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Ausgabe: Wochentags Abends (mit Dawm der nächsten TageS). — Die Anzeigen finden ohne PreiSausschlag zugleich «er- breitung durch dl« Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. Nr. 22. —13. Jahrgang. — Amtliche Anzeigen. Verlags-Anstalt: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstraße 5. Freitag, 27. Januar 1893. Freitag, deu 27. Januar 1893, von Vorm. 9 Uhr ab, soll im AuktiouSlokai« de» hiefigeu Jnstizgebäudes eine große Partie Pfandstücke, namentlich: Möbel, Bilder, Spiegel, SophaS, Negnlateure, Bett stellen, Matratzen, 1 Plüschgarnitnr, PianiiwS, Ladentische, Regale, 16 000 St. Cigarre», Tafel- »»d Brückenwaage», 1 große Partie Fonrnire, Tischlerleim, Teppiche, CocoS-Läufer, Gcldichränke, Pulte, 20 Paar Hose», gold. und filb. Nemontoir-Uhreu, Uhrkette», Leihhausscheüie über Stoffe »nd Uhren, Winter- rockstvffe, 1 große Partie Perl- und andere Besätze, Möbelschunre», Gardinen- baltcr, ca. 380 Groß Knöpfe, Frauenschllrzen, Franenröcke. Damenschnlter- krage», Balltücher, ShawlS, Normalhemde», Kinderanitzchen, Hauben, Shlipse, Strohhüte, Schuiuckseder», ca. 65 Psd- Nähseide, Schreib- und Druckpapier, Briefbogen, Couverts, Portemonnaies, Brief- und Cigarrentaschen, Scdreib- mavpen, 2 eiserne Linonmaschinen, Nähmaschinen, 1 Stntznhr, 1 Kronleuchter, 1 Pferd, ca. 50 Stück Pfosten, 1 UniversalholzbearbeitnngSmaschine, l Stauch- »nd 1 Bohrniaichine, 1 Fcldschmiede, 1 Prägemaschine, 4 Schraubstöcke, 1 Orchestrio» mit 10 Walzen, Herren-, Damen- und Kinderstiefel, 64 Paar Tuchpantoffcln, Slieselschäfte, Leder, Gummi, Band. Drillich, Kalbfelle, 1 Papagei mit Bauer u. B. in. (gegen sofortige Bezahlung meistbietend versteigert werden. Selbmann, Ger.-Bollz. bei dem König!. Amtsgericht Chiinuitz. Dem deutschen Kaiser! Chemnitz, den 26. Januar 1893. Inmitten harter Winterszeit, inmitten mancherlei Hoffnungen und Sorgen begehen wir das Wiegenfest Kaiser Wilhelms II. in deutscher Treue und Zuneigung. Gerade gegenwärtig haben wir mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen; der harte Druck des Arbeit- lcbcns, manche fehlgeschlagene Erwartung bleiben nicht ohne Rück wirkung auf das Gemüth, und politische Meinungsverschiedenheiten durchtoben heute noch, wie früher, das deutsche Vaterland. Aber wo ist denn ein Paradies auf Erden? Schauen wir nach Norden, nach Süden, wenden wir die Blicke zur Rechten und zur Linken, nirgends ist es besser, vielfach ist es schlechter. Wir sehen die Verwirrung in Frankreich, wir haben von schweren Thaten aus anderen Ländern ge hört, und wir erkennen, daß es doch die starke Autorität des Ober hauptes des deutschen Reiches ist, welche uns Ruhe und Ordnung, friedliche Entfaltung des Gewerbefleißes und frohes Schaffen mit Kopf und Hand sichert. Die kaiserliche Autorität hat uns Ruhe und Ordnung im Innern erhalten, die kaiserlichen Bemühungen sind es in hervorragender Weise mit gewesen, welche dazu beigetragen haben, daß in den Beziehungen zum Auslande Manches eine mildere Form annahm. Eine energische Hand und ein klares geistiges Auge vereint Kaiser Wilhelm II. mit einander, und das fortreißende, auflodernde Ungestüm des sugendlichcn Feuergeistes hat seinen Platz abgetreten an das bedächtige Erwägen des Mannes. Regenten und Staats männer können nicht erzogen werden, sie müssen geboren sein, undmit ihnen und in ihnen die Erkenntniß ihrer weitgehenden Aufgaben, ihrer verantwortungsrcichen Stellung. Der deutsche Kaiser schafft im Verein mit Fürsten und Volk die unbezwingliche