Suche löschen...
Adorfer Grenzbote : 23.12.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Museum Adorf
- Digitalisat
- Museum Adorf
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1895452716-194012238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1895452716-19401223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1895452716-19401223
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Museums Adorf
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Adorfer Grenzbote
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-12
- Tag 1940-12-23
-
Monat
1940-12
-
Jahr
1940
- Titel
- Adorfer Grenzbote : 23.12.1940
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Beiblatt zum Werfer Grenzboten Druck un- Bertas von Otto Meyer un- GGue, A-orf (Beeil t Siv. SOI Montag, den 2Z. Dezember 1940 1VT. JaHrg. Le«ch1mu«der Sachse«; Blick aus heimatlichen W e i h n a ch t s b r a u ch Wenn Weihnachten naht, so ofsenbart sich die ganze Gemüts tiefe des sächsischen Menschen. Sie durchbricht seine ost so raus erscheinende Schale und gibt den wahren Kern seines Wesen« frei. Wir wissen, Sachsen ist ein rechtes Weihnachisland. Uni selten ist ein Gau so reich an vielfältigem Brauch, ver um vi, Weihnachtszeit seine schönsten Seiten zeigt und durch die Er zeugnisse des Gaues, inssonderheit des Erzgebirges mehr uni mehr auch in anderen Gauen Eingang findet. Die Pvromid, dreht sich schon auch außerhalb Sachsens, Leuchterengrl uni Bergmann, Räuchermännel, sie alle haben im Reich ihn Freunde, wie sie im Erzgebirge zum Weihnachtsfest gehören Ja, die Pvramide ist älter denn der Weihnachtsbaum, der sie im Gebirge den „Tannebaam" nennen. Er ist ja erst in, vorigen Jahrhundert aufgekommen. Und wenn wir ein Bili von Luthers Weihnachtsfeier mit dem Tannenbaum sehen so dürfen wir uns nicht täuschen. Wir lieben es, das Fest Heun mit diesem Lichtträger, in dem sich Svmbolkrast äußert unr alter deutscher Glaube, das Fest zu begehen. Je größer er ist desto bester. In den alten Bauernstuben hingen ihn die kin derreichgesegneten Bauern an der Decke aus, so sparte man der Platz. War früher die Pyramide einziger Ausdruck der Fest stimmung und Freude, heute steht sie neben dem Weihnachts- bäum. Im Erzgebirge ist sie selbstverständlich, aber hier und dort hat sie doch dem Baum weichen müssen. Dafür aber be ginnt sie sich einzubürgern in Gegenden, wie um Leipzig, Borna, Oschatz herum, die bisher nur den Tannenbaum kann ten. Auch aus Meißen wird berichtet, daß sie aus dem Erz gebirge gewissermaßen eingeführt wurde, in Zwenkau dage gen scheint sie schon länger heimisch zu sein. Auch Dresden kennt sie ursprünglich nicht, so wenig sie in Zittau auftrin. Und nicht anders verhält es sich mit den Engeln. -Bcrgmän- nern, Räuchermänneln. Sie sind vom Erzgebirge in immer weiterem Vordringen, zur Freude der Jugend und der Alten. Der Weihnachtsberg bleibt dagegen dem Kern des Erz gebirges Vorbehalten, eben jenem Teil unseres Gaues, wo auch die Feterabendkunst in höchster Blüte steht. Und welches Froh locken ist im Herzen, durch eigenes zur Festfreude und zum Fe stesglanz beizutragen. So unendlich viel ist hier vom Erzge- Sirgsmenschen zu lernen. Denn nicht kaufen, selbst gestal- ten. das macht die größte Freude. Wollen wir nun erfahren, was vor dem Weihnachtsbauni bestanden hat, so brauchen wir nur einen Blick in die von der sächsischen Lehrerschaft und dem NSLB. betriebene Volksfor- fchung zu tun, und erfahren, daß es einst Moosmännet und Lichthäuser waren, die Weihnachtsstimmung verbreiten halfen. Leuchter waren verbreitet, und auch sie finden sich heute noch hier und dort, vor allem im EMebirge und im Vogt land