Volltext Seite (XML)
Nr. 23. Freitag, den 2V. Januar 1V04. 3. Jahrgang. Erscheint tiiglich nachm, mit Ausnahme der Sonn-und ffestlaae. BezuaSPrerS r Llerleljührl. 1 Mk. SO Pf. lohne Bestellgeld». Bei antzardeutschen Poslanstall. lt. Zeitnngspreisl. Einzelnnminer 10 Pf. Redaktions'Shrechsluiide: II I Uhr. Unabhängiges Lageblatl für Äabrbeit, ftecbi u. sreibeit. Inserate werden die 0gefallene Peiiizeile oder deren Raum mi IS Pf. herellmel. hei Wiederholung hedeuleuder Badalt Blichdriiltcrei, Redaktion und vieschäfissrelle; Dresden, Pillnitier Ztrahe t!t. ^ernihreelw!: Amt I Ar >uo»> Die Generaldebatte zum Gtat im preußischen Abgeordnetenhaus. Recht lebhaft ist es dieser Tage auch im preußischen Abgeorduetenhause zugegangen; die erste Generaldebatte nach den Neuwahlen wird ja immer als Ventil der zahl reichen Wünsche, die im Volke auftauchen, benützt. Es ist aber ein sehr charakteristisches Zeichen unserer Zeit, daß die rein materiellen Fragen so sehr im Vordergrund stehen; die Thronrede ging hier allerdings mit dem schlechten Beispiel voran. Nur die Reden der Zentrumsabgeordneten Dr. Bachem und I)r. Porsch nehmen einen höheren Flug an und behandeln auch das sittliche, ideale und religiöse Gebiet. Die politischen Fragen kamen nicht zn kurz. Der Führer der Konservativen, Gras Limburg-Stirum, benutzte auch diese Gelegenheit, um für ein neues Sozialistengesetz Propaganda zu machen. Kleine Gefechte zwischen Kon servativen und Nationalliberalen gaben eine Abwechselung, doch wurden die Worte so höflich getauscht, daß eine Auf regung bei keiner der beiden Parteien entstand. Die Wahlrechtsfrage wurde von verschiedenen Rednern berührt; die Freikonservativen kündigen auch bereits einen Antrag in dieser Richtung an. der aber vielfach auf der Bahn der Verschlechterungen sich bewegt. Zunächst soll unter mäßiger Vermehrung der Zahl der Abgeordneten eine Teilung übermäßig großer Wahlkreise vorgenommen werden, das hat der Minister des Innern schon vor einem Jahre angekündigt. Der Beweggrund ist im Grunde nur das Anwachsen der Wahlmänner ans eine so hohe Zahl, daß die Abgeordnetenwahl nicht mehr in ordnungsmäßiger Weise vorgenommen werden kann, znmal wenn die Sozial demokraten Schwierigkeiten machen. Der sreikonservative Antrag verlangt weiter die Beseitigung der Drittelung nach Urwahlbezirken. Diese ist ja auch den Liberalen ein Dorn im Auge. I)r. Bachem hat schon erklärt, daß das Zentrum, auf dessen Antrag diese Drittelung eingeführt worden ist, darauf nicht eingehen kann, »veil sie ihren Zweck, den pluto- kratischen Charakter des Dreiklassensystems zn mildern erfüllt hat. Ob so ans der Reform überhaupt etwas wird, scheint sehr fraglich. Mit lebhaftem Interesse hat man überall die Aus führungen des Abgeordneten De. Porsch zur Polenfrage vernommen, zumal gerade er als Schlesier sachkundig auf- treten konnte. Den Kulturkampf macht er verantwortlich für das Entstehen der ganzen Polenbewegung. Erst die verkehrten Maßnahmen der Schulverwaltung, namentlich des Verbots des Gebrauchs der polnischen Sprache beim Religionsunterricht, habe Beunruhigung in die Bevölkerung getragen, nnd ans dem so vorbereiteten Boden sei dann von unbefugten Händen weiter Unkraut gesät worden. Daun aber richtete I)r. Porsch ernste Worte an die polnische Fraktion selbst. Im Jahre 100l habe Herr v. Iadzewski den Gedanken an eine nationalpoluische Kandidatur in Obcrschlesien weit von der Hand gewiesen. Tie Dinge seien aber stärker gewesen als das Wohlwollen des Herrn v. Iadzewski gegenüber dem Zentrum. Schon sitze ein Oberschlesier in