Kraft, die im deutschen Namen liegt. Um den Kaiser stehen die deutschen Fürsten und die deutschen Stämme, sein Leitstern ist das Wohl der Gesammtheit, seine Richt schnur Verfassung, Recht und Gesetz. Wenn wir sehen, wie in Frank reick Recht und Gesetz gebeugt worden ist, so können wir um so dankbarer sein für den starken Rechtsschutz, den wir durch den Kaiser haben. Deutschland hält fest an seinen Kaisern aus dem Hvhcnzollern- haus, die ihm viel gaben, viel von ihm empfingen. In schwerer Zeit, in trüben Tagen bestieg Kaiser Wilhelm II. den Thron und wacker hat er gekämpft für die Aufrcchterhaltung des Friedens, für die Herbeiführung von regem Leben in Handel und Wandel, in Gewerbe und Landwirthschaft. Vieles ist begonnen, nicht Alles ausgeführt und Manches gescheitert, aber zum regen Die Schwestern. Novelle von K. Sommer. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten. „Ich werde das Kind gleich hierher bringen lassen, und wenn Sie auch der Meinung sind, daß noch eine Möglichkeit des Gelingens vorliegt, dann wollen wir in Gottes Namen morgen die Operation vollziehen. Die Eltern des armen Kleinen haben sich mit unserer Entscheidung im Voraus einverstanden erklärt, und steht unfern: Ein greifen also nichts mehr im Wege." Der Arzt erhob sich nach diesen Worten und klingelte. Eine Diakonissin erschien und fragte nach seiiiem Begehr. „Ich bitte Schwester Nora, herüber zu kommen mit dem kleinen Ernst." „Sehr wohl, Herr Doktor,- aber Schwester Nora ist gerade be schäftigt zu verbinden, kann ich Ihnen das Kind nicht herüberholen?" Der Doktor runzelte ärgerlich die Stirn. „Schon wieder? Ich meine, sie hätte das gestern und vorgestern auch schon gethan, wechselt das denn nicht einmal ab? Schwester Nora muß überhaupt etwas geschont werden, sie ist zu zart und kommt mir in letzter Zeit recht blaß und angegriffen vor. Sie muthet sich zu viel zu." „Ja, Herr Doktor, sie thut fast so viel wie zwei von uns, aber sie will nicht anders. Das Schlimmste und Schwerste sucht sie sich immer aus, aber wir können cs nicht ändern, und die Kranken wollen es nun auch nicht anders. Sie haben sich an Schwester Nora gewöhnt, und nun soll sie immer kommen." Der Doktor fuhr erregt auf. „Das geht aber nicht so, Schwester Hedwig. Die Vorsteherin muß energisch dagegen austrcten. Ich werde auch mit Schwester Nora ein ernstes Wort sprechen, sie geht in ihrem Eifer und ihrer »Selbst aufopferung entschieden zu weit. „Ja, was nun thun?" fuhr er unentschlossen fort. „Das Kind ist so eigen, es will bei Niemandem sonst sein, als bei Schwester Nora. Gleich fängt es an zu schreien, wenn es ein fremdes Gesicht sieht, und cs liegt mir viel daran, daß das Kind ruhig ist bei der Wetteifer, zur Bethätigung von Vaterlandsliebe und deutscher That- kraft hat eS Anlaß gegeben. Und immer war der Wille rein, war die Absicht eine edle, niemals haben deutsche Interessen eine Nicht achtung erfahren. Auch der mächtigste Fürst der Erde kann nicht Alles mit einem Male tadellos und makellos machen, er kann nicht eine über alle Kulturstaaten verbreitete Müdigkeit und Abspannung, die Folge langen, mühevollen Ringens, durch frische Lebenskraft er setzen, er kann dem Darniederliegen des geschäftlichen Verkehrs, das langsam kam und langsam gehen wird, nicht plötzlich ein Ziel setzen; aber der Kaiser hat sich für eine Besserung bemüht, er hat wieder holt die deutsche Thatkraft angerufen, und einen sprechenden Beweis seines felsenfesten Vertrauens für die gedeihliche Entwickelung der Geschicke des deutschen Volkes gegeben. Wir rasten