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Ausgabe: Wochentags Abend» (mit Datum des nächsten TageS). — Die Anzeigen finden ohne Preisausschlag zugleichVer« breitnng durch die Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. Nr. 35. —13. Jahrgang. Verlags-Anstalt: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstraße 5. Sonnabend, 11. Februar 1893. Politische Rundschau. Chemnitz, den 10. Februar 1803. Deutsches Reich. — Am Donnerstag war der Gedenktag des Eintrittes des Kaisers in das 1. Garderegiment zu Fuß in Potsdam. Der Kaiser wohnte aus diesem Anlaß der Einweihung des neu erbauten Hauses des genannten Regiments in Potsdam bei. — Offiziell wird »nitgetheilt, daß an maßgebender Stelle von einer neuen Begegnung zwischen dem deutschen und russischen Kaiser nicht das Mindeste bekannt ist. Es handelt sich hier um Klatsch. — Die Bndgetko»tt»niffion des Reichstages setzte am Donnerstag die Berathung des Militäretats fort. Die Forderung von 366,513 Mk. als letzte Rate für den Neubau einer Trainkaserne in Posen wurde vorläufig aus formalen Gründen abgesetzt; ebenso für Düsseldorf 100,000 Mk. für Grunderwerb zu einem Dienstge bäude für das Bezirkskommando abgelehnt. Für Wesel wurde die erste Baurathe für eine Kaserne (600,000 Mk.) abgelchnt. Auch für Köln wurden geforderte 300,000 Mk. als erste Baurate für eine zweite Kaserne abgelehnt und ebenso für Köll, zum Neubau eines Dicnstgebäudes für das Bezirkskommando die erste Baurate statt der geforderten 100,000 Mk. nur in Höhe von 70,000 Mk. bewilligt. — Die Franzosen haben sich nmfonst gefrent! Wie aus Petersburg gemeldet wird, wird der Großfürst-Thronfolger Paris in diesem Frühjahre nicht besuchen. Auch ist die Meldung Pariser Blätter, ein russisches Geschwader werde Cherburg anlaufen, falsch. — Von« prentzischen »vie anch von» sächsischen Kriegs minister«»«» wurde der Neumayer'schen Schneeschuhfabrik in München der Auftrag auf Lieferung von Schneeschuhen ertheilt. — Der Bnndesrath des Deutschen Reichs hielt am Donnersiag eine Sitzung ab. Auf der Tagesordnung standen der Gesetzentwurf zum Schutz der Waarenbezeichnungen, sowie eine Novelle zum Viehseuchenetate. — Prentzisches Abgeordnetenhaus. Nach mehrtägiger Pause nahm das Haus am Donnerstag seine Arbeiten wieder auf. Es kam zunächst eine Interpellation der Konservativen über einen Vorsnhrungsbefehl des Landgerichts gegen den Abg. Frhrn. von Hammerstein zur Sprache. Graf Limburg-Stirum sah in diesem Vorführungsbefehl eine Verletzung der Verfassung, die die Verhaftung eines Abgeordneten ohne Genehmigung des Hauses verbiete und eine Vorführung sei doch einer Verhaftung gleichzuachten. Der Justiz- minister erklärte sich außer Stande, in ein schwebendes gerichtliches Verfahren einzugreifen, das Kammergcricht aber habe entschieden, daß eine Vorführung nicht einer Verhaftung gleichzuachten sei, eine Vor führung könne also unbeschadet der Rechte des Hauses verfügt werden. — Eine Petition des landwirthschaftlichcn Zentralvereins der Provinz Sachsen in Halle gegen den Abschluß eines deutsch-russischen Handels vertrages veranlaßt eine lebhafte Debatte zwischen der Rechten und den Freihändlern bezw. den Anhängern der. Handelsvertragspolitik. Schließlich wurde auf Antrag des Abg. Friedberg (nat.