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Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.12.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189212078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18921207
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18921207
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-12
- Tag 1892-12-07
-
Monat
1892-12
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.12.1892
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WWWWW^ 'MW-W Nr. 884. — Mittwoch, 7. Dezember 1892. —12. Jahrgang. Beilage zu Sächsischer Landes- Anzeiger Verlag von Alexander Wirde in Chemnitz, Lheaterstraße 5. (Chemnitzer General-Anzeiger). Treue und Glauben im Geschäftsverkehr. Chemnitz, den 6. Dezember. Unter den sozialen Leiden dnserer Zeit befinden sich eine große Zahl von Mißständen, die aus dem krassen Egoismus stammen. Der Gedanke, dem eigenen, lieben Ich alle Bequemlichkeiten, allen Genuß der Welt zu gestatten, soweit er sich im Bereiche des betreffenden Individuums darbictct, ist nur zu häufig der Anlaß zum Verbrechen, ist der Grund, daß Treue und Glauben im Geschäftsverkehr immer mehr zu schwinden beginnen. Sicher wäre cs zu weit gegangen, wenn man nun behaupten wollte, man dürfe keinem Menschen ver trauen ; ein - solches, etwas gar zu weit gehendes Mißtrauen, das hinter jedem harmlosen Christenmenscheu einen Spitzbuben oder Be trüger wittert, ist nicht begründet Und kann Dem, welcher sich davon unbedingt leiten läßt, das Leben zur Hölle machen. Aber die eine Thatsache braucht doch noch lange nicht die andere auSznschlicßen In den Gründcrjahren zum Anfang der siebziger Jahre stand das Jndustrieritter- und Hochstaplerthum in schönster Blüthe, und cs giebt noch heute viele Leute, die mit Entrüstung an das moderne Naub- rittcrlhnm zurückdenkcn, dein sie damals in übergroßer Vertrauens seligkeit ihre Spargroschen, opferte». Lange Jahre hindurch trat dann die abgefeimte Schlauheit, welche auf die „Dummheit" genannte Ehr lichkeit anderer Leute speknlirte, weniger hervor; der gutmüthigste Deutsche war doch nachgerade stutzig geworden und hütete sich wohl weislich, auf die Lvckwciscn einzugchcn, die ihm in ruhigen Stunden zugcpsiffcn wurden. Weil es nun nicht mehr glückte, Gimpel zu fangen, wurden auch die Gimpelfängcr nothgedrungen ehrliche Leute, wenn es ihnen gleich etwas sauer ankvmmen mochte, und nahmen wenigstens die wohlthucnde Maske der Biederkeit und Reellität vor. Seit jener Zeit ist nun wieder ein hübsches Sümmchen von Jahren dahin gegangen; junge Leute sind ältere Leute geworden, Kinder Erwachsene, und sie kennen das, was sich damals begab, nur vom Hörensagen. Im Mittelpunkt des öffentlichen Lebens erschien eine neue Generation, welche noch nicht aus Erfahrungen kannte, was dem Egoismus der Gewinnsucht Vorschub leistete. So haben sich denn nicht nur frühere, trübe Erscheinungen allmählich wieder von Neuem cingcschlichen, wie jede Wuchcrpslanze hat auch die Selbstsucht gewaltig um sich gegriffen, und sie fand einen Genossen in einem bodenlosen Leichtsinn. Selbst sucht und Leichtsinn erklären so Manches, dem hinterher der Strafrichter mit dem schweren Geschütz des Reichsstrafgesctzbnchcs energisch zu Leibe gegangen ist; die Friedländer und Sommerfeld, Maah, Wolfs re. waren nicht die Ersten, welche dazu bcigctragcn haben, Treue und Glauben im Geschäftsverkehr zu erschüttern, sie nehmen in der Gallcrie der „zeitgenössischen Egoisten" nur eine besonders hervorragende Stellung ein. Und sie sind auch