nicht und wir rosten nicht unter des Kaisers Szepter, wir wissen heute uns frei von aller Ueberhastung, und wir sammeln Erfahrungen, die dazu bei tragen werden, gut zu machen, was heute einer Besserung bedürftig er scheint. In flammender Begeisterung sind wir vor mehr als zwanzig Jahren eingetreten ins deutsche Reich; den sonnigen Tagen mußten auch mit Naturnothwendigkeit einmal trübe folgen, denn in sochen bewährt sich, was in froher Zeit geschaffen wurde. Und es hat sich bewährt! Sind auch der Klagen und Wünsche unendlich viele, ver langt der Eine Sonnenschein, während der Andere Regen will: was wäre denn, wenn die deutschen Bundesstaaten auch heute noch ge trennt, Jeder auf sich angewiesen, durch die Welt marschirten? Wir liefen den übrigen einheitlich geschloffenen Nationen, die sich zielbe wußt entwickelt, nach und trügen noch an ganz anderen Lasten wie heute. Der Deutsche hat nicht Alles ausgezeichnet daheim; aber er hat keinen Grund, sich anderswohin zu wünschen. Unser Reich steht fest wie unser Ansehen, daran hat Kaiser Wilhelm II. nicht rütteln lassen. Eine Kaiserkrone bringt viel Mühen und Sorgen, der Kaiser hat's in seinen letztvcrgangenen Lebensjahren erfahren. Die Ent wickelung der inneren Politik hat viel zu rathcn und zu thaten ge geben, nicht immer war cs leicht, das Richtige sofort zu treffen. Der Geist der Zeit macht empfänglich für eine scharfe Kritik, nur daß dieser sehr leicht vergißt, daß der Herrscher eines großen Reiches für Alle zu sorgen, Allen Rechnung zu tragen hat. Auf hoher Warte steht der Regent, und die Pflicht, des Staates erster Diener zu sein, schließt die andere ein, ein gewissenhafter Vertreter zu sein. Und darin ist Kaiser Wilhelm dem Vorbild seines Vaters und seines Groß vaters gefolgt. Der Kaiser hat sich als ein treuer Volksfreund er wiesen, keinerlei politische Streitigkeiten können das verwischen. In ihm lebt eine unzerstörbare Zuversicht auf die Machtcntfaltung seines Volkes in aller Zukunft, und diese Zuversicht wollen wir nicht täuschen. Weder der Kaiser, der in so jungen Jahren den glänzenden Thron bestieg, noch irgend ein deutscher Mann wollen einen Bruch des Friedens. Im Verein mit unseren Verbündeten, uns unserer Kraft bewußt, halten wir den Frieden, den Frieden, der der Regierung des Kaisers, ihm und uns Allen glückliche und gesegnete Tage noch in reicher Fülle bis in ferne Zukunft bringen möge. Dem Kaiser aber, dem Schirmer des Reiches, deutscher Ehre und Macht, bringen wir unseren ehrerbietigen Glückwunsch dar: Hoch der Kaiser und sein Haus, heute und alle Tage! Politische Rundschau. Chemnitz, den 26. Januar 1893. D-,,tsch-s Reich. — Vom Kaiserhofe. Am Mittwoch wurde im Berliner Schlosse die Vermählung der Prinzessin Margarethe von Preußen „Sehr wohl, Herr Doktor!" Und die Diakonissin ging. „Es erscheint Ihnen jedenfalls merkwürdig, Wcrthcim," fuhr der Arzt gegen seinen Gast fort, „daß ich unter so vielen helfenden Schwestern gerade nach dieser einen verlange. Aber der Knabe will sich nun einmal von keiner anderen beruhigen lassen." „Sie haben diese Diakonissin wohl schon lange?" warf Doktor Wcrtheim ein. „O nein, durchaus nicht. Anfangs habe ich auch viel Geduld mit ihr haben müssen, denn es war durchaus nicht innerer Trieb, der sie diesen Beruf wählen ließ. Ich habe selten eine Diakonissin ge sehen, die so mit Grauen, so mit Widerstreben an ihre Obliegenheiten heranging, und ich habe mehr als einmal auf dem Punkte gestanden, sie zu entlassen. Aber dann bat sie mich so flehentlich, sie zu be halten, als ob mindestens