-lib.) be schlossen, auf Grund der Verfassung die Anwesenheit des Ressort Ministers, also des Ministers der Landwirthschaft, zu fordern und bis dahin die Verhandlungen abzubrechen. Die Petition kommt am nächsten Mittwoch wieder auf die Tagesordnung. Nächste Sitzung Montag: Kultusetat. — Die Reichskommissio»» für Arbeiterstatistik hat am Donnerstag beschlossen, an den Reichskanzler das Ersuchen zu richten, Unter blendender Hülle. Kriminalnovelle von Gustav Höcker. (Fortsetzung.) (Nachdruck Verbote»). „In der Nacht, die diesem Auftritte folgte, wurde meine Mutter ermordet," sagte Rudolf schaudernd. „Ohne die Tante hätten wir nie erfahren, daß zwischen Beiden eine so heftige Szene vorgefallcn und daß Flora die Stelle von der Mutter gekündigt worden war." „Und Züllicke, dessen Haar inan noch in den Händen der Er mordeten fand, dessen abgerissene Kravatte auf ihrem Bette lag, dessen Behauptung, init Kandler um die Zeit des Mordes am Grünen Kreuz zusammengetroffen zu sein, so schmählich Lügen gestraft wurde hatte der etwa am Tage vorher keinen Auftritt mit Deiner Mutter gehabt? Es war iganz klug von Flora, über ihr eigenes Acrgcrniß zu schweigen. Oder hätte sie angesichts der Todten den ganzen Zank noch einmal aufwärmen sollen, hätte sie sich an die Aufkündigung einer Stelle, in der sie ihr Brot verdiente, binden sollen, nachdem mit dem Tode der Mutter die Kündigung doch null und nichtig war? Wie?" „Die Stunde ist zu diesen Erörterungen schlecht gewählt, Vater," sagte Rudolf mit einem bitteren Lächeln. „Du bist in der Hochzeits- stimmnng, Du siehst Dich am Ziele Deiner Wünsche und hast natürlich kein Auge für den Flecken des Verdachts, der Plötzlich auf Deine Braut fällt. Es würde ja Dein Glück vernichten. Ich aber sehe mit den Augen des Sohnes, der seine Mutter liebte, trotz aller Eigen heiten, die ihr anhaftctcn, und der sich vor dem Gedanken entsetzt, vielleicht ihre Mörderin an ihre Stelle treten zu sehen." „Nein, ich will Dir sagen, mit was für Augen Du die Sache ansichst," raunte Bredvw dem Sohne zu, dicht an denselben herantretcnd, „mit den Augen des Eifersüchtigen, der die schöne Braut lieber selbst heimgeführt hätte, und dem es, da er dies nicht kann, große Freude machen würde, durch einen schändlichen Verdacht die Hochzeit zu stören, und das Mädchen, welches dem Vater vor dem Sohne den Vorzug gab, in unsägliches Elend zu stürzen. Das sind die Allgen, mit denen Du siehst!" „Eine Antwort hierauf wäre meiner unwürdig!" cntgegnete Rudolf mit männlicher Offenheit und Fassung und folgte seinem Vater in das Zimmer zurück, wo die kleine Hochzeitsgesellschaft ver sammelt war. Bald darauf raffelten die Wagen nach dem Rathhause und von da zur Kirche. üs».-. eine Erhebung über die Verhältnisse der jugendlichen männlichen und weiblichen Arbeiter und die Arbeitszeit der erwachsenen Arbeiter in der Hausindustrie vorzunehmen. — Eit» seltener Fall. Die Geschäftsordnungskommission des Reichstages hat den Antrag auf Einleitung des jStrafverfahrens gegen den Reichstags-Abgeordneten North wegen betrügerischer Handlungen berathcn und einstimmig beschlossen, von der Jmmunitäts- bestimmung in diesem Falle keinen Gebrauch zu machen und dem Hause die Genehmigung des Antrages zu empfehlen. — Bund der deulfcheu Landwirthe. Aus verschiedenen Städten kommen Meldungen, daß sich Versammlungen von Land- wirthen für den Anschluß an den neu zu bildenden Bund der deutschen Landwirthe erklärt haben. — Von der Witzmann-Expeditiott. Ueberraschende, aber