der polnischen Fraktion und in das groß- polnische Komitee seien zwei Oberschlesicr ausgenommen. Trotz dieser unfreundlichen Haltung der Polen zum Zentrum aber fordere der Redner die Regierung auf. ja keine Regressivmatzregeln gegen das polnische Volk in Ober schlesien zu ergreifen, damit die Beunruhigung nicht noch mehr auwachse und so dem Natioiialpolentnm Boden verschaffe. Wir sagten schon, daß I)r. Bachem die Debatte auf das höhere geistige Gebiet hob. Das Schulunterhaltungs gesetz spielte eine große Rolle in der Debatte; doch tauchten neue Gesichtspunkte nicht aus. Die Stellung der Parteien zur christlichen Volksschule ist die schon längst bekannte. Derselbe Zentrumöredner betonte auch, daß die alten Wünsche des Zentrums inbetreff der krankenpflegenden Orden bis heute noch nicht erfüllt seien und bedauerte leb haft diese Nichberücksichtiguug. Seine Klagen über das Ueberweichen des Pessimismus in Litteratur und Kunst fanden auch von Rednern anderer Parteien Unterstützung. Soviel hat sich aus der Generaldebatte ergeben, daß mich im neugewählten Abgeordnetenhause dieselbe Richtung vor herrscht, die das frühere beseelte. Erfolge einer Tarifgeirieinschaft. Der eben beendete Streik in Crimmitschau hat vor allem auch eine Lehre hinterlassen. Hätten zwischen den in der deutschen Textilindustrie organisierten Arbeitern und Unternehmern durch gemeinsamen Vertrag festgelegte und auf längere Zeit bestimmte Vereinbarungen über die Arbeitsbedingungen. Arbeitszeit, Arbeitslohn usw. in Form einer Tarifgemeinschaft bestanden, ein solch gewaltiger Arbeitskampf mit seinen unausbleiblichen schädlichen Folgen wäre unmöglich gewesen. Wurde doch gerade die Ver schiedenheit in den Arbeitsbedingungen zwischen Crimmit schau und anderen Tertil-Industrieortcn u. a. von den Fabrikanten als ein Grund angeführt, der ein Eingehen auf die Nrbeiterwünsche nicht erlaube. Eben zur rechten Zeit kommt da eine Eingabe des Tarifamtes der Gewerk schaft der deutschen Buchdrucker an den Reichstag, um den „Vertretern des deutschen Volkes davon Kenntnis zn geben, welche Wege im deutschen Buchdrnckgewerbc beschritten worden sind, um Rechte und Pflichten aus dem ArbeitS- vertrage zu beschließen und feslznstellen und gegenseitig auch zu erfüllen." Nach schweren Arbeitskämpsen ist im Jahre 1606 im Buchdruckergewerbe durch die Einsicht und Disziplin auf Seiten der Unternehmer wie Arbeiter in Form einer Tarifgemeinschaft eine Gemeinschaft der Inte ressen errichtet worden, die heute mehr als lO«><> Firmen und >2 000 Gehülfeu in etwa l-tOO deutschen Orten umfaßt und damit das ganze Gewerbe beherrscht. Diese Taris- gemeinschast ist im Jahre l0>0 erweitert nnd bis znm Jahre 1006 verlängert worden, zu welchem Zeitpunkte, wie die Eingabe selbst bemerkt, „eö aber ganz sicher gelingen wird, dem Friedenszustande eine weitere Dauer zu geben." Der im Buchdruckergewerbe angebahnte „Weg zum sozialen Frieden", wie man die Tarisgemeinschaflen mit Recht nennt, ist etwa folgender: Das Mirbestiminniigsrechl »her die Festsetzung der Lohn- und Arbeitsvedingnngcn ist im deutsche» Bnchdrnckgeweröe für Prinzipale und Gehülsen das gleiche: beide Parteien habe» hierüber innerhalb des dafür bestimmten Parlamentes das Recht einer freien Dis kussion und ein völlig gleiches Stimmrecht. Der beichloisene Daris hat den Charakter eines freiwillig geschaffenen, aber darum nicht minder hochgehallenen Gesetzes, dem sich Prinzipale und Gehülst», die den Tarif für sich als verbindlich anerkannt haben, gern und bestimmt nnlerordnen. Streitfälle über die Auslegung dieses