Volltext Seite (XML)
Da- ALgeorduekrHau» genehmigte gestern die Etats des Auswärtigen, deS KiäegSministenumS, der Justizverwaltung, des Herrenhauses und de- Abgeordnetenhauses und trat dann in die Berathung des Justiz etat» «in. Abg. v. Bödiker (Zentr.) beklagte den im Gcrichtsver- fahren z» Tage getretenen Subjektivismus, der die nothwendige Objektivität vollständig verdränge. Man sei in einer Anzahl größerer Prozesse der letzten Zeit von vornherein darüber klar gewesen, wie der Richter über Schuld oder Nichtschuld des Angeklagten denke. In einem Falle seien ganz unpassende und beleidigende Bemerkungen seitens deS Vorsitzenden gefallen; die öffentliche Meinung sei darüber be unruhigt. ohne daß unser gesetzliches Verfahre» den Angeklagten ge nügende Garantie für eine unparteiische Behandlung gäbe. Eine ent scheidende Stellungnahme des Justizministcrs dazu sei dringend nölhig. --- Justizminister von Schclling erwidert, er habe es lebhaft HÄlagt, daß die Rechtspflege zum Gegenstände leidenschaftlicher - Parteierregung gemacht worden sei. Er habe eine Verfügung an die Oberlandesgerichtspräfidenteu erlassen, in welcher auf die Noth- ^ Wendigkeit einer ruhigen objektiven Verhandlung hingewiesen werde, die sachliche Erörterung unter Vermeidung sarkastischer Bemerkungen empfohlen und die Hoffnung ausgesprochen werde, daß man zur Er- Wiuiung von GerichtSvorfitzendeu nur solche Personen Vorschlägen Werden welche durch ihr Vorleben die nöthige Gewähr für die Er- Mung dieser Forderungen geben. Der Minister theilte unter dem x Beifall des Hauses den Wortlaut dieser Verfügung mit. Nach längerer - - Debatte, in welcher die Verfügung des Ministers gebilligt, die Noth- ' Wendigkeit einer Vermehrung der Richtcrstellen betont und über die hohen Gebührensätze und die Handhabung der Kleiderordnung bei de» Gerichten Klage geführt wurde, ward die Berathung auf Donners tag vertagt. . — Never die Absicht »es Rektors Ahlwardt, nach seiner ^ Haftentlassung Berlin behufs Uebcrnahme der Redaktion gewisser Mitisemitischer Blätter zu verlassen, waren verschiedene Meldungen durch die Zeitungen gelaufen. Wie die „Staatsb.-Ztg." aus zuver lässiger Quelle melde» kann, denkt Herr Ahlwardt nicht daran, Berlin zu verlassen oder eine Redaktion zu übernehmen. — In Berit» soliden am Mittwoch vier Versammlungen v von Arbeitslosen statt, welche stark besucht waren. Da die Befürcht- ^ UNg nicht ausgeschloffen war. daß die Arbeitslosen sich aus Anlaß der Hochzeit der Prinzessin Margarethe zu Demonstrationen hiurcißen ' laste» würden, so hatte die Polizei die größten Vorkehrungen getroffen. Ein Eingreifen der Polizei war jedoch nicht nöthig. — Die-rutsche Kolonialgcsellfchast befördert am l 5. Februar den von der Wörmaunlinie gecharterten Dampfer „Karl Wörmann" in direkter Fahrt nach Deutsch-Sndwestafrika. Rückkehrend wird der Dampfer etwas Rindvieh mitbringen, das zum Theil an mehreren Plätzen der Westküste Afrikas abgesetzt und versuchsweise nach Schles wig-Holstein eingeführt werden soll. Oesterreich-Mrgan». . ^ Die Parlamente habe» ihre Arbeiten im vollen Umfang s wieder ausgenommen. Im ungarischen Reichstage geht es schon , wieder recht lebhaft zu, aber die Regierung befürchtet vor der Hand U keine. Schwierigkeiten. — Aus Belgrad heißt es, daß die Wieder- '' vereinten Milan und Natalie demnächst der serbischen Hauptstadt einen Besuch abstatten werden. Ä ^ Italien. ^ —Die Deputirlenkammer hat am Mittwoch ihre Arbeiten P>' . wieder ausgenommen und das Ministerium Giolitti hat einige An- M-ä ' stürme zu erwarten, denen es aber entschlossen Widerstand leisten