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Sächsischer Landes-Anzeiger : 08.12.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189212080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18921208
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18921208
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-12
- Tag 1892-12-08
-
Monat
1892-12
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 08.12.1892
- Autor
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Nr. 385. — Donnerstag, 8. Dezember 1892. — IS. Jahrgang. Beilage zu Sächsischer Landes- Anzeiger Verlag von Alexander Wiede in Chemnitz, Theaterstraße k». (Chemnitzer General-Anzeigers Zur ue»mr Heeresorgaulsatiou. Chemnitz, den 7. Dezember. Im Reichstage ist sofort nach der ersten Berathung des Reichs- Haushaltes, in welcher bekanntlich schon die Militärvorlage in ihren Hauptgesichtspunkten eifrig erörtert wurde, eine Verhandlung darüber eingeleitet worden, was von der neuen Hceresorganisation zu retten sei. In den Debatten der vorigen Woche ist wiederholt im Parla ment betont worden, daß eine Einführung der zweijährigen Dienstzeit mit den damit verbundenen Kosten ohne Weiteres die Zustimmung des Hauses finden würde. Was ein Mehr anbetrifft, so sind darüber keinerlei bestimmte Auslassungen ^zu Tage getreten, aber cs ist auch anzunehmen, daß um einige Millionen darüber kein hervorragender Streit entstehen würde. Nur bis zur Höhe von 66 Millionen Mark pro Jahr, welche Summe die Militärvorlage in ihrer heutigen Form beansprucht, erstreckt sich die Bewilligungsfreudigkcit der Reichstags- Mehrheit noch nicht. Wenn in manchen Zeitungen zu lesen ist, daß überhaupt im Reichstage keine Neigung vorhanden ist, über die streitige Frage zu einem Einvernehmen zu kommen, so ist diese Be hauptung unzutreffend. Es sind eben Besprechungen thalsächlich cin- gclcitet, welche die Herbeiführung eines Einverständnisses betreffen. Im Reichstage müssen sich die Parteien der Dcutschkonservativcn, der Freikonservativen, der Nationalliberalcn und ein starker Theil der Zentrumsfraktion zusammenthucn, wenn eine Mehrheit überhaupt gebildet werden soll. Auch in diesen Parteien steht noch eine beträchtliche Zahl von Abgeordneten dem ganzen Rcformprojckt, wie es heule vorlicgt, wenig geneigt gegenüber. Es handelt sich nicht nur um die Unkosten, sondern auch um das Prinzip der zweijährigen Dienstzeit, das be sonders in den konservativen Reihen nicht überall Zustimmung findet. Die Zahl derjenigen Abgeordneten, welche aufrichtig auf der Grund lage dieses Gesetzentwurfes eine Einigung mit der Rcichsrcgicrung wünscht, ist somit beschränkt, um so eifriger ist indessen ihre Thätig- keit. Eingeschränkt wird dieselbe wesentlich noch dadurch, daß man nicht weiß, in wie weit der Reichskanzler Graf Caprivi bereit ist, ein praktisches Entgegenkommen zu zeigen. Bisher hält die Reichsregierung natürlich an der ursprünglichen Fassung der Hceresorganisation fest, und erst in der Kommission, welche die Spezialbcrathung des Ent wurfes übernimmt, wird sich zeigen, was von beiden Seiten zn er warten ist. Die Abgeordneten, deren Bemühungen auf die Herbei führung eines Kompromisses abzielen, rechnen trotz der Schwierigkeit 'hrer Aufgabe heute ziemlich zuversichtlich auf ein Gelingen ihrer Arbeit; die