in trautem Verein mit Baum und Pyramide, den Lichter glanz noch erhöhend. Aber auch der Hängeleuchicr hat noch seine Freunde, im allgemeinen aus Hol,, im einst reichen Gebirge sind -Ute Stücke aus Zinn erhalten. Mit vielen Lichten hängt di« „Spinne" im Raum, der Schwibbogen strahlt und der Laus leuchter. Der Brauch des Lichterkranzes zur Vorweih nachtszeit ist jung. Erst nach dem Weltkrieg hat er sich verbreitet « es ist das Fest der deutschen Seele, di« nach »lcht sucht und keine Mühe scheut, es zu gewinnen. Wir spüre» es an dem reichen Brauchtum zur Weihnachtszeit. Wir spüret! dieses Suchen nach Licht mehr noch am Ringen, das wir jetzt gegen eine uns feindliche Welt durchfechten müssen. Weihnachten wll nur ein« kurze Besinnung und ein Kraftspender für dies« Aufgabe sein. A. Erbe« großen Vermächtnisses Flämische Maler waren in Deutschland Flämische Maler weilten in Deutschland. Voü von Eindrücken sind sie in ihre Heimat zurückgekehrt, tief be rührt von dem Atem der neuen deutschen Kunst, der in den Bauten und dem bildhauerischen Werk spürbar wird, lins mag es Anregung sein, einmal das große Erbe zu überschauen, das von diesen flämischen Malern zu ver walten ist. Brücke zu sein zwischen Völkern, das ist eine Aufgabe des Kampfes, doch auch reichste Befruchtung. Das macht die Tiel- lung-der Flamen aus. Die Schlacht von Koirijk 11302) war ein Sieg des Flameutums über Frankreich, aber nur ein Tag des ständigen politischen Ringens, das unanshörlich bis in un sere Tage hineinreichi, kanm von uns geahnt, noch weniger ge sehen. lins ist nur gegenwärtig die Knust der Flamen, insbe sondere ihre größte Acnßerung, die Malerei. Sie schöpft ihre Kräfte aus der Abwehrstellung gegen französischen Ein fluß. Aus Abwehr und Einfluß ergibt sich ihre Haltung, sie sich im Neigen der niederländischen Kunst so stark von oer holländischen unterscheidet, wie sic mit ihr vieles Gemeinsame hat. Flämische Kunst ist „.ehr Synihese, mehr Verbindung südlich-romanischer Gedanken mit der germanisch-deutschen Eigenart. Sie laßt Freude und Farbe herzhaft daher schreiten. Holland ist stärker Hervorhebung des Wesenzuges, der den ger manischen Menschen mi> der Verhaltenheit auszeichnel. Beiden zu eigen aber sind Innerlichkeit und Hintergründigkeit. Die Renaissance läßt diese Trcnnuugslinie :u vol lem Maß nnd mit aller Kraft sich entwickeln. Der Mensch löst sich aus den mittelalterlichen Bindungen, kommt znm Be wußtsein seines eigenen Wertes nnd seiner Art. Die Rationen beginnen damit, ihren Charakter schärfer hervorzuheben. In Italien sucht der Mensch von seinem christlichen Stand punkt aus ein Verhältnis zur Antike zu gewinnen. Gerade aus den Niederländer und seine Aufgeschloßenheit, wie sie dem Küstenbewohner entspricht, muß dieses Suchen in aller Stärke wirken. Die enge Verbindung nordischen Geistes mit der Antike, wie wir sie heute wieder mit aller Stärke empfinden, tut ein übriges. Hinunter gen Süden geht der Strom, der Mensch oes Nordens wird aufs tiefste ergriffen. Aber er kommt nicht ohne Gegengabe: Er hat mitgebracht den Sinn für die Wirklich keit und den Sinn für die Natur. Was der Italiener vom Ureinwohner, dem Etrusker, hat, die Tiefe der Empfindung, sie wird in ihrer Nüchternheit befruchtet durch das starke seelische Erleben, durch das der gotische Mensch gegangen ist. Aeußerst reich sind also die Wechselbeziehungen zwischen Italien und den Niederlanden, und es ist nicht verwunderlich, daß die Kunst eines van Eyck, eines Rogier van der Weyden, später eines Rubens und Rembrandt in hohem Ansehen auch 'm Süden stand. Ihren Spuren läßt sich leicht nachaeben, zumal auf »ein norditalienischen, einst von