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pesche gesandt: »Ich bin sehr gerührt durch die edlen Ge- fühle, die Sie mir gegenüber im eigenen wie auch iin Na men der italienischen Freimaurerei ansdrücken, die so viele Beweise ihrer Freiheitsliebe Wb und so wirksam zur Be freiung der menschlichen Persönlichkeit (!!) beitrug. . . . Wir verfolgen dasselbe Ideal des Fortschrittes und deS Lichtes, und ohne Furcht können wir der nahen Zukunft ent gegenblicken, da die menschliche Intelligenz, von aller Knechtschaft befreit, keinen anderen Führer haben wiitd als das Wissen und kein anderes Ziel als daS Glück der Völker". Von der -Zippe ist einer des andern wert! v None japanische 2chlachtschiffe. Zwei Schlacht schiffe, die augenblicklich siir Nechnung Japans in England gebaut werden, werden zn den gewaltigsten gehöre», die zur Zeit auf dem Meere schwimmen. Tie neuen japanischen Schisse haben IE 10" Tonneil Wasser. Tie zur Zeit im Bau begriffenen großen Schlachtschiffe der englischen Flatle „Commonwealth". ..Tominion", „Hindostan". „King Ed ward Vl I." und „New-Zealand" haben l«> :!.',(> Tonnen. Die japanischen Schisse werden E I" Meter länger sein als die englischen, gleich lange Deckbalken haben und nm 0.2Ü Meter flacher gehen. Im Vergleich zu den gewaltigsten englischen Schlachtschiffen, die augenblicklich ans dem Wasser schwimmen, ist der Unterschied noch viel größer. Tenn die „Forniidable"-Klasse weist lü""" Tonnen Wasserverdrängung ans. Tie einzigen Schiffe, welche in Zukunft oie Japaner an Länge nbertressen werden, sind die der „Connecticnt"- Klasse, die für die Flotte der Vereinigten Slaalen ans der Helling liegen, lieber die Geichmindigkeit, den Aktions radius, die Panzerslärlen und die Art der Bestückung fehlen leider Angaben. v Wer trägt die Lasten des russisch-japanischen Krieges? Tie Kriegslasten trägt allen voran der japanische Bauer. Cr ist der Steuerzahler, denn das ist ein offenes Geheimnis in Japan, daf, tanin ein Japaner es für Unrecht hält, die Negierung bei der Cinschähnng seines Einkommens nach besten Kräften hinters Licht zn führen. Und das geht bis in die höchsten Stände und bis in die Großtansmann schast l,inein. Dem Bauer ick das rein unmöglich, denn feinen Landbesch kann er nicht verbergen. Cr trägt aber auch die Lasten deS .Krieges noch in einer anderen Be zielmng: er stellt die Soldaten! Beamte und .Kanilente werden in Japan nicht Soldat. Aber der japanische Bauer wird die Lasten willig tragen, so lange der .Krieg dauert, denn er glaubt, das; der N'nsse ein Todfeind seines Landes ist. Hier liegt die Stärke Japans in diesem .Kriege. Man rechnet beute in Japan fast mit dem (Gedanken, das-, der .Krieg zwei Jahre dauern wird. Ja. langwierig wird der .Krieg werden. .Knropatkin hat sich immer noch nicht zn einer gröberen Schlacht verleiten lassen. Tie Japaner haben mit der Einnahme von Sinjan einen groben Erfolg zn verzeichnen, denn Sinjan ist der Schlnnel zur Liantnng Halbinsel und ermöglicht den Japanern die ungehinderte Belagerung Port Arthurs und eventuell den Sturm ans die Festung mit verstärkten Streitkrästen. Tie Nüssen sind zwar emsig a» der 'Arbeit, neue Beseitigungen nm Port Arthur anznlegen, aber die Tage Port Arthurs dürsten wohl gezählt sei», denn die aus -1" großen und kleinen .Kriegsschiisen bestellende russische Ostseeslotte, die nunmehr mit westlichem .Kurse die Insel Bornholm passiert haben ! soll, dürste wohl post festum in den ostasiatischen Gewässern ! eintreffen. Man