Hoffnung auf dies Gelingen erwächst in der Hauptsache wohl daraus, daß beim besten Willen sonst nicht abzuschcn ist, wie die Vorlage zu Staude kommen soll. Die un veränderte Annahme ist nach allem menschlichen Ermessen aus geschlossen, hierin könnte nur eine direkt bedrohliche Stellung von Frankreich oder Rußland gegenüber Deutschland eine Aendcrung Hervorrufen, und cs ist doch wohl nicht anzunehmcn, daß bei einem von unseren Nachbarn in ganz kurzer Zeit eine solche Haltung Platz greifen wird. Löst die Rcichsrcgicrung den Reichstag auf, wenn er die Annahme des Entwurfes verweigert, so ist vorauszusehen, daß die Ncnwahlen keine wesentliche Acnderung in der Parlaments- zusammensetzung hcrvorbringen werden. Das sagt sich auch wohl der Reichskanzler selbst, der bei der Einbringung der neuen Militärvor lage im Reichstage selbst erklärt hat, er wolle weder mit dem Säbel rasseln, noch einen Krieg an die Wand malen. Diese Worte zeugen, so sagt man sich im Reichstage, von einer sehr ruhigen Auffassung der Tinge, und man folgert daraus weiter, der Reichskanzler werde erkennen, daß er nur dann etwas erreichen kann, wenn er die Forder ungen ans das Aeußerste beschränkt. Diesmal kann nicht das Nütz- Frisch gestrichen! Humoreske von L. Hardtkc. (Fortsetzung). (Nachdruck verboten). Heinrich hatte Befehl von dem jungen Herrn, jede Störung fern z» halten, und lehnte deshalb Herrn Kurzes Begehren, zu demselben geführt zu werden, mit dem Bedauern ab, daß derselbe jetzt für Nie mand zu sprechen sei. Darauf hatte Herr Kurze mit einem vcr- ständnißvvllen „Glaub's schon, melden Sic mich also dem Herrn Pro fessor," geantwortet. Dies zu thun vergaß Heinrich aber im Drang der Geschäfte. Professor Gründlich war soeben mit seinen Studien zu dem ge wünschten Resultat gelangt und erhob sich befriedigt von seiner Arbeit, denn er liebte es nicht, auf halbem Wege stehen zn bleiben. Jetzt cntsann er sich auch,, daß Heinrich vor Kurzem eine Karte bei seinem Arbeitsplatz niedergelcgt. Er warf einen Blick auf dieselbe und rief: „Ah, Walther, mein lieber Sohn!" und mit den Worten „die armen Kinder, sie mögen schon vor Sehnsucht nach einander vergehen," verließ er eilig sein Zimmer. „Oder ob sich die jungen Leute mein kurzes Zögern etwa schon zu Nutze gemacht haben und beieinander sitzen, als ob bereits Alles im Reinen sei? Ich will doch einmal sehen, ob ich mein scheues Vögelchen, die Ilse, nicht schon im Salon treffe." Mit diesem Ge danken trat er in denselben ein. Verwundert blickte er um sich. — Wo war der Angemeldete und wie kam jener Mann hierher, welcher dort am Fenster stand, den breiten Rücken dem Zimmer zukehrend, während seine Finger wie im Acrger gegen die Scheiben trommelten? Der erstaunte Professor trat näher und blickte bei einer schnellen .Wendung des Anderen in das geröthete Gesicht desselben — cs war Herr Kurze, der nun, jede Begrüßung vergessend, erregt herausfuhr: «Ihr Herr Sohn ist für Nieinand zn sprechen, wie ich höre, — glaub's schon — mag ihm wohl etwas schwer fallen das Sprechen — nützt ihm aber Alles nichts, bezahlen muß er den Schaden doch — verlangte deshalb eine Unterredung mit Ihnen —" sprudelte es in abgerissenen Sätzen von den Lippen des Athemlosen. Der Professor hatte eine Hand erhoben, gleichsam als könne er den Redestrom