 30 Mk. pro Woche. — Gegen den Handelsvertrag mit R,«bland. Einern Mannheim stattgehabte Versammlung badischer, hessischer und bayerischer Landwirthe beschloß die Uebersendung einer Petition, welche auf die durch den russischen Handelsvertrag der deutschen «iandwirthschaft entstehenden Gefahren hinweift. -- In» deutschen „Reichsanzeiger" wird vor verlockenden Verdienstannoncen gewarnt, die Pariser Zeitungen in deutsche Jour nale einrücken lassen. Es werden vorherige Erkundigungen bei dem rutschen Konsulat in Paris empfohlen. — Der Bnndesrath ln Berlin hat einen Gesetzentwurf betreffend die Pflichten eines Kaufmanns bei Aufbewahrung fremder Wertpapiere den Ausschüssen überwiesen. — Mit den Anständen in der sozialdemokratischen Genossenschaftsbäckerei in Berlin beschäftigte sich wieder einmal eine Parteiversammlung, die zahlreiche Mißstände herausfand, und dem Vorstände ein unumwundenes Mißtrauensvotum aussprach. — In der Budgetdebatte des österreichischen Abgeordneten hauses befürwortete Graf Kanitz die Zulassung der Frauen zum Uni versitätsstudium, namentlich zum medizinischen. Wenn in Deutschland der bezügliche Antrag Baumbach durchging, so wäre das ein «näch tiger Impuls für die Entwickelung der Frage. Der Redner empfahl stehlt auch die Zulassung der Frauen zur Pbarmacle, für welche sie wegen ihres Ordnungssinnes, sowie wegen ihrer Gewissenhaftigkeit besonders befähigt wären. Frankreich. — Eine neue Senfationsperiode steht Im Panama Skandal bevor: Der Untersuchungsrichter Franqueville, der im Besitz des Gehcimbuches des flüchtige» Agenten Arton ist, wartet nur aus die Festnahme und Einliescrung desselben in Paris, um aufs Neue die Ermächtigung zur Verfolgung mehrerer Parlamentsmitglieder nach zusuchen. — Der Bäckerstreik in Marseille, welcher die Abschaffung der amtlichen Brodtaxe zum Ziele hatte, ist beendet, und zwar ist die Taxe aufrecht erhalten. Am Donnerstag ist cS aber nochmals zu größeren Krawallen tzckommc», die nur durch Hcrbcirufcn von Militär unterdrückt werden konnten. Die Soldaten gaben Feuer auf die Tumultuanten, wobei eine Person verwundet wurde. Am Freitag herrschte völlige Ruhe. — Dos Urtheil im Poimmo-Pt'ozeb gegen die angeklagten Leiter der Gesellschaft ist für Ende kommender Woche erst zu erwarten. Der Gerichtshof gebraucht längere Zeit zur Lichtung des gesammten Materials. — Im „Figaro" werde» neue Enthüllungen über republikanische Größen i» Aussicht gestellt, ver mittelst der während des Skandals gestürzte Kricgsmiiiistcr Frcycinet sich rächen will. Der könnte freilich Manches ausplaudern. Spaniel». — Die spanische Negierung macht offiziell bekannt, daß die Kinderkrankheit des jungen Königs normal verläuft. Alle gegen« theiligcn Sensationsmeldungen werden für unbegründet bezeichnet.— Dem von seinem Posten «bberufcne» spanischen Botschafter In Berlin hat die Madrider Regierung ihre besondere Zufriedenheit ausgesprochen. Gpobbrttalmien. — Die noch immer schwebenden Verhandlungen Englands mit dem Sultan von Marokko wegen Ermordung eines britischen Unterthanen vor Tanger nehmen einen ungünstigen Verlauf. Es ist wieder von eincr Flockendem onstration vor Tanger die Rede. Ans Egypten kommen immer ungünstigere Mittheilimgen. Die in Kairo herrschende Aufregung und feindselige Stimmung gegen die Engländer hat bereits die Provinzen ergriffen. Es werden dem nach Truppen bereit gehalten» um sofort einschreiten zu können. — Der bekannte Araberführer Osman Digma ist in Tamanieh, vor Suakin, angelaugt. Eine egyptische Truppenkolonne marschirt gegen ihn. Rutzland. — Das Gerüchte von einer Reise des rnsflsche» Thronfolgers nach Paris bezeichnet man in Petersburg als eine Erfindung. Dagegen -soll im Laufe des Sommers ein kleines russisches Geschwader die französischen Häfen Cherbourg und Brest anlaufen, um einen Gegenbesuch für Kronstadt abzustatten. Dieses Geschwader geht dann weiter nach Amerika, um Rußland bei der Chicago» Weltausstellung