kann übrigens gespannt sein, welchen ! Weg die russische Ostseeflotte wählen wird, ob den um das j Kap oder den durch den Suezkanal, noch mehr aber kann ! man gespannt sein, ob die russische Schwarze Meer-Flotte, i die der Sultan so gern durch die Dardanellen lassen möchte, i aber nicht dnrchznlassen wagt, nicht eines schönen Tages an der Seite der Ostseeflotte ist und ob dann England der ver- einigten Flotte den Durchgang durch den Suezkanal strei tig zu machen sucht. v Eine »nichtige E n t d e ck n n g wurde in bezug aus Heilung von Krebs- und Brandwundcn, Vernichtung von BlntlanS usw. gemacht, insofern, als man ein billiges Mittel gegen Krankheiten deS ObstbanmeS fand. Es ist dies Mittel kein neues, im Gegenteil, es ist längst bekannt und wird zur Konservierung des Holzes in anderen Ge werben viel verwendet. Aber in der Gärtnerei war es in ! Mißkredit geraten, »veil eS ursprünglich groben Schaden angerichtet hatte. Cs hatte, wo man die Mistbeete und Ge wächshäuser damit bestrich, durch die Ausdünstungen sämt liche Pflanzen verbrannt und die Häuser und Mistbeete völlig unbrauchbar gemacht. Tein Gärtner überfällt des halb auch ein gewisser Schrecken, wen» er hört, das; dasselbe Karbolineum, welches durch seine Ansdünstungen solchen Schaden anrichtete, jetzt zur Heilung von Krankheiten von Krebs und Brandwunden, zur Vernichtung der Blutlaus usw. verwendet werde» soll. Aber es ist wirklich so! Man hat die Eigenschaften des KarbolineumS verkannt. Zwar wirkt es nach wie vor tödlich, sobald »vir es in geschlossenen ! Nänmen oder an sonnigen Mauern mit den Pflanzen in ^ Verbindung bringen. Aber es verliert diese verderben- i bringende Cigenschast, sobald »vir es im Freien brauchen i und die Pflanzen selbst damit behandeln. DaS Karbolineum dringt dann nur in die absterbeuden Teile, nicht ii» die saft- führenden ei». Es tötet die ersteren mitsamt dem Pilz und Ungeziefer und bringt neues Leben. Man muß die ein gehenden Versuche, welche i» dieser Hinsicht gemacht sind und die ausführlich in Nr. 8 des „Erfurter Führers im Gartenbau" veröffentlicht werden, selbst lesen, um dem, was »vir eben gesagt haben, vollen Glauben zu schenken. Erleichtert wird dies dadurch, das; unseren Lesern Nr. 8. des Erfurter Führers kostenfrei zugeschickt wird, »venu sie sich mittels Postkarte an das Geschästsnmt des Erfurter Führers. Erfurt, wenden. BAchertisch. Das soeben erschienene 28. Heft von „Alte uni» neue Welt" lägt an Neichhalligken und (Gediegenheit nichts zu manschen übrig. Anher vier Erzählungen finden mir noch drei andere Artikel vor. Knauer erzählt uns, mie meit es die Chinesen, über die mir incvtciis mitleidig zu lächeln gemahnt und, in der Fischzucht gebracht haben. Anschauliche Zeichnungen führen nnS diese Ergebnisse auch iin 'Bilde vor Augen. H. Arnold macht uns mit einein deutschen Mmiker bekannt, der in Japan eine vollständige Nesorm der Musik durchgeführt hat. Jetzt, wo überall die Rosen blühen, dürste eine 'Abhandlung über diese beliebte Blume in mmbolischer -Hinsicht ebenfalls nicht ohne Interesse sein. Gefreut hat es uns, das; untcr den Erzählern die beliebte Schriftstellerin M. von Serben wieder einmal vertreten in. Ihre Novelle „Sünnenmahu" ist ein Kabinen stück voll duftiger Poesie, liebender Hingebung und erschütternder Tragik. 