des Anderen hemmen. Er versuchte seine Gedanken vorläufig mit Gewalt von der Frage abzulcuken, wie cs zugegangen, wenn die Anmeldung mittelst der Karte, welche seine Hand in der Rocktasche umklammert hielt, sich auf den vor ihm Stehenden bezogen haben sollte und wendete sich jetzt aufmerksam Herrn Kurze zu. „Zunächst seien Sie begrüßt und bitte, nehmen Sie Platz, dann haben Sie die Güte, mir den Grund Ihrer Erregung in Ruhe vor zutragen und mich wissen zu lassen, in welcher Verbindung dieselbe mit meinem Sohne steht." „Nun, das sollten Sie ihm doch wohl unschwer von dem Rücken ablesen können," ries der empörte Hauswirth, ohne der sreundlichen liche in Betracht kommen, sondern nur das Nöthige. Dieser Grund satz erscheint insofern noch mehr berechtigt, Anerkennung zu finden, als der deutsche Reichskanzler, der doch recht gut weiß, daß cs mit unseren wirthschaftlichcnVerhältnissennichtzumBestcnbestellt unddaßinderFinanz- vcrwaltung Schmalhans Küchenmeister ist, zugleich ein sachkundiger Militär ist, welcher die ganze Armcercform nicht nur als Soldat, sondern auch als Staatsmann und Politiker betrachtet. Die Ansprüche der Militärs haben mit der Staatskunst und einer weisen Politik sehr oft in Widerspruch gestanden; man braucht nur an den Zwist zwischen Fürst Bismarck und Graf Moltke während der Friedcnsverhandlungen von Nikolsburg im Jahre 1866 zu denken, und auch während des letzten Friedensschlusses haben sich zwischen militärischen Rücksichten und Staatskuust mancherlei Differenzen ergeben. Wesentlich anders liegen aber die Dinge heute auch nicht. Damals sprach die Militär verwaltung im Interesse eines sicheren Schutzes der Heimath, und damals drangen Staatskunst, wie Politik darauf, die Dinge nicht auf das Aeußerste zu treiben. Heute stehen sich militärische Ansprüche und wirthschaftliche Leistungsfähigkeit gegenüber. Man kann wünschen, daß auch hier nach dem alten drastischen, aber so unendlich wahren Worte gehandelt werden möge, das da lautet: „Man soll nicht hören eines Mannes Rede, man soll sie hören alle Beede!" Deutscher Stzichstng. 9. Sitzung vom 6. Dezember 1892. ' 1'/« Ubr. Am Bmidesraikstische: vo» Bötticher. Das Hans ist mir inäßia besetzt. Ans der TcisieSordniinq steht eine Interpellation der Zentrums Partei, welche sich für eine Nesorin der Handwerksacictzaebiing ansspricht, und zwar hinsichtlich der Negclnna des Lehrlinaswcscns n»d des Ausbaues der Lnnilugcn, sowie bezüglich der Regelung des WeienS der Abzahlungsgeschäfte und des Hausirhandcls. Abg. Hitze (Zlr.) begründet zunächst die Interpellation bctr. der Regelung deS LchrliugswcscnS und des Ausbaues der Jinuuigc». Die vom Herrn Staatssekretär des Innern i»»ce dem 29. November 1891 gegebene Zulage, welche übrigens die Hanplwüusche des Handwerkerstandes auf Eissührung des NefühigungnachweiscS und der obligatorischen Innungen unberücksichtigt ließ, ist bis heule noch unerfüllt- Wir fragen deshalb, wann und was in dieser Beziehung geschehen wird, wollen aber damit keineswegs ans die schon erwähnte» Hauptsorderinigen des Handwerkerstandes verzichte». Die Lage des Handwerkes ist eine bedauerliche, und auch mit den Junnngen kan» cs nick» so, wie bisher, weiter gehen Es ist doch ein Widerspruch, daß man die Innungen heule als öffentliche rechtliche Korporationen