larif lichen Gesetzes unterliege» der Rechtsprechung von Schiedsgeriauen. die zn gleichen Teilen aus Prinzipalen und Gehülsen zusammen gesetzt find. .Als Berufungsinstanz für diese Schiedsgerichte fungiert das Tarisanit der deutschen Buchdrucker. da-:- in derselben paritätischen ! Weise zusammengesetzt ist wie alle Organe der Tarifgemeinschasl. , Paritätische Arbeitsnachweise vermitteln nur zn den Bedingungen ! des BnchdrnckerlarifS. Die Stelle eines Arbeitsamtes versieht das s Tarifamt der deutschen Buchdrucker. Bon hier ans wird die von ^ Prinzipals- und Gehülfenscitc geübte Agitation für weitere Aus breitung des Lohngesetze-s geleitet, wird die gesamte tariflich« Organisation in ihrer Zusammenarbeit überwacht und gefördert; von hier ans werde» bei entstehenden Differenzen, soweit die Schlichtung derselben den Schiedsgerichten nicht obliegt, sofortige Vermittelungen mit den Parteien angebahnt und zwar erfahrungs gemäß fast petS mit dem gewünschten Erfolge. Aus der „innerhalb der letzten 60 Jahre gewerblichen Schaffens nnd Ringens im Bnchdrnckergewerbe gemachten Erfahrung, daß billige Forderungen und gerechte Zugeständ nisse sich besser ohne Kampf erreichen" lassen, zieht die Eingabe folgende weitere Schlüsse: „Im Interesse der deutschen 'Arbeit, der Wohlfahrt des deutschen Vaterlandes aber dürfte es liegen, wenn in allen Ge werbe» an die Stelle des rohen wirtschaftlichen Kampfes das Recht auf die Mitbestimmung am Lohnvertrage treten würde, und wenn sich beide Teile, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, bei Wahrung ihrer gegenseitigen Rechte besser verstehen lernen: dazu ist unseres Er achtens aber am besten Gelegenheit gegeben durch die Zusammen arbeit beider Teile innerhalb einer gemeinsamen tariflichen Orga nisation, wie solche im Buchdrnckgewerbe vorhanden ist, nnd wie nach deren Muster auch andere Gewerbe ähnliche Einrichtungen getroffen haben. 'Nicht zum legten fühlt der wirtschaftlich schwächere Teil in unserem Gewerbe den Segen einer solchen Tarifgemeinschaft, und ist es begreiflich, das; die zur Tarisgemeiiischast gehörenden Prinzipale und Gehülsen — und das ist fast die Gesamtheit des Gewerbes — den ansrichtigeu Wunsch hegen, das; ein wenig mehr Einsicht nnd der feste Wille, das gegenseitige Recht aus dem Arbeilsvertrage in vermmflgcinäße Bahne» zu leiten, in allen deutschen Gewerben sich Bahn brechen nnd schwere wirtschaftliche 'Niederlagen der deutschen Arbeit ersparen möchten!" Im Anschluß hieran sei eine Statistik mitgcteilt, die die „Soziale Praxis (Nr. 17) über den Stand der Tarif- Verträge im Jahre 1006 gibt: 'Nach den Wahrnehmungen dieser Zeitschrift wurde» von Anfang April bis Ende Dezember U">6 Wö zioperalivverlräge ab geschlossen. Zwei davon dehnen sich auf das ganze Reichsgebiet ans, derjenige der Ehemigraphen und derjenige der Lichtdrucker, nnd einer das Bnchbindergewerbe betreffend, erstreckt sich über drei Städte. Die übrigen Abmachungen haben nur örtliche Gültigkeit. 'Ans die einzelnen Gewerbzweige verteilen sich diese Tarife wie folgt: Baugewerbe >17. Bierbrauerei -O, Metallindustrie Ai, Töpfer- gcwerbe iOsenfabrikation) 21, Transporigewerbe Ol, Stuckalenr- gewerbe >2, Holzindustrie l>, Lederindustrie l«>, Sleinbearbeilung s Steinmetzen nnd Schleifer 7t, Buchbinderei n, Schneider '», Dach- deckerei -I, Ptlastergewerbe 6, Textil, Schuhmacher, .Kürschner, Maler . Glaser, Gärtner, und .Kondiiorgeiverbe je <> und schließlich Ehemigravben . Lichtdruck-, Sattler-, Sckniftgießer und Handschuh machcrgewerbe je l. Tic Tarifgemeinschnst im Bnchdrnckergewerbe