'Auch M. Herbert erzählt uns in der hübschen Skizze ..llntriume" ein tragisches Schicksal. Mit der grvhken Svannnng verfolgen mir in „Feuer und Schwert" den gefahrvollen Weg von Jan Skrzetuski, der das Wagnis unternommen hat. durch daS feindliche Lager zu schleichen, um den König um Hilfe für die Be lagerten zu bitten. Dies Wagnis gelingt ihm glücklich: ob aber auch noch sein Herzenswunsch in Erfüllung gehr, nun. wir werden ja sehen! Produktenbörse. Dresden, 20. Juni. Produktenpreise in Dresden. Wetter: Bewölkt. Stimmung: Ruhig. Weizen Weiher l72—179, brauner 70—78 172—170, brauner 72—70 kj- 171—175, russischer rot 175—182, do. Weiher 179—185, amerikan. Kansas 178—182, argentinischer 175—180. Roggen sächs. 74—70 lc^ 127—129, do. 72—73 123—125, do. preuh , do. russischer 137—140. Mrste sächsische 140-155, schlesische und Posener 150—155, böhmische und mährische 100—175, Futtergersle 111—128. Hafer sächsischer 130-133, schlesischer , russischer 117—127. Mais Cinauauliue 134—138, La Plata gelb 114—118, amerikanischer mixed 122—125, abfallende Ware . Rübvl raffiniert mit Fah 50,00. Rapskuchen pro IM k<x: Dresdner Marken lauge 10,50, runde 10,50. Leinkuchen pro 100 hx;: Dresdner Marken I. >4,50, II. 13,50. Weizenmehl pro 100 netto ohne Sack (Dresdner Marlen): Kaiserauszug 29,00—29,50, GricSlcrcmszug 27,50—28,00, Semmelmehl 20,50—27.00, Bäckermuudmehl 25.00—25,50, Griesler- j mundmehl 19,50—20.00, Pohlmehl lä.OO—15,50. Noggeumehl pro ! »00 netto ohne Sack «Dresdner Marken): Nr. 0 21,00—22,00, s Nr. 1 20.00-20,59, Nr. 1 10,00-19,50. Nr. 2 10,00-17.00. Nr. 3 »3,50 -14,50. Futtermehl 12,20—12,40. Weizenkleie grobe 9,40—9,60, feine 9.20—9,40. Noggeukleic 10,40—10,00. Die für Artikel pro »00 Icp notierten Preise verstehen sich für Geschäfte unter 5000 lc^. Alle andern Notierungen gelten kür Geschäfte von mindestens 10000 kp;. Feinste Ware über Notiz. Mehlpreise verstehe» sich exklusive der siädtischen Abgabe. * Dresden, 20. Juni Lchlachtvichprcife auf dem Vieh- Hofe zu Dresden am 20. Juni »904 nach amtlicher Feststellung. Tier §uturrr§ Mn lrirb Sln2 P o z r i ch n u II >4 Mnrkcbreis für 5>l) Lebend- I-Lchlncht- Gewichl Ml. > Ml. Ochi>-» . . . 32«, >> ». Bbllslrischigr. nnSgrmästrlr hächslrn 5'!»- SchlnchlwrrtsS l>i-S zn 6 Jnhrcn . . 37—33 66—68 >,. Orilcrrriätrr drSglcichrn 37-3Ü 67—7» 2) Jnngc- ilrischigr. »ich! nnogc-mäslrir. — nllrrr nnSgrmältt-n- 3l—3«! 62-6-t 3- Mns;ig grnäyrtt- jnngc, — gnc gc-nährle ätlrrc- ZO—.'!2 7,8-6» 4> Gering grnährl? jrdrn Atters .... 27.-27 4S-7U «inldrn Mid 1d,0 I- Vollslriichigc. nnsgcncäslclr.clnlbrn hüch- .nüh>- . . . slen LchlnchlwrrirS Z-Z—Z? 62-67, 2t Vollslrischigr. nnsgc-mäslrlo .kvih? hoch- sN'ü Lchlnchlwc-rtt-s bis zu 7 Jnhrrn . 32-34 Ü8-6» .3, A.-lwrs nnsgrmäslrtr Mine und nirnig gut rnüvickrtic- jnngcrr Nähr und Nnlvrn 2.>—:>> 7,4 4> Mnscig grnährlr Nübs und Knlbrn . . 24-27 4!'-52 5) Gering grnährlr Nähr und Knlbc-n . . — 47-48 Bnllrn.... 267, I) Vc'Usirischige hon,sie» LchinchlwerleS . 36-38 6.3—66 2, Mägcg .zenährtt- jüngere »uv gul ge- näbrle allere 33-37, 7,8-68 3, Gering genährte LZ—ZI» 5.3-55 Näibrr. . . . >00 I, geinsle Mast lVbUmilchmasl) und beste — Lnnglnlber 15»—47 lit!—70 2t Miniere Mns!- n»S gme Tnnglniber . 42 -43 63-67, 3t Geringe Snngtnlver 4» 53-62 4, Steilere gering gennhrlc i^resser). . . — t-chnli-.... 814 l) MnsNninncer 36-37 7U-7I 00 2) Jüngere Mnschniiimel .3.3-34 66-6» 3, Nettere Mnslhnnnnei .31—32 63-67, 4t Mnspn genährte Hnnnnel und Schnse (Märzschnfe- — — Schweine. . LOOO I, ». Lnllsleisiinge Ser secneren Knssen und 4«MZ deren Kreuzungen iin Aller bis zn einnndeinvierlel Jahren 38—3!