nicht die Letzten. In der Justiz chronik unserer Tage nehmen die Fälle von Betrug und Schwindel, Unterschlagung, Vorspiegelung falscher Thatsachen u. s. w. einen sehr großen Platz ein, bald sind es Sensativnsfälle, bald handelt es sich um Dntzcndsachcn, aber immer giebt cs Geschädigte, die empfindlich getroffen werden. Ein kleiner Mann, der um tausend ersparte oder tausend in einer Arbeit angelegte Mark geprellt wird, ist der Ver zweiflung näher, als ein anderer wohlsitnirter Mann, dem mal so nebenbei ein halbes Hunderttausend Mark aus dem Fenster fliegen Nur wird von dem letzten Falle für gewöhnlich sehr viel gesprochen, von dem ersten aber meist recht wenig. Die Wuchcrpflanze hat aber schon viel weiter um sich gegriffen; besonders die Gerichtsverhand lungen der großen Städte liefern ergreifende Darstellungen von wahren Raubzügen gegen kleine Gewcrbtrcibcnde und Handwerker, die. oft nach jahrelanger Mühe glücklich wieder von vorn anfangen können. Schwer von der Unredlichkeit im Geschäft werden auch viele kleine Landwirthc betroffen, denen durch allerlei Kniffe und Pfiffe der redlich verdiente Gewinn aus den Fingern gezogen wird. Und wenn alle die Nichtsnutzigkeiten, die auf diesem Gebiete sich ereignen, nun wirklich alle zum Gerichtssaal getragen werden sollten, wer Iveiß, ob dann noch von einer Stockung in der Justizkarriöre gesprochen werden könnte. Es ist eben so: Manches Opfer der Untreue und der Un redlichkeit leidet — und schweigt. Wir wollen doch nicht in dieser Frisch gestrichen! Humv'.lske von L- Hardtke. (Fortsetzung). (Nachdruck verboten). Hat er doch gestern der Geliebten, nachdem seinem heißen, in nigen Liebcswerben ihr beglückendes „Jawort" gefolgt war, gelobt, daß nun auch dem letzten Zweifel in seiner Brust ein Ende gemacht werden solle, indem er schon heute ihre Hand von den Eltern er flehen würde. Sie dagegen hatte versprochen, ihre Familie auf seinen Antrag vorznbercitcn und ihm dabei nicht verhohlen, daß derselbe bei allen Mitgliedern derselben, von dem Vater angefangen, bis herab zn dem übcrmüthigen kleinen Kobold, der sechszehnjährigcn Grete, die herzlichste Freude Hervorrufen würde. Er selbst hatte auch keine Ursache, daran zu zweifeln, tvar ihm doch der Vater seiner Braut seit Jahren nicht nur Lehrer, sondern auch ein aufrichtiger Freund gewesen. Der rege Verkehr mit der Familie desselben war ununterbrochen fortgeführt worden, seitdem ihn eine echte treue Frcnndschast verband mit des alten Lehrers Sohn — mit Günther, „Günther!" kam cS jetzt wie erlösend, halblaut von den Lippen des jungen Mannes. Bei diesem Namen hatten seine Gedanken Anker geworfen und neue Hoffnung belebte den Mnthlosen. Günthers Angen bedurften zwar keiner so energischen Unter stützung wie die seinen, immerhin würde aber eines seiner Augen gläser für heute ausreichend sein, ihm über die größestc Noth hinwcg- zuhelfen. „Also zuerst zu ihm! Das Weitere wird sich finden!" Befriedigt streicht der also Ucberlegcnde sich den Bart und wundert sich nur, daß ihm dieser gute Gedanke so spät gekommen. "Aber nun hinauf!" Mit wenigen Sätzen erreicht er sein Ziel, es ist die Eingangsthür zur Wohnung des Professors Gründlich. Hier macht er „Halt" und während die elektrische Klingel unter dem Druck seiner Finger ertönt, entnimmt er seiner Tasche eine Karte, sie trägt den Namen: „Dr. Walther Amberg." Ach, nun begreifen wir die vorangcgangene Szene und be wundern zugleich die folgerichtige Besorgnis; des Mädchens. Armer, junger Doktor! Könnte sie Dich doch warnen oder Dir