nicht erfreuliche Nachrichten von der Wißmann-Expedition liegen in der in Riga erscheinenden Dünazeitung vor, welche zu dem Führer der Expedition, Herrn v. Eltz, landsmannschaftliche Beziehungen unter hält. Nach diesen Nachrichten ist der endgiltige Entschluß gefaßt worden, den Dampfer „Hermann v. Wißmann" nicht nach dem Tanganigka - See zu schaffen, sondern ihn schon am Nyassa zu bauen. Der Chef der Expedition, Herr v. Eltz, hat dem Major v. Wißmann die Erklärung abgegeben, daß das ganze technische Personal und anch er selbst die Ueberzcugung gewonnen habe, daß der Dampfer einen längeren Landtransport auszuhalten nicht mehr im Stande sei» werde. So schwer es Herrn Wißmann auch geworden ist, auf seinen Lieblingsplan zu verzichten, so hat er doch seine Zustimmung damit erklärt, daß der Dampfer auf dem Nyassa bleibt. — Unsere Schntztrnppen. Die „Kreuzztg." erklärt die Meldung, die Reichsrcgicrung werde eine Verstärkung unserer afri kanischen Schutztruppen beantragen, für unbegründet. Ein bezüglicher Antrag soll vielmehr aus der Mitte des Reichstages gestellt werden; die Reichsregierung würde seine Annahme ebenfalls gutheißen. — DaS neneste Krupp sche Riese,«gefchiitz. Die mit vier anderen Geschützen und sonstigen Erzeugnissen der Firma Krupp in Essen für die Ausstellung in Chicago bestimmte und eigens zu diesem Zwecke hcrgcstellte riesige Kanone von 123 t Gewicht ist nunmehr mittels Extrazug in Hamburg eingetroffen, um daselbst zur Beför derung nach ihrem Bestimmungsort eingeschifft zu werden. Von den Dimensionen des Geschützes giebt die Länge des Rohres, welches 14 in mißt, einen anschaulichcn Begriff. Für den Transport des Gußstahlblockes waren besonders tragfähige Wagen konstruirt worden, welche auf 16 Achsen laufen und je zwei doppelte Bremsen besitzen Da sich auf dem betr. Zuge außer der Kanone auch noch Fundamen- tirungen u. s. w. befanden, so machte sich im Hinblick auf diese un geheure, natürlich einen mächtigen Druck nach unten ausübende Last die Versteifung einiger der vom Zuge zu passircnden Brücken er forderlich. O<st<rrelch'U,tliarik. — Die Uniform der österreichischen Kavallerie soll erheblich geändert und namentlich sollen die heutigen rothen Bein kleider durch graue ersetzt werden. — Von politischen Dingen liegt nichts Interessantes vor. Die Verhandlungen innerhalb der einzelnen Parteien über ein neues politisches Programm dauern fort. Frankreich. — Die Deptttiriettkamnier hat sich mit der Einstellung der Verfolgung gegen eine Anzahl von Abgeordneten, die in diePanama- affaire verwickelt waren, einverstanden erklärt, aber die Regierung hat dabei bitterernste Worte von dem Abgeordneten Cavaignac, dem früheren Marineminister, zu hören bekommen, welcher die bestimmte Erwartung aussprach, daß kein Minister sich wieder vergessen werde. Die Rede Cavaignac's hat einen so tiefen Eindruck gemacht, daß man ihn in Paris schon allgemein als künftigen Premierminister oder gar Präsidenten der Republik sieht. Das heutige Ministerium Ribvt, das in der Debatte eine recht klägliche Rolle spielte, will deshalb bei erster Gelegenheit die Vertrauensfrage in der Kammer stellen. Gegen den Abgeordneten Cavaignac werden von verschiedenen Seiten heftige Angriffe erhoben; man wirft ihm vor, er wolle sich zum Diktator machen; stürmisch wird die Kammerauflösung und die Vornahme einer allgemeinen Neuwahl