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is und das n Sludenlen Beilage zu Nr. 288 der »Sächsischen Bolkszeitung" vom 20. Dezember 180S. >88tr. 19. Ke, s, Ilittor- i vto. oto. 4852 en illSfiau. ««» .z »» ammluiis, rrins am ln I>i»k !N. ttm- Konrnd- le. Aus Stadt und Laud. —* DaS Ministerium des Innern wünscht von der Dresdner Handelskammer ein Gutachten über die Ein richtung von Fortbildungskursen für die aus Handels- und Gewerbeschulen entlassenen kaufmännischen und gewerb lichen Angestellten. —* Die Uebersüllung des Aerztestandes wird beleuchtet durch eine Statistik der Stellenvermittlung deS Leipziger wirtschaftlichen Verbandes. Trotzdem durch Ein führung des praktischen Jahres ein ganzer Jahrgang deS Zuzugs mißfiel, fanden sich auf 1 Assistentenstelle 4 Be werber, auf 1 Vertreterstelle 10 Bewerber, auf 34 Praxis- stellen 375 Bewerber! —* Die Technische Hochschule weist im laufenden Semester folgende Besuchsziffer aus: Hochbauabteilung 149 Studierende und 43 Zuhörer, Jngiueuradteiluug 187 und 20; mechanische Abteilung 303 und 01; chemische Abteilung 182 und 12; allgemeine Abteilung 45 und 19. Grsomt- ziffer 1027 (860 Studierende und 161 Zuhörer. Wozu noch 155 Hospitanten, darunter 5 Weibliche, sür einzelne Fächer kommen. Bon den 1027 sind 530 Sachsen. 200 aus anderen deutschen Bundeßslaateu, 291 ans sonstigen europäischen Ländern. 5 aus Amerika und I aus Australien —"Zu den Dresdner Unruhen der letzten Zeit wird uns aus bürgerlich«« Kreisen geschrieben: „Es scheint, daß die städtische Leipziger Polizei doch besser mit den So zialdemokraten auskommt als die königliche Dresdner Poli zei. An der Pleiße haben bei den Umzügen keine Zusam menstöße stattgefunden und die Versammlungen am letzten Sonnabend sind dort einfach verboten worden. Konnte das hier nicht auch geschehen? Müssen wir es uns gefallen lassen, daß nach hier Berliner Juden kommen, nm staats- und religionsfeindliche Hetzreden zu halten und das Volk aufznstacheln, bis es auf die Straße in die Säbel der Gen- darmen läuft? Ter frühere Chemnitzer Staatsanwalt Po- lizeidirektor Bretschneider in Leipzig hat sich als der Klü gere gezeigt!" Dresden-Löbtau. Am Sonntag, den 17. Dezember, nachmittags 5 Uhr, fand in der Turnlialle der 36. Bezirks- schule die Christbeschcrung der KinderbeNxchranstalt des Albert-Stiftes statt. Ihre Königl. Hoheit Prinzessin Ma thilde zeichnete die Feier durch ihre Anteilnahme aus. Die geräumige Turnhalle war gedrängt voll von Freunden, der Anstalt und den Angehörigen der Kinder. Nach einem von einem vierjährigen Mädchen musterhaft vorgetragenen Be grüßungsgedicht führten die zum größten Teil noch nicht schulpflichtigen Kinder zwei Weihnachtsstücke auf, die in ihrer Einfachheit allgemein ansprachen und auch zu kindlicher Heiterkeit Anlaß gabei». Herr Pfarrer Haselberger nahm dann Gelegenheit, Ihre Königl. Hoheit, sowie die Wohltäter der Anstalt und die Gäste zu begrüßen und den Dank des Albert-Stiftes besonders Ihrer Majestät der Königin-Witwe, den Schwestern, der Schulverwaltung, sowie alleil, die durch Geldspenden oder ihrer Hände Arbeit die Veranstaltung der Bescherung ermöglicht haben, zu dancken, indem er darauf l,inwies, wie in Betlehem die irdische Armut geheiligt wurde. Mit einer Mahnung zur Dankbarkeit und die Aufforderung an die Eltern, ihren Kindern auch die geistigen Gaben