von irgend einem guten Geist ein Spiegel vorgehalten werden! ., Doch es geschieht kein Wunder. . Vielmehr naht das Verhäng nis; in Gestalt eines Dieners, welcher dem jungen Doktor, der noch mnmal ordnend über Kravattc und Anzug streicht, die Thür öffnet. Heinrich, dies ist der Name des alten Dieners, macht eine Bewegung, als wolle er die Thür vor dem Draußcnstchendcn wieder Zuschlägen. Beziehung dem Beispiel der freien Republikaner ans den Vereinigten Staaten von Nordamerika folgen, in denen ein jeder Geniestreich seine Bewunderer findet; wenn darüber ein paar Dutzend unbemittelter Familien verzweifeln wollen, so stört das die Seelenruhe des schnei digen Geschäftsmannes in keiner Weise, und die um Hilfe Angcrufenen wenden den Bcdauernswerthcn meist achsclzuckend den Rücken. Im Lande des Dollars gilt einmal das große Wort: Die Dummen (die Ehrlichen) sind für die Schlauen da! Oder sehen wir doch einmal nach unseren westlichen Nachbarn, diesen Kulturträgern oommo il kaut! Wir haben bei uns in Deutschland wahrlich auch unsere Sensations geschichten, aber ist cs bei uns möglich, ja nur denkbar, daß sich eine beträchtliche Anzahl von den Vertretern des Volkes von einem Schwindclunternchmen zu dem Zwecke bestechen läßt, den Mantel des Schweigens über die das Helle Licht der Ehrlichkeit scheuenden un sauberen Unternehmungen zu breiten? Wir haben manche trübe Erfahrungen gemacht, und mancher Biedermann hat sein Zutrauen zu einem malhonncten Kerl recht theucr bezahlt, aber das Acrgste haben wir doch noch nicht erlebt, nämlich, daß sich die Gesetzgebung ganz offen zum Schützer von Schwindelgeschichtcn hergiebt. Das tritt in Paris in der Panamakanalangelegcnhcit jetzt offen zu Tage, und in Amerika lassen sich ähnliche Geschichten an den Fingern herzählcn Mit Moralpredigten wird man Allen denen, die heute bei uns darauf ansgehen, anderen Leuten das Geld abzunchincn, schwerlich das Herz erschüttern; wer sich vor sich selbst nicht mehr schämt, thut das auch vor fremden Leuten bald nicht mehr. Hier empfiehlt sich vor allen Dingen die strengste Bestrafung, keine Berücksichtigung von mildernden Umständen, die bei solchen Geschichten noch viel zu viel Platz greifen. Wie wir Thateu der Rohheit und Vestalität nicht unter irgend welchen Schutz genommen sehen wollen, so soll auch keine Nachsicht für die jenigen Platz greife», die da Treue und Glauben im Geschäftsverkehr absichtlich untergraben. Sächsisches. — Auszeichnung. Dem auf dem Dresdner Bahnhof in Leipzig bei der Bahnmeisterei seit über 45 Jahren beschäftigten Ar beiter Papsch ist vom Ministerium des Innern die silberne Medaille „für Treue in der Arbeit" verliehen und am Sonntag durch den kommissarischen Vorstand des Vezirks-Jngcnieur-Vurcaus Leipzig II, Herrn Betricbsinspcktor von Burchardi, in Gegenwart von Vor gesetzten und Mitarbeitern auSgchändigt worden. — Stadtverordueteuwahl iu Leipzig. Bei derselben, welche am 5. Dezember stattfand, siegte die Liste der vereinigten Ordnungs-Parteien mit 8832 Stimmen über die Liste der Sozial demokraten, deren Kandidaten 5371 Stimmen auf sich vereinigten. Eine dritte Partei, die „Unabhängigen", brachte cs auf 1625 Stimmen. — Schlachthof - Direktor gesucht. Der Stadtrath zu Zwickau hat beschlossen, bereits vvm 1. Juli 1893 an für den noch im Vau begriffenen Schlacht- und Biehhof, welcher vom 1. Oktober 1893 an in Gebrauch genommen werden soll, einen Direktor mit 3000 Mk. Gehalt, Frciwohnnng, Freiheiznng, Be leuchtung und Wasser, nebst, Pensionsberechtigung, anznstellen und