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penwetse aus Dachböden, in alten Gemäuern und hohlen Bäu- Wen überwintern. Mit den Köpfen nach unten hängend und ihre Flughäute wie einen Wintermantel um sich schlagend, »ieten diese Winterschläfer einen besonders merkwürdigen An blick dann, wenn ihr zartes Fell mit einer dicken Eiskruste überzogen ist. Trotzdem leben sie! Und wenn der Frühling kommt, beginnt der aktive Kampf ums Dasein von neuem. Hans Knotbe. vom Bärenfell i«m Pelzmantel Kulturgeschichte des Rauchwerks. Der Pelz ist als Kleidungsstück so alt wie die menschliche Kleidung überhaupt. Felle waren die Hülle der Eiszeitmen- fchen, mit Knochennadeln nähte der Mensch der Steinzeit seine bereit- primitiv gegerbten Pelze zusammen, um sie als be gehrtes Tauschobjekt in den Sandel zu bringen; und als in »er jüngeren Bronzezeit der Mensch begann, seine Gewänder «ms Geweben herzusiellen, da erwachte sogar auch schon die Eitelkeit: Der Pelz ward zur Mode, zur unerläßlichen Bei- gäbe einer kostbaren Kleidung. Die Germanen trugen viel und schönes Pelzwerk, das sie ungeachtet des Reichtums der deutschen Wälder au wert- »ollen Pelztieren, zum Teil schon aus Rußland bezogen. Taci- berichtet, daß man es sogar verstand, den Fellen „durch Besprenkeln das Aussehen von solchen überseeischer Tiere" zu geben. Anders die Römer, die das Pelzkragen als Barbarei empfanden, was aber nicht hinderte, daß alljährlich wahre «nsummen römischen Geldes für germanisches Pelzwerk aus gegeben wurden. Die Moden des frühen Mittelalters ver- langten wieder viel Pelzwerk, zunächst für die Vornehmen, besonders die Fürstlichkeiten, den Hermelinpelz, den man, wie Überhaupt alles weiße Pelzwerk, einer aus Frankreich tzerüberreichenden Mode folgend, gelegentlich rot zu färben Pflegte; «ine Geschmacklosigkeit, die sich aber glücklicherweise nicht lange gehalten hat. Das Pelztragen war mittlerweile auch im Volk gang und gäbe geworden, zumal da die Sitte, die Zimmer zu Heizen, noch bis ins 15 Jahrhundert als eine An Luxus galt, den sich nur der Vornehme gestattete. Nun- «ehr »neb der steigende Bedarf die Pelzpreise denn auch bald f» in die Höhe, daß Karl dem Großen nichts anderes übrig blieb, als eines Tages — es war im Jahre 8<>8 — einfach Höchstpreise festzusetzen. Wunderschöne Pelztrachten brachte die Mode der nun folgenden Jahrhunderte Die berühmte Manessische Hand- schrist zeig, das Bild einer Landgräfin von Thüringen — es handelt sich wahrscheinlich um Elisabeth — in einem langen, pelzverbrämten und gefütterten Mantel von entzückendem Fal tenwurf. Auch noch späterhin schrieb die Mode der vornehmen Welt den pelzgefütterten Seidenmaniel vor, der besonders malerisch wirkte, wenn er vom pelzgefütterten Kragen gekrönt wurde. Die kostbarsten und bisweilen auch gewagtesten Pelz moden schufen und trugen damals die Russen, denen das Herr- Uche Pelzwerk ja um ein wenig Geld zur Verfügung stand. Richt weniger schön waren die pelzverbrämten Röcke der Pa trizier mit den breiten Kragen und Aufschlägen aus dem kost- barsten Pelzwerk. Der große Pelzverbrauch der damaligen Zeit brachte auch den deutschen Nauchwarenhandel zu hoher Blüte Sowohl aus Rußland wie auch aus Skandinavien wur den nun hauptsächlich die Pelze bezogen, und die Hauptstapel- Plätze des Pelzhandels waren zuerst Hamburg. Breslau und Glogau, später aber Leipzig, das noch heute den Sitz und Mittelpunkt des deutschen Rauchwarenhandels bildet. VM-bkieftaiten Wie wett bi« ich zum Unterhalt meiner Mutter verpflichtet? 