des Heilandes zufließen zu lassen, schloß der Herr Pfarrer seine Ansprache mit einen« Vaterunser für die Wohltäter. — Nach einem mnniteren Schneeflockentanz zeigte sich noch Knecht Nu- precht; darauf meldeten sich Zwerglein, die bekannt gaben, daß sie am Ausgange zum Entgegenehmen von Gaben bereit stehen würden. Reich beschenkt verließen die 108 Pfleglinge der Kinderbewahranstalt den strahlenden Christbaum. Allen Freunden und Wohltätern nochmals herzliches „Vergelt's Gott!" —Ib— Leipzig. „Rebellen im Priesterrock " belieben die „Leipz. N. N." die katholischen Geistlichen zu nennen, die sich im sogenannten Kulturkampf den in das innerste Lebt» der Kirche eingreifenden Gesetzen des Staates nicht fügen wollten. Solche „Rebellen im Priesterrock" haben der Kirche nie gefehlt, Männer wie Petrus und die sieggekrönte Schar priesterlichcr Märtyrer, die Gott mehr gehorchten als den Menschen. Es haben, aber auch nickff Männer gefehlt, ide, wie Gamaliel, vor einer Verfolgung der Kirche tvarnten. Ein Gamaliel täte dem hohen Rate der kulturkampflüster- nen „Neuest. Nachr." bitter not. Chemnitz. In seiner lebten Sitzung bescliäftigte sich das Stadtverordneten-Kolleginm in Chemnitz mit der dort ver anstalteten Stl-aßendemonstration. Ein Stadtverordneter brachte zur Sprache, daß ein Beamter der städtischen Gas anstalten entlassen worden sei, weil er an der Straßendemon- stration teilgenommen habe. Bürgermeister Sturm erklärte, es sei nicht Gepflogenheit des Rates, nach der politischen Ueberzeugung seiner Angestellten zu fragen, er könne aber nicht zngeben, daß ein Mann, wie der Entlassene, gegenüber einer aufgeregten Volksmenge seine Kenntnisse benutze, jene anfzuregcn. Stolberg. Bei der Stadtverordneten-Ergänzungswahl ging die Liste des sozialdemokratischen Arbeiterwablkomitees glatt durch; als Stellvertreter wurden die vom Vater ländische!« Verein ausgestellten Kandidaten gewählt. Ge wählt haben von 887 wahlberechtigten Bürgern 725, das sind 81,73 Prozent. Roßwein. Auf dem Nostschen Gute in Grünan brannte die Magd Niederwerser einen Strohhaufen an. nm ihn nicht wegränmen zu müssen. Das Feuer breitete sich ans. Tie Besitzung ging in Flammen auf. Die Magd wurde verhaftet. Plauen i. V., 16. Dezember. Ein aus dem NacUxw- orte Bobeimeukirclien stammender, zuletzt hier besänftigt ge wesener 24 jähriger Maurer Namens Ernst August Bauer hat sich gestern mittag in unmittelbarer Nähe der Stadt auf die Schienen der nach Eger führenden Bahnstrecke gelegt und sich von einer nach dein oberen Bahnbofe fahrenden Vorspaiiuiiraschiue überfahren lassen. Dem Unglücklichen, der quer über dem Gleis lag, wurden beide Beine abgetrennt und der Kopf furchtbar zerquetscht; er starb kurz nach seiner Auffindung. Der Lebensmüde hatte kurz vor der Aus führung seines schrecklichen Selbstmordes in einem nahen Gasthof noch einen Abschiedsbrief geschrieben, der wahrschein lich Auskunft über den Beweggrund der Tat geben wird; im Besitz des Toten wurden 11 Pfennig gefunden. — Wegen schwerer qefchftlicher Verluste, durch die vielen Konkurse von Baugeschäften in der Hauptsache veranlaßt, hat sich der 28 jährige unverl-eiratete Jnl-aber eines Tapetengeschäftes an der Klosterstraße, Werner mit Namen, in seiner Woh nung erschossen. Pr»d«ktenbSrie. Dresden, 18. Dezember. Prednktenpreise in Dresden. Wette : Klar. Stimmung: Ruhig. Weizen, weißer, neuer 176—180^, brauner, alter 76—78 irp; 180—185, braunar, neuer 72—76 kz; 167—175, russischer, rot 184 bis 1V2, do. weißer 190—195 amerikan. Kansas und argrnttn. ISO—186. Roggen, sächsischer, alter 74—76 Icg , do. neuer 72—74 Irx 161-165, preußischer 160—170. do. russischer 171—173. Gerste, sächsische >60—170, schlesische 170 — 176, Posensche 160—175, böhm. 185—195, mährische 190—200, Futlergerste 142—150. Hafer, sächsischer, alter , neuer 155—167, schlesischer 155—167, russischer 162—177. Mais, Cinquantine 175—185, La Plato, gelber 137—143, amerikan. mixed 140 — 145. Rüböl pro 100 Irß netto mit Faß. raffiniertes 54,00. Rapskuchen pro 100 lr§-: Dresdner Marken, lange 13,50, runde 13,00. Leinkuchen pro 100 DreSd. I. 18.50, 11.17,50. Weizenmehl 1. Marken pro 100 lcg netto ohne Sack jDresd Marken»: Kaiserauszug 31,50—32,00, Grieslerauszug 30,00 bis 30,50, Semmelmehl 29,00—28,50, Bäckermundmehl 27,50—28,00, Grieslermnndmehl 21,00—21.50. Pohlmehl 17,50-18,00. Roggen- mehl pro 100 netto ohne Sack (Dresdner Marken): Nr. 0 26.00—36.50, Nr. 0/1 25,00—25,50. Nr. 1 24,00-24.50, Nr. 2 21.00—22.00. Nr. 3 17,50-18,50. Futtermehl 18,00-13,20. Weizen, kleie grobe 10,40—10,60, feine 10,00—1V.20. Roggenkleie 11,00 bis 11,40. Die für Artikel pro 100 tcß notierten Preise verstehen sich für Geschäfte unter 5000 kpf. Alle andern Notierungen gelten stu Geschäfte von mindestens 10000 Feinste Ware über Notig Meblpreise verstehen sich exklusive der städtischen Abgabe. * Dresden, 18. Oechr. Lchlachtvtetzpreise auf dem Vieh- Kose^n Dresden am 1^. Dezstr. 1905 nach amtlicher Feststellung Marktpreis für rt». «attung Aus. 5» Kx trieb Bezeichnung Lebend- ! Schlacht Gewicht Stück Mk. Mk. Ochsen . 281 I) ». Pollfleischlge. ausgemästete höchsten Schlachlweries dis zu 6 Jahren. . «, Oeslerrelckier desgleichen 2» Junge fleischige, nicht ausgemästete. — 44-45 80-14 44-47 80-15 allere auc-gemäsleie 40-43 75—79 ! 5» Maftig genöhrte junge. — gut geuührte allere 37-30 72—7st 4j Gering genührle jeden Alters .... 32-35 55-70 Kalben und LSI l» Pollfleischiae. ausgemästete Kalben hüch slen Schlachlweries Kühe . . . 42-45 77—«r 8» l 2> Pollfleischige. ausgemästete Kühe höch sten Schlachlweries bis zu 7 Jahren . 3> Aellere ausgeniösleie Mibe und 3S-4I 72-76 wenig aut eulwickelie jüngere Kühe »nd naiven j 31 37 55-70 4i Mähig genährte Mihe und Kalben . . 31 —3.1 60 «5 5> Gering genährte Kühe und Kalben . 27—30 65—>4) ' Bull,». . . 2k0 l> Pollfleischige höchsten Schlachlweries . 43-45 74 7« 2i Mastig genährte jüngere und gut ge »ährte altere l„-l2 7I-7Z l Käider.... Ult 3» Gering genährte I) Feinste Mast-(Pollmilchmast» und beste 34—30 85-7« Saugkälber 50—53 7-- 82 I 2) Mittlere Mast- und gule Saugkälber . 45—40 74—77 3» Geringe Saugkälber 42—47, 5« -72 i 4i Aellere gering genährte lFresser». . . Schn«?. . . l>54 I, Masttänilner IN-43 81-8» 60» l 2) Jüngere Masthammel 3» Aellere Maslhaminel 35—4» 35—37 78-80 73-75 I 4i Mastig genährle Hammel und Schafe ! lMärzschaiei 33-35 70-72 Schweine . . 2215 l) ». Vollstestchige der feineren Kasten und deren Kreuzungen im Alter bis zu euinndeinvieriet Jahren 50-50 75-78 i tt. Fettschweine 50-5, 77-80 2i Fleischige 55—58 72-75 - Ueber- 3» Gering entwickelte, sowie Sauen . . . 54—55 70—72 ltänber. t> Ansländische prfammen 4575 Von dem Austrieb sind 235 Rinder österr.