Wird. Der wegen seiner Uebergrisse verhaftete Direktor der römischen Bank droht mit Enthüllungen und behauptet, politisch» Personen' hätten von ihm Geld empfangen. Die Regierung sicht diesen Droh- uichen Mr kalten Blutes entgegen. - ' Frankreich» — Die Berlett«n-«macn gegen die Dreist»»,,dsvot- schafter haben jetzt etwas nachgelassen und der Minister Ribot hat auch in der Kammer, ohne Widerspruch zu finden, erklärt, ein solches Verfahren sei entschieden zu bedauern. Von einem weiteren offiziellen Schritt dürften die Mächte nun absehen, bei einer Wiederholung solcher Vorkommnisse indessen sofort mit der Abberufung der Ver treter antworten. — Die Verhandlung Im Panamakanal- prozetz dauert noch fort. Die Vertheidiger behaupten jetzt, die An geklagten seien von hochstehenden Personen geradezu gezwungen worden, Gelder herauszugeben. Die Auslieferung des nach London geflüchteten Cornelius Herz wird in nächster Woche erwartet. die Lust. Man war sich sofort Aar; daß in der Grube eine Explosion schlagender Wetter stattgefunden habe. Wie sich bald herausstellte, entstand das Unglück an einer Stelle, die etwa 60t) Meter von dem Förderungsschachte entfernt war, durch welchen die Arbeiter in die Grube gelaugten. Bis zu dieser Stelle vorzudringen war nicht mög lich; Schutt und Trümmer hatten die Strecke verlegt, und neuerliche Explosionen waren zu besorgen. Trotz der Gefahr wurde unter der Leitung des Bergdirektors Pölch sofort mit den Bergungsarbeiten begonnen, um wenigstens jene Arbeiter, die in der Nähe des Förder ungsschachtes beschäftigt waren, an's Tageslicht zu bringen. Schon die ersten Arbeiten ergaben die traurige Gewißheit, daß eine beträchtliche Anzahl von Bergleuten der Explosion zum Opfer gefallen war. Noch im Laufe des Vormittags wurden die ersten vier Leichen und eine Anzahl Schwerverwundeter heraufbefördert. Auch die Letzteren waren entsetzlich zugerichtet. Der gewaltige Luftdruck hatte sie gegen die Wänve des Schachtes geschleudert, und die scharfen Kanten der Kohlenflötze zerrissen ihnen Gesicht und Hände. Sec" Aerzte leisteten den Schwerverwundeten Beistand. Klagend umstanden die Angehörigen der Verunglückten den Schacht. Auch zahlreiche Bergleute fanden sich vor demselben ein, die nach und nach eine drohende Haltung einzunehmen begannen, weshalb zahlreiche Gendarmen znr Ausrcchterhaltung der Ordnung requirirt wurden. Das entsetzliche Unglück ist, wie gemeldet wird, durch den unglaub lichen Leichtsinn eines Arbeiters herbeigeführt worden. Der Unglück selige hatte sich nämlich im Schachte die Pfeife ange zündet, wodurch sich begreiflicherweise dieGaseentzün de t e n. Der Luftdruck infolge der Explosion war von solcher Macht, daß er die mehrere Zentner wiegende Haube des Ventilators emporhob und wegschleuderte. Von den im Schachte befindlichen Arbeitern wird wohl kaum Einer mit dem Leben davongekommen sein. Die Todten werden heute (Donnerstag) gemeinsam beerdigt werden. Die Kosten der Beerdigung trägt der Bcrgwcrksbesitzer Jansen. Der Betrieb des Werkes, welches im Durchschnitt 3000 Wagen monatlich fördert, ist vorläufig unterbrochen. Heute gingen uns bezüglich der Katastrophe noch folgende Meld ungen zu: Prag. Die Zahl der verunglückten Bergleute wird auf nicht weniger als 130 geschätzt, da 70 bis 80 Bergleute noch verschüttet find und trotz der energischen Anstrengungen, die gemacht werden, die beklagenswerthen Opfer ans Tageslicht zu befördern, nicht mehr ge rettet werden dürften. Prag. Weiteren Meldungen zufolge waren auf dem Schachte „Fortschritt" insgesammt 250 Bergleute angefahren, von denen bisher über 100 