« 7,1-52 I>. Fettschweine .37-78 5»-51 2, Fleischige Z.C—Z'i 48—4» ') Urbrr- 3) Gering entwickelte, sowie Snnen . . . —Z; 47,-47 tländrr. 4> Ausländische ... ... — — zui'mnnieii 4! US Geschäftsgang: Bei Kühen und Schafen langsam, bei Kälbern und Schweinen schlecht. Bon dein Auftrieb sind »wl Rinder österreichisch - ungarischer Herkunft. ," — iär würde, sobald ein paar Tage lang keine Gelvalttätigkeiten mehr vor kämen, abzielien. Wer jetzt einsabren »volle, den solle inan nicht hindern. Nachher solle er aher ans der Partei ansgestoßen werden, und der allgemeinen Perachinng und, was natürlich auch nicht zu verhindern sei, der 'Vergeltung vreisgegehen sein! Sv waren die 'Bergleute und Arbeiter, nachdem sie sich das militärische Schauspiel angesehen hatten, schweigend und in guter Ord nitng in ihre 'Behausungen znrückgekehrt. Am nächsten morgen stellte man wie gewöhnlich »nieder Streikposten. Auch lungerte man gruppenweise vor den Schächten umher. Aber der Anblick der Soldaten verhinderte irgend welche Geivallläligleiten. Sie ballen die Geivebre zusammengesetzt und einen Pasten dabei gestellt. Tie Leute sahen vder lagen umher. Sobald nur eine gröbere Anzahl Menschen sichtbar wurden, rief der Posten und sie traten ins Gewehr. Tie seitherigen Streikbrecher, die sich an nichts kehrten als an den Jammer ihrer hungernden Familie, die sich von den glänzenden Phrasen nicht umstricken, von den großen Worten nicht einschüchtern liehen, sichren »nie gewöhnlich ein dieses Mal nnhehelligt. Zwar hatten die Streikposten, die, wie alle Tage, vor ihren Wohnungen Ausstellung genommen halten, ihnen auch diesmal das Geleile gegeben, sie mit Spott und Beleidigungen über Häusl und sie ans ihrem Wege belästigt, wo sie nur tonnten. Sobald aber der Schacht mit den davor liegenden Soldaten in Sicht kam, hatte der Ruf des Postens diese zn den Gewehren getrieben, sie hatten die Seitengewehre anf- gepslanzt, und der Leutnant batte, hinter seinem Zuge stehend, mit schnarren der. weithin vernehmbarer Stimme gerade in der Richtung der Antominenden sein Kommando ertönen lassen: „Bataillon soll chargieren — geladen!" TaS wnr unangenehm -- ein unheimliches Gefühl immerhin, sich vier- iindzwanzig geladenen Tonnerbüchsen mit aiifgepflanzter Klinge gegenüber zn wissen! Man blieb heben, die Streikposten sowohl, als auch die anderen 'Arbeiter, die in der Nähe nmherlnngerten und sich dann jenen angeschlossen hatten. Nur diejenige», die einziisabren becibsichtigten, gingen iinhetiiminert weiter. Gesenkten Hauptes allerdings, cillein sie ghnten, »vgs ihrer hgrrte, »venu jene.Klingen und Läuse sie nicht mehr schützten. Aber nun, tonnte sich doch nicht Helte», man tonnte die Seinigen doch nicht hungern, oder gar ver hungern lassen! Aber wie diese nun einsiilvn'n. so »»big, so unbehelligt und so sicher, dos blieb ans die Menge doch nicht ohne Wirkung. Ngmentlich diejenigen unter den Arbeitern, die wenige oder gor keine .Kinder batten, sowie die älteren Junggesellen, vermißten de» Lohn, der ihnen dock» ininierhin eine leidliche Lebenshaltling geboten hatte. Am härtesten waren von den schlechten Löhnen nur die Väter zahlreicher Familien getroffen worden; allerdings war dies aber die überwältigende Mehrheit. Bei den Geldern aus der Streit- lasse standen sich die letzteren nun allerdings insofern besser, als die Unter stützungen »ach der Kopfzahl der Familien bemessen wurden. Nun sagten sich schon an diesen» Morgen einige dieser Junggesellen und Väter kleiner Familien: Ei »vgs, »vir toninici» »vir dazu, uns