-imgar. Herkunst. Geschäftsgang: Bei Ochsen, Kalben, Kühen. Bullen, Schafen und Schweinen langsam, bei Kälbern mittel. Mathilde lehnt in einem Sessel. Die sonst so blühende Farbe ihres Gesichtes ist unter den Sorgen der letzten Tage verblichen; Zeichen großer Ermüdung prägen sich in ihrer.Haltung aus. „Arme Luisa!" „Ja, arme Luisa! Wer hätte dies vor wenigen Jahren gedacht. Sie war ein heiteres, lebensfrohes Mädchen, der schönsten eine, überdies die einzige Tochter wohlhabender Eltern. Wie kam sie nur an Otto Bertrand? Da waren ja andere Bewerber genug! Ich glaube, kein Mädchen war so ge feiert wie sie. Und gerade diesen Mann mußte sie wählen. Man sprach doch offen von seinen« Leichtsinn. Ein Jahr war ich abwesend in Europa und bei meiner Rückkehr erfuhr ich, daß Luisa mit Bertrand verlobt sei." „Wie es gekommen ist? Bertrand war Buchhalter im Hause Steinweg u. Co. und hielt sich tadellos. Man munkelte, daß seine Familie ihn wegen leichtsinnigen Schnldenniachens nach Südamerika geschickt hatte, aber du meine Güte, wie viele komme«« auf diese Weise hierher und finden hier den rechten Weg wieder." „Oder gehe«« unter," warf Wildner ein. Frau Mathilde nickte. „Bertrand verkehrte viel in Luisens Elternhausc. Er war ein auf fallend schöner Mann, hatte feine Manieren und ei«« einnebmciides Wesen. Er wußte Luisa so für sich zu gewinnen, daß sie lieber sterben, als von ihn« lassen wollte. Ta gaben den«« ihre Eltern, wenn auch ungern, ihre Einwilli gung. So lange der alte Steinweg lebte, ging alles gut. Nach dessen Tode trat Bertrand ai« Stelle seines Schwiegervaters als Teilhaber in das Geschäft. Durch die unabhängige Stellung geweckt oder durch schlechte Gesellsckiast — ich weiß es nicht — trat der alte Leichtsinn wieder zu tage. Bertrand spielte, wettete, spekulierte. Das übrige weißt du!" Ja, Ernst Wildner wußte es. Unterschlagungen und Fälschungen sollten das entstandene Defizit decken. Und als Meinrad, der Mitbegründer des so lange angesehenen Geschäftshauses und langjähriger Kompagnon Steinwegs, Verdacht schöpfte, denselben begründet fand und Bertrand zur Rede stellte, feuerte dieser seinen Revolver auf ihn ab und verwundete ihn tödlich. Nach wenigen Tagen erlag Meinrad den Folgen des Schusses; Bertrand aber war es gelungen, unter Mitnahme einer bedeutenden Summe zu entfliehen. Alle Bemühungen der Polizei, seiner habhaft zu werden, trxiren vergeblich. „Wo mag er jetzt sein? Hat Luisa wohl wieder von ihm gehört?" fragte Mathilde. „Wo mag er sein? Vielleicht nicht weit von hier. — Daß Lima von ihm gehört lmt. fürchte ich. Ja," wiederholte Wildner. als seine Frau ihn ansah. „Ja, ich fürchte es. Ich wollte heute noch nicht von der Sache reden; denn du bist übermüdet, aber da ich meine Vermutung geäußert habe, will ich mich kurz erklären. Du weißt, daß Frau Steinweg die Schande ihres Schwieger- sohncs nicht lange überlebte, du kennst auch den Jnlralt ihres Testaments." „Im allgemeinen. Das.Haus in der Straße Santa Fe gehört Felix." „Gut, und es waren beim Tode der alten Fra» etwa 60 660 Pesos (ein Peso — 4 Mark) Gold, teils in guten Papieren, teils auf der englischen 2^ank deponiert, der Nest ihres Vermögens, nack>dem sie Bertrands Schulden bezahlt hatte. Dieses Geld ist Luisa vermacht worden. Heute ist nur noch ein Rest vorhanden, etiva 10 000 Pesos auf der englischen Bank." „Stehe jetzt auf, Felix. 