verlangt. — Ferdinand v. Lesseps jüngster Sohn, der in Algerien dient, soll in einem Scharmützel mit Eingeborenen gefallen sein. — In Marseille nimmt die Cholera zu. — Das gestern Rach»«»ittag im Panamaprozeß verkündete Urtheil lautet auf 5 Jahre Gefängniß und je 30 00 Franc- Geldbuße gegen Ferdinand und Charles Lesseps, auf 2 Jahre Gefängniß und je 3000 Francs Geldbuße gegen Fontane und Cottu wegen betrügerischer Handlungen und Ber« trauensmißbranchs; gegen Eissel auf 2 Jahre Gefängniß und 20000 Francs Geldbuße wegen Vertrauensmißbrauchs. Italien. — Die öffentliche Meinung beginnt, sich wegen des Bank- Skandals zu beruhigen. Da die ganze Angelegenheit den Gerichten ttbergeben worden ist, ist keinerlei Verschleppung oder Verdunkelung der Sachlage zu befürchten, wie es in Paris der Fall war. Ssotzhrltanttlen. — Ans London kommen jetzt sehr häufig Meldungen, in welchen mit ganz auffallendem Eifer die Beziehungen der europäischen Staaten zu e^iander als außerordentlich gut bezeichnet werden. ES ist nicht schwer zu erkennen, daß diese Meldungen in so rascher Auf einanderfolge und mit so regem Eifer nur verbreitet werden, damit sich der junge Khedive Abbas von Egypten nicht etwa der Hoffnung hiugiebt, er könnte in seinen Widerspenstigkeiten gegen Altengland von Frankreich unterstützt werden. Es ist aber sicher anzunehmen, daß der Khedive recht genau weiß, daß er den Engländern ein gutes Stück bieten kann. -FZ VIII. „Ei, Gott zum Gruße! Also endlich wieder zurück von der Hochzeitsreise? Na, das ist ja erfreulich. Wie lange waren Sie denn fort? Drei Wochen? Immer gutes Reisewetter gehabt?" Mit diesen Worten wurde Herr Bredvw begrüßt, als er sich nach mehrwöchentlicher Abwesenheit in der neben seinem Hause ge legenen Brauerei zu einem Abendtrunke einfand. Die Begrüßenden waren Doktor Scheffer, der erste Arzt des Städtchens, und der Bürger meister. „Wann sind Sie denn gekommen?" frug der Letztere, nachdem Bredvw am Tische Platz genommen hatte. „Vor einer Stunde," war die Antwort. „Da haben Sie wohl auch schon von dem neuesten Ercigniß gehört?" frug Doktor Scheffer. „Ein Grcuzwächter sei im Walde erschossen worden," sagte man mir. „Vorgestern Nacht." „Ist der Thäter schon ermittelt?" „Nein." „Wahrscheinlich war's ein Schmuggler?" „Das ist außer Zweifel." „Den wird man schwerlich erwischen," meinte Bredvw, „cs giebt ihrer zu viele in unserer Gegend." „Dieser Eine ist aber gezeichnet," bemerkte der Bürgermeister. „Er ist verwundet, denn es fanden sich Blutspuren." „Könnten die nicht von dem erschossenen Grenzjägcr herrührcn?" „Nein, die Leiche lag zwanzig Schritt davon. Aller Wahr scheinlichkeit nach hat der Grenzjägcr zuerst geschossen und den Mann verwundet. Dieser hat dann ebenfalls Feuer gegeben —" „Mit Mordwaffen sind ja diese Burschen immer versehen —" „Und hat seinen Gegner gleich tödtlich getroffen." „Wo ist denn eigentlich die That geschehen?" erkundigte sich Bredvw. „Gar nicht weit vom Grünen Kreuze." „Konnte man die Blutspuren nicht verfolgen?" „Nur fünfzig bis sechzig Schritt weit, bis zum Bache. Dort hörten sie auf. Am Bache hat der Schmuggler seine Wunde jedenfalls gewaschen und verbunden." „Könnte es übrigen- nicht auch ein Wilderer gewesen sein?" meinte Bredvw. Deutsche«: Reichstag. 