1. Eine Unterhaltspflicht gegenüber Ihrer Mutter be stimmt sich im allgemeinen nach Ihrem Einkommen uns Ihren sonstigen Unterhaltsverpflichtungen, insbesondere g«, genüber Ihren eigenen Kindern. Wenn diese Unterhalts verpflichtungen gegen die Kinder wegfallen oder dadurch erleichtert werden, daß die Kinder eigenes Einkommen ha ben, so wäre Ihre Mutter berechtigt, eine Erhöhung ihres eigenen Unterhalts von Ihnen zu fordern. Falls Sie aus «rund eines Urteils Ihrer Mutter Unterhalt leisten, so könnt« diese im Wege einer Abänderungsklage l8 32Z ZPO) eine Erhöhung ihres bisherigen Anspruches ver langen. Bei der Bemessung eines Unterhalts ist im einzel nen Falle genau zu Prüfen, ob durch den Mitverdienst Ihrer Tochter auch tatsächlich eine fühlbare Entlastung ein- getreten ist, die eine Erhöhung der Unterhaltsansprüche Ihrer Mutter rechtfertigt. — 2. Gemäß 8 1705 hat ein un eheliches Kind gegenüber Ihrer Mutter die rechtliche Stel lung eines ehelichen Kindes. Als eheliches Kind aber ist es mit Ihrer Mutter in gerader Linie verwandt und gemäß 8 1601 verpflichtet, der Mutter Unterhalt zu gewähren, sofern diese außer Stand ist, sich selbst zu unterhalten und der eigene standesgemäße Unterhalt des Kinde- nicht ge fährdet wird. «- i? Kanu der Hauswirt kündigen, wen» ich mich weigere, ein drittes Zimmer dazuzunehmcn? Nach Ihrer Darstellung haben Sie ursprünglich eine selbständige Wohnung über 2 Zimmer gemietet. Die Kündi gung des Mietvertrages über diese 2 Zimmerwohnuna ist zunächst innerhalb der im Mietvertrag hierfür vorgesehenen Fristen möglich, daneben ist aber zu beachten, ob die Woh nung dem Mieterschutzgesetz unterliegt, was in Ihrem Fall mit Rücksicht auf die Größe und damit die vermutlich ge ringe Mietszinshöhe wohl anzunehmen ist. Danach ist aber eine Kündigung nur möglich bei unpünktlicher Mietzins- zahlung, bei Störung des Mieters oder bei notwendigem eigenen Bedarf des Lauswirts. Liegen diese Voraussetzungen nicht vor, dann kann nicht wegen Ihrer Weigerung, das dritte Zimmer binzuzunehmen, die Kündigung ausgesprochen werden. Sollten die sich ergebenden Auseinandersetzungen mit dem Vermieter und seiner Familie ein rechtliches Ein greifen notwendig machen, so wenden Sie sich an die zustän dige NS-Rechtsbetreuungsstelle. K. R. Kann der Hauswirt das Waschen in der Wohnung verbieten? Wenn Ihnen im Mietvertrag das Waschen in der Woh nung ausdrücklich untersagt ist, so müssen Sie sich danach richten, auch wenn die Benutzung der Waschmaschine wenig Dampf verursacht. Es läßt sich auch bei größter Sorgfalt nicht vermeiden, daß Wasser verschüttet wird u. a. m. und dadurch die Wohnung beschädigt wird, weil doch das Waschen nicht allein in der Benutzung der Waschmaschine besteht. Der Hauswirt kann Ihnen nur dann das Waschen in der Wohnung nicht verbieten, wenn nach den Umständen Ihres Falles das Verhalten des Hauswirts lediglich als Schikane (nach 8 226 BGB) angesehen werden muß. Am zweck mäßigsten wenden Sie sich an die Gasgesellschaft, die viel leicht in der Lage ist. den Hauswirt zu veranlassen. Ihnen das Waschen in der Wohnung zu gestatten. R. M. K««n der Hauswirt für die «euutzuug »er Waschküche eine bestimmte Sekt kestsetze«? Der Vermieter ist berechtigt, die Art der Waschküch««- benutzuna vorruschreiben, wenn im MietSvertrage nicht be- reits solche Vorschriften enthalten sind. — Selbstverständlich darf er das Recht des Mieters nicht s» etnschränken, daß die Benutzung der Waschküche nicht möglich ist. Gegen eine Vorschrift, daß die Waschküche nur bis 18 Uhr benutzt werden darf, ist aber nichts einzuwenden. Ihr Verlangen, die Waschküche bis 21 Uhr benutzen zu dürfen, ist daher nicht gerechtfertigt. — Da Sie nun aber aLends Ihrer Frau, die in anderen Umständen ist, bei der Wäsch« helfen wollen, während der Sommerzeit auch hierbei kein Licht ge braucht wird, sollte Ihr Hauswirt doch eine Ausnahme zu- lassen. Eine Klage wegen dieser Angelegenheit wird kaum Erfolg haben. — Wir empfehlen Ihnen