ihr Leben davon abhing. Und so blieb sie, und nachdem sie mit äußerster Willenskraft ihre Abneigung über wunden, ist sie eine unserer beste» Diakonissinnen geworden, die ebenso sehr die Liebe ihrer Mitschwestern, als die der Kranken besitzt." Eine Meldung an den Anstaltsarzt unterbrach hier das Gespräch. Doktor Ehrenbreit mußte für eine kurze Weile seinen Besuch verlassen. Günther Werthcim vertiefte sich indeß in eins der dort liegenden Bücher, so daß er ein leises Klopfen an der Thür überhörte. Erst als dieselbe sich öffnete, schaute er von seinem Buche auf. Es war die Diakonissin mit dem Kinde, eine zarte, schlanke Gestalt, in dem üblichen schwarzen Gewände der Krankenpflegerin. Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, der Kopf des Kindes lag auf ihrer Schulter und verdeckte fast ihre Züge. Erst als sie mit einer leichte» Wendung den Kopf hob und grüßend näher trat, konnte er das feine, blasse Antlitz sehen. Und da schnellte er von seinem Sitz empor. Gott im Himmel, war das „Ellinor!" schrie er auf, und „Günther!" klang es leise durch den Raum. Die zarte, schlanke Gestalt lehnte sich taumelnd gegen die Wcmd, mit krampfhafter Bewegung den Knaben an sich pressend. Günther sah cS, ihre zitternden Arme konnten das schwere Kind kaum mehr halten, und im nächsten Moment stand er bei ihr, mit seinen starken Armen sie Beide umfassend. mit dem Prinzen Friedrich Carl von Hessen festlich begangen. Am Morgen des Festtages, dem zu Ehren viele Häuser Berlins und alle/, amtlichen Gebäude geflaggt hatten, statteten der Kaffer und die Kaiserin der Kaiserin Friedrich einen Besuch ab. Die Witterung entsprach der Festfeier freilich wenig, das plötzlich eingetretene Thanwetter hatte di« Straßen in Schmutzsecn verwandelt, in die sich ununterbrochen leiser Regen ergoß. Schaulustiges Publikum zeigte sich in größerer Zahl auch nur in den Nachmittagsstunden. Auf einer gegen Mittag unternommenen Spazierfahrt stattete der Kaiser dem am Abend zu vor angekommenen russischen Thronfolger Nikolaus in der russischen»^ Botschaft einen Besuch ab. Um diese Zeit zog gerade die Wache mit dem üblichen Geleit von Paradebummlern auf und es entstand a» der Schloßbrücke ein recht lebhafte- Gedränge. Ohne wesentliche An strengungen stellte indessen die Polizei die Ordnung wieder her. Der. Tafel bei dem Kaiserpaare im Schlöffe wohnten der König von Sachsen, der russische Thronfolger, der jetzt einen recht männlichen ^ Eindruck macht, der Herzog von Edinburg und andere Fürstlichkeiten bei. Gegen 4 Uhr begannen die Vermählungsfestlichkeiten. Die Prinzessin-Braut wurde unter großer Kavallerieeskorte im Galawagen aus dem Palais ihrer Mutter in das Schloß übergeführt. Nach der vom Hausminister vorgenommenen Ziviltrauung folgte in der Schloß kapelle durch den Hofprcdiger Dryander die Zeremonie und unter dem Donner der Geschütze der Ringwechsel. Bei der hierauf folgenden Cour nahmen die Neuvermählten die Ehrenplätze im Weißen Saal« ein; bei der Hochzeitstafel brachte der Kaffer das Hoch auf das ' ^ ' AH Paar aus. Den Schluß des Festes bildete der historische Fackestan) (Polonaise), bei welcher dem Kaiser und der Kaiserin die Minissttz: mit brennenden Kerzen voranschritten. Nach der Feier begab sich das junge Paar nach Potsdam, wo cs in» dortigen Stadtschlosse vor-''' erst Wohnung nimmt. — In den Abendstunden gab es in den Straßen Berlins noch einige Lärmszenen; ernstere Tumulte, die aus Anlaß der Massenversammlung von Arbeitslosen mehrfach befürchtet wurden, sind bisher aber nicht bekannt geworden. , / — Kaiser