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Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189302042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18930204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18930204
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-04
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.02.1893
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MH? - ^ in Berlin anwesenden Generale, höhere Stabsoffiziere, Deputationen von Offizieren der Regimenter, bei denen der Gefeierte stand, der grfammten in Berlin garnisonirenden Regimenter rc. Allen Gratu lanten konnte die Generalin die Mittheilung machen, daß das Un Wohlsein nur ein leichtes sei. Fortgesetzt liefen Depeschen ein, wie auch eine große Fülle von Bluincnspenden für den Jubilar ab gegeben wurden. — Die „Hamburger Nachricht«»»" kommen nochmals aus den Trinkspruch des Kaisers zu Ehren des Zaren zurück und bemerken dazu: Der Toast, den der Kaiser zu Ehren des Zarewitsch ans den Kaiser von Rußland ausgebracht hat, ist ohne Zweifel das wichtigste politische Erciguiß der jüngsten Vergangenheit. Die Thatsachc, daß der Großfürst-Thronfolger überhaupt nach Berlin gekommen ist und noch mehr die, daß der Kaiser ihn so freundlich und in Erinnerung an die alten Verhältnisse begrüßt hat, ist für uns im höchsten Maß erfreulich. Wenn die zerrissenen Drähte, die Berlin und Petersburg Verbanden, jetzt wieder angeknüpst werden, so wollen wir uns im Interesse ihrer neuen Befestigung für alle Zukunft gern jeder Kritik der Vorgänge enthalten, welche die Ursache ihres Abreißens gewesen find. Wir haben uns über die Ernennung eines in Rußland will kommenen Botschafters in der Person des Generals v. Werder gefreut und wir freuen uns noch mehr über die : Auffassungen, welche der Kaiser nach den vorliegenden Berichten dem russischen Thronfolger gegenüber zum Ausdruck gebracht hat. — Einen mcrkwiirvlgctt Weg schlägt die Pariser Presse ein, um sich in der Gunst der russischen Regierung, die sie durch die Angriffe aus den russischen Botschafter Mohrenhcim verscherzt hatte, Wieder zu befestigen. Wie aus Paris gemeldet wird, sucht die dortige Presse den Schwindel mit dem Extrablatt über, das Attentat auf den Zaren so darzustellen, als hätten alle Berliner Blätter die Erfindung durch Sonderausgaben verbreitet. Wir brauchen nicht nochmals fest- zustcllen, daß kein einziges Berliner Blatt die Nachricht ernst ge nommen hat. — Der Bttttdesrath hielt am Donnerstag in Berlin eine Plenarsitzung ab. Unter Anderem wurde das neue Rcichsseuchen- gesctz in erster Lesung berathe» und daun den zuständigen Ausschüssen überwiesen. — Die kottfervative Partei-und der preußische Landwirth- fchaftsminister. In der konservativen „Krcuzztg." finden sich folgende Zeilen: Im preußischen Abgeordnetenhause hat am 1. d. M. Frhr. v. Minnigervde wiederum auf die üble Lage der Landwirthschaft hiw gewiesen. Hier sei nur bemerkt, daß die Erwiderung des Landwirth schaftsministers nicht befriedigender war, als in früheren Fällen. Er gab auch diesmal wieder zu, daß die Landwirthschaft, zumal im Osten, sehr übel daran seH blieb aber gleichwohl dabei, daß die konservativen Redner „übertrieben" hätten. Wenn er zum Schluffe meinte, daß wir „tragen müssen, was uns auferlegt sei", so ist das im Sinne christlicher Ergebung richtig. Vom Standpunkt der Gesetzgebung und Verfassung jedoch, die sich mit den Dingen dieser Welt zu befassen haben, können wir uns mit einer so resignirtcn Auffassung aber nicht befreunden. Wir müssen leider annchiuen, daß Aeußeruugen dieser Art die ohnehin unter den Landwirthcn