Langobarden besiedelten Boden. Der Norden aber empfängt dank dem Niederländer die Gedan ken der Renaissance bereits in jener Form, die seinem Wesen gemäß ist um sie aufzunehmen, reist Dürer ebenso nach den Niederlanden wie es ihn nach Italien zieht. Italienische Meiste, haben ihre Ausbildung oder Vervollkommnung bei den Flamen gesucht, danken ihnen die Technik der Malerei, die den Farben lenen vielbewunderten Glanz gibt. Jan van Eyck, der Meister auch des Altars Giustiniani in Dresden, venerncht als erster diese bandwerklilbe F-ertiakeit Künstlerisch ist"Vei ihm das im Keim zu spüren, was von Rogier van der Weyden weitergegeben, in Hans Memling durchbricht, und war letztlich das Wesen der Renaissance ist: Nicht etwa Wie dergeburt der Antike, sondern die Erweckung eines neuen Eesühlr für die Natur, die bisher verneint worden war. Und daran haben gerade die Kunst der Niederlande und die deutsche Kunst entscheidenden Anteil: Italien leitet di« Entwicklung ein, aber ihre Vollendung findet sie durch ven nordischen Menschen. In den Werken dieser Meiste, aber schlummert zugleich bereits das, was in der Folgezeit di« Vielfalt der niederländischen Malerei ausmacht: Es entwickelt sich aus ihnen die große einmalige Landschaftskunft^ das Por trät und das Etilleben; auch der große historische Stil erfährt durch sie eine Erneuerung, um schließlich im Werk von Rubens seinen höchsten Triumph zu erleben. Im Schaffen dieses Großen spiegelt sich das gelebte Leben" in all seiner Pracht, die bei zu höchsten Ehren emporgestiegene Maler und Diplomat schaute. Es ist darin aber auch das Derbe enthalten das bei den Bauern malern Breughel, Brouwer und Teniers kräftig zum Vorschein kommt. Und es hat die Vornehmheit, die van Dyck auszeichnet; :s ist überschäumende Freude, wie sie Iordaens spiegelt; es ist vie Fülle an Licht und Farbe, wie sie in Holland bei Rembrandt zu finden ist, in der Gedämpftheit zwar, aber in wenig Tönen doch die gleiche Vielfalt der Abstufungen zeigend. Das Merkmal dieser flämischen Kunst gegenüber der fran zösischen spüren wir am besten an Watteau. In Valencienne, yart an der Grenze zwischen Flamen und Wallonen geboren, fließt germanisches Blut in seinen Adern. Künstlerisch bekennt er sich zu den großen flämischen Vorbildern, ja, er wird gewisser maßen zum Mittler dieser großen Kunst, die sich um den Namen Rubens rankt für die nachfolgenden Generationen. Mögen wir in der französischen Kunst Fassade finden, großartige Form, aber mangels Ticke jenen Zustand der zwangsläufig zur Kunst als Selbstzweck (l'art pour l'art) führen muß, so verbindet Watteau als eine der größten Erscheinungen der französischen Kunst die Großartigkeit der Darftellmm mit einem inneren Schwung, der einen Geistesverwandten Mozarts erkennen läßt. Und gerade in Deutschland hat er eine Pflege und Bewunde rung gefunden, di« in dem großen Besitz seiner Werke, aber auch kn der Porzellanmalerei, z. B. Meißens, deutlich werden. Bedenken wir, wie sich bas Mißverhältnis zwischen flä mischer und französischer Kunst in krassen Gegensatz ent wickelt hat, so mögen wir daran die Größe des Ringens ermessen, Vas heute von der flämischen Kunst ausgefochten werden muß, nachdem sie im belgischen Staat ein Jahrhundert unter verstärk- tem französischem Einfluß gestanden hat. Welche innere Ver bundenheit dagegen zu uns besteht, das zeigt das Beifpiel von Wilhelm Busch — wir kennen ihn viel zu sehr nur als Zeichner d«r Bildergeschichten —, der in der flämischen und holländischen Kunst das Vorbild seines reichen malerischen Schaffens fand. Helmut Auener. Allerlei Re«igteitsre Ein Erholungsheim für ftudenlische Kricgslcilnchmcr Reichssiudentensührcr