als todt festgestellt sind; neuerdings sind 57 Todte und Verwundete herausbesördert worden. Ueber 60 Bergleute, die sich noch in dem brennenden Schachte befinden, find wahrscheinlich un rettbar verloren. Die zur Hilfeleistung in den Schacht hinabsteigenden Bergleute müssen wegen der drohenden Erstickungsgefahr unverrichteter Dinge umkehren. Grotzbrttamtlen. — Die Londoner Regierung hat aus Anlaß der unruhigen Bewegung in Aegypten nunmehr beschlossen, ihre dortige» Truppen Von 2000 Mann auf 4000 zu erhöhen. Diese Verstärkungen sollen so bald wie möglich abgehen. Der Khedive und die breiten Be völkerungsklassen werden von Agitatoren aufgereizt, es ist aber kaum anzunehmen, daß es zu offenen Unruhen kommt. — Der Streit Mit den» Sultan von Marokko wegen Ermordung eines Engländers ist beigelegt. Der Sultan hat volle Genugthuung gewährt. Franzosen nnd Spanier haben aber doch noch Lust, ein Kriegsgeschwadcr nach Tanger zu schicken, in welchem Falle England der Dritte im Bunde sein Würde. — Aus Guatemala war ein heftiger Pöbelangriff auf das dortige britische Konsulat berichtet. Es handelte sich aber nur nm eine größere Schlägerei. Rußland; — Kaiser Alexander hat zu Ehren des dort eingetroffenen Emirs von Buchara ein großes Festmahl gegeben. Das kann er auch schon, denn bekannlich will der Emir sein Land an die Russen verkaufen. Gritbeit Katastrophe bet Dux. Wien, den 24. Januar 1693. Aus Böhmen, welches erst im Sommer des vorigen Jahres durch die schwere Katastrophe im Przibramer Silber-Bergwerke so hart getroffen wurde, liegen heute Nachrichten über eine furchtbare Explosion vor, welche am Dienstag, den 24. d-M., im Dux-Osseggcr- Kohlcnrcvier und zwar im Schachte „Fortschritt" stattgcfnndcn hat. Noch läßt sich der Umfang des Unglückes nicht übersehen, da fort während noch Todte und Verwundete aus der Tiefe heraufbcfördcrt werden, in welcher sie durch schlagende Wetter verunglückt sind; auch wird eine größere Zahl von Arbeitern, zu welchen man bisher nicht Vordringen konnte, noch vermißt. Der Schacht „Fortschritt" ist Eigcn- thum der Herren F. A. Jansen und John Meyer in Dresden. Die Nachrichten, welche aus Dux einlaufen, lassen das Unglück, Welches die dortige Bergarbeiter-Bevölkerung in Trauer und Bestürz ung versetzt hat, als eine der größten und schwersten Katastrophen erkennen, die in neuerer Zeit in den Kohlenbergwerken des Kontinentes vorgekommen sind. Ueber die Katastrophe selbst werden folgende Einzelheiten ge meldet: Es war Dienstag '/g7 Uhr Morgens. Ungefähr die Hälfte der Belegschaft war bereits angesahrcn, die andere Hälfte stand zur Einfahrt bereit. Da erschütterte plötzlich eine furchtbare Detonation Die Cholera bei Halle a. S. " Halle, den 25. Januar. Die in dem benachbarten Nietleben ausgebrochene Choleraseuche erweckt nachgerade in vielen hiesigen Kreisen Angst und Besorgniß. Wie hier allgemein erzählt wird, hat in der dortigen Irrenanstalt schon seit Monaten nicht nur unter den darin untergebrachten Pfleg lingen, sondern auch unter dem Beamten- und Wärterpersonal ein leider allzu lange unbeobachtet gebliebener hochgradiger Durchfall ge herrscht. Es ist hier ein offenes Geheimniß, welches alle diese be denklichen Erscheinungen auch genügend erklärt, daß alle Abfallwässer der großen Anstalt, mit Einschluß sogar des Inhalts der Aborte, auf Rieselfelder geleitet werden, deren Abflüsse wiederum in einen Arm der Saale gehen, also unmittelbar das Wasser dieses Flusses in besorgnißerrcgender und ekelhafter Weise verunreinigen. Die Gefähr lichkeit dieser Einrichtung in sanitärer Hinsicht springt noch mehr in die