herrschende Unzufriedenheit und Verstimmung noch bedeutend erhöhen und der konservativen Partei die Aufgabe, hier beruhigend einzuwirken, soweit sie kann, erheblich erschweren werden. Darum muß wenigstens deutlich gesagt werden, baß wir mit der Methode des Herrn Ministers durchaus nicht ein verstanden sind. — Angesichts der «euere» Choleraerscheinnngeu im Saalkreise und in Nordwestdeutschland ist in den zuständigen leitenden Kreisen die Aufmerksamkeit auf die Gefahr eines intensiveren Auf tretens der Seuche in der wärmeren Jahreszeit gerichtet. Es besteht die Absicht, zu den bestehenden Rcichskommissariaten noch mehrere neue einzusctzen, z. B. in Memel; außerdem werden überall in den einzelnen Bezirken bakteriologische Stationen errichtet. Man giebt sich der Hoffnung hin, daß die Seuche wieder, wie im vorigen Jahre, lokalisirt werden kann. Das war der größte Fortschritt gegen die früheren Perioden des Auftretens der Epidemie. — Die Cholera. In Nietleben bei Halle und Umgegend sind auch in den letzten Tagen nur einige wenige Cholerafälle verzeichnet, vorsichtshalber sind aber doch bis auf Weiteres im Saalkreise Ver sammlungen und Vergnügungen verboten. Auch in Berlin sollte ein vereinzelter Cholerafall vorgekvmmen sein, doch ist diese Nachricht unbegründet. — Eine graste Attarchistenversammluug war in Berlin für Mittwoch Abend berufen und von etwa 1500 Personen besucht. Ein großes Aufgebot von Schutzleuten war erfolgt und im Saale selbst befanden sich zahlreiche Kriminalbeamten. Die Verhandlungen selbst boten nichts Neues: die Anarchisten schimpften ans die Sozial demokraten, Diese auf Jene, und die „Unabhängigen" ließen an Beiden kein gutes Haar. Nur ein neuer Vorschlag wurde Seitens der Anarchisten gemacht, als ihnen gesagt wurde, daß viele Menschen nicht arbeiten würden, wenn sie sich an nichts Anderes, als nur an ihren Instinkt zu kehren hätten. Sie meinten, solchen Leuten könnte ja durch das Geld, welches durch den Wegfall der Gerichtskosten gespart würde, ein behagliches Leben bereitet werden. Gegen 1 Uhr Nachts hatten die Redner durch ihre langathmigen Tiraden den Saal so ziemlich leer geredet. Die Hunderte, welche blos neugierig in die Versammlung gegangen waren, sagten: einmal und nicht wieder! — Neues aus Dentsch-Ostafrika. Kompagnicsührer Johannes, der seit Aushebung des Kommissariats für das Kilimandscharogebict mit der Wahrnehmung der Geschäfte der obersten örtlichen Behörde für das Gebiet beauftragt ist, hat sich, wie er unter dem 14. De zember v. I. aus Kisnani berichtet, gcnöthigt gesehen, eine Bestrafung von Massai vorzunehmen, welche die Post-Askaris angegriffen hatten. Letztere waren unter Bedeckung von etwa 20 Soldaten auf dem Wege nach Maruugo begriffe», als sie von den Massai, welche Ab gaben forderten, angegriffen wurden. Zwei Askaris fielen, einer wurde verwundet. Kompagnieführcr Johannes verfolgte die Massai, welche bereits von seinem Anmarsche gehört hatten und im Abzüge nach dem Panganifluß begriffen waren. Es gelang ihm jedoch, die selben noch cinznholcn und zu schlagen. Es fielen 50 Massai, während unsererseits keine Verluste zu verzeichnen sind. Außerdem wurden ihnen 200 Ziegen und 150 Esel abgcnommen; von letzteren wurden 100 nach Zanga gesendet und dem kaiserlichen Gouvernement zur Verfügung gestellt. In einem der zerstörten Kraale wurden 3 Seitengewehre und 1 Patronentasche, welche unseren Askaris ab- genommcn waren, vorgcsnnden. Oesteneich'Uitgaim. — Der Kronprinz und die Kronprinzessin von RttMättie» sind auf der Durchreise nach Bukarest in Wien ciuge- troffcn. Ihnen zu Ehren fand in der dortigen