Dr. Scheel Hal als Vorjipcndcr Vr-:- Reichssiudenienwerks in Seeshaupi am Starnberger >sec im Hause des Stiidenlenwerks München durch den Gesundheits dienst des Reichsstudenienwerks ein Erholungsheim einrichien lassen, in dem studentischen Kriegsteilnehmern für die Dauer von vier bis sechs Wochen ein Freiausenthali gewährt wird. Drei Todesurteile mMieüt Am 21. Dezember 1940 ist der am 9. Dezember 1914 in Mühldorf geborene Sebastian Bartlreiher hingerichiet worden, den das Sondergerichi in München als Volksschädling «nm Tode und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeil verurteilt hat. Bartlreiher war ein unverbesser- sicher, u. a auch wegen Selbstverstümmelung und Fahnenflucht vorbestrafter Gewohnheitsverbrecher, der die Kriegsverhäsinisse in niederirächtiger Weise dazu ausgenntzl Hai, um die Witwe und daS Kind eines gefallenen Soldaten zu betrügen und zu bestehlen. - Am 21 Dezember 1940 ist ferner der am 13. März 1914 in München geborene Eugen Weiß hingerichiet worden, den das Sondergerichi in München als Volksschädling zum Tode und zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte beurteilt Hai Weiß, ein vielfach vorbestrafter Gewohnheits verbrecher, Hai der Mutter eines im Polenseldzuge vermißten Soldaten vorgeiogen. er sei Kamerad ihres schwerverwundeten Sohnes und Hai sie. nachdem cr sich so in ihr Vertrauen ein geschlichen hatte, hinterhältig betrogen. Am 21. Dezember 1940 ist der am 9. September 1921 ln Borsbeck bei Antwerpen geborene Ludwig Boeckxsteans hingerichtet worden, den das Sondergericht in Halle (Saale) als Gewaltverbrecher zum Tode und dauernden Verlust bei bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt hat. Boeckxsteans hat in einem Gemelnschastslager ausländijcher Arbeitskräfte einen kranken Arbeitskameraden und Landsmann im Schlaf über fallen und ihn durch zahlreiche Schläge mit einem schweren Eisengewich! schwer verletzt, um ihn bewußtlos zu schlagen lind dann zu berauben. Drei Todesurteile vMreüt Am 21 Dezember 1940 ist der am 9. Dezember 1914 in Mühldorj geborene Sebastian Bartlreiher hingerichiet worden, den das Sondergerichi in München als Volksschädlina >nm Tode nnd zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte aus Lebenszeit vernrteili Hal Barllreiher war ei» unverbesser licher, n a auch wegen Selbstverstümmelung nnd Fahnenfluch! vorbestrafter Gewohnheitsverbrecher, der die Kriegsverhäsiniss« in »iedenrächsigcr Weise dazu ausgenutz« Hai, um die Witwi und das Kind eines gefallene» Soldaten zu betrügen und zv bestehlen - Am 21 Dezember 1940 ist ferner der am 13. März >914 in München geborene Eugen Weiß hingerichiet worden, den das Sondergerichi in München als Volksschädling zuw Tode und zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte ocurteill har Weiß, ein vielfach vorbestrafter Gewohnheits verbrecher, Hai der Mutter eines i:n Polenfeldzuge vermißte» Soldaten vorgelogen, er sei Kamerad ihres schwerverwundete» Sohnes und hat sie. nachdem er sich so in ihr Vertrauen «in- geschlichen hatte, hinterhältig betrogen. Am 2l. Dezember l940 ist der am 9. September l921 in Borsbeck bei Antwerpen geborene Ludwig Boeckxsteans hingerichiet worden, den das Sondergerichi in Halle (Saale; als Gewaltverbrecher zum Tode und dauernden Verlust bei bürgerlichen Ehrenrechie verurteilt hat. Boeckxsteans hat in einem Gemeinschaftslager ausländischer Arbeitskräste eine» kranken Arbeitskameraden und Landsmann im Schlaf über fallen und ihn durch zahlreiche Schläge mit einem schweren Eisengewicht schwer verletzt, um ihn bewußtlos zu schlagen und dann zu berauben LerdunIelMSsSewattverbretzer erlchosie» Der Reichsführer U und Cbef der Deutschen Polizei teil! mit: Am 20. 