daher, sich zur Vermittlung an die NSV zu wenden. P. L. Ach wohne zur Untermiete, der Mieter der Wohnung zieht jetzt auS, und ich würde die Wohnung nun gern übernehmen. Kan« der Hauswirt mir die Wohnung verweigern? Wenn das Mietsverhältnis zwischen dem Vermieter und dem Mieter endet, dann muß der Untermieter ebenfalls die Wohnung räumen, da zwischen ihm und dem Vermieter keinerlei Vertragsverhältnis besteht. Insbesondere ist der Hauswirt nicht verpflichtet, dem Untermieter die Wohnung zu überlassen. Da Ihr Mann im Felde steht und Sie ein kleines Kind haben, empfehlen wir Ihnen jedoch, sich an die NSV zu wenden, damit diese eine Vermittlung zwischen Ihnen und dem Hauswirt versucht. F. H. s. Die Berpflichtuug des Kassenarztes. Die Verpflichtung des Kassenarztes zur Ausstellung einer Bescheinigung über die Arbeitsfähigkeit richtet sich nach dessen pflichtgemäßer medizinischer Erkenntnis; ob der von Ihnen in Anspruch genommene Arzt die richtige Erkenntnis hatte, können wir nicht beurteilen. Wir müssen Ihnen an heim geben, sich von einem anderen Arzt untersuchen zu lassen. — Verstößt der Arzt bei der Behandlung oder Ab gabe eines Gutachtens gegen die Regeln der ärztlichen Vor schriften, so macht er sich schadenersatzpflichtig. St. A. 45. Kaus eines MiterbrnantettS. 1. Sie haben von einem Miterben dessen V» Anteil ge kauft, und haben die Berichtigung des Grundbuches dahin beantragt? daß Sie nunmehr als zu Vi Erbe eingetragen werden wollen. Diesen Antrag hat der Grundbuchrichter mit Recht zurückgewiesen. Nicht Sie sind mit Ihrem An- teil »u ^/, im Grundbuch eingetragen, sondern die Erben- gemernschaft ungeteilt. Alle Erben zusammen sind sozusagen ein Eigentümer. Dieses Gesamthandelsverhältnis ändert sich erst, wenn die Erbengemeinschaft etwa durch Auseinander setzung aufgelöst und der Nachlaß verteilt wird. Eine Be richtigung des Grundbuchs kann aber von Ihnen insoweit verlangt werden, als der Erbe der Ihnen gemäß 8 2033 BGB seinen Anteil abgetreten hat, zu löschen wäre. (Vgl. RG. 90, 235). — 2. Der Miterbe, der seinen Anteil an Sie verkauft hat, kann seinen Vermögensstand dem Finanzamt gegenüber leicht dadurch nachweisen, daß er den notariel len Kaufvertrag vorlegt, aus dem ja dann hervorgeht, daß ihm der aus dem Grundbuch ersichtliche ideelle Nach labanteil nicht zusteht. B. K. 18. Oie I komsn von s-ssnnu Ssppslsr-Sseksr Vrneovt komoa-VGrtay vor», k. Oavorri^t, Loü Lockro lLS6kor^ — 27. Fortsetzung — „Was hast du nur, Muttchen — ist dir nicht gut?" Renate lächelte krampfhaft, während Marlie sie warnend ansah. „Beherrsche dich!" schien sie ihr sagen zu wollen. Auch sie hatte Axel erkannt, wußte aber nicht, wer das Mädchen war. „Es ist nichts, mein Junge —" preßte sie hervor. Sie hatte nicht für möglich gehalten, daß ein Wiedersehen mit Axel sie so erschüttern könne. Alle« dies hatte nur Sekunden gedauert und Ullrich hatte nichts gemerkt. Aufgeregt sprudelte er hervor: „Wißt ihr, wer das ist? Professor Randolf, zu dem ich im nächsten Jahre ins Atelier gehen will — der kann was! Wer mag das schöne Mädchen sein?" Begeistert sah er sie an. Auch Reiners Blick hing an dem feinen, schlanken Ge schöpf. während ihm ein süßer Schauer durchs Herz rann, als sie ihm plötzlich den Blick zuwandte. So offensichtlich lag der Ausdruck tiefster Bewunderung in seinen Augen, daß ein« feine Röte ihr Gesicht überzog. Als sie es spürte, warf st« trotzig den Kopf zurück und sah hochmütig über Reiner hinweg. Unwillkürlich sah auch Professor Randolf herüber. Sein Blick wollte wieder abgleiten, verfing sich aber dann in Renate» Gesicht. Groß und fragend sah er st« an. dann grüßte er mit tiefer Verneigung. Er hatte seine Frau er kannt. Nun waren die beiden vorüber und Reiner und Ulrich