10. Sitzung vom S. Februar 1893. IVr Uhr- Ai» Bnndesrathsiische: von Bötticher. Das HanS iss schwach besetzt. Die zweite Berathung des neuen NelchshanShalles wird bei», Etat des NeichsamteS des Jnucrn fortgesetzt. Abg. Möller: (uatlib.): Ich kau» mlch nur de» Wünschen auf weitere Ausbildung des Instituts der Fabrikinspektore» avschließe» und bin überzeugt, daß Arbeitgeber, wie Arbeiter davon Vortheil habe» werde». Der Abg. Wurm hat gegen de» Verein der Industriellen i» Köln Angriffe erhoben, wegen eines Konfliktes desselben mit einem Fabrikinspekior. Der Verein hat allerdings Beschwerde erhoben, aber mir dagegen, daß ei» Fabrikinspektor unter Ausschluß anderer Zeitungen ein sozialdemokratisches Blatt zu offiziellen Bekanntmachungen benutzt hat. Die sozialdemokratische Partei arbeitet doch eiiigestaiidcrmaßen auf die Umstoßmig der bestellende» gesellschaftliche» Ordnung hin, und es müßte ganz unbedingt als Billigung dieser Bestreb ungen erscheinen, wen» sozialdemokratisch- Zeitungen zur Bcrbreitung amt licher Bekanntmachungen ausschließlich benützt werde». Dagegen richtete sich das Vorgehen des Kölner Vereins und ich erachte dasselbe nur al» gerechtfertigt. Der Abg. Hirsch wünschte am Dienstag noch eine Verbindung der Fabrikinspeltoren mit unseren Arbeitervereinen; im Gegensatz zu anderen Länder» sind die deutschen Arbeitervereine aber durchaus politische Verein», bei welcher die Fa hinteresse» nur so nebenher laufe». Anders liegt die Sache in England, wo die dortigen Gewerkvereinc nur Arbeiter-Interesse» „Nein, denn man hat die Hucke mit dem ganzen Waareninhalt in dem Gebüsch beim Grünen Kreuz versteckt gefunden. Die Last ist dem Verwundeten offenbar zu schwer geworden." „Wie cs scheint, soll unser Städtchen gar, nicht mehr aus der Aufregung hcrauskommen," bemerkte Bredvw. „Nächsten Monat kommt übrigens Züllicke vor's Schwurgericht. Bin gespannt, was eS absetzen wird, ob Zuchthaus oder —" „Der wird zum Tode vcrurtheilt, das ist ja selbstverständlich," rel der Bürgermeister ein. „Vollendeter Mord mit vorausbedachter Absicht. Der Vertheidiger wird einen schweren Stand haben." „Hat sich noch kein Käufer für Ihr Geschäft gesunden, Herr Bredvw?" frug der Arzt. „Es haben sich schon mehrere gemeldet," gab der Gefragte zur Antwort, „aber ich konnte mich noch mit Keine», einigen, die An gebote waren mir zu niedrig. Mein Sohn freilich — der gäb's billig her, wenn's auf ihn allein ankämc; der weiß noch nicht, wie chwer Geld- zu verdienen ist, und kann's nicht erwarten, in die weite Welt hinausznflicgcn." „So hält er also an diesem Plane fest?" „Jawohl," nickte Bredvw. „Ich gehe übrigens ebenfalls stark mit dem Gedanken einer Ortsvcrändernng nm." „Oho!" ries der Bürgermeister, „Sie werden uns doch nicht untreu werden wollen?" „Wird Wohl so kommen," bekräftigte Bredvw. „Ich will nach B. ziehe». Einer jungen Frau muß man doch etwas bieten, hier ge« Mt cs ihr nicht mehr." Ebe» trat die Wirthin an den Tisch, um ebenfalls den zurück- gekehrten Nachbar zu begrüßen, worauf sie sich an den Arzt wandte mit der theiluchmendcn Frage: „Es steht Wohl sehr schlimm mit dem Kinde? Soeben hat Jette Kandier wieder Eis bei uns geholt. Heute chon zum dritten Male." Doktor Scheffer schüttelte etwas verwundert den Kopf. „Ich weiß von nichts." (Fortsetzung folgt.) Re,» vertretende,» Abonnenten wird der bereits er« schiene»»«: Theil dieses Romans ans Verlangen kostenfrei nachgeliefert. Postabottnentcn »vollen ihre genaue Adrrfft an die Berlags-Anstalt eiusende««.