12. 1940 wurdrn die unter Ausnutzung der Ver dunklung voraehtndrn Gewaltverbrecher Gerhard Schön- Wälder und Alfred Lemser wegen Widerstandes erschossen. Schlasen wie ein Murmellier Auch die Bäume halten Winterschlaf. — Aus den Geheimnissen d«r Natur. Daß man das Alter eines Baumes an feinen Jahres ringen erkennen kann, weiß wohl jedes Kind. Dagegen dürfte es nicht allgemein bekannt sein, daß zum Beispiel auch die Fische — Jahresringe haben! Und zwar ist es so. daß eigent lich jeder Lischknochen sowie auch die Schuppen deutlich er kennbare Wachstumsstreifen zeigen, Von denen man das Alter des betreffenden Tieres wie von einer „Geburtsurkunde" ab lesen kann. Ja sogar die winzigen sogenannten Gehörsteinc. die sich in den Gehörorganen der Fische befinden und wohl in erster Linie dazu dienen, den Tieren das zur Fortbewe gung nötige Gleichgewichtsgefühl zu vermitteln, zeigen, wenn man sie durchschneidet, unter dem Mikroskop eine Ringstruk- iur, daß man geradezu meinen könnte, den Querschnitt eines Miniaturbaumstammes vor sich zu haben. Diese merkwürdigen Jahresringe sind nun aber nicht nur ein Merkmal für das Lebensalter, sondern bilden zugleich den Hinweis auf eine typische Lebenserscheinung in unseren ge- mäßigten Zonen: aus den Winterschlaf. Denn die Jahres ringe kommen sowohl bei den Fischen als auch bei den Bäu men einfach dadurch zustande, daß sich die jeweilige Wachs- wmsperiode in der warmen Jahreszeit deutlich von der Ruhe- oeriode während des Winters abhcbt. Irgendwie müssen sich alle Lebewesen — und wir wollen hier unsere Bäume durch- aus einbeziehen! — an die großen Temperaturschwanlungen oes Sommer-Winier-Rhythmus anpassen. Und gerade die An- oassung an die lebensseindliche WimerkäUe mit all ihren Be gleitumständen gehört wohl zu den großartigsten und geheim aisvollsten Wundern, die uns die Natur ofsenbart - Neben bei bemerkt: Daß zum Beispiel die Bäume der Tropen keine Jahresringe aufweisen, das heißt also, daß das Fehlen von lebensfeindsicher Kälte hier eine Wachsinmsnnterbrechuna »ich! nötig macht, diese Tatsache zeigt deutlich, vor welcher besonderen Ausgabe die Lebewesen der Sommer-Winter-Zoncn ' in ihrem „Kamps ums Dasein" stehen Wenn wir nun oben bereits von „Winterschlaf" gespro chen haben, so haben wir damii zunächst ganz allgemein die winlerlichc Ruheperiode gemein«. Bei einer engeren Begren- ;»ng des Begriffes „Winterschlaf" aber können wir weder die Winlerruhe der Bäume noch auch die der Fische als „Schlaf" im eigensijchen Sinne dieses Wortes bezeichnen. Gerade der Vergleich zwischen den Bäumen und den Fischen zeigi näm lich, welche Aehnlichkeit vielfach zwischen pflanzlichen und tie rischen Vorgängen besteht. — Nur bei den höher eniwickelten Tieren, und zwar bei einigen wenigen Warmblütern, kommt es im Winier lalsächlich- zu jenem merkwürdigen Dauerschlaf, der weiter unten noch ausführlicher zu besprechen sein wird Man bezeichnet deshalb den Ruhezustand während der Winterszeit sowohl bei den Kaltblütern als auch bei einer großen Anzahl von Infekten besser als „Winlerstarre". Wenn mich die Abkühlungsmöglichkeiten, welche die Winlerstarre bei Lebewesen bietet, die „von Natur aus" in der Lage sind, die Temperatnr ihres Blutes derjenigen ihrer Umwelt anznpaffen, richt unbegrenzt sind, so ist es doch erstaunlich, wie niedrige ttußentemperaturen zum Beispiel manche Insekten in ihrem winterlichen Erftarrungszustand auszuhallen vermögen. So macht es beispielsweise dem Ziironenfaller nichts aus, sich draußen im Freien an nichl übermäßig geschützter Stelle irgendwo anzullammern und. einem welken Blatte gleich, den