zu vertreten. Sächsisches. ^ — Handfeuerwaffen. Das Reichsgesctz vom 19. Mai 1691, betreffend die Prüfung der Läufe und Verschlüsse der Hand feuerwaffen, wird mit dem 1. April dieses Jahres in vollem Umfange in Kraft treten. In Gemäßheit dieses Gesetzes sind säinmtliche Hand feuerwaffen, bevor sie zum Verkauf gelangen, einer Prüfung zu unterwerfen, und zwar findet dieselbe für den Bezirk des Königreichs Sachsen nur durch die königl. sächs. Wasfenprüfungsanstalt in Dresden-Albertstatt (Arsenal) statt. Alle Handfeuerwaffen, die gegenwärtig im Besitz von Waffenhandlungen und -Fabriken sind, müssen bis zum 1. April d. I. mit einem Vorrathsstempel versehen werden, andernfalls würde die Prüfung der Waffen in Dresden zu erfolgen haben. Mit solchen Vorrathsstenipeln sind versehen worden die städtischen Behörden zu Bautzen, Zittau, Dresden, Frei berg, Zwickau, Chemnitz, Plauen, Reichenbach, Glauchau, Meerane und Leipzig. Waffcnhandlungen und -Fabriken, welche sich in anderen Ortschaften befinden, haben ihre Handfeuerwaffen an die nächst- gelegenc Abstcmpelungsstelle einzuscnden, eventuell dürfte es ge stattet sein, sich einen Beamten zur Abstempelung der Vorräthe zu erbitten. — Uttgliickssälle. In Roßwein wurde der Ziegeleibesitzer Kühnel von einem seiner Pferde, als er dasselbe in den Stall führen wollte, derart in die linke Wange gebissen, daß das Pferd ein größeres Stück derselben und auch Theile der Ober- und Unterlippe hcrausriß, wodurch auch die Zähne bloßgelegt wurden. — Auf Haltestelle Gadewitz der Sekundärbahn Döbeln-Oschatz wurden dem vr. wscl. Gaudlitz aus Döbeln, welcher daselbst auf den bereits im Gange befindlichen Zug 1388 an der dem Bahnsteige entgegengesetzten Seite aufpringen wollte, hierbei zu Falle und unter die Räder kam, beide Beine überfahren, so daß er, nachdem der Zug wieder zum Halte» gebracht war, unter Leitung des zufällig im Zuge befindlichen vr Schumann aus Döbeln in das Döbelner Stadtkrankenhaus über geführt werden mußte. Chemnitzer Stadt«Anzekgev. »v »Ed« ml««» 01,««, Midi» erla««. ,»>» »>«„,. Bigidinü-Nra »It,,«««« Chemnitz, den 4. Februar 18VS^E — Kaiser Wilhelm-Denkmal. Für das hier zu errichtend« Denkmal für Kaiser Wilhelm I. sind schon 84000 Mk. vorhanden, und da hierzu noch die Zinsen von 4'/« Prozent jährlich und die Erträgnisse der Weisbachstiftung kommen, so wächst das Kapital jährlich um etlva 5000 Mk. und wird in wenig Jahren die Höhe von 125000 Mk. erreichen. Als Platz für die Aufstellung deS Denkmals ist bekanntlich der Marktplatz bestimmt, während der kunstvolle Saxoiiiabruniicn auf dem Roßmarkte ausgestellt wird. Dieser Plan hat die Zustimmung des Ministeriums des Innern, de» akademischen Rathes in Dresden und des hiesigen Verschönerung»« Vereins gefunden. — Daö fünfzigjährige B»«,gkrj»«vttättni feiern zu könne»», war gestern dem Privatmann Herrn Karl August Riedel, AÜe Nr. 8 wohnhaft, vergönnt. Der Rath ließ dem Jubilar unter Herz« liehen Glückwünschen ein Ehrendiplom überreichen. — Zun» Geschäftsgänge. Das Baumwollengeschäft - gestaltete sich im Jahre 1892 günstiger als im vorhergegangenen Jahre; denn wenn auch durch die Zufuhr von baumwollenen Garnen und Maaren um eine Kleinigkeit gestiegen ist, so hat sich doch die - Ausfuhr wesentlich erhöht, und man kann wohl annehmen, daß die Besserung auch im neuen Jahre anhallen wird. Die statistischen Er hebungen über die deutsche Baumwollindnstrie ergeben folgend^ Resultat nach Doppelzentnern: EiufRhr AnSsnhr 1892 1891 Steigerung 1893 «891 Steigern»«« Rohbaumwolle 306 805 303733 1«/» 218 681 224046 — Baumw. Garne 157896 156903 1„ 96925 95878 1«/, « Maaren 15355 14727 4„ 334165 27SL60 20„ E Wenn also dis Ausfuhr baimiwollcner Maaren aus dem deutschen Zollgebiete um 20 Prozent steigen konnte, so müssen sich die Ver hältnisse wesentlich gebessert haben. Die Einfuhr von Garnen ist im Dezember 1892 immer noch höher gewesen als im gleichen Monat des vorhergcgangenen