2^ald wird Onkel Ernst kommen; dann darfst du mit ihm zu Irina gehen und den ganzen Tag bei ihr ii« Flores (Vorstadt voi« Buenos-Aires) bleibe««." „Ich möchte Mütterchen noch eininal sehen." Wieder ertönte heftiges Schluchzen. „Gewiß, Liebling. Wir schmücken ihr Zimmer mit Blumen und Ker zen, und wenn alles bereit ist, wird Onkel Ernst oder Marco dich hierher be gleiten. Ich bleibe hier, nm für alles zu sorgen." Und mit gesckxiftiger Hand beginnt sie ihre Mntterpflicht. Sie hilft den ganz verwirrten Knaben beim Anziehen und kämmt ihm das dnnklc Kraushar aus der Stirne. Eine tiefe Männerstimme wird im Vorzimmer hörbar. „Da ist Onkel Ernst. Ich koinine sogleich zu dir zurück." Nasch tritt sie aus den Angetöminenen, ihren (hatten, zu und weist ihn nach dem Salon. Halbdunkel herrscht in dem schwülen Raume. Schwere Vorhänge wehren dem Morgenlichte den Zutritt; die hohen, sestverschlossenen Fenster, die nach der Straße gehen, gewähren einen Blick ans den Boulevard Santa Fe, der sich fast endlos, aus dem Innern der Weltstadt Buenos Aires bis zur Vorstadt Palermo hinzieht. Villa reiht sich an Villa, einfache, stilvolle Gebäude, die den Reisenden inmitten ihrer Rebgewinde und Palmengruppen i>« das griechische Altertum versetzen, wechseln ab mit de» barockste«« Schöpfun gen der südlichen Phantasie. Das Haus, ii« dem in srübester Morgenstunde der Todesengel eingekehrt ist, verbindet stilvolle Bauart mit gemütlicher Wolmlichkeit. Durch die geöffnete Tür des Salons überblickt man eine weite Säulenhalle, die um wenige Stufen über den Garten erhöbt ist, der das Haus rings umgibt. In ungezwungener Freiheit wuchern dort die Gewächse des Südens. Einige Wackln der Vernachlässigung genügten, um aus den« sonst so Wohl gepflegten Garten eine üppige Wildnis zu schaffen. Kaum sind die Wege noch zu erkennen; überall drängen sich Blumen und Grün. Die Ranken der Lanbgänge verschlingen sich in dichtem Gewirr. Aber der Mann, dessen Auge jetzt über dieses Pslanzenlabyrintb dahinschweist, denkt nicht an die hier so notwendige Hand des (Härtners; er bört ans die gedämpfte Stimme seiner Frau, die ilun erzählt von Leiden und Todeskampf und von dem veruxiistcn Knaben, dessen einzige Stütze sic nun seien, sie, die Freundin der Toten, und er, ihr Gatte, als der Vormund des Knaben. „Es ist wohl am besten, du bringst Felix selbst nach.Hause, ««ach Flores. Du hast doch den Magen hier?" Herr Wildner bejaht die Frage. Durch die offene Tür fällt ein Licht strahl in das Zimmer und beleuchtet den lioben Marmorkamin, die Bronze- lenchter auf dessen Ekesimse, die reichvergoldete Standnbr unter ihrer Glas kuppel, de» großen, in prächtigem Goldraluiien von der Decke herabreichenden Spiegel und die Oelgemälde zu dessen Seiten, zwei Porträts in Lebensgröße. Aus den« einen Rahmen blickt ein stattlicher Mann mit offenen, ansprechenden Zügen. Tie mächtigen Schultern und die breite Brust, das reiche Blondbaar des Hauptes und Bartes, die fri'che Gesichtsfarbe, die scharf und klug und doch so wohlwollend blickenden Augen verraten nur zu deutlich, welchem Lande dieser Mann entstammte. Ja. Georg Steinweg, der Erlxuier und langjährige Besitzer dieses.Hauses ist ein Deutscher gewesen, von echtem Schrot und Korn, einer von denen, die deutsche Biederkeit und Ehrlichkeit, Energie und Schaf- ..Ei» Schalten auf dem Pfade."