Wilhelm hat, wie die „Pol. Korr." aus Kopen hagen meldet, dem König Christian von Dänemark auf telegraphischem Wege sein lebhaftes Bedauern darüber ausgedrückt, daß der König sich durch die gegenwärtig zwischen Dänemark und Deutschland be stehenden Schwierigkeiten verhindert sehe, anläßlich der Vermählung der Prinzessin Margarethe nach Berlin zu kommen. — Bei den Festlichkeiten am Berliner Hofe ist d«« Reichskanzler Graf Caprivi der Gegenstand mannigfacher Auszeich nungen geworden. Sowohl der König von Sachsen, wie der russische Thronfolger haben dem leitenden Staatsmaiine Besuche abgestattet und denselben zu längerer Unterredung empfangen. — Der Kaiser verlieh dem russischen Thronfolger die Kette zum schwarzen Adler- ordcn. — Der Kronprinz von Rumänien erhielt den Schwarzen Adlerorden. — Generalgonbernenr Frhr. v. Soden hatte bekanntlich, als er zur Herstellung seiner Gesundheit einen Urlaub nach Bombay antrat, die Absicht kundgcgcbcn, vor seiner Abreise nach Dar-eS- Salaam zurückzukehren. Nach weiteren aus Bombay eingetroffenen Nachrichten scheint diese Absicht jetzt nicht mehr ausführbar zu sei», wahrscheinlich wird Frhr. v. Soden von dort aus sogleich nach Deutschland znrückkchren. Frhr. v. Soden reiste als Gouverneur von Ostafrika am 19. März 1891 von Neapel ab und übernahm die Ge- chäfte am 10. April; rechnet man die zwei Monate hinzu, die er vom Oktober bis Dezember 1890 zu einer Bcobachtungsreise dahin brauchte, so hat er fast genau zwei Jahre in Ostafrika zugebracht. — Prensiisches Abgeordnetenhaus. (Mittwoch-Sitzung.) neigte sich zu ihr, „hier muß ich Dich finde», hier, als barmherzige Samaritcrin?" Sie sah zu ihm auf mit großen, feiichtglänzeiiden Augen, voll Liebe und Dcmnth, aber kein Wort kam über die zitternden Lippen. Er mußte sie erst zu einem Sessel führen, sie und das Kind. Und dann kniete er vor ihr und blickte wortlos eine Weile in das üße, blasse Gesicht. „Mein Liebling," sagte er dann wieder, leise und innig, „das sonntest Du thun für mich, so weit Dich selbst überwinden, Dein Grauen, Dein Entsetzen?" Sie lächelte ihn an, unter Thränen legte sie ihre Hand auf ein Haupt. „Ich wußte es ja, Du lieber, strenger Mann, ich konnte nicht leben ohne Dich und ich mußte Dein Vertrauen wieder gewinnen. Einen anderen Weg wußte ich nicht. Bist Du nun zufrieden mit mir, Günther, hast Du nun wieder Vertrauen zu Deiner Ellinor?" Er antwortete nicht, aber er küßte den süßen Mund, der solche Worte sprach, heiß und lange. Und am anderen Tage schrieb er einen Brief an seine Mutier voll namenlosen Jubels. „Ich habe sie gefunden, Mutter, mein Liebstes und Bestes, meine Ellinor. Und weißt Du wie? In der schwarzen, schmucklosen Tracht einer Krankenpflegerin, als Schwester Nora. Das war die Schule, die sie dnrchmachcn wollte, Mutter. Bin ich nicht ein glück- eliger Mensch, ist je ei» Mann so geliebt worden wie ich? Ich bin noch in einem Taumel, Mutter, wie berauscht von Glück. Und noch ein Anderes macht mich so froh, so stolz: die Operation an dem Kinde ist gelungen, meine Hand hat sie, auf meines Kollegen Wunsch und in: Beisein mehrerer Acrzte vollzogen. Kannst Du nachfühlen, wie mir zu Muthe ist, so froh, so leicht, so dankbar!" „Wenn Du sehen könntest, Mutter, wie meine Ellinor geschickt und sorglich waltet am Krankenbett I Und wie liebste sie Alle haben!" (Fortsetzung folgt.) Ren veitretenden Abonnenten Wied dev bereits er schienene Theil dieses Romans «ms Verlangen kostenfrei nachgeliesert. Postavonnenten wollen ihre genaue Adreffe an die Verlagö-Anstalt einsenden.