Augen, wenn man weiß, daß wenige Schritte unterhalb der Ein flußstelle das Wasser für die Leitung entnommen wird, oder doch wurde, welche die ganze Anstalt bisher mit dem unentbehrlichen Koch- und Trinkwaffer versorgte. Unter diesen Umständen, welche ein Spiegelbild im Kleinen der in Hamburg so entschieden und mit allem Recht gerügten Uebelstände bilden, ist es nicht zu verwundern, wenn eine solche Seuche bei dem empfänglichen Boden ausbricht. Vom 23. bis znr Mitternacht des 24. d. M. sind in der Nietlcbener Anstalt 13 Neuerkrankungcn an Cholera und ein Todesfall an dieser Krankheit vorgckommen. Die Zahl der Opfer dieser Seuche ist also nunmehr im Ganzen auf 34 gestiegen, während 105 Erkrankungen konstatirt worden sind. Bis zum Mittag des heutigen Tages sind drei neue Todesfälle hinzugekommen, auch wurde aus Trotha eine Neuerkrankung gemeldet, so daß ein Abnehmcn der Epidemie noch nicht zu bemerkeu ist. Wie die „Saale-Zeitung" meldet, hat Prof. Pettenkofer in München auf eine an diesen gerichtete Anfrage über seine etwaige Hicrherkunft geantwortet, daß der Ausbruch der Cholera in Nietlebcn ihm nichts Neues biete; derselbe erinnere ganz an den Ansbruch der Seuche in der bayrischen Gefangenenanstalt Lausten im November 1873. Pettenkofer spricht in seinem Schreiben die Hoffnung aus, daß die Epidemie in Nictlebe», wie jene in Lausten, was bei heftigen Ausbrüchen der Cholera stets der Fall zu sein pflege, bald erlöschen möge, ohne sich weiter zu verbreiten. Sächsisches. — Noch ltnermittelt ist der Aufenthalt des aus Dresden unter Zurücklassung bedeutender Schulden verschwundenen Ritterguts besitzers Freiherr» von Billing-Treubnrg. —>- Crumbach b. Hainichen, 25. Januar. Gestern Abend gegen 8 Uhr entstand im Gehöfte des Gutsbesitzers Bruno Thümer hier ein Schadenfeuer, welches in kurzer Zeit die mit reichlichen Stroh- und Getreidevorräthen gefüllte Scheune und das anstehende Stallgebäude in Asche legte. Dem Besitzer, welcher zwar (versichert hatte, erwächst trotzdem bedeutender Schaden, (zumal derselbe durch den Verlust der Stroh- und Futtervorräthe im Betriebe seiner Land- wirthschast zur Zeit sehr geschädigt wird. Außer den Crumbachcr Gemeinde- und Fabrikspritzen waren die Spritzen der Freiwilligen Turnerscuerwchr Hainichen, welche die erste Prämie erhielt, und die Gemeinde-Spritze aus Falkenau in hervorragender Weise thätig; ebenso war die gcsammte Crumbachcr Feuerwehr bis in die Morgen stunden (des heutigen Tages mit größter Aufopferung bemüht, den Herd des Feuers aus gedachte zwei Gebäude zu beschränken, resp. das sehr in Gefahr stehende Wohnhaus zu erhalten. Die Ursache .des Feuers dürfte böswillige Brandstiftung sein. Chemnitzer Stadt- Anzeiger. Me »»«»«de uuI-r-S Blatte« «erd,» «rlacht. uu» «ichttge «egedenhellen MI«l> eUtlNtte»«» Chemnitz, den 26. Januar 1893. Die nächste öffentliche Sitznng des KreiS-AnSschnffes für die Kreishauptmannschaft Zwickau wird Sonnabend, den 28. d. M., von r/,12 Uhr im Sitzungssaale der königl. Kreishauptmannschast Zwickau abgehalten. — Eine esteeitvolke Beenfung zum Diskonus an btr Marienkirche in Zwickau hat sicherem Vernehmen nach Heric Diakonus Weich elt an der St. JohanniSkirche in Chemnitz, an genommen. — Auszeichnung. Auf der Internationalen Aus stellung für Hygiene, Pharmacie und Bolksernährung, die gegen wärtig in den Räumen des königl. Aquariums in London, West münster, stattfindet, wurde Herrn L. W. Knop jr. in Chemnitz, Post straße 29, für ein von ihm erfundenes und fabrizirteS Haarwasser die silberne Medaille zuerkannt. — Des eingetretenen ThanwetterS wegen wird das für heute