hierfür möglichst einen Thicrarzt zu gewinnen. Die Stadtverordneten haben diesem Beschlüsse ziigcstimnit, aber zunächst noch einen Beschluß des Rathcs darüber gewünscht, daß die Anstellung vorerst nur auf ein Probejahr erfolge. — Verschwuudeucr Bräutigam. In Untermhaus bei Gera wollte sich vor einigen Tagen der Bäcker Vollstädt mit der Tochter eines Einwohners verehelichen. Alles tvar für die auf 11 Uhr Vormittags anbcraumte Handlung vorbereitet worden. Vergebens warteten Braut und Hochzcitsgäste auf den Bräutigam, der sich um 10 Uhr entfernt hatte, um angeblich seine Mutter von der Bahn ab- zuholcn. Der Bräutigam ließ sich nicht wieder blicken, so daß die Trauung unterbleiben und die Hochzcitsgäste unverrichteter Sache sich wieder nach Hause begeben mußten. Doch in demselben Augenblick fliegt der Ausdruck des Erkcnnens über sein ehrliches Gesicht, dem ein so tiefer Bückling folgt, daß dem Doktor die übertriebene Höflichkeit anssällt. Als das Gesicht des sich vor ihm Verneigenden endlich wieder nach oben kommt, glaubt er sogar in demselben ein cigcnthümlichcs Zucken zu bemerken. Doktor Amberg's Gedanken sind dadurch abgclenkt und anstatt nach seinem Freunde Günther zu frage», übcrgicbt er dem Diener die für den Professor bestimmte Karte. Heinrich öffnet die Thür zm» Salon und in demselben Augenblick, als der Gast cintretcn will, ist Fräulein Margarethe im Begriff, denselben zu verlassen. Sic stößt einen lauten Schrei ans, als sie des DoktorS ansichtig wird und rettet sich durch einen Scitcnsprnng vor dem drohenden Zusammenstoß. Auf die Gefahr eines solchen schiebt auch der ahnungslose junge Mann das entsetzte Znrückfahren des Mädchens und reicht dieser mit beruhigenden Worten die Hand. Grete, auf diese, wie auf die ganze Erscheinung vor sich nur noch einen halben Blick werfend, springt, indem sie ihre Hände auf dem Rücken versteckt, abermals drei Schritte rückwärts und überläßt sich nun willenlos dem Ansbruch eines erstickenden Lachkrampfes. Der ahnungslose Doktor steht rathlos vor ihr, — da werde" infolge der immer von Neuem losbrcchcndcn Lachsalven gleichzeitig zwei in den Salon mündende Thürcn geöffnet, aus denen Ilse, die Braut und deren Mutter neugierig hcraustreten. Doktor Amberg athmct auf. Er versucht den pcinvollcn Ein druck des Vvrangcgangcncn zn überwinden, indem er Grcte'S jetzt ge mäßigtes, aber noch immer fortdauerndes Lachen ignorirt. Mit ansgcstrecktcr Hand tritt er auf die beiden Damen z», hält jedoch verstört in dieser Bewegung inne, als er bemerkt, wie Ilse die Hände vor das Gesicht schlägt mit dem Ausrufe: „Ach, meine Ahnung!" während ihre Mutter das Taschentuch an die Lippen preßt, indem sie zu ihrer jüngsten Tochter gewendet mit mühsam unterdrücktem Lachen in der Stimme befiehlt: „Grete, geh hinaus!" Diese gehorcht und gleichzeitig tritt Günther, welcher soeben zn Hanse gekommen ist, in das Zimmer. Er sieht den Freund, reißt die Augen weit auf und — „Donner wetter!" — platzt er endlich heraus. Die Fragen, welche sich auf seine Lippen drängen wollen, ver hindert ein einziger Wink seiner Mutter, den er sofort versteht und den bcmitlcidenswcrthcn Freund beim Arm nehmend, führt er ihn in sein Zimmer und direkt vor den Spiegel. Entsetzt weicht der blautätowirte Doktor vor seinem Spiegelbilde zurück und sinkt vernichtet auf einen Stuhl, indem ein Fluch auf die Kurzsichtigkeit seinen Lippen entflicht. Sanitäts-Curfils. Furth, 4. Dezember. Nach Beendigung des vom Hauptmann der Freiwill. Feuerwehr hier, Herrn Bruno Emmrich, ins Leben ge rufenen 