Hofburg Galatafel statt. — Die streikende» Arbeiter der staatlichen ungarischen Gewehrfabrik haben zum großen Thcil ihre Thäligkeit wieder aus genommen. Italien. — Der Baukenskiiudol in Ron» hat nun auch ein Opfer gefordert. Gegen den Abgeordneten de Zerbi soll ein Strafverfahren wegen Bestechung eingclcitet werden. Er wird beschuldigt, von der Banca Roniana 400.000 Franks angenommen zu haben, um bei der Revision der Bankverhältnisse im Jahre 1891 ein Auge zuzudrückcn. Der Beschuldigte bezeichnet sich als nichtschuldig und wünscht selbst ein Strafverfahren, um seine Unschuld beweisen zu können. Frankreich. — I« dev Panamageschichte herrscht völlige Stille, und auch das Urtheil gegen die Direktoren der verkrachten Kompagnie läßt auf sich warten; die Verlheidiger der fünf Angeklagten reden nun schon fast zwei Wochen. — I»» Marseille gab cs aus Anlaß des Bäckeransstaudes wiederholte heftige Krawalle. Polizei und Gcnsdarmerie mußten mühsam die Ordnung wiederherstellen. Dieser Ausstand ist ganz merkwürdiger Natur! Es wird darüber berichtet: Die Bäcker haben ihre Läden geschlossen, weil der Bürgermeister, um die Bevölkerung vor stattgehabtcr Ucbervorthciluug zu schützen, den Brotpreis amtlich seststclltc. Die Behörden bemächtigten sich aller Backöfen und stellten aus den Land- und Seetruppen Bäcker ein Dennoch konnte der ganze Brotbedarf nicht befriedigt werden, so daß die Bevölkerung recht aufgeregt ist. — Eine» sehr schroffen Artikel gegen Rntzland bringt das Journal „Evenement". Es sagt: „Rußlands neue Haltung zu Deutschland hat in Frankreich Ueberraschung und einen peinlichen Eindruck hervorgerufen. Etwas hat sich geändert, Frankreich ist berechtigt, zu wissen, was. Seit zwei Jahren erweist Rußland uns Artigkeiten, auf die wir mit Kompli menten antworten. Jetzt ist es Zeit, zu. ernsteren Dingen überzu gehen, und endlich von deni berühmten Bundesvertrag zu reden, der gewiß vorbereitet wurde, aber nicht unterzeichnet ist!" Die Franzosen stellen sich mit Gewalt dünn», wenn sie nicht einschcn wollen, welchen Eindruck der Panamaskandal in ganz Europa, und nicht zum wenigsten in Rußland gemacht hat. — Es herrscht überhaupt grotze Ber- Vrleszlichkeit in Paris. Der Besuch des russischen Thronfolgers in Berlin kann gar nicht überwunden werden, und auch der Ent wickelung der Dinge in Eghpten wird mit gemischten Gefühlen ent gegengesehen. Man möchte sich so gern einmischen, aber es fehlt der rechte Grund dafür, nachdem Frankreich vor Jahren das angebliche Anerbieten abgelehut hat, mit nach dem Nil zu kommen! Spanien. — Die Masernkrankheit, an welcher der kleine König Al- fonso erkrankte, nimmt ihren gewöhnlichen Verlauf. — Madrider Zeitungen melden aus dem Sultanat Marokko den Ausbruch neuer Unruhen. Die Meldung scheint auf die bekannte große Lust der Spanier, sich in die marokkanischen Angelegenheiten einzumischcn, zurückzuführcn zu sein. — I», Gabor in der Provinz Almeria fand eine Dynamitcxplosion statt. 10 Personen wurden getödtet, resp. verletzt. Schweiz. — Der Zollkrieg zwischen Frankreich und der Schweiz nimmt an Schärfe zu. Die französischen Handlnugsreisendcu, welche bisher abgabenfrei in der Schweiz verkehrten, müssen vom 1. Febr. ab eine solche von 300 Frks. bezahlen. — Der Sozialdemokrat Köster in Zürich, dessen Auslieferung Deutschland wegen Meineides verlangt hat, hat den Meineid im Verlaufe eines Prozesses wegen Majctätsbeleidigung gcthan. Der Bundcsrath hat von der Neichs- rcgicrung die Zusicherung verlangt, daß Köster nur wegen des ge meinen Verbrechens des Meineides, nicht aber wegen des politischen, der Majestätsbeleidigung, verfolgt