Donnerstag Abend auf dem Schloßteiche geplante Eisfest unterbleiben. — Gesperrt für den Durchgangsverkehr wird die Bachgasse von heute Donnerstag an wegen Vornahme von Arbeiten an der Wasserleitung. —s. In» Stadttheater fand gestern Abend das letzte Gastspiel von Herrn vr. Emil Pohl vom deutschen Theater zu Berlin statt. Herr Pohl, welcher den Doktor Klaus in L'Arronge's bekanntem Lustspiel wiedergab, erntete für seine treffliche charakteristische Dar stellung den stürmischen Beifall der zahlreichen Anwesenden, nnd wurde nach den Aktschlüffen durch wiederholte Hervorrufe gefeiert. — Der Bildnngsverein Deutschland hatte für seinen gestrigen Vortragsabend eine Rezitation der Dichtung unseres Mit bürgers vr. Ohorn „Der Ordensmeister" durch den Verfasser in Aussicht gehabt; da Letzterer jedoch verhindert war, halte Herr Ge- werbschullehrer Emil Walther auf Ersuchen des Vorstandes sich bereit erklärt, über das Thema „Der 70er Krieg im Spiegel des Volksliedes" zu sprechen. Die zahlreichen Hörer und Hörer innen lauschten mit sichtlich wachsendem Interesse dem von tief empfundenem Patriotismus und von innig gefühlter Begeisterung für die Ruhmesthaten unseres siegreichen Heeres durchdrungenen fesselnden Vortrage, der in vuntem Wechsel an unserem Geiste all die vielseitigen Bilder vorüberziehen ließ, welche der einem Gottesgerichte gleichende, unvermeidlich gewesene Kampf gegen den die deutsche Ein heit hemmenden Erbfeind im Gefolge hatte. Ganz besonders mußte der Vortrag das Gemüth derjenigen Zuhörer ergreifen, welche im letzten Feldzuge als Mitkämpfer gestritten und gelitten haben, und deren dereinstiges Empfinden nun wieder wachgerufen wurde. Langdauernder begeisterter Beifall dankte dem beliebten Redner, welcher schon bei dem letzten Familienabcnde des Vereins durch den Vortrag seiner bereits allerorts anerkannten Dichtung „Aus Deutschlands Ehrentagen" (mit lebenden Bildern) diesen patriotischen Kreis be geistert hatte. Der Vorsitzende, Herr Gewerbschullehrer Heinsius, sprach dem Vortragenden den Dank der Versammelten aus, welche sich zum Zeichen ihrer Anerkennung von den Plätzen erhoben. Der Herr Vorsitzende widmete in Bezug auf die bevorstehende Feier des Kaiser-Geburtstages entsprechende Worte und verlas aus dem in hiesigem Verlag erschienenen Buche Emil Walthcr's (Sammlung seiner für Patriotische Gedenktage gedichteten Prologe) einen Prolog zum Geburtstag Kaiser Wilhelm's II. und brachte unserem Kaiser ein dreifaches Hoch auS. Herr Alexander Wiede sprach als ehemaliger Mitkämpfer Dank aus für die seitens des Vereins wiederholt durch verschiedene Veranstaltungen kundgegebene Anerkennung der treuen Pflichterfüllung unseres Heeres und Herr Gymnasial - Professor Müller betonte die gerade jetzt unserem Heere gegenüber zu erfüllende Pflicht, welche allen Patrioten an's Herz zu legen ist. — Möge es dem Verein vergönnt sein, bei allen seinen Unternehmungen die gleiche patriotische Stimmung dauernd zu erhalten. — Für Ovstba»-Frem«ve. Eine Versammlung der hiesigen Sektion für Obstbau findet morgen Freitag Abend in der „Magde burger Vierhalle" statt. Zu dieser Versammlung sind alle Obst- und Gartenfreunde eingeladen. Mitglieder der Sektion seien besonders darauf aufmerksam gemacht, daß Edelreiser bewährter Obstsorten in Winklers Obstplantage, Salzstraße 20, gratis abgegeben werden. —* Verkehrsstörung. Gestern Vormittag in der 12. Stunde stürzte aus der Königstraße der Wagen eines 2 spännigen Lastgeschirrcs in Folge Herausfallens des Bolzens am linken Hinterrad um und kam auf das Straßenbahngeleis zu liegen. Dadurch entstand eine