anerkennt, »ud ihnen schwere Pflichtet, auserlegt hat, während ihnen die zu», gedeihlichen Wirken erforderlichen Neckte vorenlhalten werde». Tie Handwerkerkainniern, welche der Herr Staatssekretär s. Zt. in Aussicht stellte, könne» unr die Thäligkeit der Innungen ergänzen, nie aber dieiclbcn ersetzen. Hoffentlich kommt die er wähnte Vorlage noch vor der Auslösung des Reichstages, vo» welcher man ja jetzt so viel sprechen hört. Staatsickrelär vo» Bötticher: Der Herr Vorredner bezeichnet jetzt meine Darlegungen vom 24. November v. I. nicht als genügend, als ich die selben that, war man aber auf der rechte» Seile dcs.HanseS und auch in der Zcntiiunspartei davon befriedigt, nur ans der linken Seite des Hanses wurde» entgegengesetzte Acubernngcn laut. Ich kann unr versichern, daß die ver bündeten Negierungen im letzten Jahre nicht müßig gewesen sind; die Orga nisation deS Handwerkerstandes hat de» Gegenstand eingehender Erwägungen und Erhebungen gebildet, allerdings hat eine definitive Vorlage bisher noch nicht ausgestellt werde» können. Beabsichtigt ist die Organisation des gc- snmttiicn HaudwcrkcS mit Hilfe der Handwcrkcrkammcr». Diese Kammern, vo» welche» wir uns sehr viel verspreche», solle» obligatorische Befugnisse hinsichtlich der Beaufsichtigung tes LehrlingSweiens, der Abgabe von Gut- achten, der Berichterstattung re- erhalle», dazu auch »»»fassende fakullalive Befugnisse, namcnllich auch- in Bezug ans Einsetzung vo» Prüfungsausschüssen und dcrgl. Es besteht bei den verbündete» Negierungen in keiner Weise das Bestreben, die Innungen ans der Welt zn schaffet« oder ihnen das Leben zn erschweren. Im Gcgenlhcil, wir «volle» sie »ach Möglichkeit gckräftigt sehen. Zn den Fragen der Interpellation haben die verbündeten Regierungen »och leine definitive Stellung genommen, da eben »och keine Vorlage getnacht worden ist. Ich bitte, zur gründlichen Vorbereitung einer solchen uns die genügende Zeit zn lassen. Aufforderung, einen Stuhl anzimchme», nachzukommcn. „Aber freilich," fuhr er in sarkastischem Tone fort, „der junge Herr hat sich wohl schwerlich bei Ihnen anmelden lassen, gegen diese Knklngheit mag ihn noch der letzte Nest von Besinnung geschützt haben. Denn über einen kleinen Nest derselben hatte er höchstens noch zu verfüge», das beweist die brutale Zerstörung der Wandfläche neben meiner Eingangsthür." „Soviel ich aus Ihrer Rede vernehmen kann," erwiderte der Professor, „handelt cs sich um eine Sachbeschädigung in Ihrem Hause; auf Grund welcher Beweise dürfen Sie aber wagen, meinen Sohn als Urheber derselben zu beschuldigen?" „Haha," lachte Herr Kurze gezwungen, „ich kann alle Ihre Zweifel genügend zerstreuen, mein Herr, denn auf meine Augen kann ich mich noch gar zu gut verlassen! Hören Sie also: Ich ging vor etwa 10 Minuten zu dem wenige Häuser entfernten Briefkasten. Als ich mich zurückwendete, sah ich Ihren Herrn Sohn von der ent gegengesetzten Seite her in mein Haus hincingehcn. Bei meinem Fortgang war mein Auge mit stolzer Freude über die Wände des wohlgclungencn Treppenhauses gewandert, Alles war in bester Ordnung, während ich bei meiner Rückkehr, also etwa drei bis fünf Minuten später, den erwähnten Schaden vorfand, den kein Anderer als Ihr Herr Sohn angerichtct hat. Denn wie gesagt, ich sehe und erkenne noch