werde. Gieotzbritannien. — In» Parlament geht die allgemeine Debatte über die ge- sammte Politik ihren Weg weiter, ohne daß dabei etwas Hervor ragendes zu verzeichnen wäre. — I»» Südwales droht wieder einmal ein ernster Konflikt zwischen Grubenbesitzern und Arbeitern Ans Birmah werden erneute Kämpfe zwischen Engländer»' und Eingeborenen berichtet. Diese fortwährenden Scharmützel kosten den Briten manchen Mann, ohne ihnen doch neiMnswerthen Nutzen zu bringen. Rtchland^ — Ans Petersburg kommt Ebenfalls die Meldung, daß der russische Botschafter von Mohrenheim in Paris bald von seinem Posten zurücktretcn wird. Dew. Zaren ist es nicht angenehm zu hören gewesen, daß der Name seines Vertreters so häufig im Panamaskandal genannt worden ist. — Petersburger Zeitungen publiziren einen Brief der Exkönigin Natalie von Serbien, aus welchem ersichtlich ist, daß sie erst dann nach Belgrad heimkehrcn wird, wenn Milan dort seine Stellung definitiv geregelt hat. ebenfalls steckbrieflich verfolgt, und wäre eS sehr erwünscht, daß e» gelänge, diese Hochstapler recht bald ausfindig zu machen. — Katzenfleisch als Testbraten. In einem Dorfe der Umgegend von Leipzig hat ein Oekonom bei einem anläßlich eines Geburtstages abgehavenen „Hasenschmauße" seinen Gästen statt des saffigcn Hasenbratens das Fleisch von Katzen vorgesetzt. Nach Schluß des Mahles machte er die „Festester" mit der Thatsachc bekannt, be gegnete aber ungläubigen Gesichter» und holte darauf zur Bekräftig ung die frisch abgezogenen Felle der Katzen herbei. Unter den Zeichen stärksten Ekels sind hierauf einige Festtheilnehmcr nicht unbedenklich erkrankt, so daß Anzeige erstattet worden ist und der „Witzbold", wenn Alles noch ohne ernste Folgen abläuft, doch mindestens Ivcgcn groben Unfugs bestraft wird. - — Attfstnvnng Erfrorener. Die Leiche der seit einigen Wochen vermißten Ehefrau des Strumpfwirkers Weißbach in Weiß- bach bei Zschopau wurde jetzt unter dem Schnee auf freiem Felde gefunden. Näheres enthält eine diesbezügliche Mittheilung ans Zschopau in heutiger Nummer. — Der 71 Jahre alte Arbeiter Liebcrs aus Döbeln, welcher seit dem 14. Januar vermißt wurde, ist am 30. Januar gelegentlich einer Jagd auf Simselwitzer Flur bei Döbeln als Leiche gefunden worden. Liebcrs war bei dem damaligen hohen Schnee auf das Feld gerathen ünd ist erfroren.— In Oppitz bei Bautzen fand man am Montag den Häusler Pech in seiner Be hausung todt auf; er ist wahrscheinlich erfroren. Pech war ein eigen« thümlicher Mann. Sein Häuschen, das er allein bewohnte, war bald zerfallen, zum Dach regnete und schneite es herein und durch die Fenster pfiff der Wind. Möbel gab cs nicht im Hause, nicht einmal ein Bett. Auf einem Gerölle, das einst ein Tisch gewesen sein mag, schlief er auf Stroh und da ist er auch gestorben. — Ertrunken. In Potschappel spielten mehrere Kinder an dem durch das Thauwetter bereits stark angcschwollcncn Wcißeritz- flusse. Als der 10jährige Knabe des Nachtwächters Klemm ein Stück Holz ans dem Wasser ziehen wollte, glitt er hinein und konnte erst in der Nähe der Friedrich-August-Hütte den Wellen entrissen werden; leider hatte er bereits sein junges Leben ausgehaucht. Sächsisches. — Neuaufnahme eines Bergtverks. Eine am Sonntag Nachmittag im Gasthofe zu Görbersdorf bei Oederan stattge- fundcne Versammlung von Interessenten des in den Görbersdorfer Fluren liegenden Bergwerks beschloß einstimmig, eine Gewerkschaft unter dem Namen „Nanis-Erbstollcn in Görbersdorf" zu gründen, genehmigte einen Statntcneutwurf und wählte eine» Grubenvorstand. Vorerst sollen 300 Kuxe in Höhe von je 100 Mk. ausgegcben werden, deren