wie auch diejenigen in den anderen Gewerben sind zustande gekommen ans dem Boden fester, gut disziplinierter Berufsorganisationen, sowohl der Arbeitgeber wie Arbeitnehmer, bei denen gegen seitige Anerkennung der im Vertrage festgesetzten Rechte und Pflichten ihre Durchführung verbürgt. Ohne diese Organisationen wären die Tarifgemeinschasten unmöglich gewesen. Möge die Eingabe der Buchdrucker sowohl im Reichstage wie bei der Regierung die verdiente Beachtung und Würdigung finden nnd namentlich die letztere ver anlassen, die Beschränkungen, die den Bernfsvereineil noch im Wege stehen, fortznränmen und vor allem auch Arbeits- kümmern ei znsühren. In diesen lernen Arbeitgeber nnd Arbeiter ihre gegenseitigen Anschauungen am besten kennen, nnd damit wird der Boden geschaffen, aus dem Taris- gemeinschaften erst gedeihen können. (Heburrstansfeier des deutsche» Kaisers. 27. Januar I!">t. Berlin. Auch im Lause des Abends sind zahlreiche Meldungen ans allen Teile»! des Reiches nnd dem Ans- lande über festliche Veranstaltungen -gir Feier des Gebnrts- lages des Kaisers eingegangen. Das Konzil von Nicäa eine — Tpiritisten- siirnng. Diese Uebcrschrist ist kein Scherz, sondern erhebt An spruch, Wissenschaft zn sein; freilich nicht die Wissenschaft eines Kirchengeschichtsschreibers oder sonst eines Historikers, sondern eines Mannes, der von der Kircheng. schichte so viel wie nichts versteht, nämlich des Herrn Universilätsprofessors. Doktors in verschiedenen Wissenschaften, nur nicht in der Kirchengeschichte nnd Theologie, Ernst Häckel in Jena. In seinem nin die Wende des 10. und 20. Jahr- Hunderts nach Christi Geburt hcransgegebenen Buche „Die Welträtsel" schreibt besagter „Forscher": Von den vier kanonisckien Evangelien wissen wir jetzt, daß sic im Jahre 627, auf dem Konzil vvn Nicäa durch 616 versanunellc Bischöfe aus einem Haufen von widersprechenden nnd gefälschten Handschriften der drei ersten Jahrhunderte anSgesncbt wurden. Ans die weitere Wahlliste kamen vierzig, auf die engere vier Evangelien. Da sich die streitenden, boshaft sich sch,mähenden Bischöfe über die Auswahl nicht einigen konnten, beschloß man »nach dem Shno- diko» des Pappus) die Auswahl durch ein göttliches Wunder bewirken zn lassen: man legte alle Bücher zusammen unter den Altar und betete, daß die unechten, menschlichen llrsprungS, darunter liegen bleiben möchten, die^ echten, von Gott selbst cingrgebenen dagegen auf den Tisch des Herrn hincmfhüpfen mochten, lind das geschah wirklich! Die drei st,»optischen Evangelien (Matthäus, Markus. LnkaS ...) und daS ganz verschiedene vierte Evangelium ... alle vier hüpften ans den Tisch und wurden mm zu echten (tausend fach sich widersprechenden!) Grundlagen der christliche» Glanvens- Ichre (vergl. Saladi n). Sollte ein moderner „Ungläuvigcr" dieses „Büchcrhi'ipfen" unglaubwürdig sinden. so erinnern wir ihn daran, daß das ebenso glaubhafte „Tisckrnckcn" und ..Gcistcrklopscn" nach heute von Millionen „gebildeter" Spiritisten fest geglaubt wird: nnd Hunderte von Millionen gläubiger Ehristen sind »och heute ebenso fest von ihrer eigenen Unsterblichkeit, ihrer „Auferstehung nach dein Tode" und von der „Dreieinigkeit Gottes" überzeugt, — Dogmen, welche der reinen Vernunft nicht mehr und nicht weniger widersprechen, als jenes wunderbare Springen der Evangelien- Haiidschriftem" (S. 360—661.) ! Mau könnte sagen, solche Traumbilder widerlegt mau ! nicht, die hängt man einfach niedriger nnd geht zur Tages- ^ ordnnng über. Besagtes Blich ist aber in vielen Tausenden von Exemplaren vezkanit worden: die Reklame empfiehlt es noch heule als das Werk des größten bnchhändlerischen Erfolges der jüngsten Zeit nnd das deutsche Volk ist doch das Volk der — Denker! Solche Weisheit geht ferner in kleiner Münze in die weitesten Kreise, es verlohnt sich also, wenn wir den Unsinn weiterlragen. Häckel nennt für seine Ränbergeschichte drei Onellen: l. das Synodikon des Pappus, 2. Saladin, 6. den Aber glauben moderner Spiritisten. Wir beginnen mit dem letzte»: Häckel will also ans dem Aberglauben der Gegenwart den Aberglauben der Bischöfe um 627» bcweijen! Nur vergißt er, daß dieser spiritistische Aberglaube gar nicht in den Kreisen der von ihm krankhaft gehaßten katholischen Kirche grassiert, sondern in den Kreisen, die in Häckelscher Weisheit die Löjimg aller Welträtsel erblicken. Aber „Shilodikon des Pappus"? Wer ist Pappus? Nach dem Zusammenhang müsse man ihn für einen Kirchen- patcr jener Zeit holten. Pappus ist aber, wie dns der Professor der Kirchengeschichte in Halle. Di . Loofs, in seiner sehr verdienstlichen Broschüre „Anti-Häckel" anfzeigt, ein Straßburger Theologe gewesen, der im Jahre l60l znin erstenmal das Synodikon (Verzeichnis der Synode»> heranS- gab, welches kurze Nachrichten über die Synoden bis zur Zeit des Phoünü >677» enthält. Dort findet sich auch eine an die Häckeliche Bücher-Hüpsgeschichte erinnernde Erzählung; aber es handelt sich nicht um die Auswahl der vier Evan gelien. sondern sämtlicher Schriften des Neuen Testaments überhaupt. Aber auch diese Mitteilung des Synodikons ist eine freie Erfindung des mehrere Jahrhunderte nach dem Konzil von Nicäa U.enden Verfassers. Denn ans f den zeitgenössischen Onellen des l. Jahrhunderts „wissen ! wir" um mit Häckel zn reden — aber nicht erst „jetzt", > sondern schon seit lauge»:, daß das .Konzil von Nicäa sich f mit der Auswahl der vier Evangelien gar nicht befaßt hat, ^ weil diese Frage längst erledigt mar. Das hätte Häckel ! erfahren können, wenn er die Schriften der Kirchen-Schrift steller des zweiten Jahrhunderts livas eingesehen bälte lvgl. yierüber Locsts „Anti Häckel", 2. Anilage, Halle I0OO, S. -l.'> und «Ufo. Tie ganze schöne Bücher Hnpsgeschichte geht also in Ranch ans! 'Noch die andere Onelle „Saladin". Es ist das Buch: „Jehovas gesammelte Werke. Eine kritische Untersuchung des jüdisch-christlichen Religionsgehändes ans grnnd der Bihclsorscbnug." Unter dein Tccknamrn Saladin verbirgt sich ein englischer Journalist Stewart Roß, den Häckel seinen Lesern vorstellt als einen „geleinten nnd scharf sinnigen Theologen". Das Buch selbst ist im Buchhandel nickst zu haben, ein Zugeständnis, daß es sich selbst unter die lichtscheue Gattung der Sckmmtzlsteiarnr einreiht. Wir hegnügen uns. das Uneil Looss anznsnhre», der nach einigen Proben, die er miNeili, sein Veroikt mit Recht dahin fällt: „Des Versnst'ers theologisthe Bildung tzestelü wesentlich ans dem, Ivos teils direll. teils indüclt von der Weisheit der alten Aufklärer ans ihn gekommen. Er hal s veilmnden mit Gedanken, die dem Zeitgenossi n der modernen'Mnurwisstiisih,ist anfderStroße onsliegen. mit eigenen geniolen Einsällen und Ansgehnitc» der eigenen Jgnoronz und hat sein io entstandenes Wissen mit einem Sckiriflslellergciclück der Gassi' und »ul Kloakennsttz dem modernen Freidenkeilnin schmackhosl zn mache» versucht. Einem verwahrloste» Hund die Flöhe ahznsnckien. wurde lesihtcr sei», als die wissenschast- lichen Torheiten zn sammeln, die dies Buch enthält" la. a. O-, S. !»>. Das sind Häckels „Ouellen". Und der Sektions- befmld? Geleersamkeit aber nicht Gelehrsamkeit!