sehr gut. Zum Uebcrfluß hörte ich ihn aber auch noch die Treppe hiiiaufgchen, als ich am Fuß derselben ankam und vernahm deutlich, wie er den Schlüssel im Schloß umdrehte und die Thür zuschlug." Jetzt riß dem Professor die Geduld, das war ja eine unglaub liche Schmach, die Günther ihm angcthan haben sollte, er konnte noch immer nicht daran glauben. Oder sollte dieser Tag, der dem Glück und der Freude bestimmt war, ihm eine» Verdruß bringen, wie er ihn noch niemals kennen gelernt? Günther, der nüchterne Mensch, sinnlos betrunken und noch dazu ain Vormittage? Der Professor, von diesem Gedanken gequält, sprang heftig auf mit den Worten: „Was Sie mir da gesagt habe», Herr Kurze, werde ich prüfen,-denn überzeugt haben Sie mich keineswegs — jedenfalls — insofern Ihre Anklage Grund und Boden hat — halte ich mich ver pflichtet, für den Ihnen erwachsenen Schaden anfzukvmmcn." „Wird schon stimmen, bin meiner Sache zu gewiß," behauptete Herr Kurze zum Aerger des Professors hartnäckig, um sich alsbald zu empfehlen. Der Zurückblcibende dnrchmaß mit großen Schritten das Zimmer. Er hatte die Arme verschränkt und auf der gesenkten Stirne zogen sich drohende Falten zusammen. Plötzlich, seine Unruhe nicht länger bemeistcrnd, setzte er die Klingel in Bewegung und riß gleichzeitig die Thür nach dem Kor ridor auf und zwar in demselben Augenblicke, als der Diener, mit der Terpentinflasche in der Hand zurückkehrcnd, an der geöffneten Thür vorüber in das Zimmer des jungen Herrn eilen wollte. „Halt", donnerte der Professor den bestürzten Diener an, „ist mein Sohn in seinem Zimmer?" Heinrich, der Befehle des jungen Herrn eingedenk, senkte de» Kopf und suchte nach einer Antwort. Abq. vr. Buhl (ucitlib.): Die Einfülir«»ig vo» Zivanastiniitiige» ist kßr meine Partei »»ai»iek»iibar, da «vir überzeugt sind, daß das Handwerk davon keinen Nutzen, sonder» »nr schwere Belästigung hat. Für Ha»dwerkcrkaii»»rrn würden wir cintrctc», doch darf der Rahmen derselben nicht zn eng gezogen und innß vielmehr das gesainmte Kleingewerbe z>tsa»»»engesakt werden. Die Hauptsache der »c»e» Organisation wird die Regelung des LebrlitigsweseiiS sei», denn nur durch eine tüchtige Lchrlitigserziehinig kan» das Handwerk noch etwas erreichen Im Großbelricb verschwindet der Lehrling bereit- und wird zn», jugendliche» Arbeiter. I» meiner Heimath ha« sich in dieser Beziehung die Thäligkeit der Gewerbcvereine als sehr nützlich erwiese». Wir sagen also, keine Zwangs»,nnngeti, sondern mir gründliche Lehrlingsausbildung Mid Lchrlitigserziehinig kann dem Handwerk tielfe». Abg. Ackermann (ko»s): Die vorjährige Erklärung deS Herr» Staats sekretärs hat in den Haudwerkerkreisen wegen der »»bedinge» Ablehnung der Forderung »ach Einführung des BesähigiiiigSiiachweiseS große Mißstimmung hervorgeriiseii und die Ankündigung einer neuen Organisation, der Handwerker- kaninier», hat diese Mißstimmung nicht beseitigt- Durch die geplanteUcbcrtraginig der Beanssichiigtiiig des Lehrliugswesens ans die Handiverkerkammer» würde» den Innungen wichtige Koinpctenzen genommen. Das wäre zn bedenken. Vor Allem wird cs sich aber dann» Handel», welche Kosten solle» den» de» Jiiiiinigcn durch die Handwerkerlainmer» erwachsen und welch« Gerechtsame sogen von den Innungen aus die Haiidmerlerkaiiimerii übergehen? Die »ene Vorlage wird ja, wen» sie kommt, auch vo» nns gewissenhaft geprüft werden, aber ich kann heute schon sagen, daß meine politische» Freunde nicht geneigt sind, einer neuen Organisation des Handwerks ans Kosten der Jnnnuge» zw znstimnie». I», Königreich Sachsen bestehen heute bereits Ge verbekannnern, die sich ja auch bewähre», aber sie werde» doch nur i» Verbindung mit den Handelskammer» zur Abgabe vo» Gntackte» benützt. Ich muß cS ansrichlig Vellage», daß die vom Herrn Staatssekretär angekündigte Gesetzesvorlage aller Wahrscheinlichkeit nach i» dieser Session nicht mehr a» den Reichstag gelangen wird. Die Handwerker würden da»» doch wenigste»» de» guten Wille» der Reichsrcgiernng sehen, ihnen zn helfen. So, da gar nichts kommt, »i»ß die Mißstimmung in den Handwerkerkreise» naturgemäß iminer mehr wachsen Staatssekretär von Bötticher: Die verbündeten Negierungen sind ge wiß bereit, im Interesse des Haiidwerkes zu ihnen, was sie könne», aber es handelt sich hier erwiesenermaßen »m eine Materie, die recht große Schwierig keiten bietet, wenn man nicht einfach ans das Rezept: Befähigungsnachweis und obligatorische Innung schwört. Dieses Rezept hat aber auch anßer- ordentlich zahlreiche Gegner im Handwerk. Die Rekle der Jnmingen sollen durch die Handwcrkctkamiiiern nicht eingeschränkt werde»; es soll »nr auch für diejenigen Handwerker, welche nicht i» de» In»»»»«» veitretcii sind, eine Organisation geschaffen werde». Die bezügliche Vorlage soll so bald, wie möglich, a» den Reichstag kommen. Abg. Nickert (sieis.): Ich »»iß offen gestehe», daß ich i»ir ans Grund der Mitlhciliingc» des Herr» Staatssekretärs schlechterdings noch kein Bild vo» de» geplante» Haiidwerkerkaiumcrn mache» kan». Sollen dieselbe» »eben den Jininngeii stehe», dieselbe» ersetze», oder solle» sic über denselben stehe»? Nachdem die verbündete» Regierungen sich einmal gegen Zwangsliinnugen und gegen Bcsahigungsuachwcis ansgesprochc», hätte» sie auch daraus ver zichten solle», die Zünftler, die doch im Handwerk die Minderheit bilden, durch Brocken zu befriedige». Die Zünftler sind doch nicht znfliede». Wie weit mit der Beoorrechtnng der Jnnliiigen gegangen wird, beweist der Fall der Berliner Gastwirthsinnnng, zn deren Giinste» die sämmtliche» Berliner Gasiwirthe belastet werde», obgleich der Jiinnng »nr wenige Wlrthe angchörcn. In Leipzig hat die Barbicrinnnng Maxinialpreise aiifgcstellt, und die Kreishaiiptmainiichaft hat Beschwerden, die hierzu erhoben sind, abgclehnt. Sogar der „Krcnzztg." ist das danials zu viel gewesen. Zn solchen Zuständen kommen wir init solchen Gesetzen. Das Handwcr hat immer noch einen goldene» Bode», aber »nr wenn es sich i» voller Freiheit entwickeln kann. Jiiiiinigeu nützen gar nichts. Preußischer Haiidelsunnisler Freiherr von Berlepsch stellt eilüge vom Abg. Nickert über die Berliner GastnürthSininiiig gegebene» Zahlen richtig. Tie Vorlage belr. die Handwerkerkaiinner» ist allerdings i» der Aus arbeitung begriffen. Bei den, heutigen Stande der Dinge konnten aber »nr die allgemeine» Umrisse gegeben werde». Ich hoffe auch, dieselben werden vor der Hand genüge». "Abg. Mctzner (Ztr.): Für das Handwcrk »i»ß ünkedingt >i»d schnell etwas geschehe», iiaiiicntlich angesichts deZZcrsetziiiigsprozcffes im wirthschäst» liehen Leben und des