bestürmten Renate: „Kennst du denn den Professor, Mutter, Tante Reni?" riefen sie zu gleicher Zeit. Renate war blaß geworden und hatte kaum ihre Stimme in der Gewalt, als sie antwortete: „Ja — früher, als ich in München studierte, hab ich ihn mal tennengelernt, al» jungen, noch unbekannten Bildhauer, dem man aber eine Zukunft »orausiagt« —" „Mein Gott", sagte Reiner, „daß er dich aber wieder erkannte in diesem Augenblick, ist doch allerhand, Mutter, nicht wahr?" Renat, schwieg und sah hilflos Marieluise an, die denn auch dem Gespräch sofort eine andere Wendung gab. „Ein rostige» Mädel hatte er da bei sich", sagte Ullrich mit Kennermiene, „Donnerwetter!" Da» kam so wichtig heraus, daß alle lachen mußten. Marlie drohte ihm mit dem Finger: „Du bist noch oiA zu grün, mein Bub. um nach den Mädchen zu schauen —" verblüfft sah Ullrich die Mutter an. Ja. glaubte sie allen Ernste», er sei noch ein gänzlich unbeschriebenes Blatt? Um so bester, dachte er dann, und trank ihr übermütig mit der Kaffeetasse zu. Reiner sah nachdenklich vor sich hin. Der Blick, den seine Mutter und Professor Randolf miteinander gewechselt, ließ ihn nicht los. Hatten sie sich mal nähergestanden früher? Dann dachte er wieder an das junge schöne Gesicht des Mädchen». Wer war sie wohl? Am nächsten Tage erhielt er unerwartet die Antwort auf diese Frage von Ullrich, der sich eingehend nach Pro- festor Randolf erkundigt hatte. „Das Mädchen ist seine Tochter, er soll verheiratet ge wesen und geschieden sein. Er lebt mit dem Mädel in Bogenhausen, soll eine klotzige Billa da haben, müssen wir uns mal ansehen. Reiner. Ein vornehmes Wohnviertel jen seits der Isar, wo viele Künstler ihre Villen haben, natürlich die, die „was" sind und Geld verdienen!" Renate und Marlie, die bei dieser Unterhaltung zugegen waren, sahen sich heimlich an. Also hatte er tatsächlich Jlonka nicht geheiratet und lebte nur mit ihrer Tochter zusammen. Sie hatten mancherlei über di« beiden bekannten Künstler gehört, wußten bi»her aber nicht» Positives. Für Ullrich hatte e» sich inzwischen herausgestellt, daß er bei Professor Stock malen wollte, bei Professor Randolf aber in die Bildhauerklasse gehen würde. Bildhauer, nicht Maler wollie er werden. Schnell waren die wenigen Tage ihres Münchener Auf enthaltes für die beiden Frauen vergangen. Die jungen Männer fuhren nach Tirol, und sie bestiegen nun ihren Zug. der sie heimwärts brachte. Sinnend sah Renate in die Landschaft hinaus, ohne etwa» von der Schönheit derselben wahrzunehmen. Ihre Gedanken umkreisten seit der unerwarteten Begegnung mit ihrem früheren Gatten und dem Vater ihres Sohnes die Vergangenheit. Sie hatte geglaubt, ganz und gar damit fertig zu sein und mußte nun zu ihrem Schrecken erfahren, daß ein einziges Wiedersehen genügt hatte, alles wieder in ihr aufzuwühlen, was so lange, lange her war. Auch Axel Randolf war plötzlich von der Vergangen- heit überfallen worden beim Anblick feiner Frau, die er ein mal von Herzen geliebt hatte, bis — bis Jlonka in sein Leben trat. Er warf rasch einen Blick auf jein Kind, das. ganz ihr Ebenbild, leichtfüßig neben ihm herschritt, und tieft Dankbarkeit gegen das Geschick erfüllte ihn. daß es ihm dieses sein Geschöpf wenigstens geschenkt hatte, durch das er ewig mit der noch unvergessenen Frau verbunden war. Wieviel Sonne und Lachen, wieviel köstliche Unruh« hatte ihm Constanze ins Leben getragen. Sie war kein Mensch, den man sich einfach überlassen konnte, der mit allem Gegebenen zufrieden war. Nein, sie verlangte durch ihr Da sein, daß man sich mit ihr befaßte, sich mit ihr auseinander setzte. Genau so wie es mit Jlonka war, man kam nicht an ihr vorbei. Was Axel an der reifen Frau geliebt und be wundert hatte, war bei seiner Tochter noch