3. Sanitäts-Kursus, welcher an 10 Abenden unter Leitung des Herrn vr. inoä. Dürr hier stattfand, wurde heule von Nach mittag 2 Uhr an im großen Saale des Gasthauses „Zum Schweizer hof" in Furth die Schlußübung abgehalten. Unter den zahlreich er schienenen Gästen und Feuerwehr-Kameraden, welche vom Herrn Ge meindevorstand Krämer in der herzlichsten Weise begrüßt wurden, befanden sich die Herren Regierungs-Assessor I)r. Naundorf-Chemnitz, Gemeinde-Aeltcster Fichtner und Feuerlösch-Direktor Schesfler-Auers- walde, Feuerlösch-Direktor Naumann-Furth, Bezirksvertreter Wagner- Chemnitz, sowie viele Gemeinderaths-Mitglieder aus Furth, Glösa, Auerswalde und Hilbersdorf. Herr Or. Dürr begann mit der theo retischen Prüfung der aus 20 Mann bestehenden, den Freiwilligen Feuerwehren von Furth, Glösa, Auerswalde und Hilbersdorf unge hörigen Abthcilung. Der theoretischen folgte die praktische Uebung. Dann begannen die Ucbnngen im Aufheben und Forttragen Verletzter auf improvisirten (sogen. Noth-) Tragen. Zum Schluffe wurde das Kapitel über künstliche Athmnng einer kurzen Besprechung unterzogen und dieselbe dann von allen Abtheilnngcn praktisch zur Ausführung gebracht. Die Ucbnngen gelangten exakt zur Erscheinung und erhielten die Anwesenden in hoher Spannung. — Zum Schluß überreichte Herr Hauptmann Emmrich-Furth dem Leiter des Kursus, Herrn Ür. inack. Dürr, als Zeichen des Dankes und der Anerkennung für gehabte Mühewaltung mit geeigneten Worten zwei mit Widmung versehene Wcinkühler. Den Dankcsworten schloß sich auch Herr Feuerlöschdirektor Scheffler-Anerswalde voll und ganz an. Herr vr. Dttcr gelobte dankbaren Herzens, auch fernerhin dem Sanitätswescn seine Aufmerksamkeit widmen zu wollen. Aus de» Rathö-Plettin-Titz««ngett vom 17. Noveinbcr bis 1. Dezember d. I. Nosenplah. Wegen Nnmmcrirnng der Häuser desselben traf der Nath die erforderliche Bestimmung. Zirkus Busch. Der Bescher de? Zirkus Busch halte bekanntlich um die Genehmigung zur Abhaltung von Vorstellungen für Mai nächste» JahreS »achgcsncht und auch erhalten. Das erneute Gesuch desselben, de» Beginn dieser Vorstellungen ans Anfang September k. I. verlegen zu dürfen, fand ebenfalls die erbetene Genehmigung, da prinzipielle Bedenken in keiner Meise entgegcnstehc». Wuhlthätige Stiftung. Betreffs eines auf Grund lctztwilligcr Ver fügung erfolgten Schenkung des verstorbenen Maschincnfabrikanten Herr» Ernst Julius Sch fcr t der Stadtgcuicindc überwiesenen Kapitals beschloss der Nath in Gemäßheit eines diesbezüglichen Vorschlags, die Zinsen desselben zur Unter stützung verschämter Arme» zn verwenden und mit der Vcrthcilnng derselben eine» besondere» Ausschuß z» beauftrage». Kaiser Wilhelm-Denkmal. Der Vorschlag der vereinigten Ausschüsse für das in unserer Stadt zn errichtende Kaiser Wilhelm-Denkmal, als Platz für di- Aufstellung desselben den Marktplatz zn wählen, sanv uuter Vor behalt der Zustimmung des Stadtvcrordnetcn-KollegiumS die Genehmigung des Nathcs. Auf diesem Platze war bekannttich ursprünglich die Errichtung des unter Beihilfe der Stadtgemeinde ans den Mitteln des sächsischen Knnst- sonds und des hiesigen Verschönecungsvcrcins herzustctlenden monumentalen Brunnens mit der Statue der „Saxonia" in Aussicht genommen. Da dieser Prachtbrunucn aber nach einer neuerliche», unter Zustimmung des königl. Ministeriums des Innern und de» Vorstandes des VcrschöucrungsvercinS im Name» desselben getroffene» Vereinbarung auf dem Noßmarkte seinen Standplatz erhalten soll, so richtete man sein Augenmerk für einen