selber den» Mangel preiszugeben, »venu keine Gesabr mehr dabei ist. sich leidlich zn er nähren. So ging denn einer nach den» anderen nach Hanse, holte Laterne, Leder. Schlägel und Fäustel und »nachte sich ans den» Weg nach den» Schacht. - 7l — „Wohin?" fragte ein Dahertominender. „Was geht's dich an?" brnmmte einer der Angeredeten. „Arbeiten wollt ihr, Hgllniiten - ich weis; es schon — aber wartet nur, ihr werdet schon gewahr werden, was ihr damit anstellt!" Es geschieht das Mertlvürdige: Ein ganzes Dutzend Männer, denen sonst die Faust oder auch wohl das Messer ziemlich lose sitzt, lassen sich schwei gend von einem einzigen Großsprecher beleidigen und belästigen — eine halbe Stunde später ist der Maulheld bei ihnen und fährt mit ihnen ein. „Weshalb soll ich hungern, »venu ihr Fettlebe »nacht?" sagt er frech und ohne jegliche Verlegenheit als Antwort ans all die fragenden Blicke, die sich ans ihn richten. Während sich dies in der Umgebung des Städtchens abspielte, hatte Pfarrer Heberlein seinen Nimdgang durch den Ort begonnen. Recht traurige Erfahrungen, die er da machen mußte. Er trat in den Flur eines solchen Hauses. Der Boden bestand ans gestampftein Lelm», ein entsetzlicher Geruch schlug ibm entgegen, als er die wacklige Haustiir öffnete, ein Geruch nach Ranch, Spülwasser, feuchten, sehr gebrauchten Kleidungsstiicken, Lumpen und noch viel schrecklicheren, unsagbarcn Dingen. Heberlein klopfte an die von Schmutz starrende Tür. Ein „Herein" ans rauher Kehle antwortete ihm. Er ösfnete die Tür und tonnte sich des Ekels kann» enthalten, da die Hand am Drücker geradezu klebte. Aber er gedachte seiner Mission, nahm sich zu sammen und trat ein. Er befand sich in einem wahren Loch von Zimmer, in welchem ein wackeliger Tisch, einige primitive Stühle, zwei Betten und ein wackeliger Schrank das ganze Möblement bildeten. Am Tische saß ein Mann, dessen Kleidung nur ans einen» blauen Hemd und einer Hose bestand, und las in einer ans schlechteste»» Papier gedruckten Broschüre. Seine Haare hingen ihn» wüst und struppig nin den Kopf, seine nackten Füße steckten in zerrissene» Pantoffeln. Vor dein kleinen Ofen, der trotz des heißen Wetters geheizt war, snß ein noch nicht altes, aber offenbar sehr früh gealtertes Weib lind kochte Kartoffeln in der Schale — der Ofen diente zugleich als Kochherd, da es eine Küche nicht gab. Ans der Erde kauerten fünf Kinder iin Alter von einem bis acht Jahren; starrend por Schmutz spielten sie in» Sand und schienen das Grauenvolle ihrer Umgebung nicht zn einpfinden. Das Aussehen der Frau aber deutete darauf bin, daß eine Vergrößerung der Familie in nicht allzu langer Zeit zn erwarten stände. Alle diese Beobachtungen »nachte der Pfarrer, nachdem cr eingetreten und sein Auge sich ein wenig an den dichten Ranch gewöhnt hatte, der den ganze» Rann» erfüllte. Der Geruch war hier noch viel entsetzlicher als ans dem Flur, denn das einzige kleine Fenster war trotz der draußen herrschenden Wärme und trotz des Fcirers im Ofen fest geschlossen. Bein» Eintritt Heberleins schaute die Frau ans und erblaßte, die Kinder machten verwunderte Gesichter, aber der Mann las ruhig in seiner Broschüre weiter. Die Frau konnte ja denjenigen abfertigen, der da kam — was ging es ihm an? „Gelobt sei Jesus Christus", grüßte der Pfarrer. „In Ewigkeit — Amen", hauchte die Frau kaum hörbar. Aber ihr Mann hatte es doch gehört. Bei dem Gruße des Geistlichen hatte er den Kopf von seiner Lektüre erhoben, einem schmutzigen Pamphlet