Einzahlung in vierteljährigen Theilzahlungen von je 25 Mk. erfolgen wird. — Miihlcn-Krach. Im Konkurs des MühlenbcsitzerS Richter tn Dittersbach a. d. E. gehen über 800000 Mk. verloren. Der ländliche Schwindler giebt also den geriebensten Berliner verkrachten Bankiers wenig nach. Die Schulden betragen 890000 Mk., der Besitz 72 000 Mk. — Ein nettks Dienstmanninstitnt wurde in Plauen im Vogtl. in's Leben gerufen. Die Zahl der Dicnstmänncr beträgt 15. — Zschopau» 2. Februar. Dem „Verein zu Rath und That" hier sind von einem edelgesinnten Herrn und Freunde genannten Vereins mehrere Ladungen Kohlen zur Verfügung gestellt worden, um dieselben an die Armen hiesiger Stadt vertheilen zn lassen. — DerWohlthätigkcitsvercin „Stammtisch zum Kreuz Nr. 22" veranstaltet nächsten Donnerstag, den 9. Februar, in den Räumen des „Gasthofcs zum goldenen Stern" hier einen großen öffentlichen Maskenball. — Heute Vormittag wurde dcrhicsige im 30. Lebensjahre stehende und verheirathete Kunst- und Handcls- gärtncr A. Oertel in dem auf seinem Grundstücke befindlichen Biencnhause erschossen aufgcfunden. Was den allgemein beliebten und geachteten Mann zu diesem bedauerlichen Schritte getrieben hat, ist unbekannt. — Die Vermuthung, daß die seit dem 13. Januar vermißte 56 Jahre alte Strumpfwirkcrschcfrau Amalie Weiß bach geb. Seifert aus Weißbach, welche bei ihrem Nachhausewege von Schüllcr's Fabrik vom Wege abgekvmmen ist, in den Schneewehen umgckommcn sei, hat sich leider bestätigt. Vorgestern ist der Leich nam auf freiem Felde unweit des Dorfes aufgefunden worden. — Freifrau von Villing-Trenburg. Betreffs der auch von uns veröffentlichten Notiz, daß Freifrau Mathilde von Billing- Treubnrg, bisher aus Rittergut Bärenklause bei Dresden, steck brieflich verfolgt werde, ist zu bemerken, daß es sich hierbei nicht um die Gattin des flüchtig gewordenen Freiherrn von Billing-Treuburg handelt, sondern um die Mutter desselben. Der Freiherr wie dessen Bruder werden gegenwärtig, als der Fahnenflucht verdächtig, von den Militär-Kommandos ihrer Garnisonorte Bromberg bezw. Breslau Chemnitzer Stadt-Anzeiger. »« Fn«»de uns««» Slalt«» I»»d«,i ersucht. ullS »uichllge Biglde«heile» MIgft mltjNUellM Chemnitz, de» 3. Februar 1893. — Kirchliches. An Stelle des zum Pfarrer an St. Johannis berufenen bisherigen Diakonus anjSt. Jacob! Herrn Rodhe hat der Kirchenvorstand der St. Jacobigemcindc in seiner letzten Sitzung den Sohn des Herrn Bezirksschulinspektors Egcr in Osch atz, Herr Dia- kvnus Eger in Nossen, einstimmig zum Diakouus an St. Jacobi gelvählt. — Das Avsperre» und Wiederöffnen von Hanö- »vafferleitnngen bei dem auf der Straße liegenden Abschluß ventil seitens Unberufener, wie es wiederholt beobachtet worden ist, wird vom Rathe unter Hinweis auf das Eigcnthumsrecht der Stadt gemeinde an allen auf öffentlichem Areal liegenden Bcstandthcilcn auch der Privatwasserleitungen auf Grund des Regulativs für die Benutzung der städtischen Wasserleitung verboten. Zuwiderhandlungen würden unbeschadet der Verpflichtung zum Ersatz des etlva eingerichteten Schadens eine Geldstrafe von 3—160 Mk. nach sich ziehen. Nur den Beauftragten der Verwaltung des Wasserwerks steht die Vornahme irgend welcher Arbeiten auf öffentlichem Areal, namentlich auf die Bedienung der Abschlußventile zu. — Fünfzig Mark Belohnung hat laut Bekanntmachung des Polizeiamtes der Inhaber eines Tapisseriegeschäfts an der hiesigen Langcstraße füL-Dmjenigen-ausgesetzt, Ivelcher den muthmaßlich bös- willigciz. THatcr eines Frevels zu entdecken vermag, durch welchen in der Nacht vom 21. zum 22. Januar, vom Sonnabend zum