Verkehrsstörung von über einer Stunde. Die Passagiere der Straßen bahn mußten an dieser Stelle umsteigen. —* Unfall. Einem Arbeiter sprang vorgestern in einer hiesigen Maschinenfabrik beim Ausstanzen von Stahlblech ein Splitter in's linke Auge, wodurch ihm dieses schwer verletzt wurde. Der Verletzte mußte in einer hiesigen Augenheilanstalt untergebracht werden und wird jedenfalls dessen Sehvermögen auf dem verletzten Auge sehr be schädigt bleiben. —* Durchgebrochcu. Am Dienstag Abend brach in einem Gasthause an der Zwickaucrstraße der Hausdiener beim Reinigen des einen Theil des Hofes überdeckenden Glasdaches, auf dem er stand, durch, fiel auf Bierfässer und verletzte sich so schwer dabei, daß er sich nicht mehr erheben konnte. Ein sofort herbeigerufcner Arzt legte dem Schwerverletzten einen Nothverband an, worauf derselbe mittelst Wagens nach dem Stadtkrankenhause gebracht wurde. — Z»«m Aufthnuen, bez. zur Berhiilttttg des Eiu- frierenS der Abtrtttschlote sei auf ein Mittel aufmerksam ge macht, das Herr Herm. Büttner in Chemnitz in einem Inserat in vorliegender Nummer empfiehlt. Es ist dies das sogenannte Auf- thau salz, das sich bei der empfindlich kalten Witterung der letzten Zeit in vielen Fällen bewährt hat. Das neue Adreßbuch von Cheumttz. Fassen wir heute einmal von dem reichen Inhalte des Adreßbuches den jenigen Theil ins Auge, in welchem die selbstständige» Gewerbtreibeudcn nuserer Stadt nach Stand und Beruf in alphabetischer Ordnung gesondert aufgesührt erscheinen, wobei wir allerdings nur die hier am meisteu ver tretene» Gewerbe und BcrnfSartc» berücksichtigen können. Relativ am stärksten sittdc» wir diejenige» unserer Mitbürger verzeichnet, welche als Biktnalien- »nd Grünwanretthändler sür die Befriedigung der Bedürfnisse von Küche nnd Haushalt ihrer Mitbürger besorgt sind, denn dar Adreßbuch führ» deren 653 (28 mehr als im Vorjahre) auf. Die nächsthöchste Zahl, uäinlich 551 (von welchen 102 der Innung angehöreu), also nur um 2 gegen die vorstehende Klasse znrückslchciid, erreichen Diejenige», welche als Schneider oder Schneiderinnen mit Hilfe einer Anzahl von Hilfskräfte» aus de» Schuh und die Verschönerung unseres Aeußcre» bedacht sind. Ihne» zunächst stehen die Jünger des VolkSpoeteu Ha»S Sachs, dem, nicht weniger als 540 Schuhmacher (unter ihnen 199 JunungSmilglieder) sind mit ihre» Gehilfe» für Beschaffung der Fußbekleidung ihrer Nebeumenschen thätig. An vierter Stelle erscheinen die Agenten und Komiiiissionäre für alle möglichen Artikel nnd Angelegenheiten, welche es ans die stattliche Zahl von 514 ge- bracht habe». Nahe an 500, nämlich 491 (im Vorjahre mir 476> Kolonial- waare »Handlungen liefern Aller, was in diese» Artikeln gebraucht wird und nicht weniger als 428 Gast- und Schankwirthschasten bieic» Gelegenheit znr Stillung des Hungers und Durstes, sowie zu Unterkommen je »ach Mitteln nnd Wahl. Ueber 400 «»gehörige, nämllcb 411, zählen sonst nur noch die Weber. Für die Beschaffung der unentbehrlichste» Nahrnngs- und feineren Genußminel Ist die immerhin »och stattliche Zahl von 280 Bäcker» <17 mehr als im Vorjahre) u»d, abgesehen von den Kleinviehschlächleni, 180 Fleischhauern besorg», welche» ebenfalls noch außerdem zahlreiche Hilfskräfte zur Seite stehen. Mehr als 100 finden wir sonst mir bei de» Kohlengeschäften mit 174, bei den allerdings mehr sür den Export arbeitenden Strumpswaarenfabriken mit 16?» bei de» Tischler» mit 161, bei den Mode- und Schnittwaareuhandluiigrn mit 147, bei de» MIlchhaudlnngen mit 1S8, bei den ebenfalls mehr für di, «»»fuhr wichtigen Maschinenfabriken und den Nollwaaren