Jahres; der AuSstand in England hat sich also damals noch nicht fühlbar gemacht, doch wird sich die Folg« davon im Januar-Ausweise Herausstellen. — Kaufmännische» Verein. In der nächsten Woche» Versammlung deS Kaufmännischen Verein», Donnerstag, des 9. Februar im Börsensaale, wird Herr vr. A. H. Li er, CnstoS /.v an der königl. öffcntl. Bibliothek in Dresden, einen Bortrag halten über: „Elisabeth Charlotte, Prinzessin von Orleans. Ein Lebensbild auf Grund neuer Veröffentlichungen." mag hierbei bemerkt werden, daß diese Prinzessin von Orleans („Lieselotte"), die im Jahre 1722 gestorben ist, höchst liebenswürdig und geistreich war. Noch im Jahre 1717 schrieb sic: „Ich habe nie französische Manieren gehabt noch annehmen können, denn ich habe eS jederzeit für eine Ehre gehalten eine Teutsche zu seyn." nn Sparen die Arbeiter des Chemnitzer Bezirks? Die Frage wurde, wie wir kürzlich mittheiltcn, bereits vor einiger Zeih wenn auch sehr oberflächlich, sozialstatistisch untersucht und vor einigen j Tagen auch im Reichstage bei einer Besprechung der im Erzgebirge I gezahlten Arbeitslöhne gestreift. Unseres Erachtens darf die Frage, so allgemein wie sie gestellt wird, nicht beantwortet werden. Es ist auch gänzlich falsch, aus einer Bejahung der Frage ohne Weitere-, wie es im Reichstage geschehen ist, zu folgern, daß die Lage der Arbeiter, die ja in dieser schlechten Zeit noch „sparen" können, eine vortreffliche sei. Man macht dem sächsischen Arbeiter vielfach einen Vorwurf, daß er für Vergnüge» »ud äußerlichen Tand zu viel Geld ausgebe, aber die Gerechtigkeit verlangt, dem hinznznfügen, daß unter den sächsischen Arbeitern der Sparsin» stärker als unter den Ar beitern irgend eines deutschen Landes entwickelt ist. Dieser rege Sparsinn herrscht besonders auch im Erzgebirge, im Chemnitzer Be zirk. Aber der aufmerksame Beobachter unseres Volkslebens kann dabei eine für den Sozialpolitiker hochinteressante Erfahrung machen. Vielfach steht die Entwickelung des Spürsinnes im umgekehrten Ber- hältniß zu der Höhe des Einkommens. Man bemerkt oft, daß Ar beitern mit hohem Verdienst das Geld wie glühendes Eisen in den Händen brennt, daß sie nicht ruhen, bis der letzte Groschen „verthan" ist, wäh rend Familienväter mit kargem Einkommen noch regelmäßig für die Zukunft zurücklegen. Auch im Chemnitzer Bezirk kann man bcmerken, daß derartige Sparer sich mit ihren Angehörigen außerordentlich ein schränken, um einen Nothgroschen zu erübrigen. Es ist also durch aus zutreffend, daß die erzgebirgischen und Chemnitzer Arbeiter sparen, aber wenn man dies feststellt, so soll inan, um ei» richtiges Urtheil zu ermöglichen, hinzuftigen, daß viele Arbeiter mir Geld erübrigen können, wenn sie sich Entbehrungen aller Art aufcrlcgen. Den Spar sinn der erzgebirgischen Arbeiter ziffernmäßig festzustcllcn ist unmög lich, da sich auch aus den Ausweisen der Sparkassen keine zuver lässigen Schlüffe auf die Person des Einlegers ziehen lassen. Ueber die besonders im Chemnitzer Bezirk unter den Arbeitern bestehenden zahllosen privaten Sparvereine glebt es aber überhaupt noch keine auch nur annähernd erschöpfende Feststellung. — Die Gruppe in des „Evangelische«, Arbeiter vereins" begeht die Feier des zweijährigen Bestehens durch einen morgen, Sonntag, Abend 5 Uhr in der Schloßkirche stattfindenden Fest-GotteSdienst, für welchen Herr k. Tubesing die Fest predigt übernommen hat. Zu dieser Feier sind nicht nur die M t- glieder, sondern überhaupt Jedermann, namentlich aber alle sich für die Veremsbestrebungen Jnteressirenden willkommen. — M. Vortrag über „Wahre Schöps,mgSlehre." Morgen Spnntag, Abends 8 Uhr, findet im Saale der „Börse" der dritte Vortrag über „Währe SchöpsunaSlehre" statt. Derselbe bildet die Ergänzung und Fortsetzung der beiden ersten Vorträge und wird unter Zugrundelegung de» Darwinschen Entwicklungsgesetze» di« Er schaffung der belebten Welt schildern. Der Vortragende^ -m Hr.