Sonntag, eine Spiegelscheibe im Schaufenster des Verkaufsladcns des Geschädigten im Wcrthe von 400 Mk. zertrümmert worden ist, nachdem bereits in der Sylvesternacht eine Tafel eines Fensters in der zugehörigen Wohnung eingeworfcn worden war. — I. Kannnermnsikavenv. Heute Sonnabend findet Abends 8 Uhr die I. Kammermusikausführnng der städtischen Kapelle im kleinen Casinosaale statt. Es ist bekannt, daß diese Abende sowohl der Auswahl als der Ausführung nach stets Außerordentliches dar bieten. Auch diesmal erhebt ein sorgsam und fesselnd zusammenge- stclltcs Programm: L-äur-Quartett Op. 18 Nr. 6 von Beethoven, die hochinteressante und inhaltrciche O-moU-Violin Sonate von Gricg und Naffs an reizenden Klangwirkungen reiche Sinfonietta für Blasinstrumente, gerechten Anspruch auf besondere Berücksichtig ung. Möchte dieselbe dem kunstförderlichcn Unternehmen in vollem Maße zu Theil werden. — Stadktheater. Frau Marie Hadinger» die hier im besten Andenken stehende, gegenwärtig am Hoftheater in Schwerin engagirte Sängerin, wird demnächst einige ihrer Glanzparticcn auf der Bühne unseres Stadttheaters cröircn. Die ausgezeichnete Sängerin eröffnet die Reihe ihrer Gastspiele bereits am nächsten Sonntag mit der Margarethe, in der melodischen Gounod'schen Oper: Margarethe (Faust). Es unterliegt keinem Zweifel, daß das Gastspiel der gefeierten Künstlerin in den hiesigen Kreisen das größte Interesse erregen wird. —i—.Wahre Schöpfungslehre. Hatte Herr vr. Schaar schmidt aus Leipzig in dem ersten seiner Vorträge über dieses Thema seinen aufmerksam lauschenden Zuhörern einen Einblick in die unermeßlichen Höhen und Tiefen des Weltalls im Allgemeinen er öffnet nnd auf Grund der neuesten, mehr oder weniger bekannten Ergebnisse der modernen Forschung auf astronomischem Gebiete die am wahrscheinlichste» klingenden Hypothesen über die Ausbildung der einzelnen Sonnensysteme und ihrer Bcstandtheile an Weltkörpcrn er läutert und begründet, so hatte man gestern Abend gleichsam festen Boden unter den Füßen. - Dieser zweite Vortrag war nämlich speziell der Betrachtung des von uns selbst bewohnten Planeten des Erdballs und seiner Geschichte gewidmet, soweit uns die zwar stummen, aber beredten Zeugen einer seit ungezählten Tausende», ja Millionen von Jahren in Verbindung mit den tiefsinnigen Kombinationen und Schlüssen des denkenden Menschengeistcs und der Wissenschaft hier über Aufschluß geben. In der Hauptsache legte der Redner die von dem englischen Geologen Lyell aufgestellte und unter dem Namen „Kontinuitätslchre" bekannte Erklärungsweise seinen Ausführungen zu Grunde, nach welcher eine langsame Fortentwicklung stattgesundcn hat, im Gegensatz zu den gegenwärtig wohl nur noch von Wenigen geglaubten Lehren des Franzosen Cuvier, welcher eine Reihe gewaltsamer Bildungs- und Schaffcnsperioden annahm. Unterstützt durch leicht verständliche Vergleiche aus dem täglichen Leben führte der Redner aus, daß die Bewohnbarkeit unseres Planen nur durch seine schiefe Stellung zur Sonne und seine wohlberechnete doppelte Bewegung (um die Sonne und um sich selbst) ermöglicht werde. Er zeigte ferner, daß die Erde in ihrem Urzustände eine glühende Kugel gewesen sein müsse, deren Abkühlung erst nach und nach und in nach Millionen von Jahren zu berechnenden Zeiträumen erfolgt, aber auch heute noch nicht vollendet sei. Der Redner ließ seine Zuhörer im Geiste die ganze Entwicklungsgeschichte unsres Erdballs miterlcben- Zum Schluffe gab der Herr Vortragende seiner persönlichen Uebev- zeugung dahin Ausdruck, daß nicht der Staat, sondern nur allem
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