geeigneten Platz zur Aufstellung des Kaiser Wilhelm-Denkmals ans dem somit zur Ver fügung stehenden Hanptmarkt und dürfte gewiß hiermit eine sehr günstige Wahl getroffen haben. Schulwesen. Aus Antrag des Schnlansschnsscs soll ein Neudruck der Schulordnung und des Regulativs für die Fortbildungsschulen inner Berück sichtigung der feit der letzten Drucklegung gemachten Erfahrungen und Ei'n- sngnng der hierdurch angezcigten. bcz. bereits beschlossenen Acndernngcn »nd Ergänzungen veranstaltet werden. Die von dem AnSschnsse hierüber ansge« arbeitete und dem Nathe unterbreitete schriftliche Vorlage fand durchgängig die Genehmigung desselben. Vcrlättgernng der Schulferien abgelchnt. Nach eingehender Er- örlcrung aller hier einschlagcndcn Verhältnisse lehnte der Nath ans Antrag des Schnlansschnsscs das Eingehen ans die von den Direktoren der hiesige» Bczirksschnlen gegebene Anregung ans Verlängerung der sogenannten große» oder Somnicrscricn von jetzt ll ans 4 Woche» ab, da dieselbe wohl kaum de» Wünschen der Mehrheit der hier in Betracht kommenden Elter» schulpflichtiger Kinder entsprechen würde. „Licbesrausch, mein guter Junge", murmelt Günther, indem er zur Klingel greift, deren Ruf den Diener nach wenigen Augenblicken hcrbcisührt. „Haben Sie mich etwa in diesem Zustande bei dem Professor angemcldet?" fährt zuerst Doktor Amberg ans Heinrich los. „Ich habe, ja — ich dachte —" Der Doktor sprang ans: „Mein Gott, Mensch, Sie sind ja aber —" „Na, na," fiel Günther jetzt beschwichtigend ein, „er konnte doch nicht wissen, Walther, was Du bei Papa vvrhattcst. (Bei diesen Worten huschte über das Gesicht des Dieners ein schlaues Lächeln.) Wer weiß, ob der, wenn er Dich sehen könnte, nicht ein höchst inte ressantes Stndienvbjekt an Dir finden würde." „Ja," jammerte der Doktor, „wer den Schaden hat, darf für den Spott nicht sorgen. O, könnte ich mich doch jetzt noch ans dem Staube machen. Ucbrigens, Günther, Dein Vater wird so wie so bald genug erfahren, welche unfreiwillige Komödie ich soeben gespielt habe, dafür bürgt mir schon die Grete. Es wird also das Gc- rathcnstc sein, ich verschwinde vvm Schauplatz und Du entschuldigst mich. Denn vorläufig ist mir aller Muth verloren gegangen, mein heutiges Vorhaben ansznführcn, und die Freude an demselben soll mir erst wicdcrkchrcn." „Aber Mensch," unterbrach Günther den Freund, welcher nach einem Hute griff, „Du wirst doch mit dieser Bemalung, welche ei» Ctown im Cirkus nicht possenhafter erfinden konnte, nicht ans die traße gehen wollen?" „Auch wahr," gab Walther nach kurzem Besinnen zu und den Befehl: „Terpentin, Heinrich," welchen der Freund dem Diener soeben zuricf, wahrnchmcnd, seufzte er rcsignirt: „Nim meinetwegen, mögt Ihr den Doktor der Chemie einer chemischen Reinigung unterziehen, so lange Ihr wollt; ich habe nichts mehr cinznwcndcii." „Es bleibt Dir auch wirklich keine Wahl," rief Günther, „jetzt aber erzähle mir, wie Du cs angcfangen, Dich in eine solche Karri- katnr zu verwandeln. In der That, Ilse hatte allen Grund, ihr Antlitz vor Dir zn verhüllen, denn Du bist der reine Blaubart." Während Walther der Aufforderung seines Freundes nachkam, hatte Heinrich seine Mütze ergriffen, um zum Drogncnhändlcr zn eile», als die Klingel von Neuem ertönte. Diesmal war cs Herr Kurze, der vor dem Diener stand und nach erfolgter Unterredung mit dem selben in den Salon, in welchem vor wenigen Minuten der merk würdige Auftritt stattgcfnndcn, eingelassen wurde. (Fortsetzung folgt.)
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