in der Entwick lung begriffen, aber sie war schon ganz die Tochter ihrer Mutter. Axel hing mit fanatischer Liebe an seinem Kinde und verwöhnte es in jeder Weise, so daß es ein Wunder war, daß Conny, wie sie genannt wurde, sich nicht zu einer unan genehmen Despotin entwickelte. Wohl war sie eigenwillig, auch ein wenig eigensinnig und sehr impulsiv, aber ebenso lieb und nachgiebig konnte sie sein. Sie hatte ein ausge sprochen malerisches Talent, verwertete es jedoch nicht, da ihr die Ausdauer und Geduld fehlte. Axel legte auch keinen Wert daraus, daß sie ernsthaft arbeite. Sie erschien ihm wie eine Blume, die allein durch ihr Dasein, durch ihren Anblick beglückte und ihren Zweck erfüllte, und einstweilen war es Conny so zufrieden. Ihre Frage nach der Mutter hatte Axel damit beant wortet, daß er oorgab, sie sei bei ihrer Geburt gestorben und in ihrer Heimat Budapest beigeletzt worden Nie würde er verraten, daß ihre Mutter noch lebte als die berühmte Malerin Jlonka Fabrizius. Würde er sie dann nicht ver lieren? Jlonka hatte es >a so gewollt, hatte nie wieder nach ihm und dem Kinde gefragt. „Warum bist du so still. Paps?" gab ihm Conny einen sanften Rippenstoß. „Denkst du an die hübsche Dame, die du grüßtest? Wer ist sie?" „Eine Iugendbekannte, Conny, ich hab sie über zwanzig Jahre nicht gesehen — es ist erstaunlich, wie gut sie noch aussieht!" „Ob der junge Mann neben ihr ihr Sohn war?" „Ihr Sohn? Ich hab ihn nicht gesehen — ob sie denn wieder geheiratet hat?" Verwirrt brach er ab. Da war er auf dem besten Wege, sich zu verraten. Richtig, schon nahm Conny das Thema auf: „Wieder? War sie denn damals Witwe, oder was sonst?" „Ja — ja — ich glaube. Kind. Aber laß uns nun ein bißchen eilen, ich werde zu Hause erwartet. Oder willst du noch bleiben?" „Nein — ich fahre mit dir zurück. Paps."^ Sie bestiegen das weiße Kabriolett, das Conny steuerte. Bald waren sie in dem hübschen Vorort Bogenhausen und hielten vor einer der schönsten Billen, die vom Geschmack und der finanziellen Unabhängigkeit des Besitzers zeugte. Conny wirbelte die Treppe hinauf in ihr entzückender Reich, das aus zwei nach der Hinteren Gartenseite gelegenen Zimmern bestand, während ihr Vater in sein Atelier ging das sich im Garten selbst befand. Aufatmend ließ er sich hier nieder. Da» Zusammen treffen mit Renate hatte ihn doch ein wenig aus dem Gleich gewicht gebracht. Ihr Anblick hatte genügt, die ganze Ver gangenheit wieder lebendig zu machen. Ein fast zärtliches Gefühl schlich sich in sein Herz, wenn er sich ihr stilles, immer noch schönes Gesicht, das so erschrocken ausgefthen hatte, ver gegenwärtigte. Er wußte nichts von ihr; ob sie wieder ge heiratet hatte, Kinder besaß? Es war nicht schön von mir, daß ich mich gar nicht um sie gekümmert habe damals, dachte er. Aber er hatte ja für nichts anderes Sinn gehabt als für Jlonka und seine Kunst. Er hatte gearbeitet, geschuftet, um nicht zugrunde zu gehen an der Sehnsucht nach Jlonka. Und er hatte es geschafft. Was es ihn gekostet, wußte nur er allein. Noch heute liebt« er diese einzigartige Frau, die ihn und lein Leben gänzlich umgepflügt hatte. Aber in dieser Liebe war nun Ruhe und Resignation des Mannes, der die Höhe de» Lebens über schritten hatte. Wie aber mochte es um sie, um Jlonka stehen? Ob sie sich nie nach ihm und dem Kinde gesehnt hatte, ob sie nicht doch die Einsamkeit fürchten gelernt hatte? Gewiß, geehrt, bewundert und berühmt lebte sie ihr Leben, mal hier mal dort, meisten» in der Fremde, aber einmal würde sie gewiß heimoerlangen, würde auch sie müde sein de» Treibens da draußen. Doch dann würde e» zu spät sein — So sann Axel vor sich hin, bi» ihm ein Besucher ge- meldet wurde und er die Vergangenheit abschütteln mußte. <Gottf«r«ua solgt^