winterlichen Kältegraden zu trotzen Und bei einer bestimm- len Mückcnart hat man festgestellt, daß sie in ihrem Erstar rungszustand Umgebungstemperaturen von minus 40 Grad anshallen kann! Welche besonderen Vorgänge innerhalb ihres seingliedrigen Organismus es diesen Tieren ermöglichen, trotz beachtlicher „Unterkühlung" ihre Körpersäsle nichi znm Ge frieren kommen und also ihr winziges Lebenssüntchen nichi -rlöschen zu lassen, das ist ein noch nicht restlos aufgeklärtes Geheimnis. Nun aber der Winterschlaf im engeren Sinne dieses Wor- ies. Die Redensart „Er schläst wie ein Murmeltier", weist daraus hin, daß jene Bergmans (deren Name übrigens nichts mit „murmeln" zu tun Hai, sondern aus dem lateinischen „mures montis" -- Bergmäuse gebildet worden ist) zu den .echten" Winterschläsern gehört. Keine echten Winterschläser sind dagegen Bär. Dachs und Eichhörnchen, deren „zurück gezogene Lebensweise" während des Winters man früher viel fach auch für Winterschlaf gehalten hat. Lediglich der Igel sowie Fledermäuse, Ziesel. Hamster und die vier sogenannte» üilcharten mit den bezeichnenden Ramen: Siebenschläfer. Vaumschläfer, Gartenschläfer und Haselmaus gehören außer den Murmeltieren zur Sippe der warmblütigen Winterschläfer Der Winterschlaf der Warmblüter ist deshalb ein so be- sonders interessantes Problem, weil diese ja, genau wie do Mensch, um leben zu können, auf eine ganz bestimmte Körper wärme angewiesen sind, eine Körperwärme,.die also im Win ter normalerweise einen ständigen Verteidigungskrieg geger die von außen andringende Kälte zu führen hätte. Der Winterschlaf der Warmblüter mutz daher, soll «r sii vor dem Erfrieren bewahren, auf diesen Umstand Rückfich- nehmen. — Der Hamster freilich sorgt bekanntlich in sprich wörtlicher Weis« dafür, daß er in seiner gulgepolstertrn Wim ttrhöhle stets genug Nabrungsvorräte hat, deren Aufnahm« Itinem Körper immer wieder die nötige Wärme zuführt, di, «r im „Kampf" gegen die Autzenkälte braucht Etwa alle fü»! Tage wacht der Hamster auf, friht sich satt und warm uni schlaft dann wieder ein. Der Igel dagegen verschläft nachweis sich den ganzen Winter, ohne zwischendurch auch nur ein ein UgeSmal aufzuwachen oder gar Nahrung zu sich zu nehmen »«ine Körperwärme sinkt — und das ist das Wunderbare a» v«r Winterfchlaf-Anpassuna! — bei Eintritt des Winterschlafes von etwa 3S Grad bis auf annähernd 0 Grad herab. Komm: »onn aber der Augenblick, wo «S in seiner Umgebung noch Atttrr zu werden beginnt, geschieht etwas sehr Merkwürdig«»: srin« Körperwärme nimmt plötzlich zul Genährt vor alle» ourry oas IM Körper aufgespeicherte Fett, steigt sie ziemlich schnell bis annähernd zur Normalhöhe an. Dann sinkt sie langsam wieder ab. Und dieser eigenartige Vorgang, der ge wissermaßen „automatisch" vonstatten geht, d. h. also, ohne daß der Igel aufwacht und irgendwie „bewußt" in Aktion tritt, wiederholt sich in bestimmten Abständen die ganze Win terschlafzeil hindurch. Er bewirkt also auf wunderbare Weise, daß der Igel nicht erfriert. Auch bei den anderen Winterschläsern wickelt sich der Winterschlaf ähnlich ab. Hier ersetzt demnach das eigene Fett gewissermaßen den Hamstervorrat wärmeliesernder Nahrung (womit freilich das Winterschlafrätsel durchaus nicht geklärt ist!). Die Folge des winterlichen Fettverbrauchs ist dann natürlich, daß der Igel nach Beendigung seines Winterschlafes beträchtlich abaenommen hat! Diese Gewichtsabnahme beträgt bei manchen Winterschläsern häufig mehr als ein Drittel ihres gesamten Körpergewichtes. Den Abmagerungsrekord stellen in dieser Beziehung unsere Fledermäuse dar. die bekanntlich sip-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)