lawinenartig aiischwcllenken Prolelariais. Eine krast- volle Organisation des Handwerks ist dringend erforderlich; eü skoimnt nicht sowohl anf die Form dieser Organisation, als darauf an, daß dieselbe de;» Handwcrk Schutz gewährt. In dieser Hinsicht besteht in Handwcrkerkreise» allerdings wenig Vertrauen zn der vo» der Negierung i» Aussicht genommene» Organisation durch Handwerkcrkaniinern. Abg. Aner (Soz.): Gerade miter dem Zünftlerthin» ist cs »nt dem Lchr- „Sic schweigen? Was haben Sie für einen Grund, mir die Antwort zu verweigern?" rief der erzürnte Gelehrte und fuhr dann fort: „Ich frage Sie »och einmal, finde ich meinen Sohn in seinem Zimmer, oder geht dort etwas vor, was mir verborgen werden soll?" „Gnädiger Herr," stotterte der geängstigte Diener, „ich darf nicht —" „Ah!" seufzte der alte Mann tief und schwer, „also doch! Schweigen Sic nur, ich weiß ohnehin schon genug, Herr Kurze hat mir bereits das Vorgefallene mitgetheilt. Aber noch Eins: Sie haben mir vorher eine Karte gebracht, wo ist der Eigcnthümcr derselben und ist er überhaupt hier?" „Jawohl," berichtete Heinrich, „der Herr Doktor Amberg kam fast zugleich mit dem jungen Herrn und ist bei demselben im Zimmer." „Der Brave, die Entscheidung seines Lebcnsglückcs schiebt er hinaus, um dem unwürdigen Freunde beizuspringcn und mir'wo möglich den Kummer der Entdeckung zu ersparen," flüsterte der in sich zusaininengcsimkcnc Professor. Jetzt fiel sein Blick auf die Flasche in Hcinrich's Hmid und anf dieselbe hinweisend, fragte er laut: „Was haben Sie denn da?" „Terpentin," gnädiger Herr," stammelte der Gefragte. „Terpentin?" höhnte der Professor, „dem wird wohl schwerlich die Kraft innewohnen, die Flecken von einer besudelten Hausehre ab zuwaschen, ebensowenig als cs gelingen wird, einen Berauschten durch denselben wieder zu Sinnen zn bringen. Ich hätte Sie wahrhaftig für klüger gehalten, Heinrich, ein saurer Hering hätte den Schaden schneller beseitigt." „Ein saurer Hering?" — Heinrich stand wie versteinert und starrte seinen Herrn verständnißlos an, indem er ungläubig mit dem Kopfe schüttelte. Ucbrigcns kannte er denselben in seinem heutigen Zorn kaum wieder, niemals hatte er ihn ähnlich gesehen und es war ihm unbegreiflich, wie der mehr komische als ärgerliche Vorfall, von dem sein Herr, wie er ja selbst sagte, schon unterrichtet war, eine so hochgradige Verstimmung bei demselben Hervorrufen konnte. Aus diesem Gcdankengang weckte ihn jetzt die zitternde Stimme des erregt aus und ab Schreitenden. „Kommen Sic, Heinrich, ich will mir die Dinge für heute wenig stens ans der Ferne mischen, abrcchncn können wir morgen. Sie werden zu meinem Sohne hiiieingchcn, ich bleibe zwischen Thür und Portiere n»d werde nur einen Angcnbl ck nöthig haben, mich zu orientircn, gehen Sie jetzt voran." Heinrich, am ganzen Leibe zitternd, rührte sich nicht von der Stelle. „Gnädiger Herr, ich habe Befehl —" „Sie haben Befehl mir zu gehorchen, verstanden?" Er mußte es wohl verstanden haben, der Acrmste, dessen Schultern eine so große Last von Verantwortung drückte, denn er folgte seineni voraneilenden Herrn mit heftigen Schritten nnd öffnete, bei Günther s Zimmer angclangt, ohne Widerstreben die Thür zu demselben. (Forisetzmig folgt) ...
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